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Erlebbar bist du als ein Mann der Wirtschaft. Ist das alles, oder gibt es noch eine andere Seite des
Carsten Beyreuther?
Carsten Beyreuther:
Eine? (Er lacht.) Philosophie und Pädagogik interessieren mich zum Beispiel enorm. Gleich einen Millimeter
darunter kommt aber auch schon meine Familie. Ich gestehe zwar, keiner zu sein, der viel Zeit
mit Frau und Kindern verbringt. Es sind mehr die kurzen, intensiven Momente, die zählen.
Und was fi ndet in solchen Momenten statt?
Carsten Beyreuther:
Streicheln, Küssen und die Zeit, „Ich liebe dich“ zu sagen. In unserer Familie gibt es den Vollkörper- und
Seelenkontakt. Ich bin der Überzeugung, es kommt nicht auf die Häufi gkeit des Zusammenseins sondern
auf die Qualität des Augenblicks an.
Und ich will auch eine andere Seite des Carsten gar nicht verheimlichen: Der Verkaufsprofi ist nämlich
auch ein professioneller Faulpelz und ein leidenschaftlicher Sänger und Tänzer. Außerdem – und das
ist ganz wichtig für mich – habe ich eine erlesene Auswahl von Menschen um mich, von deren Wesen
ich in verschiedenster Hinsicht profi tiere. Das ist wichtig für mich, und für diese Menschen bin auch
ich wichtig. Ich bin keiner, der dazu neigt, jedermanns Müll zu schlucken, um sich dadurch wertvoller
zu fühlen. Das würde mein System schwächen.
Deine Profession ist es anderen zum Glück zu verhelfen. Was ist für einen wie dich, der Glück ausstrahlt,
Unglück?
Carsten Beyreuther:
Unglück ist für mich (denkt nach). – Vorurteile sind für mich ein Unglück. Auch, wenn Menschen sich
nur von ihrer Außenwahrnehmung leiten lassen. Das führt zu geistiger Beschränktheit, ja, dadurch
zeichnet sich ein verarmter Mensch aus. Bei den Teilnehmern meiner Seminare ist das anders: Die sind
offen, wollen etwas bei sich verändern. Und das ist gut.
Ein anderes, ein konkretes Unglück ist für mich zum Beispiel Amerika mit seiner imperialistischen
Wirtschafts- und Militärpolitik. Ja, und vor allem, wenn Menschen sich mit ihrer ganzen Einzigartigkeit
an eine andere Macht, zum Beispiel eine Religion, verschenken.
Was bedeutet Muße für dich? Oder anders: Was macht eine Stunde für dich zur Mußestunde?
Carsten Beyreuther (wie aus der Pistole geschossen):
Am Klavier sitzen oder singen, mit meinen Kindern auf der Couch liegen und uns gegenseitig mit
Schokolade füttern, in die Wolken sehen und da oben Bilder entdecken. Und nicht zuletzt: Menschen
beobachten. – Beim Stichwort „Muße“ denke ich manchmal, eine Art Autist auf Abruf zu sein.
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