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Ökonomisierung der Sozialarbeit

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<strong>Ökonomisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialarbeit</strong><br />

Eine Untersuchung des österreichischen Fachdiskurses<br />

1 Einleitung<br />

Im Mittelpunkt des Projektes „Fachliche Standards in <strong>der</strong> <strong>Sozialarbeit</strong>: gestern – heute –<br />

morgen“ stehen die Fachlichkeit <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Praxis tätigen ProfessionistInnen sowie <strong>der</strong>en<br />

konstitutiven Rahmenbedingungen. Letztere sind mittel- und/o<strong>der</strong> unmittelbar von Entwicklungen<br />

auf gesamtgesellschaftlicher Ebene bedingt und einem kontinuierlichen historischen<br />

Wandel unterworfen. Derzeit kann ein Phänomen <strong>der</strong> <strong>Ökonomisierung</strong> beobachtet<br />

werden, welches insbeson<strong>der</strong>e durch eine zunehmende Ausweitung ökonomischer<br />

Rationalität auf bisher davon freie o<strong>der</strong> diesem Prinzip gar entgegengesetzt ausgerichtete<br />

Bereiche, gekennzeichnet ist. Im konkreten Fall weisen aktuelle Tendenzen in<br />

die Richtung, die Grenzen zwischen Ökonomie und Sozialem sukzessive zu verwischen<br />

bzw. Differenzen zwischen den beiden langfristig abzubauen und letztendlich komplett zu<br />

eliminieren (vgl. Lemke/Krasmann/Bröckling 2000, S. 16). Damit wird jedoch nicht auf ein<br />

weiteres Ökonomieverständnis, in Abgrenzung von bisheriger Profit- und Kapitalakkumulationslogik<br />

verwiesen, son<strong>der</strong>n im Gegenteil versucht, genau diesem Konzept zur<br />

gesamtgesellschaftlichen Umsetzung und Anwendung zu verhelfen. Ein wichtiger Schritt<br />

in diese Richtung ist die in zahlreichen westlichen Industrienationen stattfindende Verfestigung<br />

eines Mo<strong>der</strong>nisierungsdiskurses, welcher die Rolle und Funktion des Staates<br />

bei <strong>der</strong> Erbringung von sozialen Dienstleistungen einer grundsätzlichen Kritik und Revision<br />

unterzieht. Unter den Schlagwörtern „New Public Management“ und<br />

„Managerialismus“, erfolgt eine Neustrukturierung bisheriger wohlfahrtsstaatlicher Systeme<br />

nach marktförmigen Prinzipien <strong>der</strong> Produktion und des Austausches von<br />

Leistungen (vgl. Otto/Schnurr 2000, S. 6f).<br />

Vor allem letztgenannte Entwicklungen standen aufgrund ihrer Aktualität und Relevanz<br />

für die <strong>Sozialarbeit</strong> in <strong>der</strong> „Heute-Phase“ programmatisch im Vor<strong>der</strong>grund. Diese schließt<br />

damit unmittelbar an die Ergebnisse <strong>der</strong> ersten Projektphase (7/2005-1/2006) an, welche<br />

unter an<strong>der</strong>em einen wachsenden Legitimationsdruck für <strong>Sozialarbeit</strong>erInnen konstatieren.<br />

Aufgrund tatsächlicher o<strong>der</strong> zumindest medial inszenierter wirtschaftlicher Engpässe<br />

im wohlfahrtsstaatlichen System werden ProfessionistInnen <strong>der</strong> sozialen Arbeit vermehrt<br />

dazu angehalten, die Qualität ihrer Tätigkeit öffentlich darzustellen und zu belegen. Auch<br />

geraten bisherige wohlfahrtsstaatliche Organisationsformen, durch die Implementierung<br />

von Wettbewerbsstrukturen, zunehmend unter Druck, wodurch die Ausdünnung von Angebotsstrukturen<br />

zur ernstzunehmenden Gefahr avanciert. Es ist auch davon<br />

auszugehen, dass die in letzter Zeit vermehrt auftauchenden ökonomischen Begrifflichkeiten<br />

nicht ohne strategischen Gehalt sind und sich durch symbolische Bedeutung für<br />

dahinter stehende Motivlagen auszeichnen (vgl. Bakic/Jovanov/Kellner 2006, S. 50ff).<br />

In diesem Beitrag soll das Phänomen <strong>der</strong> <strong>Ökonomisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialarbeit</strong>, anhand des<br />

sozialarbeiterischen Fachdiskurses in Österreich, eingehen<strong>der</strong> untersucht werden. Ziel<br />

ist es, dem Leser einen Überblick über die <strong>der</strong>zeitige Behandlung dieses Themas im<br />

Fachmagazin „<strong>Sozialarbeit</strong> in Österreich“ zu vermitteln und Hintergrundinformationen<br />

über Herkunft und Entwicklungslinien zentraler Begrifflichkeiten bereitzustellen.<br />

In einem ersten Schritt erfolgt ein Annäherungsversuch an das Phänomen <strong>der</strong> <strong>Ökonomisierung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Sozialarbeit</strong> auf Basis aktueller Fachliteratur. In weiterer Folge soll auf das<br />

konkrete Forschungsziel, die Fragestellung und gesetzte Hypothesen in dieser Arbeit<br />

Johannes Kellner Seite 5/40

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