Wie der Teufel uns reitet – Von der Aktualität der 7 Todsünden ...
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Selbstüberschätzung, in Herablassung o<strong>der</strong> feindselige Ungeduld gegenüber all jenen, die langsamer, träger und<br />
‚dümmer‘ sind.“ 28<br />
„Der reaktionäre Hochmut lehnt nahezu alles Neue und Gegenwärtige als min<strong>der</strong>wertig o<strong>der</strong> parvenühaft ab.<br />
Sein Credo ist: Früher war alles besser!“ 29<br />
„Der akademische Hochmut brüstet sich, die einzig klare, <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Welt gerecht werdende Sicht <strong>der</strong><br />
Dinge zu haben.“ 30<br />
„Kollektiver Hochmut besteht im Wesentlichen darin, die eigene Gruppe zu überhöhen und gleichzeitig auf<br />
an<strong>der</strong>e herabzusehen, sie zu entwürdigen o<strong>der</strong> für min<strong>der</strong>wertig zu erklären. Das ist beson<strong>der</strong>s zu befürchten,<br />
wenn eine Selbstaufwertung nur noch möglich ist durch Abwertung an<strong>der</strong>er Gruppen.“ 31<br />
„Hochmut geht einher mit dem Verlust <strong>der</strong> Perspektive, <strong>der</strong> Überschätzung <strong>der</strong> eigenen Rolle, dem Ausblenden<br />
<strong>der</strong> eigenen Schwächen und Fehler.“ 32<br />
„Hochmut und Stolz sind also auch in <strong>uns</strong>erem heutigen Alltag allgegenwärtig. Das Bedürfnis, sich abzuheben,<br />
an<strong>der</strong>e zu übertreffen, und das Ansehen, das dadurch erworben wird, zu genießen ist eine <strong>der</strong> dynamischsten<br />
Kräfte in <strong>der</strong> postmo<strong>der</strong>nen Gesellschaft.“ 33<br />
„Die Fähigkeit, sich in an<strong>der</strong>e einzufühlen, ihnen überhaupt zuhören zu können geht oft mit dem Zugewinn an<br />
Macht verloren. Macht isoliert ohnehin, aber diese Isolation wird verschärft durch die Versuchung, an<strong>der</strong>en<br />
nicht mehr zuhören zu müssen. Und schließlich werden viele Hochmütige auch eitel: Sie suchen immer wie<strong>der</strong><br />
Bestätigung, dass sie groß sind. Eitelkeit und Stolz, <strong>der</strong> sich seiner selbst bewusst wird. Das Streben nach Ruhm,<br />
Ansehen und Überlegenheit ist das Motiv, das dem Hochmut vorausgeht, die Eitelkeit ist <strong>der</strong> Genuss nach dem<br />
Aufstieg, wenn man die ‚Flughöhe‘ erreicht hat.“ 34<br />
„Hochmut steckt auch dahinter, wenn jemand sich als beson<strong>der</strong>s schlechter Verlierer zeigt. Einen Rückschlag<br />
o<strong>der</strong> eine Nie<strong>der</strong>lage nicht akzeptieren können und anhaltend mit dem Schicksal ha<strong>der</strong>n <strong>–</strong> das sind<br />
Verhaltensweisen, die auf eine narzisstische Kränkung schließen lassen.“ 35<br />
„<strong>Von</strong> Kindheit an sind wir unablässig damit beschäftigt, einen Ort für <strong>uns</strong> im weiten sozialen Spektrum zu finden:<br />
Wer bin ich? Was kann ich? Was bin ich in den Augen an<strong>der</strong>er? Was bin ich wert?“ 36<br />
„Ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl zu haben galt und gilt immer noch als Schlüssel zu Erfolg und Lebensglück:<br />
Wer sich selbst gut findet, so lautet die wichtigste Arbeitshypothese <strong>der</strong> Selbstwertpsychologie, <strong>der</strong> ist ein<br />
glücklicher, leistungsfähiger und beliebter Mensch.<br />
Dem ist jedoch nicht so. In jüngster Zeit mehren sich die kritischen Arbeiten und Einschätzungen. Das Streben<br />
nach einem guten Selbstwertgefühl hat offenbar einen hohen Preis. Wer alles daransetzt, seine als wichtige und<br />
positiv erachtete Eigenschaften o<strong>der</strong> Fähigkeiten immer wie<strong>der</strong> und mit hohem Aufwand zu bekräftigen, läuft in<br />
Gefahr, in ein narzisstisches, langfristig selbst destruktives Muster abzugleiten.“ 37<br />
„Der Mythos von Narziss erzählt von einem schönen Jüngling, <strong>der</strong> von Männern und Frauen gleichermaßen<br />
begehrt wurde. Er hatte jedoch keine Augen für an<strong>der</strong>e, denn als er sein Spiegelbild in einem Teich sah,<br />
entbrannte er in heftiger Liebe zu sich selbst <strong>–</strong> ohne zu erkennen, dass er es selbst war, den er so faszinierend<br />
fand. Narziss wagte nicht mehr, den Blick von seinem Spiegelbild abzuwenden, aus Angst, es könnte<br />
verschwinden. Schließlich geht er an seiner Selbstverliebtheit zugrunde.“ 38<br />
„Ganz frei von narzisstischen Anflügen ist niemand. Wer hat nicht schon im Überschwang eines Sieges<br />
abgehoben? Und wer genießt nicht die bewun<strong>der</strong>nden Blicke, das Schulterklopfen und die ‚neidlose‘<br />
28 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.43<br />
29 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.44<br />
30 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.44<br />
31 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.46<br />
32 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.47<br />
33 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.50<br />
34 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.51<br />
35 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.52<br />
36 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.53<br />
37 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.55<br />
38 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.58