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Wie der Teufel uns reitet – Von der Aktualität der 7 Todsünden ...

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Bruchteil <strong>uns</strong>erer Talente und Fähigkeiten nutzen, indem wir <strong>uns</strong>ere Persönlichkeit unterentwickelt lassen, sind<br />

wie sündhaft träge.“ 126<br />

„Im Vor<strong>der</strong>grund stehe zunehmend die Tendenz, Lasten aller Art abzuwerfen (o<strong>der</strong> das, was für lästig gehalten<br />

wird). Es gehe immer nur noch um die Frage ‚Was ist darin für mich?‘ Das Streben nach einer Sofortbefriedigung<br />

aller Wünsche habe Loyalitäten und Bindungen unterminiert. Sie halten nur noch so lange <strong>–</strong> einschließlich <strong>der</strong><br />

Ehe -, wie sie sich ‚lohnen‘.“ 127<br />

„Und was ist zu tun? <strong>Wie</strong> gelingt es, diese Menschen aus ihrer Lethargie zu holen? <strong>Wie</strong> lässt sich die strukturelle<br />

Trägheit bekämpfen? Man muss früh ansetzen <strong>–</strong> und deshalb ist Bildung <strong>der</strong> Schlüssel, argumentiert Paul Nolte:<br />

‚Keine Bildungsdiktatur, aber mehr Einmischen statt Vernachlässigung <strong>der</strong> Laissez-faire-Politik können wir<br />

gebrauchen. Wir müssen <strong>uns</strong> von <strong>der</strong> Kultur <strong>der</strong> Beliebtheit verabschieden und den Mut haben, Grenzen zu<br />

ziehen, Werte zu markieren.“ 128<br />

„Die existenzielle Lethargie und die resignierte Gleichgültigkeit von heute, in denen, wir die alte Todsünde <strong>der</strong><br />

spirituellen Verzagtheit wie<strong>der</strong>erkennen, werden vermutlich auch durch eine zu hohe (und entsprechend<br />

enttäuschende) Erwartung an den ‚Sinn des Lebens‘ verursacht. Die Sinnfrage treibt <strong>uns</strong> Postmo<strong>der</strong>ne vielleicht<br />

noch mehr um als die Menschen zu an<strong>der</strong>en Zeiten: Wir fragen <strong>uns</strong>, ob dieses Dasein einen Sinn hat und worin<br />

<strong>der</strong> wohl liegt, wir fürchten, dass es keinen haben könnte.“ 129<br />

„In <strong>der</strong> wissenschaftlich entzauberten Welt haben die alten Sinnproduzenten Religion, Philosophie und Tradition<br />

ihre Autorität weitgehend verloren. Zwar erlebt die Wissenschaft eine gewisse Konjunktur als neuer<br />

Sinnproduzent, aber die Zweifel mehren sich, ob sie nicht mehr Probleme aufwirft, als sie erklären o<strong>der</strong> gar<br />

lösen kann.“ 130<br />

„Die gängigsten Sinnsurrogate jedoch sind heute Wohlstand, Genuss, Zerstreuung, Geld, Erfolg, Prestige,<br />

Wachstum. Aber sie unterliegen einer fatalen Steigerungslogik, wenn sie das Sinnvakuum füllen sollen: Wir<br />

brauchen immer mehr davon, damit <strong>der</strong> Phantomschmerz <strong>der</strong> Sinnleere gemil<strong>der</strong>t werden kann.“ 131<br />

„Das Problem <strong>uns</strong>erer Zeit scheint neben <strong>der</strong> drohenden geistigen und körperlichen Erschlaffung die Große<br />

Müdigkeit zu sein, die <strong>uns</strong> befallen hat. Das Gefühl <strong>der</strong> kollektiven Erschöpfung eint alle Schichten, ein<br />

subjektives Empfinden, müde, ausgebrannt und ausgetrocknet zu sein. Dieses Motiv <strong>der</strong> Ermüdung taucht in<br />

Abständen immer wie<strong>der</strong> auf, vor allem in Wende- o<strong>der</strong> Übergangszeiten.“ 132<br />

Völlerei<br />

„Thomas von Aquin erkannte im ‚unangemessenen Appetit beim Essen und Trinken‘ vor allem die<br />

grundsätzliches Maßlosigkeit, die ‚von <strong>der</strong> vernünftigen Ordnung des Lebens abweicht, in <strong>der</strong> das moralisch<br />

Gute zu finden ist.‘ Die Völlerei ziehe zudem ‚Tochtersünden‘ nach sich <strong>–</strong> etwa ‚unangemessene Freude,<br />

Lautheit, Unreinlichkeit, Geschwätzigkeit, Abstumpfung des Geistes‘. Umgekehrt bringe die Mäßigung an sich<br />

schon eine spirituelle Erhebung, denn sie stärkte die Kraft <strong>der</strong> Beherrschung. Augustinus sah im Genuss das<br />

eigentlich korrumpierende Element. Seine Folgerung: Wenn man schon essen muss, um bei Kräften und gesund<br />

zu bleiben, so soll es doch keine Spaß machen!“ 133<br />

„<strong>Wie</strong> jede Todsünde ist die Völlerei auch eine Sünde <strong>der</strong> Lieblosigkeit und Blindheit, eine Entfremdung<br />

beson<strong>der</strong>er Art: Sie würdigt die Schönheit <strong>der</strong> Schöpfung herab, indem sie sich ihr gegenüber achtlos,<br />

gleichgültig und egoistisch verhält. Der Stolz hat nur Augen für die eigene Schönheit, <strong>der</strong> Neid erträgt die<br />

Schönheit eines an<strong>der</strong>en erst recht nicht, die Wut zerstört, was sie nicht besitzen kann, <strong>der</strong> Trägheit mangelt die<br />

Energie, Schönes zu genießen, <strong>der</strong> Geiz sieht ihr nur das eigene Spiegelbild, die Wollust konsumiert die<br />

Schönheit nur <strong>–</strong> und die Völlerei zerstört und verschlingt alles, was sie berührt.“ 134<br />

126 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.192<br />

127 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.193<br />

128 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.194<br />

129 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.196<br />

130 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.197<br />

131 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.197<br />

132 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.198<br />

133 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.206<br />

134 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.207

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