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Gutachten/PDF - Die Linke. Niedersachsen

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<strong>Die</strong> Gefahr einer substanziellen Verlagerung von Bemessungsgrundlagen (Steuerflucht) und<br />

eine nachlassende Investitionstätigkeit der Unternehmen werden bei Umsetzung der<br />

steuerpolitischen Vorschläge nicht gesehen. Eher wird davon ausgegangen, dass die<br />

Umverteilungseffekte höheren privaten Konsum und staatliche Investitionen ermöglichen.<br />

Gerade die regressive Steuerpolitik seit 1998 hat keinerlei empirische Evidenz für mehr<br />

Wachstums- und Beschäftigungsimpulse geliefert. Ein steuerpolitischer Kurswechsel ist<br />

daher dringend geboten, um der bestehenden strukturellen Unterfinanzierung der<br />

öffentlichen Haushalte Einhalt zu gebieten und ein höheres Maß an Verteilungsgerechtigkeit<br />

zu ermöglichen.<br />

1. Einleitung<br />

Als „Jahrzehnt der Entstaatlichung“ (Bofinger 2008, S. 351) werden oftmals diejenigen Jahre<br />

bezeichnet, in denen es, “orientiert an den Prinzipien von Liberalisierung und Deregulierung“,<br />

zu einer „Transformation der Städte und Gemeinden von starken Garanten der kommunalen<br />

Selbstverwaltung zu bloßen Gewährleistern kommunaler Aufgabenerfüllung“ (Heinz 2006, S.<br />

7) gekommen sei. <strong>Die</strong>ser Befund gilt gleichermaßen für die Bundesländer und den<br />

Gesamtstaat. Bontrup (2012) spricht daher mittlerweile vom „diskreditierten Staat“.<br />

Parallel zu dieser Entwicklung stieg die gesamtstaatliche Schuldenlastquote seit den 1970er<br />

Jahren kontinuierlich über alle Konjunkturzyklen an. <strong>Die</strong> Kosten der Widervereinigung (1990<br />

ff.) und der Finanzmarktkrise (2007 ff.) wurden und werden zudem in erheblichem Maße<br />

kreditfinanziert. Auch wenn unter Ökonomen unterschiedliche Auffassungen vorherrschen,<br />

„welchen Stellenwert die Staatsverschuldung bei der Finanzierung staatlichen Handelns hat<br />

und haben sollte“ (Fuest/Thöne 2008, S. 6), besteht doch Einigkeit, dass zumindest ein<br />

weiterer Anstieg der Schuldenlastquote verhindert werden sollte.<br />

Keine Einigkeit herrscht dagegen bei den Empfehlungen zur Begrenzung der<br />

Staatsverschuldung. <strong>Die</strong> Mehrheitsmeinung, vertreten insbesondere durch den<br />

Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, plädiert seit<br />

Jahren dafür, dass Maßnahmen auf der Ausgabenseite der staatlichen Budgets<br />

Steuersatzerhöhungen vorzuziehen seien (Sachverständigenrat 2003). <strong>Die</strong> Gegenposition<br />

beziehen Ökonomen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans<br />

Böckler Stiftung und der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik (Memorandum-Gruppe),<br />

die eine seit Jahren fortbestehende strukturelle Unterfinanzierung der Gebietskörperschaften<br />

konstatieren (Teichmann/Truger 2010; Eicker-Wolf/Truger 2010 und 2012). <strong>Die</strong> Ursache<br />

hierfür wird nicht in zu hohen Staatsausgaben beziehungsweise einer zu hohen Staatsquote,<br />

sondern in zu geringen Steuereinnahmen gesehen (Bontrup 2011 und 2012; Truger 2010;<br />

Scholz 2012) gesehen. Eine mittlere Position nehmen insbesondere Ökonomen des<br />

Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ein, die sowohl für Ausgabenkürzungen<br />

als auch Steuererhöhungen plädieren (Bach/Steiner 2009; Steiner 2010).<br />

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