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Analyse des Klimamodells SOCOL anfangs des 20. Jahrhunderts ...

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<strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Klimamodells</strong> <strong>SOCOL</strong> <strong>anfangs</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>20.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>basierend<br />

auf dem Vulkanausbruch von<br />

Santa Maria<br />

(Guatemala 1902)<br />

Bachelorarbeit Klima & Wasser<br />

Nico Zeltner<br />

Betreuer<br />

Prof. Dr Stefan Brönnimann<br />

Institut für Atmosphäre und Klima der ETHZ<br />

(IAC)<br />

Zürich im Januar 2007


Einleitung<br />

Im Oktober 1902 fand auf Guatemala einer der grössten Vulkanausbrüche <strong>des</strong> <strong>20.</strong><br />

<strong>Jahrhunderts</strong> statt. Die Eruption hielt 19 Tage an und wies eine maximale vertikale<br />

Aschewolkenausdehnung von ungefähr 28 Kilometern auf, womit sie weit in die<br />

untere Stratosphäre hineinreichte. Die äquatornahe Lage trug zusätzlich dazu bei,<br />

dass die Ascheladung unter Einwirkung der ‚Brewer-Dobson-Zirkulation’ in höhere<br />

stratosphärische Breiten verfrachtet wurde. Es ist seit längerem bekannt, dass<br />

derartige Vulkanausbrüche das Klima über kürzere Zeitspannen markant<br />

beeinflussen können.<br />

Wir wollen uns die Klimabeeinflussungseigenschaften derartiger Vulkanausbrüche<br />

zur <strong>Analyse</strong> eines <strong>Klimamodells</strong> zu Nutze machen. Das zu betrachtende Klimamodell<br />

<strong>SOCOL</strong> besteht aus einem ‚Global Circulation Model’ (GCM) welches mit einem<br />

‚Chemical Transport Model’ (CTM) gekoppelt ist. <strong>SOCOL</strong> steht dabei für ‚Solar<br />

Climate Ozone Links’ und ist ein ‚Chemistry-Climate Model’ (CCM) (Egorova et al.,<br />

2005).<br />

Der Fokus dieser Arbeit ist auf die Jahre von 1901 bis 1904 gerichtet, da derartige<br />

Vulkanausbrüche das Klima in der Regel für gut zwei Jahre auffällig zu beeinflussen<br />

vermögen. Bei der <strong>Analyse</strong> der Beobachtungsdaten wurde mit Hilfe der Theorie von<br />

Robock et al. [2000] – die für äquatornahe Vulkanausbrüche ähnliche klimatische<br />

Auswirkungen postuliert, wie sie bei einem positiven Mode <strong>des</strong> NAO auftreten - nach<br />

ähnlichen Mustern bzw. Parallelen gesucht. Die Theorie beinhaltet zwei wichtige<br />

Eckpunkte. Einerseits wird darin davon ausgegangen, dass klimatische<br />

Auswirkungen äquatornaher Vulkanausbrüche starke Ähnlichkeiten mit einem<br />

AO + /NAO + -Muster 1 aufweisen und anderseits durch die erhöhte Aerosolladung in der<br />

unteren Stratosphäre, eine überdurchschnittliche Erwärmung in den äquatorialen<br />

Breiten eben dieses Atmosphärenbereichs stattfindet. Dies führt neben einem<br />

allgemeinen ‚Coolingeffekt’ (aufgrund der Reflexion von kurzwelligem Licht an den<br />

Aerosolen) zu einem indirekten Einfluss, nämlich zu einer<br />

Temperaturgradientenausbildung zwischen äquatorialen Breiten und Polnahen<br />

Breiten in der unteren Stratosphäre. Dadurch soll der polare Vortex angetrieben<br />

werden, welcher in der Folge kälter wird und zu stärkeren ‚Westerlies’ führt. Dieser<br />

Einfluss scheint die parallele zum AO + /NAO + - Effekt zu erklären.<br />

Anhand der geografischen Verteilung von Anomalien verschiedener Parameter<br />

können die Auswirkungen eines Vulkanausbruches auf das Klima analysiert werden.<br />

Die dabei betrachtenden Parameter waren stratosphärische Outputdaten<br />

(Temperaturgradient und Temperaturfeld in der unteren Stratosphäre, Z100<br />

Anomalien <strong>des</strong> polaren Vortex, Höhe der 40 hPa Geopotentialfelder) wie auch<br />

Bodendaten (Bodendruck(SLP), Bodentemperatur(SAT), Niederschlag).<br />

In einem ersten Schritt wurden die Beobachtungsdaten analysiert. Da zu Beginn <strong>des</strong><br />

<strong>Jahrhunderts</strong> lediglich Bodendaten zur Verfügung standen, konnte auch nur die<br />

geografische Verteilung von Anomaliemuster für Bodendruck, Bodentemperatur und<br />

Niederschlag betrachtet werden. In einem weiteren Schritt wurden auf dieselbe Art<br />

und Weise, jedoch diesmal auch mit Hilfe von stratosphärischen Parametern, die<br />

<strong>SOCOL</strong>-Modelloutputdaten analysiert.<br />

In einem letzten Schritt wurden die Parallelen zwischen den gefundenen<br />

Beobachtungsdatenmustern und denen der <strong>SOCOL</strong>-Daten in einer kurzen<br />

Schlussfolgerung erläutert.<br />

1 Siehe Theorie zu AO + /NAO + für eine eingehende Erklärung zu diesem Thema.<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

I. THEORIE................................................................................................................. 6<br />

1. Atmosphäre und Klima................................................................................................................. 6<br />

1.1 Atmosphärische Schichtung.......................................................................................................... 6<br />

1.1.1 Troposphäre........................................................................................................................... 6<br />

1.1.2 Stratosphäre .......................................................................................................................... 7<br />

1.1.3 Weitere atmosphärische Schichten ....................................................................................... 8<br />

1.2 Klimamodelle................................................................................................................................. 9<br />

1.2.1 Globale Klimamodelle (Englisch: ‚Global Climate Model’ bzw. ‚General circulation Model’)<br />

...................................................................................................................................................... 10<br />

1.2.1.1 AGCM’s: Atmospheric GCM’s...................................................................................... 10<br />

1.2.1.2 OGCM’s: Oceanic GCM’s ............................................................................................ 10<br />

1.2.1.3 AOGCM’s: Coupled atmosphere-ocean GCM’s........................................................... 10<br />

1.2.2 Unsicherheiten – zukünftige Forschungsschwerpunkte ...................................................... 11<br />

1.3 Arktische Oszillation (AO)– Nordatlantische Oszillation (NAO) .................................................. 12<br />

1.3.2 Definition Arktische Oszillation (AO).................................................................................... 12<br />

1.3.3 Definition Nordatlantische Oszillation (NAO)....................................................................... 13<br />

1.3.3.1 NAO – Funktionsprinzip ............................................................................................... 14<br />

1.3.3.2 Hervorgerufene Anomalien - Auswirkungen auf die Kontinente .................................. 15<br />

1.4 Polarer Vortex ............................................................................................................................. 17<br />

2. Vulkane............................................................................................................................................. 18<br />

2.1 Zusammensetzung der Magma .................................................................................................. 18<br />

2.2 Vulkantypen und Aufbau............................................................................................................. 19<br />

2.1.1 Zentraleruptionen................................................................................................................. 19<br />

2.1.1.1 Schildvulkane ............................................................................................................... 19<br />

2.1.1.2 Vulkanische Dome........................................................................................................ 20<br />

2.1.1.3 Schlackenkegel ............................................................................................................ 21<br />

2.1.1.4. Schicht- Stratovulkane ................................................................................................ 21<br />

2.1.2 Spalteneruptionen................................................................................................................ 22<br />

2.1.2.1 Plateaubasalte.............................................................................................................. 22<br />

2.1.2.2 Pyroklastische Ströme.................................................................................................. 22<br />

2.1.3 Krater............................................................................................................................... 22<br />

2.1.4 Calderen .......................................................................................................................... 23<br />

2.1.5 Phreatomagmatisch Eruptionen...................................................................................... 23<br />

2.3 Santa Maria................................................................................................................................. 24<br />

3. Vulkane und deren Einfluss auf das Klima................................................................................... 25<br />

3.1 Zusammensetzung der Staub- und Gaswolke und deren vertikale Ausbreitung........................ 25<br />

3.2 Dust Veil Index (DVI).................................................................................................................. 26<br />

3.3 Tropische / Aussertropische Eruptionen ..................................................................................... 26<br />

3.4 AO/NAO-Muster und Parallelen zu Vulkanausbrüchen .............................................................. 27<br />

3.5 Stratosphärische Schwefelsäureaerosole................................................................................... 28<br />

3.6 Einfluss von Vulkanausbrüchen auf das stratosphärische Ozon (Exkurs) ................................. 30<br />

II. DATEN ..................................................................................................................31<br />

1. Daten aus den <strong>SOCOL</strong>-Läufen ....................................................................................................... 31<br />

2. Beobachtungsdaten ........................................................................................................................ 31<br />

III. METHODIK ..........................................................................................................33<br />

1. <strong>SOCOL</strong>-Klimamodell ....................................................................................................................... 33<br />

1.1 GCM-Komponenten .................................................................................................................... 33<br />

1.2 CTM-Komponenten..................................................................................................................... 34<br />

3


1.3 GCM-CTM Schnittstelle (Kopplung)............................................................................................ 34<br />

1.4 Inputdaten ................................................................................................................................... 35<br />

2. Klimatologie ..................................................................................................................................... 36<br />

2.1 Qualitäts- und Genauigkeitsbetrachtungen................................................................................. 37<br />

2.2 Klimatologien – Sensitivitätsläufe (Kontrollruns)......................................................................... 37<br />

2.2.1 Anomalienbildung bei Beobachtungsdaten - Klimatologien ................................................ 37<br />

2.2.2 Anomalienbildung bei Modelldaten - Sensitivitätsläufe ....................................................... 37<br />

2.2.3 Klimatologie bzw. Beseitigung der jahreszeitlichen Schwankungen................................... 38<br />

3. <strong>Analyse</strong>............................................................................................................................................. 38<br />

3.1 Untersuchte Parameter in der unteren Stratosphäre.................................................................. 38<br />

3.1.1 Temperaturgradient in der unteren Stratosphäre ................................................................ 38<br />

3.1.2 Gradientenbetrachtung anhand von 50 hPa Temperaturfelder (<strong>SOCOL</strong>-Daten)................ 38<br />

3.1.3 Polarer Vortex (Stratosphärischer Polarwirbel) ................................................................... 39<br />

3.1.4 Betrachtung der geopotentiellen Höhe (40 hPa) ................................................................. 39<br />

3.1.5 Betrachtung der Temperaturfelder auf 40 hPa .................................................................... 39<br />

3.2 Untersuchte Parameter an der Erdoberfläche (‚Surface Imprint’)............................................... 39<br />

3.2.1 Bodendruck - Temperatur - Niederschlag im Winter ........................................................ 39<br />

3.3 <strong>Analyse</strong>........................................................................................................................................ 40<br />

3.3.1 Beobachtungsdaten vs. Modelldaten (1902-1904).............................................................. 40<br />

3.3.1.1 Anomalienbildung – Direkter Vergleich der jeweiligen Absolutdaten........................... 41<br />

3.3.1.2 Beobachtungsdatenanomalien vs. Modelldatenanomalien.......................................... 41<br />

4. IDL – Programmaufbau................................................................................................................... 44<br />

4.1 Routinen und Programmstruktur................................................................................................. 44<br />

4.2 Ausschlusskriterien für Vulkane und El Niño / La Niña............................................................... 45<br />

4.2.1 Vulkanausschlüsse .............................................................................................................. 46<br />

4.2.2 El Niño / La Niña.................................................................................................................. 47<br />

IV. RESULTATE........................................................................................................48<br />

1. Temperaturgradient, Z100-Index und Temperaturfelder in der unteren Stratosphäre............. 48<br />

1.1 Beobachtungsdaten .................................................................................................................... 48<br />

1.2 <strong>SOCOL</strong>-Daten............................................................................................................................. 48<br />

1.2.1 Betrachtung <strong>des</strong> globalen stratosphärischen Temperaturverlaufes zu Beginn <strong>des</strong> <strong>20.</strong><br />

<strong>Jahrhunderts</strong> ................................................................................................................................. 48<br />

1.2.2 Globale Entwicklung der vulkanischen Aerosole – Optische Dicke vs. Effektiver Radius .. 50<br />

1.2.3 Z100 Anomalien <strong>des</strong> polaren Vortex für die Jahre 1900-1915............................................ 51<br />

1.2.3.1 Beobachtungsdaten...................................................................................................... 51<br />

1.2.3.2 <strong>SOCOL</strong>-Daten .............................................................................................................. 53<br />

1.2.4 Betrachtung der Temperaturfelder auf 40 hPa von 1901-1903........................................... 54<br />

1.2.5 Betrachtung der geopotentiellen Höhe (40 hPa) ................................................................. 61<br />

2. Bodendruckdaten – Surface Land Pressure (SLP’s) ................................................................... 65<br />

2.1 Beobachtungsdaten .................................................................................................................... 65<br />

2.2 <strong>SOCOL</strong>-Daten............................................................................................................................. 73<br />

3. Oberflächentemperaturen – Surface Air Temperatures (SAT).................................................... 79<br />

3.1 Beobachtungsdaten .................................................................................................................... 79<br />

3.2 <strong>SOCOL</strong>-Daten............................................................................................................................. 86<br />

4. Niederschlagverteilung................................................................................................................... 91<br />

4.1 Beobachtungsdaten .................................................................................................................... 91<br />

4.2 <strong>SOCOL</strong>-Daten............................................................................................................................. 96<br />

V. SCHLUSSFOLGERUNGEN ...............................................................................100<br />

4


VI. QUELLEN..........................................................................................................101<br />

VII. DANKSAGUNGEN ...........................................................................................106<br />

5


I. Theorie<br />

Bevor mit der <strong>Analyse</strong> der Ergebnisse aus den Beobachtungsdaten und den<br />

Modelldaten aus den <strong>SOCOL</strong>-Läufen begonnen werden kann, müssen wichtige<br />

theoretische Grundlagen ausgeleuchtet werden, die für das Verständnis der<br />

nachfolgenden <strong>Analyse</strong> unabdingbar sind. Sie werden ebenfalls helfen, die in der<br />

<strong>Analyse</strong> gemachten Zusammenhänge zwischen Klima und Vulkanausbrüchen richtig<br />

einordnen zu können.<br />

1. Atmosphäre und Klima<br />

Die Atmosphäre bildet unsere eigentliche Lebenshülle. Begrenzt ist sie einzig durch<br />

die Erd- und Meeresoberfläche, wobei nach oben grundsätzlich keine wirklich klare<br />

Grenze ausgemacht werden kann. Der Übergang ist laufend und es wurde als letzte<br />

atmosphärische Schicht die Exosphäre festgesetzt, die eine immer geringere Dichte<br />

an Gasen aufweist.<br />

In ihrer untersten Schicht, der Troposphäre spielt sich das eigentliche ‚Wetter’ ab.<br />

Seit einiger Zeit wird der Einfluss der Stratosphäre auf das längerfristige Verhalten<br />

der Abläufe in der Troposphäre genauer untersucht. Es wurde erkannt, dass die<br />

Troposphäre stark durch stratosphärische Vorgänge beeinflusst wird. Dies kann in<br />

Form der später erwähnten stratosphärischen Meridionalzirkulation 2 (Brewer-<br />

Dobson-Zirkulation), midlatitude Foldings (tropopause foldings) und <strong>des</strong> polaren<br />

stratosphärischen Wirbels 3 (polar Vortex) geschehen.<br />

Verschiedene äussere Einflüsse auf die Troposphäre selbst, aber auch auf die<br />

Stratosphäre, können zu einer längerfristigen Beeinflussung <strong>des</strong> Klimas beitragen.<br />

Neben schwankender Sonnenaktivität, Meeres- und Landoberflächenveränderungen,<br />

soll in dieser Arbeit hauptsächlich auf den Einfluss von Vulkanausbrüchen bzw. ihrer<br />

Aerosolaushauchungen auf die untere Stratosphäre und somit indirekt, auf deren<br />

Einfluss auf das längerfristige ‚Wetter’ in der Tropopause, eingegangen werden.<br />

1.1 Atmosphärische Schichtung<br />

1.1.1 Troposphäre<br />

Die Troposphäre ist die unterste Schicht der Atmosphäre und reicht vom Erdboden<br />

bis zur Tropopause. Ihre Dicke beträgt etwa 8 Kilometer an den Polen, wo sie im<br />

Winter bis zu 2 Kilometer niedriger ist als im Sommer, und 18 Kilometer am Äquator.<br />

In der Troposphäre sind etwa 90 Prozent der gesamten Luft sowie beinahe der<br />

gesamte Wasserdampf der Atmosphäre enthalten. Das Wetter spielt sich somit<br />

hauptsächlich in diesem Bereich der Atmosphäre ab, wobei die Stratosphäre4 einen<br />

2 Im Verlaufe <strong>des</strong> Arbeit soll zugunsten <strong>des</strong> klareren Verständnisses anstatt ‚stratosphärische<br />

Meridionalzirkulation’ der umfassendere Begriff ‚Brewer-Dobson-Zirkulation’ verwendet werden. Es<br />

muss aber darauf hingewiesen werden, dass in diesem Zusammenhang nicht nur der Transport von<br />

Ozon verstanden wird, sondern der in dieser Arbeit eminent wichtige Transport von Aerosolen in die<br />

Stratosphäre ebenfalls mit eingeschlossen ist.<br />

3 Auch hier soll im Folgenden zugunsten der allgemeinen Verständlichkeit der Begriff ‚polar Vortex’<br />

weiterverwendet werden<br />

4 Siehe auch Unterkapitel Stratosphäre<br />

6


grossen Einfluss auf die grossräumigen Luftbewegungen in der Troposphäre ausübt.<br />

Der vorhandene Wasserdampf kann unter gegebenen Umständen zur<br />

Wolkenbildung führen. Es kann im weiteren Verlauf zu Niederschlagbildung kommen.<br />

Der entstehende Niederschlag führt wiederum zur Auswaschung von Festsoffen und<br />

gelösten Gasen.<br />

Die Troposphäre wird nur in geringem Maße direkt durch Sonnenstrahlen erwärmt.<br />

Der größte Teil der Wärme wird vom Erdboden aufgenommen und mittels Absorption<br />

wieder als langwellige Strahlung (Infrarot) abgegeben. Das führt zum<br />

charakteristischen Temperaturgradienten mit abnehmender Temperatur in der Höhe:<br />

Abkühlung der Lufttemperatur um ca. 6.5 °C pro Kilometer Höhe (Gradient in der<br />

Standardatmosphäre). Im Einzelnen beträgt die Temperaturabnahme in<br />

trockenadiabatischen Abschnitten durchschnittlich 1 Grad pro 100 Meter, in feuchtadiabatischen<br />

Bereichen sind es pro 100 Meter etwa 0.6 °C.<br />

An der Tropopause beträgt die Temperatur –75 °C (am Äquator) bis –45 °C (an den<br />

Polen). Sie bildet die Übergangsschicht zwischen der Troposphäre und der nächst<br />

höheren Schicht – der Stratosphäre. Der Luftaustausch zwischen der Troposphäre<br />

und der Stratosphäre ist aufgrund der Isothermie und der Inversion (Temperatur<br />

konstant mit zunehmender Höhe) in der Tropopause stark gehemmt. Mit der<br />

Zunahme <strong>des</strong> Ozongehalts in der Ozonschicht (zwischen 20 und 50 km Höhe) nimmt<br />

die Temperatur wieder bis ca. 0 °C zu (Inversion).<br />

1.1.2 Stratosphäre<br />

Anschliessend an die Tropopause, dehnt sich die Stratosphäre bis in eine Höhe von<br />

ungefähr 50 km aus. Die Temperatur nimmt in der Stratosphäre im Mittel wieder zu,<br />

wobei im unteren Bereich, bis ungefähr 20 km der Anstieg verschwindend gering ist.<br />

Diese Temperaturzunahme mit der Höhe wird durch das Ozon verursacht, welches in<br />

einem Bereich von 20 bis 40 Kilometern die UV-Strahlung <strong>des</strong> Sonnenlichtes<br />

absorbiert und dabei die von der Sonne stammende Strahlungsenergie in Wärme<br />

umwandelt. Die grösste Ozondichte befindet sich in ca. 25 km Höhe. Dort befindet<br />

sich auch die eigentliche Ozonschicht, bis zu welcher die Temperatur von ca. -60 °C<br />

im Bereich der Tropopause wieder bis knapp unter 0 °C ansteigt.<br />

Die Abläufe in der Stratosphäre haben einen starken Einfluss, auf die<br />

troposphärische Zirkulation. Der eigentliche Austauscheffekt von Luftmassen von der<br />

Troposphäre in die Stratosphäre ist die ‚Brewer-Dobson-Zirkulation’. Sie hat in den<br />

tropischen Breiten ihren Ursprung, was unter anderem dazu beiträgt, dass<br />

vulkanische Aerosole eines tropischen Ausbruchs auch in höhere Breiten verfrachtet<br />

werden können. Die am Äquator aufgewärmte Luft steigt auf und kühlt sich auf dem<br />

Weg zur Tropopause ab und wird dabei durch Kondensation und Niederschlag immer<br />

trockener. Die in die Stratosphäre gelangende Luft enthält in Folge <strong>des</strong>sen kaum<br />

Feuchtigkeit. Die so in die Stratosphäre beförderten Luftmassen und deren feste und<br />

gasförmigen Bestandteile, werden mit dem für die ‚Brewer-Dobson-Zirkulation’<br />

charakteristischen Strömungsmuster, über einen Umweg in Richtung der aktuellen<br />

Sommerhemisphäre, zum jeweiligen aktuellen Winterpol bewegt. Dort gelangen viele<br />

Aerosolteile in den jeweils aktuellen (Winterhemisphäre) polaren Vortex und werden<br />

an <strong>des</strong>sen Rand sedimentiert.<br />

7


Abbildung 1: Verschiedene Schichten der Erdatmosphäre und der zugehörige<br />

Temperaturverlauf mit der Höhe<br />

(Flugwetter, 2003)<br />

1.1.3 Weitere atmosphärische Schichten<br />

Diesen Schichten kommt im Zusammenhang mit dem Klima eine eher<br />

untergeordnete Rolle zu:<br />

Mesosphäre:<br />

Sie ist nach unten durch die Stratopause (ca. 50 km Höhe) von der Stratosphäre und<br />

nach oben durch die Mesopause (in 80 bis 85 km Höhe) von der Thermosphäre<br />

abgegrenzt. Aufgrund der hier extrem ausgedünnten Luft sowie der Tatsache, dass<br />

kaum mehr Ozon vorhanden ist und sich die Absorption der energiereichen UV-<br />

Strahlung in der Stratosphäre abspielt, sinkt die Temperatur wieder von etwa 0 °C an<br />

der Stratopause mit jahreszeitlichen Schwankungen auf durchschnittlich etwa -90 °C<br />

in etwa 80 Kilometer Höhe. Die Temperaturabnahme ist mit rund 3 K/km allerdings<br />

bedeutend geringer als die in der Troposphäre. Danach bleibt die Temperatur erneut<br />

konstant und steigt erst in der Thermosphäre wieder kräftig - je nach Sonnenaktivität<br />

- auf bis zu 2.000 °C an.<br />

In der oberen Mesosphäre der Polkappen bilden sich die leuchtenden Nachtwolken,<br />

die bläulich-silbern schimmernd mit bloßem Auge auch in mittleren Breiten zu sehen<br />

sind, wenn sie das Licht der untergehenden Sonne reflektieren.<br />

Thermosphäre:<br />

Sie erstreckt sich von der in etwa 80 bis 85 Kilometer Höhe liegenden Mesopause,<br />

bis unter die Exosphäre in etwa 500 bis 600 Kilometern über der Erdoberfläche. Die<br />

mittlere freie Weglänge einzelner Gasteilchen beträgt hier mehrere Kilometer, so<br />

8


dass ein Energieaustausch zwischen den Teilchen aufgrund seltenen Kontakts kaum<br />

stattfindet. Diese Gasmoleküle der extrem dünnen Atmosphärenschicht werden von<br />

der eintreffenden energiereichen kosmischen Strahlung ionisiert (Aufspaltung in<br />

Ionen und freie Radikale). Aufgrund der geringen Dichte der Ionosphäre können<br />

diese Teilchen lange existieren, bevor sie wieder rekombinieren.<br />

Die Temperatur beträgt - auch abhängig von der Sonnenaktivität - bis über 1.700 °C<br />

und nimmt mit der Höhe zu.<br />

Exosphäre:<br />

Sie stellt die äußerste Schicht der Erdatmosphäre dar und markiert damit den<br />

fließenden Übergang zum interplanetaren Raum.<br />

Sie ist ein Teil der Heterosphäre, das heißt jenem Bereich der Atmosphäre ab ca.<br />

120 km Höhe, in dem sich die Gase entsprechend ihrer Atomgewichte entmischen<br />

und schichten. Ab einer Höhe von 1000 km kommt nur noch Wasserstoff als das<br />

leichteste Gas vor.<br />

1.2 Klimamodelle<br />

(Die unten beschriebene Theorie zu den Klimamodellen stammt sowohl aus dem<br />

Paper von Robock et al., [2000] wie auch aus Informationen, aus dem Internet<br />

(WikipediaKlimamodelle). Weitere Informationen entstammen z.T.<br />

Unterrichtsunterlagen.)<br />

Der Kernpunkt dieser Arbeit bildet das Klimamodell <strong>SOCOL</strong>. Dabei soll eine <strong>Analyse</strong><br />

seiner Outputdaten (Luftdruck, Bodentemperatur, Niederschlag) durchgeführt<br />

werden. An dieser Stelle sollen allgemeine Grundkenntnisse zu Klimamodellen<br />

vermittelt werden, während im Kapitel ‚Methodik’ detailliert auf das Klimamodell<br />

<strong>SOCOL</strong> eingegangen wird.<br />

Unter zu Hilfenahme von Klimamodellen können saisonale, jährliche oder gar<br />

mehrjährliche Trends in der Klimavorhersage statistisch erfasst werden. Betrachtet<br />

werden dabei Variablen wie Temperatur, Luftdruck, Niederschlag, wie auch<br />

chemische Bestandteile der Atmosphäre. Randbedingungen der Klimamodelle<br />

stellen Meeresoberflächentemperaturen, Meereis, Veränderung der<br />

Meeresströmungen und viele mehr dar. Und in eben diesen Randbedingungen und<br />

deren Veränderung über die Zeit hat die saisonale Wettervorhersagbarkeit<br />

(klimatische Vorhersage) ihren Ursprung. Diese Randbedingungen beeinflussen sich<br />

gegenseitig. So können Meereisausdehnungen dazu führen, dass auch die<br />

Meeresströmungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Diese Anomalien führen über<br />

längere Zeiträume zu statistischen Veränderungen in der Wetterstatistik <strong>des</strong> globalen<br />

Klimas. Unter bestimmten Bedingungen und mit genügend ausgiebigen<br />

Datenmengen lassen sich somit, trotz dem chaotischen Charakter der Atmosphäre,<br />

Veränderungen der atmosphärischen Bedingungen über längere Zeiträume<br />

feststellen.<br />

9


1.2.1 Globale Klimamodelle (Englisch: ‚Global Climate Model’ bzw. ‚General<br />

circulation Model’)<br />

Ein globales Klimamodell versucht das Verhalten <strong>des</strong> Klimas zu erklären, in dem<br />

verschiedene fluiddynamische, chemische und biologische Formeln in der Zeit<br />

integriert werden. Diese wurden einerseits direkt aus physikalischen<br />

Gesetzmässigkeiten abgeleitet, oder aber mittels empirischen Daten konstruiert.<br />

1.2.1.1 AGCM’s: Atmospheric GCM’s<br />

Diese Modelle modellieren wie es der Name besagt, die Atmosphäre. Sie beinhalten<br />

typischerweise ein Land-Oberflächen Modell und können an ‚Chemistry-Transport-<br />

Models’ (CTM) gekoppelt werden. Man spricht in diesem Fall von einem ‚Chemistry-<br />

Climate-Model’ (CCM). Die ‚Sea Surface Temperatures’ (SST’s) werden vorgegeben<br />

(prescribed Variables).<br />

Grundsätzlich besteht ein AGCM aus drei Hauptteilen:<br />

Einem dynamischen Teil, welcher die fluiddynamischen Gleichungen integriert, für:<br />

Oberflächendruck / Temperatur und Feuchtigkeit und horizontale Komponenten in<br />

den jeweiligen Layern (bzw. den jeweiligen Höhenstufen).<br />

Ein Modul bzw. Code für die Strahlung – aufgeteilt in Solare kurz- / langwellige<br />

Strahlung und terrestrische kurz- / langwellige Strahlung<br />

Parameterisation von Prozessen, welche aufgrund der zu groben Gittermasche der<br />

Modelle nicht aufgelöst werden können: Konvektion (Wolkenbildung bzw.<br />

Wolkenbedeckung), Landoberflächenprozesse, Albedo und Hydrologie<br />

Beispiele für globale AGCM’s sind ECHAM-4 (auf welchem u.a. das nachfolgend<br />

benutzte <strong>SOCOL</strong>-Modell basiert) und ECHAM-5 welche am Max-Planck-Institut für<br />

Meteorologie in Hamburg (MPI Hamburg) entwickelt wurden und dort auf<br />

Supercomputern betrieben werden.<br />

1.2.1.2 OGCM’s: Oceanic GCM’s<br />

Mit Hilfe dieser Modelle wird versucht die Ozeanströmungen und die dabei<br />

ablaufenden chemischen und physikalischen Prozesse auf vereinfachte Weise zu<br />

erfassen. Wenn diese Modelle separat betrachtet werden (ohne Kopplung mit einem<br />

AGCM) werden dem Modell die atmosphärischen Flüsse vorgeschrieben (prescribed<br />

Variables). Als Zusatzmodul zu diesem Modell kann ein Meereismodell fungieren.<br />

1.2.1.3 AOGCM’s: Coupled atmosphere-ocean GCM’s<br />

Erste Versuche mit gekoppelten Atmosphären-Ozean Modellen wurden bereits in<br />

den 60er Jahren durchgeführt (Syokoru Manabe and Kirk Bryan, Princeton<br />

Geophysical Fluid Dynamics Laboratory). Ein gekoppeltes Atmosphären-Ozean<br />

Modell kann unter Verwendung weiterer Module - genannt seien hier Meereis- und<br />

Landmodelle - zur Basis für ein ‚vollständiges’ Klimamodell werden. Innerhalb dieser<br />

Strukturen können die Modelle und besonders ihre Resultate variieren. Wenn man<br />

jedoch heutige Klimaprognosen (Zusammenführung und Auswertung verschiedener<br />

10


Modellierungsversuche) betrachtet, so sind in den Schlüsselpunkten zumin<strong>des</strong>t<br />

Trends feststellbar, die auch mit den jeweiligen Beobachtungsdaten qualitativ relativ<br />

gut übereinstimmen. Einzelne Modelle weichen teilweise noch immer stark<br />

voneinander ab.<br />

Ein rezenter Trend in der Klimamodellierung ist die Erweiterung der Klimamodelle zu<br />

vollständigen Erdsimulationsmodellen, durch Kopplung verschiedener Modelle<br />

untereinander. Diese beinhalten verschiedene Submodelle wie interaktive<br />

Chemiemodelle (coupled chemistry-climate Models: CCM’s) oder<br />

Kohlenstoffzyklusmodelle. Dabei werden die Strahlungsgleichungen <strong>des</strong> GCM<br />

(Global Circulation Model) direkt mit den chemischen Feldern <strong>des</strong> CCM’s gespiesen,<br />

womit die Dynamik im GCM’s direkt interaktiv beeinflusst wird. Chemiemodelle<br />

erlauben es beispielsweise die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf die<br />

Grösse <strong>des</strong> Ozonlochs zu beobachten, während<strong>des</strong>sen die Kohlenstoffzyklusmodelle<br />

zur Erforschung der jeweiligen Konzentrationen von Kohlenstoff in der Atmosphäre,<br />

in Abhängigkeit der Emissionsänderungen dienen.<br />

1.2.2 Unsicherheiten – zukünftige Forschungsschwerpunkte<br />

Die grössten Unsicherheiten bei der Modellierung unseres Klimas sind einerseits die<br />

dem Modell inhärenten Fehleinschätzungen und Ungewissheiten und anderseits die<br />

Auswirkungen und Entwicklung der zukünftigen Technologien und <strong>des</strong> zukünftigen<br />

wirtschaftlichen Wachstums, auf das Klima.<br />

Des Weiteren sind Rückkoppelungseffekte (potential Feedback), wie sie im<br />

Zusammenhang mit der abnehmenden Vegetation oder der Wolkenbildung auftreten<br />

nach wie vor schlecht erforscht. Es ist beispielsweise bekannt, dass die<br />

Wolkenbildung sowohl zu positiven (wolkenbedeckte Winternächte verhindern die<br />

Abstrahlung der Wärme in den Weltraum), wie auch zu negativen (Reflexion von<br />

Sonnenlicht an Wolkenoberflächen, und damit Abnahme der Bodentemperatur<br />

unmittelbar unter der jeweiligen Wolke) Rückkoppelungseffekten führt. Wenn zum<br />

Beispiel CO 2 die Menge und Verteilung von Wolken am Himmel beeinflusst, können<br />

dadurch viele komplexe Veränderungen und positive und negative Feedbacks<br />

auftreten. Inwieweit diese Rückkoppelungseffekte das Klima beeinflussen und in<br />

welche Richtung ist zur Zeit noch Gegenstand von Spekulationen. Die Veränderung<br />

der Wolkenbedeckung und deren Verteilung in der Atmosphäre stellen in den<br />

atmosphärischen Modellierungswissenschaften für die Zukunft eine der<br />

dominantesten Unsicherheiten dar (IPCC, 2001).<br />

Eine andere Schwierigkeit besteht darin, den zeitlichen Rahmen von gewissen<br />

klimatischen Trends vorauszusehen. So zum Beispiel die Zeitspanne für das<br />

Abschmelzen der polaren Eiskappen im Zusammenhang mit der Verlangsamung<br />

bzw. im Extremfall der Extinktion <strong>des</strong> Golfstromes.<br />

Es wird von Klimaforschern allgemein anerkannt (IPCC), dass die aktuellen<br />

Klimamodelle nach wie vor zahlreiche Schwachstellen aufweisen, jedoch bessere<br />

Modelle die Schlussfolgerungen nicht markant verändern würden. Zwei dieser<br />

spezifischen Unsicherheiten stellen die Albedo und externe Faktoren wie indirekte<br />

solare Einstrahlung in Abhängigkeit der kosmischen Strahlung dar. Grundsätzlich<br />

können GCM’s die generellen Eigenschaften der beobachteten Temperaturen<br />

während <strong>des</strong> letzten <strong>Jahrhunderts</strong> gut reproduzieren.<br />

Diese vielen inneren (dem Modell inhärenten) und äusseren (zukünftige Forcings,<br />

zeitliche Entwicklung von Trends) Unsicherheiten, stellen der heutigen<br />

Klimawissenschaft die grössten Herausforderungen.<br />

11


1.3 Arktische Oszillation (AO)– Nordatlantische Oszillation (NAO) 5<br />

Die Auswirkungen eines bedeutenden tropischen Vulkanausbruchs können zu<br />

ähnlichen Mustern im Bodendruckfeld führen, wie sich dies bei einem durch<br />

natürliche Schwankungen ausgelösten positiven Mode <strong>des</strong> AO/NAO-Index 6 äussern<br />

würde. Die sich daraus ergebenden Anomalien, für Parameter wie Temperatur,<br />

Druck und Niederschlag auf den Kontinenten, können somit für die vulkanische<br />

Beeinflussung <strong>des</strong> Bodendruckfel<strong>des</strong> und andere, durch ‚reguläre’ Schwankungen<br />

herbeigeführte AO eine grosse Aehnlichkeit aufweisen. Darum ist ein grundlegen<strong>des</strong><br />

Verständnis dieser beiden dominierenden klimatischen Oszillationen der<br />

Nordhemisphäre unabdingbar. Die grundlegenden theoretischen Grundlagen zu<br />

diesen Oszillationen sollen in den folgenden Abschnitten abgehandelt werden.<br />

1.3.1 Übersicht AO vs. NAO<br />

Grundsätzlich sind sich die verschiedenen wissenschaftlichen Exponenten zum<br />

heutigen Zeitpunkt noch nicht darüber einig geworden, wie stark AO und NAO<br />

zusammenhängen bzw. ob diese gar zusammengehören (Wallace, 2000; Wanner et<br />

al., 2001; Stephenson et al., 2003). Aufgrund der divergierenden Meinungen in den<br />

verschiedenen Publikationen, erhebt die in dieser Arbeit vertretene<br />

Betrachtungsweise keinen Anspruch auf absolute Richtigkeit. Vielmehr soll sie<br />

jedoch der besseren Veranschaulichung der Zusammenhänge und Parallelen mit<br />

Vulkanausbrüchen förderlich sein.<br />

Die Definition der beiden Muster ist bereits auffallend ähnlich 7 , wie auch die durch sie<br />

herbeigeführten Anomalien und Konsequenzen für die jeweiligen geografischen<br />

Regionen. Sie gehören auf jeden Fall zur gleichen Familie, wobei überspitzt gesagt<br />

werden könnte, dass die AO das Familienoberhaupt ist und die NAO dabei <strong>des</strong>sen<br />

rebellischstes Kind darstellt 8 .<br />

Wenn aufgrund eines starken winterlichen polaren Vortex ein positiver AO-Modus<br />

vorherrscht, so zeigt sich dies in der Regel ebenfalls im NAO-Modus.<br />

1.3.2 Definition Arktische Oszillation (AO)<br />

Um die verschiedenen Bodendruckmuster (in den höheren Breiten der<br />

Nordhemisphäre) charakterisieren zu können, wurde ein hemisphärischer Index<br />

definiert. Dieser Index, allgemein bekannt unter dem Namen Arctic Oscillation (AO)<br />

(Thompson and Wallace, 1998, 1999, 2000a, b) kann verschiedene Modi annehmen.<br />

Wie Thompson und Wallace feststellten, kommt diese AO sowohl im atlantischen wie<br />

auch im pazifischen Ozean zur Geltung 9 .<br />

5 Diese Reihenfolge entspricht absichtlich nicht der Entdeckungsreihenfolge der beiden<br />

Oszillationsmuster. Die hier gewählte Abwicklung <strong>des</strong> Themas soll kohärent zu den hier vermittelten<br />

Beziehungen zwischen AO und NAO sein. Dabei wird die NAO als Teil der AO betrachtet (Siehe<br />

spätere Erläuterungen dazu).<br />

6 Eine genauere Erklärung zu diesem Index folgt in diesem Kapitel<br />

7 Es sei hier auf die beiden folgenden Teilkapitel verwiesen<br />

8 Dies ist die metaphorische Sichtweise <strong>des</strong> Autors, welcher keinen Anspruch auf Richtigkeit dieser<br />

Sichtweise erhebt.<br />

9 Im Gegensatz zum NAO-Index, <strong>des</strong>sen Definition sich grundsätzlich auf den Nordatlantik beschränkt<br />

(Siehe weitere Erklärungen zu NAO im folgenden Absatz)<br />

12


Abbildung 2: Positiver AO-Modus bzw. negativer AO-Modus und die jeweils damit verbundenen<br />

Auswirkungen in der Nordhemisphäre <strong>des</strong> Globus. Bei einem AO + -Modus, ist es über Europa<br />

im Winter eher warm und feucht, während es über den mediterranen Regionen eher kühl und<br />

trocken ist. Die Vereinigten Staaten werden, wie auch Europa, von einem warmen Winter<br />

heimgesucht. Beim negativen AO-Modus sind die jeweiligen Charakteristiken gerade<br />

umgekehrt.<br />

(Hodges, Glenn, 2000; bearbeitet Nico Zeltner)<br />

Ein positiver AO Modus (AO + ) bedeutet, dass die arktischen Bodendruckdaten (SLP)<br />

gegenüber den Bodendruckdaten aus mittleren Breiten abnehmen (Thompson and<br />

Wallace, 1998, 1999). Die Verstärkung der Polarfrontjets, führt zu verstärkten<br />

westwärts gerichteten zonalen Winden in 50 °N bis 70°N.<br />

Die durchschnittliche Antwort der letzten 10 simulierten Wintern nach dem Ausbruch<br />

<strong>des</strong> Pinatubo (1991), zeigten alle eine Zunahme <strong>des</strong> AO-Index 10 um 1.8+/- 0.9 mb<br />

auf dem 95 % Intervall (Shindell and Schmidt, 2003).<br />

1.3.3 Definition Nordatlantische Oszillation (NAO)<br />

Analog zur Arktischen Oszillation (AO) ist die ‚North Atlantic Oscillation’ bzw.<br />

Nordatlantische Oszillation (NAO) 11 definiert (Hurrell, 1995 und in dieser Publikation<br />

genannte Referenzen). Die Definition ist erneut dahingehend festgelegt, dass die<br />

Muster <strong>des</strong> Bodendruckfel<strong>des</strong> zwischen den höheren und mittleren Breiten<br />

voneinander subtrahiert werden. Beim NAO ist dies jedoch geografisch auf den<br />

Nordatlantik beschränkt und umfasst lediglich den Vergleich zwischen dem Islandtief<br />

und dem Azorenhoch. Zur Index-Bildung werden zumeist Stationen in Island und auf<br />

den Azoren, oder zum Teil sogar aus Lissabon oder Gibraltar herangezogen. Der<br />

positive NAO (+) Index ist analog zur positiven AO durch tieferen Druck <strong>des</strong> Islandtiefs<br />

und höheren Druck <strong>des</strong> Azorenhoch definiert. Der negative Index ( NAO - ) wird<br />

entsprechend durch die umgekehrten Vorzeichen definiert.<br />

10 Der AO-Index ist eine reine Definitionssache (Siehe dazu die Definition im betreffenden Kapitel). Es<br />

ist wichtig zu Unterscheiden, zwischen eigentlichen AO/NAO-Events, die durch natürliche<br />

Schwankungen hervorgerufen werden und vulkanischer Beeinflussung der Stratosphäre /<br />

Troposphäre, welche zu einem, dem positiven Muster der AO/NAO sehr ähnlich sehenden,<br />

Druckverteilungsmuster führen können.<br />

11 Dieses Anomalie-Pattern wurde bereits durch Walker and Bliss [1932] festgestellt<br />

13


Wir werden uns im Folgenden, aber auch in der <strong>Analyse</strong> der Auswirkungen von<br />

Vulkanausbrüchen auf das Klima, in einem späteren Teil dieser Arbeit, vor allem auf<br />

die Nordatlantische Oszillation (NAO) und ihre Folgen konzentrieren, und behalten<br />

uns in Einzelfällen vor, auch einige AO-Auswirkungen zu erwähnen, welche die<br />

gesamte Nordhemisphäre beeinflussen.<br />

1.3.3.1 NAO – Funktionsprinzip<br />

(Die Theorie zu diesem Abschnitt entstammt: Unterrichtsmaterialien, dem Buch von<br />

Latif, Mojib, 2004, den Papers: Robock et al., 2000 / Shindell and Schmidt, 2003, und<br />

der Homepage: http://www.ldeo.columbia.edu/NAO)<br />

Die Nordatlantische Oszillation (NAO) kann man sich als eine Art Druckschaukel<br />

zwischen dem Islandtief und dem Azorenhoch vorstellen (siehe Definition im<br />

vorangehenden Absatz). Sie stellt wie auch das El Niño 12 -Phänomen (Wallace and<br />

Gutzler, 1981), welchem bis anhin kein direkter Zusammenhang mit<br />

Vulkanausbrüchen attestiert wird 13 (Robock and Mao, 1995; Robock et al., 2000),<br />

eine interne Schwankung <strong>des</strong> Klimasystems dar.<br />

Abbildung 3: NAO-Index seit 1860 bis 2000. Es ist schön zu sehen, wie er sich ab 1960 in einem<br />

relativ hohen Wertebereich befindet und zuvor von 1930 bis 1960 eher tief war<br />

(http://www.ldeo.columbia.edu/NAO/)<br />

Anfangs <strong>des</strong> <strong>20.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong> befand sich der NAO-Index immer in einem relativ<br />

hohen Wertebereich, um danach in den Sechzigern <strong>des</strong> letzten <strong>Jahrhunderts</strong> ein<br />

Minimum zu erreichen. In den folgenden Jahren stieg der Index jedoch wieder stark<br />

an, was in den letzten drei Jahrzehnten sicherlich einen bedeutenden Beitrag zur<br />

Erwärmung der Nordhemisphäre beigetragen hat. Es ist unklar inwiefern diese<br />

rezente Intensivierung anthropogener Natur ist. Sicher ist, dass sie seit dem Beginn<br />

der Messreihen einen Präzedenzfall darstellt (Stockton and Glueck, 1999; Hurrell,<br />

1995a) und nach Untersuchungen, basierend auf paläoklimatischen<br />

Rekonstruktionen womöglich sogar im Vergleich zu den Vorgängen der letzten<br />

Jahrhunderte einmalig ist (Stockton and Glueck, 1999). Die auffälligsten bisherigen<br />

Aufzeichnungen werden jedoch seit dem Winter 1989 gemacht (Hurrell 1995a; Walsh<br />

et al. 1996).<br />

12 Es wird aufgrund <strong>des</strong> Umfanges der Arbeit auf detaillierte Erläuterungen dieses Phänomens<br />

verzichtet. Siehe auch Erklärung von Robock et al, [2000], zu fehlendem Zusammenhang zwischen<br />

1982 El Niño und dem El Chichon Ausbruch.<br />

13 Andere Autoren nehmen zu dieser in diesem Paper vertretenen Meinung eine konträre Position ein<br />

(Adams et al., 2003; Mann et al., 2005)<br />

14


Grundsätzlich weist die atmosphärische Anregung in jedem Zeitskalenbereich die<br />

gleichen Amplituden auf. Diese Amplitudencharakteristik wird als weisses Spektrum<br />

bezeichnet. Interessant ist jedoch, dass die Ausschläge <strong>des</strong> NAO-Indexes immer<br />

stärkere Ausschläge aufweisen, also das ursprünglich weisse Index-Spektrum<br />

(Hurrell and van Loon 1997; Jones et al. 1997) eine gewisse ‚Röte’ aufweist. Im<br />

Gegensatz zu atmosphärischen haben Ozeanströmungen wachsende Amplituden<br />

mit wachsender Zeitskala – also überwiegt hier eine gewisse ‚Röte’ im Spektrum. Es<br />

kann davon ausgegangen werden, dass der Ozean selektiv auf atmosphärisches<br />

Rauschen reagiert (Latif, Mojib, 2004). Somit können Schwankungen in der<br />

Ozeanzirkulation unter anderem auf langperiodische Schwankungen in der NAO<br />

zurückgeführt werden. Umgekehrt können jedoch auch niederfrequente<br />

Veränderungen in der nordatlantischen Meeresoberflächentemperatur einen Einfluss<br />

auf die NAO haben (Latif, Mojib, 2004). Daher ist es wichtig, zumin<strong>des</strong>t die<br />

langperiodischen Schwankungen in einem gekoppelten Ozean-Atmosphäre Kontext<br />

zu betrachten. Die Zusammenhänge zwischen Ozean und Atmosphäre müssen in<br />

den nächsten Jahren besser erforscht werden, um ein besseres Verständnis über<br />

diese komplizierten Prozesse zu erhalten. Der jetzige Trend reflektiert demnach<br />

entweder eine natürliche Variabilität die auf multidekadalen Zeitskalen stattfindet,<br />

oder die globale Antwort auf externes Forcing (Corti et al., 1999). Es kann<br />

festgehalten werden, dass die rezenten Trends über dem Nordatlantik durch<br />

Prozesse verursacht werden könnten, welche direkt für die Verstärkung <strong>des</strong> polaren<br />

Vortex 14 verantwortlich sein könnten. Erwähnt seien hier natürlich Auswirkungen (und<br />

im Falle von Vulkanausbrüchen – Parallelen) von Vulkaneruptionen (Robock and<br />

Mao, 1992; Kodera 1994; Kelly et al., 1996), Ozonabbau (Volodin and Galin, 1999)<br />

und Treibhausgasemissionen, (Graf et al., 1995; Shindell et al., 1999) welche<br />

anthropogenen Ursprungs sind.<br />

1.3.3.2 Hervorgerufene Anomalien - Auswirkungen auf die Kontinente<br />

Grössere tropische Vulkanausbrüche erzeugen, wie bereits erläutert, vergleichbare<br />

Muster wie durch zyklische Schwankungen hervorgerufene NAO + . Im folgenden<br />

Abschnitt soll auf die Folgen dieses Druckverteilungsmusters für Parameter wie<br />

Temperatur und Niederschlag, insbesondere auf den Kontinenten Eurasien und<br />

Nordamerika eingegangen werden. Da der arktische stratosphärische Polarwirbel<br />

lediglich in den nordhemisphärischen Wintermonaten einen Einfluss ausübt, sind die<br />

im Folgenden beschriebenen Auswirkungen auf die Monate von November bis April<br />

beschränkt, wobei die stärksten Amplituden von Januar bis März erreicht werden<br />

(Shindell and Schmidt, 2003).<br />

(Die im Folgenden beschriebenen Auswirkungen von AO + /NAO + -Effekten sind<br />

grösstenteils im Paper von Robock et al., [2000] erwähnt. Internet:<br />

http://www.ldeo.columbia.edu/NAO)<br />

Europa:<br />

Aufgrund <strong>des</strong> verstärkten Tiefdruckwirbels werden die Westwinde über dem Atlantik<br />

intensiviert und zusätzlich stärker nach Norden abgelenkt. Diese zonal gerichteten<br />

Winde in westliche Richtung verfrachten warme und feuchte Luftmassen vom Atlantik<br />

in Richtung Mittel- und Nordeuropa. Dies beschert uns anomal milde Temperaturen<br />

14 Siehe folgen<strong>des</strong> Unterkapitel ‚Polarer Votex’<br />

15


und eine erhöhte Niederschlagsmenge (wie dies die anomal milden Winter in der<br />

Schweiz und allg. Europa in den letzten Jahrzehnten gezeigt haben). Die direkten<br />

Folgen sind Gletscherrückbildungen in den Alpen, jedoch auch Gletscherwachstum<br />

in nördlicheren europäischen Gebieten, vermehrte Nutzung von Wasserkraft zur<br />

Stromproduktion und verlängerte Pflanzenwachstumszeiten. Die Intensivierung der<br />

Niederschläge bringt jedoch auch erhöhte Sturmaktivität und latente<br />

Überschwemmungsgefahr mit sich.<br />

Mediterrane Regionen:<br />

Aufgrund der nach Norden verlagerten Westwinde erhalten diese Regionen nur<br />

wenig Niederschlag und sind tendenziell kühler als normal. Dies führt in diesen<br />

Regionen unter anderem auch zu Trockenheit und damit verbundener<br />

Wasserknappheit.<br />

Afrika:<br />

Durch die Intensivierung der Nordostpassate, wird das nördliche Afrika vermehrt mit<br />

kühlerer Luft aus dem innerasiatischen Kontinent versorgt. Somit herrscht in diesem<br />

Bereich der Erde ebenfalls ein kühleres und trockeneres Klima vor. Die damit in<br />

Verbindung stehenden direkten Probleme sind ähnlich wie in den mediterranen<br />

Regionen.<br />

Nordamerika / Kanada:<br />

In diesem Bereich ist auch der Einfluss der AO (grossräumiger als NAO) nicht zu<br />

unterschätzen. Durch den verstärkten zirkumpolaren Tiefdruckwirbel, gelangt kalte<br />

Luft direkter in den hohen Nordosten <strong>des</strong> amerikanischen Kontinents, was zu einer<br />

Abkühlung und damit einhergehenden Austrocknung der Luftmassen über Gebieten<br />

im hohen Norden Kanadas, Alaskas und Grönlands führt. Der mittlere Westen<br />

zentrale Teile (AO) und die Ostküste (NAO/AO) der USA erfahren jedoch mildere,<br />

feuchtere Winter (+1 °C nach Robock and Mao, 1992). Diese bringen jedoch erhöhte<br />

Sturmaktivität und latente Überschwemmungsgefahr mit sich.<br />

Asien:<br />

Auch Asien liegt nach wie vor im Einflussbereich der intensivierten westwärts<br />

propagierenden zonalen Winde. Über Zentralsibirien ist eine anomale Erwärmung<br />

festzustellen(+2°C), welche mit einer schwachen Abkühlung <strong>des</strong> mittleren Ostens (-<br />

1°C) einhergeht (Robock and Mao, 1992). Im Osten Sibiriens ist jedoch nach Kelley<br />

et al. [1996] eine statistisch signifikante Abkühlung von -2 °C bis -4 °C festzustellen.<br />

Über China ist ebenfalls eine Abkühlung festzustellen. Dies führt im gesamten<br />

Ostasiatischen Raum zu Veränderungen, unter anderem auch im Zusammenhang<br />

mit den monsunalen Zirkulationen und dem dadurch beeinflussten Klima über Indien.<br />

Es muss jedoch präzisiert werden, dass die Veränderungen im monsunalen<br />

Strömungsmuster besonders bei Vulkanausbrüchen aus höheren Breiten festgestellt<br />

wurden (Oman et al, 2005). Dabei wird der Monsun durch das abgekühlte Ostasien<br />

abgeschwächt, was in Indien zu weniger Bewölkung und Niederschlag führt. Dies<br />

wiederum lässt die Temperaturen in Indien leicht ansteigen (Oman et al, 2005).<br />

Ozean:<br />

Allgemein kann eine Abkühlung über den Ozeanen (gegenüber einer generellen<br />

Erwärmung über den Kontinenten) festgestellt werden. Über dem nordwestlichen<br />

Atlantik ist eine Abkühlung festzustellen. Die Intensität der Konvektion von<br />

Strömungen in der Labrador- und Grönland-Islandsee (Dickson et al., 1996;<br />

16


Houghton 1996) verändert sich und kann ihrerseits die grossskalige meridionale<br />

Konvektion (Golfstrom) stark beeinflussen. Änderungen in den physikalischen und<br />

chemischen Eigenschaften der arktischen Gewässer sind ebenfalls eine Folge der<br />

NAO (Sy et al., 1997; Morison et al., 1998; Mc Phee et al., 1998). So können durch<br />

die Veränderung der Seeeisbedeckung in Zusammenhang mit Veränderungen der<br />

oben erwähnten Strömungsmuster, auch die Salinitätseigenschaften <strong>des</strong><br />

Meerwassers variieren.<br />

Allgemein:<br />

Die kontinentalen Westküsten profitieren allgemein von milderen Temperaturen und<br />

vermehrtem Niederschlag. Der Einfluss der verstärkten Westwinde reicht bis weit in<br />

die Kontinente hinein und beschert den kontinentalen Ostküsten tendenziell kältere<br />

Temperaturen und mehr Trockenheit. Allgemein kann über den Ozeanen eine<br />

Abkühlung festgestellt werden (Robock and Mao, 1992). Die Tages- und<br />

Nachtmaxima rücken in äquatornahen Regionen näher zusammen, da während <strong>des</strong><br />

Tages einerseits kühlere Temperaturen vorherrschen und während der Nacht die<br />

Ausstrahlung ins Weltall reduziert ist. In tropischen Regionen sind aufgrund der<br />

geringeren Heizraten während <strong>des</strong> Tages, auch weniger Niederschläge zu erwarten.<br />

Tropische Regionen sind das ganze Jahr durch kühler als normal (Robock and Mao,<br />

1995). Das Kühlungsmaximum kann ungefähr ein Jahr nach der Eruption registriert<br />

werden (Robock and Mao, 1995). Die saisonalen Schwankungen sind in den<br />

mittleren Breiten aufgrund der beschriebenen Effekte weit grösser, als in den Tropen,<br />

wo das ganze Jahr durch zwar Sonnenstrahlung vorhanden ist, aber durch die<br />

teilweise Rückstreuung der Sonnenstrahlung ins Weltall das ganze Jahr durch mehr<br />

oder weniger kühlere Temperaturen vorherrschen (Robock et al., 2000). Die mittleren<br />

Breiten erfahren im Sommer zwar eher eine Kühlung, im Winter jedoch eine<br />

Wärmeanomalie.<br />

1.4 Polarer Vortex<br />

Der Polare Vortex (Nordhemisphäre resp. in der Arktis) ist kein<br />

Erdoberflächenphänomen. Er reicht in der Vertikalen von der Stratosphäre bis in die<br />

mittlere Troposphäre hinein. Während NAO+ -Phasen ist der polare Vortex verstärkt.<br />

Die Folgen sind vermehrte kalte Winde über dem östlichen Teil <strong>des</strong><br />

nordamerikanischen Kontinents (Kanada) und verstärkte Westwinde über dem<br />

Nordatlantik, welche dem eurasischen Kontinent mildere Temperaturen und<br />

besonders in Mittel- und Nordeuropa zu mehr Niederschlag führen. In den<br />

mediterranen Regionen herrscht Trockenheit vor. In der umgekehrten negativen<br />

NAO- Phase, wird der polare Vortex geschwächt, was sich in einer Abnahme der<br />

‚Westerlies’ und entsprechend kühleren und trockeneren Bedingungen in Europa<br />

äussert, währenddem mehr Feuchtigkeit in Form von Stürmen in die mediterranen<br />

Regionen gelangt. Nordamerika (Kanada) geniesst mildere Temperaturen, während<br />

die kühleren Luftmassen vermehrt in den amerikanischen mittleren Westen<br />

abtauchen.<br />

17


Abbildung 4: Der starke Polare Vortex führt mit der Verstärkung der zonal westlich wehenden<br />

Luftmassen, zu milden und feuchten Wintern in Europa, während der mediterrane Bereich eher<br />

zu trocken und zu kühl für die Jahreszeit (Winter) ist.<br />

(http://www.exn.ca/news/images/2000/01/07/20000107-vortexbig.jpg)<br />

2. Vulkane<br />

Nicht alle Vulkane tragen zu bedeutenden langjährigen Klimaveränderungen bei. Um<br />

das Klima oder Wetter kurzfristig und lokal zu beeinflussen reichen bereits kleinere<br />

Vulkanausbrüche aus. Von Interesse sind bei der später in dieser Arbeit<br />

durchgeführten <strong>Analyse</strong> der klimatischen Auswirkungen <strong>des</strong> Vulkanes Santa Maria<br />

und der <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> <strong>SOCOL</strong>-Modells über die Zeitspanne von 1901 bis 1904<br />

besonders diejenigen Vulkane, die das Klima längerfristig (über mehrere Jahre)<br />

beeinflussen. Die dabei in Frage kommenden Vulkane können sowohl basische Lava<br />

wie auch eher saurere Lava fördern. Um den Prozess <strong>des</strong> Ausstosses vulkanischer<br />

Asche verstehen zu können, ist es wichtig, deren Zusammensetzung zu kennen und<br />

die Begriffe sauer und basisch genauer zu erläutern. In einem zweiten Teil sollen die<br />

wichtigsten Vulkantypen und deren Einfluss auf das Klima kurz vorgestellt werden.<br />

2.1 Zusammensetzung der Magma<br />

Die ursprünglichen Magmen werden aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung<br />

in drei Hauptgruppen gegliedert: saure, intermediäre und basische Magmen. Die<br />

daraus entstehenden Gesteine werden weiter in Intrusivgesteine (Abkühlung unter<br />

der Erdoberfläche, langsame Abkühlung – Auskristallisieren von grösseren<br />

Mineralien) und Effusivgesteine (an der Oberfläche abgekühlt und daher sehr schnell<br />

abgekühlt – kaum Mineralienausbildung). Die wichtigsten Intrusivgesteine sind Granit<br />

(sauer), Diorit (intermediär), Gabbro (basisch). Das effusive Pendant zu diesen<br />

Gesteinen sind Rhyolith (sauer), An<strong>des</strong>it (intermediär) sowie Basalt (basisch). Als<br />

sauer werden jene Zusammensetzungen bezeichnet, die einen hohen<br />

Kieselsäuregehalt(SiO 2 )-Gehalt aufweisen. Die unterschiedlichen<br />

Magmenzusammensetzungen bestimmen die daraus entstehende Vulkanart und<br />

seine Charakteristik. Dabei sind die drei Parameter chemische Zusammensetzung<br />

18


(Kieselsäuregehalt), Temperatur- und Gasgehalt die eigentlich bestimmenden<br />

Faktoren. Je höher der Kieselsäuregehalt (saurer) und je niedriger die Temperatur<br />

ist, <strong>des</strong>to viskoser (zähflüssiger) ist die Magma und die dabei aus dem Vulkan<br />

gelangende Lava. Je gasreicher die Lava ist, <strong>des</strong>to heftiger wird mit grosser<br />

Wahrscheinlichkeit der Ausbruch ausfallen.<br />

Um eine hohe Aschewolke zu bilden, die bis in die untere Stratosphäre hineinreicht,<br />

bedarf es gewaltiger Ausbrüche. Die daran beteiligen Magmen sind meist intermediär<br />

bis sauer und dementsprechend höher viskos als basische Magmen, welche in der<br />

Regel ohne grosse Eruption ausfliessen. Durch die höhere Viskosität können sich<br />

solche Magmen über lange Zeiten in einem Strato- / Schichtvulkan (z.B. Santa<br />

Maria) 15 aufstauen. Dabei werden zunehmend vulkanische Gase gebildet, welche<br />

nicht entweichen können. Im Laufe der Jahre nimmt der Druck derart stark zu, dass<br />

sich die Magma nicht mehr zurückhalten lässt. In der Folge kommt es zu einer<br />

Eruption, bei der neben Pyro- und Lithoklasten auch Asche ausgestossen wird.<br />

Diese Aschewolke kann bis in die untere Stratosphäre vordringen (bis 40 km bei<br />

Pinatubo). In gewissen Fällen kann es vorkommen, dass diese heissen, gasreichen<br />

Magmen zusätzlich noch mit Wasser (Grund- oder Meerwasser) in Kontakt kommen.<br />

Dies führt dann zu gewaltigen phreatomagmatischen 16 Eruptionen. Einer der<br />

gewaltigsten Ausbrüche der Geschichte überhaupt ist der Krakatau-Ausbruch in<br />

Indonesien, im Jahre 1883. Auch die Bildung von Maaren geht auf<br />

phreatomagmatische Eruptionen zurück.<br />

2.2 Vulkantypen und Aufbau<br />

2.1.1 Zentraleruptionen<br />

2.1.1.1 Schildvulkane<br />

Diese Vulkane fördern basaltische Lava, welche sehr schwach viskos ist und sich<br />

darum aufgrund ihrer ruhig fliessenden Eigenschaften grossflächig verbreiten kann.<br />

Durch die Akkumulation von tausenden Lavaergüssen über einen Zeitraum von<br />

wenigen Millionen Jahren entstehen ausgedehnte Schildvulkane. Die einzelnen<br />

Ergussschichten sind jeweils nur wenige Meter dick. Ein Schildvulkan besteht<br />

demnach in Wirklichkeit aus einer ganzen Reihe von sich überlappenden<br />

Schildvulkanen. Der resultierende Schildvulkan entwickelt dabei Durchmesser von<br />

mehreren Kilometern und kann über 2000 Meter in die Höhe ragen. Die Hänge sind<br />

durch die geringe Höhe – im Verhältnis zum Durchmesser – flach ausgeprägt.<br />

Ein Beispiel für einen Schildvulkan ist der Mauna Loa auf Hawaii. Mit einer Höhe von<br />

10 km vom Meeresboden aus gemessen (4km vertikale Ausdehnung über dem<br />

Meeresspiegel), überragt er an Mächtigkeit den berühmten Mount Everest.<br />

15 Siehe Kapitel ‚Santa Maria’<br />

16 Siehe auch Unterkapitel ‚Phreatomagmatische Eruptionen’<br />

19


Abbildung 5: Ein Schildvulkan besteht aus der Ablagerung von vielen tausend dünnen<br />

basaltischen Lavaströmen, die grossräumig ausfliessen und als flach geneigte Decken<br />

abkühlen. Als Vorbild dieser Zeichnung diente der Mauna Loa auf Hawaii<br />

(Allgemeine Geologie, 2003)<br />

2.1.1.2 Vulkanische Dome<br />

Abbildung 6: Staukuppen sind kugel-, zylinder- oder kegelstumpfförmige Massen aus saurer<br />

Lava, die so viskos ist, dass sie sich über dem Schot auftürmt, statt auszufliessen. Dargestellt<br />

ist hier eine nach der Eruption entstehende Staukuppe im Krater <strong>des</strong> Mount St. Helens<br />

(Foto: Lyn Topinka / USGS Casca<strong>des</strong> Volcano Observatory)<br />

(Allgemeine Geologie, 2003)<br />

Die bei dieser Art von vulkanischer Aktivität beteiligte Magmaschmelze ist<br />

ausgesprochen viskos (zähflüssig). Dies führt zur Ausbildung von Quell- oder<br />

Staukuppen in Form rundlicher und besonders steilwandiger Gesteinsmassen. Die<br />

Förderschlote werden durch die hochviskose Lava plombiert, was die Ausgasung<br />

hemmt. Der Druck, der über eine gewisse Zeitspanne entstehende Druck, führt<br />

schlussendlich zu einer explosiven Eruption, bei welcher die Staukuppe, wie beim<br />

Ausbruch <strong>des</strong> Mount St. Helens, zerstört wird. Dank der hohen Sprengenergie<br />

können bei diesen Vulkanen die Aushauchungen bis in die untere Stratosphäre<br />

20


gelangen. Dies ermöglichst einen Transport um den gesamten Erdball und über ein<br />

breiteres meridionales Spektrum (gilt besonders für tropische Eruptionen) und somit<br />

zu einer globalen Beeinflussung <strong>des</strong> Klimas.<br />

2.1.1.3 Schlackenkegel<br />

Abbildung 7: Bei einem Schlackenkegel werden die Auswürflinge in Schichten abgelagert, die<br />

vom Krater auf dem Gipfel weg nach allen Seiten abfallen. Der Förderschlot unter dem Krater<br />

ist mit Schuttmaterial verfüllt.<br />

(Allgemeine Geologie, 2003)<br />

Diese Vulkanart bildet die häufigsten Vulkane auf den Kontinenten. Aus ihren<br />

Vulkanschloten wird hauptsächlich Lockermaterial gefördert. Dabei häufen sich die<br />

groben Fragmente in einem Wall um den Schlot an und bauen einen Schlackenkegel<br />

auf. Das Profil ist durch den maximalen Böschungswinkel bestimmt, bei dem die<br />

Schuttmassen noch stabil sind, ohne hangabwärts zu rutschen. In Mitteleuropa sind<br />

diese Vulkane u.a. in der Eiffel vertreten.<br />

2.1.1.4. Schicht- Stratovulkane<br />

Abbildung 8: Ein Schichtvulkan besteht aus wechselnden Lagen von pyroklastischem Material<br />

(Tuffen) und Lavaergüssen. Auf Radialspalten erstarrte Lava bildet rippenartige Gänge, die den<br />

Kegel stabilisieren<br />

(Allgemeine Geologie, 2003)<br />

21


Die häufigste Form grosser Vulkane fördern sowohl Lava als auch pyroklastisches 17<br />

Material. Dabei entstehen meist prominente konkave Schicht- / Stratovulkane wie der<br />

Vesuv und der Ätna oder der in dieser Arbeit näher betrachtete Vulkan Santa Maria<br />

in Guatemala.<br />

2.1.2 Spalteneruptionen<br />

Die mittelozeanischen Rücken sind wohl die prominentesten Beispiele für<br />

Spalteneruptionen. An ihnen scheiden die einzelnen Platten der Kontinente<br />

auseinander (bis zu 15 cm pro Jahr). Island stellt grundsätzlich den Teil <strong>des</strong><br />

mittelatlantischen Rückens dar, der sich über die Meeresoberfläche erhebt. Daher<br />

stammt natürlich die starke vulkanische Aktivität dieser Insel. Der Laki-Spalten-<br />

Ausbruch im Jahre 1783 war der einzige derartige Ausbruch, von dem Menschen<br />

Zeugen wurden. Ein Fünftel der Isländischen Bevölkerung kam damals ums leben.<br />

Die Spalte war 32 Kilometer lang und förderte 12 km 3 Basalt – eine Menge die<br />

reichen würde Manhattan bis zur halben Höhe <strong>des</strong> Empire State Buildings zu<br />

überdecken.<br />

2.1.2.1 Plateaubasalte<br />

Bei dieser Art von Eruptionen, entweicht die Lava aus Spalten und bildet ebene<br />

Lavadecken oder grosse Plateaus aus. Flutbasalte <strong>des</strong> Clubia Plateaus breiteten<br />

sich auf über 200 000 km 2 aus. Auf dieser neuen Landschaft bildeten sich<br />

anschliessend wieder Flusstäler und neue Flora. Einzelne dieser Ergüsse wiesen<br />

über 100 Meter vertikale Mächtigkeit auf und konnten sich dank ihrer Dünnflüssigkeit<br />

mehr als 60 km ausbreiten. Auf fast allen Kontinenten sind solche Flutbasalte<br />

vorhanden.<br />

2.1.2.2 Pyroklastische Ströme<br />

Pyroklastische Stromablagerungen werden ebenfalls durch Spalteneruptionen<br />

hervorgebracht. Sie bestehen aus pyroklastischen Decken harter vulkanischer Tuffe.<br />

Nachdem der Strom zur Ruhe gekommen ist, können ihre Partikel miteinander<br />

verschweissen, sodass der Tuff in ein Festgestein übergeht.<br />

2.1.3 Krater<br />

Die meisten Vulkane bilden zum Auswurf ihres Materials über dem vergleichsweise<br />

engen Förderschlot einen Krater aus. Dieser hat die Form einer schüsselförmigen<br />

Einsenkung. In der Förderphase eines Lava- Vulkans überfliesst die aufsteigende<br />

Lava die Kraterwände. Wenn die Eruption dann zum Stillstand kommt, sinkt die im<br />

Krater verbliebene Lava oftmals in den Förderschlot zurück und erstarrt dort. Beim<br />

nächsten Ausbruch wird dieses zuvor wiedererstarrte Material durch die sich<br />

angesammelten und blockierten Gase buchstäblich herausgeblasen. Dies wird als<br />

pyroklastische Explosion bezeichnet.<br />

17 Siehe Stichwortverzeichnis<br />

22


2.1.4 Calderen<br />

Calderen sind beeindruckende Erscheinungen, deren Durchmesser von wenigen<br />

Kilometern bis zu 50 Kilometern betragen kann (Yellowstone National Park). Die bei<br />

einer heftigen Explosion ausgeschiedenen Magmamengen können dazu führen,<br />

dass die sich wenige Kilometer unter dem Förderschlot befindliche Magmakammer<br />

soweit entleert, dass die Stabilität <strong>des</strong> darüber liegenden Dachs nicht mehr<br />

gewährleistet ist. In einem katastrophenartigen Zusammenbruch fällt diese enorme<br />

Kappe in sich zusammen. Ein solches Ereignis kann bei einer Calderagrösse <strong>des</strong><br />

Yellowstone-Parks für die Menschheit apokalyptische Folgen haben.<br />

Abbildung 9: Der Crater Lake im US-Bun<strong>des</strong>staat Oregon füllt eine Caldera von 8 km<br />

Durchmesser. Sie ist das Einzige, was von einem früheren Schichtvulkan übrig blieb, der beim<br />

Einbruch dieser Caldera zerstört wurde.<br />

(http://www.dustydavis.com/blogimages/crater_lake_large.jpg)<br />

Resurgente Calderen können nach hunderttausenden von Jahren (Yellowstone ist<br />

bereits seit 630000 Jahren nicht mehr ausgebrochen), nach einem immer<br />

wiederkehrenden Eruptionszyklus erneut ausbrechen. In der Geschichte der<br />

Menschheit sind glücklicherweise nur wenige solcher Ausbrüche vorgekommen.<br />

1500 Jahre v. Chr. wurde auf Santorin jedoch die bedeutende minorische Stadt<br />

Akrotiri durch einen Calderaeinbruch zerstört. Auch die Yellowstone-Caldera zeugt<br />

wie oben bereits erwähnt von einem solchen Ereignis. Das pyroklastische Material<br />

das dabei ausgestossen wurde, betrug mehr als tausendmal so viel, wie der Mount<br />

St. Helens 1980.<br />

2.1.5 Phreatomagmatisch Eruptionen<br />

Wenn heisses gasreiches Magma mit Grundwasser oder Meerwasser in Kontakt<br />

kommt, führen die dabei entstehenden grossen Mengen von überhitztem<br />

Wasserdampf zu einer phreatomagmatischen oder Dampf-Eruption. Die Eruption <strong>des</strong><br />

23


Krakatau im Jahre 1883, war eines der gewaltigsten Vulkanereignisse in der<br />

Geschichte. Auf diese Art von Eruptionen geht auch die Ausbildung von Maaren<br />

zurück, welche sich als in die Oberfläche eingetiefte Sprengtrichter äussern. Solch<br />

explosive und mit grosser Energie ausgestattete Vulkanausbrüche, befördern ihre<br />

Gasaushauchungen bis weit in die untere Stratosphäre hinein und führen so zu einer<br />

Beeinflussung <strong>des</strong> Klimas.<br />

2.3 Santa Maria<br />

Dem Vulkan Santa Maria wird in dieser Arbeit ein spezieller Platz zuteil. Seine<br />

grösste Eruption fand im Jahre 1902 statt, was ihn zu einem optimalen<br />

Betrachtungsobjekt macht. Die Läufe <strong>des</strong> <strong>SOCOL</strong>-Modells werden im Jahre 1900<br />

gestartet und brauchen durchschnittlich vier Tage Rechenzeit für ein Modelljahr.<br />

Anhand von Santa Maria kann das Modell bereits in seiner Anfangsphase ein erstes<br />

Mal analysiert werden. Santa Maria eignet sich dabei gleich in dreifacher Hinsicht. Zu<br />

dem bereits erwähnten optimalen ‚Timing’ kommt hinzu, dass dieser Vulkan den<br />

zweitgrössten Vulkanausbruch <strong>des</strong> <strong>20.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong> darstellt und dabei erst noch in<br />

den Tropen entstanden ist. Es wurde ja bereits erwähnt, dass tropische Vulkane das<br />

Klima besonders über indirekte Einflüsse in der Stratosphäre weit stärker<br />

beeinflussen, als Vulkane höherer Breiten.<br />

Die Eruption im Jahre 1902 hielt 19 Tage an und wies eine maximale vertikale<br />

Aschewolkenausdehnung von ungefähr 28 Kilometern auf, womit sie weit in die<br />

untere Stratosphäre hineinreichte.<br />

Abbildung 10: Südwestseite <strong>des</strong> Vulkans Santa Maria mit abgerissener Flanke<br />

(http://www.volcano.si.edu/world/volcano.cfm?vnum=1402-03=)<br />

Aufgrund seiner Klassifikation als Stratovulkan zählt er zu den Vulkanen, die eher<br />

intermediäre (an<strong>des</strong>itische) bis saure (dacitische), viskose Magma fördern. Er gehört<br />

zu einer Kette von Vulkanen die sich weit über die pazifischen Küstenebenen<br />

Guatemalas erheben. Santa Maria selbst weist eine majestätische Höhe von 3772<br />

Metern auf, was für Stratovulkane typisch ist und befindet sich auf 14.8 ° nördlicher<br />

Breite. Nach oben ist er relativ spitz mit einem konischen Profil, wobei auf der<br />

24


Südwestseite durch die Eruption von 1902 ein Grossteil seiner Flanke abgerissen<br />

wurde. Dabei entstand ein 1.5 Kilometer breiter Krater, der heute noch von dieser<br />

gigantischen Explosion zeugt, die einen grossen Bereich von Südwest-Guatemala<br />

verwüstete. Das Gebiet um Santa Maria ist vulkanisch nach wie vor sehr aktiv, was<br />

sich in der Ausbildung eines neuen Vulkandom-Komplexes äussert. Besonders<br />

prominent ragt der aus dazitischem (intermediär bis sauer – kieselsäuerreich)<br />

Magma entstandene massive Santiaguito Lava-Dome empor. Das Wachstum <strong>des</strong><br />

Doms findet seit 1922 episodisch in Begleitung kleinerer Explosionen und<br />

periodischen Lavaausflüssen statt. Es kann zwischendurch auch zu grösseren<br />

Explosionen mit Auswurf von pyroklastischem Material kommen. Das neu geförderte<br />

Material stammt aus vier sich westwärts verjüngenden Öffnungen an der Basis <strong>des</strong><br />

Santa Maria. (Detaillierte Informationen für Santa Maria stammen aus<br />

:http://www.volcano.si.edu)<br />

3. Vulkane und deren Einfluss auf das Klima<br />

3.1 Zusammensetzung der Staub- und Gaswolke und deren vertikale<br />

Ausbreitung<br />

Die Aschewolke bzw. die vulkanischen Gase bestehen hauptsächlich aus H 2 O<br />

(Wasser), N 2 (Stickstoff) und CO 2 (Kohlenstoff). Dabei sind H 2 O und CO 2 wichtige<br />

Treibhausgase. Die atmosphärische Konzentration ist jedoch weit grösser, als dass<br />

einzelne vulkanische Aushauchungen einen bedeutenden Beitrag zum<br />

Treibhauseffekt beisteuern würden. Vielmehr stellen die verschiedenen<br />

schwefelhaltigen Aushauchungen (SO 2 und H 2 S) ein Potential für<br />

Klimaveränderungen dar, indem Schwefelsäureaerosole (H 2 SO 4 ) ausgebildet<br />

werden 18 . Bluth et al. [1992] konnten mittels Satellitenmessungen abschätzen, dass<br />

bei El Chichon (1982) 7 Mt SO 2 und beim Pinatubo (1991) 20 Mt SO 2 in die<br />

Atmosphäre injiziert wurden.<br />

Es ist wichtig festzuhalten, dass das Klimaveränderungspotential nicht alleine von<br />

seiner Explosivität abhängt. Der Ausbruch am Mount St. Helens beispielsweise war<br />

ausgesprochen explosiv, beeinflusste das weltweite Klima jedoch nur geringfügig, da<br />

nur wenig vulkanisches Aerosol in die Stratosphäre gelangte. Neben der Explosivität,<br />

spielen demnach auch andere Faktoren wie Schwefelgehalt der Aerosolwolke und<br />

Umwandlung der Explosivität in Antriebsenergie für die Aschewolke, eine Rolle.<br />

Um die genauen Folgen und Ursachen von Vulkanausbrüchen auf das Klima<br />

beurteilen zu können, müssen auch vergangene Vulkanausbrüche in die<br />

Untersuchungen miteinbezogen werden. Optimal wären natürlich direkte<br />

Strahlungsmessungen zu jedem Ausbruch. Da dies noch nicht einmal für Pinatubo<br />

(1991) einwandfrei gelungen ist, müssen bei Vulkanausbrüchen aus vergangenen<br />

Jahrhunderten andere Messmethoden gesucht werden. Es wurden verschiedene<br />

Indizes erstellt, die unterschiedliche Parameter beinhalten. So wurden beispielsweise<br />

Bilder von Sonnenuntergängen, Notizbucheinträge von roten<br />

Sonnenuntergangsbeobachtungen und weiter zurückreichende geologische<br />

Messungen von Vulkanaschewolkenrückständen berücksichtig. Auch Eisbohrkerne<br />

wurden untersucht. Diese eignen sich jedoch aufgrund <strong>des</strong> hohen<br />

Hintergrundrauschens nur dürftig für lange zurückliegende Eruptionen.<br />

18 Genauere Erläuterungen zu Sulfataerosolen werden in weiter folgenden Kapiteln behandelt<br />

25


3.2 Dust Veil Index (DVI)<br />

Lamb [1970, 1977, 1983] hat einen Index kreiert, der sich speziell zur <strong>Analyse</strong> der<br />

Effekte von Vulkanen auf das Oberflächenwetter, auf die Temperaturen in der<br />

unteren und oberen Atmosphäre und der <strong>Analyse</strong> von grossräumigen<br />

Windzirkulationen eignet (Lamb, 1970). Robock [1979] hat mit Hilfe dieses Dust Veil<br />

Index (DVI) (Lamb, 1970), ein Modell zur <strong>Analyse</strong> der Vorgänge während der kleinen<br />

Eiszeit ‚geforct’ und dabei herausgefunden, dass vulkanische Aerosole einen<br />

grossen Anteil an der damaligen Abkühlung ausmachten. Parameter die verwendet<br />

wurden umfassen schriftliche Überlieferungen zu Vulkanausbrüchen, optische<br />

Phänomene, Strahlungsmessungen (ab 1883), Temperaturinformationen und<br />

geschätzte Ausstossmengen von SO 2 . Andere Indizes konzentrieren sich<br />

beispielsweise auf die Explosivität (Volcanic explosivity Index (VEI) (Newhall and<br />

Self, 1982; Simkin et al., 1981; Simkin and Siebert, 1994)). Wie jedoch schon früher<br />

erwähnt wurde, ist die Explosivität alleine nicht ausreichend um die Klimawirksamkeit<br />

eines Vulkanes abzuschätzen. Dieser Index eignet sich somit nur sehr bedingt zur<br />

<strong>Analyse</strong> von Vulkanausbrüchen und deren Auswirkungen auf das Klima (Robock,<br />

2000).<br />

Abbildung 11: Schematisches Diagramm von vulkanischen Inputs in die Atmosphäre und<br />

deren Auswirkungen auf das Klima. Der direkte Einfluss der Aerosole – die Reflexion <strong>des</strong><br />

kurzwelligen Sonnenlichtes – tritt klar zum Vorschein. Die Aerosole absorbieren jedoch im<br />

langwelligen Bereich, womit sie zu einer anomalen Erwärmung der unteren Stratosphäre<br />

beitragen. (Robock et al., 2000)<br />

3.3 Tropische / Aussertropische Eruptionen<br />

Der Ausstoss von vulkanischen Gasen, auch Exhalation genannt, kann das Klima<br />

über grössere Zeiträume stark beeinflussen. Die vulkanischen Emissionen beinhalten<br />

26


gasförmiges Schwefeldioxid, welches sich mit Wasserdampf vermischt. Daraus<br />

bilden sich Sulfataerosole, welche für kurzwelliges Sonnelicht ausgesprochen<br />

reflektiv sind. Dies führt zu einer Abschwächung <strong>des</strong> Sonnenlichtes. Da die<br />

Aerosolwolke weit in die Stratosphäre hineinreicht, können sich die Sulfataerosole<br />

weltweit, in kurzer Zeit (2-3 Wochen) zonal verteilen (Robock et al., 2000). Die<br />

meridionale Verteilung hängt stark von der Lokation <strong>des</strong> Vulkans ab. Befindet sich<br />

dieser in den Tropen, gelangt, angetrieben durch die ‚Brewer-Dobson-Zirkulation’ 19 ,<br />

ein grosser Teil der Aerosole bis in die höheren Breiten. Nach einem Jahr, ist die<br />

Konzentration an vulkanischen Aerosolen in der Stratosphäre bereits um ungefähr<br />

die Hälfte reduziert (Barnes and Hoffman, 1997). Es gibt zwei Hauptfaktoren die für<br />

das Ausscheiden der Aerosole aus der Stratosphäre verantwortlich sind: Einerseits<br />

ist dies die winterliche Subsidenz über den Polen, wobei die Aerosole via den<br />

polaren Vortex wieder in die Troposphäre gelangen und an <strong>des</strong>sen Rand wieder<br />

sedimentiert werden (Oman et al., 2005; Robock et al., 2000). Anderseits werden die<br />

Ausscheidungen über die ‚midlatitude-Foldings’ (Hamill et al., 1997) für den grössten<br />

Teil (bis zu 75) der Aerosolverluste aus der Stratosphäre verantwortlich gemacht<br />

(Oman et al., 2005).<br />

Nach zwei Jahren führt die übrig bleibende Konzentration an Aerosolen nicht mehr<br />

zu signifikanten Anomalien im Klimaverlauf. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die<br />

Beeinflussung <strong>des</strong> Klimas sich lediglich auf diese zwei Jahre beschränkt. Ein<br />

gigantischer Ausbruch, wie derjenige <strong>des</strong> Tambora (1815) kann, unter Einbezug <strong>des</strong><br />

träger regierenden Ozeans, das Klima ganzer Jahrzehnte prägen. Dieser Ausbruch<br />

führte unter anderem im Jahre 1816 zu einem Jahr ‚ohne Sommer’ (Robock et al.,<br />

2000).<br />

3.4 AO/NAO-Muster und Parallelen zu Vulkanausbrüchen<br />

Tropische Vulkanausbrüche sind wie bereits mehrfach erläutert in der Lage, das<br />

Klima global stark zu beeinflussen. Dies geschieht einerseits durch einen direkten<br />

Effekt der Aerosolwolke, welcher zu verminderter solarer Einstrahlung und der<br />

dadurch verursachten globalen Abkühlung – sowohl im Winter wie auch in den<br />

Sommermonaten - führt (Shindell T. and Schmidt G., 2003). Anderseits führt ein<br />

sekundärer Effekt, ausgelöst durch die Erwärmung der Aerosolschicht in der unteren<br />

Stratosphäre (Robock et al., 2000), besonders in den Wintermonaten zu<br />

unterschiedlichen Anomalien.<br />

Durch den verstärkten Temperaturgradienten in der unteren Stratosphäre wird der<br />

polare Vortex (stratosphärische Polarwirbel) verstärkt (Robock et al., 2000). Zudem<br />

ist in der Winterzeit die Kopplung (atmospheric teleconnection) zwischen der<br />

Stratosphäre und der Troposphäre verstärkt 20 . Durch ‚Downward Propagation’ -<br />

Propagation nach unten - wirkt sich dieser Polarwirbel bis in die untersten<br />

atmosphärischen Schichten aus (Thompson and Wallace, 1998, 1999). Dies äussert<br />

sich dann in der untersten Troposphäre in der Charakteristik <strong>des</strong> Bodendruckfel<strong>des</strong><br />

bzw. dem sogenannten ‚surface imprint’ <strong>des</strong> stratosphärischen Polarwirbels (Baldwin<br />

and Dunkerton, 1999). Dieser Imprint bzw. die damit einhergehende Druckverteilung<br />

kann sehr ähnliche Muster wie bei einem positiven AO/NAO-Event annehmen. Die<br />

dabei auftretenden Auswirkungen wie Temperaturanomalien und<br />

19 Siehe ‚Stratosphärische Meridionalzirkulation’ Siehe auch Fussnote 2<br />

20 Tropospheric-stratospheric coupling (Baldwin et al., 1994; Perlwitz and Graf, 1995; Cheng and<br />

Dunkerton 1995; Kitoh et al., 1996; Kodera et al., 1996)<br />

27


Niederschlagsanomalien sind entsprechend können dementsprechend auch<br />

übereinstimmen.<br />

Dieser Zusammenhang und die Parallelen zwischen AO/NAO-Muster und<br />

Vulkanausbruch-Mustern soll im nachfolgenden <strong>Analyse</strong>teil dieser Arbeit näher<br />

betrachtet werden.<br />

3.5 Stratosphärische Schwefelsäureaerosole<br />

(Folgender Abschnitt wurde neben Unterrichtsmaterial unter zu Hilfenahme <strong>des</strong><br />

Papers von Robock et al. 2000 und allgemeinen Informationen aus dem Buch von<br />

Latif, Mojib, 2004 verfasst)<br />

Ausserordentliche Vulkanausbrüche können zu einem Anstieg <strong>des</strong><br />

Schwefelsäureaerosolgehaltes (Sulfataerosol) in der unteren Stratosphäre um eine<br />

bis zwei Grössenordnungen führen. Dieses Schwefelsäureaerosol wird durch<br />

Oxidation magmatischer schwefelartiger Gase wie SO 2 und H 2 S, nach deren<br />

Transport in die Stratosphäre gebildet (Robock et al., 2000). Nach dem Ausstoss<br />

dauert es in der Regel je nach Konstellation der globalen Windzirkulation zwei bis<br />

drei Wochen, bis die Aerosole den Globus einmal umrundet haben (Krakatau in 2<br />

Wochen (Symons, 1888); 1982 El Chichon (Robock and Matson, 1983) und 1991<br />

Pinatubo (Bluth et al., 1992) in 3 Wochen). Obwohl El Chichon (17 °N) und Pinatubo<br />

(15 °N) lediglich um 2 ° Breitengrade differieren, wurde ihre Wolke nach einer<br />

Umrundung <strong>des</strong> Globus sehr unterschiedlich verteilt. Die vom Pinatubo stammende<br />

Wolke wurde lediglich entlang <strong>des</strong> Äquators verteilt (Stowe et al., 1992), während<br />

sich die Wolke aus dem El Chichon Ausbruch vom Äquator bis 30 °N ausdehnte<br />

(Stron, 1984). Dies zeigt, dass die Dispersion der Aerosolteilchen in der unteren<br />

Stratosphäre stark von den jeweils vorherrschenden Windverhältnissen zur Zeit der<br />

Eruption abhängt.<br />

Die Ausfällung von Aerosolen in der Stratosphäre kann nur über Gravitationskräfte<br />

stattfinden. Ausregnen bzw. Auswaschung sind in der Troposphäre die effizientesten<br />

Beseitigungsmechanismen. Da dies in der Stratosphäre aufgrund <strong>des</strong> geringen<br />

Feuchtigkeitsgehaltes nicht möglich ist, klingen vulkanische Störungen nur langsam<br />

ab. Die Halbwertszeit der Aerosolmasse beträgt ungefähr ein Jahr (Barnes and<br />

Hoffman, 1997), wobei man bei einem ausserordentlichen Vulkanausbruch, von zwei<br />

Jahren deutlicher Klimabeeinflussung ausgehen kann. Die Beeinflussung <strong>des</strong> Klimas<br />

ist bei Vulkanausbrüchen somit eher kurzfristiger Natur.<br />

Spätestens seit dem Ausbruch von El Chichon weiss man, dass nicht feste<br />

Ascheteilchen, sondern Schwefelaerosoltröpfchen mit Radien von 0.1 bis 0.5 µm,<br />

das vulkanische Aerosol in der unteren Stratosphäre bestimmen. Die beiden<br />

massemässig wichtigsten vulkanischen Gase, Wasserdampf (H 2 O) und Kohlendioxid<br />

(CO 2 ), sind nur auf extrem langen Klimaskalen relevant, da die bei einem Ausbruch<br />

emittierten Mengen im Vergleich zur aktuellen atmosphärischen Konzentration<br />

vernachlässigbar klein ausfallen (Robock et al., 2000). Vulkanische Asche fällt sehr<br />

schnell wieder aus der Atmosphäre und trägt nur ausgesprochen kurz zu einer<br />

Beeinflussung <strong>des</strong> Klimas bei. Der Klimaeffekt von Vulkanen basiert daher vor allem<br />

auf den schwefelhaltigen Gasen (SO 2 und H 2 S), wobei diese bei Erreichen der<br />

Stratosphäre zu gasförmiger Schwefelsäure oxidiert werden (H 2 SO 4 ) (Robock et al.,<br />

2000). Die sich in der Stratosphäre befindende Schwefelsäurekonzentration verstärkt<br />

das stratosphärische Hintergrundaerosol auf zwei Arten. Einerseits durch die oben<br />

erwähnte Gas-Teilchenumwandlung von Schwefelsäure und Wasser, wodurch die<br />

28


Teilchenzahl erhöht wird und anderseits durch Kondensation von H 2 SO 4 und H 2 O auf<br />

bereits vorhandenen Teilchen, was zu einem sekundären, zeitlich verzögerten<br />

Anwachsen der Radien führt (Robock et al., 2000).<br />

Das sichtbare Licht wird durch die vulkanischen Aerosole teilweise zurückgestreut.<br />

Dies hat zur Folge, dass aufgrund der verminderten Sonneneinstrahlung auf die<br />

Erdoberfläche, eine Abkühlung erfolgt. Da sich die effektiven Radiengrössen der<br />

Aerosole im Bereich der Wellenlänge <strong>des</strong> sichtbaren Lichts befinden, sind sie<br />

besonders wirksame Streuer <strong>des</strong> sichtbaren Sonnenlichtes. Grössere Eruptionen wie<br />

El Chichon oder Pinatubo haben zu einer Verminderung der direkten<br />

Sonneneinstrahlung in der Grössenordnung von 100 Watt/m 2 geführt. Die diffuse<br />

Strahlung nimmt ihrerseits fast um denselben Betrag zu (milchigweisser Himmel)<br />

(Robock et al., 2000). Die Differenz zwischen diesen beiden gegenläufigen Effekten<br />

ist in der Grössenordnung von 1 bis 10 W/m 2 an der Erdoberfläche, was zu einer<br />

Abkühlung führt (Werte entnommen aus Latif, M., 2004).<br />

Der zweite bedeutende Klimaeffekt der Aerosole wird durch die Eigenschaft der<br />

Aerosole verursacht, im nahen Infrarot sowie im langwelligen Bereich <strong>des</strong> Spektrums<br />

Strahlung zu absorbieren. Dieser Effekt überwiegt die erhöhte langwellige<br />

Ausstrahlung durch das Aerosol und führt zu einer erheblichen Erwärmung der<br />

unteren Stratosphäre (wo diese Aerosole hauptsächlich lokalisiert sind) um 2-5 °C<br />

(Robock and Mao, 1992; Robock et al., 2000). Zusätzlich trägt in ähnlichem Masse<br />

die verstärkte Absorption von langwelliger terrestrischer Strahlung im unteren<br />

Bereich der Aerosolwolke bei. In den Tropen ist die Erwärmung am stärksten, da<br />

einerseits die höchste Sonneneinstrahlung vorherrscht und dadurch auch die<br />

Bodentemperaturen am höchsten sind. Dies führt unweigerlich zu advektiven<br />

Prozessen zwischen den Tropen und den höheren Breiten (Robock and Mao, 1992;<br />

Graf et al., 1993; Mao and Robock, 1998). Diese stratosphärischen<br />

Temperaturanomalien beeinflussen in beachtlichem Masse auch die troposphärische<br />

Zirkulation. Im Winter der Nordhemisphäre können die primären, reinen<br />

Strahlungseffekte grosser, tropischer Vulkaneruptionen, durch die sekundär<br />

ausgelösten advektiven Prozesse völlig überdeckt werden. Temperatur, Druck und<br />

Niederschlag können im Winter Anomalien aufweisen, die entgegen den Annahmen<br />

aus den primären Strahlungseffekten, resultieren würden (Verstärkung <strong>des</strong> polaren<br />

Vortex, mehr Westwind, wärmere Winter im europäischen Raum, mehr Niederschlag)<br />

(Robock et al., 2000).<br />

Allgemein können tropische Vulkanausbrüche das weltweite Klima bedeutend stärker<br />

beeinflussen als aussertropische, deren Eruptionswolken lediglich in ihrer eigenen<br />

Hemisphäre ausgebreitet wird. Je weiter weg sich ein Vulkan vom aufsteigenden Ast<br />

der ‚Brewer-Dobson-Zirkulation’ (resp. von den Tropen) befindet, <strong>des</strong>to schwächer<br />

wird eine Ausbreitung seiner Aerosolwolke in die meridionale Richtung stattfinden.<br />

Vulkanische Aerosole, welche in höheren Breiten als 30 °N/S ausgestossen wurden,<br />

werden kaum weiter als eben dieses 30 °N/S Breite zum Äquator hin propagieren<br />

können. Sie bleiben demnach gewissermassen in höheren Breiten hängen. Ihr<br />

Erwärmungspotential für die untere Stratosphäre ist somit äusserst gering, da<br />

hauptsächlich die in den Tropen lokalisierten Aerosolwolken zur Erwärmung der<br />

unteren Stratosphäre in den niederen Breiten führt, da im Winter die<br />

Sonnenstrahlung in höheren Breiten stark abgeschwächt ist bzw. völlig ausbleibt<br />

(Oman et al., 2005).Tropische Eruptionen sind in zweifacher Hinsicht zu beachtlicher<br />

Klimabeeinflussung prä<strong>des</strong>tiniert. Einerseits können sie ihre Aerosolwolken in beide<br />

Hemisphären ausbreiten und anderseits aufgrund der Nähe zum Ursprung der<br />

‚Brewer-Dobson-Zirkulation’, welche das Tor zur Stratosphäre darstellt, auch zu<br />

erheblichen meridionalen Verteilungen der Aerosole beitragen (Oman et al., 2005).<br />

29


3.6 Einfluss von Vulkanausbrüchen auf das stratosphärische Ozon<br />

(Exkurs)<br />

Durch die Abkühlung der polaren Regionen durch den verstärkten polaren Vortex 21 ,<br />

sind neuerdings auch am Nordpol die Bedingungen gegeben, um PSC’s (Polar<br />

Stratsopheric Clouds) auszubilden. Im Zusammenhang mit diesen PSC’s kommt es<br />

im Frühling der jeweiligen Hemisphäre zu verstärktem Ozonabbau. Es findet<br />

gleichzeitig besonders über den tieferen Breiten eine Anhebung der unteren<br />

Stratosphäre durch den beschriebenen Aerosolerwärmungseffekt statt. Dies führt<br />

aufgrund der verstärkten UV-Strahlung in grösseren Höhen ebenfalls zu einem<br />

globalen Ozonabbau nach ausserordentlichen tropischen Vulkaneruptionen. Da bei<br />

geringerem Ozongehalt in der oberen Stratosphäre auch weniger UV-Strahlung<br />

absorbiert wird, führt dies längerfristig zu einem Kühlungseffekt der unteren<br />

Stratosphäre, was wiederum die Ausbildung von PSC’s wahrscheinlicher werden<br />

lässt. Die vulkanischen Aerosolteilchen können eine ähnliche Rolle wie die PSC’s<br />

übernehmen und ihrerseits als Oberfläche für heterogene Ozonabbaureaktionen<br />

fungieren. Diese Begleiterscheinung von grösseren Vulkanausbrüchen ist natürlich<br />

erst seit den 50er Jahren im Zusammenhang mit den FCKW-Emissionen aktuell.<br />

Zuvor war dieser Effekt aufgrund <strong>des</strong> fehlenden Chlors nicht vorhanden.<br />

3.7 Sommer – Globale Auswirkungen von Vulkanausbrüchen<br />

Durch die intensivierte Reflexion der Sonnenstrahlung an den Aerosolpartikeln ins<br />

Weltall ist global im Sommer eine Abkühlung festzustellen. Im Gegensatz zum Winter<br />

bildet sich in der unteren Stratosphäre kein verstärkter Temperaturgradient aus, da<br />

im Sommer auch die höheren Breiten mit Sonnenstrahlung versorgt werden. Des<br />

Weiteren ist die stratosphären-troposphärenkopplung in hohen Breiten im Winter weit<br />

ausgeprägter als im Sommer. Die Anomalien sind dementsprechend besonders bei<br />

den Bodentemperaturen ausgeprägt (Abkühlung aufgrund der verminderten<br />

Sonnenstrahlung). Die Temperaturtagesgänge haben eine verminderte Amplitude.<br />

Die Aerosolwolke in der unteren Stratosphäre sorgt bei Tag für verminderte<br />

Einstrahlung (verminderte Temperatur) während sie während der Nacht die<br />

Ausstrahlung der langwelligen Strahlung vom Boden in das Weltall reduziert. In den<br />

Tropen nehmen aufgrund der geringeren Heizrate die konvektiven Niederschläge ab.<br />

Die primären radiativen Effekte dominieren während den Sommermonaten sowohl in<br />

den Tropen, wie auch in mittleren Breiten. Es kann jedoch vorkommen, dass sogar<br />

eine grosse Eruption wie El Chichon von einem El Niño (1983) übertroffen wird.<br />

21 Siehe Kapitel ‚Polarer Vortex’ für genauere Erläuterungen<br />

30


II. Daten<br />

1. Daten aus den <strong>SOCOL</strong> 22 -Läufen<br />

Die Modelldaten aus den <strong>SOCOL</strong>-Läufen wurden auf einem Linux-Cluster an der<br />

ETH generiert (Andreas Fischer, 2006). Pro prozessiertes Jahr wurden 4 Tage<br />

Rechenzeit benötigt. Somit wurde bis <strong>anfangs</strong> Januar 2007 für die Zeitspanne von<br />

1900 bis 1916 ein einzelner Lauf prozessiert und die einzelnen Jahre als Netcdf-<br />

Dateien zur weiteren Verarbeitung in IDL bereitgestellt. Da in dieser Arbeit das<br />

Schwergewicht auf äquatornahe Eruptionen gelegt wird, können aufgrund der<br />

geringeren Variabilität bei derartigen Vulkanausbrüchen, bereits mit einem einzigen<br />

Run (Prozessierungsdurchlauf) vertretbare Aussagen gemacht werden. Dies wäre<br />

bei der <strong>Analyse</strong> von aussertropischen Vulkanausbrüchen nicht ausreichend. In<br />

hohen Breiten wären mehrere Läufe nötig um die statistische Signifikanz zu<br />

erreichen, da die Variabilität in diesen Breiten höher ist (Oman et al., 2005). Zur<br />

<strong>Analyse</strong> werden monatliche Anomalien der <strong>SOCOL</strong>-Daten benötigt. Dazu wurde<br />

<strong>anfangs</strong> Januar 2007 ein weiterer Lauf über die Jahre 1902 bis 1904 ausgeführt.<br />

Dieser beinhaltete jedoch keine Vulkanischen Forcings – war also gewissermassen<br />

‚ungeforct’ (Sensitivitätslauf). Diese ungeforcten Daten wurden zur Bildung von<br />

Anomalien von den bereits generierten geforcten Daten subtrahiert.<br />

2. Beobachtungsdaten<br />

Die Beobachtungsdaten 23 stammen aus der Datenbank 24 der Gruppe Brönnimann<br />

<strong>des</strong> Institutes für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich. Zur Untersuchung der<br />

Problematik und der Auswirkungen von Vulkanausbrüchen auf das Klima, sind drei<br />

Klimavariablen von besonderem Interesse, deren Auswirkungen auf das Klima in der<br />

folgenden <strong>Analyse</strong> untersucht werden und zur <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> <strong>SOCOL</strong>-Modells<br />

beitragen.<br />

Bodendruck (SLP’s = Surface Land Pressure)<br />

Temperatur (SAT = Surface Air Temperature)<br />

Niederschlag (Prec = Precipitation)<br />

Datensätze für Beobachtungsdaten:<br />

Oberflächentemperaturen Surface Air Temperature (SAT)<br />

HadCRUT3v: Hadley Centre / Climatic Research Unit Temperature (HadCRUT3v.nc)<br />

(Brohan, P. et al., 2006)<br />

Bodendruckdaten Sea Level Pressure (SLP)<br />

hadSLP2p: Hadley Centre Sea Level Pressure dataset (hadSLP2p.nc)<br />

(Allan, R. J. et al., 2006)<br />

22 Siehe auch Kapitel ‚<strong>SOCOL</strong>-Klimamodell’ für detailliertere Informationen<br />

23 Siehe folgen<strong>des</strong> Unterkapitel Datensätze für detaillierte Informationen<br />

24 Siehe Quellenverzeichnis: Daten<br />

31


Niederschlagsdaten Precipitation<br />

GHCN: Global Historical Climatology Network (pcpgrd.nc)<br />

(Vose, R. S. et al., 1992)<br />

Klimatologie 1961-1990 30-jährige Standardklimatologie (WHO)<br />

Wurde verwendet, um die Anomalien der Beobachtungsdaten zu bilden.<br />

32


III. Methodik<br />

Da die Auswirkungen eines Vulkanausbruches im Winter besonders markant sind,<br />

wird in den folgenden Kapiteln, wenn nicht explizit erwähnt immer von den<br />

Wintermonaten die Rede sein. Am Schluss wird jeweils noch ein separates Kapitel<br />

dem Sommer gewidmet, da die Auswirkungen in der Stratosphäre in den<br />

Sommermonaten aufgrund der bis in hohe Breiten reichenden Sonnenstrahlung nicht<br />

besonders ausgeprägt sind.<br />

1. <strong>SOCOL</strong>-Klimamodell<br />

(Die nachfolgenden Informationen und Ausführungen zum <strong>SOCOL</strong>-Modell<br />

entstammen dem Paper Egorova et al. [2005])<br />

Das <strong>SOCOL</strong>-Klimamodell besteht aus einem ‚Global Circulation Model’ (GCM)<br />

welches mit einem ‚Chemical Transport Model’ (CTM) gekoppelt ist. Das bei <strong>SOCOL</strong><br />

verwendete GCM stellt eine modifizierte Version <strong>des</strong> MA-ECHAM4 GCM (Middle<br />

Atmosphere version of the „European Center/Hamburg Model 4“ General Circulation<br />

Model) dar. Das CTM ist eine modifizierte Version <strong>des</strong> UIUC (University of Illinois at<br />

Urbana-Champaign) atmosphärischen ‚Chemical Transport Model’ MEZON (Model<br />

for the Evaluation of oZONe Trends) , welches durch Rozanov et al. (1999, 2001)<br />

und Egorova et al. (2001, 2003) ausführlich beschrieben wurde. <strong>SOCOL</strong> steht dabei<br />

für ‚Solar Climate Ozone Links und ist ein ‚Chemistry-Climate Model’ (CCM)<br />

(Egorova et al., 2005).<br />

1.1 GCM-Komponenten<br />

Die ECHAM GCM’s haben ihren Ursprung in den spektralen<br />

Wettervorhersagemodellen <strong>des</strong> ECMWF (Simmons et al., 1998). Das MA-ECHAM4<br />

ist ein GCM, das besonders für die mittlere Atmosphäre modifiziert wurde. Es wurde<br />

am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg entwickelt (Manzini et al.,<br />

1997;Charron and Manzini, 2002), basierend auf dem Standard ECHAM4 GCM<br />

(Roeckner et al., 1996). Es ist ein Spektralmodell mit T30 Horizontaltrunkation<br />

(Vereinfachung <strong>des</strong> Griddings), was zu einem Gitterabstand von 3.75 ° führt. In der<br />

Vertikalen hat das Modell eine Auflösung von 39 Schichten, in einem hybrid sigma-<br />

Druck-Koordinatenmodell, welches von Grund bis 0.01 hPa hinaufreicht. Es wird <strong>des</strong><br />

Weiteren ein semi-implizites Zeitschrittschema mit einem weichen Filter verwendet,<br />

wobei der Zeitschritt für dynamische Prozesse und physikalische<br />

Prozessparametrisierung 15 Minuten beträgt. Vollständige Strahlungstransfer-<br />

Berechnungen werden alle 2 Stunden durchgeführt. Die Heizungs- und<br />

Kühlungsraten werden ebenfalls im 15 Minutentakt berechnet. Das<br />

Strahlungsschema basiert auf dem ECMWF-Strahlungscode (Fouquart and Bonnel,<br />

1980; Morcrette, 1991). Für eine detailliertere Abhandlung der MA-ECHAM4 sei auf<br />

die Arbeit von Manzini and Mc Farlane [1998] verwiesen.<br />

33


1.2 CTM-Komponenten<br />

Das MEZON simuliert 41 chemische Spezies, darunter die Sauerstoff-, Wasserstoff-,<br />

Stickstoff-, Kohlenstoff-, Chlor- und Bromgruppen. Diese sind jeweils in 118<br />

Gasphasenreaktionen, 33 Photolysereaktionen und 16 heterogenen Reaktionen auf<br />

und in Sulfataerosolen (vulkanischen Ursprungs) und Partikeln aus polaren<br />

stratosphärischen Wolken (PSC’s), miteinander in Verbindung gebracht (Carslaw et<br />

al., 1995). Das PSC-Schema benutzt vorgegebene Wolkenpartikelanzahldichten und<br />

geht davon aus, dass die Wolkenpartikel in thermodynamischem Gleichgewicht mit<br />

ihrer gasförmigen Umgebung sind. Es wurde <strong>des</strong> Weiteren eine spezielle<br />

Beschleunigungstechnik für das Lösen eines spärlichen Systems von linearen<br />

algebraischen Gleichungen entwickelt. Der Transport der betrachteten Spezies wird<br />

mittels <strong>des</strong> hybriden numerischen Schemas von Zubov et al. [1999] errechnet. Das<br />

Transport-Schema ist eine Kombination <strong>des</strong> Prather –Schemas (Prather, 1986),<br />

welches in die vertikale Richtung gebraucht wird und eines Semi-Lagrangian-<br />

Schema (SL), welches für die horizontale Advektion auf einer Sphäre eingesetzt wird<br />

(Williamson and Rasch, 1989). Der Gebrauch <strong>des</strong> Prather-Schemas ermöglicht einen<br />

beträchtlich grösseren Zeitschritt, sogar nah an den Polen, wo die Grösse der<br />

Gitternetzzellen kleiner ist. Die Kombination <strong>des</strong> Prather-Schemas mit dem SL-<br />

Schema ermöglicht beachtliche Einsparungen an Rechenzeit. Eine detaillierte<br />

Ausführung <strong>des</strong> Aufbaus und der Leistung <strong>des</strong> Hybrid-Transport-Schemas ist in<br />

Zubov et al. [1999] gegeben. Die Spezies werden in der Troposphäre durch<br />

Modellwinde und vertikale Wirbeldiffusion transportiert (Rozanov et al., 1999). Die<br />

Depositionsgeschwindigkeiten von CO, NO x , HNO 3 , O 3 und H 2 O 2 sind für<br />

verschiedene Oberflächen vorgegeben (Müller and Brasseur, 1995). MEZON wurde<br />

extensiv im off-line Modus gegen Beobachtungen validiert (Rozanov et al., 1999;<br />

Egorova et al., 2001), wie auch im on-line Modus (Rozanov et al., 2001). Es wurde<br />

<strong>des</strong> Weiteren auch mit verschiedenen anderen GCM’s kombiniert, um beispielsweise<br />

die Aerosoleffekte <strong>des</strong> Pinatubos [1991] zu studieren (Rozanov et al., 2002a).<br />

1.3 GCM-CTM Schnittstelle (Kopplung)<br />

Mehrere Photolyse- und Gasphasenreaktionen wurden dem Modell beigefügt,<br />

welche für die mesosphärische Chemie potentiell von Bedeutung sein können. Das<br />

neue Schema für Photolyseratereaktionen reicht von 120-750 nm, und ist in 73<br />

Spektrenintervalle aufgeteilt. Es wurden zusätzlich auch die Lyman-α Linie und das<br />

Schumann-Runge Kontinuum beigefügt.<br />

Die einzelnen GCM- und CTM-Komponenten <strong>des</strong> <strong>Klimamodells</strong> <strong>SOCOL</strong> (CCM),<br />

wurden via 3-dimensionale Wind-, Temperatur-, Ozon-, und Wasserdampffelder<br />

miteinander verknüpft. Das GCM erzeugt den horizontalen und den vertikalen Wind,<br />

die Temperatur und die troposphärische Feuchte für das CTM. Es ist auch für die<br />

Berechnung von Strahlungseinflüssen und Heizungsraten und den Wasserzyklus in<br />

der Troposphäre und der unteren Stratosphäre verantwortlich.<br />

Das CTM seinerseits erzeugt 3-dimensionale Felder der Ozon- und Wasserdampf-<br />

Mischungsraten und schickt diese dem GCM zurück. Die Wasserdampfchemie und<br />

der Transport in die Stratosphäre und Mesosphäre, werden ebenfalls im chemischen<br />

Transportteil <strong>des</strong> Modells behandelt.<br />

Das <strong>SOCOL</strong>-CCM bietet den entscheidenden Vorteil, dass es auf einem<br />

herkömmlichen PC gerechnet werden kann. Mit einem Prozessor von 2.5 GHZ<br />

34


eträgt die Simulationszeit für 10 Jahre gut 40 Tage. Dieser grosse Vorteil<br />

gegenüber anderen Modellen, welche häufig nur auf teuren Supercomputern<br />

prozessiert werden können, bietet Wissenschaftlern weltweit die Möglichkeit, auch<br />

ohne Zugang zu Supercomputern ihre Projekte durchzuführen.<br />

1.4 Inputdaten<br />

Dem von der Gruppe Brönnimann [2006, 2007] benutzten <strong>SOCOL</strong>-Modell müssen<br />

vor den eigentlichen Runs (Prozessierungläufe) die Randbedingungen vorgegeben<br />

werden. Dabei werden verschiedene Forcings in Form von Inputdaten ins Modell<br />

integriert:<br />

Solare Einstrahlung<br />

Hier wurde eine Rekonstruktion gemäss Lean et al., [2000] verwendet. Die Photolyse<br />

Raten werden bei jedem Zeitschritt gemäss einer look-up Tabelle berechnet. Das<br />

solare Forcing wird von den meisten heute gängigen Modellen durch Lean et al.,<br />

[2000] vorgeschrieben.<br />

Treibhausgase / Ozonzerstörende Substanzen / CO und NOx<br />

Treibhausgase und Ozonzerstörende Substanzen (FCKW’s) werden in der<br />

planetaren Grenzschicht vorgeschrieben (prescribed species). Als Datengrundlage<br />

dienen jährliche Daten von GISS (www.giss.nasa.gov), welche linear interpoliert wurden,<br />

um monatliche Datenpunkte zu erhalten. Zur Erfassung von CO- und NO x -<br />

Emissionen wurden EDGAR-HYDE 1.4-Daten für den anthropogenen Anteil als auch<br />

Daten vom Chemie Transport Modell MOZART-2 (natürlicher Anteil) verwendet.<br />

Troposphärische Aerosole<br />

Hier wurde eine Klimatologie von GADS (Koepke et al, 1997) verwendet.<br />

Stratosphärische Aerosole<br />

Für diese <strong>SOCOL</strong>-runs wurden die stratosphärischen Aerosole u.a. mittels der<br />

Surface Area Density (SAD) und Extinktionskoeffizienten auf 8 spektralen Bändern<br />

vorgeschrieben.<br />

Die dabei verwendeten optischen Dichten bzw. Extinktionskoeffizienten (für 550nm)<br />

stammen von GISS (Sato et al., 1993), welche auf 4 Höhenlevels (von 17.5km bis<br />

32.5km) vorgegeben sind. Mittels <strong>des</strong> effektiven Radius (ebenfalls GISS) und<br />

Annahme einer log-normalen Verteilung von modalem Radius vs. Number Density<br />

wurde die Surface Area Density berechnet.<br />

Quasi-Biennale Oszillation<br />

Die Quasi-Biennale Oszillation wurde am Institut für das gesamte letzte Jahrhundert<br />

rekonstruiert. Leider sind die Daten in diesem Bereich sehr unsicher, da die<br />

Rekonstruktionsdaten (Luftdruck) v.a. in den Anfängen <strong>des</strong> <strong>20.</strong> Jh. einen hohen<br />

Messfehler aufweisen.<br />

Meeroberflächen Temperaturen (SST) / Meereis<br />

Für die Repräsentation <strong>des</strong> Ozeans werden Meeresoberflächentemperaturen und<br />

Meereisbedeckungen <strong>des</strong> Hadley Centre vorgeschrieben (HadISST).<br />

35


Landoberflächenveränderungen<br />

Die durch den Menschen verursachten Landoberflächenveränderungen werden<br />

vorgegeben (prescribed). Für die Inputfelder wurden Änderungen im Hintergrund-<br />

Albedo, der Boden-Rauhigkeits-Tiefe, der Vegetationsbedeckung, dem<br />

Blattflächenindex (leaf area index), der Waldbedeckung und das Speichervermögen<br />

von Wasser im Boden berücksichtigt. Die Daten entstammen einem Bericht <strong>des</strong> Max-<br />

Planck-Instituts, welcher neueste Werte für die verschiedenen ECHAM-<br />

Vegetationsklasse tabelliert (Hagemann et al., 2002).<br />

Abbildung 12: Inputdaten für <strong>SOCOL</strong>-Modell (Andreas Fischer, 2006)<br />

2. Klimatologie<br />

Zur Erstellung einer Klimatologie werden Datensätze über einen gewissen Zeitraum<br />

gemittelt. So werden über eine Periode von 30 Jahre alle beobachteten Variablen<br />

(z.B. Druck, Temperatur, Niederschlag, usw.) über die Monate gemittelt. Das dabei<br />

entstehende „Normjahr“ mit seinen 12 Monaten entspricht einer Klimatologie. Diese<br />

entspricht dem Mittel aller beobachteten Variablen während der gewählten<br />

Klimatologiezeitspanne. Eine Standardklimatologie erstreckt sich definitionsgemäss<br />

über 30 Jahre (z.B.: 1961-1990) (WMO-Standardklimatologie).<br />

Um ein Normjahr zu erhalten, das für die Zeitspanne repräsentativ ist, werden in<br />

dieser Arbeit (nach der Methode von S. Brönnimann), die in dieser Zeitspanne<br />

erfolgten überdurchschnittlichen Forcings (Vulkanausbrüche, El Niño / La Niña) aus<br />

der Klimatologie eliminiert. Dazu gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. Es<br />

können ganze Jahre entfernt werden, oder auch nur einzelne extreme Monate. In<br />

dieser Arbeit wird letztere Vorgehensweise angewendet, da es das Ziel ist, eine<br />

möglichst kleine Zeitspanne zu eliminieren, so dass eine möglichst grosse<br />

Datenmenge für die eigentliche Klimatologie übrig bleibt. Anhand dieses<br />

Durchschnittswertes über eine gewisse Zeitperiode können verschiedene Vergleiche<br />

und <strong>Analyse</strong>n unternommen werden. Der grosse Vorteil besteht darin, dass für jeden<br />

Monat dieser Zeitpanne Anomalien gebildet werden können, die auf der Subtraktion<br />

36


der Klimatologie von den monatlichen Beobachtungs- oder Modelldaten basieren.<br />

Saisonale Anomalien werden jedoch bevorzugt, da die monatliche Variabilität<br />

bedeutend zu Fehlinterpretationen verleiten kann. Wird jedoch das Mittel über drei<br />

Monate betrachtet (saisonale Mittelung), ist der obgenannte unerwünschte Effekt<br />

minimiert. Üblicherweise werden die Monate beginnend von Dezember bis Februar<br />

zusammengefasst. Im Falle dieser <strong>Analyse</strong> sollen aber aufgrund der Stratosphären-<br />

Troposphärenkopplung die Monate Januar bis März / April bis Juni / August bis<br />

Oktober und September bis Dezember zusammengefasst werden (nach der Methode<br />

von S. Brönnimann).<br />

2.1 Qualitäts- und Genauigkeitsbetrachtungen<br />

Plausibilitätsbetrachtungen von Klimamodellen können anhand von Klimatologien<br />

unternommen werden. Die Qualität bzw. Genauigkeit der Anomalie – sowohl bei<br />

Beobachtungsdaten wie auch bei Modelldaten – hängen einerseits von der Qualität<br />

und Reichhaltigkeit der Datensätze, wie auch von der Güte der Klimatologie ab.<br />

Denn auch Klimatologien können voneinander abweichen und so können<br />

vermeintlich fehlerhafte Modellanomalien ihren Ursprung in der Klimatologie haben.<br />

2.2 Klimatologien – Sensitivitätsläufe (Kontrollruns)<br />

2.2.1 Anomalienbildung bei Beobachtungsdaten - Klimatologien<br />

Die Anomalienbildung für die Beobachtungsdaten erfolgt in dieser Arbeit unter<br />

Subtraktion der gebildeten Klimatologie von 1900 bis 1929 (unter Ausschluss der<br />

stark beeinflussten vulkan- und El Niño- / La Niña-Monate) von den<br />

Beobachtungsdaten.<br />

2.2.2 Anomalienbildung bei Modelldaten - Sensitivitätsläufe<br />

Es muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass es diverse Möglichkeiten gibt,<br />

Anomalien von Modelldaten zu bilden. Eine Möglichkeit ist das Subtrahieren einer<br />

Modellklimatologie, bestehend aus mehreren Läufen <strong>des</strong> Modells (alle Läufe sind<br />

geforct, was natürlich auch auf die daraus entstehende Klimatologie zutrifft). Diese<br />

Vorgehensweise ist analog derjenigen, die bereits für die Bildung von Anomalien der<br />

Beobachtungsdaten angewendet wurde. In dieser Arbeit wurde diese Methode<br />

jedoch nicht zur Anomalienbildung bei den Modelldaten angewendet.<br />

Vielmehr wurde folgende elegante Lösung verwendet: Die jeweiligen Normjahre<br />

ohne Forcing - sogenannte Sensitiviätsruns (Kontrollruns) für einzelne Jahre -<br />

werden von den geforcten Modelljahren (geforcte Runs) subtrahiert (forced minus<br />

unforced). Dies ist bei der Anomalienbildung von beobachteten Daten jedoch nicht<br />

möglich, da an der Realität nicht gerüttelt werden kann. Die in dieser Arbeit für die<br />

Modelldatenanomalienbildung verwendete Vorgehensweise entspricht der<br />

letztgenannten Methode.<br />

37


2.2.3 Klimatologie bzw. Beseitigung der jahreszeitlichen Schwankungen<br />

Sowohl bei der Betrachtung <strong>des</strong> globalen stratosphärischen Temperaturverlaufes zu<br />

Beginn <strong>des</strong> <strong>20.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>, wie auch bei der Bildung der Z100 Anomalien <strong>des</strong><br />

polaren Vortex für die Jahre 1900-1915, wurden Klimatologien aus den Daten von<br />

1900 bis 1915 gebildet (S. Brönnimann). Durch Subtraktion ebendieser Klimatologien<br />

von den jeweils erhaltenen Daten, konnte der jahreszeitliche Verlauf eliminiert<br />

werden, womit nur noch die Anomalien übrig bleiben.<br />

3. <strong>Analyse</strong><br />

3.1 Untersuchte Parameter in der unteren Stratosphäre<br />

3.1.1 Temperaturgradient in der unteren Stratosphäre<br />

Nach ausgesprochen starken tropischen Vulkanausbrüchen, können im<br />

Europäischen Raum in den Wintermonaten leicht erhöhte Temperaturen festgestellt<br />

werden. Dies ist im Zusammenhang mit dem verstärkten Temperaturgradienten in<br />

der unteren Stratosphäre zu sehen 25 .<br />

Zu Beginn <strong>des</strong> <strong>20.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong> waren noch keine systematischen<br />

Höhenmessungen für Temperatur und Luftdruck vorhanden. Dies führt dazu, dass<br />

zur <strong>Analyse</strong> von Höhendaten aus dieser Zeit lediglich auf Rekonstruktionen<br />

zurückgegriffen werden kann. Zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Verfassens dieser Arbeit sind für<br />

diese Beobachtungsperiode [1900-1929] jedoch noch keine Rekonstruktionen der<br />

Höhendaten für die Beobachtungsdaten vorhanden. Dies lässt eine <strong>Analyse</strong> der<br />

Temperaturgradienten in der unteren Stratosphäre nicht zu. Es können lediglich<br />

Mutmassungen über deren Zustand, anhand der Veränderung <strong>des</strong> Bodendruckes<br />

und der Bodentemperatur gemacht werden. In der <strong>Analyse</strong> der <strong>SOCOL</strong>-Läufe kommt<br />

jedoch die Betrachtung <strong>des</strong> Temperaturgradienten in der unteren Stratosphäre zum<br />

Zuge.<br />

3.1.2 Gradientenbetrachtung anhand von 50 hPa Temperaturfelder (<strong>SOCOL</strong>-Daten)<br />

Bei der Betrachtung der Beobachtungsdaten ist es aufgrund fehlender Höhendaten<br />

nicht möglich eine <strong>Analyse</strong> der unteren Stratosphäre durchzuführen.<br />

Bei der <strong>Analyse</strong> der <strong>SOCOL</strong>-Läufe sieht die Datenlage glücklicher aus. Die<br />

Modelläufe liefern simulierte Daten bis in grosse Höhen (Boden bis auf 0.01 hPa). Mit<br />

Hilfe <strong>des</strong> Programms ‚Ferret’ sind Plots der Atmosphäre in einer Höhe von 50 hPa<br />

gemacht worden.<br />

Die Plots werden als Zeitreihe über mehrere Jahre in monatlicher Auflösung<br />

dargestellt (1900-1916). Als Referenzhöhe, ist wie erwähnt 50 hPa geopotentielle<br />

Höhe gewählt worden, wobei über einen meridionalen Ausschnitt von 30 °N bis 30 °S<br />

gemittelt wird.<br />

Es wurde für die Beobachtungsdaten ein Gradient verwendet, der mittels<br />

Rekonstruktionen erstellt wurde (S. Brönnimann, 2007), um zumin<strong>des</strong>t ansatzweise<br />

ausfindig machen zu können, wie die Lage in der untersuchten Periode aussah.<br />

25 Siehe Theorieteil für genauere Ausführungen<br />

38


3.1.3 Polarer Vortex (Stratosphärischer Polarwirbel)<br />

Ein Vulkanausbruch führt wie bei der Gradientenbetrachtung bereits erwähnt, zu<br />

einem verstärkten polaren Vortex, welcher die stärkeren Westwinde (‚Westerlies’) mit<br />

sich bringt.<br />

Sollte dieser polare Vortex in den höheren atmosphärischen Schichten verstärkt sein,<br />

so müsste das auf der 100 hPa Geopotentialfläche auszumachen sein. Der zu<br />

erstellende Z100-Index ist folgendermassen zustande gekommen:<br />

In 100 hPa geopotentieller Höhe wird meridional von 75 °N bis 90 °N gemittelt und<br />

davon der Mittelwert von 40 °N bis 55 °N abgezogen. Bei einem schwachen Vortex,<br />

führt das zu einem höheren Index und umgekehrt. Die Güte <strong>des</strong> Index sagt aus, für<br />

welche Monate verlässliche Resultate vorhanden sind. Die Monate von Januar bis<br />

April haben eine meist brauchbare Güte. Da wir lediglich an den Wintermonaten<br />

interessiert sind, kommt uns dies sehr entgegen. Die Datenlage sieht wie bereits bei<br />

der Betrachtung <strong>des</strong> Temperaturgradienten, im Falle der Beobachtungsdaten ähnlich<br />

trist aus. Auch hier werden die Erkenntnisse jedoch aus einem anderen<br />

rekonstruierten Datensatz gewonnen (S. Brönnimann, 2007). Für das <strong>SOCOL</strong>-Modell<br />

werden die Daten natürlich anhand der (von <strong>SOCOL</strong>) generierten Daten analysiert.<br />

3.1.4 Betrachtung der geopotentiellen Höhe (40 hPa)<br />

Es sollen die Höheanomalien der 40 hPa Geopotentialfelder analysiert werden. Aus<br />

den prozessierten <strong>SOCOL</strong>-Daten wurden Plots der geopotentiellen Höhe auf 40 hPa<br />

hergestellt. Diese Anomalien helfen zu beurteilen, wie sich der polare Vortex über<br />

das Jahr entwickelt.<br />

3.1.5 Betrachtung der Temperaturfelder auf 40 hPa<br />

Analog zur Betrachtung der geopotentiellen Höhe wurden Plots der Temperaturfelder<br />

auf 40 hPa Höhe hergestellt. Diese Temperaturanomalien lassen Schlüsse über den<br />

Temperaturgradienten in der unteren Stratosphäre wie auch über die Erwärmung der<br />

äquatorialen, mittleren und polaren Breiten zu.<br />

3.2 Untersuchte Parameter an der Erdoberfläche (‚Surface Imprint’) 26<br />

3.2.1 Bodendruck - Temperatur - Niederschlag im Winter<br />

Zugunsten der Verständlichkeit soll hier einleitend ein kurzer Theorieteil eingefügt<br />

werden:<br />

Der weiter oben beschriebene Temperaturgradient im nordhemisphärischen Winter,<br />

sollte zu einem stärkeren polaren Vortex führen. Die Tendenz zu Westwinden über<br />

Europa wird verstärkt. Die wärmeren und mit hoher Feuchtigkeit gesättigten<br />

Luftmassen, die durch die ‚Westerlies’ vom Atlantik stammend in Richtung Osten<br />

verfrachtet werden, bringen dem Europäischen Kontinent erhöhte Temperaturen<br />

26 Siehe auch Kapitel zu AO/NAO-Funktionsprinzip<br />

39


(SAT= Surface Air Temperature) und mehr Niederschläge (Prec= Precipitation). Ein<br />

besonderes Augenmerk wird in der <strong>Analyse</strong> darum auf Europa gerichtet.<br />

Folgende Gebiete sollen bei der nachfolgenden <strong>Analyse</strong> der Resultate auf Anomalien<br />

der obgenannten Parameter untersucht werden:<br />

Im europäischen Einflussraum sind wie bereits erläutert Mittel- und Nordeuropa direkt<br />

von dem NAO betroffen. Der mediterrane Raum und äquatornahe Gebiete sind<br />

ebenfalls Gegenstand der <strong>Analyse</strong>. Auch der asiatische Kontinent bleibt nicht von<br />

den Auswirkungen verschont, obschon sich die markantesten Auswirkungen im<br />

europäischen Einflussbereich abspielen. So kann es auch über Nord- und Ostsibirien<br />

zu Temperaturanomalien kommen. Durch die veränderten Temperaturbedingungen<br />

in Ostasien kommt es auch zu einer Veränderung der monsunalen Zirkulation,<br />

welche starken Einfluss auf den indischen Subkontinenten hat.<br />

Es ist jedoch sehr wichtig, dass zwischen globalen sommerlichen Anomalien infolge<br />

radiativer Abkühlung und winterlichen Anomalien infolge indirekter advektiver<br />

Einflüsse (siehe Temperaturgradient in unterer Stratosphäre) unterschieden wird 27 . In<br />

einem ersten Teil werden somit zuerst die winterlichen Auswirkungen eines<br />

Vulkanausbruchs vom Kaliber eines tropischen Vulkans wie Santa Maria betrachtet.<br />

3.3 <strong>Analyse</strong><br />

3.3.1 Beobachtungsdaten vs. Modelldaten (1902-1904)<br />

Abbildung 13: Übersicht, über die vier Hauptbestandteile zur <strong>Analyse</strong> der <strong>SOCOL</strong>-output-<br />

Daten.<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

Das Hauptaugenmerk bei der <strong>Analyse</strong> der Modelldaten wird auf die durch den<br />

verstärkten Temperaturgradienten in der unteren Stratosphäre hervorgerufenen<br />

Veränderungen im Bodendruckmuster gerichtet sein. Erst in einem nächsten Schritt<br />

27 Der Sommer wird bei der <strong>Analyse</strong> in einem separaten Kapitel behandelt. Die restlichen Kapitel<br />

beziehen sich jeweils, wenn nicht explizit anders erwähnt auf den Winter.<br />

40


werden die Temperaturanomalien betrachtet und verglichen. Nur wenn die beiden<br />

zuvor durchgeführten Validationsschritte die zu erwartenden Resultate aus den<br />

Beobachtungen widerspiegeln, wird mit einem letzten <strong>Analyse</strong>schritt begonnen - der<br />

Betrachtung der Niederschlagsanomalien. Diese eignen sich jedoch nicht als<br />

Hauptanalysemerkmal, da sie starken monatlichen wie auch saisonalen<br />

Schwankungen unterworfen sind, die zu einer Beeinträchtigung oder gar zu einer<br />

Verfälschung der durchgeführten Modellevaluation führen würden.<br />

3.3.1.1 Anomalienbildung – Direkter Vergleich der jeweiligen Absolutdaten<br />

Zur <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> <strong>SOCOL</strong>-Modells, werden mit Hilfe der Programmierungssoftware<br />

IDL aus den Datensätzen, welche die Beobachtungsdaten beinhalten verschiedene<br />

Plots (Grafiken) hergestellt. Die Rohdaten für die Beobachtungsdaten sind sowohl<br />

Anomalien zu einer Standardklimatologie von 1960-1990 für die Temperatur (SAT)<br />

sowie Absolutdaten für den Bodendruck (SLP). Die Niederschläge liegen ebenfalls in<br />

Form von Anomalien vor. Um die erstellte Beobachtungsdatenplots mit <strong>SOCOL</strong>-<br />

Datenplots vergleichen zu können, müssen Absolutwerte gebildet werden. Diese<br />

erhalten wir im Falle der Temperatur, indem die Klimatologie [1960-1990] wieder zu<br />

den Anomalien addiert wird. Da lediglich die Temperaturdaten dieser Klimatologie zur<br />

Verfügung stehen, werden für die Niederschläge keine Absolutwerte gebildet.<br />

Auf der linken Seite der Grafik (Abbildung 13: links unten) sind die geforcten <strong>SOCOL</strong>-<br />

Läufe dargestellt. Diese stehen von Beginn weg als Absolutwerte zur Verfügung.<br />

Die eigentliche <strong>Analyse</strong> beginnt mit dem Vergleich dieser beiden aus Absolutdaten<br />

bestehenden Datenplots. Dies geschieht durch Anomalienbildung, indem wir in IDL<br />

ein weiteres Mal Anomalienplots zwischen den <strong>SOCOL</strong>-Daten und den<br />

Beobachtungsdaten erstellen. Dieser <strong>Analyse</strong>schritt ist jedoch aufgrund seiner zum<br />

Teil verfälschenden Eigenschaften nicht besonders gebräuchlich 28 . Im Verlaufe der<br />

Arbeit wurde entsprechend festgestellt, dass dieser Schritt trotz <strong>des</strong> dafür geleisteten<br />

Aufwan<strong>des</strong> nicht zu den gewünschten Resultaten führen wird. Darum ist er hier in der<br />

Methodik zwar erwähnt, wird in den Resultaten und der darauf folgenden Diskussion<br />

nicht berücksichtigt.<br />

Diese Arbeit wird somit hauptsächlich auf der separaten <strong>Analyse</strong> der<br />

Beobachtungsdaten und der <strong>SOCOL</strong>-Daten basieren. In einem letzten Teil – der<br />

Schlussfolgerung – sollen die Resultate und die dabei hervorstechenden<br />

Charakteristiken der beiden Datensätze, in Form einer Zusammenfassung kurz<br />

erläutert werden. Dabei wird dieser letzte <strong>Analyse</strong>schritt wie erwähnt nicht in Form<br />

einer Anomalienbildung vorgenommen, sondern mittels eines direkten Vergleichs der<br />

jeweiligen Grafiken 29 .<br />

3.3.1.2 Beobachtungsdatenanomalien vs. Modelldatenanomalien<br />

Die Beobachtungsdatenanomalien wurden unter Verwendung einer selbst erstellten<br />

Klimatologie erstellt. Diese wurde wiederum unter zu Hilfenahme von IDL unter<br />

Ausschluss aller El Niño / El Niña-Jahre (jeweils Juli <strong>des</strong> vorangehenden Jahres bis<br />

Juni <strong>des</strong> darauf folgenden Jahres) und aller vulkanisch stark beeinflussten Monate<br />

für die Zeitspanne von 1900 bis 1929 erstellt (Abbildung 13: Siehe oberen rechten<br />

28 Die Modellklimatologie kann grössere Abweichungen haben (mehrere °C)<br />

29 Siehe nächstes Unterkapitel<br />

41


Kasten). Mit Hilfe dieser Klimatologie werden durch Subtraktion ebendieser von den<br />

Beobachtungsdaten (Abbildung 13: Unterer rechter Kasten), für diese Zeitepoche<br />

repräsentative Anomalieplots erstellt.<br />

Das Vorgehen unterscheidet sich bei der Bildung der Modelldatenanomalien<br />

insofern, dass nicht eine Klimatologie subtrahiert wird, sondern separate Läufe<br />

(Sensitivitätsläufe bzw. Kontrollläufe) ohne extreme vulkanische Aktivität (unforced)<br />

prozessiert werden, welche jeweils von den ‚geforcten’ Daten von 1902 bis 1904<br />

subtrahiert werden.<br />

Sowohl für die Beobachtungsdaten, wie auch für die Modelldaten stehen nach diesen<br />

Schritten monatliche Anomalien bereit, die miteinander verglichen werden können.<br />

Monatliche Anomalien – Saisonale Anomalien:<br />

Da monatliche Anomalien teilweise starken natürlichen Schwankungen unterworfen<br />

sein können, werden diese in Dreierblöcke zusammengefasst (immer 3 Monate<br />

zusammen, beginnend mit Januar, Februar, März) und zu Saisonanomalien gemittelt.<br />

Plots von saisonalen Anomalien sind ebenfalls in ‚IDL’ erstellt worden. Aufgrund ihrer<br />

höheren Güte werden mehrheitlich die saisonalen Anomalien, zur <strong>Analyse</strong> der<br />

<strong>SOCOL</strong>-Läufe beigezogen.<br />

Abbildung 14: Bildung der jeweiligen Differenzen bzw. Anomalien zwischen den eigentlichen<br />

Daten („Realität“) und der Klimatologie 30 , jeweils für die Modelldaten wie auch für die<br />

Beobachtungsdaten. Dies führt uns zu den Beobachtunsdatenanomalien und den <strong>SOCOL</strong>-<br />

Datenanomalien.<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

<strong>Analyse</strong> der beiden gebildeten Anomalien aus Beobachtungs- bzw. <strong>SOCOL</strong>-Daten:<br />

Zur Verfügung stehen nun auf der einen Seite die Beobachtungsdatenanomalien<br />

(Abbildung 15: rechte Seite) und auf der anderen die Modellanomalien (Abbildung<br />

15: linke Seite). Hier gilt es umso mehr, ein Augenmerk auf die Unterschiede in der<br />

Anomalienbildung zu richten. Einmal wurden Sensitivitätsläufe (Kontrollläufe)<br />

subtrahiert (bei den Modelldaten) und ein andermal eine Klimatologie (1900-1929)<br />

30 Zur Vereinfachung der Grafik wurden die Sensitivitätsläufe (Kontrollläufe) der Modelldaten ebenfalls<br />

als eine Art Klimatologie bezeichnet, obwohl das nicht dem eigentlichen Sinn <strong>des</strong> Wortes<br />

‚Klimatologie’ entspricht. Im übertragenen Sinne, erfüllen die einzelnen Sensitivitätsläufe für die<br />

Modelldaten jedoch eine ähnliche Aufgabe, wie die Klimatologie bei den Beobachtungsdaten.<br />

42


subtrahiert (bei den Beobachtungsdaten). Die dabei entstehenden Grafiken sollten<br />

nebeneinander verglichen werden und nicht zusätzlich voneinander subtrahiert<br />

werden 31 . Es würden bei weiterer Differenzbildung nur Unregelmässigkeiten<br />

auftreten, welche das Resultat weiter ungewollt verfälschen würden. Es geht in<br />

diesem <strong>Analyse</strong>schritt vielmehr darum, ähnliche Muster ausfindig zu machen. Da das<br />

<strong>SOCOL</strong> ein Modell ist, das zwangsläufig ‚Fehler’ aufweist und somit die Realität nie<br />

genau abzubilden vermag, wäre es falsch derartige Anomalien zwischen Modell- und<br />

Beobachtungsdaten zu bilden. Denn Tiefdruckgebiete sind beispielsweise womöglich<br />

von <strong>SOCOL</strong> nicht an genau denselben Orten, annäherungsweise jedoch korrekt<br />

reproduziert worden. Ähnlich sieht die Situation für die eigentlichen reproduzierten<br />

Werte aus: <strong>SOCOL</strong> reproduziert vielleicht an einem gewissen Ort eine leichte<br />

Abschwächung <strong>des</strong> Luftdruckes, in den Beobachtungsdaten ist diese jedoch<br />

ausgeprägter. Da es nicht darum geht, mit <strong>SOCOL</strong> genaue quantitative <strong>Analyse</strong>n zu<br />

machen, sondern qualitativ vertretbare Erkenntnisse zu erhalten, ist eine<br />

Anomalienbildung nicht angebracht. Im folgenden, letzten <strong>Analyse</strong>schritt (Abbildung<br />

15) wird lediglich auf ähnliche Muster wert gelegt, wobei nicht ausdrücklich auf<br />

quantitative <strong>Analyse</strong>n eingegangen werden soll (Es wurde in einer früheren Phase<br />

bereits versucht die Anomalien der jeweiligen Modell- bzw.<br />

Beobachtungsabsolutwerte zu bilden, was bereits verworfen werden musste) 32 .<br />

Da der Hauptfokus dieser Arbeit darin besteht, die jeweiligen Muster für<br />

Beobachtungs- und <strong>SOCOL</strong>-Daten separat zu analysieren, soll dieser letzte<br />

<strong>Analyse</strong>schritt lediglich in Form einer Schlussfolgerung vorgenommen werden 33 .<br />

Abbildung 15: Direkter Vergleich der Modelldatenanomalien mit den<br />

Beobachtungsdatenanomalien (Letzter <strong>Analyse</strong>schritt Schlussfolgerung).<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

31 Siehe Begründung in vorangehendem Kapitel ‚Anomalienbildung – direkter Vergleich der jeweiligen<br />

Absolutdaten’<br />

32 Siehe vorangehen<strong>des</strong> Kapitel<br />

33 Siehe dazu Kapitel ‚Schlussfolgerungen’<br />

43


4. IDL – Programmaufbau<br />

Zur Erstellung der Klimatologie von 1900-1929 und der <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> <strong>SOCOL</strong>-Modells<br />

werden unter Verwendung von Datensätzen 34 für Bodendruck,<br />

Oberflächentemperaturen und Niederschlag in IDL verschiedene Routinen<br />

programmiert, um Grafiken für die Variablen Druck (SLP= Sea Level Pressure),<br />

Temperatur (SAT= Surface Air Temperature) und Niederschlag (Precipitation)<br />

herzustellen.<br />

4.1 Routinen und Programmstruktur<br />

Overhead Routine zur Eliminierung der Vulkan und El Niño Jahre<br />

Mittels dieser Routine wird das ganze Programm jeweils gestartet. Sie entfernt die<br />

Vulkan und El Niña/Niño-Effekte 35 während der ausgewählten Zeitperiode [1900-<br />

1929].<br />

Klimaperiode=[1900-1929] in diesem Programmteil kann die Zeitperiode<br />

ausgewählt und verändert werden. Somit ist das Programm auch tauglich für<br />

‚moving-window’ <strong>Analyse</strong>n (moving window: es wird um den zu betrachtenden<br />

Zeitraum jeweils gleich viele Jahre in die Vergangenheit wie auch in die Zukunft<br />

gerechnet).<br />

Routinen zur Erstellung der monatlichen Klimatologie<br />

Aus den eingelesenen Datensätzen 36 (Brohan et al., 2006) für Temperatur, Druck<br />

und Niederschlag werden jeweils monatlich gemittelte Klimatologien gebildet. Diese<br />

umfassen den in der Overhead Routine eingegebenen Zeitraum (1900-1929). Die<br />

Klimatologievorlagen werden anschliessend ans „Plottingtool“ weitergesendet, wo sie<br />

zu Grafiken verarbeitet werden.<br />

Weiter werden die Klimatologie-arrays an weitere Routinen gesendet um damit<br />

weiterrechnen zu können (Monatsanomalieroutine)<br />

Monatliche / Saisonale Anomalie Routinen (Beobachtungsdaten und <strong>SOCOL</strong>)<br />

Durch Subtraktion der Klimatologie von den Beobachtungsdaten für die einzelnen<br />

Variablen erhält man die Anomalien für die einzelnen Monate. Da jedoch einzelne<br />

Monate starken Störungen unterworfen sein können, welche die <strong>Analyse</strong> verfälschen<br />

würden, sind zusätzlich noch die saisonalen Anomalien gebildet worden. Es wurden<br />

jeweils die Monate Januar, Februar, März / April, Mai, Juni / Juli, August, September /<br />

Oktober, November, Dezember in Dreierblöcken gemittelt. Das selbe Prozedere<br />

wurde mit den <strong>SOCOL</strong>-Monaten vorgenommen (in Zusammenarbeit mit Stefan<br />

Krähenmann).<br />

Die entstandenen Anomalievorlagen werden dem „Plottingtool“ zugesandt.<br />

34 Siehe früheres Kapitel ‚Beobachtungsdaten’, Unterkapitel ‚Datensätze’<br />

35 Siehe folgen<strong>des</strong> Unterkapitel: Ausschlusskriterien für Vulkane und El Niño/La Niña<br />

36 Siehe früheres Kapitel ‚Beobachtungsdaten’, Unterkapitel ‚Datensätze’<br />

44


Weiter können in diesem Tool die einzelnen Jahre und Monate, welche geplottet<br />

werden sollen, separat bestimmt werden<br />

Absolute Modelldaten vs. absolute Beobachtungsdaten (Anomalienbildung)<br />

Diese Routine wurde im Verlaufe der Arbeit zwar erstellt, es hat sich jedoch<br />

herausgestellt, dass sie sich nicht zur <strong>Analyse</strong> von <strong>SOCOL</strong> eignet. Statt<strong>des</strong>sen<br />

werden in der Diskussion, die beiden Anomalien (Modellanomalien bzw.<br />

Beobachtungsanomalien) separat nebeneinander verglichen.<br />

Die Beobachtungsdaten werden von den <strong>SOCOL</strong>-output-Daten subtrahiert. Dabei<br />

erhält man die Anomalien, anhand welcher, die Abweichungen <strong>des</strong> simulierten<br />

<strong>SOCOL</strong>-Klimas über die vorgegebene Zeitperiode dargestellt werden können. Diese<br />

Anomalien sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen, da derartige direkte<br />

Vergleichsanomalien Verfälschungen beinhalten können (Pixelverschiebungen u.a.)<br />

Plot der verschiedenen Grafiken: Plottingtool<br />

Dieses Tool ist in drei verschiedene Kompartimente für die jeweiligen Variablen<br />

(Temperatur, Druck, Niederschlag) aufgeteilt. Diese Routine bildet den Abschluss<br />

<strong>des</strong> Prozesses und stellt mir die zu interpretierenden Grafiken zur Verfügung.<br />

Abbildung 16: Programmstruktur zur Bildung einer Klimatologie und zur <strong>Analyse</strong> der <strong>SOCOL</strong>output-Daten<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

4.2 Ausschlusskriterien für Vulkane und El Niño / La Niña<br />

Die jeweiligen Ausschlüsse erfolgten in dieser Arbeit monatlich, nach einem<br />

gewissen festgelegten Ausschlusskriterium. Ausschlüsse wurden für die Klimatologie<br />

der Jahre 1900 bis 1929 vorgenommen.<br />

45


4.2.1 Vulkanausschlüsse<br />

Gewisse Modelle bestimmen die Diffusstrahlung über die Lufttrübung<br />

(Transmissionsmass nach Linke: T L = Gesamttrübungsfaktor(optische Dicke) /<br />

theoretische optische Dicke (Luft ohne Aerosole und Wasserdampf)). Dabei ist die<br />

optische Dicke einer Atmosphäre als Extinktion pro Weglänge definiert.<br />

Zur Erstellung unserer Klimatologie wurden die Vulkanmonate anhand <strong>des</strong> effektiven<br />

Aerosolradius aus dem Datensatz von Sato et al. [1993]<br />

(http://data.giss.nasa.gov/modelforce/strataer/) entnommen 37 . Dabei wurde die Grenze bei<br />

0.3 µm 38 angesetzt. War der Aerosolradius gleich diesem Wert, oder überstieg er ihn<br />

für einen gewissen Monat, wurde dieser aus der Klimatologie ausgeschlossen. Es<br />

stellte sich heraus, dass der effektive Aerosolradius einem gewissen Hystereseeffekt<br />

unterliegt. Im Gegensatz zur oben beschriebenen optischen Dicke, erreicht der<br />

effektive Aerosolradius erst mit einer gut dreimonatigen Verspätung seinen<br />

maximalen Wert. Dies hat seine Ursache in einem sekundären Effekt: Durch<br />

Kondensation von H 2 SO 4 und H 2 O an bereits vorhandenen Sulfataerosolen<br />

(Schwefelsäureaerosole), nehmen die Radien der dabei entstehenden Aerosole über<br />

mehrere Monate weiter zu.<br />

0.45<br />

0.4<br />

0.35<br />

effektiver Aerosolradius<br />

optische Dicke<br />

0.09<br />

0.08<br />

0.07<br />

effektiver Radius [ym]<br />

0.3<br />

0.25<br />

0.2<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

0<br />

1912 1913 1914 1915<br />

0.06<br />

0.05<br />

0.04<br />

0.03<br />

0.02<br />

0.01<br />

0<br />

optische Dicke<br />

Abbildung 17: Zeitliche Entwicklung von effektiven Aerosolradien und deren optischer Dicke.<br />

Hier wurden die Jahre 1912 bis 1915 als Beispiel gewählt. Es ist klar zu sehen, dass der<br />

effektive Aerosolradius gegenüber der optischen Dicke einen ‚Timelag’ aufweist. Als<br />

Ausschlusskriterium wurde in dieser Arbeit dennoch der effektive Aerosolradius gewählt. Ab<br />

0.3 Mikrometer wird der Monat ausgeschlossen. (Nico Zeltner, 2007)<br />

Wir haben von Beginn weg mit den effektiven Aerosolradien als Ausschlusskriterium<br />

gearbeitet. Im Laufe der Arbeit sind wir jedoch zum Schluss gekommen, dass bei<br />

einer erneuten Untersuchung wohl eher die optische Dicke als Ausschlusskriterium<br />

dienen würde. Da in unserer Klimatologie die effektiven Aerosolradien als<br />

Ausschlusskriterium herbeigezogen wurden, ist es möglich, dass die globale<br />

Abkühlung der ersten drei Monate nach einem Vulkanausbruch nicht optimal<br />

37 Siehe Begründung am Ende dieses Abschnitts<br />

38 In den Abbildungen von Sato et al. [1993] ist zu sehen, dass 0.3 Mikrometer dem normal<br />

vorhandenen Hintergrundrauschen in der Stratosphäre nahe kommen<br />

46


epräsentiert wird. Es ist wichtig, bei der folgenden <strong>Analyse</strong> der verschiedenen Plots,<br />

diese Eigenschaften zu berücksichtigen und allfällige Schlüsse daraus zu ziehen.<br />

4.2.2 El Niño / La Niña<br />

Das Ausschlusskriterium für diese beiden Phänomene wurde mit Hilfe der<br />

Temperaturabweichungen im Gebiet NINO 3.4 (zentraler tropischer Pazifik) bestimmt<br />

(Brönnimann et al., 2006) und aufgrund der Abweichungen ausgeschlossen.<br />

Betragen diese mehr als 0.6 Grad handelt es sich um einen mittleren El Niño, werden<br />

jedoch grössere Abweichungen als 1 Grad festgestellt, entspricht das einem starken<br />

El Niño. Beide, sowohl mittlere wie auch starke El Niños wurden jeweils vom Monat<br />

Juli <strong>des</strong> Vorjahres bis Juni <strong>des</strong> Folgejahres ausgeschlossen.<br />

47


IV. Resultate<br />

Im Folgenden soll jeweils je<strong>des</strong> Hauptkapitel in zwei Teile aufgeteilt werden. Als<br />

erstes wird dabei immer auf die Beobachtungsdaten eingegangen. In einem zweiten<br />

Schritt werden auf dieselbe Art und Weise die Resultate der <strong>SOCOL</strong>-Daten<br />

beschrieben und erläutert. Jeder Teil wird zusammenfassend am Ende je<strong>des</strong><br />

Unterkapitels nochmals allgemein diskutiert.<br />

Es ist wichtig an dieser Stelle zu erwähnen, dass bei der Beschreibung der Resultate<br />

absichtlich nicht auf El Niño oder La Niña Ereignisse, die während der betrachteten<br />

Zeitspanne stattfanden, eingegangen wird. Um die Modelldatenanomalien zu bilden<br />

werden immer die ungeforcten Läufe von den geforcten Läufen subtrahiert. Dabei<br />

sind die El Niño / La Niña – Effekte sowohl bei den ungeforcten wie auch bei den<br />

ungeforcten Läufen in derselben Intensität vertreten. Dies führt bei einer Subtraktion<br />

dazu, dass lediglich vulkanisch motivierte Anomalien auftauchen. Bei den<br />

Beobachtungsdatenanomalien kann ein kleiner Einfluss vorhanden sein, da lediglich<br />

bei der Klimatologie die El Niño / La Niña – Effekte ausgeschlossen wurden und<br />

somit bei der Anomalienbildung vorhanden bleiben. Dieser Einfluss ist jedoch nicht<br />

Bestandteil dieser <strong>Analyse</strong>. Diese <strong>Analyse</strong> befasst sich lediglich mit den vulkanisch<br />

motivierten Anomalien.<br />

1. Temperaturgradient, Z100-Index und Temperaturfelder in der unteren<br />

Stratosphäre<br />

1.1 Beobachtungsdaten<br />

Zu Beginn <strong>des</strong> <strong>20.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong> steckte die wissenschaftliche Sammlung von Daten<br />

noch in den Kinderschuhen. Besonders Daten über abgelegenen kontinentalen<br />

Gebieten und erst recht über den Ozeanen waren um 1900 noch keine vorhanden.<br />

Daten aus höheren atmosphärischen Schichten wurden erst im späteren Verlaufe<br />

<strong>des</strong> <strong>20.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong> gesammelt. Somit sind für die höheren Bereiche der<br />

Atmosphäre noch kaum Daten vorhanden, was es verunmöglicht, in dieser Arbeit<br />

den Temperaturgradienten der unteren Stratosphäre für die Beobachtungsdaten<br />

festzustellen.<br />

1.2 <strong>SOCOL</strong>-Daten<br />

1.2.1 Betrachtung <strong>des</strong> globalen stratosphärischen Temperaturverlaufes zu Beginn<br />

<strong>des</strong> <strong>20.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong><br />

Es wurde auf 40 hPa (geplant waren 50 hPa, die vertikale Auflösung lässt dies<br />

jedoch nicht zu) geopotentieller Höhe und unter Mittelung von 30 °N bis 30 °S ein<br />

Temperaturanomalieprofil über die Zeit erstellt (Abbildung 18). Bei der Betrachtung<br />

der Zeitreihe im blauen Abschnitt fällt sofort auf, dass bereits ab Ende <strong>des</strong> Jahres<br />

1902 eine klare Temperaturzunahme festzustellen ist (Santa Maria Ausbruch:<br />

Oktober 1902). In anderen, nicht direkt von Vulkanausbrüchen beeinflussten Jahren,<br />

ist zur selben Zeit in den Wintermonaten der Nordhemisphäre jedoch eine<br />

fortschreitende Abkühlung festzustellen. Die Erwärmung findet dann jeweils erst zu<br />

Beginn <strong>des</strong> darauf folgenden Jahres statt. Zu diesem ungewöhnlich früh eintretenden<br />

48


Erwärmungstrend kommt eine ausserordentlich hohe Erwärmung in den ersten<br />

Monaten <strong>des</strong> Jahres 1903 hinzu. Diese beträgt mehr als 2 °C, was einen doch sehr<br />

ungewöhnlich hohen Temperaturanstieg darstellt. Bereits in der zweiten Hälfte <strong>des</strong><br />

Jahres 1903 kippt dieser Trend jedoch wieder in eine leichte Temperaturabnahme<br />

über. Diese erreicht jedoch eine viel weniger ausgeprägte Abkühlung als in<br />

vorangehenden und späteren Jahren (ca. 1 °C wärmer als Durchschnitt). Somit<br />

startet die Erwärmung zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1904 auf einer höheren Stufe, was die<br />

Temperatur der unteren Stratosphäre noch einmal anomal hohe Werte annehmen<br />

lässt – jedoch geringere, als in den nordhemisphärischen Sommermonaten <strong>des</strong><br />

Jahres 1902. Am Ende <strong>des</strong> Jahres 1904 ist ein starker Temperatursturz festzustellen,<br />

der sich in den ersten Monaten <strong>des</strong> Jahres 1905 fortsetzt um hier wieder ähnlich tiefe<br />

Temperaturen aufzuweisen, wie zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1902. In den folgenden<br />

Jahren liegen dann die Temperaturen zu Jahresbeginn leicht höher als zu Beginn<br />

<strong>des</strong> Jahres 1904. Der nächste derartige Ausreisser nach unten zu Beginn eines<br />

Jahres, manifestiert sich erst wieder im Jahre 1914.<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

Warming (°C)<br />

0.5<br />

0<br />

-0.5<br />

1900<br />

1901<br />

1902<br />

1903<br />

1904<br />

1905<br />

1906<br />

1907<br />

1908<br />

1909<br />

1910<br />

1911<br />

1912<br />

1913<br />

1914<br />

1915<br />

Temperaturverlauf 40 hPa<br />

-1<br />

-1.5<br />

-2<br />

-2.5<br />

Jahre<br />

Abbildung 18: ‚Warmingverlauf’ auf 40 hPa wobei von 30 °N bis 30 °S gemittelt wurde. Die<br />

Temperaturdaten wurden aus <strong>SOCOL</strong>-Läufen entnommen und davon eine Klimatologie von<br />

1900 bis 1915 (Brönnimann 2007) subtrahiert, um den Jahresverlauf zu eliminieren und<br />

dadurch zu Anomalien zu gelangen. Es fällt auf, dass Ende <strong>des</strong> Jahres 1902 bis Ende <strong>des</strong><br />

Jahres 1904 eine anomal starke Erwärmung stattfindet, die vermutlich auf den Vulkanausbruch<br />

von Santa Maria im Oktober 1902 zurückzuführen ist.<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

Allgemeine Diskussion:<br />

Es ist augenfällig, dass sich die eben beschriebenen Temperaturereignisse in der<br />

unteren Stratosphäre zeitlich ziemlich gut mit dem Ausbruch <strong>des</strong> Vulkanes Santa<br />

Maria im Oktober 1902 decken. Die dabei ausgestossenen Aerosolmengen könnten<br />

durch die verstärkte Absorption in der unteren Stratosphäre zum beobachteten<br />

Aufwärtstrend beigetragen haben, der bereits am Ende <strong>des</strong> Jahres 1902<br />

festzustellen war und zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1903 anomal hohe Werte annahm. Dass<br />

der Trend auch im Jahre 1903 und leicht abgeschwächt auch im Jahre 1904 anhält,<br />

könnte ebenfalls mit der Verweildauer von Aerosoldauer in der unteren Stratosphäre<br />

zu tun haben. Die Halbwertszeit beträgt gut ein Jahr, wobei während zweier Jahre<br />

markante Auswirkungen auf das Klima erwartet werden (Robock et al., 2000).<br />

49


1.2.2 Globale Entwicklung der vulkanischen Aerosole – Optische Dicke vs. Effektiver<br />

Radius<br />

0.5<br />

0.45<br />

0.4<br />

0.35<br />

0.3<br />

0.25<br />

0.2<br />

Optische Dicke<br />

Effektiver Radius (µm)<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

0<br />

1900<br />

1901<br />

1902<br />

1903<br />

1904<br />

1905<br />

1906<br />

1907<br />

1908<br />

Jahr<br />

1909<br />

1910<br />

Abbildung 19: Vulkanische Aerosole (global) dargestellt anhand ihrer optischen Dicke und<br />

ihres effektiven Radius (in Mikrometer). Die Abbildung ist ähnlich zur Abbildung 17, diesmal<br />

wurde jedoch die aktuelle Zeitspanne von 1900 bis 1915 gewählt. Uns interessieren in dieser<br />

Arbeit besonders die Geschehnisse von 1901 bis 1905. Die Buckel in der Grafik passen gut<br />

zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Vulkanausbruchs im Oktober 1902. Auch hier ist wieder zu sehen, wie die<br />

optische Dicke einige Monate vor dem effektiven Radius auf den Ausbruch reagiert.<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

1911<br />

1912<br />

1913<br />

1914<br />

1915<br />

Nachdem zuvor in der Erklärung <strong>des</strong> Temperaturverlaufes auf einen Zusammenhang<br />

zwischen den anomalen Erwärmungen in der unteren Stratosphäre und dem<br />

vulkanischen Aerosol hingewiesen wurde, soll hier versucht werden, die zeitliche<br />

Entwicklung eben dieses Aerosols vulkanischen Ursprungs, kurz zu erläutern um<br />

dabei die zuvor geäusserte Vermutung zu stützen.<br />

Es wurde in einem früheren Kapitel 39 bereits auf den Unterschied zwischen<br />

effektivem Radius (µm) und optischer Dichte eingegangen und dabei der in<br />

Abbildung 19 ebenfalls gut zu erkennende zeitliche Hystereseeffekt erläutert, welcher<br />

durch das verzögerte Aerosolwachstum zustande kommt.<br />

In der zweiten Hälfte <strong>des</strong> Jahres 1902 beginnt die optische Dicke zunächst<br />

gemächlich zuzunehmen. Im letzten Viertel <strong>des</strong>selben Jahres steigt die optische<br />

Dicke plötzlich markant an, wobei nun auch der effektive Radius der Aerosole im<br />

zunehmen begriffen ist. Die optische Dicke erreicht ihren Maximalwert in den letzten<br />

zwei Monaten <strong>des</strong> Jahres 1902 und behält diesen Wert ungefähr bis März <strong>des</strong> darauf<br />

folgenden Jahres bei, um danach bis in die ersten Monate <strong>des</strong> Jahres 1905<br />

annähernd linear abzunehmen.<br />

Der effektive Radius beginnt seinen Maximalwert erst mit einer zeitlichen<br />

Verzögerung von ungefähr 4 Monaten auf die optische Dicke zu erreichen. Er<br />

beginnt erst nach dem ersten Drittel <strong>des</strong> Jahres 1904 abzunehmen. Die Abnahme<br />

gestaltet sich steiler als bei der zuvor beschriebenen Abnahme der optischen Dicke<br />

39 Ausschlusskriterien für Vulkane und El Niño / La Niña dabei wurde erwähnt, dass in dieser Arbeit<br />

der effektive Radius als Ausschlusskriterium verwendet wurde<br />

50


und erreicht ihren Tiefpunkt erst wieder zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1907. Der ‚Timelag’ ist<br />

somit auch bei diesem Vulkanausbruch klar auszumachen.<br />

Wenn man nun den Temperaturverlauf in der unteren Stratosphäre mit dem<br />

zeitlichen Verlauf der vulkanischen Aerosole vergleicht fällt auf, dass der<br />

Temperaturverlauf in der unteren Stratosphäre besonders mit der optischen Dicke<br />

grosse parallelen aufweist. So beginnen beide gegen Ende <strong>des</strong> Jahres 1902 ihre für<br />

Vulkanausbrüche charakteristischen Werte anzunehmen (Robock et al., 2000), was<br />

den zuvor geäusserten Verdacht erhärtet, dass ein Zusammenhang zwischen den<br />

Aerosolen in der unteren Stratosphäre und deren Temperaturverlauf in der<br />

betrachteten Zeit besteht. Es ist ebenfalls erklärbar, warum die Temperaturen in den<br />

Jahren 1903 und 1904 nach wie vor anomal erhöhte Werte aufweisen, da die<br />

optische Dicke, wie auch der effektive Radius der Aerosole, zu dieser Zeit ebenfalls<br />

noch relativ hohe Werte aufweisen. Erst gegen Mitte <strong>des</strong> Jahres 1904 beginnen<br />

diese tiefere Werte anzunehmen, was gut mit dem Temperaturverlauf übereinstimmt.<br />

1.2.3 Z100 Anomalien <strong>des</strong> polaren Vortex für die Jahre 1900-1915<br />

Um den polaren Vortex zu erforschen und einen späteren Vergleich mit den<br />

Temperaturfeldern und den in den Abbildung 22 und 11 vorhandenen Hinweisen auf<br />

die Eigenschaften <strong>des</strong> Vortex zu ermöglichen, sollen anhand der Anomalien auf 100<br />

hPa Höhe, seine Ausprägung und Stärke eruiert werden. Das Ziel ist herauszufinden,<br />

wie stark der polare Vortex als Folge der Charakteristik <strong>des</strong> Temperaturgradienten<br />

zwischen äquatorialen und hohen Breiten ist. Bei schwachem Z-100 Index, wird von<br />

einem starken und stabilen Vortex ausgegangen. Ein starker Index weist umgekehrt<br />

auf einen schwachen Vortex hin. Dabei werden nur die Wintermonate betrachtet. Der<br />

polare Vortex ist besonders in den Wintermonaten aktiv und kann in den<br />

Sommermonaten sogar ganz verschwinden. Es kommt hinzu, dass die Güte <strong>des</strong><br />

Indexes lediglich für die Wintermonate vertretbar ist, in den Sommermonaten jedoch<br />

auf schlechte Datenlage hinweist. Dies kommt uns in diesem Fall sehr entgegen, da<br />

wir uns bei der Betrachtung der Vortexstärke ohnehin auf den Winter beschränken<br />

werden.<br />

Obwohl sich dieses Kapitel hauptsächlich um <strong>SOCOL</strong>-Daten handelt, werden auch<br />

die Z100-Anomalien der rekonstruierten Beobachtungsdaten hier abgehandelt:<br />

1.2.3.1 Beobachtungsdaten<br />

Der Index ist grundsätzlich bis ins Jahr 1915 gleichmässigen Schwankungen<br />

unterworfen, bis auf einen Ausreisser im Jahre 1915, auf den hier nicht näher<br />

eingegangen wird. Von Interesse, ist besonders die Entwicklung im letzten Viertel<br />

<strong>des</strong> Jahres 1902 und diejenige der Wintermonate 1903 und 1904. Auffallend ist der<br />

mehrheitlich positive Index gegen Ende <strong>des</strong> Jahres 1902. Von Januar bis März <strong>des</strong><br />

nächsten Jahres ist er jedoch negativ, was wiederum gut mit der beginnenden<br />

Erwärmung der oberen Stratosphäre übereinstimmt und gleichzeitig auch den Beginn<br />

der starken Zunahme der optischen Dicke, der Vulkanaerosole markiert. Wie bereits<br />

einleitend erwähnt, wird aufgrund der Güte nicht auf die sommerlichen Kapriolen <strong>des</strong><br />

Indexes eingegangen. Es soll dazu einzig am Rande erwähnt werden, dass während<br />

<strong>des</strong> Sommers die Ausschläge geringer ausfallen als um die Jahreswechsel.<br />

51


300<br />

250<br />

Z100-INDEX<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Z100-Anomalien<br />

-50<br />

1900<br />

1901<br />

1902<br />

1903<br />

1904<br />

1905<br />

1906<br />

1907<br />

1908<br />

1909<br />

1910<br />

1911<br />

1912<br />

1913<br />

1914<br />

1915<br />

-100<br />

JAHRE<br />

Abbildung 20: Der Index ist definiert als 100 hPa geopotentielle Höhe gemittelt von 75 °-90 °N<br />

minus 40 °-55 °N. Ist dieser Index tief, so ist der polare Vortex stark ausgeprägt. Die Güte ist<br />

jeweils von November bis April akzeptabel. Die Abbildung stellt dabei Anomalien dar, die<br />

anhand einer Klimatologie von 1900 bis 1915 gebildet wurden. (Aus Rekonstruktionsdaten<br />

ermittelt (Brönnimann et al., 2007))<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

Im November 1903 weist der Index einen leicht negativen Wert auf, um im Dezember<br />

jedoch gleich wieder sehr stark auf die positive Seite zu kippen. Einen Monat später,<br />

im Januar 1904 ist der Wert jedoch wieder sehr negativ, was auf einen verstärkten<br />

Vortex hinweisen könnte. Im Februar bis März tauchen jedoch wieder positive Werte<br />

auf. Zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1905 tauchen noch einmal negative Werte auf, für die<br />

Monate Januar und Februar, wobei bereits der März wieder positive Werte aufweist.<br />

Im Jahre 1907 nimmt der Z100-Index noch einmal für den ersten Viertel <strong>des</strong> Jahres<br />

negative Werte an.<br />

Allgemeine Diskussion:<br />

Der Index zeigt also in den Beobachtungsdaten um die Jahreswenden 1903 und 1904<br />

tatsächlich einen gewissen Trend an, der auf einen verstärkten Vortex zu dieser Zeit hinweist.<br />

Besonders in den ersten drei Monaten <strong>des</strong> Jahres 1903 ist ein längerer negativer Trend<br />

auszumachen, der im April unterbrochen wird, jedoch im Mai nochmals mit einem negativen<br />

Indexwert auf einen starken Vortex hinweist. Wenn man davon ausgeht, dass die höheren<br />

Temperaturen in der unteren Stratosphäre der äquatorialen Breiten (<br />

Abbildung 20) zu einem verstärkten Temperaturgradienten in der tropischen<br />

Stratosphäre und den hohen Breiten führt (Robock et al., 2000), so deckt sich der<br />

negative Index zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1903 mit den Auswirkungen <strong>des</strong><br />

Vulkanausbruches Santa Maria. Dessen optische Aerosoldicke erreicht genau zu<br />

dieser Zeit seinen maximalen Wert. Weiter decken sich die negativen Indexwerte<br />

ebenfalls mit den Aerosolwerten um die Jahreswende 1903/1904, welche ebenfalls<br />

auf einen verstärkten polaren Vortex hinweisen.<br />

52


1.2.3.2 <strong>SOCOL</strong>-Daten<br />

350<br />

250<br />

Z100-INDEX<br />

150<br />

50<br />

Z100-Anomalien<br />

-50<br />

1901<br />

1902<br />

1903<br />

1904<br />

1905<br />

1906<br />

1907<br />

1908<br />

1909<br />

1910<br />

1911<br />

1912<br />

1913<br />

1914<br />

1915<br />

-150<br />

-250<br />

Jahre<br />

Abbildung 21: : Der Index ist definiert als 100 hPa geopotentielle Höhe gemittelt von 75 °-90 °N<br />

minus 40 °-55 °N. Ist dieser Index tief, so ist der polare Vortex stark ausgeprägt. Die Güte ist<br />

jeweils von November bis April akzeptabel. Die Abbildung stellt dabei Anomalien dar, die<br />

anhand einer Klimatologie von 1900 bis 1915 gebildet wurden. (Indexbildung aus <strong>SOCOL</strong>-<br />

Läufen und mittels Klimatologie ‚<strong>des</strong>aisonalisiert’)<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

Im <strong>SOCOL</strong>-Modell sind nur die Indexwerte der Monate Oktober bis März zur<br />

Herstellung der Grafik benutzt worden daher kommt der bei der Betrachtung der<br />

Grafik erweckte Eindruck, dass das Modell weniger kleinere Schwankungen aufweist,<br />

als noch bei den Beobachtungsdaten zu sehen waren. Das Diagramm beginnt erst<br />

mit dem Jahr 1901. Der Index taucht gleich im ersten Jahr weit ab und nimmt von<br />

Ende 1901 bis Mitte 1902 einen sehr negativen Wert an. Danach entwickelt sich der<br />

Index jedoch entgegen den Erwartungen gegen Ende 1902 bis weit ins Jahr 1903 in<br />

einen stark positiven Bereich, was sich nicht mit dem Indexverlauf in den<br />

Beobachtungen deckt und schon gar nicht mit einer Verstärkung <strong>des</strong> Vortex<br />

übereinstimmt. Lediglich zum Jahreswechsel 1903 / 1904 erreicht der Index wieder<br />

einen kurzen negativen Ausflug im Januar 1904, um jedoch erneut wieder positiv zu<br />

werden. Am Ende <strong>des</strong> Jahres 1904 ist der Index noch einmal negativ. Auffällig ist ein<br />

im März 1905 sehr positiv ausfallender Indexwert, der aus der ansonsten von 1901<br />

bis 1915 ziemlich regelmässigen Zeitreihe heraus sticht.<br />

Allgemeine Diskussion:<br />

Die hier gemachten Beobachtungen stehen im Widerspruch zu den Aerosolverläufen,<br />

ganz speziell auch zum Verlauf der optischen Dicke. Dem Indexverlauf nach ist der<br />

polare Vortex genau um die Jahreswende 1902 / 1903 sehr schwach (stark positiver<br />

Index). Dies stimmt nicht mit der von Robock et al. [2000] vertretenen<br />

Temperaturgradiententheorie überein. Daher muss in einem weiteren Schritt<br />

untersucht werden, wie sich die Temperaturfelder in der unteren Stratosphäre<br />

verhalten, um eine präzisere Vorstellung der Vorgänge zu erhalten.<br />

53


1.2.4 Betrachtung der Temperaturfelder auf 40 hPa von 1901-1903<br />

Abbildung 22: Aus den prozessierten <strong>SOCOL</strong>-Daten generierte Anomalie-Plots von saisonalen<br />

Temperaturanomalien in der unteren Stratosphäre auf 40 hPa geopotentieller Höhe für die<br />

Jahre 1901-1902. Um die Anomalien zu erhalten wurden ‚ungeforcte’ Sensitivitätsläufe von<br />

‚geforcten’ <strong>SOCOL</strong>-Läufen subtrahiert. (Nico Zeltner, 2007)<br />

54


Abbildung 23: Aus den prozessierten <strong>SOCOL</strong>-Daten generierte Anomalie-Plots von saisonalen<br />

Temperaturanomalien in der unteren Stratosphäre auf 40 hPa geopotentieller Höhe für die<br />

Jahre 1903-1904. Um die Anomalien zu erhalten wurden ‚ungeforcte’ Sensitivitätsläufe von<br />

‚geforcten’ <strong>SOCOL</strong>-Läufen subtrahiert. (Nico Zeltner, 2007)<br />

55


Im Folgenden sollen die Temperaturfelder in der unteren Stratosphäre auf 40 hPa<br />

untersucht werden. In diesem Bereich befindet sich ein Grossteil <strong>des</strong> vulkanischen<br />

Aerosols. Dabei sollen die Temperaturanomalien über tropischen Gebieten, über den<br />

mittleren Breiten und über den höheren bis polaren Breiten betrachtet werden. Dies<br />

bildet eine gute Ergänzung und verhilft zu präziseren Interpretationen zu den bis<br />

anhin betrachteten Parametern, wie dem von 30 °N bis 30 °S gemittelten<br />

Temperaturverlauf der Stratosphäre, der Entwicklung der Aerosolmenge in der<br />

unteren Stratosphäre und der Stärke und Ausprägung <strong>des</strong> polaren Vortex.<br />

Beim Vergleich der ersten Saison, welche die Monate Januar, Februar und März<br />

beinhaltet, fällt im Jahre 1901 in der unteren Stratosphäre über den äquatorialen<br />

Breiten eine ausgesprochene Kälteanomalie von annähernd 3 °C auf. Im Gegensatz<br />

dazu weisen die Temperaturen besonders über dem nördlichen atlantischen Ozean,<br />

Europa, dem Nahen Osten, über den südchinesischen Küstenregionen (in allen vier<br />

genannten Regionen gut +3 °C) und weiten Teilen Asiens, sowie am nördlichen Pol,<br />

eine Wärmeanomalie auf. Auch über Mittelamerika und der Ostküste der Vereinigten<br />

Staaten sind leichte Wärmeanomalien auszumachen. Der polare Vortex scheint weit<br />

ausgedehnt und zugleich schwach zu sein. Dieses Anomaliemuster schwächt sich<br />

dann zu Beginn <strong>des</strong> nordhemisphärischen Sommers ab, weist dann jedoch noch<br />

immer sehr ähnliche Charakteristiken auf. Während den Monaten Juli bis September<br />

ist besonders über dem Pazifik und am südlichen Pol eine sich entwickelnde<br />

markante Wärmeanomalie zu erkennen.<br />

Im letzten Jahresviertel, von Oktober bis Dezember, ist einerseits über dem<br />

südlichen Pazifik eine sehr positive Wärmeanomalie festzustellen, anderseits fällt<br />

jedoch vor allem die stark positive Wärmeanomalie über den äquatorialen Breiten<br />

auf. Südlich von Afrika, über dem indischen Ozean ist eine starke Kälteanomalie<br />

vorhanden, die wohl vom südpolaren Vortex verursacht wird, der sich in den<br />

Wintermonaten der südlichen Hemisphäre intensiviert hat. Über Nordeuropa ist die<br />

Temperaturverteilung ebenfalls eher anomal kalt.<br />

In der ersten Hälfte <strong>des</strong> Jahres 1902 ist im Gegensatz zu 1901, über den<br />

äquatorialen Breiten eine markante mehr oder weniger symmetrische<br />

Wärmeanomalie zu verzeichnen, die besonders über Südamerika, dem pazifischen<br />

Ozean und Südostasien, mit gut 3 °C höheren Temperaturen, stark ausgeprägt ist.<br />

Eine anfängliche Wärmeanomalie über den nördlichen Polargebieten, Europa und<br />

nördlichen Teilen Asiens in den ersten drei Monaten <strong>des</strong> Jahres 1902 wandelt sich in<br />

den folgenden drei Monaten in eine Kälteanomalie um, wobei Mittel- und Südeuropa<br />

von Ausläufern der äquatorialen positiven Anomalie erfasst werden. Auch im<br />

Nordosten Asiens und Alaskas (Beringsee) ist die sonst in höheren nördlichen<br />

Gebieten vorherrschende Kälteanomalie, durch einen grossen Ausläufer der<br />

äquatorialen Wärmeanomalie über dem pazifischen Ozean verdrängt. Im letzten<br />

Quartal ist interessanterweise eine bedeutend schwächere Erwärmung im Bereich<br />

<strong>des</strong> Äquators zu verzeichnen als in denselben Monaten <strong>des</strong> Vorjahres, obwohl zu<br />

Beginn dieser Zeitperiode – im Oktober 1902 – der Vulkan Santa Maria seine<br />

gewaltigen Mengen an Asche in die untere Stratosphäre injiziert hat. Der eher<br />

schwache Erwärmungseffekt trotzt Vulkanausbruch in dieser Zeit könnte daher<br />

rühren, dass sich die optische Dicke erst zur Jahreswende hin in Richtung seines<br />

Maximalwertes steigert und somit die ersten beiden in dieser Mittelung<br />

berücksichtigten Monate Oktober und November noch kaum eine Erwärmung<br />

aufweisen. Im Einflussbereich <strong>des</strong> Südpols ist im Gegensatz zu 1901 eine weit<br />

markantere Erwärmung festzustellen, die sich ja zuvor lediglich auf die südlichen<br />

Teile <strong>des</strong> Pazifiks beschränkt hatte. Im Norden, wo in den Monaten von Oktober bis<br />

56


Dezember <strong>des</strong> Jahres 1902 während <strong>des</strong> Nordwinters kaum Sonne vordringt, hat<br />

sich diesmal eine Kälteanomalie über Europa bis Ostsibirien breitgemacht, wobei<br />

über Ostsibirien klar die stärkste Anomalie vorzufinden ist. Dies könnte einen Hinweis<br />

auf einen starken Vortex sein. Über dem hohen Norden Alaskas und Kanadas ist<br />

jedoch eine sehr ausgeprägte Wärmeanomalie vorhanden. Die Situation ist hier<br />

entsprechend nicht ganz schlüssig zu beurteilen.<br />

Diese Feststellungen sind umso interessanter, wenn man die durchschnittliche<br />

Situation während den ersten drei Monaten <strong>des</strong> darauf folgenden Jahres 1903<br />

betrachtet. Die Situation an den Polen hat sich im Vergleich zu den vergangenen 3<br />

ersten Wintermonaten gerade umgekehrt. Im Bereich <strong>des</strong> südlichen Pols haben die<br />

Temperaturen nun anomal tiefere Temperaturen angenommen, währenddem im<br />

Einflussbereich <strong>des</strong> Nordpols eine ausgesprochen markante anomale Erwärmung<br />

von gut 3 °C stattgefunden hat und dort auf einen eher schwachen, grossen Vortex<br />

schliessen lässt.<br />

Diese Feststellungen an den Polen stehen jedoch im Einklang mit dem Z100-Index-<br />

Verlauf in diesem Zeitraum. Es wurde früher bereits festgehalten, dass der Index zu<br />

dieser Zeit einen stark positiven Ausschlag macht, was auf einen schwachen polaren<br />

Vortex hinweist. Genau diese Situation ist in den Monaten von Januar bis März über<br />

dem Nordpol anzutreffen. So steht die Temperaturfeldverteilung (besonders am<br />

Nordpol) ebenso im Widerspruch zur Entwicklung der optischen Aerosoldicke, wie<br />

schon der Indexverlauf der <strong>SOCOL</strong>-Daten.<br />

Besonders bemerkenswert ist jedoch das Temperaturmuster im Bereich <strong>des</strong><br />

Äquators und den mittleren Breiten. Die Wärmeanomalie, ist zwar am Äquator selber<br />

ein wenig schwächer als zur gleichen Zeit <strong>des</strong> letzten Jahres (1902), erstreckt sich<br />

dennoch mehr oder weniger gleichmässig (symmetrisch) bis in höhere Breiten (bis<br />

gut 70 ° S / N), mit Ausnahme einer auffälligen Kreisrunden Wärmeanomalie über<br />

der Baffinbay. Die Verteilung der Kontinente hat dabei auf das gleichmässige Muster<br />

kaum einen Einfluss.<br />

Es fällt weiter auf, dass über Australien, dem angrenzenden südlichen Pazifik und<br />

über dem südlichen Afrika lokal höhere Anomaliewerte (positiv) zu verzeichnen sind.<br />

Auch über Mitteleuropa und über dem mittleren Westen der Vereinigten Staaten sind<br />

kleine Wärmeanomalie-Patches auszumachen, die jedoch weit weniger markant sind<br />

als die drei erwähnten Anomaliegebiete in der südlichen Hemisphäre. Das Muster<br />

zeigt entsprechend erhöhte Wärmeanomalien vor allem in mittleren Breiten, sowohl<br />

in der Nord- wie auch in der Südhemisphäre. Die Anomalien in der Südhemisphäre<br />

sind jedoch weit ausgeprägter als diejenigen der Nordhemisphäre, was gut mit der<br />

aktuellen Jahreszeit, dem Sommer der Südhemisphäre und entsprechend höherer<br />

Sonneneinstrahlung in diesem Bereich der Erde übereinstimmt.<br />

Über den Tropen selbst, ist die Anomalie jedoch nicht so stark ausgeprägt wie über<br />

den mittleren Breiten, ganz zu schweigen von der starken positiven Anomalie über<br />

dem Nordpol.<br />

Im weiteren Verlauf, in den Monaten von April bis Juni, ändert das<br />

Wärmeanomaliemuster insofern, als dass die zuvor erwähnten schwächeren<br />

Anomaliepatches aufgrund <strong>des</strong> jetzt einsetzenden nordhemisphärischen Sommers in<br />

die Südhemisphäre wandern und entsprechend in der Nordhemisphäre nun die<br />

markanteren Patches über Nordamerika und dem nahen Osten und Südasien zu<br />

liegen kommen. Eine Ausnahme bildet zu Beginn <strong>des</strong> Sommers <strong>des</strong> Jahres 1903<br />

jedoch trotzt der allgemein stark ausgeprägten Wärmeanomalie, eine lokale<br />

Kälteanomalie westlich von Grönland (Baffin Bay) und weiten Teilen Ostkanadas.<br />

In der zweiten Nordhemisphärensommerhälfte, von Juli bis September herrscht über<br />

den Äquatorgebieten und weiten Teilen Südasiens eine starke positive<br />

57


Wärmeanomalie. In hohen nördlichen Breiten ist die Wärmeanomalie ein wenig<br />

schwächer ausgeprägt als im Einflussbereich <strong>des</strong> Äquators. Auffällig ist hier, dass<br />

sich eine Kälteanomalie unterhalb von Südamerika und dem südlichen Afrika bis weit<br />

nach Süden ausbildet, die wohl den Beginn eines stark ausgeprägten antarktischen<br />

polaren Vortex darstellt.<br />

In den ersten drei Wintermonaten (Nordhemisphäre) <strong>des</strong> Jahres 1903 – gemeint sind<br />

hier Oktober bis Dezember - erstreckt sich eine sehr stark ausgeprägte<br />

Wärmeanomalie äusserst symmetrisch um den Äquator von gut 30 °N bis 40 °S und<br />

umfasst ganz Afrika, Südasien und Mittel- und Teile Südamerikas. Im Norden hat<br />

sich eine ovale Kälteanomalie ausgebildet, die sich von der Baffinbay, über Europa<br />

bis weit nach Nordasien hinein ausdehnt. Um den Südpol hat sich eine starke<br />

Kälteanomalie ausgebildet. Es könnte sich beim ovalen Kälteanomaliegebilde um<br />

einen starken Vortex in höheren Breiten, mit eingeschränkter räumlicher Ausdehnung<br />

handeln, der nun ein Jahr nach dem Vulkanausbruch zum Vorschein kommt. Dies<br />

würde sich gut mit der nach wie vor hohen Aerosolkonzentration bzw. der hohen<br />

optischen Dicke in der oberen Stratosphäre decken.<br />

Das zuvor für die letzten drei Monate <strong>des</strong> Jahres 1903 beschriebene Muster zeigt<br />

sich in einer ähnlichen Charakteristik auch für die folgenden drei Monate <strong>des</strong> Jahres<br />

1904, jedoch abgeschwächt und einer von Europa weg, verschobenen<br />

Kälteanomalie über Nordostsibirien. Dies könnte eine Verschiebung <strong>des</strong> zuvor<br />

beschriebenen kleinen Vortex hin nach Ostsibirien darstellen. Über dem Nordpol<br />

herrschen jedoch erneut anomal hohe Temperaturen, was die Frage aufwirft, ob das<br />

über Sibirien festgestellte Gebilde nicht eher ein Relikt <strong>des</strong> in den vorangehenden<br />

drei Monaten vorhandenen Vortex in höheren Breiten darstellt. Der eigentliche polare<br />

Vortex wäre dann wieder sehr warm und ausgesprochen weitläufig. Ein warmer<br />

grossräumiger Vortex stellt dabei einen schwachen Vortex dar.<br />

Das Muster verstärkt sich nochmals von April bis Juni, mit Ausnahme einer<br />

zusätzlichen Wärmeanomalie über dem südlichen Atlantik. Das Muster schwächt sich<br />

von Juli bis September unter Ausbildung einer Kälteanomalie über dem südlichen<br />

atlantischen Ozean ab, was wieder auf die Ausbildung <strong>des</strong> antarktischen polaren<br />

Vortex hinweist.<br />

Ende 1904 ist die Temperaturanomalie über den Tropen am positivsten. Über den<br />

mittleren Breiten ist nach wie vor eine positive Wärmeanomalie zu verzeichnen,<br />

welche im weiteren nördlichen Verlauf besonders zwischen Nordamerika und Europa<br />

in eine markante Kälteanomalie übergeht. Der Gradient zwischen dem Äquator und<br />

den nördlich von Europa gelegenen Gebieten ist somit anomal stärker. Dies wäre<br />

absolut im Einklang mit dem Verlauf <strong>des</strong> Z100-Index der <strong>SOCOL</strong>-Daten, die Ende<br />

1904 zu einem negativen Index führen. Ein starker Index zu dieser Zeit würde<br />

ebenfalls mit der optischen Dicke übereinstimmen, die zwei Jahre nach dem<br />

Ausbruch noch immer auf klimawirksame Aerosolkonzentrationen hinweist.<br />

Allgemeine Diskussion:<br />

Die Temperaturen in den äquatorialen Bereichen sind über die Zeitspanne von 1901<br />

bis 1902 in den Wintermonaten anomal tief. Besonders im Schlüsseljahr 1902, ist die<br />

erwartete anomale Erwärmung der Tropen um die Jahreswende, im Vergleich zu den<br />

Polen, eher schwach. Der von Robock et al. [2000] bei derartigen Vulkanausbrüchen<br />

erwartete Temperaturgradient zwischen dem Äquator und den Polen kann in diesem<br />

Fall nicht festgestellt werden. Es kommt hinzu, dass sich besonders die nördlichen<br />

Mittelbreiten eher kühl gestalten, was eine Gradientenausbildung zwischen den<br />

beiden eher wärmeren Regionen nahe am Äquator und derjenigen in Polnähe<br />

verunmöglicht.<br />

58


Auch um die Jahreswende 1903 / 1904 kann dieser Temperaturgradient wie ihn<br />

Robock et al. [2000] erwarten nicht zur Geltung kommen, da das<br />

Temperaturanomaliemuster wie auch schon im Jahr zuvor, einen solchen<br />

verunmöglicht. Zu sehen sind in den Tropen jedoch die erwarteten hohen positiven<br />

Anomalien, welche zonal ausgesprochen symmetrisch ausgeprägt sind. Es kann<br />

zwar wie erwähnt nicht von einem Temperaturgradienten zwischen Äquator und<br />

Nordpol die Rede sein, jedoch besteht sicherlich ein angemessener<br />

Temperaturgradient zwischen Äquator und mittleren bis hohen Breiten. Dies ist in<br />

den letzten drei Monaten <strong>des</strong> Jahres 1903 gut zu sehen. Es deckt sich jedoch nicht<br />

besonders gut mit dem Z100-Index der <strong>SOCOL</strong>-Daten während diesen Monaten,<br />

was jedoch nicht weiter verwunderlich ist, da sich dieser Index nicht auf<br />

Druckunterschiede zwischen mittleren bis hohen Breiten und dem Äquator bezieht40.<br />

Es muss somit angenommen werden, dass der rote Bereich (starke positive<br />

Anomalie) über den Polen einen grossen, schwachen Vortex darstellt und eben nicht<br />

wie zuvor erwähnt der blaue ovale Bereich. Dieser könnte jedoch einen in sich<br />

geschlossenen kleineren Vortex darstellen, der sich über den mittleren bis hohen<br />

Breiten ausgebildet hat.<br />

Aus den oben gemachten Beobachtungen kann gefolgert werden, dass zwar meist<br />

ein Temperaturgradient vorhanden ist, dieser jedoch nicht zwangsläufig zwischen Pol<br />

und Äquator zustande kommt, sondern zwischen dem Äquator und den mittleren<br />

Breiten. Der von Robock et al. [2000] erwartete Temperaturgradient und dadurch die<br />

Verstärkung <strong>des</strong> polaren Vortex, können hier erst am Ende <strong>des</strong> Jahres 1904<br />

festgestellt werden. In der Zeitspanne von Oktober bis Dezember 1904 zeigt sich ein<br />

klarer, klassicher ‚Robockscher’ Gradient mit kaltem, starkem Vortex und anomal<br />

warmer tropischer Stratosphäre. Besonders markant ist diese Situation im Bereich<br />

<strong>des</strong> atlantischen Ozeans.<br />

Um sich den zu warmen Vortex der Jahreswechsel 1902 / 1903 zu erklären, könnte<br />

man argumentieren, dass sich die Erwärmung der Tropen in diesem Fall nicht<br />

besonders auf den Vortex augewirkt hat. Dieser könnte auch gut abgekoppelt vom<br />

ganzen Geschehen funktionieren. Die anomal kalten Mittelbreiten bilden dabei eine<br />

Art Barriere zwischen dem grossen, warmen und zugleich schwachen Vortex und<br />

den äquatorialen Bereichen. Dabei besteht sowohl ein Gradient von der äquatorialen<br />

unteren Stratosphäre in Richtung Mittelbreiten und vom Pol in Richtung Mittelbreiten.<br />

Dies könnte der Grund für die Ausbildung <strong>des</strong> erwähnten ovalen anomal kalten<br />

Gebil<strong>des</strong> um die Jahreswende 1902 / 1903 darstellen und ebenfalls zu einer<br />

verstärkten Wettertätigkeit führen.<br />

Zwei Jahre nach dem Ausbruch entspricht das Muster der Temperaturfelder somit<br />

am ehesten der Theorie von Robock et al. [2000], was durchaus noch mit der<br />

optischen Aerosoldicke und dem effektiven Aerosolradiusverlauf übereinstimmt. Am<br />

Ende <strong>des</strong> Jahres 1904 war der Z100-Index der <strong>SOCOL</strong>-Daten ausnahmsweise<br />

ebenfalls stark negativ was die zuvor gemachte Feststellung zusätzlich bekräftigt.<br />

All diese im Raum stehenden offenen Fragen können jedoch mit den zur Verfügung<br />

stehenden Daten nicht abschliessend beurteilt werden.<br />

Abgekoppelter polarer Vortex:<br />

Ein wichtiger Punkt ist <strong>des</strong>sen ungeachtet, dass der polare Vortex trotzt Erwärmung<br />

der Tropen ebenfalls anomal warm sein kann und dadurch auch abgekoppelt<br />

funktionieren kann. Dies lässt ihn jedoch gross und schwach werden. Es ist gut<br />

möglich, dass sich ein Vulkanausbruch nicht zwangsläufig auf die Stärke <strong>des</strong> Vortex<br />

40 Siehe Definition dieses Index in den Methoden<br />

59


auswirkt, ihn jedoch anomal positiv (und schwach) oder anomal negativ (und stark)<br />

werden lässt. Schlussendlich liegt die Schwierigkeit womöglich bereits in der eher<br />

schlechten Reproduktion der tropischen und polaren Temperaturen und damit <strong>des</strong><br />

von Robock et al. [2000] festgestellten Temperaturgradienten zwischen äquatorialen<br />

und hohen Breiten. Damit ist natürlich auch der polare Vortex nach wie vor ‚sich<br />

selbst überlassen’ oder womöglich sogar dazu veranlasst sich abzuschwächen und<br />

wärmer zu werden. Eine Interpretation <strong>des</strong> ‚surface imprint’ (Bodendruckmusters)<br />

und die Suche nach Zusammenhängen zwischen dem ‚surface imprint’ eines<br />

vulkanischen Ausbruchs und einer AO+/NAO+-Situation scheinen somit erschwert zu<br />

sein.<br />

60


1.2.5 Betrachtung der geopotentiellen Höhe (40 hPa)<br />

Abbildung 24: Höhe der 40 hPa Geopotentialfelder. Aus den prozessierten <strong>SOCOL</strong>-Daten<br />

generierte Anomalie-Plots der saisonalen Höhe der 40 hPa Geopotentialfelder in der unteren<br />

Stratosphäre für die Jahre 1901-1902. Die Anomalien entstanden durch Subtraktion von<br />

‚ungeforcten’ Sensitivitätsläufen von ‚geforcten’ regulären <strong>SOCOL</strong>-Läufen. (Nico Zeltner, 2007)<br />

61


Abbildung 25: Höhe der 40 hPa Geopotentialfelder. Aus den prozessierten <strong>SOCOL</strong>-Daten<br />

generierte Anomalie-Plots der saisonalen Höhe der 40 hPa Geopotentialfelder in der unteren<br />

Stratosphäre für die Jahre 1903-1904. Die Anomalien entstanden durch Subtraktion von<br />

‚ungeforcten’ Sensitivitätsläufen von ‚geforcten’ regulären <strong>SOCOL</strong>-Läufen. (Nico Zeltner, 2007)<br />

62


Die 40 hPa Geopotentialfelder sollen hier im Zusammenhang mit den<br />

Temperaturfeldanomalien in 40 hPa Höhe betrachtet werden. Es sollen kurz die<br />

Parallelen zwischen diesen beiden Feldanomaliegrafiken erläutert werden um die<br />

zuvor gemachten Interpretationen – besonders bezüglich <strong>des</strong> polaren Vortex -<br />

besser zu stützen.<br />

In den Jahren 1901 bis 1902 sind keine besonders auffällig starken Muster zu<br />

verzeichnen. Die Jahre sind eher durchschnittlich mit leichten Abweichungen in den<br />

negativen Anomaliebereich, was auf leicht verminderten Druck hinweist. Im Jahre<br />

1901 ist im Winter der Südhemisphäre ist südlich von Australien ein leicht stärker<br />

ausgeprägter höherer Druck zu erkennen. Dies deckt sich mit den Ergebnissen aus<br />

den Temperaturfeldern auf 40 hPa Höhe, wo in diesem Bereich eine anomal höhere<br />

Temperatur vorherrscht, was von der beobachteten Struktur her gut mit einem leicht<br />

anomal tieferen Druck übereinstimmt.<br />

Interessant ist die Situation ebenfalls von Oktober bis Dezember <strong>des</strong> Jahres 1902.<br />

Am Südpol ist der Druck anomal tief. Dies stimmt gut mit der gemachten<br />

Interpretation in der Betrachtung der Temperaturfelder überein, dass der antarktische<br />

polare Vortex kühl und damit stark ist.<br />

Ende <strong>des</strong> Jahres 1902 fällt auf, dass am Nordpol – und dabei besonders über<br />

Sibirien – eine negative Anomalie auftritt, was auf einen markant tieferen Druck in<br />

diesem Gebiet hinweist. Diese Feststellung trifft sich erneut sehr gut mit dem bereits<br />

in den Temperaturfeldern beschriebenen Anomaliemuster. Es scheint, als würde sich<br />

ein leicht stärkerer Vortex über dem ganzen Nordpol auszubilden versuchen.<br />

Überraschenderweise ist in den darauf folgenden Monaten nach der Jahreswende<br />

jedoch keine Weiterführung dieses Musters zu erkennen. Vielmehr fällt eine für diese<br />

vier Betrachteten Jahre ausgesprochen starke positive Höhenanomalie auf, was auf<br />

einen anomal erhöhten Druck über nordpolaren Gebieten hinweist. Das steht<br />

ebenfalls im Einklang mit der, in den Temperaturdaten festgestellten starken<br />

Erwärmung über dem Nordpol und stärkt die dort gemachte Interpretation, dass der<br />

(nord)polare Vortex stark geschwächt und weit ausgebreitet ist.<br />

Der südpolare Vortex ist in den Monaten von Oktober bis Dezember noch einmal gut<br />

ausgeprägt und stark (anomal tiefer Druck), was sich gut mit den ebenfalls anomal<br />

kalten Temperaturdaten deckt.<br />

Zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1904 ist über dem Nordpol einmal mehr eine zwar nicht mehr<br />

ganz so ausgeprägte, jedoch noch immer bedeutende positive Anomalie zu<br />

erkennen (höherer Druck), was erneut sehr schön mit dem<br />

Temperaturanomaliemuster übereinstimmt.<br />

Auch die - gestützt auf die Temperaturanomalie - gemachte Interpretation, dass der<br />

(nord)polare Vortex gegen Ende <strong>des</strong> Jahres 1904 stark ist, wird von den<br />

Geopotentialfeldanomalien bestätigt.<br />

Allgemeine Diskussion:<br />

Die bereits anhand der Temperaturfelder gemachten Interpretationen – besonders im<br />

Zusammenhang mit der Stärke und Ausprägung <strong>des</strong> arktischen polaren Vortex –<br />

konnten durch die Betrachtung der Geopotentialfeldanomalien zusätzlich bestätigt<br />

werden. Es war in diesem Zusammenhang wichtig zu sehen, dass die Erwärmung<br />

am Nordpol nach dem Vulkanausbruch, mit einem anomal erhöhten Luftdruckmuster<br />

über den polaren Regionen übereinstimmt.<br />

In der vorangehenden ‚Allgemeinen Diskussion’ der Temperaturfeldanomalien<br />

wurden bereits einige Punkte bezüglich der Güte der <strong>SOCOL</strong>-Daten gemacht. Da die<br />

Resultate bereits in der unteren Stratosphäre stark von den Erwartungen abweichen,<br />

sind in den Folgenden Interpretationen der Bodenmuster (Druck, Temperatur,<br />

63


Niederschlag) wohl kaum typischen AO + /NAO + -Muster vorzufinden. Es soll trotzdem<br />

ein Versuch unternommen werden, auch diese Daten zu beschreiben und die<br />

Zusammenhänge zu den erhaltenen stratosphärischen Mustern herzustellen.<br />

64


2. Bodendruckdaten – Surface Land Pressure (SLP’s)<br />

2.1 Beobachtungsdaten<br />

Abbildung 26: Saisonal (jeweils 3 Monate zusammengefasst) gemittelte Bodendruckanomalien<br />

aus Beobachtungsdaten von 1901 bis 1902. Die Anomalien entstanden aus der Subtraktion der<br />

Klimatologie (1900-1929) von den eigentlichen Beobachtungsdaten. (Nico Zeltner, 2007)<br />

65


Abbildung 27: Saisonal (jeweils 3 Monate zusammengefasst) gemittelte Bodendruckanomalien<br />

aus Beobachtungsdaten von 1903 bis 1904. Die Anomalien entstanden aus der Subtraktion der<br />

Klimatologie (1900-1929) von den eigentlichen Beobachtungsdaten. (Nico Zeltner, 2007)<br />

66


Das Bodendruckmuster liefert uns den ‚surfaceimprint’ all jener zuvor betrachteten<br />

Indizien, welche sich in den Anomalien der höheren atmosphärischen Gefilde<br />

niederschlagen. Stark simplifiziert kann man sich dies in drei Schritten vorstellen: Die<br />

untere Stratosphäre wird durch die absorbierenden Aerosole erwärmt, was zu einer<br />

Temperaturgradientenbildung führen kann. Diese wiederum sollte nach Robock et al.<br />

[2000] zu einer Verstärkung <strong>des</strong> polaren Vortex führen. Dieser befindet sich<br />

einerseits in der unteren Stratosphäre, welche besonders in den Wintermonaten mit<br />

der Troposphäre wechselwirkt. Damit ist weniger der chemische Austausch gemeint,<br />

sondern vielmehr ein eigentlicher Impulsaustausch. Dieses Weiterleiten <strong>des</strong> Impulses<br />

in die Troposphäre und die Übertragung auf das Bodendruckmuster wird häufig als<br />

‚Downwardpropagation’ bezeichnet. Das Bodendruckmuster gibt somit aufgrund der<br />

Impulsübertragung das Geschehen in der unteren Stratosphäre wieder. Das<br />

bekannteste, immer wieder auftretende Bodendruckmuster ist der AO bzw. NAO.<br />

Vulkanausbrüche können via stratosphärische Beeinflussung und der erläuterten<br />

Impulsübertragung zu einem dem NAO + -Muster verwandten Mode führen (Robock et<br />

al., 2000). Dies soll nun bei der <strong>Analyse</strong> der folgenden Bodendruckverteilungen für<br />

die Jahre von 1901 bis 1904 untersucht werden. Der Fokus ist dabei auf winterliche<br />

Druckverteilungen in Europa in den Jahren 1902 bis 1904 gerichtet. Damit soll<br />

versucht werden, AO/NAO-ähnliche Strukturen zu identifizieren.<br />

Im Jahre 1901 hat sich über dem Nordpol und über weiten Teilen Alaskas, Grönlands<br />

und Islands eine stark positive Druckanomalie ausgebildet. In den mittleren Breiten<br />

erstreckt sich ein Tiefdruckanomalieband vom Pazifik über die Vereinigten Saaten bis<br />

nach Mitteleuropa mit zwei Kernen jeweils an der amerikanischen Ostküste und<br />

westlich von Europa. Über Ostasien herrscht eine leichte Hockdruckanomalie vor.<br />

Von Interesse ist die <strong>Analyse</strong> vor allem in den Jahren Oktober bis Dezember <strong>des</strong><br />

Jahres 1901 und in den Wintermonaten zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1902. Dieser Winter ist<br />

nämlich als einziger der hier beschriebenen, noch nicht von dem gut ein Jahr später<br />

folgenden Vulkanausbruch Santa Maria betroffen. Da unser Augenmerk auch im<br />

Folgenden auch vor allem auf den Grossraum um Europa gerichtet sein wird, soll<br />

auch hier dieser Raum in die Beobachtung einfliessen.<br />

Es ist in der Abbildung der Monate Oktober bis Dezember 1901 schön zu sehen, wie<br />

um Mitteleuropa eine weit ausgedehnte, fast kreisrunde Tiefdruckanomalie<br />

ausgebildet wurde. Diese ist ab den Britischen Inseln, weiter rauf nach Island und in<br />

einem grossen Bogen bis Spitsbergen von einer polaren Hockdruckanomalie, ähnlich<br />

derjenigen zu Beginn <strong>des</strong>selben Jahres, abgegrenzt. Nach dem Jahresübergang, in<br />

der ersten Saison (Mittelung der ersten drei Monate <strong>des</strong> Jahres) <strong>des</strong> Jahres 1902 ist<br />

eine Intensivierung der Hochdruckanomalie über dem Nordpol und weiten Teilen<br />

Alaskas zu verzeichnen, wobei sich diese besonders zugunsten einer<br />

Tiefdruckanomalie im Bereich Nordamerikas, nach Norden zurückgezogen hat. Das<br />

Bild ähnelt diesbezüglich wieder sehr stark derselben Periode ein Jahr zuvor im<br />

1901. Das Muster scheint sich also mehr oder weniger zu wiederholen. Einzig über<br />

Asien hat sich die Lage ein wenig verändert, wobei die Anomalien schon zuvor<br />

weniger stark ausfielen als im Bereich <strong>des</strong> Nordpols, Nordamerikas und Europas.<br />

Mit der Betrachtung der Monate Oktober bis Dezember 1902 gelangen wir zu einem<br />

eigentlichen Schlüsselzeitpunkt der <strong>Analyse</strong>. Während <strong>des</strong> Monates Oktober spuckte<br />

der Vulkan Santa Maria unaufhörlich Asche in die Stratosphäre. Diese verteilte sich<br />

in gut zwei Wochen zonal um den Globus und wurde dank der Nähe zum Äquator<br />

auch relativ weit in die nördliche und südliche Hemisphäre hinein transportiert, wobei<br />

für die folgende Betrachtung mehrheitlich auf die Vorgänge in der nördlichen<br />

Hemisphäre beschränkt sein wird. Einerseits, weil sich dort der grösste Teil der<br />

67


Landmassen befindet und anderseits, wegen den arktischen und nordatlantischen<br />

Oszillationsmuster, welche sich auf die nördlicheren Breiten beschränken. Anhand<br />

der optischen Dicke und <strong>des</strong> effektiven Radius der Aerosole (Abbildung 19) können<br />

Rückschlüsse auf den Beginn der sekundären Auswirkungen <strong>des</strong> Vulkanausbruches<br />

gezogen werden.<br />

Betrachtet man die Lage in Europa so ist in der letzten Saison <strong>des</strong> Jahres 1902<br />

bereits eine auffällig, von den beiden vorangehenden Wintern differierende Situation<br />

anzutreffen. Anstatt wie bis anhin üblich einer Tiefdruckanomalie zu begegnen, ist in<br />

der Abbildung eine kreisrunde Hockdruckanomalie zu sehen. Dies hat ihr Zentrum<br />

über Südskandinavien und umringt ganz Europa (inklusive Nordosteuropa). Bereits<br />

über Südwesteuropa ist jedoch kaum mehr eine Anomalie zu erkennen. Über dem<br />

Nordatlantik und über dem nördlichen Grönland und weiten Teilen Neufundlands<br />

herrscht eine Tiefdruckanomalie vor. Auch die für die Definition <strong>des</strong> NAO-Index so<br />

wichtige Position von Island ist von einer gerade noch von einer Tiefdruckanomalie<br />

erfasst. Über Alaska und Teilen <strong>des</strong> Pazifiks ist eine äusserst stark ausgeprägte<br />

Hochdruckanomalie zu verzeichnen. Ein klares Muster, wie es bei einem AO/NAO-<br />

Event vorherrschen würde, kann noch nicht verzeichnet werden.<br />

Die Lage hat sich zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1903 bereits stark verändert und bildet einen<br />

drastischen Kontrast zu den vorangehenden Jahren. Die Hockdruckanomalie über<br />

Europa hat sich weiter ausgedehnt, wobei sich ebenfalls die Position ihres Kerns von<br />

Ostskandinavien nach Mitteleuropa verschoben hat. Sie reicht im Süden bis in die<br />

Mitte <strong>des</strong> afrikanischen Kontinents und dehnt sich nach Westen, bis annähernd zu<br />

den Azoren in den östlichen Nordatlantik aus. In den nördlicheren Breiten herrscht<br />

eine sehr ausgeprägte Tiefdruckanomalie vor, die besonders über Grönland sehr<br />

stark zum Vorschein kommt. Diese Situation ist sehr erfreulich, weil sie sich<br />

einerseits mit der ebenfalls starken Zunahme und der Erreichung <strong>des</strong> Maximalwertes<br />

für die optische Dicke <strong>des</strong> vulkanischen Aerosols deckt und einem NAO-, sogar AO-<br />

Muster erstaunlich nahe kommt, da sich über dem Pazifik ebenfalls eine<br />

kontrastierende Hockdruckanomalie aufgebaut hat. Eine gewisse Evidenz für einen<br />

Zusammenhang zwischen dem vier bis fünf Monate zuvor ausgebrochenen Santa<br />

Maria-Vulkan und den hier betrachteten Resultaten ist entsprechend bereits so kurz<br />

nach dem Ausbruch kaum von der Hand zu weisen.<br />

Die Lage sieht im Oktober insofern anders aus, dass sich über Russland eine<br />

grössere Hockdruckanomalie gebildet hat, während ganz Europa und die<br />

nördlicheren Gebiete bis knapp nach Grönland von einer Tiefdruckanomalie erfasst<br />

werden. Auch Island ist gerade noch von einer schwächeren Tiefdruckanomalie<br />

betroffen. Interessant ist, dass sich nun eine kleine Hockdruckanomalie über dem<br />

Nordatlantik situiert hat. Diese reicht annähernd an die Azoren heran. Somit ist zwar<br />

nicht dasselbe Muster wie zu Beginn <strong>des</strong> Jahres zu sehen, trotzdem sind rein nach<br />

Indexdefinition <strong>des</strong> NAO gewisse Parallelen zu sehen. Diese intensivieren sich in der<br />

ersten Saison 1904 wie bereits ein Jahr zuvor. Über den Azoren und südlich davon<br />

hat sich die Hochdruckanomalie gehalten, welche wohl als ein Ausläufer der<br />

neufundländischen Anomalie zu interpretieren ist. Über Nordrussland, Skandinavien<br />

und Spitsbergen hat sich eine markante Hockdruckanomalie ausgebildet. Über dem<br />

nördlichen Atlantik hat sich mit einem Kern knapp südlich von Island eine starke<br />

Tiefdruckanomalie breit gemacht, die auch den westlichen europäischen Raum<br />

erfasst. Das Druckverteilungsmuster sieht definitionsgemäss einem NAO erneut sehr<br />

ähnlich.<br />

Am Ende <strong>des</strong> Jahres 1904 hat sich diesmal eine Hockdruckanomalie über den<br />

britischen Inseln bis nach Island breitgemacht. Nordöstlich davon ist bis an den<br />

Nordpol eine Tiefdruckanomalie vorhanden. Südwestlich davon ebenfalls, bis an den<br />

68


Golf von Mexico. Ausser einer starken Hockdruckanomalie am Südpol sind keine<br />

weiteren markanten Anomaliemuster festzustellen, ausser, dass der gesamte<br />

Nordpol im Gegensatz zum Vorjahr von einer Kälteanomalie erfasst wird.<br />

Es soll der Vollständigkeit halber auch die erste Saison <strong>des</strong> Jahres 1905 betrachtet<br />

werden 41 . Über den gesamten mittleren Breiten <strong>des</strong> Nordatlantiks befindet sich ein<br />

schön ausgebildetes Hockdruckanomaliegebilde, welches ebenfalls die Azoren<br />

umfasst und bis nach Westeuropa vordringt. Der Kern liegt nördlich der Azoren. Von<br />

Alaska über Nordamerika erstreckt sich ebenfalls eine Hockdruckanomalie, die mit<br />

der zuvor erwähnten über eine Hockdruckbrücke verbunden ist. Nördlich dieser<br />

positiven Anomalien hat sich über dem Nordatlantik von Island über Spitsbergen und<br />

über dem nördlichen Sibirien bis zum Nordpol hin eine negative Anomalie<br />

ausgebreitet. Der östliche Pazifik unterhalb von Alaska ist jetzt im Vergleich zu den<br />

vorangehenden Jahren von einer Tiefdruckanomalie erfasst worden. Im Grossen und<br />

Ganzen weist das hier soeben betrachtete Muster auch zwei Jahre nach dem<br />

Vulkanausbruch noch Parallelen zu einer NAO-Druckverteilung auf. Dies ist ebenfalls<br />

in Übereinstimmung mit dem Verlauf der optischen Dicke, die sich zu dieser Zeit<br />

nach wie vor auf einem beträchtlich hohen Wert befindet (Abbildung 19).<br />

Begeben wir uns noch einmal zum Jahresübergang 1902 / 1903, dem ja in der<br />

Betrachtung aufgrund <strong>des</strong> erst gerade ausgebrochenen Vulkans Santa Maria, eine<br />

gewisse Schlüsselstellung eingeräumt werden muss. In Abbildung 28, sind die<br />

Druckanomalien für die Wintermonate um den Jahreswechsel 1902 / 1903 monatlich<br />

gemittelt, statt wie bis anhin über drei Monate bzw. saisonal. Dies bildet gerade in<br />

dieser Zeitspanne eine willkommene, detailliertere Sicht der Dinge: Es fällt auf, dass<br />

erst im Dezember <strong>des</strong> Jahres 1902 über Europa eine gewisse positive Anomalie<br />

herrscht. Über Island und den höheren Breiten herrscht eine leicht negativere<br />

Anomalie vor. Im Januar <strong>des</strong> folgenden Jahres hat sich die negative Druckanomalie<br />

verstärkt und beherrscht mit einem Kern südlich von Grönland einen weiträumigen<br />

Bereich <strong>des</strong> Nordatlantiks bis in den Golf von Mexico. Die positive Anomalie hat sich<br />

von Mitteleuropa nach Südosteuropa verschoben. Diesem Muster kann jedoch immer<br />

noch eine gewisse Ähnlichkeit mit einem AO + /NAO + -Muster abgerungen werden,<br />

wenn man berücksichtigt, dass Vulkanausbrüche lediglich näherungsweise zu<br />

Mustern wie der AO + / NAO + führen können, jedoch nicht zwingend ein genaues<br />

Abbild davon sein müssen.<br />

Im Monat Februar <strong>des</strong> Jahres 1903 – vier bis fünf Monate nach dem Ausbruch <strong>des</strong><br />

Vulkanes Santa Maria – besteht über Mitteleuropa eine satte Hockdruckanomalie, mit<br />

Ausläufern nach Afrika und in den atlantischen Ozean hinein. Über den mittleren<br />

Breiten <strong>des</strong> Nordatlantiks – eher auf <strong>des</strong>sen westlichen Seite – bildet sich eine weit<br />

ausgeprägte Tiefdruckanomalie, die weit südlich von Grönland beginnt, über<br />

Grönland selbst und weiter über Island bis weit nach Nordostskandinavien<br />

propagiert. Über dem Pazifik hat sich ebenfalls eine satte Hochdruckanomalie<br />

entwickelt. Es fällt allgemein auf, dass sich in den mittleren Breiten eher<br />

Hochdruckanomalien anbahnen, während in den höheren Breiten gegen den Nordpol<br />

hin eher Kälteanomalien vorherrschen. Dieses Muster ist entsprechend relativ<br />

symmetrisch. Besonders über dem Nordatlantik und Europa kann somit ein NAO + -<br />

ähnliches Muster ausgemacht werden. Da dies zeitlich sehr gut mit dem<br />

Vulkanausbruch von Santa Maria und der Auswirkungen und Entwicklung seiner<br />

Aerosolaushauchungen übereinstimmt, ist die Evidenz für ein vulkanisch<br />

41 Der Plot dazu befindet sich jedoch aus Layout und Platzgründen im Anhang<br />

69


eeinflusstes Druckverteilungsmuster gegeben, umso mehr, wenn man den darauf<br />

folgenden Monat März betrachtet.<br />

Im März hat sich das im Februar auf Mitteleuropa beschränkte<br />

Hockdruckanomaliemuster bis weit ins russische Inland ausgedehnt. Ein dünnes<br />

Hockdruckanomalieband über dem atlantischen Ozean verbindet die kräftige positive<br />

Anomalie über Russland und Mitteleuropa mit einer weiteren stark ausgeprägten<br />

positiven Druckanomalie über der Ostküste Nordamerikas. Diese starke Anomalie ist<br />

wiederum über ein breites Anomalieband (positiv), welches sich über ganz<br />

Nordamerika erstreckt, mit einer starken Hochdruckanomalie über Alaska verbunden.<br />

Diese reicht bis and die Ostküste <strong>des</strong> asiatischen Kontinents heran. Den Kontrast zu<br />

dieser, den ganzen Globus umgebenden Hochdruckanomalie, bildet eine mehr oder<br />

weniger stark ausgebildete, ebenfalls den gesamten Globus umspannende,<br />

Tiefdruckanomalie in nördlicheren Breiten. Diese verzeichnet jedoch über dem<br />

nördlichen Atlantik insbesondere über Island ihren tiefsten Wert. Dort dringt sie auch<br />

weiter in die mittleren Breiten vor, als an anderen Orten. Dieses Muster erinnert<br />

einerseits sehr stark ans Bild <strong>des</strong> positiven Modus der arktischen Oszillation.<br />

Anderseits ist die Metapher der arktischen Oszillation und ihrem rebellischsten Kind,<br />

der nordatlantischen Oszillation, welche im Theorieteil zum NAO-Index erwähnt<br />

wurde, wieder hochbrisant. Sogar im Monat April ist noch ein leicht erhöhter Druck<br />

westlich von Mitteleuropa (Azorengegend) und ein leicht tieferer Druck über Island zu<br />

verzeichnen.<br />

Allgemeine Diskussion:<br />

Bei der nachfolgenden genaueren Erörterung der Gründe für die oben<br />

beschriebenen Muster muss vorausgeschickt werden, dass Vulkanausbrüche, ein<br />

dem positiven Modus der AO/NAO ähnliches Muster hervorbringen können. Dabei ist<br />

dem Wort ‚ähnlich’ grosse Wichtigkeit beizumessen, da die Auswirkungen eines<br />

Vulkanausbruches nicht mit der eigentlichen AO/NAO und ihren Folgen für die<br />

Temperatur- und Niederschlagsverteilung, gleichzusetzen sind. Es soll vielmehr der<br />

Versuch unternommen werden, die Parallelen hervorzuheben.<br />

Wie bereits festgehalten wurde, konnte im Monat Dezember bereits eine gute<br />

Übereinstimmung mit der Definition eines positiven NAO + -Indexes festgestellt<br />

werden. Es stellt sich jedoch die Frage, ob bereits gut zwei Monate nach dem<br />

Ausbruch von Santa Maria wirklich bereits der gesamte ‚surfaceimprint’ <strong>des</strong> polaren<br />

stratosphärischen Wirbels (polar Vortex) vorhanden ist. Dafür sprechen würde die<br />

optische Dicke der stratosphärischen Aerosolwolke, die gerade zu Beginn <strong>des</strong> in<br />

Frage stehenden Monates stark anzusteigen beginnt (Abbildung 19). Sowohl bei der<br />

Betrachtung der folgenden drei Monate (1902) im Einzelnen, wie auch bei der<br />

Betrachtung der saisonalen Mittelung ebendieser, ist ebenfalls eine relativ gute<br />

Übereinstimmung mit dem erwarteten Muster zu verzeichnen. Besonders die Monate<br />

Februar und März zeigen eine erstaunlich gute Übereinstimmung mit der erwarteten<br />

Theorie der arktischen Oszillation / nordatlantischen Oszillation (Thompson and<br />

Wallace, 1998, 1999, 2000a, b) / (Hurrell, 1995 und in dieser Publikation genannte<br />

Referenzen).<br />

Bei der Betrachtung der saisonal gemittelten Abbildung fällt auf, dass jeweils zu<br />

Beginn <strong>des</strong> Winters die Abbildung meist noch kein stabiles Muster wiedergibt. Im<br />

ersten Jahr (1902) ist das natürlich auf den rezenten Vulkanausbruch<br />

zurückzuführen, <strong>des</strong>sen Aerosole und insbesondere deren optische Dicke, zunächst<br />

einen gewissen Wert erreichen müssen (Abbildung 19). Es ist klar zu erkennen, dass<br />

der Graph erst ab Dezember klar im Zunehmen begriffen ist. Dass jedoch über alle<br />

drei Jahre (1902 bis 1905) der erste Winterteil bzw. die Saison mit den Monaten<br />

70


Oktober bis Dezember in den gemittelten Plots jeweils noch kaum Parallelen zu<br />

einem NAO-Muster aufweisen, hat mit der Druckverteilung in den Monaten Oktober<br />

bis November zu tun. In der monatlichen Mittelung der Monate Oktober und<br />

Dezember 1903 ist beispielsweise noch kaum ein Anzeichen <strong>des</strong> typischen zu<br />

erwartenden Musters vorhanden 42 . Es scheint als wäre das Druckmuster zu Beginn<br />

<strong>des</strong> Winters noch nicht besonders stabil. Dies könnte damit zusammenhängen, dass<br />

die atmosphärische Kopplung zur Impulsübertragung zwischen der Stratosphäre und<br />

der Troposphäre noch nicht besonders stark ausgeprägt ist und erst gegen Ende <strong>des</strong><br />

Jahres (Dezember) richtig zur Geltung kommt, womit der ‚surfaceimprint’ natürlich<br />

auch erst später sichtbar wird. Betrachtet man jedoch die Mittelung der folgenden<br />

zwei Monate (Januar bis März 1904) ist ein sehr schönes AO/NAO-ähnliches Muster<br />

zu erkennen. Die Evidenz, für ein vulkanisch erzeugtes Muster und für den von<br />

Robock et al., [2000] aufgestellten Zusammenhang bzw. der Ähnlichkeit der Folgen<br />

eines Vulkanausbruchs mit dem positiven AO/NAO-Muster ist somit gegeben.<br />

Auch die optische Dicke der Aerosole in der unteren Stratosphäre ist gut ein Jahr<br />

nach dem Ausbruch stark erhöht, was die Resultate weiter untermauert (Abbildung<br />

19).<br />

Obwohl auch diesem Muster (Saisonale Mittelung von Oktober bis Dezember 1903)<br />

noch eine gewisse Ähnlichkeit zur AO/NAO-Theorie abgewonnen werden kann,<br />

muss an dieser Stelle die Frage aufgeworfen werden, ob es wirklich sinnvoll ist, die<br />

Bodendruckmuster (besonders in dieser Zeitspanne) saisonal zu mitteln, wie das in<br />

dieser Arbeit mehrheitlich gemacht wurde. Es ist augenfällig, dass die erwarteten<br />

Werte sowohl für Dezember 1902 und Februar und März 1903, sehr zufrieden<br />

stellend wiedergegeben werden und die Mittelung demnach auch gut ausfällt. Einzig<br />

der Januar war nicht wirklich optimal, aber vom groben Druckverteilungsmuster her,<br />

immer noch im akzeptablen Bereich. Im Oktober bis zum Monat Dezember ist die<br />

Mittelung jedoch irreführend, da sie zwei Kontraste repräsentiert. Es wäre wichtig, die<br />

ersten Wintermonate einzeln zu betrachten, ganz besonders diejenigen direkt nach<br />

einem Vulkanausbruch.<br />

Dass sich eine saisonale Mittelung für Niederschlag und Temperaturverteilung –<br />

Parameter die in einem späteren Teil dieser Arbeit noch eingehend erläutert werden -<br />

eher eignet, ist aufgrund der starken Schwankungen dieser Parameter verständlich.<br />

Ob jedoch dasselbe Vorgehen auch für den Bodendruck zur Anwendung kommen<br />

soll, muss für künftige Arbeiten in diesem Rahmen von Fall zu Fall entschieden<br />

werden.<br />

Es kann zum Druckmuster abschliessend gesagt, werden, dass aufgrund der<br />

beschriebenen Muster in den Wintermonaten die Evidenz für einen Zusammenhang<br />

mit dem Ausbruch <strong>des</strong> Vulkanes Santa Maria sehr hoch ist und die Theorie von<br />

Robock et al. [2000] bezüglich <strong>des</strong> Druckmusters sehr gut wiedergegeben wird.<br />

Umso erfreulicher ist, dass auch 2 Jahre nach dem Ausbruch noch immer ein NAO-<br />

Muster vorhanden ist, was auch mit der Halbwertszeit der Aerosole von einem Jahr<br />

übereinstimmt und ebenfalls mit der bereits bei Pinatubo festgestellten Eigenschaft<br />

von grossen Vulkanausbrüchen übereinkommt, das Klima für gut zwei Jahre markant<br />

zu beeinflussen (Barnes and Hoffman, 1997).<br />

42 Aus Platzgründen ist die Abbildung im Anhang aufgeführt<br />

71


Abbildung 28: Monatliche Bodendruckdatenanomalien (SLP’s ) aus den Beobachtungsdaten<br />

während den Wintermonaten 1902 bis 1903. Diese Anomalien wurden bilden die Grundlage für<br />

die zuvor betrachteten saisonalen Anomalien und sind entsprechend ebenfalls aus der<br />

Subtraktion der Klimatologie (1900-1929) entstanden.<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

72


2.2 <strong>SOCOL</strong>-Daten<br />

Abbildung 29: Saisonal gemittelte (jeweils 3 Monate zusammengefasst) Bodendruckanomalien<br />

aus <strong>SOCOL</strong>-Daten von 1901 bis 1902. Um die Anomalien zu erhalten wurden ‚ungeforcte’<br />

Sensitivitätsläufe von ‚geforcten’ <strong>SOCOL</strong>-Läufen subtrahiert.<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

73


Abbildung 30: Saisonal gemittelte (jeweils 3 Monate zusammengefasst) Bodendruckanomalien<br />

aus <strong>SOCOL</strong>-Daten von 1903 bis 1904. Um die Anomalien zu erhalten wurden ‚ungeforcte’<br />

Sensitivitätsläufe von ‚geforcten’ <strong>SOCOL</strong>-Läufen subtrahiert.<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

74


Die Bodenmuster (Druck, Temperatur, Niederschlag) der Modelldaten werden auf<br />

dieselbe Weise analysiert wie die Beobachtungsdaten. Die <strong>Analyse</strong> der Modelldaten<br />

hat den Vorteil, dass auch Höhendaten vorhanden sind, die eine detailliertere<br />

<strong>Analyse</strong> zulassen. Diese zusätzlichen Informationen sind von grossem Wert, da<br />

bereits bei einer groben Betrachtung <strong>des</strong> Modells, grobe Diskrepanzen zu der<br />

‚Parallelentheorie’ 43 zwischen AO + /NAO + und tropischen Vulkanausbrüchen zum<br />

Vorschein kommen. Es muss demnach auf verschiedenen Ebenen der Grund dafür<br />

gesucht werden. So geben die beobachteten Temperaturfelder auf 40 hPa und die<br />

betrachtete Höhe der 40 hPa Geopotentialfelder Anlass zu verschiedenen<br />

Interpretationen.<br />

Bei der Diskussion der Modelldaten steht im Gegensatz zu den Beobachtungsdaten<br />

nicht die Suche nach Parallelen zwischen der Theorie von Robock et al. [2000] und<br />

den Auswirkungen von Santa Maria im Vordergrund, sondern vielmehr die Erklärung<br />

der Bodenstrukturen, die unter Einfluss der Muster in der oberen Stratosphäre<br />

entstanden sind.<br />

Bei der Beschreibung der <strong>SOCOL</strong>-Daten liegt der Schwerpunkt ganz im Gegensatz<br />

zu den Beobachtungsdaten, in der Beschreibung der Muster und Vorgänge in der<br />

oberen Stratosphäre 44 . Da jedoch bereits in der unteren Stratosphäre kein klarer<br />

Temperaturgradient zwischen dem Äquator und dem Pol ersichtlich wurde, und somit<br />

auch kein klarer, kühler und starker polarer Vortex sichtbar wird, muss davon<br />

ausgegangen werden, dass die Bodendaten keinem bekannten Muster folgen<br />

werden. Aus diesem Grund sollen diese zwar beschrieben werden, jedoch nicht mit<br />

demselben Detaillierungsgrad wie bei den Beobachtungsdaten.<br />

Zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1901 ist eine starke positive Anomalie über dem gesamten<br />

Nordpol festzustellen. Diese Hockdruckanomalie deckt sich gut mit der in den<br />

Temperaturfeldern (40 hPa) beobachteten Wärmeanomalie. Wie der Z100-Index<br />

anzeigt, war zu dieser Zeit noch kein starker Vortex vorhanden, was die zuvor<br />

beschriebenen Anomalien stützt. Im anschliessenden Sommer löst sich die starke<br />

positive Druckanomalie über dem Nordpol mehr oder weniger auf. Nur kleine<br />

Überreste bleiben über Grönland bestehen.<br />

Der antarktische polare Vortex beginnt sich jedoch auszubilden. Er erreicht in den<br />

Monaten Oktober bis Dezember <strong>des</strong> Jahres 1901 ein anomal negatives<br />

Bodendruckmuster, welches ebenfalls sehr gut mit den Temperaturfeldern auf 40<br />

hPa übereinstimmt.<br />

Das Jahr 1902 beginnt nach Z100-Index mit einem schwachen Vortex, was in den<br />

Temperaturfeldern auf 40 hPa gut erkennbar ist. Auch hier stimmt das<br />

Bodendruckmuster ebenfalls wieder gut überein.<br />

Spannend wird die Lage während <strong>des</strong> Jahreswechsels 1902 / 1903. Von Oktober bis<br />

Dezember 1902 hat sich über dem Nordpol und den hohen nördlichen breiten ein<br />

starker, ausgeprägt tiefer Bodendruck breitgemacht. Das Muster hat starke<br />

Ähnlichkeit mit einem typisch zu erwartenden positiven AO/NAO-Muster. Denn über<br />

dem östlichen atlantischen Ozean der mittleren Breiten hat sich ein ausgedehntes,<br />

bis nach Mitteleuropa reichen<strong>des</strong>, stark ausgeprägtes Hochdruckgebilde aufgebaut.<br />

Der Tiefe Druck erreicht über Island ebenfalls einen maximalen Wert. Diese<br />

Feststellungen stimmen gut mit dem Verlauf <strong>des</strong> Z100-Index überein. Dieser nimmt<br />

43 Gemeint ist damit, dass gewisse Parallelen zwischen den Auswirkungen eines positiven AO/NAO-<br />

Events und dem durch einen tropischen Vulkanausbruch bewirkten Folgen bestehen sollen (Robock<br />

et al., 2000)<br />

44 Siehe Kapitel zu den ‚Temperaturfeldern auf 40 hPa’ und ‚Betrachtung der geopotentiellen Höhe’<br />

75


im Verlaufe <strong>des</strong> Jahres 1902 immer negativere Werte an. Am Ende <strong>des</strong> Jahres<br />

beginnt er jedoch zuzunehmen, macht jedoch gegen November noch einmal einen<br />

kleinen Ausreisser nach unten (was eine Auswirkung <strong>des</strong> Vulkanausbruchs, bzw. <strong>des</strong><br />

stratosphärischen Warmings sein könnte). Bereits Ende Dezember erreicht der Index<br />

jedoch einen positiven Wert, welcher im Verlaufe <strong>des</strong> folgenden Jahres noch weiter<br />

zunimmt.<br />

In den Monaten Januar bis März <strong>des</strong> Folgejahres (1903) – drei bis fünf Monate nach<br />

dem Vulkanausbruch – hat sich die Situation jedoch direkt umgekehrt. Über dem<br />

Nordpol und den höheren nördlichen Breiten ist ein klares Hockdruckmuster zu<br />

erkennen. Während nun über Island ein anomal hoher Druck herrscht, ist der Druck<br />

über Europa und den Azoren von einer negativen Anomalie erfasst. Das vermeintlich<br />

‚vulkanisch’ ausgelöste Muster am Ende es letzten Jahres, das einem positiven<br />

AO/NAO-Muster ähnlich zu sehen schien, hat sich im wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes in<br />

Luft aufgelöst. Obwohl das Muster keine direkte Evidenz mehr für eine<br />

Vulkanausbruch nach der ‚Robockschen’ Theorie zulässt, war es nach der <strong>Analyse</strong><br />

der <strong>SOCOL</strong>-Temperaturfelder auf 40 hPa und dem stark zunehmenden positiven<br />

Wert der Z100-Anomalie zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1903 zu erwarten. Somit ist<br />

zumin<strong>des</strong>t eine Übereinstimmung zwischen den einzelnen verglichenen Parameter<br />

zu verzeichnen. Dies weist darauf hin, dass das <strong>SOCOL</strong>-Modell zwar den<br />

Temperaturgradienten nicht sauber reproduziert – und somit auch kein typisches<br />

(‚Robocksches’Robock et al. [2000]) vulkanisches Muster zeigt – jedoch die<br />

Zusammenhänge zwischen starkem und schwachem Vortex, und dem<br />

Bodendruckmuster gut wiedergegeben werden.<br />

Während <strong>des</strong> Sommers bildet sich erneut wieder eine starke Tiefdruckanomalie über<br />

der Antarktis aus, die sich bis Ende Dezember zu halten vermag, was in den zuvor<br />

behandelten Temperaturanomalieplots auf 40 hPa ebenfalls gut zur Geltung kommt.<br />

Ende 1903 scheint sich erneut ein Anzeichen für einen verstärkten Vortex über dem<br />

Nordpol breitzumachen. Über Island und Europa ist der Bodendruck jedoch<br />

gleichsam anomal tief, was nicht auf ein typisches zu erwarten<strong>des</strong> Muster hinweist.<br />

Über Nordeuropa und Russland, wie auch über Grönland und den nördlichen Teilen<br />

von Nordkanada sind bereits schon Anzeichen für eine sich anbahnende positive<br />

Anomalie zu Beginn <strong>des</strong> folgenden Jahres (1904) zu erkennen. Dieser Ablauf ähnelt<br />

sehr demjenigen zur Jahreswende <strong>des</strong> letzten Jahres. Erneut stimmt das<br />

beobachtete Muster der Bodendruckdaten einerseits mit dem<br />

Temperaturanomaliefeld auf 40 hPa überein (wo u.a. von Oktober bis Dezember<br />

auch eine vortexartige Struktur über Sibirien sichtbar ist) und anderseits korreliert es<br />

erneut sehr gut mit dem Verlauf <strong>des</strong> Z100-Index, der Ende <strong>des</strong> Jahres 1903 kurz<br />

negativ ist (starker Vortex) und danach jedoch gleich positive Werte annimmt<br />

(Abschwächung <strong>des</strong> Vortex).<br />

Die zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1904 wiedergegebene Struktur im Druckmuster ähnelt<br />

stark derjenigen <strong>des</strong> Jahres 1903, diesmal einfach leicht abgeschwächt.<br />

Interessanterweise ist die Erwärmung in den Tropen auf 40 hPa im Jahre 1904<br />

stärker als 1904. Die stärkeren Anomalien im Jahre 1903 wurden also durch<br />

schwächere Anomalien in der unteren Stratosphäre ausgelöst, die kaum ein<br />

Gradientenmuster zwischen nördlicheren Breiten und den äquatorialen Breiten<br />

erkennen lässt.<br />

Wie bereits bei der Betrachtung der Temperaturfeldanomalien auf 40 hPa bemerkt<br />

wurde, sehen die Strukturen am Ende <strong>des</strong> Jahres 1904 am ehesten so aus, wie sie<br />

eigentlich auch zu Beginn der Jahre 1903 und 1904 hätten aussehen sollen, wenn<br />

die Theorie von Robock et al. [2000] bei diesem <strong>SOCOL</strong>-Modelllauf zugetroffen<br />

hätte. Über weiten Teilen Nordamerikas (Alaska, Nordkanada, Grönland) und dem<br />

76


nördlichen Sibirien hat der Luftdruck anomal tiefe Werte angenommen. Island<br />

befindet sich schön im Einflussgebiet einer Tiefdruckanomalie, während sich eine<br />

stark ausgeprägte Hockdruckanomalie mit Zentrum über den Azoren bis nach<br />

Westeuropa ausdehnt. Definitionsgemäss kommt dieses Muster einem positiven<br />

NAO-Index nahe. Dies trifft sich sehr gut mit dem Verlauf <strong>des</strong> Z100-Index in diesem<br />

Jahr. Dieser ist gegen Ende <strong>des</strong> Jahres 1904 im Vergleich mit den beiden<br />

vorangehenden Jahren ziemlich negativ. Auch die Temperaturfeldanomalien lassen<br />

das erste Mal klar einen Gradienten zwischen dem Äquator und dem Pol erkennen,<br />

wobei über dem Äquator die untere Stratosphäre anomal stark erwärmt wird, über<br />

den Polen jedoch eine negative Temperaturanomalie entsteht.<br />

Allgemeine Diskussion:<br />

Es wären noch weitere Läufe nötig um herauszufinden, ob das <strong>SOCOL</strong>-Modell einen<br />

Vulkanausbruch tatsächlich mit einem ‚Timelag’ von zwei Jahren wiedergibt (was<br />

aufgrund eines Ozeaneffekts durchaus der Fall sein könnte, da dieser träger als die<br />

Atmosphäre auf Veränderungen reagiert, und dadurch auch längerfristig die<br />

atmosphärische Konstellation zu beeinflussen vermag. Womöglich könnte das<br />

Muster am Ende <strong>des</strong> Jahres 1904 durch den in dieser Zeit vorkommenden La Niña-<br />

Effekt ausgelöst werden. Dadurch wären Folgen von tropischen Vulkanausbrüchen<br />

vom Modell tatsächlich sehr schlecht reproduziert, bzw. das Modell reagiert lediglich<br />

auf El Niño / La Niña Effekte (wie im Winter der Jahre 1903 /1904 zu sehen ist). Da<br />

jedoch die Übereinstimmung zwischen dem Muster in der unteren Stratosphäre und<br />

den aufgezeichneten Z100-Indexdaten mit den Bodendruckdaten meist sehr gut ist,<br />

kann davon ausgegangen werden, dass das Problem nicht unbedingt in der<br />

Impulsübertragung bzw. in der Reproduktion <strong>des</strong> ‚surfaceimprint’ zu suchen ist,<br />

sondern vielmehr in nicht adäquaten Erwärmung der unteren Stratosphäre. Eine<br />

Wärmeanomalie in tropischen Gebieten findet zwar wie erwartet statt, was auch in<br />

den gemittelten Temperaturdaten in Abbildung 18 gut zum Vorschein kommt. Zu<br />

Beginn <strong>des</strong> Jahres 1903 ist dort nämlich ein ‚Warming’ von gut 1.5 °C zu<br />

verzeichnen, was eigentlich erwartet wurde. Doch bereits die nächste Voraussetzung<br />

zur Verstärkung <strong>des</strong> polaren Vortex und Ausbildung eines ‚surfaceimprint’ in den<br />

Wintermonaten - die Temperaturgradientenausbildung - ist nicht erfüllt. Dies ist sehr<br />

schön in den Temperaturfeldern zu sehen. Das Problem liegt hier in der anomal<br />

starken Erwärmung der polaren Gebiete bzw. <strong>des</strong> anomal warmen arktischen<br />

polaren Vortex. Es kommt hinzu, dass der Luftdruck in diesen Gebieten sowohl auf<br />

40 hPa (Abbildung 25) wie auch am Boden (Abbildung 30) anomal erhöht ist. Dies<br />

lässt darauf schliessen, dass dieser somit schwach und weit ausgedehnt ist. Der<br />

dadurch verursachte ‚surfaceimprint’ wird vom Modell relativ gut realisiert. Dieser hat<br />

jedoch keine Ähnlichkeiten mit dem, bei einem starken Vortex erwarteten NAO + -<br />

ähnlichen ‚surfaceimprint’.<br />

Der Problembereich <strong>des</strong> Modells kann in der Gradientenausbildung und der damit<br />

zusammenhängenden Ausbildung eines starken Vortex gesucht werden. Die<br />

Ereignisse am Ende <strong>des</strong> Jahres 1904 zeigen schön, dass bei vorhandenem<br />

Temperaturgradienten (Robock et al., 2000) auch ein starker Vortex ausgebildet wird,<br />

und somit, die bei der Diskussion der Temperaturfeldanomalien geäusserte<br />

Vermutung einer gewissen unabhängigen Entwicklung <strong>des</strong> Vortex womöglich nur<br />

bedingt zutrifft. Der Vortex mag sich bei nicht vorhandenem Temperaturgradienten<br />

zwischen Nordpol und Äquator zwar unabhängig entwickeln (im Modell <strong>SOCOL</strong>). Es<br />

muss jedoch auch gesagt sein, dass <strong>SOCOL</strong> bei vorhandenem Gradienten (Ende<br />

Jahr 1904), den Vortex auch entsprechend stark wiedergibt und somit natürlich auch<br />

77


einen entsprechend gut passenden ‚surfaceimprint’, ähnlich einem NAO + -Muster<br />

reproduziert.<br />

78


3. Oberflächentemperaturen – Surface Air Temperatures (SAT)<br />

3.1 Beobachtungsdaten<br />

Abbildung 31: Saisonal (jeweils 3 Monate zusammengefasst) gemittelte<br />

Oberflächentemperaturanomalien aus Beobachtungsdaten von 1901 bis 1902. Die Anomalien<br />

entstanden aus der Subtraktion der Klimatologie (1900-1929) von den eigentlichen<br />

Beobachtungsdaten. (Nico Zeltner, 2007)<br />

79


Abbildung 32: Saisonal (jeweils 3 Monate zusammengefasst) gemittelte<br />

Oberflächentemperaturanomalien aus Beobachtungsdaten von 1903 bis 1904. Die Anomalien<br />

entstanden aus der Subtraktion der Klimatologie (1900-1929) von den eigentlichen<br />

Beobachtungsdaten. (Nico Zeltner, 2007)<br />

80


Nach der eingehenden Besprechung der Druckverteilungsmuster sollen in diesem<br />

Kapitel die Folgen, der durch den Vulkanausbruch Santa Maria beeinflussten<br />

Druckverteilung, erörtert werden. Diese wirkte sich einerseits auf die in diesem<br />

Kapitel näher betrachteten globalen Temperaturverteilungen wie auch auf die im<br />

letzten Teil dieser Arbeit besprochene Niederschlagsverteilung aus.<br />

Es darf dabei nicht vergessen werden, dass die Temperaturschwankungen - stärker<br />

als Druckverteilungen – gewissen Schwankungen unterworfen sind. Diese Aussage<br />

gilt für die später betrachteten Niederschläge noch mehr. Aus diesem Grund werden<br />

die Temperaturverteilungen nicht zusätzlich, wie bei den Bodendruckanomalien<br />

monatlich betrachtet. Wir werden bei der Besprechung bei der saisonalen Mittelung<br />

der Daten bleiben. Die Datenlage für die Temperaturanomalien ist zu Beginn <strong>des</strong><br />

letzten <strong>Jahrhunderts</strong> allgemein relativ schlecht. Die vorhandenen Daten<br />

konzentrieren sich hauptsächlich auf Europa und den westlichsten Teil Russlands,<br />

die vereinigten Staaten von Amerika, Teile <strong>des</strong> Atlantiks in den mittleren Breiten der<br />

Nordhemisphäre. Afrika und Südamerika sind datenmässig sehr spärlich<br />

repräsentiert, was ebenfalls für den asiatischen Kontinent zutrifft (wo jedoch<br />

vereinzelt in Sibirien ein paar Datenpunkte anzutreffen sind). Indien, wie auch die<br />

Ostküste Asiens haben Daten aufzuweisen, wie auch die Küsten um Südamerika.<br />

Des Weiteren soll auch aufgrund der grundsätzlich stärkeren Varianz der<br />

Bodentemperaturdaten, nicht gleich detailliert auf jede Anomalie eingegangen<br />

werden. Ebenfalls soll weniger detailliert auf die Saisons vor dem Ausbruch<br />

eingegangen werden. Wie schon bei den Druckdaten liegt der Fokus auf dem<br />

Grossraum Europa und dem Nordatlantischen Ozean.<br />

In der folgenden Betrachtung kommt jedoch gegenüber der Beschreibung der<br />

Bodendruckanomalien eine eingehendere Untersuchung der Sommermonate hinzu.<br />

Diese werden bekanntlich durch den primären, direkten Einfluss der an den<br />

Aerosolen reflektierten kurzwelligen Sonnenstrahlung stark anomal beeinflusst.<br />

Zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1901 herrscht über Mitteleuropa und weiten Teilen der<br />

Vereinigten Staaten ein kalter Winter vor. Lediglich die Westküste der Vereinigten<br />

Staaten und westliche Teile Russlands sind von einer Wärmeanomalie erfasst. Indien<br />

ist eher kalt. Westlich von Südamerika sind die Temperaturen eher warm. Im<br />

Verlaufe <strong>des</strong> Sommers herrscht über Europa eine Warmanomalie vor, wobei sich<br />

diese im zweiten Teil (von Juli bis September) <strong>des</strong> Sommers eher auf Skandinavien<br />

beschränkt. Der Mediterrane Raum ist in der zweiten Sommerhälfte eher anomal<br />

kühl. Die Vereinigten Staaten profitieren ebenfalls von warmen Temperaturen –<br />

besonders im zweiten Sommerteil. Nach den spärlichen Datenpunkten zu urteilen,<br />

waren über Russland im ersten Teil wärmere Temperaturen vorherrschend als im<br />

zweiten. Von Oktober bis Dezember 1901 herrscht über Osteuropa eine anomal<br />

hohe Temperatur, während Westeuropa, der mediterrane Raum und der<br />

angrenzende Atlantik eher kühl sind. Die Vereinigten Staaten sind im Osten kühl im<br />

Westen warm (wenn ‚kühl’ oder ‚warm’ erwähnt wird, so sind damit anomal tiefe bzw.<br />

anomal erhöhte Temperaturen gemeint). Indien hat keine anomalen Temperaturen<br />

zu verzeichnen. Der östliche Teil Australiens hat in beiden Wintersaisons <strong>des</strong><br />

soeben beschriebenen Jahres. Vor der Ostküste Südamerikas herrschen das ganze<br />

Jahr hindurch anomal kalte Temperaturen. Der Nordatlantik ist in den Wintern eher<br />

kühl.<br />

Von Januar bis März <strong>des</strong> Jahres 1902 hat sich das leichte ‚Warming’ über Russland<br />

intensiviert und ist weiter westlich, in Richtung Europa vorgedrungen. Über den USA<br />

hat sich die Lage insofern verändert, als dass nun der ganze Süden von einer<br />

Kälteanomalie erfasst wird und der Norden zu warm ist. Indien und Teile Asiens sind<br />

81


ebenfalls zu warm für die Jahreszeit. Westlich von Südamerika und zum ersten Mal<br />

auch östlich davon, sind Wärmeanomalien auszumachen.<br />

In den folgenden zwei ‚Saisons’ (April bis Juni und Juli bis September) ist der<br />

europäische Raum anomal kalt, was ebenfalls für den Nordatlantik in den mittleren<br />

Breiten gilt. Der mediterrane Raum ist wie bereits Europa zu kalt für die Saison. Der<br />

Südwesten der USA ist zunächst noch von einer Wärmeanomalie erfasst, um jedoch<br />

bald schon von einer Kälteanomalie betroffen zu sein. Über Indien ist das Muster<br />

beständig und ‚normalwarm’. Im ersten Teil ist die Küste Südamerikas noch von einer<br />

Wärmeanomalie erfasst (sowohl westlich wie östlich). Das Muster über Asien ist<br />

unbeständig.<br />

In der Mittelung der Monate Oktober bis Dezember <strong>des</strong> Jahres 1902 ist über Europa<br />

eine verstärkte Abkühlung anzutreffen. Einzig über den Vereinigten Staaten ist im<br />

Osten eine leichte Erwärmung festzustellen, in deren Nordwesten sind jedoch<br />

anomal kalte Temperaturen vorherrschend. Die Küste Südamerikas ist grundsätzlich<br />

von kalten Anomalien geprägt, was ebenfalls für Asien und den Norden von Indien<br />

zutrifft. Im Osten Asiens ist an der chinesischen Küste eine Wärmeanomalie<br />

auszumachen, wie auch im Südosten Australiens.<br />

Da nun die post-Ausbruch-Phase <strong>des</strong> Vulkanausbruches Santa Maria beginnt, soll<br />

an dieser Stelle zur allgemeinen Übersicht noch einmal repetiert werden, welche<br />

Temperaturanomaliemuster typischerweise bei einem positiven AO/NAO-Muster<br />

erwartet würden. Da das Bodendruckmuster, jeweils besonders zu Beginn der Jahre<br />

1903 und 1904, (1905) erfreulich gute Übereinstimmung mit einem AO + /NAO + -Muster<br />

zeigen, können auch bei den Temperaturen gute Werte erwartet werden. Da das<br />

vulkanische Bodendruckmuster jedoch nicht genau demjenigen eines NAO + -Musters<br />

entspricht können auch nicht exakt dieselben Folgen erwartet werden.<br />

Näherungsweise können diese jedoch miteinander verglichen werden.<br />

Bevor wir mit der <strong>Analyse</strong> weiterfahren sollen jetzt die Effekte auf die globale<br />

Temperaturverteilung (eines NAO + -Musters) noch einmal kurz aufgezählt werden<br />

(Die im Folgenden beschriebenen Auswirkungen sind grösstenteils im Paper von<br />

Robock et al., [2000] erwähnt.):<br />

Europa:<br />

Verstärkte Polarfrontjets Westwinde über dem Atlantik intensiviert und zusätzlich<br />

stärker nach Norden abgelenkt<br />

Zonal gerichtete Winde in westliche Richtung verfrachten warme Luftmassen vom<br />

Pazifik in Richtung Mittel- und Nordeuropa. Dies beschert uns anomal milde<br />

Temperaturen.<br />

Mediterrane Regionen:<br />

Aufgrund der nach Norden verlagerten Westwinde ist diese Region tendenziell kühler<br />

als normal.<br />

Afrika:<br />

Intensivierung der Nordostpassate nördliches Afrika vermehrt mit kühlerer Luft aus<br />

dem innerasiatischen Kontinent versorgt<br />

ebenfalls kühleres Klima in diesem Bereich der Erde<br />

Nordamerika / Kanada:<br />

In diesem Bereich ist auch der Einfluss der AO nicht zu unterschätzen. Durch den<br />

verstärkten zirkumpolaren Tiefdruckwirbel, gelangt kalte Luft direkter in den hohen<br />

82


Nordosten <strong>des</strong> amerikanischen Kontinents, was zu einer Abkühlung Luftmassen über<br />

Gebieten im hohen Norden Kanadas, Alaskas und Grönlands führt<br />

Der mittlere Westen, zentrale Teile (AO) und die Ostküste (NAO/AO) der USA<br />

erfahren jedoch mildere Winter (+1 °C nach Robock and Mao, 1992)<br />

Asien:<br />

Asien liegt nach wie vor im Einflussbereich der intensivierten westwärts<br />

propagierenden zonalen Winde<br />

Über Zentralsibirien ist eine anomale Erwärmung festzustellen, welche mit einer<br />

schwachen Abkühlung <strong>des</strong> mittleren Ostens einhergeht (Robock and Mao, 1992)<br />

Im Osten Sibiriens ist jedoch nach Kelley et al. [1996] eine Abkühlung festzustellen<br />

Über China ist ebenfalls eine Abkühlung festzustellen<br />

Ozean:<br />

Allgemeine Abkühlung über den Ozeanen (gegenüber einer generellen Erwärmung<br />

über den Kontinenten)<br />

Besonders über nordwestlichem Atlantik ist eine Abkühlung festzustellen<br />

Allgemein:<br />

Die kontinentalen Westküsten profitieren allgemein von milderen Temperaturen<br />

Der Einfluss der verstärkten Westwinde reicht bis weit in die Kontinente hinein und<br />

beschert den kontinentalen Ostküsten tendenziell kältere Temperaturen<br />

Allgemein kann über den Ozeanen eine Abkühlung festgestellt werden (Robock and<br />

Mao, 1992)<br />

Die Tages- und Nachtmaxima rücken in äquatornahen Regionen näher zusammen,<br />

da während <strong>des</strong> Tages einerseits kühlere Temperaturen vorherrschen und während<br />

der Nacht die Ausstrahlung ins Weltall reduziert ist<br />

In tropischen Regionen sind aufgrund der Reflektion <strong>des</strong> kurzwelligen Lichtes durch<br />

die Aerosole geringere Heizraten während <strong>des</strong> Tages zu erwarten<br />

Tropische Regionen sind das ganze Jahr durch kühler als normal (Robock and Mao,<br />

1995). Das Kühlungsmaximum kann ungefähr ein Jahr nach der Eruption registriert<br />

werden (Robock and Mao, 1995)<br />

Die saisonalen Schwankungen sind in den mittleren Breiten aufgrund der<br />

beschriebenen Effekte weit grösser, als in den Tropen, wo das ganze Jahr durch<br />

zwar Sonnenstrahlung vorhanden ist, aber durch die teilweise Rückstreuung der<br />

Sonnenstrahlung ins Weltall das ganze Jahr hindurch mehr oder weniger kühlere<br />

Temperaturen vorherrschen (Robock et al., 2000).<br />

mittlere Breiten erfahren im Sommer zwar eher eine Kühlung, im Winter jedoch<br />

eine Wärmeanomalie<br />

Der Vulkan Santa Maria, <strong>des</strong>sen Ausbruch im Oktober stattfand beeinflusste das Bild<br />

gegen Ende <strong>des</strong> Jahres 1902 also noch kaum, was auch mehr oder weniger mit dem<br />

Druckmuster übereinstimmt. Erst nach der Jahreswende in der Saison von Januar<br />

bis März wird ein klares Muster sichtbar. Über ganz Europa ist eine starke anomale<br />

Erwärmung festzustellen, was mit dem vorausgesagten Winterwarming über Europa<br />

übereinstimmt. Besonders Nordeuropa und das westlichste Russland sind von einer<br />

sehr starken Wärmeanomalie betroffen (bis 3 °C). Der Osten der USA ist ebenfalls<br />

anomal warm, während es im westlichen Teil eher anomal kühl ist (bis -3 °C). Auch<br />

dieses in den Vereinigten Staaten vorgefundene Muster könnte eine Folge <strong>des</strong><br />

Vulkanausbruches sein, da bisher noch keine anomale östliche Erwärmung<br />

aufgetaucht ist. Wie bereits erläutert wurde, ist es bei den Temperaturanomalien (und<br />

83


ganz besonders später bei der Beschreibung der Niederschlagsanomalien) nicht das<br />

Ziel, exakt reproduzierte, zu den beschriebenen Folgen (eines NAO + ) passende<br />

Muster, zu identifizieren. Vielmehr soll nach ähnlichen(!) Mustern Ausschau gehalten<br />

werden. Der Nordatlantik ist wie erwartet kühl, wie auch der Nahe Osten. Die<br />

wenigen in Nordafrika registrierten Punkte lassen ebenfalls auf eine mit der NAO + -<br />

Druckverteilung übereinstimmende Abkühlung in diesem Gebiet schliessen. Über<br />

dem nördlichen Sibirien vermögen die wenigen erfassten Datenpunkte ebenfalls auf<br />

eine stärkere Erwärmung hinzuweisen. Nördlich von Indien sind die Temperaturen<br />

anomal kalt, was ebenfalls mit den NAO + -Beschreibungen übereinstimmen würde.<br />

Östlich von Asien – an der chinesischen Küste – sind die Temperaturen eher anomal<br />

hoch.<br />

Im darauf folgenden Sommer (1903) lassen sich über den Kontinenten eher kältere<br />

Temperaturen feststellen. Sowohl über ganz Nordamerika, über dem atlantischen<br />

Ozean bis nach Osteuropa sind die Temperaturen anomal kalt. Einzig über dem<br />

westlichen Russland sind tendenziell wärmere Temperaturen festzustellen. Über dem<br />

nördlichen Indien sind die Temperaturen in der zweiten Sommerhälfte (1903)<br />

ebenfalls anomal kalt. Es ist augenfällig, dass die Grafik weit stärker blau eingefärbt<br />

erscheint, als in den vorangehenden Jahren (blau steht für Kälteanomalie). Diese<br />

sommerlichen Abkühlungseffekte sind klar übereinstimmend mit der optischen<br />

Aerosoldicke (Abbildung 19), die zu dieser Zeit auf ihrem Maximalwert kursiert. Die<br />

Aerosole reflektieren vermehrt die kurzwellige Sonnenstrahlung, was zu dieser<br />

generellen Abkühlung im Sommer führt. Besonders spürbar ist dieser Effekt ein Jahr<br />

nach dem Ausbruch, was in diesem Fall ziemlich gut auf die eben beschriebene<br />

zweite Sommerhälfte zutrifft (der Vulkanausbruch fand ja bekanntlich im Oktober<br />

1902 statt).<br />

Von Oktober bis Dezember 1903 beginnt sich sowohl in Osteuropa wie auch im<br />

Westen der Vereinigten Staaten wieder eine tendenzielle anomale Erwärmung<br />

einzustellen. Das Muster ist aber noch nicht typisch und allgemein herrscht nach wie<br />

vor eine globale anomale Abkühlung vor. Dies ist ebenfalls schön in<br />

Übereinstimmung mit der bereits in der Bodendruckverteilung gemachten<br />

Feststellung, dass im Oktober bis Dezember jeweils noch nicht besonders<br />

ausgeprägte vulkanische Druckmuster vorhanden sind, bzw. der ‚surfaceimprint’ <strong>des</strong><br />

polaren Vortex noch nicht vorhanden ist.<br />

In den ersten drei Monaten <strong>des</strong> Jahres 1904 ist das Muster zwar noch immer etwas<br />

ähnlich, jedoch sind die Anomalien leicht verstärkt. Besonders über Europa haben<br />

die Warmanomalien zugenommen. Das Muster ist zwar nicht optimal, es können ihm<br />

jedoch trotzdem noch immer Parallelen zu NAO + -Mustern abgewonnen werden.<br />

Nördlich der Vereinigten Staaten ist die negative Temperaturanomalie sehr stark.<br />

Leider sind kaum identifizierbare Datenpunkte für das nördliche Kanada sowie<br />

Alaska und Grönland vorhanden. Mit den vorhandenen Indizien (kalt über Island und<br />

ebenfalls Kältepunkt über Grönland) kann angenommen werden, dass über dem<br />

nördlichen Kanada wohl auch eher kältere Temperaturen vorherrschen. Dies ist<br />

umso interessanter, als dass ein derartiges Muster bei einem positiven AO/NAO-<br />

Muster ebenfalls erwartet würde. Die Wärmeanomalie im westlichen Teil der<br />

Vereinigten Staaten stimmt auch mit den Erwartungen überein, obwohl sich wider<br />

Erwarten eine Kälteanomalie über dem ganzen Resten und besonders auch der<br />

Westküste der USA breitgemacht hat. Das nördliche Russland bzw. Sibirien ist von<br />

einer Warmanomalie erfasst (was lediglich aufgrund <strong>des</strong> roten Teilgebietes über<br />

dieser Region interpretiert werden kann). Der asiatische Kontinent scheint eher kühl<br />

zu sein, was ebenfalls eine Parallele zu den NAO + -Beschreibungen darstellt.<br />

84


Im Sommer ist die Abkühlung im zweiten Jahr nach dem Vulkanausbruch (1904)<br />

weniger ausgeprägt, obwohl über den Kontinenten nach wie vor ein grosser<br />

Blauanteil die Grafik dominiert. Westeuropa ist jedoch tendenziell eher wieder von<br />

einer Wärmeanomalie erfasst und die Ost- und Westküste der Vereinigten Staaten<br />

ebenfalls. Asien ist hingegen eher anomal abgekühlt. Die Temperaturen über dem<br />

Nordatlantik sind ebenfalls anomal kalt.<br />

Zu Beginn <strong>des</strong> Winters 1904 / 1905 (Oktober bis Dezember) sind die Temperaturen<br />

über Europa erneut wieder anomal warm, was ebenfalls für den ganzen Nordwesten<br />

der Vereinigten Staaten zutrifft. Die spärlichen, jedoch anomal warmen Datenpunkte<br />

über dem gesamten nördlichen asiatischen Kontinent lassen die Interpretation zu,<br />

dass die Bedingungen noch immer mit denen eines positiven AO/NAO-Musters<br />

übereinstimmen könnten, und der Vulkanausbruch nach wie vor spürbar ist, was<br />

auch mit der Erwärmung über Europa übereinstimmt.<br />

Diskussion:<br />

Das Sommercooling nach dem Vulkanausbruch, welches durch den primären Effekt<br />

– der Reflektion von kurzwelligem Sonnenlicht durch die Aerosole – ausgelöst wird<br />

(Robock et al., 2000) ist in den Grafiken für die Beobachtungsdaten gut zu sehen.<br />

Es wurde bereits in der Betrachtung der Abläufe und beteiligten Parameter der<br />

unteren Stratosphäre gezeigt, dass die durch Robock et al. [2000] postulierten<br />

Effekte von äquatornahen Vulkanausbrüchen tatsächlich auch beim Ausbruch <strong>des</strong><br />

Vulkanes Santa Maria auftreten. Somit ist es nicht verwunderlich, dass der damit<br />

verbundene korrekte ‚surfaceimprint’ nicht auf sich warten lässt. Die von Robock et<br />

al. [2000] gemachten Feststellungen, bezüglich der Parallelen zwischen<br />

vulkanischen Auswirkungen auf das Klima und dem durch einen AO + /NAO +<br />

verursachten ‚surfaceimprint’, werden auch durch Santa Maria ausgelöst. Die<br />

beobachteten Auswirkungen auf die Temperaturanomalien stimmen sehr gut mit den<br />

zuvor aufgelisteten Einflüssen eines AO + /NAO + -Mo<strong>des</strong> auf das Klima überein.<br />

85


3.2 <strong>SOCOL</strong>-Daten<br />

Abbildung 33: Saisonal gemittelte (jeweils 3 Monate zusammengefasst)<br />

Oberflächentemperaturanomalien aus <strong>SOCOL</strong>-Daten von 1901 bis 1902. Um die Anomalien zu<br />

erhalten wurden ‚ungeforcte’ Sensitivitätsläufe von ‚geforcten’ <strong>SOCOL</strong>-Läufen subtrahiert.<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

86


Abbildung 34: Saisonal gemittelte (jeweils 3 Monate zusammengefasst)<br />

Oberflächentemperaturanomalien aus <strong>SOCOL</strong>-Daten von 1903 bis 1904. Um die Anomalien zu<br />

erhalten wurden ‚ungeforcte’ Sensitivitätsläufe von ‚geforcten’ <strong>SOCOL</strong>-Läufen subtrahiert.<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

87


Einerseits bietet das <strong>SOCOL</strong>-Modell im Gegensatz zu den Beobachtungsdaten den<br />

Vorteil, dass viel mehr Datenpunkte zur Interpretation vorhanden sind. Anderseits<br />

sind die ‚vorangehenden’ Muster in der unteren Stratosphäre und die darauf<br />

folgenden Bodendruckmuster bereits in vorangehenden Diskussionen als eher<br />

‚unzuverlässig’ eingestuft worden, da der polare Vortex in den Schlüsseljahren nicht<br />

reproduziert wird. Daher muss davon ausgegangen werden, dass auch die<br />

Bodentemperaturmuster nicht dieselben sein werden, wie bei NAO + -ähnlichen<br />

Konstellationen. Das Ziel dieser Arbeit ist jedoch Parallelen zu suchen zwischen dem<br />

positiven AO/NAO-Muster und dem ‚surfaceimprint’ eines Vulkanausbruches. Ausser<br />

in den Monaten Oktober bis Dezember <strong>des</strong> Jahres 1904 sind jedoch weder in der<br />

unteren Stratosphäre noch im Bodendruckmuster typische, nach einem tropischen<br />

Vulkanausbruch zu erwartende Muster erkennbar. Eine Ausnahme bildete die<br />

Erwärmung über den Tropen auf 40 hPa, die von <strong>SOCOL</strong> relativ gut wiedergegeben<br />

wird.<br />

Aufgrund der obgenannten Gründen soll trotzt üppig vorhandenen Daten zur<br />

Beurteilung der Bodentemperaturanomalien nicht allzu detailliert auf die einzelnen<br />

Muster eingegangen werden. Es ist ja bekannt, dass die Jahre 1902 / 1903 nicht<br />

‚wunschgemäss’ reproduziert wurden. Herauszufinden aus welchem Anlass dies<br />

geschieht, ist eine andere Angelegenheit, die im letzten Teil dieser Arbeit noch kurz<br />

erläutert werden soll. In den noch folgenden <strong>Analyse</strong>n soll der Fokus – sowohl für die<br />

Bodentemperaturanomalien, wie auch für die Niederschlagsanomalien – auf den<br />

Ereignissen im Jahre 1904 gerichtet werden. Dies ist das einzige Jahr, das<br />

aufzuzeigen vermag, ob <strong>SOCOL</strong> in der Lage ist, den für einen tropischen<br />

Vulkanausbruch typischen ‚surfaceimprint’ zu reproduzieren. Es muss<br />

vorausgeschickt werden, dass die Lage, wie sie sich Ende <strong>des</strong> Jahres 1904<br />

präsentiert, nicht zwangsläufig durch Santa Maria und einen dabei durch das Modell<br />

produzierten ‚Timelag’ entstanden ist, sondern wie bereits mehrfach angedeutet<br />

womöglich im Zusammenhang mit einem El Niña-Event zu sehen ist. In diesem Fall<br />

müsste davon ausgegangen werden, dass das <strong>SOCOL</strong>-Modell tropische<br />

Vulkanausbrüche wie Santa Maria, aufgrund von Unzulänglichkeiten in der<br />

Reproduktion <strong>des</strong> indirekten Einflusses der Aerosole auf den polaren Vortex nicht zu<br />

reproduzieren vermag. Wie bereits erwähnt, sind die Impulse von der unteren<br />

Stratosphäre bzw. der dadurch verursachte ‚surfaceimprint’ relativ gut von <strong>SOCOL</strong><br />

wiedergegeben.<br />

Anhand <strong>des</strong> Jahres 1904 bzw. <strong>des</strong>sen letzten drei Monaten soll unabhängig von der<br />

Ursache für dieses ‚gute’ Muster in der unteren Stratosphäre, untersucht werden, ob<br />

dabei auch der ‚surfaceimprint’ gut wiedergegeben wird. Sollte dies der Fall sein, wird<br />

klar, dass das Problem definitiv im Bereich der Reproduktion <strong>des</strong> arktischen polar<br />

Vortex und <strong>des</strong>sen ungewöhnlichem ‚Warming’ zu lokalisieren ist.<br />

Beginnen wir ausnahmsweise mit dem allgemeinen Sommerbild über die vier Jahre<br />

von 1901 bis 1904. Im Gegensatz zu den Wintermustern, die durch den indirekten<br />

Effekt der Gradientenbildung durch die Aerosole verursacht werden, wird der primäre<br />

Effekt der Aerosolwolke - nämlich die allgemeine Abkühlung der Erdoberfläche durch<br />

Reflektion von kurzwelligem Sonnenlicht – von <strong>SOCOL</strong> einigermassen gut<br />

reproduziert.<br />

Es fällt auf, dass die Jahre vor dem Ausbruch anomal wärmere Sommer aufweisen,<br />

als die Jahre nach dem Ausbruch. Dies kommt besonders gut zum Vorschein, wenn<br />

man die jeweiligen Jahre farblich vergleicht. Es fällt auf, dass vor dem<br />

Vulkanausbruch noch bedeutend mehr ‚Rotfärbung’ vorhanden war, wohingegen<br />

nach dem Ausbruch die ‚Blaufärbung’ der Grafiken stark überwiegt. Dies ist nicht<br />

88


unbedingt der wissenschaftlichste Ansatz, jedoch zeigt dieser Vergleich klar, dass<br />

eine anomale Abkühlung in den Sommern stattgefunden hat. Ab 1903 ist besonders<br />

in den Tropen und über den Ozeanen eine klare Abkühlung zu erkennen. Ähnliches<br />

lässt sich ebenfalls für Gebiete im höheren Norden sagen. Auffällig ist, dass Alaska<br />

in den Sommern vor dem Vulkanausbruch jeweils anomal stark erwärmt war, was<br />

nach dem Ausbruch nicht mehr der Fall zu sein scheint. Es fallen ansonsten keine<br />

Muster auf, die sich offensichtlich regelmässig wiederholen würden und vor bzw.<br />

nach dem Vulkanausbruch grundverschieden aussehen würden.<br />

Im Wintermuster der Jahre 1901 und 1902 ist kein klarer ‚roter Faden’ zu erkennen.<br />

Die Temperaturanomaliemuster sind sehr unterschiedlich verteilt und können wie<br />

zum Beispiel über Nordamerika und Alaska im Jahre 1901 eine Kälteanomalie bzw.<br />

starke Wärmeanomalie aufweisen, während sich im darauf folgenden Jahr 1902 über<br />

Nordamerika bereits eine leichte Verschiebung <strong>des</strong> Musters zugunsten einer<br />

Warmanomalie im Osten erkennen lässt bzw. über Alaska eine totale Trendumkehr.<br />

Auch Europa und der Norden Russlands (inkl. Sibirien) sind sehr unterschiedlichen<br />

Anomalieeinflüssen ausgeliefert.<br />

In den Monaten Januar bis März 1903 sucht man vergeblich nach einem, von einem<br />

tropischen Vulkanausbruch verursachten, winterlichen Bodentemperaturmuster.<br />

Europa ist kalt, wohingegen der Mittelmeerraum warm ist. Die Vereinigten Staaten<br />

sind im Norden von einem dünnen Band einer Warmanomalie erfasst, welche sich<br />

bis nach Alaska erstreckt. Die südlichen Teile der USA sind jedoch eher von einer<br />

negativen Anomalie erfasst. Der Norden von Kanada und Grönland sind von einer<br />

Kaltanomalie umgeben. Dies wäre die einzige sichtbare Parallele für ein NAO + -<br />

ähnliches Druckmuster. Wie jedoch bei der Besprechung <strong>des</strong> Druckmusters klar<br />

wurde ist, gleicht dieses ganz und gar nicht einem positiven NAO-Muster. Es darf<br />

also in diesem Sinne nicht davon ausgegangen werden, dass auftretende scheinbare<br />

Parallelen in Temperatur- bzw. Niederschlagsmuster 45 direkt in Verbindung mit dem<br />

indirekten Einfluss der Vulkanaerosole (Temperaturgradient und damit Verstärkung<br />

<strong>des</strong> polaren Vortex) stehen.<br />

Noch zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 1904 (Ende <strong>des</strong> Winters 1903 / 1904) ist wie aus den<br />

vorangehend analysierten Parametern kein markantes Temperaturanomaliemuster<br />

zu erkennen. Über ganz Nordamerika herrscht von Mexico bis Alaska und bis nach<br />

Grönland eine stark ausgeprägte und grosse negative Anomalie. Über Europa sind<br />

die Temperaturen ebenfalls kühler als üblich.<br />

Die Lage wird in den letzten drei Monaten <strong>des</strong> Jahres 1904 interessant. Über Europa<br />

ist eine Warmanomalie zu erkennen. Der Mittelmeerraum, der Norden Afrikas, wie<br />

auch der Nahe Osten sind von einer relativ ausgeprägten Kälteanomalie erfasst.<br />

Über den gesamten Vereinigten Staaten hat sich von der Westküste zur Ostküste<br />

eine positive Wärmeanomalie breit gemacht. Sowohl Alaska wie auch der nordosten<br />

Kanadas und Grönland sind von negativen Anomaliewerten umgeben. Der asiatische<br />

Kontinent scheint in mittleren Breiten wie schon Europa von einer Wärmeanomalie zu<br />

profitieren, die sich bis in den Norden Sibiriens ausdehnt.<br />

Das soeben beschriebene Muster entspricht ziemlich genau demjenigen eines NAO + -<br />

Events. Die Auswirkungen in den Temperaturfeldanomalien sind unter folgenden<br />

gegebenen Voraussetzungen ähnlich denen, die während einer AO + /NAO + -Phase<br />

vorherrschen, und werden dann von <strong>SOCOL</strong> auch entsprechend gut reproduziert:<br />

• bei vorhandener Erwärmung der unteren Stratosphäre in den Tropen<br />

45 Siehe folgende Besprechung der Niederschlagsmuster<br />

89


• entsprechender Ausbildung eines Temperaturgradienten vom Äquator zum<br />

Nordpol<br />

• negativem Z100-Index (starker Vortex)<br />

• Bodendruckfeld ähnlich dem ‚surface imprint’ <strong>des</strong> NAO + -Modus<br />

• Geopotentialfelder auf 40 hPa weisen typische NAO + -Muster auf<br />

Allgemeine Diskussion:<br />

Das Sommercooling ist in den Grafiken ab dem Jahre 1903 klar zu sehen. Dieses ist<br />

bekanntlich auf den direkten Effekt, der Reflektion <strong>des</strong> Sonnenlichtes an den<br />

vulkanischen Aerosolen zurückzuführen.<br />

Es ist jedoch bereits genügend klar in der <strong>Analyse</strong> der vorangehenden Parameter<br />

(untere Stratosphäre, Bodendruckmuster) zur Geltung gekommen, dass der indirekte<br />

Effekt, welcher über eine Gradientenausbildung (nach Robock et al., 2000) den<br />

polaren Vortex verstärkt im <strong>SOCOL</strong>-Modell nicht reproduziert wird. Lediglich im Jahre<br />

1904 kommt von Oktober bis Dezember ein derartiges Muster zum Vorschein. Es ist<br />

jedoch wie in vorangehenden Besprechungen bereits erläutert wurde, kaum durch<br />

den Ausbruch von Santa Maria verursacht worden, sondern womöglich ein Abbild der<br />

Auswirkungen eines La Niña Events. Diese haben jedoch sehr ähnliche<br />

Auswirkungen wie der indirekte Effekt bei tropischen Vulkanausbrüchen. Somit<br />

eignet sich die Beobachtung der einzelnen Realisierungen der Parameter am Ende<br />

<strong>des</strong> Jahres 1904 (Bodendruckmuster, Bodentemperaturmuster,<br />

Niederschlagsmuster) zur <strong>Analyse</strong> der Güte <strong>des</strong> <strong>SOCOL</strong>-Modells bei der<br />

Übertragung <strong>des</strong> Impulses aus der unteren Stratosphäre auf die untere Bereiche der<br />

Atmosphäre (Realisierung <strong>des</strong> ‚surfaceimprint’).<br />

90


4. Niederschlagverteilung<br />

4.1 Beobachtungsdaten<br />

Abbildung 35: Saisonal (jeweils 3 Monate zusammengefasst) gemittelte<br />

Niederschlagsverteilungsanomalien aus Beobachtungsdaten von 1901 bis 1902. Die Anomalien<br />

entstanden aus der Subtraktion der Klimatologie (1900-1929) von den eigentlichen<br />

Beobachtungsdaten. (Nico Zeltner, 2007)<br />

91


Abbildung 36: Saisonal (jeweils 3 Monate zusammengefasst) gemittelte<br />

Niederschlagsverteilungsanomalien aus Beobachtungsdaten von 1903 bis 1904. Die Anomalien<br />

entstanden aus der Subtraktion der Klimatologie (1900-1929) von den eigentlichen<br />

Beobachtungsdaten. (Nico Zeltner, 2007)<br />

92


Wie bereits in der Einführung zu den Beobachtungsdaten der Temperaturverteilung<br />

gesagt wurde sind die Niederschlagsdaten weit weniger repräsentativ und über die<br />

Monate grösserer Varianz unterworfen als die Druckverteilung. Es kommt hinzu, dass<br />

die Datenlage für die beobachteten Niederschlagsdaten sehr dürftig ist (gerade in<br />

den Tropen gibt es so gut wie keine Daten). Somit sollen in diesem Bereich lediglich<br />

grobe Muster analysiert werden. Des Weiteren wird nur kurz auf die Jahre vor dem<br />

Ausbruch von Santa Maria eingegangen.<br />

Grundsätzlich fällt bei der Betrachtung der Jahre 1901 bis 1902 auf, dass die<br />

Niederschläge mit einem Hang zu leichter Trockenheit mehrheitlich ‚normal’<br />

ausfielen. Es fallen kaum grössere, bedeutende anomal mit Feuchtigkeit gesegnete<br />

Gebiete auf. Europa wie auch die USA scheinen in beiden Wintern eher<br />

durchschnittlich beregnet zu werden.<br />

Bevor wir nun zu den post-Ausbruchsjahren kommen, sollen wie bereits im<br />

Zusammenhang mit den Temperaturanomalien noch einmal die wichtigsten Folgen<br />

eines NAO + -Musters erläutert werden, um anschliessend vergleichen zu können, wie<br />

ähnlich sich ein Vulkanausbruch in seiner Auswirkung äussert (Die im Folgenden<br />

beschriebenen Auswirkungen sind grösstenteils im Paper von Robock et al., [2000]<br />

erwähnt.):<br />

Europa:<br />

Westwinde über dem Atlantik sind intensiviert zusätzlich stärker nach Norden<br />

abgelenkt<br />

Verfrachten feuchte Luftmassen vom Pazifik in Richtung Mittel- und Nordeuropa<br />

Anomal erhöhte Niederschlagsmenge<br />

Intensivierung der Niederschläge führt zu erhöhter Sturmaktivität<br />

Mediterrane Regionen:<br />

Aufgrund der nach Norden verlagerten Westwinde erhalten diese Regionen nur<br />

wenig Niederschlag<br />

Trockenheit und damit verbundene Wasserknappheit sind die Folge<br />

Afrika:<br />

Durch die Intensivierung der Nordostpassate, wird das nördliche Afrika vermehrt mit<br />

trockenerer Luft aus dem Inneren Asiens versorgt<br />

Diese Konstellation führt wie bereits im mediterranen Raum zu trockenerem Klima<br />

Nordamerika / Kanada:<br />

Trockene Luft aus dem Norden gelangt direkter in den hohen Nordosten <strong>des</strong><br />

amerikanischen Kontinents, was zu einer Austrocknung der Luftmassen über<br />

Gebieten im hohen Norden Kanadas, Alaskas und Grönlands führt<br />

Der mittlere Westen zentrale Teile (AO) und die Ostküste (NAO/AO) der USA<br />

erfahren jedoch feuchtere Winter (Robock and Mao, 1992)<br />

Asien:<br />

Auch Asien liegt nach wie vor im Einflussbereich der intensivierten westwärts<br />

propagierenden zonalen Winde und Luftmassen<br />

Dies führt im gesamten Ostasiatischen Raum zu Veränderungen, unter anderem<br />

auch im Zusammenhang mit den monsunalen Zirkulationen und dem dadurch<br />

beeinflussten Klima über Indien. Es muss jedoch präzisiert werden, dass die<br />

93


Veränderungen im monsunalen Strömungsmuster besonders bei Vulkanausbrüchen<br />

aus höheren Breiten festgestellt wurden (Oman et al, 2005). Dabei wird der Monsun<br />

durch das abgekühlte Ostasien abgeschwächt, was in Indien zu weniger Bewölkung<br />

und Niederschlag führt (und dort im Endeffekt zu einer Erwärmung führt)<br />

Allgemein:<br />

Die kontinentalen Westküsten profitieren allgemein von vermehrtem Niederschlag<br />

Der Einfluss der verstärkten Westwinde reicht bis weit in die Kontinente hinein und<br />

beschert den kontinentalen Ostküsten tendenziell mehr Trockenheit.<br />

In tropischen Regionen sind aufgrund der geringeren Heizraten während <strong>des</strong> Tages,<br />

auch weniger Niederschläge zu erwarten<br />

In den Monaten Oktober bis Dezember <strong>des</strong> Jahres 1902 ist noch kaum ein<br />

bekanntes 46 Muster zu erkennen. Ausser einer kleinen Niederschlagszunahme in<br />

Spanien, kann ist noch keine Evidenz für einen Vulkanausbruch vorhanden. Über<br />

Europa herrscht nach wie vor eine Trockenanomalie, wohingegen im Mittelmeerraum<br />

sogar noch eher zu feuchte Bedingungen vorkommen.<br />

In den folgenden drei Monaten sieht die Lage ganz anders aus. Zum ersten Mal in<br />

dieser Betrachtung sind stärkere positive (Feuchtanomalie) Ausschläge festzustellen,<br />

so im Osten der Vereinigten Staaten und in ihrem mittleren Westen wie auch im<br />

Bereich von Grossbritannien. Europa selbst ist jedoch noch immer tendenziell zu<br />

trocken für die Jahreszeit, obwohl nach einem Vulkanausbruch wie Santa Maria<br />

eigentlich höhere Niederschlagsmengen erwartet würden, was ebenfalls mit der<br />

optischen Dicke und der NAO + -ähnlichen Druckverteilung übereinstimmen würde. Es<br />

kann jedoch wie gesagt, nicht erwartet werden, dass je<strong>des</strong> Muster auch realisiert<br />

wird. Der mediterrane Bereich ist, wie bei einem NAO + -Muster auch erwartet würde,<br />

eher von einer Trockenanomalie betroffen. Die Situation über Asien ist aufgrund der<br />

schlechten Datenlage nur sehr schwer abzuschätzen. Es kann nur gemutmasst<br />

werden, dass aufgrund der vorhandenen Datenpunkte vermutlich eher trockene<br />

Verhältnisse im nördlichen Asien (Russland, Sibirien) vorherrschen. Nordeuropa<br />

scheint von keiner markanten Anomalie betroffen zu sein.<br />

In den Sommermonaten ist ja bekanntlich nur der direkte Effekt der Reflexion der<br />

kurzwelligen Strahlung an den Aerosolen vorhanden. Die einzig wirklich markante<br />

Auswirkung wäre eine Abnahme der konvektiven Niederschläge in den Tropen, was<br />

dort zu einer „Trockenanomalie’ führen würde. Es gibt leider über den Tropen<br />

lediglich einen einzigen Datenpunkt östlich von Afrika. Dieser zeigt tatsächlich auch<br />

eine unterdurchschnittliche Niederschlagsmenge an. Es bedarf jedoch mehr Daten,<br />

um in diesem Fall auch eine einigermassen zuverlässige Aussage machen zu<br />

können. Aufgrund der schlechten Datenlage wird eine weitere Interpretation der<br />

sommerlichen Tropen fallengelassen.<br />

In den letzten drei Monaten <strong>des</strong> Jahres 1903 sind keine auffälligen Strukturen in den<br />

Schlüsselgebieten zu beobachten. In der mediterranen Region ist sogar ein kleiner<br />

Niederschlagsüberschuss vorhanden. Ansonsten sind sowohl Europa wie auch die<br />

Vereinigten Staaten tendenziell zu ‚trocken’. Es sind jedoch keine Extremwerte<br />

auszumachen.<br />

Im Verlaufe der nächsten drei Monate hat sich die Lage ein wenig verändert. In<br />

Westeuropa ist mehr Niederschlag als üblich gefallen, während in den südlichen<br />

mediterranen Gebieten ansatzweise erkennbar ist, dass der Niederschlag<br />

unterdurchschnittlich fiel. Im Nordwesten der Vereinigten Staaten ist ebenfalls<br />

46 Gemeint ist ein Muster, das demjenigen eines AO + /NAO + gleichen würde.<br />

94


überdurchschnittlich viel Niederschlag gefallen. Dieses Muster weist ebenfalls viel<br />

Parallelen mit einem AO + /NAO + -bedingten Muster auf, was mit den bereits<br />

gemachten positiven 47 Resultaten der Bodendruck- und<br />

Temperaturverteilungsmuster.<br />

Der nächste Sommer (1904) fällt einmal mehr sowohl in Europa wie auch in den<br />

Vereinigten Staaten eher ‚trocken’ aus. Im Gegensatz zu 1903, wo der Sommer über<br />

Asien überdurchschnittlich ‚feucht’ war, ist dieser jedoch ebenfalls mit weniger<br />

Niederschlag gesegnet. Am Ende <strong>des</strong> Jahres 1904 – also zu Beginn <strong>des</strong> nächsten<br />

Winters, zwei Jahre nach dem Vulkanausbruch – ist ein ähnlich „langweiliges“ Muster<br />

zu erkennen, wie bereits ein Jahr zuvor. Meist ist eine sehr schwache negative<br />

Anomalie zu erkennen, wobei beispielsweise über weiten Gebieten Europas sogar<br />

absolut ‚durchschnittlicher’ Niederschlag gefallen ist.<br />

Allgemeine Diskussion:<br />

Es ist klar ersichtlich, dass die Niederschlagswerte am wenigsten gesichert sind. Es<br />

kommt dazu, dass es sehr schwierig ist, bei dieser dürftigen Datenbasis klare<br />

Aussagen zu machen. Die Muster waren immer sehr gemässigt, was ebenfalls<br />

Zweifel an den jeweiligen Interpretationen aufkommen lässt, da die Abweichungen ja<br />

zum Teil derart gross sein können, dass eine ‚sehr leicht’ negative Anomalie über<br />

drei Monate gesehen, auch zu einem ‚sehr leicht’ positiven Anomaliewert führen<br />

könnte, wenn die Situation nur minim anders gewesen wäre (z.B. Mittelung von<br />

Dezember bis Februar, oder nur über zwei Monate).<br />

So wie sich die Werte hier jedoch präsentieren, kann wenigstens relativ klar<br />

festgestellt werden, dass um die Jahreswende respektive in den drei folgenden<br />

Monaten Januar bis März <strong>des</strong> Jahres 1903, die Anomalien einerseits stärker wurden<br />

und anderseits gut mit den in den vorangehenden Mustern der Bodendruck- und<br />

Temperaturanomalien übereinstimmen, wenn man die Beschreibungen der<br />

AO + /NAO + berücksichtigt. Die Evidenz für einen Vulkanausbruch ist demnach bis zu<br />

den eher unzuverlässigen Niederschlagsdaten durchgedrungen.<br />

47 ‚positiv’ im Sinne von guten Übereinstimmung mit den erwarteten Daten<br />

95


4.2 <strong>SOCOL</strong>-Daten<br />

Abbildung 37: Saisonal gemittelte (jeweils 3 Monate zusammengefasst)<br />

Niederschlagsverteilungsanomalien aus <strong>SOCOL</strong>-Daten von 1901 bis 1902. Um die Anomalien<br />

zu erhalten wurden ‚ungeforcte’ Sensitivitätsläufe von ‚geforcten’ <strong>SOCOL</strong>-Läufen subtrahiert.<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

96


Abbildung 38: Saisonal gemittelte (jeweils 3 Monate zusammengefasst)<br />

Niederschlagsverteilungsanomalien aus <strong>SOCOL</strong>-Daten von 1903 bis 1904. Um die Anomalien<br />

zu erhalten wurden ‚ungeforcte’ Sensitivitätsläufe von ‚geforcten’ <strong>SOCOL</strong>-Läufen subtrahiert.<br />

(Nico Zeltner, 2007)<br />

97


Für die <strong>SOCOL</strong>-Niederschlagsverteilung gelten ähnliche Aussagen, wie sie bereits<br />

bei der Temperaturverteilung gemacht wurden. Es soll erneut auf allfällige Muster in<br />

der Verteilung der Sommerniederschläge durch die verstärkte Abkühlung über den<br />

Tropen, geachtet werden. Um die Wiedergabe <strong>des</strong> indirekten Effekts <strong>des</strong><br />

Vulkanausbruches Santa Maria in Zusammenhang mit dem Temperaturgradienten<br />

und dem damit verstärkten polaren Vortex zu untersuchen soll hauptsächlich das<br />

Jahr 1904 betrachtet werden. Die Muster von Oktober bis Dezember dieses Jahres<br />

stimmen ausnahmsweise mit der ursprünglich vorausgesagten Wirkung eines<br />

tropischen Vulkanausbruches wie Santa Maria überein. Wie bereits deutlich gemacht<br />

wurde, sind die Ereignisse am Ende <strong>des</strong> Jahres 1904 lediglich als ‚Fallbeispiel’ für<br />

einen potentiellen tropischen Ausbruch zu betrachten, falls diese Muster in der<br />

oberen Troposphäre reproduziert würden. In diesem Fall wurden diese vermutlich<br />

eher von eine La Niña Event ausgelöst, eignen sich jedoch trotzdem gut, um zu<br />

schauen wie das Muster von der unteren Stratosphäre nach unten propagiert und<br />

dort zu Veränderungen von Bodendruckverteilung, Temperaturanomalien und<br />

Niederschlag führt.<br />

Es ist ausserordentlich schwierig ein spezifisches Muster in der<br />

Niederschlagsverteilung der Sommermonate zu erkennen. Die Sommermonate bzw.<br />

Jahre vor dem Vulkanausbruch scheinen sich nicht nach einem gewissen Prinzip von<br />

den Sommermonaten nach dem Vulkanausbruch zu unterscheiden. Es sind zwar<br />

unterschiede erkennbar, so zum Beispiel, dass über Afrika in den Jahren 1903 / 1904<br />

eher weniger Regen fällt. Dies stimmt jedoch noch im Vergleich mit dem Jahre 1901.<br />

Im Jahre 1902 war Afrika nämlich auch tendenziell zu trocken. Auch die Situation in<br />

Südostasien ist nicht ganz klar definierbar. Einerseits sind die Anomalien in diesem<br />

Gebiet zwar sehr ausgeprägt und ändern von Jahr zu Jahr (sowohl positiv wie auch<br />

negativ), lassen jedoch keine augenfällige, logische Folgerung zu. Grundsätzlich<br />

würde man aufgrund <strong>des</strong> zuvor in den Temperaturdaten festgestellten leichten<br />

Sommercoolings vermuten, dass zumin<strong>des</strong>t über den Tropen der Niederschlag<br />

abnehmen sollte. Dies ist jedoch nicht an einem auffälligen Veränderungsmuster<br />

erkennbar. Auch bei Betrachtung der Gewichtung der verschiedenen Farben (rot für<br />

positive Anomalie / blau für negative Anomalie) in den Grafiken sind keine wirklich<br />

markante einseitige Farbmuster zu erkennen. Es muss somit angenommen werden,<br />

dass das Modell <strong>SOCOL</strong> die Niederschlagsverteilung nicht optimal wiedergibt.<br />

Umso mehr Vorsicht ist somit bei der <strong>Analyse</strong> der Niederschlagsmuster Ende <strong>des</strong><br />

Jahres 1904 geboten: Über dem nördlichen Europa ist eine positive Anomalie zu<br />

sehen, die sich unterhalb von Island bis an den südlichen Teil Grönlands ausdehnt.<br />

Das südliche Europa und der Mittelmeerraum, wie auch ein Grossteil <strong>des</strong> Atlantiks<br />

sind von einer eher schwachen negativen Anomalie erfasst. Die ganzen USA sind<br />

ebenfalls von einer negativen Anomalie erfasst, die jedoch sehr schwach ausfällt.<br />

Diese schwache Trockenheitstendenz zieht sich bis nach Alaska. Südlich von Alaska<br />

ist jedoch eine leicht erhöhte Niederschlagsmenge zu verzeichnen. Indien scheint<br />

von anomal starken Niederschlägen betroffen zu sein. Ganz ähnlich sieht die Lage<br />

über dem mittleren Pazifik aus.<br />

Die Ähnlichkeiten, mit einem durch einen NAO + -Modus ausgelösten<br />

Niederschlagsmuster, halten sich in Grenzen wie durch die oben beschriebenen<br />

Anomalien gut zu erkennen ist. Die leichte Zunahme der Niederschlagsmenge über<br />

Nordeuropa und der trockene Mittelmeerraum sind jedoch vorhandene Parallelen, die<br />

gut in Zusammenhang mit dem ansonsten von anderen Parametern (untere<br />

Stratosphäre, Bodendruck, Temperaturverteilung) gut wiedergegebenen klaren<br />

Verteilungsmuster übereinstimmen<br />

98


Allgemeine Diskussion:<br />

In der Verteilung der Temperaturanomalien war noch ein relativ klares sommerliches<br />

‚cooling’ festzustellen. Durch diese Abkühlung fällt besonders am Äquator weniger<br />

konvektiver Niederschlag. Dies konnte in den Beobachtungsdaten gut beobachtet<br />

werden. Die Wiedergabe der Niederschlagsverteilung von <strong>SOCOL</strong> scheint jedoch<br />

diesen Effekt nicht gut genug zu berücksichtigen. Es ist sehr schwierig ein<br />

Sommermuster zu erkennen, das vor dem Vulkanausbruch von Santa Maria<br />

überwiegen würde um danach in einen anderen ‚Verteilungsanomaliemode’ nach<br />

dem Ausbruch zu wechseln. Die Änderungen scheinen keinen wirklich auffälligen<br />

Gesetzmässigkeiten zu folgen, was eine Interpretation sehr stark erschwert. Es muss<br />

davon ausgegangen werden, dass <strong>SOCOL</strong> die Abnahme <strong>des</strong> konvektiven<br />

Niederschlags über den Tropen nicht besonders gut wiedergibt (sei es nun Sommer<br />

oder Winter – in den Tropen herrscht ja immer „Sommer“).<br />

Die Niederschlagsverteilung <strong>des</strong> <strong>SOCOL</strong>-Modells leidet in den Wintermonaten<br />

natürlich unter denselben Unzulänglichkeiten, wie dies bereits bei der<br />

Bodendruckverteilung, oder der Verteilung der Temperaturanomalien zum Ausdruck<br />

kam. Niederschlagsmuster die vor den Monaten Oktober bis Dezember <strong>des</strong> Jahres<br />

1904 einer Verteilung ähnlich sehen würden, wie sie bei NAO + -Mode-Phasen<br />

auftreten würden, müssen als rein zufällig eingestuft werden. Denn die<br />

Voraussetzungen dafür sind bereits im Bodendruckmuster nicht gegeben. Somit ist<br />

das relativ ‚klare’ Muster dieser Jahre, welches kaum Gesetzmässigkeiten erkennen<br />

lässt, geschweige denn typische Muster zum Vorschein bringt, ein Ausdruck und die<br />

klare Fortsetzung dieser schlechten Wiedergabe der Erwärmungseffekte in den<br />

polaren Gebieten der unteren Stratosphäre und damit verbundenen Auswirkungen<br />

auf den polaren Vortex, durch das <strong>SOCOL</strong>-Modell.<br />

99


V. Schlussfolgerungen<br />

Nachdem die Bodendruckdaten und die <strong>SOCOL</strong>-Outputdaten separat betrachtet und<br />

analysiert wurden, sollen in einem letzten, zusammenfassenden Schritt, die<br />

Parallelen zwischen der Realität (Beobachtungsdaten) und dem Modell (<strong>SOCOL</strong>-<br />

Daten) eruiert werden.<br />

Die separate <strong>Analyse</strong> der Beobachtungsdaten hat die erhofften Anomaliemuster und<br />

deren geografische Verteilung mehrheitlich gut wiedergegeben. Die Theorie von<br />

Robock et al. [2000] stimmte relativ gut mit den Ergebnissen für die Anomaliemuster<br />

überein, was diese weiter zu bekräftigen vermag.<br />

Beim zweiten Schritt der separaten <strong>Analyse</strong>, der suche nach ähnlichen<br />

Vulkananomaliemustern, wurde analog zu den Beobachtungsdaten vorgegangen.<br />

Die dabei erhaltenen Resultate waren jedoch häufig zweideutig und entsprachen<br />

zum Teil in keiner Weise den, aus der Theorie von Robock et al. [2000] erwarteten<br />

Resultaten. Es konnte festgestellt werden, dass der Problembereich <strong>des</strong> Modells<br />

wohl hauptsächlich in der Wiedergabe <strong>des</strong> Temperaturgradienten in der unteren<br />

Stratosphäre zu suchen ist, die eigentliche Impulsübertragung von der Stratosphäre<br />

zur Troposphäre und der in der Folge resultierende ‚Surfaceimprint’ jedoch relativ gut<br />

zu funktionieren scheinen.<br />

Daraus wurde gefolgert, dass nicht wie von Robock et al. [2000] postuliert, je<strong>des</strong> Mal<br />

ein starker Temperaturgradient zwischen Äquator und Pol ausgebildet wird. Vielmehr<br />

kann es vorkommen, dass sich in den Mittelbreiten eine zonale Kälteanomalierinne<br />

ausbildet, die den Gradienten zu unterbinden vermag. Der Gradient besteht somit<br />

lediglich vom Äquator bis in mittlere Breiten, jedoch auch zwischen den mittleren<br />

Breiten und den polaren Gebieten (jedoch mit umgekehrtem Temperaturverlauf). Es<br />

muss also davon ausgegangen werden, dass der Gradient geografisch auch varieren<br />

kann und nicht immer vom Äquator zum Pol reicht. Dadurch funktioniert der polare<br />

Vortex, aufgrund <strong>des</strong> fehlenden Temperaturgradienten abgekoppelt, und ist eher<br />

anomal warm und schwach. Er dehnt sich dabei, wie in den jeweiligen<br />

nordhemisphärischen Wintermonaten klar zu sehen ist (Januar, Februar, März)<br />

aufgrund seiner eher schwachen Ausprägung meist über grössere Gebiete aus. Dies<br />

ist die wichtigste Feststellung, die im Zusammenhang mit dem <strong>SOCOL</strong>-Modell und<br />

<strong>des</strong>sen Vergleich mit den realisierten Mustern der Beobachtungsdaten gemacht<br />

werden kann.<br />

Die gemachten Feststellungen bezüglich <strong>des</strong> polaren Vortex verdeutlichen, dass<br />

auch dieser von einer starken Variabilität betroffen sein kann. In zukünftigen <strong>SOCOL</strong>-<br />

Modellanalysen muss der Position und der Ausprägung <strong>des</strong> Temperaturgradienten<br />

entsprechend besonderes Gewicht beigemessen werden.<br />

100


Internet:<br />

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Daten:<br />

Klimatologie 1961-1990 (WHO)<br />

Oberflächentemperaturen Surface Air Temperature (SAT)<br />

HadCRUT3v: Hadley Centre / Climatic Research Unit Temperature (HadCRUT3v.nc)<br />

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Bodendruckdaten Sea Level Pressure (SLP)<br />

hadSLP2p: Hadley Centre Sea Level Pressure dataset (hadSLP2p.nc)<br />

Allan, R. J. and Ansell, T. J. (2006) 'A new globally complete monthly historical mean sea level<br />

pressure data set (HadSLP2): 1850-2004', Journal of Climate, (accepted)<br />

104


Niederschlagsdaten Precipitation<br />

GHCN: Global Historical Climatology Network (pcpgrd.nc)<br />

Vose, R. S., Richard L. Schmoyer, Peter M. Steurer, Thomas C. Peterson, Richard Heim,<br />

Thomas R. Karl, and J. Eischeid, 1992: The Global Historical Climatology Network: long-term<br />

monthly temperature, precipitation, sea level pressure, and station pressure data.<br />

ORNL/CDIAC-53, NDP-041. Carbon Dioxide Information Analysis Center, Oak Ridge National<br />

Laboratory, Oak Ridge, Tennessee.<br />

GISS-Datensatz (http://data.giss.nasa.gov/modelforce/strataer/ Sato)<br />

Sato, M., J.E. Hansen, M.P. McCormick, and J.B. Pollack 1993. Stratospheric aerosol optical<br />

depth, 1850-1990. J. Geophys. Res. 98, 22987-22994<br />

Datenbank der Gruppe Brönnimann <strong>des</strong> Institutes für Klima und Atmosphäre:<br />

http://www.iac.ethz.ch/en/climatology/data_inventory.php<br />

Programme:<br />

IDL: Application development software for interactive data analysis and<br />

visualization: http://www.creaso.com/<br />

Ferret: http://ferret.wrc.noaa.gov/Ferret/<br />

105


VII. Danksagungen<br />

Es ist mir ein grosses Anliegen denjenigen Personen zu danken, die zum<br />

erfolgreichen Verlauf meiner Bachelorarbeit beigetragen haben.<br />

Prof. Stefan Brönnimann möchte ich für seine grosse Geduld und die ausgesprochen<br />

hilfreiche und unkomplizierte Art danken, mit der er mich durch meine erste<br />

akademische Arbeit führte. Er hat mir in vielen Bereichen den Weg immer wieder klar<br />

vorgegeben und konnte aufgrund seiner reichen Erfahrung immer wieder sehr gute<br />

Gedanken in die <strong>Analyse</strong>arbeit einbringen, was sehr hilfreich war und zum Gelingen<br />

dieser Arbeit einen substantiellen Beitrag lieferte.<br />

Andreas Fischer hat für seine überdurchschnittliche Geduld beim Lösen von<br />

Programmierschwierigkeiten einen grossen Dank verdient. Er war immer zur Stelle<br />

falls es bei meinem Arbeitskollegen Stefan Krähenmann und mir, bei der IDL-<br />

Programmierung wieder harzte. Seine ausgesprochen angenehme Art, Menschen zu<br />

Unterrichten, hat Ihm bei meinen Mitdiplomanden und bei mir einen grossen Respekt<br />

eingebracht.<br />

Stefan Krähenmann hat im Rahmen seiner eigenen Diplomarbeit eng mit mir<br />

zusammengearbeitet. Ich durfte reichlich von seiner Erfahrung im Verfassen von<br />

akademischen Arbeiten profitieren. Der gegenseitige Austausch bei der aufwändigen<br />

Programmierarbeit war sehr wertvoll. Da er seine Diplomarbeit erst später beenden<br />

wird, hat er mir in der Schlussphase meiner Arbeit sehr geholfen, alle Grafiken<br />

fristgerecht fertig zu stellen. Dafür gebührt ihm ein grosses Dankeschön meinerseits.<br />

106

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