Schloss - Maison de la France

Rebellen, aber höfliche Menschen
In der Provence des 12. und 13. Jahrhunderts setzte sich ein neuer Stand durch, den man die
Ritter (bzw. das Rittertum) nannte. Der Ritter, der die Gewalt besaß, legte einen Eid ab, der
besagte, dass er mit seinem Schwert nur die Schwachen verteidigen werde. Er schwor den
Frieden Gottes zu verkünden, die Frauen, den Klerus und die Bauern zu achten. Große Bedeutung
wurde nunmehr der Kultur beigemessen, die von den die Provence bereisenden Troubadouren
verbreitet wurde.
Der Ruhm der Adligen von Baux de Provence ist mit demjenigen der Poeten, Musiker und Sänger,
die in diesen Kriegszeiten ein wenig Menschlichkeit einführten, verbunden. Die Adligen nahmen
an den Spielen teil und begeisterten sich für Poesie-Wettstreite. Diese rauen Männer der
Waffenkunst verfassten und hörten gerne Hirtenlieder, Dialogreime (Satirestrophen), Balladen,
provenzalische Poesie mit aktuellen Themen oder Lieder. In den Minnehöfen schmiegten sie sich
bei galanten Unterhaltungen an die schönen Burggräfinnen, wo die Damen in Fragen der
Galanterie und Liebesfragen Entscheidungen trafen und provenzalische Poesie-Preise verliehen.
Im 12. Jahrhundert verlief die schöne Jahreszeit auf diese Weise zwischen kriegerischen Ausritten
und höfischen Festen. Die Troubadoure und ihre Damen schufen einen neuen Wertekodex,
indem sie in den Midi-Höfen die Vorliebe für Gesang und Tanz einführten. Bei der umworbenen
Dame handelt es sich immer um eine verheiratete Frau. Das Geheimnis der beiden, von dem Bote
und Wachposten Kenntnis haben, stellt die Voraussetzung der höfischen Liebesbeziehung dar.
Aber die Furcht ist aufgrund der Anwesenheit von Spionen (Lauzangiers), der eifersüchtigen
Bösewichte, die bereit sind, den Dichter und seine Angebetete an den Ehemann zu verraten,
durchaus auch vorhanden.
Die Troubadoure, bei denen es sich um Liedermacher handelt, verherrlichen in ihren Liedpoesien
(dem canto) die Hohe Minne, die Liebe für die Dame; sie wird als Vollendung der Seele und des
Herzens des Ritters aufgefasst. Sie sangen über einen langen Zeitraum von den jungen Mädchen
der Adligen von Baux, die Azalaïs, Douce, Fanette und Passerose hießen, Vornamen, auf die man
in der Provence auch heute noch trifft.
Die Zerstörung
Alix de Baux, die Alleinerbin des Baux-Lehens, vererbte aufgrund ihres Testaments ihren
Landbesitz an einen entfernten Verwandten, den Herzog von Andria. In der Folge von
Belagerungen und Kriegen fiel das herrschaftliche Gebiet aber in das Erbe von René d’Anjou. Im
Jahre 1481, beim Tod des „Guten Königs René », dem letzten Grafen der Provence, werden die
Baux’ dem Königtum Frankreichs angegliedert. Ludwig XI. zerstörte die Zitadelle.
Das herrschaftliche Gebiet wird nun in eine Baronnie (Herrschaftsgebiet) umgewandelt und den
treuen Dienern des Königs von Frankreich als Zeichen der Anerkennung übergeben. Der
berühmteste unter ihnen bleibt der Herzog, Connétable Anne de Montmorency, Jugendfreund
von Franz dem Ersten. Er restauriert das in Ruinen liegende Schloss und führt die Architektur der
italienischen Renaissance in der Provence ein.
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