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Der Leser mag nun fragen, woher dieser frei erfundene und gänzlich unfreie<br />

Glaube nach einem Freien Willen denn überhaupt kommt, wenn doch alles seinen<br />

Ursprung in der Evolution findet. Warum ist der Wunsch so stark, ein autark<br />

handelndes Wesen zu sein? Warum leistet sich die Natur also die Illusion eines<br />

Freien Willens? Der Autor glaubt, dass es sich dabei um einen cleveren Trick der<br />

Evolution handelt, mittels eines virtuellen Freien Willens die Überlebensfähigkeit<br />

zu erhöhen.<br />

LESEPROBE<br />

Unsere Welt ist die perfekte Simulation einer Welt,<br />

in der es tatsächlich einen Freien Willen gibt<br />

Der Glaube an eine frei bestimmbare Existenz könnte also ein überlebensnotwendiger<br />

Mechanismus sein. Einer, der zwar keine Häuser baut und keine Feinde<br />

abwehrt, der aber auf der Metaebene unseres Bewusstseins Selbstvertrauen, Zuversicht<br />

und Initiative freisetzt. Wer glaubt, Dinge bewegen zu können, bewegt sie<br />

eher. Insofern wäre es vielleicht besser, an diesem so falschen wie kreativen Glauben<br />

nicht zu rütteln, doch lassen sich Wahrheiten auf Dauer nicht verheimlichen,<br />

und wie bereits versprochen, folgt noch der Ausweg aus diesem Dilemma.<br />

Die Realität unserer Existenz jedenfalls ist, dass erst ein ‚Roboter‘ gebaut wird<br />

– wenn auch mit einer ausgeklügelten biochemischen Methode, die Zeugung und<br />

Geburt heißt. Die Blaupause dafür liefert die Evolution. Nach der weitgehenden<br />

Fertigstellung der Hülle werden dann das Betriebssystem und zuletzt die nötigen<br />

Programme aufgespielt; letzteres nennen wir Erziehung. Diese ‚Inbetriebnahme‘<br />

betrifft sowohl das Wissen als auch<br />

Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz beispielsweise<br />

nennt das ‚Prägung‘, einen „unwiderruflichen<br />

Lernvorgang in früher Lebens-<br />

wir für zutiefst individuell halten, ge-<br />

die Funktionsroutinen. Vieles, was<br />

phase“. Zusätzlich lösten genetisch festgelegte hört schon zur frühesten genetischen<br />

„Schlüsselreize“ Instinkthandlungen aus.<br />

Mitgift. So ist die menschliche Mimik<br />

offenbar angeboren, denn taubblinde Kinder zeigen bei Angst, Trauer oder<br />

Freude dieselbe Mimik wie alle anderen. Menschen, deren Vorderhirn verletzt ist,<br />

verlieren häufig die Fähigkeit, sozialen Regeln zu folgen. Im Laufe des Lebens<br />

entwickeln sich Metastrukturen wie das Gewissen zuerst durch die Übernahme<br />

elterlichen Verhaltens und mit wachsendem Alter auch durch Übernahme äußerer<br />

Werte. Erst will das Kind geliebt sein (Affirmation) und später selbstständig<br />

werden (Lernen, Üben), gegebenenfalls will es auch Repressalien ausweichen (Erziehung).<br />

Was der Roboter aus Fleisch und Blut dem aus Blech voraus hat, ist die chemische<br />

Steuerung. Auch unser Sozialverhalten basiert großteils auf chemischen Ab-<br />

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