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Der spontane Sprung ins kalte Verkaufswasser<br />
Manche kommen mit Skepsis ins Seminar. Carsten gießt mit lockeren Sprüchen noch Öl darauf. Er<br />
scheint es zu genießen, wie seine Gäste sich erst einmal mit über der Brust verschränkten Armen<br />
gegen so manche allzu leicht klingende Beyreuther-Botschaft wappnen. Schließlich sind sie nicht<br />
naiv. Sie kennen ihre Käufer-Kaliber. Und das Leben sowieso. Doch dieser Carsten redet nicht nur. Der<br />
springt direkt vor seinen Leuten ins Verkaufswasser. Er lässt sich auf der Stelle mit einem Unternehmen<br />
verbinden, gerät ins Sekretariat, lässt seine Zuhörer über Lautsprecher mitverfolgen, wie er am<br />
anderen Ende Reserviertheit in Offenheit verwandelt und demonstriert, wie er in der obersten Etage<br />
landet.<br />
Dort oben weht zwar immer ein anderer Wind, aber Carsten Beyreuther ist mit Höhenluft vertraut.<br />
Wer ihn oben beim freien Durchatmen beobachtet, hat schnell das Gefühl, unten selbst nur an einer<br />
Sauerstofffl asche zu schnüffeln. Die Frage ist nur, wie, wo und wann dieser Carsten Beyreuther jene<br />
Leichtigkeit bekommen hat, die ihn aufsteigen lässt?<br />
„Ich war fast immer der Erste“<br />
Als er 19 war zerfi el eine schwere Last der deutschen Geschichte, indem die Berliner Mauer zusammenbrach.<br />
Carsten Beyreuther befand sich aber von Geburt an auf jener Seite, wo Wirtschaftswachstum<br />
und Leichtigkeit nicht zu Hause waren. Seine Eltern wollten ihm geben, was in der DDR zu geben<br />
war. So hatte Carsten die Wahl zwischen Klavierunterricht und Radsport. Obwohl er seine Finger gern<br />
auf die Klaviatur gelegt hätte, zog er das Rennrad vor. „Grund für diese Entscheidung war nicht eine<br />
Liebe zum Sport per se,“ sagt er. „Die hatte und habe ich nicht.“ Es war mehr seine Zuneigung zum<br />
Milieu der Trainingsclique. Es reizte ihn, „einen Mannschaftssport zu machen, bei dem man dennoch<br />
für sich allein der Tretende ist.“ Carsten Beyreuther trat dermaßen in die Pedale, dass er heute von<br />
sich sagen kann: „Ich war fast immer der Erste.“<br />
Als er dann den Wunsch äußerte, Journalismus zu studieren, erhob die Staatssicherheit ihre Stimme.<br />
Sie sagte ihm, das sei okay, wenn er drei Jahre Dienst im Wachregiment der Stasi schiebe. Dieser Preis<br />
fürs Studium verunsicherte Carsten Beyreuther jedoch nicht. Er sagte einfach Nein, und die Stasi gab<br />
ihm zur Antwort: „Dann ist Ihre Karriere als Intellektueller in diesem Land hiermit beendet.“<br />
Der geplatzte Traum<br />
So platzte sein Traum, irgendwann einen großen Verlag zu leiten und mit Wahrheiten zu provozieren.<br />
Am meisten bedauerte er dies, weil er wusste: „Nichts fällt mir leichter als Kommunikation.“ Aber<br />
kommunizieren lässt sich auch woanders. Carsten ließ sich privat Schauspielunterricht geben, machte<br />
eine Sprecherausbildung und arbeitete als DJ. „Als DJ brauchte man bei uns zwar so eine Art Kultur-<br />
TÜV, aber an diese Plakette kam ich heran.“<br />
Abend für Abend Venylplatten zu drehen und Stimmung zu machen, reichte ihm nicht. Er witterte ein<br />
besseres Geschäft, folgte der Witterung nach Ungarn, besorgte sich dort Platten aus Österreich, und<br />
heute ist ihm anzuhören, dass es ihm einen Riesenspaß gemacht hat, „die für das Zehnfache in der<br />
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