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Ökonomisierung der Sozialarbeit

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<strong>Ökonomisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialarbeit</strong><br />

Eine Untersuchung des österreichischen Fachdiskurses<br />

entsprechenden Fachpublikationen (vgl. Daumenlang/Palm 2000 u.a.) wurde das allgemeine<br />

privatwirtschaftliche Managementkonzept für den Sozialbereich adaptiert. Darüber<br />

hinaus verläuft <strong>der</strong> Anstieg parallel mit <strong>der</strong> Implementierung diverser Sozialmanagement-<br />

Fachhochschulstudiengänge in Österreich (vgl. Gruber 2004). Diese erfreuen sich zurzeit<br />

großer Popularität und verleihen dem Begriff neben seiner konzeptuellen auch eine institutionalisierte<br />

berufsbezeichnende Dimension. Bedingt durch diese Faktoren fand <strong>der</strong><br />

Begriff des Sozialmanagements vermehrten Eingang in die Diskussion (vgl. hierzu folgende<br />

Artikel: Vahsen 2004, Karlusch 2005, Sandner-Koller/Klampfl u.a. 2005).<br />

5.3.6 Aktivierung<br />

Das bisherige sozialstaatliche System basiert überwiegend auf <strong>der</strong> Verteilung von Transferleistungen<br />

von beschäftigten zu nicht beschäftigten Bevölkerungsgruppen. Angesichts<br />

<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten Rahmenbedingungen einer internationalisierten Wirtschaft, ständig<br />

wachsen<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit und des nachhaltigen Wandels <strong>der</strong> Lebens- und Familienformen<br />

verliert diese Strategie zunehmend an Wirkungskraft (vgl. Lessenich 2005, S.<br />

22).<br />

Darüber hinaus weisen KritikerInnen dieses Konzeptes <strong>der</strong> „Leistung ohne Gegenleistung“<br />

darauf hin, dass dadurch sowohl die individuelle Leistungsbereitschaft als auch die<br />

Eigenverantwortung sowie das bürgerschaftliche Engagement unterdrückt werden. Die<br />

Tendenz geht daher sukzessive in die Richtung des „För<strong>der</strong>ns und For<strong>der</strong>ns“. Durch<br />

Aktivierung <strong>der</strong> LeistungsempfängerInnen sollen diese vermehrt selbst ihren Beitrag zur<br />

eigenen „Beschäftigungsfähigkeit“ liefern (z.B. aktive Arbeitssuche, Annahme eines jeden<br />

Jobangebotes usw.) bzw. eine Gegenleistung erbringen (gemeinnützige Arbeit) (vgl.<br />

Dahme/Wohlfahrt 2005, S. 10f).<br />

Dadurch än<strong>der</strong>t sich auch <strong>der</strong> gesellschaftliche Auftrag <strong>der</strong> <strong>Sozialarbeit</strong>. Vermehrt wird<br />

es zu ihrer Aufgabe, unter KlientInnen eine Haltung zu erzeugen, ihre Lebensgestaltungsverantwortung<br />

aktiv zu übernehmen, unabhängig von ihren sozialen<br />

Teilhabemöglichkeiten. Die Eigenverantwortlichkeit soll geför<strong>der</strong>t und zu diesem Zwecke<br />

vorhandene Stärken und Fähigkeiten aktiviert werden (vgl. Kessl 2005, S. 32). Speziell in<br />

<strong>der</strong> Arbeitsmarkt- und Sozialhilfepolitik steigt <strong>der</strong> Druck zur erfolgreichen Jobvermittlung<br />

beständig an. Dies führt zu einer Stärkung <strong>der</strong> sozialdisziplinierenden Aspekte sozialer<br />

Arbeit in diesen Bereichen und zwingt sie vermehrt innerhalb <strong>der</strong> Arbeitslosengruppen<br />

Selektionsprozesse zu initiieren („Creaming the poor“) (vgl. Hammer 2006, S. 2).<br />

Der methodische Zugang <strong>der</strong> Aktivierung erweist sich jedoch als grundsätzlich anschlussfähig<br />

zu sozialarbeiterischen Konzepten wie <strong>der</strong> Ressourcenorientierung und des<br />

Empowerments. Die Unterschiede finden sich in <strong>der</strong> langfristigen strategischen Ausrichtung.<br />

Eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit diesen verän<strong>der</strong>ten Rahmenbedingungen von <strong>Sozialarbeit</strong><br />

und <strong>der</strong>en Auswirkung auf die Profession finden im Rahmen des SiÖs nur sehr begrenzt<br />

bis gar nicht statt. Verwendung findet <strong>der</strong> Aktivierungsbegriff zumeist im Kontext <strong>der</strong><br />

Gemeinwesenarbeit als sozialarbeiterische Methode o<strong>der</strong> Befragungstechnik (vgl. hierzu<br />

den Artikel Furtmüller/Resch 2002). Eine ausgewiesene Nennung im sozialstaatlichen<br />

Kontext findet sich in einer verschwindend geringen Anzahl von Artikeln. In diesen wird<br />

Aktivierung als Weg zur politischen BürgerInnenpartizipation verstanden und steht daher<br />

kaum im Zusammenhang mit dem eingangs geschil<strong>der</strong>ten Konzept.<br />

Johannes Kellner Seite 27/40

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