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Robin Hobb

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KAPITEL 3<br />

DIE ABMACHUNG<br />

Der Ursprung der Gabe wird wohl auf ewig geheimnisumwittert bleiben.<br />

Zwar vererbt sich dieses Talent auffallend dominant in der königlichen<br />

Familie, aber es zeigt sich keineswegs ausschließlich bei Angehörigen des<br />

Herrscherhauses. Der Volksmund scheint hier recht zu haben, der sagt:<br />

»Wenn das Blut vom Meer sich mit dem Blut der Ebenen vermischt, wird<br />

die Gabe gedeihen.« Interessant auch festzustellen, daß die Outislander<br />

keine Veranlagung für die Gabe besitzen, ebensowenig die Menschen, die<br />

in direkter Linie von den alteingesessenen Bewohnern der Sechs Provinzen<br />

abstammen.<br />

Ist es der Lauf der Welt, daß alle Dinge ein Gleichmaß suchen und in<br />

diesem Gleichmaß eine Art von Frieden? Mir kommt es so vor. Alle<br />

Ereignisse, wie erschütternd oder bizarr auch immer, werden binnen kurzer<br />

Zeit banalisiert durch die notwendigen Verrichtungen des täglichen<br />

Lebens. Männer, die auf einem Schlachtfeld zwischen den Toten nach<br />

Überlebenden suchen, werden trotzdem stehenbleiben, um zu husten oder<br />

sich zu schneuzen, heben trotzdem den Blick, um nach den ziehenden<br />

Wildgänsen am Himmel zu schauen. Ich habe Bauern pflügen und säen<br />

gesehen, ungeachtet der Schlacht, die nur wenige Meilen entfernt tobte.<br />

So erging es auch mir. Ich blicke auf mich selbst zurück und staune.<br />

Meiner Mutter entrissen, gewaltsam in eine fremde Umgebung verpflanzt,<br />

von meinem Vater keines zweiten Blickes gewürdigt und in die Obhut<br />

dieses Mannes gegeben, dann meines Tierbruders beraubt, erhob ich mich<br />

dennoch eines Tages von meinem Lager und nahm das Leben eines kleinen<br />

Jungen wieder auf. Für mich hieß das aufstehen, wenn Burrich mich<br />

weckte, und ihm zur Küche zu folgen, wo ich beim Frühstück neben ihm<br />

saß.<br />

Auch die übrige Zeit hielt er mich am kurzen Zügel. Wie sein Schatten<br />

trabte ich hinter ihm her, beobachtete ihn bei seiner Arbeit, und schließlich<br />

ging ich ihm bei vielen kleinen Dingen zur Hand. Abends saß ich wieder<br />

neben ihm auf der Bank und aß, dabei überwachte er mit scharfem Auge<br />

meine Tischmanieren. Anschließend ging es hinauf in seine Kammer, wo<br />

ich schweigend ins Feuer schaute, während er Becher um Becher leerte.<br />

Beim Trinken arbeitete er, besserte Zaumzeug aus, stellte eine Salbe her

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