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Skript SS 2013 - Institut für Organische Chemie - Leibniz Universität ...

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Spezielle <strong>Chemie</strong><br />

Vorlesungsteil<br />

Koordinationschemie<br />

(Stand <strong>SS</strong> <strong>2013</strong>)<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Organische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

<strong>Leibniz</strong> <strong>Universität</strong> Hannover (Germany)<br />

1<br />

verantwortlich:<br />

Prof. Dr. A. Kirschning<br />

Co<br />

Vitamin B12


Chemische Bindungstypen (mit abnehmender Bindungstärke)<br />

1. Kovalente Bindungen 3. Wasserstoffbrückenbindungen<br />

H 2 : H-H<br />

2. Koordinative Bindungen 4. van der Waals Bindungen<br />

Dekan, ein Kohlenwasserstoff mit<br />

zeitlich befristeten Dipolen


Beispiele <strong>für</strong> Kordinationskomplexe<br />

Allgemein: M = Metall und L= Ligand<br />

Komplex: ML n<br />

Prinzipiell bilden alle Metalle Koordinationsverbindungen. Dabei findet man bei Übergangsmetallen<br />

gleiche Komplexe bei unterschiedlichen Oxidationszahlen, z. B. gelbes und rotes<br />

Blutlaugensalz: Na 4 Fe[CN] 6 (Eisen II) und Na 3 Fe[CN] 6 (Eisen III).<br />

Liganden können anionisch oder neutral sein, können anorganischer oder organischer<br />

Natur sein.<br />

Schauen wir uns einen solchen Komplex beispielhaft am NiCN 4<br />

-<br />

genauer an.


Warum kann Ni(CN) 2 noch weitere Liganden in seiner Koordinationssphäre<br />

aufnehmen?<br />

Die Elemente der höheren Perioden haben neben s- und p-Orbitalen zusätzliche d-Orbitale,<br />

die bei den Nebengruppenelementen aufgefüllt werden.


Warum kann Ni(CN) 2 noch weitere Liganden in seiner Koordinationssphäre<br />

aufnehmen?<br />

Besonders Übergangsmetalle sind prädestiniert, Koordinationsverbindungen z. B. mit<br />

Anionen zu bilden, weil sie weitere, leere Atomorbitale besitzen. Besonders wichtig sind hierbei<br />

d-Orbitale, die je nach Typ ganz bestimmte Bereiche im räumlichen Umfeld (x,y,z-Achsen)<br />

des Metalls befüllen. Sind sie nicht befüllt, dann können anionische oder neutrale Liganden<br />

mit freiem Elektronenpaar (z. B. NH 3 ) mit diesen überlappen und eine koordinative Bindung<br />

ausbilden.<br />

Je nach Metall und Oxidationszahl stehen nur wenige Orbitale zur Verfügung womit sich eine<br />

vorhersehbare Geometrie des Komplexes ergibt.


Unterschiede zwischen Elementen mit und ohne verfügbare d-Orbitale


Zwei vereinfachte Beispiele <strong>für</strong> die Überlappung eines Elektronenpaardonors (Ligand) und<br />

eines Elektronenpaarakzeptors ist der Komplex aus Ammoniak und Boran (BH 3 ) oder aus<br />

Ammoniak und Silberionen.<br />

Es gibt offensichtlich Analogien zu dem Konzept der Lewisbasen und Lewissäuren. Boran ist<br />

eine typische Lewissäure, während Ammoniak zu den Lewisbasen zählt.<br />

An dieser Stelle wissen wir noch nicht, welche Orbitale am Silber beteiligt sind, den linearen<br />

Komplex auszubilden.


Typen von Liganden / Metallkomplexen<br />

Optionen <strong>für</strong> Metalionen-Bindungen <strong>für</strong> den Carboxylat-Liganden (monodentat,<br />

bidentat, chelat).


Typen von Liganden / Metallkomplexen<br />

Beispiel <strong>für</strong> einen weiteren bidentaten Liganden:<br />

Ethylendiamin (en)<br />

Beispiel <strong>für</strong> einen tetradentaten Liganden:<br />

Porphyrin<br />

Beispiel <strong>für</strong> einen hexadentaten Liganden:<br />

Ethylendiamin-tetraacetat (EDTA)


Typen von Liganden / Metallkomplexen


Gängige Oxidationszahlen bei Übergangsmetallen


Gängige Oxidationszahlen bei Übergangsmetallen


Geometrien<br />

Je nach Zahl der Liganden am Zentralmetall kennt man verschiedene<br />

Vorzugsgeometrien. Sie sind abhängig von der Elektronenkonfiguration<br />

(Oxidationszahl) und dem Größenverhältnis zwischen Zentralatom und<br />

Ligand.<br />

KZ 2 3 4 5 6<br />

P<br />

o<br />

l<br />

y<br />

e<br />

d<br />

e<br />

r<br />

linear<br />

trigonal-planar<br />

pyramidal<br />

quadratisch-planar<br />

tetraedisch<br />

quadratischpyramidal<br />

trigonalpyramidal<br />

oktaedrisch<br />

T-förmig


Valenzbindungstheorie<br />

(valence bond theory)<br />

• Einfache Theorie zur Erklärung der<br />

Komplexbindung<br />

• Berücksichtigt die nicht besetzten d-Orbitale<br />

des Zentralatoms<br />

• Bindungselektronen werden von den Liganden<br />

geliefert


Valenzbindungstheorie<br />

• Beruht auf der Hybridisierung der freien (d-)Orbitale des<br />

Zentralatoms<br />

– sp 3 tetraedisch<br />

– dsp 2 quadratisch-planar<br />

– d 2 sp 3 oktaedrisch


Beschreibung eines Co(III)-Komplexes gemäß des<br />

Valenzbindungskonzepts


Eine einfache Beschreibung der Bindungsverhältnisse <strong>für</strong> das [Co(NH 3 ) 6 ] 3+<br />

Komplexion gemäß des Valenzbindungskonzepts


Gängige Oxidationszahlen bei Übergangsmetallen


Das oktaedrische [SiF 6 ] 2 -Komplexanion und die Deutung im Valenzbindungskonzept.<br />

Die Überlappung von jeweils zwei Elektronen der sechs Fluorid-Anionen<br />

mit einem der sechs Hybridorbitale des Si(IV) Kations liefert eine oktaedrische<br />

Anordnung bestehend aus sechs äquivalenten kovalenten Sigma-Bindungen.


Gängige Oxidationszahlen bei Übergangsmetallen


Valenzbindungstheorie<br />

• Einfache „Komplexbindung“


Gängige Oxidationszahlen bei Übergangsmetallen


Erweiterte Valenzbindungstheorie<br />

Die erweiterte Valenzbindungstheorie nutzt das Konzept der inneren<br />

Schale und äußeren Schale Architektur z. B. <strong>für</strong> oktaedrische Kobalt(III)<br />

Komplexes. Dieses bedeutet, dass verschiedene Besetzungen der d-<br />

Orbitale am Metall diskutiert werden. Die sechs leeren hybridisierten<br />

Orbitale können in beiden Fällen sechs nicht gebundene Elektronenpaare<br />

der Liganden aufnehmen.


Kristallfeldtheorie<br />

- Vereinfachte Beschreibung von Metall-Ligand Komplexen<br />

auf Basis von ionischen Interaktionen<br />

- Man betrachtet den Einfluss eines ionischen Umfelds auf die<br />

Orbitale des Zentralatoms.<br />

- Radiales ionisches Umfeld erhöht nur die Energie der Orbitale<br />

aber führt zu keiner Aufspaltung der Energien zueinander.<br />

- Gerichtete ionische Ladung führen zur Aufspaltung


Das Konzept des Einflusses eines Kristallfelds auf die Veränderung der relativen<br />

Energien von p-Orbitalen (dieses ist nur als Illustrationsbeispiel gezeigt). Es wird<br />

exemplarisch der Einfluss aus der Z-Achse gezeigt.<br />

Einfluss eines Kristallfelds auf die d-Orbitale in einem oktaedrischen Feld.


Ligandenfeldtheorie<br />

• Betrachtet die Wechselwirkungen der Liganden<br />

eines Komplexes mit den Elektronen der d-<br />

Orbitale eines Zentralatoms<br />

• Im Komplex Abstoßung zwischen dem<br />

Elektronenpaar des Liganden und den d-<br />

Elektronen des Zentralatoms<br />

entartete Orbitale spalten sich in 2 verschiedene<br />

Energieniveaus auf<br />

• Energiegewinn bei Orbitalaufspaltung:<br />

Ligandenfeldstabilisierungsenergie (LFSE)


Spektrochemische Reihe<br />

• Reihung der Liganden:<br />

I -


Oktaedrische Komplexe<br />

• Aufspaltung der Orbitale in<br />

– Energiearme Orbitale: d xy , d xz und d yz<br />

– Energiereiche Orbitale: d z<br />

2 und d x<br />

2 -y<br />

2<br />

• Übergangsmetallionen mit 1, 2, 3, 8, 9, 10 d-<br />

Elektronen haben nur einen Zustand<br />

Nur bei 4, 5, 6, 7 d-Elektronen 2 Zustände möglich<br />

• Hund´sche Regel wird weiter befolgt


high spin, low spin I<br />

• high spin: Anordnung des Zentralions mit den<br />

meisten ungepaarten d-Elektronen<br />

• low spin: Anordnung des Zentralions mit den<br />

wenigsten ungepaarten d-Elektronen<br />

• Wechsel von high spin zu low spin:<br />

– Energiebetrag ∆ wird gewonnen<br />

– Aber: Spinpaarungsenergie ist notwendig<br />

• Diamagnetismus: nur gepaarte Elektronen<br />

• Paramagnetismus: ungepaarte Elektronen


Vergleich von Spinpaarung (rechts) und getrennter Orbitalbesetzung (links) <strong>für</strong> ein<br />

einfaches (aber irreales) Modell von zwei nicht degenerierten Orbitalen mit zwei<br />

Elektronen.


high spin, low spin II


Vergleich des Kristallfeldes (ionisch; links) und Ligandenfeldes (Molekülorbitale;<br />

rechts) und Aufspaltungsdiagramm der d-Orbitale. Beide führen zum gleichen<br />

Ergebnis <strong>für</strong> die d-Elektronen, welche in zwei degenerierte Gruppen von Orbitalen,<br />

aufspalten, die durch relativ kleine Energieunterschiede (D) charakterisiert sind.


Tetraedrische Komplexe<br />

• Prinzipiell high und low spin möglich bei d 3 ,<br />

d 4 , d 5 , d 6<br />

Wegen niedriger Ligandenfeldaufspaltungsenergie<br />

nur high spin bekannt<br />

• Co 2+ bildet die meisten tetraedrischen<br />

Komplexe<br />

– Da größte LFSE als andere Übergangsmetallionen


Gängige Oxidationszahlen bei Übergangsmetallen


Tetraedrische Komplexe<br />

• Aufspaltung der Orbitale entgegengesetzt zu<br />

oktaedrischen Komplexen


Vergleich der d-Orbital-Aufspaltung <strong>für</strong> das oktaedrische und tetraedrische<br />

Feld (Dt = 4/9 Do ).


Quadratisch-planare Komplexe<br />

• Besitzt keine Liganden in z-Richtung<br />

Typisch <strong>für</strong> Ionen Pd 2+ , Pt 2+ und Au 3+<br />

– Alle quadratisch-planaren Komplexe dieser Ionen<br />

sind diamagnetische low spin Komplexe<br />

• Große Ligandenfeldaufspaltung ist bei<br />

quadratisch-planaren Komplexen mit d 8 -<br />

Konformation zu erwarten


Gängige Oxidationszahlen bei Übergangsmetallen


Quadratisch-planare Komplexe<br />

d xz und d yz sind entartet<br />

d x<br />

2 -y<br />

2 ist direkt auf<br />

Liganden gerichtet,<br />

deshalb energiereichstes


Ein Überblick zu den Veränderungen des Ligandenfeldes<br />

(d-Orbitalenergien) durch Verlängerung der Bindungen<br />

entlang der Z-Achse


Überblick, wie sich die Spinanordnung (high oder low spin) sich ändert mit der<br />

Größe von D am Beispiel eines d6 in einem oktaedrischen Feld. Die Typ der<br />

Liganden bestimmt das Resultat.<br />

Beispiele <strong>für</strong> d8 Nickel (II) Komplexe, die einerseits eine quadratisch planare oder andererseits eine<br />

tetraedrische Geometrie einnehmen (abhängig von der Stärke des Ligandenfelds der Liganden). Der<br />

quadratisch planare Komplex besitzt keine ungepaarten Elektronen und ist diamagnatisch. Der tetraedrische<br />

Komplex besitzt zwei ungepaarte Elektronen und ist paramagnetisch.


Isomerie<br />

• Konfigurationsisomerie<br />

– cis: Liganden stehen nebeneinander<br />

– trans: Liganden stehen gegenüber<br />

• cis-Form<br />

• trans-Form


Isomerie<br />

• Koordinationsisomerie<br />

– Bei Komplexen mit Anionen und Kationen<br />

– Beispiel:<br />

[Co(NH 3 ) 6 ][Cr(CN) 6 ] [Cr(NH 3 ) 6 ][Co(CN) 6 ]<br />

Kation Anion Kation Anion<br />

• Bindungsisomerie<br />

– Liganden werden durch verschiedene Atome an<br />

das Zentralatom gebunden<br />

CH 3 C N<br />

CH 3 N C<br />

Cyano-Komplex<br />

Isocyano-Komplex


Isomerie<br />

• Ionenisomerie<br />

– Ionen können als Ligand im Komplex oder<br />

außerhalb des Komplexes gebunden sein<br />

[Co(NH 3 ) 5 Cl]SO 4<br />

[Co(NH 3 ) 5 SO 4 ]Cl<br />

• Hydratisomerie<br />

– Spezieller Fall der Ionenisomerie<br />

[Cr(H 2 O) 6 ]Cl 3<br />

[Cr(H 2 O) 5 Cl]Cl 2 •H 2 O<br />

[Cr(H 2 O) 4 Cl 2 ]Cl•2H 2 O


Komplexstabilität<br />

• Thermodynamische Stabilität:<br />

– Geringe Komplexzerfallskonstante<br />

[Co(NH 3 ) 6 ] 3+ + 6 H 2 O [Co(H 2 O) 6 ] 3+ + 6 NH 3 K D ≈ 10 -34<br />

• Kinetische Stabilität:<br />

– Thermodynamisch instabil, aber langsamer Zerfall<br />

[Co(NH 3 ) 6 ] 3+ + 6 H 3 O + [Co(H 2 O) 6 ] 3+ + 6 NH 4<br />

+<br />

K D ≈ 10 25<br />

• Labile Komplexe:<br />

– Thermodynamisch und kinetisch instabil


Komplexstabilität<br />

• Stabilität von M 3+ meist größer als von M 2+ bei<br />

gleichen Liganden<br />

• Übergangsreihe nach Ivering und Williams<br />

– Mn 2+ < Fe 2+ < Co 2+ < Ni 2+ < Cu 2+ > Zn 2+<br />

• Es gilt das HSAB-Prinzip


Chelate<br />

• Mehrzähnige Liganden bilden Chelate<br />

A-X<br />

B -Y<br />

M<br />

• Zentralatom M von X und Y in die Zange<br />

genommen (griech. chelé = Krebsschere)<br />

• Chelateffekt: Chelate oft stabiler als einfache<br />

Komplexe -> Entropiegewinn<br />

• Typisches Chelat: Ethylendiamin (en)


Chelate<br />

• EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure)<br />

planar<br />

im Komplex


[Ag(NH 3 ) 2 ]Cl<br />

K 3 [Fe(CN) 6 ]<br />

[Co(NH 3 ) 6 ][Cr(CN) 6 ]<br />

Nomenklatur<br />

Diamminsilber(I)-chlorid<br />

Kalium – hexacyanoferrat (III)<br />

Hexaammincobalt(III)-hexacyanochromat(III)<br />

[Cr(NH 3 ) 6 ][Co(CN) 6 ]<br />

Hexaamminchrom(III)-hexacyanocobaltat(III)<br />

[Co(NH 3 ) 5 Cl]SO 4<br />

Pentaamminchlorocobalt(II)-sulfat<br />

[Co(NH 3 ) 5 SO 4 ]Cl<br />

Pentaamminsulfatocobalt(II)-chlorid<br />

[Mo(CO) 6 ]<br />

Hexacarbonylmolybdän(0)


Chelate in der Natur -<br />

z. B. Häm oder Vitamin B12<br />

Vitamin B12<br />

Co


Biologische Komplexe<br />

Magnesium-ATP-Komplex<br />

Hämoglobin


Die Geometrie ändert sich am Eisenzentrum des Häm-Komplexes in Myoglobin oder<br />

Hämoglobin nach Koordination des Sauerstoffmoleküls.<br />

Mögliche Arten der Koordination eines zweiatomigen Moleküls sind gezeigt, wobei die<br />

gewinkelte Anordnung <strong>für</strong> Sauerstoff bevorzugt ist.


Das Häm-Rückgrat und die Koordination zu M(II)-Ionen<br />

Drei Typen von vierfach koordinierten Kupfer(II)-Zentren, die man in kupferhaltigen<br />

Proteinen findet. Daneben ein Beispiel <strong>für</strong> einen seltenen, fünfach koordinierten<br />

pyramidal quadratisch-planaren Prion-Protein Kupfer(II)-Komplex.

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