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mit einer feinen Auflösung des Dilemmas verwöhnt werden können. Dann wird<br />

sich auch bald zeigen, warum dem Thema ‚Un-Freier Wille‘ hier überhaupt so viel<br />

Aufmerksamkeit geschenkt wird.<br />

Wo und wann fängt denn der Freie Wille an?<br />

LESEPROBE<br />

Das einzige Argument, das jenseits religiöser Erklärungen zugunsten des Freien<br />

Willens aussagen könnte, ist die scheinbare Irrationalität von durch die Quantentheorie<br />

beschriebenen Prozessen. Wenn es im Bereich des Allerkleinsten keine<br />

Kausalitäten mehr gebe und stattdessen willkürliche Sprünge der Teilchen, sei dies<br />

der Raum, in dem die determinierte Weltmaschine nicht mehr funktioniere, so<br />

heißt es. Wer vom Quantenschaum auf die Realität schließt, müsste dann allerdings<br />

gleich jede Kausalität in Frage stellen. Warum sollte dann noch der Apfel<br />

weiter ganz kausal vom Baum fallen und ausgerechnet der von uns so sehr erhoffte<br />

Freie Wille ganz unkausal gleich mit? Der Autor versteht nicht viel von der Quantentheorie<br />

(und weiß auch nicht, ob die Quantentheoretiker wirklich viel davon<br />

verstehen), doch sagt ihm seine Intuition, dass in diesem Universum nichts ohne<br />

Kausalität passiert, auch nicht im Quantenland. Wir haben diese wahrscheinlich<br />

aberwitzigen Prozesse eben bloß noch nicht wahrgenommen und interpretieren<br />

können. Warum sollte denn hinter dem irrationalen Verhalten eines Quants nicht<br />

eine noch unerschlossene Logik stecken?<br />

Aber selbst wenn es diese Logik nicht gäbe und der reine Zufall regierte, wäre<br />

das keineswegs ein Argument für den Freien Willen. Wo Prozesslogik durch Zufallsprozesse<br />

ersetzt wird, ist nämlich genauso wenig oder sogar noch viel weniger<br />

Platz für eine freie Entscheidung. Ein ‚Freier‘ Wille, der eine Aneinanderreihung<br />

von Zufälligkeiten, nicht aber autarken Entscheidungen wäre, hülfe wohl keinem<br />

weiter. Im Übrigen räumen auch die Quantentheoretiker ein, dass zumindest die<br />

Newtonschen Gesetze auf der ‚Makroebene‘ unserer Existenz unangetastet bleiben.<br />

i<br />

^<br />

Während also die Philosophen sich gern an idealistische Weltmodelle klammern,<br />

kommen die Wissenschaft und die KKK in seltener Gemeinsamkeit zu der Erkenntnis,<br />

dass der Mensch eine Funktion seiner sozialen, biologischen, genetischen<br />

und letztlich physikalischen Einflüsse ist. Das alles ist leichter zu verstehen, als zu<br />

akzeptieren, erst recht deshalb, weil von Christentum bis Aufklärung unsere Kultur<br />

mit der arroganten Idee der Sonderrolle eines frei entscheidenden Menschen<br />

geimpft wurde. Der Mensch definiert sich über eine behauptete Einzigartigkeit.<br />

Dabei ist die größere Intelligenz gegenüber der Tierwelt zwar ein quantitatives<br />

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