Burnout-Syndrom - Lundbeck
Burnout-Syndrom - Lundbeck
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<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Neue Lebensenergie<br />
gewinnen!<br />
Ein Ratgeber für Menschen mit<br />
<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong> und deren Angehörige
Inhalt<br />
Vorwort 3<br />
Eine uralte Geschichte – von der Bibel<br />
bis Heute 4<br />
<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>:<br />
Was ist das? 6<br />
<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>:<br />
Ein schleichender Prozess 7<br />
<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>:<br />
Alles eine Typ-Frage? 12<br />
<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>:<br />
Welche Ursachen gibt es? 13<br />
Wie kann das <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
gemessen werden? 16<br />
Behandlung des <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s 20<br />
<strong>Burnout</strong>: Wie kann ich vorbeugen? 23<br />
Literaturempfehlungen 26<br />
2
Vorwort<br />
Perfekte Menschen sind<br />
so perfekt unmenschlich.<br />
Walter Ludin, (*1945),<br />
Schweizer Journalist, Redakteur,<br />
Aphoristiker und Buchautor.<br />
Sehr geehrte Patientin,<br />
sehr geehrter Patient,<br />
Ausgebrannt! Überstunden, wirtschaftliche Unsicherheit oder<br />
auch die häufige Doppelbelastung stellen neue Herausforderungen<br />
für die Arbeitnehmer bereit. Der psychische Druck<br />
steigt. Die Folge: man fühlt sich leer und ausgebrannt, nervlich<br />
und körperlich total am Ende und man vernachlässigt Partner<br />
und Familie.<br />
Wurde früher das <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong> noch mit den „helfenden<br />
Berufen“ in Verbindung gebracht, weiß man heute: es<br />
kann jeden treffen. Von Ärzten über Polizisten, Managern und<br />
Studenten bis hin zu Rentnern kann es jede soziale Gruppe<br />
treffen. Doch was tun, wenn die Batterien leer sind?<br />
Diese Broschüre will Ihnen einen kurzen Überblick über das<br />
<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong> geben. Die besten Tipps und Tricks zur<br />
Vermeidung und Behandlung haben wir für Sie kurz und<br />
knapp zusammengefasst.<br />
3
Eine uralte Geschichte –<br />
von der Bibel bis Heute<br />
Das Thema beschäftigt seit Jahrhunderten nicht nur die Gesellschaft<br />
– auch in der Literatur finden sich berühmte Beispiele.<br />
In der Bibel wird vom Propheten Elias gesprochen, der nach<br />
diversen Großtaten in eine depressive Müdigkeit verfiel, sich<br />
jedoch wieder erholte.<br />
Bei Thomas Mann fand das Phänomen bereits im Jahre 1900<br />
Einzug in seinem Roman „Die Buddenbrocks“. Er beschrieb die<br />
Figur des Senators Thomas Buddenbrock wie folgt:<br />
„Die phantasievolle Schwungkraft, der muntere Idealismus<br />
seiner Jungend waren dahin. Im Spiele zu arbeiten und mit<br />
der Arbeit zu spielen, mit einem halb ernst, halb spaßhaft gemeinten<br />
Ehrgeiz nach Zielen zu streben, denen man nur einen<br />
Gleichniswert zuerkennt – zu solchen heiter-skeptischen Kompromissen<br />
und geistreichen Halbwahrheiten gehört Frische,<br />
Humor und guter Mut; aber Thomas Buddenbrock fühle sich<br />
unaussprechlich müde und verdrossen. Was für ihn zu erreichen<br />
gewesen war, hatte er schon erreicht, und er wusste wohl,<br />
dass er den Höhepunkt seines Lebens, wenn überhaupt, wie er<br />
bei sich hinzufügte, bei einem so mittelmäßigen und niedrigen<br />
Leben von einem Höhepunkt die Rede sein konnte, längst überschritten<br />
hatte. (...) Jede Aktion, jedes Wort, jede Bewegung<br />
unter Menschen war zu einer anstrengenden und aufreibenden<br />
Schauspielerei geworden.“<br />
Aber auch in den neueren Medien wird das Thema <strong>Burnout</strong><br />
gerne verarbeitet. So beschäftigt sich der Film „Reine Nervensache“<br />
(1999, mit Robert De Niro), mit einem ausgebrannten<br />
Mafia-Boss, der seinen Psychoanalytiker dazu zwingt, ihn zu<br />
therapieren.<br />
4
<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>:<br />
Was ist das?<br />
Perfektion ist ein in letzter Konsequenz<br />
unerreichbares Ziel und der Weg dorthin führt stets<br />
über Irrtümer und Fehler.<br />
Hartmut Laufer, Dipl.-Ing.,<br />
Führungskräftetrainer<br />
Zum ersten Mal benutzte 1974 der deutsch-amerikanische<br />
Psychoanalytiker Herbert Freudenberger den Begriff <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />
Er hatte bei Ärzten einen Zustand körperlicher,<br />
emotionaler und geistiger Erschöpfung durch andauernde und<br />
wiederholte Belastungen festgestellt. Somit definiert Freudenberger<br />
das <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong> folgendermaßen: „Nachlassen<br />
bzw. Schwinden von Kräften oder Erschöpfung durch<br />
übermäßige Beanspruchung der eigenen Energien, Kräfte oder<br />
Ressourcen.“<br />
Eine einheitliche Definition des <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s liegt bis<br />
heute nicht vor. Ursprünglich wurden unter <strong>Burnout</strong> (engl.:<br />
to burn out = ausbrennen) die negativen Folgen der beruflichen<br />
(Über- oder Unter-) Beanspruchung mit gemütsmäßiger<br />
Erschöpfung, innerer Distanzierung und schließlich<br />
Leistungsabfall, oder – wie es früher beschrieben wurde – , ein<br />
„Stresssyndrom der helfenden Berufe“ auf einen kurzen Nenner<br />
gebracht.<br />
Die ICD-10 (internationale Diagnoserichtlinie der WHO),<br />
beschreibt das <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong> als „Zustand der totalen<br />
Erschöpfung“. Diese Definition verharmlost jedoch das komplexe<br />
Krankheitskonstrukt. Tatsächlich sind bis zu 130 verschiedene<br />
Symptome als brisante Begleiterscheinungen des<br />
<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s bekannt.<br />
6
Ein schleichender Prozess<br />
Wer alles perfekt haben und stets perfekt sein will,<br />
wird perfekt unglücklich.<br />
Walter Ludin, (*1945), Schweizer Journalist, Redakteur,<br />
Aphoristiker und Buchautor<br />
Die Erkrankung <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist das Resultat eines Prozesses,<br />
der sich aus Arbeitsbelastung, Stress und psychologischer<br />
Anpassung zusammensetzt. Ausprägung und Verlauf<br />
des <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s sind jedoch individuell verschieden<br />
und hängen stark von der Persönlichkeit des Betroffenen und<br />
seinem Umfeld ab.<br />
7
Innere Leere<br />
Offensichtliche<br />
Verhaltensänderungen<br />
Depersonalisation<br />
Schwere<br />
Depression<br />
Stadium 10<br />
Stadium 9<br />
Völlige<br />
<strong>Burnout</strong>-<br />
Erschöpfung<br />
Stadium 11<br />
Stadium 12<br />
Stadium 7<br />
Stadium 8<br />
Rückzug aus<br />
der Umwelt<br />
Der Drang sich<br />
zu beweisen,<br />
Idealismus<br />
1 Stadium<br />
2 Stadium<br />
Verstärkter<br />
Einsatz<br />
3 Stadium<br />
4 Stadium<br />
5 Stadium<br />
Umdeutung<br />
von Werten<br />
Subtile<br />
Vernachlässigung<br />
eigener<br />
Bedürfnisse<br />
Verdrängung<br />
von Konflikten<br />
und<br />
Bedürfnissen<br />
Es gibt verschiedene Definitionen der Phasen des <strong>Burnout</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>s, hier soll nun die ausführliche Phaseneinteilung von<br />
Freudenberger vorgestellt werden.<br />
Stadium 1: Der Drang sich zu beweisen<br />
Sie haben einen Beruf, den Sie mit großer Begeisterung und<br />
hohem Einsatz ausüben. Ihre persönlichen Erwartungen steigen<br />
und enden in einem verstärkten Leistungszwang. Die<br />
Wahrnehmung der eigenen Grenzen und Rückschläge nimmt<br />
ab.<br />
Stadium 2: Verstärkter Einsatz<br />
Arbeiten zu delegieren fällt Ihnen immer schwerer. Sie haben<br />
das Gefühl, alles selbständig erledigen zu müssen. Das Delegieren<br />
wird als Bedrohung der eigenen Unentbehrlichkeit er-<br />
6 Stadium<br />
Verleugnung<br />
auftretender<br />
Probleme<br />
Quelle: Freudenberger 1992<br />
8
lebt. Die anderen sind – Ihrer Ansicht nach – nicht in der Lage,<br />
die Aufgaben korrekt zu erfüllen.<br />
Stadium 3: Vernachlässigung eigener Bedürfnisse<br />
Die Arbeit nimmt in Ihrem Leben einen immer größeren Platz<br />
ein, sowohl gedanklich wie auch zeitlich. Persönliche Bedürfnisse<br />
und soziale Kontakte, wie Familie und Freunde hingegen<br />
treten immer stärken in den Hintergrund. Dieses Verhalten<br />
wird jedoch aufgrund Ihrer beruflichen Situation verstanden.<br />
Stadium 4: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen<br />
Es schleichen sich die ersten Fehler, wie z. B. Unpünktlichkeit<br />
oder das Verwechseln von Terminen ein. Sie können sich jedoch<br />
diese Fehler nicht eingestehen. Die ersten körperlichen<br />
Beschwerden treten auf.<br />
Stadium 5: Umdeutung von Werten<br />
Sie stumpfen langsam emotional ab. Soziale Kontakte werden<br />
als Belastung empfunden und früher wichtige Ziele werden<br />
umgewertet.<br />
Stadium 6: Verstärkte Verleugnung der auftretenden<br />
Probleme<br />
Die Verdrängung der eigenen und fremden Bedürfnisse wird<br />
zur Gewohnheit. Sie ziehen sich immer weiter aus Ihrem sozialen<br />
Umfeld zurück. Sie reagieren zynisch und aggressiv auf<br />
normale Fragen und beurteilen viele Ihrer Mitmenschen als<br />
dumm und undiszipliniert. Deutliche Leistungseinbußen und<br />
körperliche Beschwerden, wie z. B. ständige Müdigkeit oder<br />
Migräne, treten ein.<br />
Stadium 7: Rückzug aus der Umwelt<br />
Aus eigener Kraft soziale Kontakte herzustellen ist auf ein<br />
9
Minimum gesunken. Beruflich wird nur noch „Dienst nach<br />
Vorschrift“ verrichtet. Orientierungslosigkeit, Hoffnungslosigkeit<br />
und Entfremdung herrschen vor. Der Wunsch nach Ersatzbefriedigung<br />
steigt. Sie spüren, dass Sie nicht mehr so<br />
intensiv arbeiten können, wie Sie es sich wünschen. Sie bemerken<br />
den Leistungsabfall. Eine Krise deutet sich an.<br />
Stadium 8: Offensichtliche Verhaltensänderungen<br />
Die Verhaltensänderung wird sichtbar. Freunde und Familie<br />
ziehen sich zurück. Zu oft wurden sie zurückgewiesen. Die<br />
Schuldzuweisungen an die Umwelt steigen und Sie vermeiden<br />
immer häufiger die soziale Nähe. Von Ihrer beruflichen<br />
Tätigkeit sind Sie regelrecht besessen.<br />
Stadium 9: Depersonalisation – Verlust des Gefühls<br />
für die eigene Persönlichkeit<br />
Die eigene Wertschätzung sowie auch die Wertschätzung<br />
anderer sinken deutlich. Ein Privatleben existiert nicht mehr.<br />
Sie sind eigentlich nicht mehr arbeitsfähig. Das <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
wird unübersehbar und Hilfe von außen ist dringend<br />
nötig.<br />
Stadium 10: Innere Leere<br />
Es kommt in Ihnen zu einer inneren Leere. Ein Gefühl der Sinnlosigkeit<br />
breitet sich aus. Sie wirken teilnahmslos und werden<br />
trotz ausreichendem Schlaf nicht mehr richtig wach. Die Situation<br />
spitzt sich zu und es wären dringend Menschen vonnöten,<br />
die anwesend sind.<br />
Stadium 11: Schwere Depression<br />
Sie fühlen sich lust- und antriebslos, sind müde und haben<br />
existenzielle Zweifel.<br />
Es kommt zu völliger psychischer und körperlicher<br />
Erschöpfung und nicht selten zu Selbstmordge-<br />
10
Stadium 12:<br />
Völlige <strong>Burnout</strong>-<br />
Erschöpfung<br />
Es kommt zu völliger psychischer und körperlicher<br />
Erschöpfung und nicht selten zu Selbstmordgedanken.<br />
11
<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>:<br />
Alles eine Typ-Frage<br />
Prof. Dr. Klaus Linneweh, Wirtschafts- und Sozialpsychologe,<br />
ermittelte, dass bereits etwa 5 % der 25 – 40jährigen Angestellten<br />
in Deutschland an akuter chronischer Erschöpfung<br />
leiden.<br />
Bevorzugt trifft es besonders engagierte, hilfsbereite und produktive<br />
Menschen, die an sich selbst und ihre Umwelt besonders<br />
hohe Ansprüche stellen. Denn: „Wer ausbrennt, muss<br />
einmal gebrannt haben“.<br />
Besonders betroffen sind daher Berufe, die sich in erster Linie<br />
um Menschen kümmern – wie Krankenpfleger, Ärzte oder<br />
Lehrer.<br />
Extrem anfällig für diese Krankheit sind Frauen, da sie häufig<br />
einer Doppelbelastung ausgesetzt sind. Beruf und Familie<br />
(oder Haushalt) müssen gemeinsam bewältigt werden, auch<br />
wenn die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt werden. Sie<br />
wollen es Allen recht machen und streben nach Harmonie<br />
und Erfolg.<br />
Eine Hauptursache für <strong>Burnout</strong> sind die Erwartungen, die man<br />
an seine Arbeit stellt. In sozialen Berufen – also in Berufen, in<br />
denen man sehr viel mit Menschen zu tun hat – sind diese Erwartungen<br />
immer auch an sich selbst gerichtet. Man denkt:<br />
Ich muss ganz viel von mir geben, damit es meinen Schülern,<br />
meinen Patienten oder meinen Kunden gut geht. Viel persönliche<br />
Energie wird investiert, ein klares Feedback ist jedoch<br />
selten. Diese fehlenden Rückmeldungen aber auch positives<br />
Feedback und Anerkennung spielen eine wichtige Rolle bei der<br />
Entwicklung des <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s.<br />
12
Welche Ursachen gibt es?<br />
Am meisten machen wir falsch,<br />
wenn wir alles richtig machen wollen.<br />
Helga Schäferling, (*1957), deutsche Sozialpädagogin<br />
Die Ursachen des <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s sind vielfältig. Grundsätzlich<br />
kann man sagen, dass es dann zu der Diagnose <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
kommen kann, wenn ein Mensch permanent<br />
seine Kraftreserven aufbraucht und seinem Körper keine Möglichkeit<br />
zur Erholung gibt.<br />
13
Die Ursachen für das <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong> sind sowohl im persönlichen,<br />
im sozial- und organisationspsychologischen sowie<br />
im gesellschaftlichen Bereich zu finden.<br />
1. Persönliche Ursachen<br />
Häufig sind die Betroffenen übermäßig engagiert und ehrgeizig.<br />
Sie setzen sich ständig selbst unter einen zu hohen<br />
Erfolgsdruck. Als mögliche Risikofaktoren gelten Idealismus,<br />
Verantwortungsbewusstsein, Übereifer, Perfektionsstreben,<br />
Zwanghaftigkeit sowie der Wunsch, alles selbst machen zu<br />
wollen.<br />
Als weiterer Faktor bei den persönlichen Ursachen zählen auch<br />
besondere persönliche Defizite, wie z. B. eine schlechte Ausbildung,<br />
die Misserfolge provozieren kann oder auch die fehlende<br />
Fähigkeit, sich selbst und anderen Grenzen zu setzen.<br />
14
2. Gesellschaftliche Ursachen:<br />
Auch gesellschaftliche Veränderungen können ein Auslöser<br />
des <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s sein. Der Wertewandel in Bezug auf<br />
die Familie führt zu einer wachsenden Anonymität und Unpersönlichkeit.<br />
Der Stellenwert der Arbeit hat sich verändert<br />
und rückt stärker in den Lebensmittelpunkt.<br />
Ein weiterer Faktor ist die Verschlechterung der Wirtschaftslage.<br />
Schlechte Arbeitsbedingungen werden – aus Angst vor Arbeitslosigkeit<br />
– eher hingenommen.<br />
Die ständig wachsende Technisierung der Arbeitsabläufe führt<br />
dazu, dass der einzelne Arbeitnehmer nur noch für Teilbereiche<br />
verantwortlich ist. Die Autonomie des Einzelnen wird eingeschränkt.<br />
Unzufriedenheit und der Weg in das <strong>Burnout</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> sind möglich.<br />
3. Soziale und organisationspsychologische Ursachen<br />
Eine neue Arbeitssituation, wie z. B. der Berufseinstieg, ein<br />
Wechsel der Arbeitsstelle oder des Vorgesetzten sind mögliche<br />
Auslöser des <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s.<br />
Weitere Faktoren sind die immer stärkere Arbeitsbelastung,<br />
der häufig zu sachliche, zu einseitige oder zu unpersönliche<br />
Kontakt sowohl zu den Kunden als auch zu den Vorgesetzten<br />
und die fehlende Möglichkeit, sich selbst und seine Ideen in<br />
den Arbeitsablauf mit ein zu bringen.<br />
Fehlendes Lob und mangelnde Anerkennung durch den<br />
Vorgesetzten aber auch durch die Kollegen können ebenfalls<br />
das Risiko an einem <strong>Burnout</strong> zu erkranken steigern.<br />
Weitere wichtige Umweltfaktoren sind Probleme im privaten<br />
Umfeld und Einsamkeit.<br />
15
Messung des<br />
<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s<br />
Wir Menschen machen zu oft den Fehler,<br />
zu meinen, dass wir fehlerlos sind.<br />
Stefan Wittlin, (*1961), Schweizer „Medicus-Canis“, Kynologe-Hundetherapeut,<br />
Tierpsychologe, Buchautor und Kolumnist<br />
Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten, die Anfälligkeit,<br />
an einem <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong> zu erkranken, zu messen. Zwei<br />
Instrumente haben sich jedoch im Laufe der Zeit etabliert.<br />
Es ist jedoch immer zu raten, diese Instrumente durch einen<br />
Fachmann, wie z. B. einen Psychologen durchführen zu lassen,<br />
da die Mess-Ergebnisse einer Interpretation bedürfen.<br />
16
Maslach-<strong>Burnout</strong>-Inventory<br />
Das gängigste Instrument zur Erfassung von <strong>Burnout</strong> ist der<br />
Maslach <strong>Burnout</strong> Inventory (1981 von Maslach & Jackson entwickelt).<br />
Hierbei werden anhand von 22 Items die 3 Dimensionen<br />
des <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s untersucht: emotionale Erschöpfung,<br />
Depersonalisierung und Leistungs(un)zufriedenheit.<br />
Bei den siebenstufigen Antwortmöglichkeiten (von 0 = nie<br />
bis 6 = täglich) sollen die Befragten die Häufigkeit des Auftretens<br />
der jeweiligen Ereignisse angeben. Bei dem Fragebogen<br />
gilt es nicht den Gesamtwert für <strong>Burnout</strong> zu berechnen, sondern<br />
die einzelnen Dimensionen zu erfassen.<br />
Beispiele:<br />
l Ich fühle mich von meiner Arbeit ausgelaugt.<br />
l Ich glaube, ich behandle einige Klienten, als ob sie unpersönliche<br />
„Objekte“ wären.<br />
l Durch meine Arbeit fühle ich mich ausgebrannt.<br />
Tedium Measure<br />
Das Tedium Measure, d. h. die Überdrussskala, besteht aus 21<br />
Items, die nur im Hinblick auf die Häufigkeit beantwortet und<br />
einfach in einem Wert aufsummiert werden.<br />
Beispiele:<br />
l Ich fühle mich niedergeschlagen.<br />
l Ich bin emotional erschöpft.<br />
l Ich bin optimistisch.<br />
<strong>Burnout</strong>-Selbsttest<br />
Wenn Sie wissen möchten, ob Sie <strong>Burnout</strong>-gefährdet sind,<br />
können Sie dies in dem folgenden Selbsttest herausfinden.<br />
17
Fragebogen zum <strong>Burnout</strong>-Zustand<br />
Bitte beantworten Sie nach Ihrem ersten Impuls, bleiben<br />
Sie bei Ihrem Gefühl – seien Sie ehrlich mit sich selbst,<br />
sie verdienen es! Tragen Sie die Punkteanzahl in der Spalte<br />
rechts ein und addieren Sie zuletzt!<br />
(Das Ergebnis bleibt bei Ihnen)<br />
1 Ich habe allgemein zuviel Stress in meinem Leben.<br />
Durch meine Arbeit muss ich auf private Kontakte und<br />
2<br />
Freizeitaktivitäten verzichten.<br />
3 Auf meinen Schultern lastet zu viel.<br />
4 Ich leide an chronischer Müdigkeit.<br />
5 Ich habe das Interesse an meiner Arbeit verloren.<br />
Ich handle manchmal, so als wäre ich eine Maschine.<br />
6<br />
Ich bin mir selbst fremd.<br />
Früher habe ich mich um meine Mitarbeiter und Kunden<br />
7<br />
gekümmert – heute interessieren sie mich nicht.<br />
Ich mache zynische Bemerkungen über Kunden und<br />
8<br />
Mitarbeiter.<br />
Wenn ich morgens aufstehe und an meine Arbeit denke,<br />
9<br />
bin ich gleich wieder müde.<br />
Ich fühle mich machtlos, meine Arbeitssituation zu<br />
10<br />
verändern.<br />
11 Ich bekomme zu wenig Anerkennung, für das was ich leiste.<br />
Auf meine Kollegen und Mitarbeiter kann ich mich nicht<br />
12<br />
verlassen, ich arbeite über weite Bereiche für mich allein.<br />
13 Durch meine Arbeit bin ich emotional ausgehöhlt.<br />
Ich bin oft krank, anfällig für körperliche Krankheiten bzw.<br />
14<br />
Schmerzen<br />
Ich schlafe schlecht, besonders vor Beginn einer neuen<br />
15<br />
Arbeitsperiode.<br />
16 Ich fühle mich frustriert in meiner Arbeit.<br />
Eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften trifft auf<br />
17<br />
mich zu: nervös, ängstlich, reizbar, ruhelos.<br />
Meine eigenen körperlichen Bedürfnisse (Essen, Trinken,<br />
18<br />
WC) muss ich hinter die Arbeit reihen.<br />
19 Ich habe das Gefühl, ich werde im Regen stehen gelassen.<br />
20 Meine Kollegen sagen mir nicht die Wahrheit.<br />
21 Der Wert meiner Arbeit wird nicht wahrgenommen.<br />
Summe<br />
Auswertung:<br />
Bis 30 Punkte und/oder max. zwei Fragen mit 5 beantwortet:<br />
Geringes <strong>Burnout</strong>-Risiko.<br />
31 – 60 Punkte und/oder drei bis fünf Fragen mit 5:<br />
Beginnende <strong>Burnout</strong>-Situation.<br />
Über 60 Punkte und/oder mehr als fünf Fragen mit 5:<br />
18<br />
Es ist dringend Zeit was zu tun!
Trifft fast<br />
nie zu<br />
Trifft<br />
selten zu<br />
Trifft<br />
manchmal zu<br />
Trifft<br />
häufig zu<br />
Trifft fast die<br />
ganze Zeit zu<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
19<br />
Quelle: Dr. Günther Possnigg, Neurologe – Psychiater – Psychotherapeut, Wien
Behandlung des<br />
<strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s<br />
Ich mag diese kalten, präzisen, perfekten Menschen nicht,<br />
die, um nichts falsches zu sagen, niemals sprechen, und um<br />
nichts falsches zu tun, niemals etwas tun.<br />
Henry Ward Beecher, (1813 –1887), US-amerikanischer Geistlicher<br />
20
Analysieren Sie sich selbst. Bin ich ein Perfektionist? Bin ich in<br />
der Lage, Hilfe anderer anzunehmen, Arbeit abzugeben oder<br />
handle ich autonom? Setze ich mir selbst zu enge Timings?<br />
Überarbeiten Sie ihre Arbeitsstrategie, Ihr Selbst- und Zeitmanagement,<br />
denn auch dies kann für ein erholsameres Arbeiten<br />
sorgen.<br />
Ist es nicht mehr möglich, sich selbst zu erholen, sollte man<br />
sich professionelle Unterstützung bei einem Psychiater und/<br />
oder Psychotherapeuten suchen.<br />
Durch die Verschiedenartigkeit des Krankheitsbildes ist eine<br />
standardisierte Therapie nicht möglich. Sie richtet sich jeweils<br />
nach der individuellen Diagnose. Eine Prognose ist umso<br />
besser, je früher die Erkrankung erkannt wird. In den frühen<br />
Phasen dieser Erkrankung kann durch eine geeignete Verhaltensstrategie,<br />
wie z. B. Entspannungstraining, das Problem beheben.<br />
In den späteren Phasen, in denen die Leistung bereits<br />
gesunken ist und die ersten körperlichen Beschwerden wie totale<br />
Erschöpfung und Schlaflosigkeit eintreten, ist eine zielgerichtete<br />
Psychotherapie die wichtigste Grundlage der Behandlung.<br />
Die Behandlung ist in diesen Fällen umso schwieriger<br />
und langwieriger.<br />
Zu Beginn der Behandlung muss sich der behandelnde Arzt<br />
ein Bild von den psychischen Problemen und den Faktoren<br />
machen, die zum Ausbruch der Krankheit geführt haben.<br />
Auch nach Ausbruch der Erkrankung spielen ausreichende<br />
Erholungsphasen, ein gesunder Lebenswandel und gezielte<br />
Entspannungstechniken eine entscheidende Rolle. Weiterhin<br />
müssen die Betroffenen lernen „Nein“ zu sagen, ohne sich dabei<br />
schuldig zu fühlen.<br />
21
Auch die vorher bereits erwähnten externen Faktoren müssen<br />
betrachtet werden. Eine Betrachtung der Situation am<br />
Arbeitsplatz muss diskutiert werden, denn diese gilt als eine<br />
der häufigsten Ursachen des <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s. Selbst- und<br />
Zeitmanagement spielen hierbei eine entscheidende Rolle.<br />
Der Betroffene muss lernen, seine beruflichen Ziele realistisch<br />
einzuschätzen, Überforderungen schnell zu erkennen und ihnen<br />
entgegenzuwirken und das Arbeitspensum auf einem<br />
verträglichen Level zu halten.<br />
Häufig steckt eine Depression oder eine andere psychische<br />
Erkrankung hinter den Anzeichen des „Ausgebranntseins“.<br />
Dieser unbefriedigende und belastende Zustand sollte daher<br />
nicht hingenommen werden, sondern grundsätzlich von einem<br />
Facharzt (Psychiater/Nervenarzt) abgeklärt werden.<br />
Die Behandlung des <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>s ist keine kurzfristige<br />
Maßnahme: Sie dient dazu, langfristig die Lebensgewohnheiten<br />
und die Selbsteinschätzung des Betroffenen zu verändern<br />
und Bewältigungsstrategien für den Alltag zu vermitteln.<br />
22
<strong>Burnout</strong>:<br />
Wie kann ich vorbeugen?<br />
Es gibt Wichtigeres im Leben,<br />
als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.<br />
Mahatma Gandhi (1869–1948), indischer Rechtsanwalt,<br />
Führer der indischen Befreiungsbewegung<br />
DIE Vorbeugungsmaßnahme gegen das <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
gibt es sicher nicht. Stressige Zeiten komplett zu vermeiden<br />
ist nicht möglich. Lernen Sie mit Stresssituationen umzugehen.<br />
Die wirkungsvollste Behandlung ist wie immer eine<br />
rechtzeitige und konsequente Vorbeugung.<br />
Entspannung:<br />
Gönnen Sie sich regelmäßig Auszeiten. Kümmern Sie sich bewusst<br />
um sich selbst. Gehen Sie spazieren oder hören Sie Musik.<br />
Auch Entspannungstechniken, wie z. B. Autogenes Training<br />
oder Progressive Muskelrelaxation können Ihnen hierbei helfen.<br />
Lassen Sie sich durch nichts von Ihren Auszeiten ablenken,<br />
denn nur so können Sie sich voll und ganz auf Ihre Entspannung<br />
konzentrieren.<br />
Weitere Informationen finden Sie in der Patientenbroschüre<br />
„Entspannungstipps“.<br />
Gesunde Lebensweise:<br />
Bewegung, oder auch eine gesunde Ernährung stärken das<br />
Immunsystem und fördern das Wohlbefinden. Genießen Sie<br />
Ihre Mahlzeiten und gönnen Sie sich diese Auszeit. Essen Sie<br />
langsam und bewusst.<br />
Genug Schlaf:<br />
Zuwenig, unruhiger oder auch zu viel Schlaf beeinflussen Ihre<br />
Tagesform. Entwickeln Sie kleine Schlafrituale, wie z. B. Einschlafmusik.<br />
23
Zeit für Hobbies:<br />
Gönnen Sie sich Zeit für Hobbies und sorgen Sie somit für<br />
einen regelmäßigen Ausgleich zum Beruf. Tanken Sie somit<br />
Ihre Batterien wieder auf.<br />
Kontakte pflegen<br />
Genauso wichtig, wie Entspannung oder Hobbies ist die Pflege<br />
des sozialen Netzes. Freunde und Familie können Ihnen<br />
Sicherheit und seelische Unterstützung und Ausgleich bieten.<br />
Engagement überdenken<br />
Überdenken Sie Ihr Engagement. Lernen Sie Ihre persönlichen<br />
Kräfte zu dosieren und somit langfristig zu schonen. Denn ein<br />
zu großer Einsatz zu Beginn, kann immer zu einem Erschöpfungszustand<br />
führen. Bauen Sie zu hohe Ansprüche an sich<br />
selbst und an die Arbeitserfolge ab. Sie müssen nicht jede<br />
Aufgabe selbst übernehmen. Lernen Sie Aufgaben abzugeben.<br />
Realistische Ziele setzen<br />
Achten Sie darauf, dass Sie sich erreichbare Ziele setzen. Setzen<br />
Sie sich Teilziele, die Sie in einem kurzen Zeitraum auch<br />
realisieren können. Denn diese kleinen Ziele motivieren und<br />
stärken Sie für das nächste Teilziel.<br />
Arbeit und Freizeit trennen<br />
Halten Sie Ihre Arbeitszeiten ein. Lassen Sie Überstunden nicht<br />
zum Normalzustand werden.<br />
Grenzen abstecken<br />
Lernen Sie ohne schlechtes Gewissen „Nein“ zu sagen. Zeigen<br />
Sie anderen, wo Ihre Grenzen liegen. Akzeptieren Sie auch für<br />
sich selbst bestimmte Grenzen und halten Sie diese ein.<br />
24
Literaturempfehlungen<br />
Eckhart H. Müller<br />
Ausgebrannt.<br />
Wege aus der <strong>Burnout</strong>-Krise.<br />
Herder, Freiburg, 2004<br />
Axel Koch, Stefan Kühn<br />
Ausgepowert? Hilfen bei <strong>Burnout</strong>s, Stress, innerer<br />
Kündigung.<br />
Gabal, Offenbach: 2000<br />
Christina Maslach, Michael P. Leiter<br />
Die Wahrheit über <strong>Burnout</strong>. Stress am Arbeitsplatz<br />
und was Sie dagegen tun könnnen.<br />
Springer-Verlag, Wien: 2001<br />
Matthias Burisch<br />
Das <strong>Burnout</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />
Springer Medizin Verlag, Berlin: 2006<br />
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