Wie der Teufel uns reitet – Von der Aktualität der 7 Todsünden ...
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Berufslebens bietet das Kauferlebnis vieles zugleich: Stimulation, Selbstbestätigung, Ablenkung, sogar<br />
freundlich-neutrale soziale Kontakte.“ 69<br />
„Die Suche nach dem Neuen, das beruhigt und befriedigt, tröstet und ablenkt, muss immer wie<strong>der</strong> neu stimuliert<br />
werden. Mode und Design sind die kreativen Mittel, mit denen <strong>der</strong> Kauftrieb am Leben gehalten wird.“ 70<br />
„Das unablässige Kaufen und Haben-Wollen zeitigt eine ironische Nebenwirkung, eine Umkehrung <strong>der</strong><br />
Verhältnisse: Zuerst besitzen wir die Dinge und dann besitzen sie <strong>uns</strong>. Sie kosten <strong>uns</strong> Zeit, Energie, sie brauchen<br />
Platz, sie müssen benutzt, gepflegt, gelagert, präsentiert werden. Und je mehr wir besitzen, desto mehr geraten<br />
wir in Zeitnot.“ 71<br />
„Je<strong>der</strong> Besitz hat auch einen ideellen Wert, er ist ein statement, eine Aussage darüber, wie wir gesehen werden<br />
wollen. Sichtbar materieller Besitz ist immer auch eine Form <strong>der</strong> Persönlichkeitsinszenierung und<br />
Selbstdarstellung.“ 72<br />
„Als Habgierige sind wir am Ende nur noch das, was wir haben. Wir verdinglichen <strong>uns</strong>, indem wir <strong>uns</strong>eren<br />
eigenen Wert und den an<strong>der</strong>er Menschen zuallererst über den Besitz definieren.“ 73<br />
„Du kannst nichts mitnehmen, das letzte Hemd hat keine Taschen!“ 74<br />
„Die oft beklagte Beschleunigung des Lebens geht im hohen Maße auf die Habgier zurück: Um beim Verdienen<br />
und Konsumieren mithalten zu können, müssen wir mehr verdienen, und mehr und schneller arbeiten. Das<br />
bedeutet, dass wir in Zeitnot geraten und deshalb <strong>uns</strong>ere Aktivitäten, leben und arbeiten, verdichten müssen:<br />
Wir müssen schneller leben, um alles in <strong>der</strong> limitierten Lebenszeit unterzubringen <strong>–</strong> das Arbeiten und<br />
Verdienen, Das Konsumieren und Genießen. Das wird zunehmend anstrengend, denn um den einmal erreichten<br />
Standard zu halten, müssen wir <strong>uns</strong>ere relative Position absichern. Wirkliche Sicherung sehen wir aber nur in <strong>der</strong><br />
Steigerung: mehr Geld, Mehr Besitz = mehr Sicherheit.“ 75<br />
„Wir spüren, dass wir einen hohen Preis für die Jagd nach dem Mehr bezahlen. Die Gier macht <strong>uns</strong> nicht nur<br />
erschöpfter, ungeduldiger, unzufriedener. Sie macht <strong>uns</strong> auch blind gegenüber den Schwächeren, den weniger<br />
Glücklichen und weniger Tüchtigen.“ 76<br />
„Habgier existiert in unterschiedlichsten Gesellschaftsordnungen und Epochen, und sie ist keineswegs nur eine<br />
Sache <strong>der</strong> sichtbar Reichen und Mächtigen. Habgier erfasst alle sozialen Schichten <strong>–</strong> selbst Bettler können gierig<br />
sein.“ 77<br />
„Je mehr man auf <strong>der</strong> Kante hat, desto mehr Leben hat man. Aber das Gegenteil tritt ein <strong>–</strong> Geiz und Habgier<br />
binden so viele Kräfte und mobilisieren so viele Ängste, dass das Leben verkümmert und verarmt.“ 78<br />
„und Immanuel Kant unterschied in seiner Metaphysik <strong>der</strong> Sitten (1797) drei Arten des Geizes: den<br />
habsüchtigen, auf das Anhäufen von Geld gerichtet, zweitens den ‚kargen‘ Geiz <strong>–</strong> das, was gemeinhin<br />
Knausrigkeit o<strong>der</strong> Knickrigkeit genannt wird: die Hartherzigkeit gegenüber an<strong>der</strong>en Menschen; und schließlich<br />
drittens den ‚gegen sich selbst‘ gerichteten Geiz: die Unfähigkeit, das Erworbene genießen und ein gutes Leben<br />
führen zu können.“ 79<br />
„Johann Wolfgang von Goethe hat diese frühkapitalistischen Kräfte im Faust II in den Gestalten Raufebold,<br />
Habebald, Eilebeute und Haltefest auftreten lassen: Gewalt, Diebstahl, Habgier und eben auch <strong>der</strong> Geiz standen<br />
Pate an <strong>der</strong> <strong>Wie</strong>ge des Kapitalismus.“ 80<br />
69 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.116<br />
70 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.116<br />
71 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.117<br />
72 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.118<br />
73 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.119<br />
74 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.119<br />
75 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.120<br />
76 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.120<br />
77 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.121<br />
78 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.123<br />
79 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.123<br />
80 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.124