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16vor.de | 10.2.2013 Mut zur Herz-Schmerz-Operette - Theater Trier

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Sängerisch beginnt die Aufführung schwach: Sowohl die Sängerin <strong>de</strong>r jungen<br />

Zigeunerin Manja (Silvie Offenbeck) als auch teilweise die Piroschkas drücken<br />

zwecks Stimmvergrößerung und produzieren dabei ein Riesen-Tremolo und recht<br />

unsaubere Intonation – weniger wäre mehr.<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n bessert sich die Lage aber wesentlich: Joana Caspar als Gräfin Mariza<br />

besitzt eine kräftige, insbeson<strong>de</strong>re auch höhensichere Stimme, die sogar noch bei<br />

gleichzeitigem Forte <strong>de</strong>s Chors <strong>de</strong>utlich zu hören ist. Dass man sie bei manchen<br />

Parlando-Stellen in <strong>de</strong>r für einen Sopran unangenehmen tiefen Mittellage wenig hört,<br />

ist <strong>de</strong>m Komponisten anzulasten, <strong>de</strong>r vielleicht Vorbil<strong>de</strong>rn Richard Strauss o<strong>de</strong>r<br />

Puccini nacheifern wollte, aber zu dick instrumentierte. Frau Caspar besitzt auch eine<br />

gute Bühnenerscheinung und punktet schauspielerisch, wenn sie sich trotz stolzen,<br />

ja blasierten Gehabens als Gesellschaftsdame immer mehr <strong>de</strong>r vermeintlich nicht<br />

stan<strong>de</strong>sgemäßen Liebe öffnet. Insgesamt eine überzeugen<strong>de</strong> <strong>Operette</strong>ndiva!<br />

Den Verwalter Bela Törek – in Wahrheit Graf Tassilo – gibt Svetislav Stojanovic mit<br />

beeindrucken<strong>de</strong>r darstellerischer Eleganz. Er singt auch gut textverständlich mit<br />

klarem, hellem Tenor. Lei<strong>de</strong>r bewältigt er die Höhen nur mit Kraftanstrengung; über<br />

die extreme Höhe, die noch dazu teilweise ein Piano verlangt, muss er sich<br />

hinwegmogeln. Speziell im ersten Akt hätte <strong>de</strong>r Dirigent da durch raschere Tempi<br />

helfen können.<br />

Das “zweite Paar” (Zsupán und Lisa) ist mit Luis Lay und Evelyn Czesla besetzt. Lay<br />

bringt für <strong>de</strong>n Tenor-Buffo alles Wünschenswerte mit: Er singt mit schönem Timbre,<br />

im allgemeinen auch mit genügend Volumen; wenn er in <strong>de</strong>r Tiefe an seine Grenzen<br />

stößt, bleibt er angenehm locker. Hinzu kommt ein spritziges und witziges Spiel eines<br />

charmanten Spaßvogels, <strong>de</strong>r doch auch als schüchterner Verliebter berührt. Frau<br />

Czesla befriedigt sängerisch eingeschränkt: Sie liefert zwar alle Töne richtig ab, hätte<br />

aber für die Rolle <strong>de</strong>s jungen Mädchens ihren reifen Sopran eher <strong>zur</strong>ücknehmen und<br />

nicht quasi <strong>de</strong>r Diva Konkurrenz machen sollen.<br />

Kleinere Rollen sind bei Michael Höhler, Lászlo Lukácz und Ferry Seidl in guten<br />

Hän<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>r Regie wird Lukácz Gelegenheit zu (gekonnter) Komödiantik<br />

gegeben. Beson<strong>de</strong>res musikalisches Vergnügen bereitet <strong>de</strong>r Geiger Jakub Hanisz<br />

als Zigeunerprimas auf <strong>de</strong>r Bühne. Dass er und nicht die Alternativbesetzung spielt,<br />

erfährt man (wie übrigens auch für <strong>de</strong>n vergessenen Museumsbesucher) aus <strong>de</strong>m<br />

Programmheft allerdings nicht. Es wür<strong>de</strong> doch kaum etwas kosten, wenn das <strong>Trier</strong>er<br />

<strong>Theater</strong> das Publikum mit einem Einlagezettel informieren wür<strong>de</strong>.<br />

Chor und Extrachor mit ihren bei Kálmán großen Aufgaben wur<strong>de</strong>n von Angela<br />

Hän<strong>de</strong>l musikalisch erstklassig einstudiert. Lei<strong>de</strong>r ist aber vom Text – wie auch<br />

manchmal bei <strong>de</strong>n Solisten – wenig zu verstehen. Man sollte überlegen, auch bei<br />

einer Aufführung in <strong>de</strong>utscher Sprache bei <strong>de</strong>n Musiknummern eine Übertitelung zu<br />

geben (bei Wagner-Opern ist diese Praxis auf <strong>de</strong>m Vormarsch).<br />

Da neben <strong>de</strong>r Statisterie auch das Tanztheater (Choreographie: Jean-Pierre<br />

Lamberti) und das Schauspiel (in Gestalt von Angelika Schmid) vorzüglich zum<br />

Abend beitragen, soll wie<strong>de</strong>r einmal ein Plädoyer für das Drei-Sparten-<strong>Theater</strong><br />

abgegeben wer<strong>de</strong>n. <strong>Trier</strong> sollte trotz Sparzwängen alle drei Sparten aufrechterhalten.

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