03.11.2013 Aufrufe

Download - COPO Verlagsdienste

Download - COPO Verlagsdienste

Download - COPO Verlagsdienste

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

phie der wissenschaftlich-philosophischen Weltauffassung. Fechner kombinierte<br />

das Wissenschaftliche (die äußeren Erfahrungen) mit dem Psychologischen (die<br />

Innenwelt). Demnach ist alles Psychische durch Physisches bedingt (das „Allgemeinste<br />

Gesetz der Psychophysik“). Damit wendet er sich von der geltenden Philosophie<br />

ab, dass eine Seele den Körper steuert. Konsequent geht er weiter und<br />

erklärt, dass auch alles Organische durch Naturgesetze erklärt werden kann.<br />

Seit den 90ern des vergangenen Jahrhunderts übernahmen mehr und mehr die<br />

‚unphilosophischen‘ Evolutionspsychologen die philosophische Erkenntnisarbeit.<br />

Sie erforschten, wie die Evolution sich im Geistigen manifestiert. Demnach wird<br />

unser Verhalten durch archaische (frühkulturelle) und atavistische (vorkulturelle)<br />

Erfahrungen geprägt. Inwieweit diese<br />

Erfahrungen nicht nur kollektive,<br />

Beispielsweise wird untersucht, wie sich innerhalb<br />

nur weniger Jahre durch plötzliche<br />

Klimaänderung bedingte kollektive Änderungen<br />

des Vogelflugs ergeben. Einen Beweis treffen, sondern sich auch genetisch<br />

weitergegebene Verhaltensmuster be-<br />

treten bereits Zuchtexperimente an: Russische niederschlagen, ist eines ihrer Forschungsgebiete.<br />

Interessant in un-<br />

Forscher wählten bei Silberfüchsen 40 Jahre<br />

lang immer die zutraulichsten Exemplare<br />

zur Zucht aus. 20 Generationen und 45.000 serem Zusammenhang ist, dass diese<br />

Füchse später waren die Tiere nicht nur angstfrei,<br />

spielfreudig und aggressionsarm, sondern<br />

Forschungen die Sorge nähren, die<br />

sahen so aus und bellten wie Hunde.<br />

devolutionären Bedingungen des Niedergangs<br />

könnten sich zeitnah auch in<br />

entsprechenden genetischen Veränderungen des Menschen niederschlagen.<br />

Als wenn der Leser nicht schon genug zu verdauen hätte, hatten die frühen<br />

Philosophen auch noch eine tieferliegende Lackschicht unseres Selbstverständnisses<br />

angekratzt. In seinen Überlegungen zur Freiheit des Willens schuf Leibniz<br />

das berühmte Mühlengleichnis. „Denkt man sich etwa eine Maschine, die so beschaffen<br />

wäre, dass sie denken, empfinden und perzipieren könnte, so kann man sie<br />

sich derart proportional vergrößert vorstellen, dass man in sie wie in eine Mühle<br />

eintreten könnte. Dies vorausgesetzt, wird man bei der Besichtigung ihres Inneren<br />

nichts weiter als einzelne Teile finden, die einander stoßen, niemals aber etwas,<br />

woraus eine Perzeption zu erklären wäre.“ Was der gute Mann so kompliziert<br />

formuliert, meint, dass der Mensch und letztlich die ganze Welt eigentlich eine<br />

Maschine sei, in der Prozesse zwangsläufig stattfinden – ohne jede gestaltende<br />

Kraft. Die Rolle des Mühlenbauers in diesem Beispiel kommt dann wohl Gott zu,<br />

der ja nun wirklich über einen Freien Willen verfügen sollte – wenn es denn eine<br />

dieser oder gar beide Fiktionen wirklich gäbe. Jedenfalls gibt es bei Leibnitz keine<br />

Möglichkeit, aus diesem determinierten Weltbild der göttlichen Schöpfung auszuscheren.<br />

Durch die Hintertür führte Leibnitz allerdings dann so unlogisch wie<br />

inkonsequent den Freien Willen wieder ein, indem er davon sprach, dass Gott den<br />

LESEPROBE<br />

382

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!