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Robin Hobb

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was für eine Art König er wohl abgibt. Der ganze Hof summt wie ein<br />

aufgestörter Bienenstock.«<br />

Burrich hob den Blick von Nosys Gesicht. »Nun ja, Fitz. Ich nehme an,<br />

du hast heute einen Vorgeschmack davon bekommen. Den armen Cob hast<br />

du fast zu Tode erschreckt mit deinem kopflosen Davonlaufen. Bist du<br />

verletzt? Hat man dich beschimpft? Ich hätte wissen müssen, daß es<br />

welche gibt, die dir die Schuld an dem Schlamassel geben. Na, dann komm<br />

her. Komm her.«<br />

Als ich zögerte, trat er zu einer Lagerstatt vor dem Herd und klopfte<br />

einladend auf die Decken. »Sieh her. Hier wartet ein Schlafplatz auf dich.<br />

Und auf dem Tisch stehen Brot und Fleisch für euch beide.«<br />

Seine Worte lenkten meine Aufmerksamkeit auf den zugedeckten Teller,<br />

den ich nur aus den Augenwinkeln bemerkt hatte. Fleisch, bestätigten<br />

Nosys Sinne. Burrich lachte über unsere Eile, zum Tisch zu gelangen, und<br />

beobachtete mit schweigender Billigung, wie ich erst Nosy eine Portion<br />

zuteilte, bevor ich mir selbst den Mund vollstopfte. Wir aßen, bis wir satt<br />

waren, denn Burrich hatte den Hunger eines Kindes und eines jungen<br />

Hundes nach einem abenteuerlichen Tag richtig eingeschätzt. Und dann<br />

wirkten die Decken so dicht beim Feuer plötzlich unwiderstehlich<br />

verlockend. Satt, in der Wärme geborgen, rollten wir uns zusammen und<br />

schliefen.<br />

Als wir am nächsten Morgen erwachten, stand die Sonne bereits am<br />

Himmel, und Burrich war fort. Nosy und ich verspeisten den Rest Brot und<br />

nagten die übriggebliebenen Knochen blank, bevor wir die Kammer<br />

verließen. Niemand sprach uns an oder schien Notiz von uns zu nehmen.<br />

Draußen war ein weiterer Tag des Feierns und der Lustbarkeiten<br />

angebrochen. In der Burg drängten sich womöglich noch mehr Menschen<br />

als zuvor. Zahllose Füße wirbelten den Staub auf, das Stimmengewirr<br />

vermischte sich mit dem Rauschen des Windes und dem entfernten<br />

Brausen des Meeres. Nosy saugte alles in sich auf, jeden Geruch, jeden<br />

Anblick, jedes Geräusch, und gab es an mich weiter. Diese doppelte<br />

Sinneswahrnehmung war schwer zu verkraften. Gesprächsfetzen, die ich<br />

aufschnappte, verrieten mir, daß unsere Ankunft mit einem traditionellen<br />

Frühlingsfest zusammenfiel. Chivalrics Abdankung war immer noch das<br />

Hauptgesprächsthema, aber das hielt weder Puppenspieler noch Akrobaten<br />

davon ab, jedes freie Plätzchen zu einer Bühne ihrer Kunst zu machen.<br />

Mindestens ein Marionettentheater hatte Chivalrics Mißgeschick bereits zu<br />

einem derben Schwank verarbeitet; ich stand unerkannt in der Menge und

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