Oktober 2008 - Metzerlen-Mariastein
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Ein Inserat im Wochenblatt (damals Anzeiger) erweckte meine Neugier. Hier wurden<br />
Polizeianwärter gesucht. Die Ausbildung dauerte ein Jahr und setzte eine abgeschlossene<br />
Berufslehre voraus. Spontan bewarb ich mich, stellte mich einem umfassenden<br />
Auswahlverfahren und wurde aufgenommen.<br />
Obwohl ich mich im Vorfeld beim Personalchef der Post informierte, ob ich gegebenenfalls<br />
später wieder in ihren Dienst treten könnte, was mir zugesprochen wurde, fiel für Fritz eine<br />
Welt zusammen.<br />
Gott sei Dank brachte mein Bruder Röbi diese Sache wieder ins Lot, als er einige Jahre<br />
später ebenfalls die Ausbildung zum Betriebsassistenten in Angriff nahm. Röbi hängte<br />
seinen Beruf als Hufschmied im wahrsten Sinn des Wortes an den Nagel und trat als<br />
Posthalter das Erbe unseres Vaters nach dessen Pensionierung an.<br />
Für mich begann eines der schönsten Jahre meines Lebens. Die Ausbildungszeit in<br />
Solothurn war einfach super toll und ich wusste, das ist meine Berufung.<br />
Martin, ich erlebe dich als eine auseinandergesetzte Persönlichkeit ohne Machtansprüche.<br />
Darum die Frage: Es wird gemunkelt, die Polizistenausbildung sei eine Schnellbleiche, in<br />
welcher Menschen mit geringem Selbstwert in eine Uniform gesteckt werden, um danach<br />
Macht auszuüben.<br />
Martin Husistein: Eine Schnellbleiche ist es bestimmt nicht. Das erkennst du auch daran,<br />
dass man Polizist oder Polizistin nur auf dem zweiten Bildungsweg werden kann. Es ist eine<br />
abgeschlossene Berufsausbildung oder ein höherer Schulabschluss notwendig. Auf<br />
professionellem hohem Niveau wird den Anwärtern ein umfassendes Rüstzeug mit auf den<br />
Weg gegeben. Auf der einen Seite steht die theoretische Ausbildung mit Ausbildungsfächern<br />
in Allgemeinbildung, allgemeine Polizeifächer, Verkehr, Sicherheit und Einsatztaktik,<br />
Kriminalität, Recht und Psychologie, auf der anderen Seite werden die sportlichen und<br />
praktischen Fähigkeiten sowie die menschlichen Sozialkompetenzen unter Beweis gestellt.<br />
Selbstverständlich wird grosser Wert auf die persönliche Fitness gelegt. So ist mindestens<br />
einmal im Tag Sport angesagt. Gerade diese Disziplin war für mich massgeschneidert.<br />
Nebenbei konnte ich noch das Diplom im Rettungsschwimmen und die Lastwagenprüfung<br />
machen.<br />
Betreffend die von dir angesprochenen Machtansprüche ist es sicher so, dass es, wie in<br />
allen Berufen, auch bei der Polizei Menschen gibt, die ihren Beruf falsch verstehen und<br />
Macht ausüben. Ich kann dir jedoch mit gutem Gewissen sagen, dass ich diese Autorität des<br />
Polizisten noch nie missbraucht habe. In meiner heutigen Position könnte ich auch Einfluss<br />
nehmen, wenn ein Mitarbeiter diesen wichtigen Grundsatz nicht beachten würde. Ich kann<br />
dir garantieren, dass ich alle meine Mitarbeiter gut kenne und wir im Schwarzbubenland<br />
keine Polizistin oder Polizisten haben, die/der unseren Grundauftrag falsch verstanden hat<br />
und nicht verhältnismässig arbeitet. Natürlich gibt es auch bei uns hin und wieder eine<br />
Beschwerde. Schliesslich stehen wir ja täglich im Rampenlicht und müssen dort eingreifen,<br />
wo andere sich lieber die Finger nicht verbrennen. Seit meinem Amtsantritt konnten aber alle<br />
kritischen Anfragen oder die erwähnten Beschwerden jeweils mit einem klärenden Gespräch<br />
erledigt werden. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch gleich einmal festhalten, dass wir<br />
niemals mit einem Polizeiauto einfach zum Plausch mit Blaulicht und Martinshorn von A nach<br />
B fahren. In letzter Zeit sind mir solche Fragen von besorgten Metzerler zu Ohren<br />
gekommen. Jede Blaulichtfahrt muss gerechtfertigt und verhältnismässig sein.<br />
Wie gelingt es dir Privat- und Berufsleben auseinander zu halten?<br />
Martin Husistein: Das ist ganz einfach! Wenn ich die Uniform trage, bin ich Polizist und übe<br />
meine Arbeit aus.<br />
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