Dorothea Georgieff: Prof. Ernst Hammerschmidt und die ...
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26 Artikel<br />
Zu den Vorbereitungen gehörte es nun auch nach<br />
passenden Zelten zu suchen, <strong>die</strong> sie schließlich in<br />
einem Sportgeschäft fanden. Zusammen mit Medikamenten,<br />
reichlich Konserven <strong>und</strong> anderen<br />
Campingartikeln wurde das gesamte Gepäck am<br />
20. Oktober 1966 auf den Weg geschickt. In einem<br />
Tag erreichten sie in einem von der Universität<br />
zur Verfügung gestellten Landrover mit<br />
Fahrer Baher Dar, eine 587 km lange Strecke. An<br />
der Brücke über den Blauen Nil trafen sie den<br />
nach Addis Abeba zurückkehrenden LKW der<br />
Fa. Mosvold. Motorboot <strong>und</strong> Ausrüstung seien<br />
wohlbehalten im Krankenhaus in Baher Dar untergebracht,<br />
berichtete man ihnen.<br />
Von Abuna Marqos in Dabra Marqos, der Hauptstadt<br />
von Goggam, unter dessen Jurisdiktion der<br />
Südteil des Tanasees stand, erhielten sie Briefe<br />
für <strong>die</strong> ihm unterstehenden Inselkirchen, nachdem<br />
er das Empfehlungsschreiben von Abuna<br />
Tewoflos gelesen hatte. Die Warnung des General-Gouverneurs,<br />
Dagazmac Daraga Markwannen,<br />
dem sie den Brief von Leg Kasa gegeben<br />
hatten, es seien zwischen Dabra Marqos <strong>und</strong><br />
Dangela Unruhen ausgebrochen, wurde von der<br />
Polizei widerrufen. Es handelte sich um Auseinandersetzungen<br />
über <strong>die</strong> Bodensteuer. Die Bauern<br />
wollten <strong>die</strong> Steuer zahlen, aber <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>besitzer<br />
erhoben Einspruch, da sie befürchteten, mit<br />
der Entgegennahmen der Steuer durch <strong>die</strong> Regierungsbeauftragten<br />
würden auch Eigentumsansprüche<br />
der Bauern auf das Land anerkannt. So<br />
erzählte man. Es sei nun wieder Ruhe eingekehrt,<br />
allerdings empfahl man ihnen, bei Anbruch der<br />
Dunkelheit in Baher Dar zu sein. Unterwegs kam<br />
es zu keinen Zwischenfällen, sie trafen nur ein<br />
stärkeres Militärkontingent, welches sie ohne anzuhalten<br />
passierten <strong>und</strong> kamen gegen 19.30 Uhr<br />
in Baher Dar am Südufer des Tanasees an.<br />
Boot auf dem Tanasee<br />
Foto: Peter <strong>Georgieff</strong> 1963<br />
Am 25.10. fuhren <strong>Prof</strong>. H., Abba La’eka Maryam<br />
<strong>und</strong> Herr Jacobi nach Gondar, um dort notwendige<br />
Besuche zu machen. Da sich der Erzbischof<br />
von Begemder, Abuna Petros, in Addis<br />
Abeba im Krankenhaus befand, gingen sie zu<br />
seinem Vertreter, Mamher Belay Marsa, einem<br />
hilfsbereiten Kirchenmann. Als ständiger Vertreter<br />
des häufig abwesenden Erzbischofs war<br />
Mamher Belay Marsa in der ganzen Provinz bekannt<br />
<strong>und</strong> geachtet. Von ihm bekamen sie Listen<br />
mit folgenden Angaben:<br />
Insel/Ort:<br />
Zahl der Handschriften:<br />
Rema 22<br />
Sera Seyon ?<br />
Afqaranna Egzi 9<br />
Mesele Fasiladas 13<br />
Qwarata Wallata Petros 14<br />
Bet Manzo 12<br />
Krestos Samra 20<br />
Tana Qirqos 64<br />
Me’erafa Maryam 14<br />
Am späten Nachmittag suchten sie den General-<br />
Gouverneur der Provinz Bagemder, Kolonel<br />
Tamrat Yeggazuz auf, um ihm den an ihn gerichteten<br />
Brief von Leg Kasa zu übergeben. Er ließ<br />
am nächsten Tag dann seinerseits Schreiben an<br />
<strong>die</strong> Gouverneure der Subprovinzen (Awwragga)<br />
Gondar <strong>und</strong> Dabra Tabor ausstellen. Nach einem<br />
Besuch in den Schlossanlagen (Gemp) von Gondar,<br />
des bekannten „Bades des Fasil“ sowie der<br />
Kirchen Dabra Berhan <strong>und</strong> Dabra Qusqam fuhren<br />
sie am 26.10. wieder nach Baher Dar zurück.<br />
In Baher Dar waren <strong>die</strong> Vorbereitungen inzwischen<br />
soweit, dass sie am 27.10. eine erste Ausfahrt<br />
zu der etwa 6,5 km von Baher Dar entfernten<br />
Waldinsel Kebran machen konnten. Da es<br />
keine Kartenwerke über den See gab <strong>und</strong> sie keine<br />
genauen Kenntnisse der Geländebeschaffung<br />
hatten, mussten sie sich – mit der Beschreibung<br />
von Dr. Schäuffele, Leiter des Deutschen Krankenhauses<br />
in Baher Dar, ausgerüstet – auf <strong>die</strong><br />
Suche nach einem geeigneten Landeplatz machen.<br />
Die Insel mit dichtem Baumbestand wurde<br />
nur als „St. Gabriel Island“ bezeichnet. Eine Umkreisung<br />
der Insel, <strong>die</strong> vulkanischen Ursprungs<br />
ist, zeigte ihnen eine ideale Stelle, <strong>die</strong> dann später<br />
auch ihr Zeltplatz werden solle. Durch üppige<br />
Vegetation stiegen sie zum Gipfel hinauf, wo<br />
Kirche <strong>und</strong> Schule in Äthiopien, Heft 62 / November 2009