Dorothea Georgieff: Prof. Ernst Hammerschmidt und die ...
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Artikel<br />
27<br />
sich <strong>die</strong> Kirche Qeddus Gabre‘el befindet, umgeben<br />
von Bäumen <strong>und</strong> Sträuchern, wo sich auch<br />
<strong>die</strong> bescheidenen Bauten der Mönche befinden.<br />
Die Überlieferung berichtet, dass <strong>die</strong> erste Kirche<br />
Qeddus Gabre‘el vom Gründer des Klosters<br />
Abuna Za-Yohannes, in der Regierungszeit des<br />
Amda Seyon I. (1314-44) erbaut worden war. Sie<br />
wurde verschiedene Male restauriert <strong>und</strong> erneuert.<br />
In der Regierungszeit des Iyo’as I. (1756-69)<br />
ist <strong>die</strong> Kirche durch einen Blitzschlag in Brand<br />
gesetzt <strong>und</strong> danach wieder hergestellt worden.<br />
Heute präsentiert sich <strong>die</strong> Kirche als ein stattlicher<br />
<strong>und</strong> eindrucksvoller Bau vom dreigeteilten<br />
Typ der R<strong>und</strong>kirche. Der äußere Wandelgang<br />
wird von 28 viereckigen Steinsäulen getragen,<br />
der mittlere Umgang von 12 ebensolchen (als<br />
Sinnbild der 12 Apostel); der innerste Bau mit<br />
dem Altar (Qeddesta qeddusan oder Maqdas) ist<br />
wie üblich viereckig.<br />
Eine Peilung mit dem Kompass ergab, dass das<br />
Grab des Gründers, Abuna Za-Yohannes, im<br />
Ostteil des Qeddest in den Fußboden eingelassen<br />
ist. Der Sarg des Kaisers Takla Haymanot I.<br />
(1706-08) befindet sich im Allerheiligsten, im<br />
Qeddesta qeddusan. Im Hof der Kirche steht ein<br />
Glockengeläute, das an hölzernen Querstangen<br />
aufgehängt ist <strong>und</strong> aus drei verschiedenen Glokkenarten<br />
besteht. An <strong>die</strong> größte (<strong>die</strong> mittlere) ist<br />
vorne <strong>und</strong> rückwärts mit Pflanzenfaserstricken je<br />
eine etwas kleinere festgeb<strong>und</strong>en. Die mittlere<br />
Tafel hat einen kreuzförmigen Griff, durch den<br />
das Ganze in Bewegung gesetzt werden kann.<br />
Steinglocke Kebran Kloster<br />
Foto: Peter <strong>Georgieff</strong> 1963<br />
Die Baulichkeiten des Klosters befanden sich<br />
insgesamt in recht bescheidenen Zustand. Sie bestanden<br />
aus Behausungen der drei Mönche <strong>und</strong><br />
aus dem von Stein erbauten Eqa-bet (Schatzhaus),<br />
wo <strong>die</strong> Handschriften aufbewahrt wurden.<br />
Verschiedene Reste von Maueranlagen ließen erkennen,<br />
dass <strong>die</strong> Insel einmal eine stattliche Klosteranlage<br />
besessen haben muss. Das galt nicht<br />
nur für das Gebiet oben am Gipfel, sondern auch<br />
für das Ufer im Südwesten, wo Herr Jacobi bei<br />
Wanderungen durch Gebüsch <strong>und</strong> Gestrüpp Reste<br />
von hafenartigen Anlagen fand.<br />
Der gegenwärtige Klostervorsteher, Mamher Gabra<br />
Iyasus wurde auf der Insel Dag im Tanasee<br />
geboren. Wie alt er ist, wusste er nicht. Er war<br />
vorher Mamher von Daga Estifanos, ging aber<br />
von dort wegen Schwierigkeiten mit den Mönchen<br />
vor 12 Jahren (im Jahr 1956) nach Kebran.<br />
Es handelte sich um Fragen des Landeigentums,<br />
da er der Ansicht war, dass <strong>die</strong> Daga-Mönche<br />
das Land zu Unrecht beanspruchten. Da der damalige<br />
Erzbischof von Hararge, Abuna Tewoflos,<br />
zugunsten der Mönche von Daga entschied,<br />
nahm Mamher Gabra Iyasus seinen Abschied.<br />
Da Pergament teuer <strong>und</strong> kostbar ist, hat<br />
man unbeschriebene Blätter von Handschriften<br />
bekanntlich für Notizen über Landeigentum, Stiftungen<br />
<strong>und</strong> dergleichen benutzt. Dies hat den<br />
Vorteil, dass solche Urk<strong>und</strong>ennotizen nicht leicht<br />
verloren gehen konnten. In einigen Handschriften<br />
auf Daga sind solche Notizen herausgeschnitten<br />
<strong>und</strong> man gab dafür Mamher Gabra Iyasus <strong>die</strong><br />
Schuld.<br />
Mamher Gabra Iyasus wurde von <strong>Prof</strong>. H. als<br />
fre<strong>und</strong>licher, älterer Herr beschrieben. Er hatte<br />
etwas Verschmitztes an sich <strong>und</strong> war ab <strong>und</strong> zu<br />
höher prozentigen, geistigen Getränken zugetan.<br />
So entstand schnell eine Fre<strong>und</strong>schaft zwischen<br />
ihm <strong>und</strong> <strong>Prof</strong>. H., der in seinen Vorräten auch<br />
entsprechende alkoholische Getränke mit sich<br />
führte. Er machte öfter Besuch am Festland <strong>und</strong><br />
benutzte dafür auch gern <strong>die</strong> Transportgelegenheit<br />
mit dem Motorboot. Die Mönche unterhielten<br />
durch Wanderungen vielfältige Beziehungen<br />
zum Volk <strong>und</strong> erfüllten damit eine wichtige seelsorgerische<br />
Aufgabe.<br />
Ziemlich verschieden von Mamher Gabre Iyasus<br />
– <strong>und</strong> doch sein leiblicher Bruder – war der<br />
zweite Mönch, Abba Hayla Maryam, ein würdiger,<br />
mitunter etwas rauer, aber im Kern fre<strong>und</strong>licher<br />
Asket, der meist allein, aber dafür umso gewissenhafter<br />
das St<strong>und</strong>engebet in der Kirche besorgte.<br />
Auch er war früher Mamher von Daga<br />
Estifanos gewesen <strong>und</strong> zwar in der Zeit der faschistischen<br />
Okkupation. Als <strong>die</strong> Italiener auf<br />
Daga Fuß fassen <strong>und</strong> dort verschiedene Arbeiten<br />
Kirche <strong>und</strong> Schule in Äthiopien, Heft 62 / November 2009