Wie der Teufel uns reitet – Von der Aktualität der 7 Todsünden ...
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Boxenstop war, all diese Gewohnheiten und Bindungserfahrungen beeinflussen <strong>uns</strong>er erwachsenes Essverhalten<br />
maßgeblich.“ 145<br />
„Die Ernährungsexperten haben sich diesem wachsenden Markt ‚gesun<strong>der</strong> Genuss‘ zugewandt. Ein wachsen<strong>der</strong><br />
Strom von Ratgeberbüchern, Trainings- und Kochprogrammen, von Light-Produckten ergießt sich über die<br />
Abnehmewilligen. Aber über alldem schwebt <strong>der</strong> Geist <strong>der</strong> Vergeblichkeit: Die Deutschen essen immer<br />
unvernünftiger, und sie werden trotz aller Aufklärung immer dicker. Je<strong>der</strong> zweite wiegt zu viel. Denn die<br />
Verführungen sind mindestens so durchdacht, wenn nicht noch erheblich raffinierter als die Psychotechniken<br />
<strong>der</strong> Mäßigung.“ 146<br />
„Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie Sie auf an<strong>der</strong>e wirken, wenn Sie schlemmen? Ist Ihnen klar,<br />
dass Sie <strong>der</strong>en Respekt verlieren, wenn Sie immer <strong>der</strong> erste am Buffet sind, wenn Sie Ihren Teller überladen, das<br />
Essen gierig hinunterschlingen, als ob Sie drei Tage nichts bekommen hätten, und danach gleich wie<strong>der</strong> zum<br />
Buffet gehen und ihren Teller zum zweiten o<strong>der</strong> dritten Male füllen? Was geht in Ihnen selbst vor, wenn Sie<br />
an<strong>der</strong>e so wie ein Schwein fressen sehen?“ 147<br />
„Die Sättigungsmechanismen des Körpers, die optimale Einschätzung <strong>der</strong> Nahrung und die menschliche<br />
Willenskraft werden gleichermaßen auf eine Dauerprobe gestellt, die sie immer weniger bestehen können.<br />
Denn die Nahrungsmittelindustrie legt es darauf an, <strong>uns</strong>ere Selbstkontrollmechanismen, die ohnehin nur<br />
begrenzt belastbar sind, systematisch auszuhebeln und zu unterlaufen. Das Marketing ist <strong>der</strong> Feind <strong>der</strong><br />
Mäßigung.“ 148<br />
„Der Kampf gegen die Völlerei wird wie<strong>der</strong> zum Training <strong>der</strong> Selbstbeherrschung schlechthin, wie es <strong>der</strong> Mönch<br />
Cassian einmal für die frühen Christen formuliert hatte.“ 149<br />
„‘Viele individuellen Probleme drehen sich um die Unfähigkeit, sich selbst unter Kontrolle zu behalten. Die<br />
Menschen fühlen sich schlecht, weil sie ihre Kontrolle verlieren <strong>–</strong> über ihrGeld, ihr Körpergewicht, ihre<br />
Trinkgewohnheiten, ihr Verlangen nach Drogen, ihre Kaufwucht, ihre sexuellen Impulse und so weiter‘,<br />
schreiben die Sozialpsychologen Baumeister Heatherton und Tice. Offenbar überschätzen wir die menschliche<br />
Willenskraft dramatisch.“ 150<br />
„Die Kognitionsexperten Daniel Wegner und James Pennebaker bilanzieren nüchtern: ‚In einer Ära <strong>der</strong><br />
Selbstverbesserung und des Gesundheitsbewusstseins überrascht es, wie oft die Menschen versuche, sich zu<br />
kontrollieren <strong>–</strong> und wie oft sie dabei scheitern. ‘“ 151<br />
„Wir haben zu viel von <strong>uns</strong>erem Planeten in zu viel Nahrung verwandelt und wir verschwenden dabei<br />
Ressourcen und gefährden die Vielfalt <strong>der</strong> Arten. Die Völlerei mag problemaisch, schuldbeladen, lustlos und<br />
<strong>uns</strong>innlich geworden sein <strong>–</strong> aber sie hat ein zerstörerisches Potenzial erreicht, das weit mehr vernichten kann als<br />
individuelle Seelenheil.“ 152<br />
Wollust<br />
„Egozentrik ist das beson<strong>der</strong>e Merkmal <strong>der</strong> Wollust. Sie ist die Sünde <strong>der</strong> Selbst-Entleerung- im doppelten Sinne<br />
des Wortes.“ 153<br />
„Die Darstellung nackter Körper, des Sexualaktes und seiner Variationen ist allgegenwärtige Massenware, das<br />
Augentier Mensch wird unablässig stimuliert und animiert. Und welche Folgen eine wie immer geartete<br />
‚Gewöhnung‘ an die pornographische Bil<strong>der</strong>flut hat, ob sie eher zu Abstumpfung o<strong>der</strong> zu steigenden Ansprüchen<br />
an den realen Sex führt, versuchen die Sexualforscher zu ergründen. Sicher erscheint, dass Pornographie die<br />
Einsamen noch einsamer macht.“ 154<br />
145 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.224<br />
146 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.225<br />
147 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.226<br />
148 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.228<br />
149 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.229<br />
150 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.230<br />
151 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.230<br />
152 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.232<br />
153 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.235<br />
154 Ernst Heiko, <strong>Wie</strong> <strong>der</strong> <strong>Teufel</strong> <strong>uns</strong> <strong>reitet</strong>, S.238