Dorothea Georgieff: Prof. Ernst Hammerschmidt und die ...
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32 Artikel<br />
<strong>Prof</strong>. Lanfranco Ricci (Rom) hatte <strong>Prof</strong>. H. gebeten,<br />
in Qwarata nachzuforschen, ob dort ein Gadl<br />
(Vita) der Wallatta Petros vorhanden sei; wenn ja<br />
sollten sie es fotografieren. So machten sie sich<br />
am 11.12. auf <strong>die</strong> Suche nach dem Ort Qwarata<br />
auf dem südlichen Teil des Ostufers, wobei sie<br />
vom Assistant Manager des Hotels begleitet wurden.<br />
Die Kirche war leicht zu finden, auch ein<br />
Gadl war vorhanden, der von Mamher Walda<br />
Mika’el bereitwillig für <strong>die</strong> Aufnahme zur Verfügung<br />
gestellt wurde.<br />
<strong>Prof</strong>. H. hatte im Hotel in Baher Dar Mamher<br />
Balay von Gondar getroffen, der mit dem Generalgouverneur<br />
von Begemder, dem Gouverneur<br />
von Debra Tabor <strong>und</strong> anderen Regierungsbeamten<br />
<strong>und</strong> Notabeln zur Gr<strong>und</strong>steinlegung verschiedener<br />
Kirchen in der Umgebung hierher gekommen<br />
war. Bei <strong>die</strong>ser Gelegenheit berichtete er<br />
von einer kostbaren Handschrift des Haymanota<br />
abaw (Glaube der Väter) in Gondar, <strong>die</strong> zahlreiche<br />
Miniaturen (mit den Vätern des Konzils von<br />
Nikaia) enthalte, <strong>und</strong> äußerte den Wunsch sie<br />
möchten <strong>die</strong> Handschrift aufnehmen, damit für<br />
alle Fälle eine Kopie vorhanden sei. Am 11.12.<br />
verabredete Kolonel Yalitela mit Mamher Balay<br />
telefonisch, dass <strong>die</strong> Handschrift am übernächsten<br />
Tag zur Aufnahme bereitliegen solle. Am<br />
12.12. flogen sie nach Gondar. Die Handschrift<br />
konnten sie aber erst am 14.12. fotografieren, da<br />
es Schwierigkeiten gab. Zwischenzeitlich nutzten<br />
sie <strong>die</strong> Zeit <strong>und</strong> besuchten <strong>die</strong> Madhane-Alem-<br />
Kirche, wo sie eine große Handschrift des Gebra<br />
hemam (Akten der Passion) mit zahlreichen Miniaturen<br />
aufnehmen konnten. Die Priester waren<br />
sehr fre<strong>und</strong>lich. Als den Forschern noch weitere<br />
Handschriften angeboten wurden, brachte man<br />
ihnen auf Wunsch auch Qerellos (Kyrillos).<br />
Die Rückreise<br />
Nun galt es <strong>die</strong> Rückreise vorzubereiten. Herr<br />
Stein flog am 15.12. von Baher Dar nach Addis<br />
Abeba <strong>und</strong> von dort aus nach Frankfurt. Herr Jacobi<br />
folgte ihm am 18.12. Einen Teil der Ausrüstung<br />
übergab <strong>Prof</strong>. H. dem Ärzteteam im Krankenhaus<br />
in Baher Dar, den Rest brachte der Fahrer<br />
der Fa. Mosvold nach Addis Abeba, darunter<br />
auch das Motorboot. <strong>Prof</strong>. H. besuchte noch mit<br />
einer Dame des russischen Lehrerteams am Polytechnic<br />
Institute Lalibela <strong>und</strong> kam am 24.12.<br />
nach den obligaten Besichtigungen, dem Erwerb<br />
einiger Handschriften <strong>und</strong> einem aufschlussreichen<br />
Besuch bei einem Silberschmied nach Baher<br />
Dar zurück.<br />
Am 26.12. begann der letzte Abschnitt der ganzen<br />
Forschungsreise. Mit den Filmrollen als<br />
sorgfältig gehütetes Übergepäck flog <strong>Prof</strong>. H.<br />
nach Addis Abeba, wo er im Hause von Dr.<br />
Weithaler Aufnahme fand. Da sein Visum nach<br />
drei Monaten abgelaufen war, musste er es verlängern<br />
lassen. Dann verhandelte er mit Fa. Mosvold<br />
über den Verkauf des Motorbootes, der<br />
auch für beide Seiten zu einem annehmbaren<br />
Preis zustande kam. Analoges geschah mit dem<br />
Rest der Expeditionsausrüstung.<br />
Natürlich konnte er das Land nicht verlassen,<br />
ohne bei den eingangs genannten Personen Besuche<br />
gemacht zu haben, um über das erfolgreiche<br />
Ergebnis ihrer Arbeit zu berichten. Der äthiopische<br />
R<strong>und</strong>funk hatte sich für <strong>die</strong> Handschriftenaufnahme<br />
interessiert, auch „Ethiopian Herald“<br />
veranstaltete ein Interview. Am 17.1.1969 wurde<br />
der Metallkoffer mit den Filmen <strong>und</strong> der Fotoausrüstung<br />
zum Flugplatz gebracht <strong>und</strong> kam unversehrt<br />
in Frankfurt M. an. <strong>Prof</strong>. H. nahm am<br />
25.1. 1969 Abschied von Äthiopien, nachdem er<br />
noch am Timkat-Fest teilgenommen hatte.<br />
Zwei Jahre später, am 15.10.1971 fand dann im<br />
IES eine Feier statt, in der <strong>Prof</strong>. H. in Anwesenheit<br />
des Deutschen Botschafters, Dr. Rudolf<br />
Fechter, das komplette Filmmaterial dem Academic<br />
Vice-President, Dr. Mulugeta Waldago übergab.<br />
Das äthiopische Patriarchat <strong>und</strong> das Institute<br />
of Ethiopian Stu<strong>die</strong>s der Haile Selassie I. University<br />
(IES) erhielten je einen Filmsatz der 182<br />
Handschriften auf 1153 belichteten Filmmetern.<br />
Der Radiosender „Voice of the Gospel“ (Sender<br />
des Lutherischen Weltb<strong>und</strong>es für Ostafrika), das<br />
äthiopische Fernsehen <strong>und</strong> <strong>die</strong> äthiopische Presse<br />
würdigten ebenfalls <strong>die</strong> Arbeit <strong>die</strong>ses Forschungsprojektes.<br />
Damit das Filmmaterial nicht als „totes“ Material<br />
gelten sollte, wurden <strong>die</strong> aufgenommenen Handschriften<br />
der wissenschaftlichen Öffentlichkeit<br />
durch <strong>die</strong> detaillierte Beschreibung in den Handschriftenkatalogen<br />
VOHD erschlossen.<br />
Ich hoffe, dass ein Vergleich <strong>die</strong>ses Forschungsberichtes<br />
von <strong>Prof</strong>. E. <strong>Hammerschmidt</strong> mit den<br />
Möglichkeiten heutiger äthiopischer Forschung<br />
im Hinblick auf <strong>die</strong> Aufnahme von Handschriften<br />
deutlich macht, wie viel sich in den letzten 50<br />
Jahren in Äthiopien geändert hat <strong>und</strong> wie vielfältig<br />
<strong>die</strong> Möglichkeiten heute sind.<br />
Kirche <strong>und</strong> Schule in Äthiopien, Heft 62 / November 2009