Ökonomisierung der Sozialarbeit

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Ökonomisierung der Sozialarbeit Eine Untersuchung des österreichischen Fachdiskurses scheren Umgang, wie es anhand des Dienstleistungsbegriffes versucht wurde aufzuzeigen. Auffallend ist die kaum vorhandene Anbindung an bundesdeutsche Diskurse. Diese beschäftigen sich schon seit längerer Zeit mit den Themen Modernisierung des Wohlfahrtsstaates, Einführung von New Public Management im öffentlichen Sektor und die damit verbundenen Auswirkungen für die Sozialarbeit. Dabei kann in der Regel auf einen längeren Erfahrungszeitraum zurückgegriffen werden, als dies in Österreich der Fall ist. Obwohl die gesellschaftlichen als auch sozialpolitischen Entwicklungen auch bei uns in dieselbe Richtung weisen, gibt es kaum eine Verschränkung oder einen Austausch zwischen den entsprechenden Diskursen in Deutschland und Österreich. Die Ursachen für diese Trennung wären ein lohnender Inhalt weiterführender Forschung. Ähnlich unbeantwortet bleibt auch die Frage nach der mangelnden Verknüpfung von Zielen und Strategien des NPMs zum Konzept selbst. Wie im Kapitel 5.3.1 „New Public Management“ beschrieben, werden in vielen Artikeln Ziele, wie Effizienz, Effektivität und KundInnenorientierung sowie Strategien wie Auslagerung und Rationalisierung thematisiert, ohne dass diese mit der Einführung von neuen Steuerungsmodellen bzw. NPM selbst in Verbindung gebracht werden. Auch die Frage nach den Gründen für dieses Phänomen kann nur als weiterführende Forschungsfrage formuliert werden. Zuletzt verwundert die kaum vorhandene Auseinandersetzung mit dem Konzept des aktivierenden (Sozial)Staats (vgl. Kap. 5.3.6 „Aktivierung“). Diese kann, als dem Fachdiskurs nicht zugehörig eingestuft werden. Angesichts zunehmender Verschärfungen im Zugang zu sozialen Leistungen und verstärktem Druck auf Arbeitslosengeld- bzw. SozialhilfeempfängerInnen zur Annahme unterqualifizierter Tätigkeiten, stellt dieser Umstand einen blinden Fleck in der Fachdiskussion dar. Tendenziell zeigt sich, dass mittlerweile ökonomische Themen auch in der Sozialarbeit zum fixen diskursiven Repertoire zählen und dies wohl auch für die Zukunft so bleiben wird. Einerseits schließt sich damit die bisherige Lücke rund um die Auseinandersetzung mit ökonomischen Rahmenbedingungen der Sozialarbeit. Andererseits drohen ökonomische Themen aufgrund ihrer Praxismacht überhand zu nehmen und den professionellen Diskurs überproportional zu dominieren. Wenn Diskussionen über Ökonomie und deren Bedeutung für die Profession geführt werden, so geschieht dies kaum aus fachlichem oder ethischem Erkenntnisinteresse, sondern aufgrund ökonomisch bedingter gesellschaftlicher Entwicklungen, durch die die Sozialarbeit vermehrt einem Anpassungsdruck ausgesetzt ist (vgl. Bader 1999, S. 19.). Es muss sich daher noch zeigen, ob das professionelle Selbstverständnis, sowohl auf theoretischer als auch praktischer Ebene, stark genug ausgeprägt ist, um diesem Zugzwang eigene Positionen entgegenzusetzen und somit wieder an Gestaltungsspielraum und Handlungsautonomie zu gewinnen. Johannes Kellner Seite 29/40
Ökonomisierung der Sozialarbeit Eine Untersuchung des österreichischen Fachdiskurses 6 Literatur Arnold, Ulli (2003a): Besonderheiten der Dienstleistungsproduktion. In: Arnold, Ulli/ Maelicke, Bernd (Hg.): Lehrbuch der Sozialwirtschaft (S. 215-235). Baden-Baden: Nomos. Arnold, Ulli (2003b): Qualitätsmanagement in Sozialwirtschaftlichen Organisationen. In: Arnold, Ulli/ Maelicke, Bernd (Hg.): Lehrbuch der Sozialwirtschaft (S. 236-275). Baden- Baden: Nomos. Bader, Cornelia (1999): Sozialmanagement. Anspruch eines Konzepts und seine Wirklichkeit in Non-Profit-Organisationen. Freiburg im Breisgau: Lambertus. Bakic, Josef (2006): Herstellungslogik versus Gegenstandsbestimmung: Anmerkungen zur Qualitätsdebatte in der Sozialen Arbeit. Online: www.sozialearbeit.at Stand: 21.09.2005. Bakic, Josef/Jovanov, Boban/Kellner, Johannes (2006): Fachliche Standards in der Sozialarbeit. Gestern – Heute – Morgen. Eine Dokumentation der Projektphase Gestern. Online: www.sozialearbeit.at Stand: 21.09.2006. Bublitz, Hannelore/Bührmann, Andrea D./Hanke, Christine/Seier, Andrea (1999): Diskursanalyse – (k)eine Methode? Eine Einleitung. In Bublitz, Hannelore/Bührmann, Andrea D./Hanke, Christine/Seier, Andrea (Hg.): Das Wuchern der Diskurse: Perspektiven der Diskursanalyse Foucaults (S.11-21). Frankfurt/Main, New York: Campus. Butterwegge, Christoph (o. J.): Globalisierung, demographischer Wandel und Sozialarbeit im Wohlfahrtsstaat. Online: www.sozialearbeit.at Stand: 21.09.2006. Dahme, Heinz-Jürgen/Wohlfahrt, Norbert (2005): Sozialinvestitionen. Zur Selektivität der neuen Sozialpolitik und den Folgen für die Soziale Arbeit. In: Dahme, Heinz- Jürgen/Wohlfahrt, Norbert (Hg.): Aktivierende Soziale Arbeit. Theorie – Handlungsfelder – Praxis (S. 6-20). Baltmannsweiler: Schneider. Daumenlang, Konrad/Palm, Wolfgang (2000): Qualitätsmanagement. In: Hauser, Albert/Neubarth, Rolf/Obermair, Wolfgang (Hg.): Sozial-Management: Praxis-Handbuch soziale Dienstleistungen (S. 152-175). Neuwied, Kriftel: Luchterhand. Diebäcker, Marc (2005): Zu Ambivalenzen politischen Handelns in der Sozialen Arbeit. Online: www.sozialearbeit.at Stand: 21.09.2006. Dimmel, Nikolaus (2006): Verbetriebswirtschaftlichung, Privatisierung und sozialarbeiterisches (Doppel)Mandat – ein Bermuda-Dreieck der sozialen Arbeit? Online: www.sozialearbeit.at Stand: 21.09.2006. Flösser, Gaby (2001): Qualität. In: Otto, Hans-Uwe/Hans, Thiersch (Hg.): Handbuch der Sozialarbeit/Sozialpädagogik (S. 1462-1468). Neuwied, Kriftel: Luchterhand. Flösser, Gaby/Otto, Hans-Uwe (2003): Dienstleistung für Dienstleister: Kontextsteuerung für professionelles Handeln in den sozialen Diensten. In: Olk, Thomas/Otto, Hans-Uwe (Hg.): Soziale Arbeit als Dienstleistung. Grundlegungen, Entwürfe und Modelle (S. 46- 66). München/Unterschleißheim: Luchterhand. Johannes Kellner Seite 30/40
Seite 1 und 2: Fachliche Standards in der Sozialen
Seite 3 und 4: Ökonomisierung der Sozialarbeit Ei
Seite 29: Ökonomisierung der Sozialarbeit Ei

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