Bergknappe Nr. 70 - Bergbau Silberberg
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1.<br />
Die Schmelze Küblis zur Zeit der Oesterreicher<br />
Chr. Hansemann, Küblis Fortsetzung 1<br />
Hammerschmiede im Betrieb<br />
ERNI, EINE GESCHICHTE DES BERGBAUS IM<br />
PRAETTIGAU ZUR ZEIT DER OESTERREICHI-<br />
SCHEN HERRSCHAFT, 1477 - 1649<br />
Es war weder der erste noch der letzte Besuch Ernis<br />
im Hammerwerk der Prättigauer Eisenhütte in<br />
Rafeilis. So oft er Zeit fand, war er da, half mit, ohne<br />
viele Worte zu machen, oder er bastelte am<br />
Schraubstock an irgendeinem Spielzeug herum. Oft<br />
schaute er den Männern auch einfach bei der Arbeit<br />
zu. Niemand wunderte sich über sein Kommen,<br />
niemand über sein Gehen. Er gehörte mit der Zeit<br />
gewissermassen dazu. Und Zeit hatte er viel , denn<br />
die zwei Ziegen und der Garten, wovon er mit seiner<br />
Mutter vornehmlich lebte, waren bald besorgt, und<br />
bezahlte Arbeit war rar. Eine Stelle als Hirt war für<br />
ihn nicht zu bekommen. Die Arbeitslosigkeit hatte<br />
schon seinen Vater in die Fremde getrieben, und seit<br />
mehr als acht Jahren wusste kein Mensch, ob er<br />
irgendwo in Arbeit oder unter Waffen stand. Ob er<br />
überhaupt noch lebte? Wer hätte auch nur ahnen<br />
können, dass die einheimischen <strong>Bergbau</strong>gewerke<br />
einen solchen Betrieb zustande brächten und noch<br />
weniger, dass ihnen die österreichischen<br />
Landesherren sowie deren hiesiger Vertreter, der<br />
Landvogt Finer, aus der Klemme helfen würden, als<br />
der Pleite-<br />
geier über Rafeilis kreiste, noch bevor in einem der<br />
vier Rennöfen angefeuert werden konnte. Jetzt war<br />
Arbeit und Verdienst im Tal. <strong>Bergknappe</strong>n, Fuhrleute,<br />
Köhler, Röster, Schmelzer, Schmiede und Säumer<br />
wurden gebraucht, und der Vater konnte nichts davon<br />
wissen, war nicht da. Ernis väterlicher Freund war<br />
Meister Jann. Er wurde seinerzeit für den Bau der<br />
Hammerschmiede beigezogen und blieb dann als<br />
deren Meister da. Die Schmiede war seine Welt. Hier<br />
arbeitete er, und hier lebte er. Zu seiner Behausung<br />
hatte er eine Ecke mit Brettern eingeschlagen. Ein<br />
Bett, ein Tisch, ein Schrank und zwei Stühle bildeten<br />
das Mobiliar. Ausser Erni liess er kaum jemanden bis<br />
in seine Klause vordringen. Kochgelegenheit brauchte<br />
er keine. Wollte er warm speisen, stellte er seine<br />
Pfanne in die Esse, und wurde ihm zu kalt, füllte er<br />
dort ein Becken mit glühenden Kohlen und heizte<br />
damit. Gelegentlich nötig werdende Einkäufe von<br />
Lebensmitteln besorgte Erni gern, und er wurde gut<br />
dafür entlöhnt. Hier also wusste Ernis Mutter ihren<br />
Buben, wenn er wieder einmal nicht zu errufen war,<br />
und hierher musste sie den Weg öfters und zu allen<br />
Tages- und Nachtzeiten machen, wenn er am<br />
laufenden Hammerwerk oder nach Feierabend an<br />
irgendeiner Bastelei mit Meister Jann samt diesem die<br />
Zeit<br />
<strong>Bergknappe</strong> 4/94 Seite 8