40 Jahre Telefonseelsorge Wien - moderndesign.at
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Pilotstudie: <strong>Telefonseelsorge</strong> 142 – ein<br />
16<br />
Wie <strong>Wien</strong>erinnen und <strong>Wien</strong>er die TS sehen<br />
Das vierzigjährige Bestehen der TS <strong>Wien</strong> bildet nicht<br />
nur einen Anlass zum Feiern, sondern fordert auch<br />
zum Nachdenken darüber auf, inwiefern das derzeit<br />
bestehende Konzept, das der TS als spezifische soziale<br />
Dienstleistung und Einrichtung zugrunde liegt, den<br />
veränderten Lebensbedingungen unserer Zeit und<br />
den damit verknüpften besonderen Bedürfnissen der<br />
Menschen in dieser Gesellschaft angemessen ist.<br />
Als ein Baustein in diesem Reflexionsprozess ist die<br />
Studie gedacht, die im Folgenden kurz dargestellt wird.<br />
Ziel der Studie<br />
Ziel der Studie war es, erste Hinweise darauf zu erhalten,<br />
wie die <strong>Wien</strong>er Bevölkerung die <strong>Telefonseelsorge</strong><br />
wahrnimmt und wie der Bedarf nach einem anonymen<br />
und vertraulichen Gesprächsangebot eingeschätzt wird.<br />
Art der Studie<br />
Die Untersuchung h<strong>at</strong> den Charakter einer Pilotstudie,<br />
die erste Einblicke in die angesprochene Them<strong>at</strong>ik<br />
geben soll und kann keinerlei Anspruch auf Repräsent<strong>at</strong>ivität<br />
erheben. Die hier dargestellten Ergebnisse<br />
beruhen großteils auf 91 halboffenen Interviews. Die<br />
91 Interviewten wurden aufgrund eines Quotenplanes,<br />
der die Kriterien Geschlecht, Alter, Bildungsstand,<br />
Lebensform und Kirchenzugehörigkeit berücksichtigt,<br />
ausgewählt, und wurden aus dem Bekanntenkreis der<br />
TS-Mitarbeiter, die die Interviews durchführten,<br />
gewonnen. Zusätzlich wurde der den Interviews<br />
grundgelegte Fragebogen auf die Homepage der <strong>Wien</strong>er<br />
TS gestellt und dort von 102 Personen ausgefüllt.<br />
Fragestellung der Studie<br />
Das Ziel der Studie war es, erste Hinweise darauf zu<br />
erhalten, wie die <strong>Wien</strong>er Bevölkerung den Notrufdienst<br />
<strong>Telefonseelsorge</strong> wahrnimmt.<br />
Bekanntheitsgrad des Notrufs 142<br />
bzw. der <strong>Telefonseelsorge</strong><br />
Wurden die ersten <strong>Telefonseelsorge</strong>stellen bereits vor<br />
mehr als <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n in Österreich eingerichtet, ist erst<br />
seit 1999 Österreich weit die <strong>Telefonseelsorge</strong> unter<br />
der (überwiegend) gebührenfreien Notrufnummer 142<br />
erreichbar. Als solche ist sie auch im <strong>Wien</strong>er Telefonbuch<br />
unter „Notdienste“ aufgelistet. Möglicherweise<br />
liegt in dieser zeitlichen Differenz eine der Ursachen,<br />
dass zwar der Großteil aller Befragten weiß, dass es<br />
eine <strong>Telefonseelsorge</strong> gibt, aber nur ca. ein Drittel die<br />
Telefonnummer 142 dieser zuordnen kann.<br />
Vorstellungen von und Erwartungen<br />
an die <strong>Telefonseelsorge</strong><br />
Zwei Merkmale bestimmen demnach vorwiegend das<br />
Bild, das die Interviewten von der TS haben: Zum<br />
einen wird mit dieser Institution Hilfe in Krisen- und<br />
Notsitu<strong>at</strong>ionen verbunden, zum anderen, dass TS ein<br />
Ort ist, wo man Menschen findet, die Zeit zum Zuhören<br />
und Reden haben. Mitunter wird TS auch mit<br />
„R<strong>at</strong> erhalten“, „anonyme Ber<strong>at</strong>ung“ oder „Gesprächspartner,<br />
die kompetent sind“ verknüpft. Nur ganz<br />
wenige verbinden mit TS ein Angebot der Kirche.<br />
Ob dies auf eine Säkularisierung des Begriffs der Seelsorge<br />
hinweist, kann hier nicht entschieden werden.<br />
Diese Bilder der TS finden ihren Niederschlag in den<br />
konkreten Erwartungen an die GesprächpartnerInnen<br />
in der TS und dem erwarteten Gewinn bzw. Nutzen<br />
von der Inanspruchnahme der Institution.<br />
Vorrangig und am häufigsten wird die Erwartung formuliert,<br />
dass der/die GesprächspartnerIn einfühlend<br />
zuhört, gefolgt von jener, dass er/sie Problemlösungen<br />
aufzeigt und R<strong>at</strong> gibt, aber auch jener, dass der/die<br />
Anrufende ernst genommen und verstanden wird.<br />
Dabei zeigt sich, dass ein einfühlendes Zuhören häufiger<br />
von Frauen als Männern genannt wird, während<br />
letztere häufiger das Aufzeigen von Problemlösungen<br />
erhoffen. Junge Menschen wiederum geben häufiger<br />
als ältere an, dass es für sie besonders wichtig ist,<br />
dass sie ernst genommen und verstanden zu werden.<br />
Der Nutzen eines Gesprächs mit der TS wird einerseits<br />
vorwiegend darin gesehen, dass die Anrufenden Entlastung<br />
erfahren und Beruhigung verspüren, zum<br />
anderen darin, dass sich im Gespräch neue Perspekti-<br />
weiß nicht was er tun soll.<br />
00:13 Probleme mit Ex-Freund.<br />
00:21 Probleme in der Beziehung mit der Freundin<br />
wegen seines Alkoholkonsums.<br />
01:25 „Mir geht’s nicht so gut,“ dann aufgelegt.<br />
01:55 „Wenn man um diese Zeit Freunde anruft, verdirbt<br />
man sich die Freundschaft, deshalb rufe<br />
ich, wenn ich es nicht mehr aushalte, euch an.<br />
02:10 Anruferin h<strong>at</strong> erfahren, dass sie an Krebs<br />
erkrankt ist.