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volkslied-sammelergebnisse in mahren und schlesien aus dem ...

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114 KAREL VETTERL<br />

tem sedläküm hodne (Was die Bauern leiden müssen). Beide befassen sich<br />

mit den Klagen des <strong>aus</strong>gebeuteten <strong>und</strong> durch mannigfache Abgaben gequälten<br />

Bauern, vornehmlich nach e<strong>in</strong>er schlechten Ernte. Merlicek hat die<br />

Lieder wahrsche<strong>in</strong>lich vom Volksm<strong>und</strong>e aufgezeichnet. Das erste enthält<br />

bloß 11 Strophen gegenüber 19 Strophen im Flugblattdrucke <strong>und</strong> ist auch<br />

<strong>in</strong> formular H<strong>in</strong>sicht gediegener. In e<strong>in</strong>em Lied <strong>aus</strong> Jemnice<br />

Co ty sedläci zkusit museji,<br />

kdyz na robote dfivi vozeji...<br />

wiederholen sich Beschwerden über die schwere Feldarbeit, die nur beim<br />

Kirchweihfest vergessen werden. 60<br />

Die ersten 2 Strophen dieses Liedes s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> der Volksüberlieferung heimisch geworden — gewöhnlich <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit anderen Liedtexten ähnlichen Inhalts (vgl. B III 1043). Auch der Abschnitt<br />

mit Beschreibung der Kirchweihfeier wurde im Volksm<strong>und</strong>e mehrfach<br />

umgewandelt. 61<br />

E<strong>in</strong> anderes Lied<br />

Jiz mäte sedläci vyhräno,<br />

sklidili ste z pole nedävno . . .<br />

beruht schon gänzlich auf der Schilderung e<strong>in</strong>es kirchweihlichen Schm<strong>aus</strong>es<br />

<strong>und</strong> Frohs<strong>in</strong>nes. Die e<strong>in</strong>gesandte Aufzeichnung <strong>aus</strong> Blatnice bei Mor. Budejovice<br />

unterscheidet sich von <strong>dem</strong> <strong>in</strong> Skalice her<strong>aus</strong>gegebenen Druck wieder<br />

nur unwesentlich, zumeist durch umgestellte Strophen, bzw. Verszeilen, <strong>und</strong><br />

bessere Formulationen. In Troubsko bei Brno sang man dieses Lied bei der<br />

Kirchweih während der Tanzp<strong>aus</strong>e. 62<br />

Neben den Bauernliedern erreichten e<strong>in</strong>e gewisse Popularität auch e<strong>in</strong><br />

paar erotisch gefärbte Jägerlieder, welche größtenteils durch Flugblattdruck<br />

belegt s<strong>in</strong>d, wie z. B. Vstävej, myslivecku, vstävej vzhüru (Steh' auf, me<strong>in</strong><br />

Jäger, steh' auf). E<strong>in</strong>zelstehend ist der Lobgesang auf das Lehreramt O zlaty<br />

oufad kantorsky, verfaßt angeblich 1780 63<br />

„von e<strong>in</strong>em Dorfschullehrer, der<br />

sich ab <strong>und</strong> zu gerne antrank." Bis zum J. 1900 ersche<strong>in</strong>t das Lied <strong>in</strong> handschriftlichen<br />

Liederheften, allerd<strong>in</strong>gs ohne Melodie. Für die Gubernialsammlung<br />

wurde es auch <strong>in</strong> Böhmen aufgezeichnet, ähnlich wie die nächsten zwei<br />

Lieder, das Nachtwächterlied To bych ja byl chlap, kdybych moh jit spät<br />

(Was für e<strong>in</strong> Kerl wäre ich, wenn ich schlafen gehen könnte) <strong>und</strong> das Lied<br />

e<strong>in</strong>es Totengräbers Ja jsem sice hrobaf chudy (Ich b<strong>in</strong> zwar e<strong>in</strong> armer Totengräber).<br />

Das erste — wohl e<strong>in</strong> Kunstlied — fand ziemlich festen Boden auch<br />

<strong>in</strong> der Volksüberlieferung. 64<br />

Das zweite beruht auf e<strong>in</strong>em Bänkellied <strong>aus</strong> der<br />

6 0<br />

6 1<br />

0 2<br />

( 3<br />

6 4<br />

Den Text hat Bartos <strong>in</strong> Museum Francisceum Annales 1895, S. 84 f., mit folgender<br />

Anmerkung veröffentlicht: „Das Lied zusammengestellt von irgende<strong>in</strong>em Bürger über<br />

Fronarbeiten <strong>und</strong> wie die Bauern den Bürger beim Kirchweih feste bewirtet haben."<br />

In der Sammlung <strong>aus</strong> Sadskä (1820) ist er mehr als auf das Zweifache vergrößert.<br />

Besonders beliebt war der Teil: „O posviceni sedläk je pänem..."<br />

der Bauer e<strong>in</strong> Herr).<br />

(Bei Kirchweih ist<br />

Vgl. Slavnosti 77 <strong>und</strong> Närodopisnä vystava v Troubsku. Bmo 1894, S. 65.<br />

Siehe Anmerkung <strong>in</strong> der Sammlung Vanek im Archiv des Instituts für<br />

<strong>und</strong> Folkloristik CSAV <strong>in</strong> Prag (Sign. Rkp 154).<br />

Ethnographie<br />

Vgl. Rittersberg 254, Erben, S. 402, Nr. 95, EN 176, Weis IV 29, Peck 139. Die älteste<br />

Aufzeichnung stammt von Fr. Skroup mit Glossen von Jos. Dobrovsky (im Archiv des<br />

Prager Nationalmuseums, Sign. I D 60). In gesellschaftlichen Gesangsbüchern f<strong>in</strong>den<br />

wir es noch 1903/4 bei F. Polensky.

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