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parallelwelten • 24.02.-18.04.2012<br />

F21 • das magazin der artig galerie heinz-frank zu franken • fahrgasse 21 • 60311 frankfurt am main frank wackerbarth •<br />

F21 © 3/12<br />

f21<br />

frank wackerbarth<br />

parallelwelten<br />

24.02.-18.04.2012<br />

by artig galerie • www.F21.ag


F21 © 3/12


Optionen<br />

optischer Täuschungen<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

ich lasse mich gerne täuschen: wenn es nur klar erkennbar und gut gemacht ist. Die sich Anfang der<br />

1960er Jahre manifestierte Optical Art täuscht ungemein; doch extrem gut. Sie verlockt zur genaueren<br />

Betrachtung, zum Versuch des Erkennens und Verstehens. Während andere Kunstrichtungen das Moment<br />

einer Situation oder Empfindung spiegeln, spielt die „Op-Art“ mit der Zeit <strong>als</strong> vierte Dimension. Zeit: was für<br />

ein Luxus!<br />

Täuschungen arbeiten ja gezielt mit unseren Unfertigkeiten. Die Werbung nutzt das für ihre<br />

Zielerreichung mit assoziierenden Versprechungen, der schnell nach dem Geld Anderer hechtende Gauner<br />

setzt auf Unwissenheit und blindes Vertrauen. Die optische Täuschung bedient sich ganz einfach unseres<br />

vergleichsweise geringen Sehvermögens – und der automatischen Neigung, Gesehenes sofort in<br />

irgendwelche abgespeicherte vergleichende Bilderkisten einzuordnen.<br />

Wenn sich das Betrachtete dann auch noch während der Blickanalyse verändert,<br />

entsteht eine ganz eigene Spannung. Wir sehen noch einmal hin, entdecken<br />

und vergleichen verschiedene Blickwinkel, bewegen uns vor einem Op-Art-Werk hin und her, um den<br />

Täuschungseffekt vollends auszukosten. Dass Licht etwas mit Zeit zu tun hat, kann nicht verwundern.<br />

Schon gar nicht in der Kunst. Dass das Zusammenspiel aus Werk, Licht und Zeit so einzigartige<br />

Gedankenwelten eröffnet, stellt Frank Wackerbarth mit seiner aktuellen Ausstellung beeidruckend unter<br />

Beweis. Hier lohnt sich jeder Blick – selbst wenn er erst einmal täuschen mag.<br />

Frankfurter Künstler-Casting<br />

Editorial<br />

Über den enormen Zuspruch zum ersten Frankfurter Künstler-Casting gibt es keinen Zweifel: 221<br />

eingereichte Bewerbungen sprechen eine deutliche Sprache. Wir kommen mit der Beantwortung kaum<br />

nach. Am 25. April werden die diesjährigen Sieger mit einer eigenen Sonderausstellung in der artig galerie<br />

vorgestellt und prämiert. Und es verspricht, ein weiteres Highlight in der kleinen blauen Galerie zu werden!<br />

Und schon suchen wir mit dem „Struwwelpeter Cartoon-Wettbewerb“ den zeitkritischsten Struwwelpeter<br />

der Neuzeit. Schauen Sie doch einmal auf Seite 44 nach, ob das Thema Sie reizen könnte.<br />

Um Originale dreht sich am Heftende so ziemlich alles: da wurde angeblich ein echter Rubens im<br />

Volkstheater entdeckt, da geht es um echte Frankfurter Originale und dazu um das Thema Kunstfälschung<br />

an sich. Jede Epoche hat ja ihre eigenen Kunstfälscher. Bitte erlauben Sie mir den Hinweis auf einen<br />

besonderen Fachvortrag von Karin U. Berg und Dr. Nicolai B. Kemle, zu dem ich gemeinsam mit<br />

Volkstheater-Chefin Gisela Dahlem-Christ einladen darf (Seite 53).<br />

Schauen Sie doch einmal herein: in diese Ausgabe, in das Volkstheater Frankfurt und nicht zuletzt in die<br />

artig galerie. Es gibt viel zu sehen und zu erleben! Herzlich Willkommen und<br />

beste Grüße, Ihr<br />

Heinz-Frank zu Franken<br />

F21 © 3/12<br />

3


Parralelwelten<br />

Eindringen,<br />

durchdringen<br />

Frank Wackerbarth: Zeit <strong>als</strong> Stilmittel<br />

Frank Wackerbarth ist ein Weltenbummler. Er lebt in Frankfurt,<br />

arbeitet in Langenselbold, genießt seinen Geburtsort Bad Wildungen,<br />

kreiert in Paris und Toulouse, Kassel und St. Gallen<br />

ebenso, wie in Zürich, Siena und London. Der gelernte Tischler<br />

schuf hölzerne Monument<strong>als</strong>kulpturen und ließ sich von seinem<br />

liebevoll <strong>als</strong> Onkel bezeichneten Horst Wackerbarth (ein Cousin<br />

seines Vaters) in die höchste Sufe der Fotografie einführen.<br />

Seine ureigene Mischung aus haptischem und optischem<br />

Erleben fand er in oberflächenbearbeitetem Aluminium. Sorgsam<br />

wählt er die Begriffe für seine Technik und spricht vom Fräsen<br />

und Ziselieren. Das Geheimnis der Farbigkeit seiner Werke lüftet<br />

er nicht. Vielmehr drängt es ihn, sich über den Kosmos <strong>als</strong><br />

Größtes und im direkten Spiel damit das Sehen des Kleinsten<br />

auszutauschen. Das Sichtbarmachen von Innen und Außen, der<br />

Gleichzeitigkeit des Seins aller Ebenen; das beschäftigt ihn und<br />

treibt ihn an.<br />

Energiegeladene Bewegungen<br />

Sein Lieblingswerk ist derzeit das Bild „Befruchtung des Universums“.<br />

Ob es sich um das Eindringen interstellarer Kräfte, um<br />

auseinander driftende Zellkörper oder die Aufsicht auf eine<br />

Inselgruppe handelt, ist für Frank Wackerbarth dabei weniger<br />

bedeutend, <strong>als</strong> die sichtbare Wirkung einer wie auch immer<br />

einwirkenden Energie. „Für mich mein faszinierendstes Werk. Es<br />

dreht sich in Rechtsrichtung, hat etwas Beruhigendes, weil es<br />

eine sehr ruhige, gleichmäßige Bewegung erzeugt und den<br />

Ablauf der Zeit, das Fortschreiten besonders schön sichtbar<br />

werden lässt.“ Ähnlich bei seinem Bild „soul of underwaterworld“:<br />

der Wassereffekt vermittelt Ruhe, Frieden, Farben, Spiegelungen,<br />

geradezu paradiesische Zustände. Insgesamt besteht bei<br />

allen neueren Werken Wackerbarths eine visuelle Ähnlichkeit zu<br />

heute typischen wissenschaftlichen Darstellungen des Universums.<br />

Synapsensprünge<br />

Bewegung ist der für den Künstler bestimmende Aspekt. Bereits<br />

mit seinen ersten Synapsensprüngen in kleineren Formaten<br />

nutzte er 1999 das spiegelnde Aluminium <strong>als</strong> Trägermaterial,<br />

setzte eine eigene Frästechnik ein und erschuf so Formationen,<br />

die ihn an Fäden und Verstrickungen erinnern, wie die Verbindungslinien<br />

des Gehirns. Beim Vorbeigehen springen die Fäden<br />

um, geben den Blick auf veränderte Schatten- und Formgebungen<br />

wieder. Diese beinahe schon klassischste Ausdrucksform,<br />

die die ganze Bewegung der Optical Art (Op-Art) kennzeichnet,<br />

blieb für Frank Wackerbarth über die gesamte weitere<br />

Schaffenszeit hin bestehen. Kontinuierlich entwickelten sich die<br />

Synapsensprünge von der anfänglichen Vollflächennutzung über<br />

partiell zuerst in Schwarz, später – für eine Ausstellung 2008 in<br />

Paris erarbeitet – in Weiß abgegrenzte Hervorhebungen und<br />

wurde stilgebend auch in seinen neuesten Arbeiten beibehalten.<br />

In den Jahren 2006 und 2007 hat Wackerbarth viel mit runden<br />

Ausschnitten gearbeitet und sich dafür intensiv mit Spiralen<br />

beschäftigt. „Spiralen sind irgendwie Labyrinthe. Vom optischen<br />

Effekt her sind sie natürlich besonders spannend, weil sie das<br />

Eintauchen und Herauskommen thematisch gut hervorheben<br />

und sich in die Gedanken über Parallelwelten wie von selbst<br />

einpassen.“<br />

4<br />

F21 © 3/12


Im vergangenen Jahr integrierte der Op-Artist erstm<strong>als</strong> den<br />

Bildtitel in das Werk selbst. In Abwandlung des Gandhi-Zitates<br />

„Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst“ fordert er<br />

den Betrachter ganz direkt auf, die Parallelität eines Werkes<br />

selbst zu bestimmen: „Sei Du selbst die Bewegung und damit die<br />

Veränderung des Bildes und werde zum Schöpfer meiner Op-<br />

Art!“<br />

Unterschiedlicher und doch „gleicher“ können Objekte ein- und<br />

desselben Gedankens kaum sein, <strong>als</strong> die Umsetzungen Frank<br />

Wackerbarths der letzten Dekade. Die Synapsensprünge 3 und 4<br />

sind nahezu zeitgleiche Weiterentwicklungen, die starke optische<br />

Bewegungen aufzeigen und dabei in ihren zunehmend farbiger<br />

gewordenen Motiven an Zellstrukturen und moderne Mikroelektronik-Aufnahmen<br />

erinnern. Daneben abstrahiert „sunplanet“<br />

beispielsweise die kraftvollen und bewegungsreichen Strukturen<br />

der Sonnenoberfläche, wie sie uns von computeranimierten<br />

Teleskopaufnahmen vertraut sind. Nur auf den ersten Blick sticht<br />

da das Bild „silence of parallelworld“ heraus: „Da habe ich mich<br />

in meiner Op-Art etwas von der Pop-Art inspirieren lassen. Für<br />

mich stellt es die Ruhe, den klassischen figürlichen Akt auf<br />

moderne Weise dar. Es ist dieses Ruhige, wenngleich sehr<br />

Bunte, das wir aus der Unterwasserwelt kennen und erleben<br />

können.“<br />

„lana in red“<br />

Im Jahr 2003 entstanden zwei ähnliche figürliche Skulpturen, die<br />

in ihrer schroffen Kühle aus Material und harten Kanten doch gekennzeichnet<br />

sind von weiblicher Eleganz, fließenden Bewegungen<br />

und strahlender Wirkung. Die nach rechts schauende Zweimetersechzig-Frau<br />

verbleibt <strong>als</strong> unverkäuflich im Eigenbesitz des<br />

Künstlers. Die nach links sehende Dame mit 2,62 Meter Gesamtgröße<br />

wird exklusiv in der artig galerie angeboten.<br />

Frank Wackerbarth hat seinen ohnehin mehrdimensionalen<br />

Kunstwerken damit die reale Dreidimensionalität hinzugefügt.<br />

Dass die vierte Dimension seiner Arbeiten grundsätzlich die Zeit<br />

ist, in der der Betrachter durch eigene Bewegung über die<br />

Rezeption der enthaltenen Lichtreflexe sein sichtbares Erlebnis<br />

herstellt, gilt <strong>als</strong> Grundvoraussetzung; und <strong>als</strong> prägendes Erkennungszeichen<br />

der Op-Art schlechthin. Wackerbarth bringt mit<br />

„lana in red“ ebenso wie mit seiner Miniserie „stabile“ (<strong>als</strong> Gegenpol<br />

zu einem Mobile, wenngleich die fixierten Elemente durch<br />

ihre Oberflächenbearbeitung Mobilität aufweisen und einfordern)<br />

das Mehr an gleichzeitigem Dimensions- und Parallel-Empfinden<br />

zur Geltung.<br />

Allen Skulpturen sind erst einmal scharfe Kanten gemein.<br />

Wackerbarth arbeitet in der Regel mit 6 Millimeter starkem<br />

Aluminium. Bei der Verarbeitung und insbesondere in der Optik<br />

entstehen dann jeweils runde Erscheinungen. „Das Zusammenspiel<br />

aus Rundung und Kante ist für mich besonders reizvoll.“<br />

Ebenso das Durchdringen, indem er das Äußere herausnähme.<br />

Wackerbarth lehnt sich dabei an die Scherenschnitte von<br />

Matisse an: „Figuren sinnbildlich zu zerschneiden und wieder<br />

zusammenzusetzen und trotzdem in einer harmonischen Form<br />

zu bleiben. Darauf basieren meine Skulpturen.“<br />

Wenngleich die Skulpturen <strong>als</strong> 10er Serien angelegt sind, entsprechen<br />

sie mehr Originalen. Der „Grundschnitt“ der jeweiligen<br />

Aluminiumträger ist nahezu identisch. Minimale Abweichungen<br />

sind durch das Material bedingt. Da allerdings jedes Werk<br />

einzeln oberflächenbehandelt wird, entstehen individuelle Linienund<br />

Lichtmuster, die immer Eigenständigkeit darstellen.<br />

Zwei Erstpräsentationen<br />

Frank Wackerbarth zeigt erstm<strong>als</strong> öffentlich seine Foto- und<br />

Kunstdruckarbeiten in der artig galerie. Die Fotos entstanden<br />

zwischen 2005 und 2007. Die Flächen und Effekte sind nicht im<br />

Photoshop entstanden, sondern einzig durch die Aufnahmetechnik.<br />

Nicht die Nachbearbeitung, sondern die Realität, aus<br />

mystischen Übergängen gebildet, stellt Wackerbarth vor: „Ich<br />

arbeite immer direkt und fotografiere so lange, bis ich das<br />

Ergebnis habe. Ich will das Sehen herausfordern. Entdecken<br />

durch Hinschauen.“ Als Künstler gucke man mitunter anders<br />

oder intensiver und entdecke dadurch etwas Neues. „Das kann<br />

eigentlich jeder, wenn er es will. Veränderung durch ein anderes<br />

Hinschauen.“ Die Technik der Solarisation macht Auren sichtbar,<br />

leuchtet, abstrahiert und hält das sonst Unsichtbare fest.<br />

Solarisation<br />

Ebenfalls in einer Erstpräsentation stellt Wackerbarth seine Serie<br />

„sunset“ in der artig galerie vor. Seit 2009 beschäftigt sich der<br />

Künstler mit den Vorstufen und Skizzen, die er <strong>als</strong> Aquarelle<br />

ausarbeitet und abschließend <strong>als</strong> Kunstdruck in beinahe schon<br />

barock anmutenden Goldrahmen oder hinter Diaplex kaschiert.<br />

Die leuchtende Farbigkeit der abgebildeten Frauenkörper lässt<br />

beides harmonisch zu. Die zunehmende Figürlichkeit seiner<br />

Motive entspricht einer gegenwärtigen Strömung. Dennoch bleibt<br />

sich Wackerbarth in seiner Formsprache treu. Die Hintergründe<br />

sind die aus seinem Gesamtwerk erkennbaren Formationen. Bei<br />

aller Lautstärke der Farbgebung sind sie doch ruhig. Sein Tribut<br />

an die Op-Art besteht in der malerischen Aufteilung der Körper,<br />

die trotz scharfkantiger Linien und Farbfelder den weiblichen<br />

Rundungen entsprechen und schmeicheln. Eine höchst beachtenswerte<br />

Weiterentwicklung der heute schon klassischen<br />

Op-Art-Übertragungen in die Mode der 1960er und -70er Jahre.<br />

Die Foto- und Kunstdruckarbeiten sind <strong>als</strong> Vorstufen in der artig<br />

galerie zu sehen. Die limitierten Auflagen werden auf Bestellung<br />

angefertigt (da sich die Realisierung an Rahmen- und Materialwünschen<br />

ausrichtet). Sonderformate und individuelle Einzelanfertigungen<br />

sind für Frank Wackerbarth keine Frage.<br />

Noch bis zum 18. April in Frankfurt<br />

Noch bis zum 18. April ist Frank Wackerbarth in der artig galerie<br />

heinz-frank zu franken (Fahrgasse 21, 60311 Frankfurt am Main)<br />

zu Gast mit seinen Bildern, Skulpturen und erstm<strong>als</strong> auch Kunstdruck-<br />

und Fotoarbeiten. Die Galerie ist dienstags bis freitags<br />

von 16 bis 19 und samstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Am 15.<br />

und am 29. März finden „artig after-works“ statt: ungezwungene<br />

Treffen mit dem Künstler direkt nach Büroschluss (jeweils von 18<br />

bis 21 Uhr). Infos unter www.artig.co.<br />

F21 © 3/12 5


Erst mal sehen,<br />

ob was dabei ist!<br />

Optionen optischer Täuschungen, Editorial 3<br />

FRANK WACKERBARTH<br />

Selbstverständnis eines Op-Art-Künstlers 4<br />

Parallelwelten 8<br />

Erstvorstellungen der Kunstdrucke 24<br />

Erstvorstellungen der Fotoarbeiten 26<br />

Optical Art<br />

Das „wirkende Bild“ <strong>als</strong> demokratische Kunst 34<br />

kunstmeile20zwölf<br />

Frank Wackerbarth im Rahmenprogramm der dOCUMENTA (13) 36<br />

Das Documenta-App<br />

Kunsterlebnis-App für Smartphone-Nutzer 37<br />

Luminale 2012<br />

Biennale der Lichtkultur in Frankfurt am Main 38<br />

vkunst frankfurt IV<br />

Neue Klarheit am 20. & 21. April in der Fahrgasse 41<br />

Aufschrei gegen AIDS<br />

artig galerie unterstützt die AIDS-Hilfe Frankfurt 42<br />

Martin Joppen - Neue Projekte<br />

Shareware im 365er iPhone-Facebook-Rhythmus 43<br />

Struwwelpeter Cartoon-Wettbewerb 2012<br />

Gesucht wird der zeitkritischste Struwwelpeter der Neuzeit 44<br />

Echter Rubens in Frankfurt entdeckt<br />

Sensationsfund in „Sperlings Raritätenladen“? 46<br />

Inhalt<br />

Frankfurter Originale<br />

Von Unverzichtbarem, Frankfurter Würstchen<br />

und warum letztere immer der Länge nach platzen 48<br />

Kunstfälscher<br />

Jede Epoche hat ihre eigenen 52<br />

Fälschung: Kunstrecht und Materialforschung im Dialog<br />

Fachvortrag von Karin U. Berg und Dr. Nicolai B. Kemle 53<br />

Impressum 53<br />

6<br />

F21 © 3/12


Werkübersicht<br />

„Parallelwelten“<br />

Bilder<br />

• lana in red 262x110x120cm € 38.000 9<br />

• transfer to parallelworld 150cm € 12.500 10<br />

• changing red planet 150cm € 12.500 11<br />

• connection to parallelworld I 250x150cm € 24.000 12<br />

• connection to parallelworld II 250x150cm € 22.000 13<br />

• synapsensprung I 250x150cm € 18.000 14<br />

• synapsensprung II 200x100cm € 16.000 15<br />

• sunplanet 175x125cm € 16.000 16<br />

• synapsensprung IV 250x125cm € 22.000 17<br />

• synapsensprung III 125x75cm € 7.400 18<br />

• sei du selbst die veränderung 100x80cm € 7.400 19<br />

• befruchtung des universums 150x125cm € 27.000 20<br />

• colours of universe 100x100cm € 12.000 21<br />

• soul of underwaterworld 150x150cm € 24.000 22<br />

• silence of parallelworld 175x125cm € 16.000 23<br />

Erstpräsentation Kunstdrucke 24<br />

Erstpräsentation Fotoarbeiten 26<br />

• mädchen mit dem perlenohrring 59x42cm € 990 26<br />

• the light is in you 59x42cm € 990 27<br />

• esting in blue 59x42cm € 890 28<br />

• blue planet 59x42cm € 890 28<br />

• goldfingerpink 59x42cm € 890 28<br />

• heatplanet 59x42cm € 890 28<br />

• coming to life 59x42cm € 890 28<br />

Skulpturen<br />

• abstract I 65x30cm € 2.700 30<br />

• abstract II 68x35cm € 2.700 30<br />

• durchdringung - äußeres 78x35cm € 3.100 31<br />

• durchdringung - inneres 120x60cm € 3.500 31<br />

• sitzende 64x45cm € 2.900 31<br />

• punker 63x35cm € 2.700 32<br />

• lockenkopf 69x50cm € 2.700 32<br />

• kiki 47x34cm € 2.700 32<br />

• stabile 32x24x24cm € 2.700 33<br />

F21 © 3/12<br />

7


Parallelwelten<br />

Frank<br />

Wackerbarth<br />

24. Februar bis 18. April 2012<br />

8<br />

F21 © 3/12


lana in red<br />

Frank Wackerbarth, 2003<br />

262x110x120cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 38.000<br />

F21 © 3/12<br />

9


ilder<br />

transfer to parallelworld<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2007<br />

150cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 12.500<br />

10<br />

F21 © 3/12


changing red planet<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2007<br />

150cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 12.500<br />

F21 © 3/12<br />

11


connection to parallelworld I<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2008<br />

250x150cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 24.000<br />

12<br />

F21 © 3/12


connection to parallelworld II<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2008<br />

250x150cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 22.000<br />

F21 © 3/12<br />

13


synapsensprung I<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2011<br />

250x150cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 18.000<br />

14<br />

F21 © 3/12


synapsensprung II<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2011<br />

200x100cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 16.000<br />

F21 © 3/12<br />

15


sunplanet<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2011<br />

175x125cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 16.000<br />

16<br />

F21 © 3/12


synapsensprung IV<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2011<br />

250x125cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 22.000<br />

F21 © 3/12<br />

17


synapsensprung III<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2011<br />

125x75cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 7.400<br />

18<br />

F21 © 3/12


sei du selbst die veränderung<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2011<br />

100x80cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 7.400<br />

F21 © 3/12<br />

19


efruchtung des universums<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2011<br />

150x125cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 27.000<br />

20<br />

F21 © 3/12


colours of universe<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2011<br />

100x100cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 12.000<br />

F21 © 3/12<br />

21


soul of underwaterworld<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2011<br />

150x150cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 24.000<br />

22<br />

F21 © 3/12


silence of parallelworld<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2011<br />

175x125cm, mixed media on aluminium<br />

Unikat<br />

€ 16.000<br />

F21 © 3/12<br />

23


erstpräsentation der kunstdrucke von frank wackerbarth<br />

kunstdrucke<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2012<br />

auf ziselierter Aluminiumplatte mit nachbearbeiteter Oberfläche <strong>als</strong> Unikat<br />

sowie <strong>als</strong> limitierte kunstdrucke<br />

Muster der Ausgangszeichnungen werden erstm<strong>als</strong> in der artig galerie präsentiert<br />

24<br />

F21 © 3/12


F21 © 3/12 25


erstpräsentation der fotowerke von frank wackerbarth<br />

das mädchen mit dem perlenohrring<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2012<br />

59x42cm, 4c-Fotoprint<br />

Auflage: 10<br />

je € 990 plus Rahmung oder Aufzug auf Diaplex<br />

26<br />

F21 © 3/12


the light is in you - holy blue spirit<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2012<br />

59x42cm, 4c-Fotoprint<br />

Auflage: 10<br />

je € 990 plus Rahmung oder Aufzug auf Diaplex<br />

F21 © 3/12<br />

27


28<br />

F21 © 3/12


esting in blue<br />

blue planet<br />

goldfingerpink<br />

heatplanet<br />

coming to life - transforming from iceplanet<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2012<br />

bis zu 59x42cm, 4c-Fotoprint<br />

Auflage: 10 pro Motiv<br />

je € 890 plus Rahmung oder Aufzug auf Diaplex<br />

F21 © 3/12


skulpturen<br />

Alle Skulpturen auf schwarzem Granitsockel (ohne Hintergrundbild). Individuelle Sockelvarianten und Sonderformate <strong>als</strong> Unikat auf Anfrage möglich.<br />

abstract I<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2002 / 2012<br />

65x30cm, mixed media on aluminium<br />

10er-Serie für artig galerie mit individueller Oberflächenbehandlung<br />

€ 2.700<br />

abstract II<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2002 / 2012<br />

68x35cm, mixed media on aluminium<br />

10er-Serie für artig galerie mit individueller Oberflächenbehandlung<br />

€ 2.700<br />

30<br />

F21 © 3/12


durchdringung - äußeres<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2012<br />

78x35cm, mixed media on aluminium<br />

10er-Serie für artig galerie mit individueller Oberflächenbehandlung<br />

€ 3.100<br />

durchdringung - inneres<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2012<br />

120x60cm, mixed media on aluminium<br />

10er-Serie für artig galerie mit individueller Oberflächenbehandlung<br />

€ 3.500<br />

sitzende<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2012<br />

64x45cm, mixed media on aluminium<br />

10er-Serie für artig galerie mit individueller Oberflächenbehandlung<br />

€ 2.900<br />

F21 © 3/12<br />

31


lockenkopf<br />

Frank Wackerbarth, „Frauenköpfe“, 2009 / 2012<br />

69x50cm, mixed media on aluminium<br />

10er-Serie für artig galerie mit individueller Oberflächenbehandlung<br />

€ 2.700<br />

Alle Skulpturen auf schwarzem Granitsockel (ohne Hintergrundbild). Individuelle Sockelvarianten und Sonderformate <strong>als</strong> Unikat auf Anfrage möglich.<br />

punker<br />

Frank Wackerbarth, „big brother is watching you“, 2005 / 2012<br />

63x35cm, mixed media on aluminium<br />

10er-Serie für artig galerie mit individueller Oberflächenbehandlung<br />

€ 2.700<br />

kiki<br />

Frank Wackerbarth, „Pariser Muse“, 2003 / 2012<br />

47x34cm, mixed media on aluminium<br />

10er-Serie für artig galerie mit individueller Oberflächenbehandlung<br />

€ 2.700<br />

32<br />

F21 © 3/12


stabile<br />

Frank Wackerbarth, „Parallelwelten“, 2012<br />

32x24x24cm, mixed media on aluminium<br />

Eine 3m hohe Umsetzung kommt<br />

10er-Serie für artig galerie mit individueller Oberflächenbehandlung<br />

im Sommer 2012 in Bad Wildungen<br />

€ 2.700 zur Exposition<br />

F21 © 3/12<br />

33


Das „wirkende Bild“ <strong>als</strong> demokratische Kunst<br />

Optical Art<br />

Es geht um nichts weniger, <strong>als</strong> um die<br />

vierte Dimension der Kunst: die<br />

Integration von Zeit! Erzeugt wird diese<br />

durch ein Moment der virtuellen oder<br />

realen Bewegung. Die Op-Art (optical<br />

art) erreicht ihren hohen Grad an<br />

Abstraktheit über eine systematische<br />

Stimulation des Auges und zielt auf die<br />

Intensivierung des Sehens ab. Op-Art-<br />

Kunstwerke werden während der<br />

Betrachtung über den zeitlich<br />

bedingten Bewegungsablauf für den<br />

Betrachter variabel. Ein Grund, warum<br />

die ersten Op-Artisten sogar den Begriff<br />

des Origin<strong>als</strong> für ihre Werke ablehnten.<br />

Es gibt eindeutige Merkmale der Op-Art: optische Täuschungen<br />

durch überraschende Form- und Farbkompositionen, perspektivische<br />

Illusionseffekte und echte wie auch lediglich suggerierte<br />

Bewegungsabläufe. Der Betrachter wird über optische<br />

Irritationen direkt aufgefordert, seine Wahrnehmung auf das<br />

jeweilige Werk abzustimmen. Der zumeist simple Aufbau der<br />

Kunstwerke ermöglich einen gezielten Zugriff, der nicht nurmehr<br />

Kunstexperten vorbehalten ist, denn die individuelle Aneignung<br />

des Werks in seinen sinnlichen Merkmalen wie sinngebenden<br />

Inhalten ist ohne Vorbildung möglich.<br />

Op-Art-Künstler wollen verwirren und den Betrachter dazu<br />

bringen, sich in einem Bild oder einer Skulptur zu verlieren, sich<br />

selbst für die eigene Wahrnehmung in Bewegung zu setzen und<br />

die eigenen Vergleiche des Sehens und Erlebens zu forcieren.<br />

Eine durchaus demokratische Kunst <strong>als</strong>o, die <strong>als</strong> solches gewollt<br />

ist.<br />

34<br />

F21 © 3/12


Die Optical-Art entwickelte sich mit Beginn der sechziger Jahre<br />

<strong>als</strong> internationale Stilrichtung. Künstler beschäftigen sich<br />

vermehrt mit der optischen Wirkung abstrakter, meinst<br />

geometrisch-serieller Farb- und Formschöpfung. Am Anfang war<br />

es mehr eine Reaktion auf die dam<strong>als</strong> vorherrschende Kunst<br />

(Abstrakter Expressionismus, Tachismus, Action Painting), doch<br />

das Ziel von jüngeren Künstlern war Präzision. Sie wollten die<br />

optische Wirkung eines Kunstwerkes unabhängig von allen<br />

zufälligen Gegebenheiten der persönlichen Konstitution ausfindig<br />

und in einem wissenschaftlich-methodischen Sinne anwendbar<br />

machen. Wichtig wurde dabei vor allem die optische Täuschung.<br />

Die Gruppe ,,De Stijl“ war so präzise, wie man es sich nur hätte<br />

wünschen können, doch die Nachkriegsgeneration wollte nicht<br />

mehr zur geometrischen Abstraktion der Zeit vor dem Zweiten<br />

Weltkrieg zurückkehren. Sie wollte etwas Präzises und Neues.<br />

Der „bewegte Betrachter“<br />

Der direkte Appell an den Betrachter war das Neue an der Op-<br />

Art. Sie verlangte keinerlei Vorkenntnisse an klassischer,<br />

biblischer oder sonstiger Ikonografie, sondern nur nach einen<br />

offenem ,,geistigen“ Auge. Das sollte nicht nur durch eine<br />

gezielte optische Irritation geöffnet werden, sondern auch durch<br />

die Möglichkeit, die Rezeption, <strong>als</strong>o die Wahrnehmung gleich mit<br />

zu animieren.<br />

Das wichtigste Merkmal der Op-Art liegt somit wohl in ihrer<br />

Wirkung auf bestimmte physiologische Prozesse in Auge und<br />

Gehirn, deren wir uns normalerweise nicht bewußt sind. Die Op-<br />

Art gibt keinen Hinweis auf die Individualität eines Künstlers<br />

beispielsweise durch den Pinselduktus. Sie erreicht einen sehr<br />

viel höheren Grad von Abstraktheit <strong>als</strong> die plastische Kinetik, weil<br />

sie auf eine systematische Stimulation des Auges und die<br />

dadurch hervorgerufene Intensivierung des Sehens abzielt.<br />

Die Bilder der Op-Art bedienen sich geometrischer Formmuster<br />

und Farbkontraste, welche im Auge des Betrachters Bewegungsund<br />

Vibrationseffekte auslösen. Noch steigern lassen sich diese<br />

irritierenden Wirkungen durch die Verwendung von komplementären<br />

Farbpaaren oder äußerst schmaler Farbdifferenzen, die<br />

eine Scharfstellung des Auges fast unmöglich machen.<br />

Heute ist die Op-Art auch im Alltag vertreten. Beispielsweise<br />

konfrontieren 3D-Bilder den Betrachter ebenso wie die Bilder der<br />

Op-Art mit einer ständig wechselnden Wahrnehmung. Selbst die<br />

Modeindustrie hat wesentliche Elemente der Op-Art längst<br />

aufgegriffen und für effektvolle Kreationen genutzt.<br />

Das Kunstwerk <strong>als</strong> Nebensache<br />

Im Grunde ist kaum noch das Kunstwerk selbst die Hauptsache,<br />

sondern seine Wirkung auf den Betrachter. Die Op-Art ist mehr<br />

oder weniger irritierend, weil unsere Wahrnehmung getäuscht<br />

oder behindert wird und weil es nicht gelingt, sie für längere Zeit<br />

zu stabilisieren, auch dann nicht, wenn man sich bemüht, von<br />

einem Detail zum anderen fortzuschreiten und den Zusammenhang<br />

zu analysieren. Hier zählt allein die Totalität. Doch genau<br />

diese Totalität verharrt in der Mehrdeutigkeit. Ein herrlicher<br />

Genuss.<br />

Die Entstehung der Op-Art<br />

Über die Entstehung der Op-Art gibt es unterschiedliche Ansichten.<br />

Das künstlerische Selbstverständnis der Op-Art entstand<br />

schon Mitte der 1950er Jahre und prägte sich um 1960 erstm<strong>als</strong><br />

voll aus, die Bezeichnung ist seit 1964 geläufig. Eine Vorläuferrolle<br />

haben Futurismus, Dadaismus und Konstruktivismus inne,<br />

die schon vor dem Zweiten Weltkrieg mit derartigen Effekten<br />

experimentierten. Selbst in den 1930er und 1940er Jahren sind<br />

erste Vorstufen der Op-Art auszumachen. Bestimmende Ausprägungen<br />

wurden von Victor Vasarely (1908-97) und Josef Albers<br />

(1888-1976) getragen, die beide Einflüsse des Bauhauses<br />

verarbeiteten, insbesondere den effektvollen Konstruktivismus<br />

von László Moholy-Nagy. Beide Schulen errichteten demnach<br />

zwischen den Phänomenen Licht und Farbe eine strenge<br />

Trennungslinie, die mit der jeweils unterschiedlichen Rezeption<br />

begründet wird. Licht könne im Raum <strong>als</strong> ein immaterieller Bewegungszustand<br />

wahrgenommen werden; Farbe habe jedoch<br />

eine materielle Bindung an eine Fläche und benötige zur Wahrnehmung<br />

das Licht. Aus dieser grundsätzlichen Unterscheidung<br />

von räumlichem Licht und flächiger Farbe ergeben sich zwei<br />

Formen einer optischen Kunst: eine kinetische (im dreidimensionalen<br />

Raum) und eine statische (auf zweidimensionaler<br />

Ebene).<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Victor Vasarely seine<br />

Farbvibrationskunst aus den chromatischen Experimenten der<br />

Bauhausschule entwickelt. Eine solche aus Farbkontrasten<br />

abgeleitete Op-Art benutzt für ihren Effekt zusätzlich die seriellen<br />

Strukturen einer geometrischen Abstraktion und verweist dabei<br />

auch auf das Ornament.<br />

Die Betonung des Optischen veranlasste Josef Albers übrigens<br />

zu der Äußerung, dass alle Malerei optisch sei. Er formulierte<br />

seine Kritik in dem Satz: „Die Benennung irgendwelcher<br />

Bildkunst <strong>als</strong> ‘Optische Kunst’ ist ebenso sinnlos, wie die, von<br />

akustischer Musik zu sprechen oder haptischer Skulptur.“<br />

Durchbruch in New York<br />

Die 1965 von William C. Seitz kuratierte Ausstellung „The<br />

Responsive Eye“ im New Yorker Museum of Modern Art verhalf<br />

der optischen Kunst zum Durchbruch. Der Ausdruck Op-Art soll<br />

bereits ein Jahr zuvor entstanden sein. Donald Judd wird häufig<br />

<strong>als</strong> Schöpfer des Namens betitelt: er beendete eine Kritik der<br />

Ausstellung Optical Paintings von Julian Stanczak in der Martha<br />

Jackson Gallery mit dem Zweiwortsatz: Op art. In der Diskussion<br />

um die Namensgebung wird immer wieder auch der polnische<br />

Künstler Henryk Berlewi genannt.<br />

Heute bezieht sich bereits eine nachfolgende Maler- und<br />

Bildhauergeneration, motivisch und inhaltlich reflektierend, auf<br />

die „historische“ Op-Art der sechziger Jahre: <strong>als</strong> wegweisend<br />

gelten zu den Vorgenannten Yaacov Agam, Richard<br />

Anuszkiewicz, Carlos Cruz-Diez, Gerhard von Graevenitz, Heinz<br />

Mack, Almir Mavignier, Julio Leparque, Youri Messen-Jaschin,<br />

Bridget Riley, Jesús Rafael Soto, Philip Taaffe, Günther Uecker,<br />

Victor Vasarely, Ludwig Wilding, Victor Vasarelys Sohn Jean-<br />

Pierre Yvaral – und Frank Wackerbarth.<br />

F21 © 3/12<br />

35


Frank Wackerbarth im dOCUMENTA (13) Rahmenprogramm<br />

kunstmeile<br />

20zwoelf<br />

Während traditionsgemäß über<br />

die Documenta-Künstler bis<br />

wenige Tage vor der Eröffnung<br />

Stillschweigen gewahrt wird, darf<br />

über das Rahmenprogramm bereits<br />

berichtet werden. Op-artist Frank<br />

Wackerbarth, aktuell in der artig<br />

galerie in Frankfurt am Main<br />

präsentiert, ist einer der<br />

ausgewählten Teilnehmer an der<br />

„kunstmeile20zwölf“ in der Kasseler<br />

Friedrich-Ebert-Straße.<br />

Alle fünf Jahre küsst die Kunstwelt die Stadt Kassel aus ihrem<br />

Herkules-bewachten Gebrüder-Grimmschlaf. Anlass ist die<br />

Documenta mit allem, was sie hat und was sie ausmacht. Dazu<br />

gehört auch die sehr umfangreiche, lebendige und heterogene<br />

professionelle Kunstszene. Dieser Kunstszene mit<br />

internationalem Ruf gibt die Künstlerinitiative „Art vor Ort“<br />

Gelegenheit, sich auch außerhalb der offiziellen Documenta-<br />

Bereiche einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren und damit<br />

zum Image Kassels <strong>als</strong> Kunst- und Kulturstadt beizutragen.<br />

Initiatoren Rainer Henze und Peter Grammet haben eine<br />

Kunstausstellung mit Werken regionaler und international<br />

arrivierter Künstlerinnen und Künstler in der Friedrich- Ebert-<br />

Straße vom Ständeplatz über den Bebelplatz und weiter bis zum<br />

Bürogebäude von Wintershall auf die Beine gestellt. Genutzt<br />

werden Schaufenster und Räumlichkeiten von Geschäften,<br />

Hotels, Institutionen und Gaststätten, um vom 02.Juni bis zum<br />

16.September 2012 die Friedrich-Ebert-Straße mit<br />

verschiedenen musikalischen, theatralischen und literarischen<br />

Events zu bereichern und zu einem beachtenswerten Bestandteil<br />

des Documenta-Umfeldes werden zu lassen. Werkausstellungen,<br />

Lichtinstallationen, Filmprojektionen von Künstlern,<br />

Konzerte, Lesungen, Theater, Tanzperformances, ein<br />

besonderer musikalischer Rahmen und ein themenbezogenes<br />

Catering sind dafür vorgesehen. Als Orientierungsgrundlage für<br />

die Besucher wird ein Leit- und Informationssystem in Form<br />

einer Faltkarte in allen teilnehmenden Locations<br />

angeboten.Vorinfos unter www.kunstmeile20zwoelf.de<br />

36<br />

F21 © 3/12


kostenlose App für Smartphones für ureigene Erlebnisse<br />

Das App<br />

zur Documenta<br />

Künstler und Programm der 13.<br />

Documenta in Kassel werden traditionsgemäß<br />

erst wenige Tage<br />

vor der Eröffnung am 9. Juni 2012<br />

bekannt gegeben. Eine eigene APP<br />

soll den Besuchern erstm<strong>als</strong> den<br />

Weg zu den Kunstwerken und<br />

Veranstaltungen weisen. Neben<br />

der Orientierung bei der Vielzahl<br />

der Ausstellungsorte werden auch<br />

zusätzliche Informationen zu den<br />

einzelnen Werken angeboten. Die<br />

weltgrößte Schau zeitgenössischer<br />

Kunst dauert wieder exakt<br />

100 Tage.<br />

Eine eigene App soll den Dschungel der<br />

Kulturvielfalt erhellen. Carolyn Christov-<br />

Bakargiev, künstlerische Leiterin der<br />

dOCUMENTA (13): „Die 13. Auflage der<br />

Documenta will sich künstlerischer<br />

Forschung und Formen der Imagination<br />

widmen, die Materie, Dinge, Verkörperungen<br />

und das tätige Leben erforschen.“<br />

Foto: Documenta Kassel<br />

dMAPS ist ein digitales Tool zur Orientierung, Interpretation und<br />

Partizipation an den mentalen und physischen Räumen, die die<br />

dOCUMENTA (13) erzeugt. Den Besuchern wird eine intelligente<br />

Kartografie, kombiniert mit Geolokations-Technologien an die<br />

Hand gegeben, die es ihnen erlaubt, mit Gewissheit ihre Position<br />

zu bestimmen, ihren Weg zu den verschiedenen Bereichen der<br />

Ausstellung zu finden und diese zu erleben. Die Räume der<br />

dOCUMENTA (13) sind auf zuvor nie erprobte Weise über das<br />

gesamte Kasseler Stadtgebiet verteilt. Die Programmierung von<br />

dMAPS bietet die Möglichkeit, den Besuchern ein Verständnis<br />

der Kasseler Stadtgeschichte der Nachkriegszeit zwischen<br />

Zusammenbruch und Wiederaufbau und im Hinblick auf die<br />

zeitgenössische Kunst zu vermitteln.<br />

Dabei beruht dMAPS auf einigen der effizientesten Funktionen<br />

von Anwendungen, die speziell für Ausstellungen entwickelt<br />

wurden. dMAPS vermeidet es jedoch, die Logik von Audio- und<br />

Multimedia-Guides einfach auf das Mobilgerät zu übertragen.<br />

Anstatt Erklärungen zu den Kunstwerken zu liefern, fungiert es<br />

<strong>als</strong> Mediaplayer, der es den Besuchern ermöglicht, zuzuhören<br />

und etwas zu empfinden; es kann sie in eine Stimmung<br />

versetzen, die unterschiedliche Perspektiven für eine engagierte<br />

Beschäftigung mit der Kunst auf der dOCUMENTA (13) eröffnet.<br />

Eine wichtige Rolle werden Gespräche mit einigen an der<br />

Ausstellung beteiligten Künstlern spielen, die während der<br />

Vorbereitungstreffen aufgezeichnet wurden. Ein anderes Feature<br />

wird in Zusammenarbeit mit ausgewählten Künstlern entwickelt;<br />

diese werden die Nutzer in einer aufgezeichneten Audiotour<br />

durch einen kleinen Bereich der Ausstellung begleiten, sodass<br />

man sie mit ihren Augen sehen kann.<br />

Das Veranstaltungs- und Performance-Programm der 100-<br />

tägigen Ausstellungsdauer werden sehr umfangreich sein und<br />

die Besucher vor schwierige Entscheidungen stellen. dMAPS<br />

wird detaillierte Tagesprogramme enthalten und den Besuchern<br />

helfen, die Ereignisse ausfindig zu machen und rechtzeitig zu<br />

erreichen. Die Originalität von dMAPS besteht darin, alternative<br />

Herangehensweisen an die Kunstprojekte der dOCUMENTA (13)<br />

einzubeziehen und deren Wechselbeziehungen zu entdecken.<br />

dMAPS hinterfragt die Standardisierung von Erwartungen und<br />

die Einschränkungen, die heute allzu oft mit der Verwendung von<br />

Apps einhergehen. dMAPS ist ein gemeinsames Projekt der<br />

dOCUMENTA (13) und der Sparkassen-Finanzgruppe, wird von<br />

Nicola Setari konzipiert und von Leftloft (Mailand und New York)<br />

gestaltet. Die Software wird bei Apple, Android und eventuell<br />

weiteren Plattformen laufen; ein kostenloser Download wird bei<br />

Beginn der Ausstellung zur Verfügung stehen. Zusätzlich werden<br />

ausleihbare Mobilgeräte mit der vorinstallierten Anwendung<br />

erhältlich sein.<br />

F21 © 3/12<br />

37


Biennale der Lichtkultur<br />

Luminale 2012<br />

Seit zwölf Jahren begleitet die Luminale alle zwei<br />

Jahre die Messe Light+Building. Sie hat sich längst<br />

auch international <strong>als</strong> die Biennale der Lichtkultur<br />

etablieren können. Die Luminale bildet das Abend-<br />

Programm für die rund 183.000 Messebesucher der<br />

Light+Building ebenso, wie <strong>als</strong> Flanier- und<br />

Stadterkundungserlebnis für die Frankfurter. Die<br />

Luminale findet parallel zur Light+Building vom 15.<br />

bis 20. April 2012 an rund 150 Standorten in<br />

Frankfurt am Main statt. www.luminapolis.com<br />

Foto: Mese Frankfurt – Jochen Günther<br />

38<br />

F21 © 3/12


Die Luminale gilt <strong>als</strong> nicht erst mit der<br />

diesjährigen sechsten Auflage <strong>als</strong> international<br />

anerkanntes Lichtkultur-Festival, das<br />

alle zwei Jahre in Frankfurt Rhein-Main<br />

stattfindet. Neben Frankfurt am Main sind<br />

Offenbach, Darmstadt, Mainz und Wiesbaden<br />

weitere Spielorte des Festiv<strong>als</strong>. Das<br />

Konzept wurde im Jahr 2000 von Helmut<br />

M. Bien (Westermann Kommunikation) entwickelt<br />

und erstm<strong>als</strong> 2002 realisiert. Rund<br />

200 Licht-Projekte und 150 Veranstaltungen<br />

gibt es in Museen und Galerien, an Hochhausfassaden<br />

und in Lagerhallen, auf Straßen<br />

und Plätzen, in Kirchen und Parks, an<br />

Flussufern und Brücken zu sehen.Seit 2010<br />

konzentriert sich die Luminale wieder auf<br />

ihren Nukleus Frankfurt-Offenbach. Vor<br />

allem die internationalen Designer und<br />

Künstler suchen die Nähe zur parallel stattfindenden<br />

Messe Light+Building (15.-20.<br />

April).<br />

Die Energie- und Klima-Debatte hat das<br />

Thema Licht an die Spitze der Agenda gesetzt.<br />

Elektrizität, ihre Produktion, Verteilung<br />

und Anwendung ist ein gesellschaftliches<br />

Schlüsselthema, an dem sich die<br />

Zukunft der Zivilisation entscheiden könnte.<br />

Die rasante technologische Entwicklung der<br />

Beleuchtungssysteme und ihrer Steuerung<br />

haben neue Möglichkeiten eröffnet, die<br />

Lichtverhältnisse nachhaltig zu verändern.<br />

Deshalb ist es so wichtig, über die „greenovations“,<br />

die grünen Innovationen, ihre Einsparpotenziale<br />

aber auch über die ästhetischen<br />

Auswirkungen auf die Lebensqualität<br />

informiert zu sein.<br />

Licht geht alle an<br />

Das Lichtdesign wird von vielen Faktoren<br />

beeinflusst, bei denen ebensoviele mitreden.<br />

Licht ist keine Sache, die ausschließlich<br />

die Experten angeht. Es braucht ein<br />

breit fundiertes Wissen und Verständnis für<br />

Möglichkeiten, Effekte und Risiken.Deshalb<br />

ist in den letzten zehn Jahren das Interesse<br />

am Licht rapide gewachsen. Die Luminale<br />

leistet dazu ihren Beitrag.<br />

Das Verbot herkömmlicher Glühbirnen<br />

leitete das Post-Edison-Zeitalter ein. Die<br />

Dynamisierung und Digitalisierung des<br />

Lichtes, die mit der LED-Technik einen<br />

gewaltigen Schub erlebte, bringt Design-<br />

Disziplinen zusammen, die bisher eher selten<br />

miteinander zu tun hatten. Licht wird zu<br />

einem Gestaltungsmittel nicht nur der Architekten<br />

sondern auch für Graphikdesigner,<br />

Mediengestalter und elektronische Kunst<br />

am Bau. Licht ist darüber hinaus zur vierten<br />

Dimension des Bauens geworden: Licht ist<br />

ein Baumaterial des 21.Jahrhunderts.<br />

Lichtdesign dient nicht der nachträglichen<br />

Dekoration von Gebäuden, sondern die<br />

Lichtplanung wird zum integralen Bestandteil<br />

der Bauplanung. Sie hat keine kosmetische<br />

Dimension eines „Aufhübschens“ von<br />

Immobilien nach Einbruch der Dunkelheit<br />

– und sie ist auch aus ökologischen Gründen<br />

kein verzichtbarer Luxus.<br />

Lichtfestiv<strong>als</strong> wie die Luminale – die Biennale<br />

der Lichtkultur – sind besondere Herausforderungen<br />

für das Lichtdesign. Hier<br />

geht es um temporäre Installationen für<br />

Orte, Gebäude und öffentliche Plätze, die<br />

von einem großen Publikum besucht werden.<br />

Die Faszination dieser Installationen<br />

lebt von den jeweils neuesten technischen<br />

Möglichkeiten. Licht wird <strong>als</strong> Medium eingesetzt,<br />

eine alternative Welt jenseits des<br />

Alltagslebens sichtbar zu machen. Bei<br />

solchen Inszenierungen steht nicht die<br />

Alltagstauglichkeit auf dem Programm.<br />

Ganz im Gegenteil. Lichtfestiv<strong>als</strong> stehen in<br />

der Nachfolge der Romantik, deren Programm<br />

Novalis formuliert hat: Banalem und<br />

Alltäglichem einen höheren Sinn zu verleihen<br />

und für einen kurzen utopischen Moment<br />

lang die Verhältnisse zum Tanzen zu<br />

bringen. Lichtfestiv<strong>als</strong> sind repräsentative<br />

Ereignisse, in denen eine Gesellschaft<br />

Bilder von sich selbst entwickelt und die<br />

Bürger dazu einlädt, sie zu teilen.<br />

Faszination des Dialogs aus Licht<br />

Seit uralten Zeiten gehören dabei Opulenz<br />

und Extravaganz zur inneren Logik solcher<br />

Ereignisse. Die Kritik an der „Verschwendung“<br />

hat dabei notorisch keine Chance,<br />

<strong>als</strong> Spielverderber gegen die gute Laune<br />

durchzudringen, die sich mit solchen Ereignissen<br />

verbindet. Der öffentliche Raum<br />

verwandelt sich in einen narrativen Raum,<br />

in dem im besten Falle eine Geschichte dadurch<br />

erzählt wird, dass Architekturen zueinander<br />

mit Lichtinszenierungen in Dialog<br />

gesetzt werden. Das ist der eigentliche<br />

Grund dafür, dass Licht-Festiv<strong>als</strong> immer<br />

populärer werden, weil sie ein Instrument<br />

darstellen, Image und Identität auszuformen.<br />

Die Luminale konnte eine eigene Tradition<br />

<strong>als</strong> Lichtkultur-Festival begründen. Das<br />

Konzept ist vom ältesten Lichtfest, der über<br />

150 Jahre alten „Fête des Lumières“ in Lyon<br />

inspiriert. Eine Vielfalt von Licht-Installationen,<br />

Lichtkunst, Performances, Lichtklang-Installationen<br />

inszeniert die Möglichkeiten<br />

im Umgang mit Licht. Die Luminale<br />

ist eine Präsentationsplattform für Architekten,<br />

Designer, Stadtplaner und Künstler,<br />

neue Arbeiten und Produkideen im Rahmen<br />

des Festiv<strong>als</strong> der Öffentlichkeit vorzustellen.<br />

Regelmäßig erhalten Luminale-Projekte<br />

Design- und Architekturpreise.<br />

Die Luminale hat im Unterschied zu anderen<br />

Festiv<strong>als</strong> eine internationale Ausstrahlung.<br />

Sie findet zeitgleich zur Weltmesse<br />

des Lichtes statt: der Light+Building auf<br />

dem Frankfurter Messegelände (15.-20.<br />

April 2012). Zu dieser Messe kommen aus<br />

der ganzen Welt die Fachleute für Lichtgestaltung.<br />

Unter den über 183.000 internationalen<br />

Gästen (2010) befanden sich<br />

Zehntausende von Architekten, die neben<br />

der Messe wie selbstverständlich auch die<br />

Luminale besuchten. Shuttlebusse sorgen<br />

dafür, dass die Messebesucher wie auch<br />

das Publikum aus der Region die einzelnen<br />

Licht-Installationen leicht aufsuchen, erleben<br />

und miteinander vergleichen können.<br />

Öffentlich zugängliches Lichtlabor<br />

Die Luminale wendet sich mit dem Programm<br />

somit sowohl an ein internationales<br />

Fachpublikum <strong>als</strong> auch an die Öffentlichkeit<br />

vor Ort. Das unterscheidet die Luminale von<br />

anderen Lichtereignissen, bei denen eindeutig<br />

kommerzielle und touristische Ziele<br />

dominieren. Die Luminale ist stattdessen<br />

ein öffentlich zugängliches Lichtlabor.<br />

Innovation und Experiment stehen im Vordergrund,<br />

weit weniger die vielfach erprobten<br />

Schauspiele der Illumination für ein<br />

Massenpublikum. In vieler Hinsicht ist die<br />

Luminale ein Art Meta-Festival. Wer bei der<br />

Luminale Anerkennung der Fachwelt findet,<br />

wird auch auf andere Licht-Festiv<strong>als</strong> eingeladen.<br />

Die Bedeutung des Lichtes nimmt mit der<br />

Verstädterung der Welt zu. 2006 lebten<br />

weltweit erstm<strong>als</strong> mehr Menschen in Städten<br />

<strong>als</strong> auf dem Lande. Licht und Elektrizität<br />

sind die wichtigsten Medien des Urbanen.<br />

In dieser Hinsicht ist die Luminale auch ein<br />

Urban Age Festival, das die Entwicklung<br />

des Urbanen reflektiert. Die Luminale hat<br />

sich bei verschiedenen Foto-Communities<br />

<strong>als</strong> fester Termin etabliert. Profi- wie Hobby-<br />

Fotografen nutzen die Luminale zum Foto-<br />

F21 © 3/12<br />

39


Shooting und präsentieren die Ergebnisse<br />

ihrer Stadtwahrnehmungen in Ausstellungen<br />

und auf verschiedenen Websites.<br />

Das Konzept der Luminale hat viele Wurzeln.<br />

Es wurde von dem Kulturwissenschaftler<br />

Helmut M. Bien im Auftrag der<br />

Messe Frankfurt entwickelt. Organisatorisch<br />

wurden Veranstaltungsformen miteinander<br />

kombiniert, die neben der Fête de<br />

Lumières in Lyon auf das international erfolgreiche<br />

Konzept der „Museum Nights“<br />

und Design-Off-Programme wie die „Design<br />

Horizonte“ (Michael Peters) der 80er Jahre<br />

zurückreichen. Die Luminale <strong>als</strong> Veranstaltung<br />

der Stadtwahrnehmung und der temporären<br />

Stadtveränderung hat ihre philosophischen<br />

Wurzeln in den Theorien und<br />

Reflexionen zum Flaneur (Passagenwerk,<br />

Walter Benjamin), der Spaziergangswissenschaft<br />

von Lucius Burkhardt und den<br />

Wanderungen des Peripatetikers Bazon<br />

Brock (Im Gehen Preußen verstehen). Sie<br />

alle begreifen den öffentlichen Raum <strong>als</strong><br />

Imaginationsfläche, auf der die Wünsche,<br />

Interessen, Traditionen und Begehrlichkeiten<br />

einer Gesellschaft verhandelt werden.<br />

Ästhetik ist für sie die Wissenschaft<br />

von der Wahrnehmung.<br />

Temporärer Urbanismus<br />

Ausgehend von den Aktionen der Situationistischen<br />

Internationalen (Guy Debord) der<br />

späten 60er Jahre, in denen die Unwirtlichkeit<br />

der Städte und deren Wiederaneignung<br />

thematisiert wurden, wächst seit<br />

Jahren das Interesse einer jüngeren Architektengeneration<br />

am Problem der Stadtaneignung<br />

rasant. Die realisierten Projekte<br />

bringen die temporären und performativen<br />

Aspekte der Architektur zum Vorschein: in<br />

schrumpfenden Städten Lücken und „Unorte“<br />

mit neuem Leben füllen, für Slums und<br />

Favelas der Megacities transitorische Lösungen<br />

finden, Stadtbrachen eine Zeitlang<br />

bespielen oder Festarchitekturen entwickeln,<br />

dem öffentlichen Raum neue Attraktivität<br />

und veränderte Bedeutungen verleihen.<br />

„Temporärer Urbanismus“ ist das<br />

Stichwort.<br />

Auch das Thema „Kunst im öffentlichen<br />

Raum“ gehört in diesen Kontext. Das bekannteste<br />

Projekt: Die Münsteraner Skulpturen-Projekte<br />

(Kaspar König) gibt Künstlern<br />

eine Plattform, die mit der Öffentlichkeit<br />

und der Wahrnehmung experimentieren.<br />

Auch die subkulturelle „Urban Art“ oder<br />

„Street Art“ gehört in diesen Kontext. Für<br />

temporäre wie performative Gestaltungsstrategien<br />

ist Licht ein effektvolles, gut<br />

verfügbares und auch kostengünstiges<br />

Medium. Diese Tendenzen in Architektur<br />

und Kunst greift die Luminale auf und<br />

übersetzt sie in ein Festivalprogramm.<br />

Grußwort der Oberbrügermeisterin<br />

Petra Roth<br />

Luminale: Treffpunkt der Kreativszene<br />

Zum sechsten Mal findet die Biennale der Lichtkultur zur Messe<br />

Light+Building statt. Inzwischen gehört die Luminale zum festen<br />

Veranstaltungskalender. Sie ist bei den Messebesuchern aus<br />

aller Welt ebenso beliebt wie bei den Bürgern. International gilt<br />

sie <strong>als</strong> „must see“ der Kreativszene und zählt zu den starken<br />

Veranstaltungs-„Marken“ in Frankfurt Rhein-Main.<br />

Foto: © Stadt Frankfurt am Main<br />

Die Luminale stellt in ihrer Kombination mit der Light+Building<br />

unter Beweis, dass Messen weit mehr sind <strong>als</strong> kommerzielle<br />

Veranstaltungen: sie können auch Familientreffen der Branchen<br />

sein und Festiv<strong>als</strong>, die mit ihren Ideen begeistern und motivieren.<br />

Die Luminale trägt wesentlich dazu bei, dass sich Aussteller<br />

wie Besucher aus den Architektur- und Elektrobranchen auf<br />

die „luminalen“ Tage und Nächte am Main freuen.<br />

Das Programm mit seinen mehr <strong>als</strong> 150 Veranstaltungen ist<br />

internationaler denn je. Designer und Künstler von Sydney über<br />

Mailand bis London sehen in der Luminale den geeigneten Ort<br />

für ihre Präsentation und ihr „networking“. Und die Luminale<br />

räumt Fragen des Energiesparens und nachhaltigen Bauens<br />

breiten Raum ein: das Plus-Energie-Haus auf dem Rathenauplatz<br />

ist ein Symbol dafür.<br />

Spannende Luminale-Nächte wünscht Ihnen<br />

Petra Roth<br />

Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main<br />

40<br />

F21 © 3/12


vkunst frankfurt IV<br />

Neue Klarheit<br />

am 20. & 21. April<br />

in der Fahrgasse<br />

Gastgebern der teilnehmenden<br />

Künstler. Nach Einbruch<br />

der Dunkelheit wird die<br />

Straße so zu einer großen<br />

Projektionsfläche und<br />

Flaniermeile. An insgesamt<br />

23 Orten werden die Kunstwerke<br />

in der Fahrgasse zu<br />

sehen sein: Projektionen,<br />

interaktive Installationen und<br />

animierte Computerkunst.<br />

Klarheit ist Transparenz, Klarheit<br />

ist Ordnung, Klarheit hilft,<br />

sich zu orientieren – ist Klarheit<br />

überhaupt eine Kategorie<br />

in der zeitgenössischen<br />

Kunst? Kann man Klarheit<br />

semantisieren und ist das<br />

überhaupt wünschenswert?<br />

Foto: Galerie Greulich<br />

Aktuelle Strömungen und<br />

Tendenzen der Videokunst<br />

werden am 20. und 21. April 2012<br />

jeweils von 20 bis 24 Uhr<br />

in Frankfurt präsentiert.<br />

Veranstaltungsort ist die<br />

Fahrgasse und deren dort<br />

ansässigen Galerien und<br />

Ladenlokale. Thema in diesem<br />

Jahr ist „Neue Klarheit“<br />

Es ist die vierte Auflage der Videokunstausstellung inmitten der<br />

Frankfurter Altstadt. An zwei Tagen, Freitag und Samstag, wird<br />

die Fahrgasse jeweils von 20 bis 24 Uhr zur Ausstellungshalle<br />

ohne Dach. Zahlreiche Galerien und Szeneläden werden zu<br />

Die Unschärfe und Unklarheit<br />

hat sich in der Bildenden<br />

Kunst spätestens seit Gerhard<br />

Richter formal durchgesetzt. Inhaltlich ist die Unklarheit<br />

oder Verwirrung des Betrachters seit dem Dadaismus ein Prinzip<br />

der zeitgenössischen Kunst. Ganze Bücher beschäftigen sich mit<br />

der Geschichte der Unschärfe. Da ist die Frage nicht abwegig,<br />

ob die Avantgarde nicht schon längst weiter ist. Deshalb stellten<br />

sich die Kuratoren von vkunst frankfurt, Christoph von Löw und<br />

Andreas Greulich, genau diese Frage und versuchen sich in der<br />

Antwort mit einer „Neuen Klarheit“ in der Medienkunst.<br />

Nachdem die Welt <strong>als</strong> immer komplizierter empfunden wird, gilt<br />

die Frage <strong>als</strong> erlaubt, ob der Wunsch nach Klarheit und Einfachheit<br />

sich in der Kunst wiederfindet. Oder spiegelt sich momentan<br />

noch die Unübersichtlichkeit formaler Trends in den aktuellen<br />

Strömungen der Medienkunst? Dem nachzuspüren, hat sich<br />

vkunst frankfurt zum Ziel gesetzt.<br />

Über vkunst frankfurt<br />

vkunst frankfurt findet seit 2009 jährlich statt und ist <strong>als</strong> feste<br />

Plattform für nationale und internationale Künstler dieser Kunstrichtung<br />

angelegt. Infos über Künstler, Werke und Standorte gibt<br />

es auf www.v-kunst.de (vkunst frankfurt, c/o Galerie Greulich,<br />

Fahrgasse 22, 60311 Frankfurt, info@v-kunst.de).<br />

F21 © 3/12<br />

41


artig galerie unterstützt AIDS-Hilfe mit eigener Ausstellung<br />

Aufschrei<br />

gegen<br />

AIDS<br />

Als am 1. Dezember der Welt-AIDS-Tag die Gefahren und<br />

Präventionsmöglichkeiten rund um HIV und AIDS erneut in<br />

das Bewusstsein brachte, konnten Besucher des Café<br />

Switchboard in der Alten Gasse 36 eine eigens zusammengestellte<br />

Ausstellung der artig galerie heinz-frank zu<br />

franken sehen. Unter dem Titel „Aufschrei“ präsentierten<br />

sich historische und erinnerungswürdige Ausrufe von<br />

Walther Ulbricht, Martin Luther King, John F. Kennedy und<br />

Norbert Blüm <strong>als</strong> künstlerisch aufbereitete Tonspuren.<br />

Seit 1988 ist das Switchboard <strong>als</strong> Selbsthilfekneipe der AIDS-<br />

Hilfe Frankfurt bekannt und beliebt. Es wurde von Frankfurter<br />

schwulen Gruppen geplant und gemeinsam mit der AIDS-Hilfe<br />

ins Leben gerufen. Rund deißig ehrenamtlich tätige Männer und<br />

Frauen leisten an über 20 Veranstaltungen pro Monat Betreuungs-,<br />

Informations-, Gruppen- und klassische Servicearbeit;<br />

darunter Info- und Gesprächsrunden, Selbsthilfegruppentreffen,<br />

Infoausstellungen bis hin zu offenen Bühnenabenden oder<br />

Kaffeeklatsch-Sonntagen. Dabei versteht sich das liebevoll<br />

„Switch“ genannte Kaffee mehr <strong>als</strong> Teil sozialer Infrastruktur der<br />

Stadt Frankfurt denn <strong>als</strong> kommerziellen Gastronomiebetrieb.<br />

Sämtliche Gewinne fließen komplett in die AIDS-Hilfe Arbeit.<br />

„Die Aufgaben der AIDS-Hilfe haben sich mit einem grundlegend<br />

veränderten Selbstverständnis Homosexueller <strong>als</strong> auch der<br />

gesellschaftlichen Akzeptanz massiv gewandelt“, meint Switchboard-Betreuer<br />

Norbert Dräger. Er spricht über neue Medikamente<br />

und Behandlungsmethoden ebenso, wie von der zunehmend<br />

empfundenen Verharmlosung einer noch immer<br />

unheilbaren tödlichen Krankheit. Der heutige Fokus der AIDS-<br />

Hilfe müsse unter solch geänderten Gegebenheiten wieder<br />

verstärkt im Bereich der Aufklärung liegen.<br />

Bleibende Erinnerungen<br />

„Für mich ist das Switchboard ein lebendiger Beweis dafür, wie<br />

man erfolgreich Worten Taten folgen lassen kann“, begründet<br />

Heinz-Frank zu Franken seine dreimonatige Gast-Ausstellung in<br />

dem Szenelokal. „Dass auch Aussagen immer Spuren hinterlassen,<br />

in Erinnerung bleiben und eine Verbindung zu ureigenen<br />

Eindrücken und Erlebnissen herstellen, sollen die präsentierten<br />

Werke aufzeigen.“ Bestimmt lohne sich der alljährlich am 1.<br />

Dezember zelebrierte Aufschrei in Zusammenhang mit HIV,<br />

AIDS, zunehmend wieder auch HEP-C und anderen „bleibenden<br />

Erinnerungen an schöne Momente“, wenn dadurch Gedankenund<br />

Erinnerungswelten berührt werden. „Quasi <strong>als</strong> Weckruf, der<br />

uns an die verbleibenden Spuren unseres Handelns und Nichthandelns<br />

erinnert und zur Verantwortung aus Liebe mahnt.“<br />

Die Original-Ausrufe per Smartphone<br />

An jedem Werk waren QR-Codes angebracht, so dass Nutzer<br />

eines Smartphones sofort die passenden Original-Mitschnitte der<br />

dargestellten Ausrufe <strong>als</strong> online hinterlegte Tondateien anhören<br />

konnten.<br />

Die Kunstwerke stellte die artig galerie der AG36 zur Verfügung.<br />

Aus dem Verkaufserlös gingen 50 Prozent direkt <strong>als</strong> Spende an<br />

das Switchboard. Die jeweils in limitierter 3er-Auflage produzierten<br />

Tonspuren sind auf LKW-Plane aufgebracht und kosten je<br />

nach Format zwischen 120 und 240 Euro – bereits inklusive der<br />

Spannfederrahmung. Das Switchboard (Alte Gasse 36, 60313<br />

Frankfurt am Main) hat dienstags und donnerstags von 19 bis<br />

24, freitags und samstags von 19 bis 1 und sonntags von 14 bis<br />

23 Uhr geöffnet. Infos unter www.ag36.de. Acht unverkaufte<br />

Exemplare können in der artig galerie (Fahrgasse 21, 60311<br />

Frankfurt am Main, www.artig.co) zu gleichen Konditionen und<br />

inklusive 50%-Spendenanteil erworben werden.<br />

42<br />

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Martin Joppen zeigt:<br />

2012 im Auge des Apfels<br />

365 Photos<br />

mit dem iPhone<br />

„Liebe Facebook-<br />

Freunde, a happy New<br />

Year and all the Best<br />

to you! Ich melde<br />

mich aus USA, dem<br />

perfekten Platz, um<br />

mein Projekt ‚2012 im<br />

Auge des Apfels - 365<br />

Photos mit dem<br />

iPhone’ zu starten.<br />

Es beginnt mit einer<br />

unerwarteten<br />

Begegnung (Schwein<br />

gehabt!); ich nehme sie<br />

<strong>als</strong> Glücksomen. Ihr<br />

findet die Photos auf<br />

meinem Album -iPhoneiPhoto-i365-mJoppen-.<br />

Let’s start, have fun.<br />

Martin“<br />

Jeden Tag ein Upload<br />

Die Auswahl der Photos folgt keinem<br />

Genre – die Motive entstehen spontan<br />

und spiegeln wieder, was Martin Joppen<br />

sieht, wenn er unterwegs ist. Alle Photos<br />

sind mit dem iPhone aufgenommen und<br />

von ihm in seinem ureigenen „hyperrealen“<br />

Stil nachbearbeitet. Hierbei spielt<br />

er mit den Möglichkeiten der Bildbearbeitung,<br />

den Formaten und Rahmungen.<br />

Martin Joppen bleibt auch bei diesem<br />

Projekt seinem technischen Qualitätsanspruch<br />

treu und zeigt uns Bilder von<br />

unglaublicher Brillianz und Intensität.<br />

Die bisher entstandene Bildstrecke<br />

erlaubt einen bunten Reigen aus Blicken<br />

auf Architektur, Landschaften und in die<br />

Natur, auf Menschen, Alltagssituationen<br />

und Kurioses. Ob ein Pilzkorb in der<br />

Kleinmarkthalle, Frankfurt bei Hochwasser<br />

oder ein erhaschter Blick Mette-<br />

Marits während ihres Schirn-Besuches:<br />

jedes Bild fasziniert für sich und zeigt<br />

doch die für Martin Joppen so typische<br />

Bildsprache.<br />

Kaufen - Leasen - Mieten?<br />

Mit dieser Meldung startete Martin Joppen<br />

am 1. Januar 2012 sein neuestes<br />

Photoart-Projekt. Längst ist es über die<br />

„Facebook-Community“ hinausgewachsen<br />

und auch auf Flickr (www.flickr.com)<br />

und über seine eigene Photokunst-Website<br />

www.martingjoppen.de/photokunst zu<br />

verfolgen.<br />

Die Arbeiten der Joppen-Serien Frankfurter<br />

Strukturen, USA-Struktur-Kraft,<br />

USA2-Joshua Tree und Polo-on-Snow<br />

sind selbst redend weiterhin über die artig<br />

galerie einzusehen und zu beziehen. Neu<br />

ist ein professionelles Miet-, Mietkaufund<br />

Leasingangebot zur Ausgestaltung<br />

von Geschäftsräumen, Hallen, Hotels u.w.<br />

mit Bestands- oder Auftragswerken von<br />

Martin Joppen und Heinz-Frank zu<br />

Franken. Infos unter www.artig.co<br />

F21 © 3/12<br />

43


Struwwelpeter Cartoon-Wettbewerb<br />

Zeitkritischster<br />

Struwwelpeter 2012<br />

gesucht<br />

Die Frankfurter artig galerie sucht jährlich<br />

den zeitkritischsten Struwwelpeter der<br />

Neuzeit und hat erneut den „Struwwelpeter<br />

Cartoon Wettbewerb“ ausgeschrieben. Die<br />

Gewinner erhalten eine eigene Sonderausstellung<br />

(27. Juni bis 23. Augut 2012). Teilnahmeschluss<br />

ist der 21. Mai 2012. Infos unter<br />

www.artig.co<br />

Zur Teilnahme sind gleichermaßen Profiund<br />

Hobby-Cartoonisten aufgerufen, die<br />

aus den Mitte des 19. Jahrhunderts geschaffenen<br />

Figuren und Charaktären des<br />

Buches „Der Struwwelpeter“ aktuelle zeitkritische<br />

Varianten ableiten. Die interessantesten,<br />

amüsantesten, inhaltsstärksten<br />

und schönsten Werke und Umsetzungen<br />

werden vom 27. Juni bis zum 23.<br />

August in der artig galerie heinz-frank zu<br />

franken (Fahrgasse 21 in 60311 Frankfurt<br />

am Main) im Ramen einer Sonderausstellung<br />

der Öffentlichkeit vorgestellt. Jedes<br />

Jahr werden bis zu zwanzig Arbeiten<br />

ausgezeichnet, die fünf besten werden<br />

zudem mit der „christallenen Struwwelpeter-Locke“<br />

siegprämiert.<br />

Dr. Heinrich Hoffmann schuf die lustigen<br />

Geschichten und drolligen Bilder über den<br />

Struwwelpeter, bösen Friederich, Suppen-Kaspar,<br />

Daumenlutscher Konrad,<br />

Zappel-Philipp, Hanns Guck-in-die-Luft,<br />

den bösen Buben, dem mit dem Feuer<br />

spielenden Paulinchen, wilden Jäger und<br />

fliegenden Robert aus der Not heraus.<br />

Händeringend suchte der in Frankfurt am<br />

44<br />

F21 © 3/12


Die Teilnahme-Bedingungen<br />

1. Teilnehmen können Hobby- und Profi-Cartoonisten aus aller Welt.<br />

2. Es gibt keine Teilnehmer-Beschränkung. In die Jury-Wertung kommen alle<br />

Arten von Cartoons, Comics, Zeichnungen, Gemälde, Collagen, Skulpturen<br />

etc., die von dem jeweiligen Einsender selbst entworfen und umgesetzt/<br />

hergestellt/realisiert wurden.<br />

3. Die Werke sind <strong>als</strong> Original mit den vollständigen Absender-Adressdaten<br />

versehen und mit einer digitalen Fotoaufnahme (im Format DIN-A4 in 300<br />

dpi) auf einer mitgelieferten CD einzureichen und sollen einen Bezug zum<br />

Struwwelpeter bzw. den anderen im Buch von Dr. Heinrich Hoffmann<br />

„Struwwelpeter“ dargestellten Figuren/Charakteren<br />

UND<br />

einen frei wählbaren zeitkritischen Aspekt beinhalten.<br />

(Alternativ kann auch vorab eine Fotodatei per eMail eingereicht werden).<br />

4. Der Veranstalter (artig galerie heinz-frank zu franken, Fahrgasse 21, 60311<br />

Frankfurt am Main, Tel. 069.36602433, Fax 069.36602432, www.artig.co,<br />

heinz@zufranken.de) hat das Recht, anstößige, unsittliche oder in anderer<br />

Weise diffamierende/beleidigende/unwürdige Werke nach eigenem Ermessen<br />

und ohne weitere Begründung aus dem Jury-Votum auszuschließen.<br />

5. Die Jury ist unabhängig und frei in ihren Entscheidungen und in keinster<br />

Weise an Vorgaben und/oder Weisungen Dritter gebunden. Sie kann jährlich<br />

bis zu 20 Nominierungen und daraus bis zu fünf zur Ausstellung kommende<br />

Gewinner benennen.<br />

6. Jeder Einreicher versichert, alle uneingeschränkten Rechte an den<br />

eingereichten Cartoons/Objekten zu halten und ermächtigt die artig galerie<br />

heinz-frank zu franken, diese in Ausstellungen, Katalogen, sonstigen<br />

eigenen Medien, Werbemitteln, Presseaussendungen etc. in gedruckter und/<br />

oder elektronischer Form und/oder heute noch nicht bekannten Informationsund<br />

Kommunikationsmedien nach eigenem Ermessen frei und uneingeschränkt<br />

zu nutzen, ohne daraus jetzt oder später Rechte und/oder daraus<br />

entstehende Forderungen gegenüber dem Veranstalter aus der Abbildung/<br />

Darstellung geltend zu machen. Das beinhaltet nicht Regelungen für einen<br />

möglichen Verkauf, die in einem separaten Galeristenvertrag (siehe Pos. 10)<br />

geregelt sind.<br />

7. Teilnahmeschluss für 2012 ist der 21.05.2012; es gilt das Datum des<br />

Poststempels / das eMail-Empfangsdatum. Zu berücksichtigende Originale<br />

müssen bis zum 01.06.2012 in der Galerie vorliegen!<br />

8. Eingereichte Werke und Unterlagen werden vom veranstalter oder einem<br />

von ihm Beauftragten archiviert und NICHT zurück gesendet!<br />

9. Die Nominierten und Gewinner werden jeweils schriftlich benachrichtigt<br />

(Bitte um vollständige Adress-, eMail- und Telefonangaben, damit wir Sie<br />

erreichen können! Fehlende Daten fürhen bereits zu einem Teilnahme-<br />

Ausschluss).<br />

10. Die Nominierten und Gewinner erhalten einen klassischen Galeristen-<br />

Vertrag, der die Details der Ausstellung, der Preisfindung für den Verkauf,<br />

der Erlösaufteilung zwischen Künstler und Galerist sowie die Nutzungs-,<br />

Abbildungs- und Darstellungsregelungen festschreibt (ein Muster ist unter<br />

www.artig.co hinterlegt)<br />

11. Mit der Teilnahme am „Struwwelpeter Cartoon-Wettbewerb“ anerkennt der<br />

jeweilige Einreicher/Bewerber diese Teilnahme-Bedingungen in ihrer<br />

Gesamtheit, insbesondere die Nutzungsrechte des Veranstalters wie vor.<br />

12. Teilnahmeunterlagen sind vollständig und fristgerecht zu senden an den<br />

Struwwelpeter Cartoon-Wettbewerb,<br />

c/o artig galerie, Fahrgasse 21, 60311 Frankfurt am Main.<br />

• Fragen zum Wettbewerb beantwortet der Veranstalter<br />

Heinz-Frank zu Franken unter 069.36602433<br />

(Fax 069.36602432, eMail: heinz@zufranken.de)<br />

Main ansässige Arzt und (umstrittene)<br />

Pädagoge in der Vorweihnachtszeit des<br />

Jahres 1844 nach einem Geschenk für<br />

seinen Sohn, kaufte schließlich lediglich<br />

ein leeres Zeichenbuch und erfand dann,<br />

so die Überlieferung, seine heute in aller<br />

Welt bekannten Figuren und Gedichte<br />

rund um den garstigen Struwwelpeter.<br />

Die erste gedruckte Ausgabe datiert auf<br />

1845.<br />

Traditions-Wettbewerb mit Zeitgeist<br />

Heinz-Frank zu Franken, Betreiber der<br />

auf Frankfurter Kunst spezialisierten artig<br />

galerie, macht sich jedes Jahr auf die<br />

Suche nach ebenso traditionsreichen wie<br />

zeitgenössischen und vor allen Dingen<br />

unterhaltsamen Formen, die die in allen<br />

Ländern der Erde bekannten Figuren zu<br />

neuem Leben erwecken. „Was den einen<br />

ihre Schildbürger, sind für Frankfurt die<br />

Struwwelpeter-Figuren“, so der Initiator<br />

des Cartoon-Wettbewerbes, den er erstm<strong>als</strong><br />

im Jahr 2003 ausschrieb. „Natürlich<br />

sollten Struwwelpeter & Co. nicht ‚altbacken‘<br />

daher kommen, sondern einen<br />

amüsanten, zeitkritischen und insgesamt<br />

lebensfrohen Gegenwarts-Touch erhalten.“<br />

Einsendeschluss ist der 21. Mai 2012<br />

Teilnahme-Schluss für den diesjährigen<br />

Struwwelpeter Cartoon-Wettbewerb ist<br />

der 21. Mai 2012. Die bis zu zwanzig<br />

zeitkritischsten, unterhaltsamsten und<br />

überraschendsten Arbeiten werden mit<br />

einer eigenen Sonderausstellung ab dem<br />

27. Juni bis zum 23. August 2012 in der<br />

artig galerie präsentiert. Alle Einreicher<br />

erhalten eine Teilnahme-Urkunde und<br />

werden in einem eigenen Ausstellungskatalog<br />

vorgestellt. Bis zu fünf aus den<br />

Nominierungen ausgewählte und siegprämierte<br />

Arbeit werden zusätzlich mit<br />

der „christallenen Struwwelpeter-Locke“<br />

ausgezeichnet. Von einem möglichen<br />

Verkaufserlös leitet zu Franken fünfzig<br />

Prozent an die Künstlerin bzw. den<br />

Künstler weiter. Eine Teilnahme-Gebühr<br />

wird nicht erhoben.<br />

Einsendungen sind bis zum 21. Mai 2012<br />

zu senden an den Struwwelpeter Cartoon-Wettbewerb,<br />

c/o artig galerie, 60311<br />

Frankfurt am Main. Wettbewerbsinfos und<br />

Teilnahmebedingungen sind online unter<br />

www.artig.co hinterlegt.<br />

F21 © 3/12<br />

45


Sensationsfund in Sperlings Raritätenladen<br />

Echter Rubens<br />

in Frankfurt entdeckt<br />

Der Kunstkenner Prof. Dr. Weilersheimer hat in<br />

Klara Sperlings Raritätenladen in Frankfurt-<br />

Sachsenhausen ein Gemälde des flämischen<br />

Malers Peter Paul Rubens entdeckt. Das<br />

Wertgutachten steht noch aus, doch es deutet<br />

alles auf einen Sensationsfund hin.<br />

Foto: Gerhard Pauly - STU GRA PHO<br />

46<br />

F21 © 3/12


Wenn die Expertise den ersten Eindruck<br />

des Kunstsammlers Prof. Dr. Weilersheimer<br />

bestätigt, lag über Jahrzente ein<br />

echter Rubens in einem kleinen Trödellädchen<br />

in Frankfurt-Sachsenhausen unerkannt<br />

zwischen allerhand Krimskram<br />

herum. Der Wert des auf 1603 geschätzten<br />

frühen Meisterwerkes dürfte sich in<br />

zweistelliger Millionenhöhe bewegen.<br />

Weilersheimer: „Im Jahr 1600 siedelte<br />

Rubens <strong>als</strong> freier Maler nach Italien über<br />

und wurde noch im gleichen Jahr vom<br />

Herzog von Mantua, Vincenco Gonzaga,<br />

zum Hofmaler ernannt. Das mir vorliegende<br />

Gemälde entspricht einer Schaffensperiode,<br />

die sich zweifesohne direkt<br />

in diese Zeit kurz vor Rubens Abreise<br />

nach Spanien im Jahr 1603 zuordnen<br />

lässt“.<br />

Ein frühes Werk, das der dam<strong>als</strong> erst 26-<br />

Jährige noch vor seinen Baukunst-Studien<br />

und Illustrationen geschaffen haben<br />

soll. Rubens, der in Köln, Rom, Paris,<br />

Madrid und London, vornehmlich jedoch<br />

in Antwerpen lebte, zog sein Malatelier in<br />

großem Umfang wie einen klassischen<br />

Handwerksbetrieb auf. Etliche Mitarbeiter<br />

produzierten in einer straffen Arbeitsorganisation<br />

„seine“ Kunstwerke; darunter<br />

Anthonis van Dyck, Frans Snyders oder<br />

Jan Brügel der Ältere. Insgesamt entstanden<br />

so über 2.000 Bilder, davon<br />

gerade einmal 600 eigenhändig.<br />

Rubens Werke wurden nicht selten in<br />

Kupfer gestochen, um so einen dam<strong>als</strong><br />

schon europaweiten Kunstmarkt zu<br />

befriedigen. Bei Auftragsarbeiten lieferte<br />

der Sohn eines Antwerpener Juristens<br />

lediglich die Entwürfe und ließ diese dann<br />

von seinen Mitarbeitern fertigstellen.<br />

Stimmt die Expertise,<br />

ist vielleicht einfach nur<br />

der Experte f<strong>als</strong>ch...<br />

Klara Sperling, Inhaberin des Raritätenladens,<br />

ist hocherfreut über diesen Fund:<br />

„Einen Rubens erkennt man immer am<br />

Licht und einer unvergleichlichen Farbenglut.<br />

Die von ihm in seinen Bildern geschaffene<br />

Leuchtkraft der Fleischfarbe gilt<br />

<strong>als</strong> unübertroffen“. Und üppig Fleischfarbenes<br />

zeigten Rubens-Bilder allemal,<br />

ergänzt Ehemann Alexander Sperling<br />

spöttelnd. Der gelernte Tischler will nicht<br />

recht an die Echtheit des umjubelten<br />

Werkes glauben.<br />

Ergebnis der Prüfung offen<br />

Das Ergebnis einer von Frau Sperling<br />

kurzerhand an Prof. Dr. Weilersheimer<br />

beauftragten Expertise wird noch bis zum<br />

5. April im Volkstheater Frankfurt vorgestellt.<br />

Hintergrund ist die in das Hessische<br />

übertragene Inszenierung des Lustspiels<br />

von Erwin Kreker mit dem Titel „Frau<br />

Sperlings Raritätenladen“. Die 50er-<br />

Jahre-Komödie passt nach dem gerade<br />

erst abgeurteilten Beltracchi-Kunstfälscherskandal<br />

und noch aktuelleren<br />

Teppich-Verstrickungen perfekt in die<br />

Zeit. „Gerade jetzt, wo allenthalben<br />

Verlustängste geschürt werden, sind die<br />

Menschen auf der Suche nach großen<br />

Werten und finanziellen Vorteilen daraus“,<br />

sagt Volkstheater-Chefin Gisela Dahlem-<br />

Christ und beglückwünscht ihre künstlerische<br />

Leiterin Sylvia Hoffman zur Auswahl<br />

und Umsetzung dieses zeitlosen Klassikers.<br />

„Damit unser ‚Raritätenladen’ nicht in<br />

einer etwas angestaubten Ecke landet,<br />

habe ich Natascha Retschy mit ihrer<br />

Bearbeitung des Stückes tüchtig aufräumen<br />

lassen. Dazu haben wir uns entschieden,<br />

die bekannte Theater- und<br />

Filmschauspielerin Erika Skrotzki nach<br />

ihrem großen Erfolg mit ‚Die heilige<br />

Johanna der Einbauküche’ erneut <strong>als</strong><br />

Hauptdarstellerin zu verpflichten. Die<br />

Hessin aus Berlin und ihre dynamische<br />

Regisseurin, ebenfalls aus Berlin,<br />

scheinen mir die Richtigen zu sein, um<br />

mit dem nötigen Pep das 50er-Jahre-<br />

Stück ins Hier und Heute zu katapultieren“,<br />

erläutert Hoffman.<br />

Auch die übrige Besetzung ist auf diese<br />

Weise gedacht und zusammengestellt. So<br />

stehen neben vertrauten Volkstheater-<br />

Schauspielern ganz neue Kollegen auf<br />

der Bühne, und es entsteht ein lebendiges<br />

Miteinander. Einer darf sogar nicht<br />

Hessisch sprechen, trotz der strengen<br />

Mundarttreue, der sich das vor über 40<br />

Jahren von Liesel Christ gegründete<br />

Volkstheater Frankfurt verpflichtet fühlt.<br />

Also doch alles Theater!<br />

Unter der Regie von Peggy Lukac<br />

entstand ein aktuelles, mitreißendes und<br />

bewegendes Lustspiel in erfrischender<br />

Volkstheater-Tradition. Klara Sperling<br />

(dargestellt von Erika Skrotzki) ist<br />

natürlich geschäftstüchtig, wenngleich<br />

zwischen Ehe- und Familienpflicht, den<br />

kleinen und großen Alltagssorgen und der<br />

Suche nach Vorteil und Glück hin- und<br />

hergerissen. Da argumentiert sie schon<br />

einmal ein einfaches Bett zu einem<br />

historischen Lustlager Ludwig XIV. Da<br />

greift sie natürlich sofort nach dem sich<br />

bietenden Strohhalm, den vermeintlichen<br />

Kunstkenner Prof. Dr. Weilersheimer<br />

(Thomas Hessdörfer) in seinem allerdings<br />

leider nur vorgespielten Glauben an einen<br />

echtens Rubens zu unterstützen, und<br />

weiß das geschickt für alle möglichen<br />

Belange ihrer Geschäfts- und sogar<br />

Familienplanung zu nutzen. Schauspieler<br />

Heinz Harth (spielt den Ehemann<br />

Alexander) sieht das gelassen: „Für mich<br />

ist ein echter Rubens kein Wunschtraum.<br />

Ich würde ihn mir höchstens aufhängen,<br />

wenn er mir gefiele“.<br />

Echte Sorgen und f<strong>als</strong>che Kunst<br />

Mit „Frau Sperlings Raritätenladen“ schuf<br />

Erwin Kreker eine turbulente Komödie<br />

über echte Sorgen und f<strong>als</strong>che Kunst,<br />

doch vor allem über das menschliche und<br />

zwischenmenschliche Glück. Kreker<br />

schrieb selbst dazu: „Selbstverständlich<br />

bin ich dieser Frau Sperling tatsächlich<br />

begegnet, die mir trotz aller Geschäftsgewandtheit<br />

mit ihrem gesunden Optimismus<br />

und Humor imponiert hat. Auf<br />

dieser Frau lastete Geschäft und Familie,<br />

und unermüdlich war sie tätig und bestand<br />

den Lebenskampf, weil sie das<br />

Herz auf dem rechten Fleck hatte.“<br />

Was es mit dem angeblichen „echten<br />

Rubens“ genau auf sich hat, zeigt das<br />

Volkstheater Frankfurt noch bis zum 5.<br />

April jeweils um 20 Uhr; an Sonntagen<br />

bereits um 16.30 Uhr. Karten zu 20, 24<br />

und 28 Euro gibt es direkt im Volkstheater<br />

Frankfurt (Großer Hirschgraben 21,<br />

neben dem Goethehaus, 60311 Frankfurt<br />

am Main, Telefon 069/288598, eMail<br />

verkauf@volkstheater-frankfurt.de), bei<br />

allen bekannten Vorverkaufsstellen und<br />

direkt online unter www.volkstheaterfrankfurt.de<br />

F21 © 3/12<br />

47


Es gibt Dinge, Einrichtungen und Menschen,<br />

die aus dem heimischen Umfeld gar nicht wegzudenken sind.<br />

Frankfurt hat überraschend viele davon<br />

Frankfurter<br />

Originale<br />

Zum Heimatgefühl tragen Sportvereine<br />

besonders bei – und kulturelle<br />

Einrichtungen, Architektur,<br />

Geschäfte, Speisen und Getränke,<br />

Gastronomien, Feste und bestimmt<br />

nicht zuletzt Menschen.<br />

Was davon <strong>als</strong> „Frankfurter Original<br />

und original frankforderisch“<br />

gilt, ist ebenso facettenreich, wie<br />

die menschliche und kulturelle<br />

Vielfalt der Stadt Frankfurt am<br />

Main selbst. Mit „Wir sind Frankfurt“<br />

haben sich bewährte Hüter<br />

frankfurter Originalität zu einem<br />

Dialogverbund zusammengeschlossen.<br />

Den schönsten Baustellenblick der Mainmetropole Frankfurt<br />

genießt man derzeit bei einem „Frankfurter Krüstchen“ und<br />

anschließendem „Hessischen Tiramisu“ (herrlich-lockere Apfelwein-Mascarponecrème<br />

auf Calvados-getränkten Bisquits mit<br />

leichter Zimthaube) oder dem sonntäglichen Brunch im Restaurant<br />

„Frankfurter Küche“. Von jedem Platz schaut man auf<br />

den rasant wachsenden Rohbau des neuen EZB-Hochhauses,<br />

der auf dem direkt gegenüber liegenden Gelände der ehemaligen<br />

Großmarkthalle entsteht (Frankfurter Küche, Hanauer<br />

Landstraße 86 in 60314 Frankfurt am Main, Tel. 069.43056878,<br />

www.restaurant-frankfurter-kueche.de).<br />

Wer bei seinem Traditions-Rundgang durch die Frankfurter<br />

Altstadt dem wohl noch einige Jahre andauernden Baugetöse<br />

rund um den Römerberg mit Historischem-Museums-Abriss und<br />

Dom-Römer-Projekt lieber entfliehen möchte, sollte einen Blick<br />

in die Restaurantion „Zum Storch am Dom“ in die Saalgasse 3-5<br />

werfen. Hinter der eher tristen 60er-Jahre-Fassade kommen altfrankfurter<br />

Gefühle auf. Nicht nur, weil schon der emsige Goethe<br />

dort speiste, sondern weil die Originalität heimischer Spezialitäten<br />

auf angenehmem Niveau von Alexander Hahn und seinem<br />

Team gastgeberisch perfekt, mit großer menschlicher Wärme<br />

und ohne aufgesetzte Schnörkel zelebriert wird (Telefon 069.<br />

284988, www.zumstorch.de).<br />

Ach, was wäre Frankfurt ohne Sachsenhausen, ohne das<br />

Gemalte Haus, Kanonensteppel, Wagner & Co.? Was ohne<br />

seine vielen liebevoll erhaltenen roten Sandsteinbrunnen? Was<br />

ohne den samstäglichen Erzeugermarkt auf der Empore der<br />

Konstabler Wache? Was ohne das Programmkino Orfeos Erben<br />

in der Hamburger Allee, ohne den Tigerpalast oder ohne das<br />

Volkstheater? Kann man sich die angeblich auf Hochhäuser und<br />

Banker reduzierte Stadt aufrichtig ohne Kleinmarkthalle vorstellen,<br />

ohne Traditionsfeste, Museumsufer, ohne Graef Völsings?<br />

Wir sind Frankfurt ®<br />

Original frankforderisch & Frankfurter Originale<br />

Warum auch? Die Gemeinschaft „Wir sind Frankfurt“ stellt<br />

künftig vier Mal jährlich in einem kleinen Buch die bekanntesten<br />

und gleichsam überraschend neuesten Frankfurter Originale vor<br />

– denn die vorangegangene Auflistung ist bei weitem unvollständig!<br />

Infos ab Ende April 2012 bei allen teilnehmenden Partnern<br />

und unter www.wirsindfrankfurt.eu<br />

48<br />

F21 © 3/12


Originalitäts-Kolumne von Prof. Wurst<br />

Eine Wurst<br />

mit vielen Namen<br />

„Die meisten Menschen denken, dass es sich<br />

im folgenden um eine Wurstsorte handelt.<br />

Aber genau genommen haben wir es mit<br />

drei verschiedenen Wurstsorten und mit<br />

sage und schreibe acht verschiedenen<br />

Namen zu tun“, behauptet „Prof. Wurst“<br />

von der wurstakademie.com und schenkte<br />

uns diesen Original-Beitrag.<br />

„Die wenigsten wissen, warum es so viele<br />

Bezeichnungen gibt und warum man beispielsweise<br />

in Wien keine Frankfurter bekommt,<br />

wenn man eine Wiener bestellt.<br />

Um diese immer wiederkehrenden (rein<br />

sprachlichen) Schwierigkeiten zu beseitigen,<br />

habe ich das Thema hier auf den<br />

Punkt gebracht.<br />

Fotos: www.wurstakademie.com<br />

Zuerst zum Unterschied von Frankfurter<br />

Würstchen und Frankfurter: obwohl die<br />

beiden Würste fast gleiche Namen haben,<br />

sind es doch zwei grundverschiedene<br />

Würstel. Das Frankfurter Würstchen ist in<br />

der Gegend um Frankfurt am Main schon<br />

seit dem 13. Jahrhundert bekannt und<br />

seit ca. 1860 <strong>als</strong> geografische Herkunftsbezeichnung<br />

geschützt. Es besteht ausschließlich<br />

aus Schweinefleisch im Gegensatz<br />

zur Frankfurter. Diese besteht<br />

zusätzlich aus Rindfleisch und wurde<br />

1805 in Wien von einem in Frankfurt<br />

ausgebildeten Metzger erfunden. Er<br />

nannte sie ganz einfach Frankfurter.<br />

Also wie gesagt, Frankfurter Würstchen<br />

und Frankfurter sind zwei verschiedene<br />

Würste, die eine ist die Frankfurter Variante<br />

und die andere, quasi auf Umwegen,<br />

die Wiener.<br />

F21 © 3/12<br />

49


Wie werden die Varianten nun in den<br />

verschiedenen Ländern bezeichnet? In<br />

Österreich und den USA Wiener, in<br />

Deutschland, USA und Kanada auch<br />

Frankfurter. Bei den Schweizern heißen<br />

sie Wienerle, im Schwäbischen Saitenwurst<br />

oder kurz Saiten. In den Touristenregionen<br />

Italiens, Spaniens, Frankreichs<br />

und Griechenlands hat sich der seltsam<br />

anmutende Name „Wurstel“ mit einfachem<br />

„u“ eingebürgert.<br />

Alle, die zu Frankfurtern Wiener sagen,<br />

sollten in Österreich genau hinschauen.<br />

Denn wer in der Alpenregion eine Wiener<br />

bestellt, bekommt mit Sicherheit keine<br />

Wurst, die man in den Händen halten und<br />

in Senf tunken kann, sondern eine Aufschnittwurst.<br />

Keine Frage, man könnte<br />

sie dann immer noch zusammenrollen<br />

und mit Senf genießen und so tun, <strong>als</strong><br />

hätte man eine Frankfurter. Aber man<br />

outet sich damit eindeutig <strong>als</strong> Wurstdilettant!<br />

Und dann gibt es da noch eine weitere<br />

österreichische Abwandlung der Frankfurter,<br />

das Sacherwürstel. Diese Wurst<br />

wurde nun wirklich von einem Wiener<br />

Wursthersteller, dem Herrn Trünkel<br />

erfunden und ist etwas länger <strong>als</strong> die<br />

Original- Frankfurter und hat angeblich<br />

einen feineren Geschmack. Na ja, ich<br />

muss das ja sagen.<br />

So, jetzt sollte alles klar sein! Von nun an<br />

braucht niemand mehr Angst zu haben, in<br />

einem anderen Land nach der Wurstbestellung<br />

entweder die f<strong>als</strong>che Wurst in der<br />

Hand zu halten oder überhaupt nur mit<br />

großen Augen angesehen zu werden.“<br />

Soweit unser Gastprofessor. Doch<br />

schauen wir uns sicherheitshalber (es<br />

geht ja immerhin um ein Original von<br />

großer kultureller und nicht minderer<br />

kulinarischer Bedeutung!) auch die heimischen<br />

Quellen genauer an. Wann<br />

genau das erste Frankfurter Würstchen<br />

hergestellt wurde, ist nicht exakt überliefert.<br />

Geschichtsbüchern weisen aus,<br />

dass bei der Krönung von Kaiser Maximilian<br />

II im Jahre 1562 in Frankfurt am<br />

Main die Frankfurter Würstchen <strong>als</strong> Füllsel<br />

der gebratenen Ochsen dienten, die<br />

vor dem Römer am Spieß gebraten<br />

wurden. Lange Zeit nannten die Frankfurter<br />

ihre Würstchen deshalb stolz<br />

„Krönungswürste“.<br />

Frankfurter Bratwerscht?<br />

Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden<br />

die Frankfurter Würstchen in der Bevölkerung<br />

allerdings schlicht „Bratwerscht“,<br />

<strong>als</strong>o Bratwurst genannt. Diese wurde im<br />

„Worschtquartier“ in Frankfurt hergestellt,<br />

dem Metzger-Viertel westlich des Doms.<br />

Diese Bratwürste hatten ihren Namen<br />

allerdings nicht von der Art der Zubereitung<br />

und wurden auch nicht gebraten,<br />

sondern sie hatten ihren Namen aufgrund<br />

ihrer Füllung, dem „Brat“ oder „Brät“, was<br />

nichts anderes ist <strong>als</strong> klein gehacktes<br />

Fleisch.<br />

Der Name Frankfurter Würstchen entstand<br />

erst, <strong>als</strong> Besucher der Stadt<br />

Frankfurt die köstlichen Würstchen mit in<br />

alle Welt nahmen und sie <strong>als</strong> typisches<br />

„Frankfurter Würstchen“ in ihrer eigenen<br />

Heimat vorstellten. 1860 wurden die<br />

Frankfurter Würste dann erstm<strong>als</strong> industriell<br />

gefertigt. Und das dann noch nicht<br />

einmal nicht in Frankfurt selbst, sondern<br />

in Neu-Isenburg, das zwar bei Frankfurt<br />

liegt, jedoch zur Stadt Offenbach gehört.<br />

Ach: irgendwie gehört ja doch alles zusammen...<br />

Daraus bestehen<br />

Frankfurter Würstchen<br />

In der goldbraunen Haut versteckt sich<br />

eine Füllung aus bestem mageren Schinkenfleisch.<br />

Das Aroma erhält die Wurst<br />

durch ein spezielles Räucherverfahren im<br />

Feuchtbuchenrauch, das die Hersteller<br />

gerne <strong>als</strong> ihr großes Geheimnis preisen<br />

und <strong>als</strong> Traditionswissen hüten. Das Räuchern<br />

bestimmt auch die Knackigkeit der<br />

Haut - worüber Professor Wurst gleich<br />

noch tiefschürfende Theorien aufstellen<br />

wird.<br />

Und damit ist auch schon angedeutet,<br />

was wirklich wichtig ist: Frankfurter<br />

Würstchen dürfen auf gar keinen Fall<br />

gekocht werden! Stattdessen werden sie<br />

zehn Minuten in heißem Wasser erhitzt.<br />

Danach kommen sie auf vorgewärmte<br />

Teller und werden mit Brot, Senf und/oder<br />

Meerrettich serviert. Gerne wird auch<br />

Sauerkraut dazu gereicht. Die Frankfurter<br />

Würstchen dürfen natürlich mit der Hand<br />

verspeist werden.<br />

Die Frage nach der perfekten Siedetemperatur<br />

taucht immer wieder auf. Die<br />

Antworten sind oft sehr unterschiedlich.<br />

Um es kurz zu machen:<br />

Die perfekte Temperatur<br />

für das Sieden von Würstchen<br />

sind 89°C!<br />

Das Wichtigste ist, und damit stimmen<br />

alle Metzger und sonstigen Wurstfachleute<br />

überein, dass Würste nicht in kochendem<br />

Wasser zubereitet werden<br />

dürfen! Der Druck im Wurstinneren wird<br />

zu groß; das Resultat: sie platzen ausnahmslos<br />

der Länge nach. Doch warum<br />

ist das so?<br />

50<br />

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Wurstwissenschaftliches von Prof. Wurstel<br />

Warum platzt eine Frankfurter<br />

immer der Länge nach?<br />

Erst neulich ging es wieder einmal<br />

wissenschaftlicher zu an der<br />

Wurstakademie. Prof. Wurstel gab<br />

eine Fachvorlesung, die einem den<br />

Kopf zuerst rauchen und dann<br />

herzerfrischend schütteln ließ<br />

In Formeln ausgedrückt schaut das nun so in etwa aus:<br />

„Wahrscheinlich, nein ziemlich sicher, hast du dich auch schon<br />

öfters gefragt, warum eine Wurst immer der Länge nach aufplatzt.<br />

Ab und zu passiert das, vor allem, wenn man nicht weiß,<br />

welche die ideale Temperatur zum Wursterhitzen ist und die<br />

Würste aus diesem Unwissen heraus in kochendes Wasser gibt.<br />

Nun, es ist ganz einfach: erhitzen wir eine Wurst, so steigt<br />

klarerweise der Innendruck (p i ). Da Druck die Kraft pro Flächeneinheit<br />

ist, auf die sie wirkt, können wir die wirkenden<br />

Kräfte ermitteln.<br />

Diese Kräfte wiederum „ziehen“ am<br />

Querschnitt der Wursthaut. Dies<br />

nennt man Spannung. Wird genau<br />

diese Spannung größer <strong>als</strong> die zulässige<br />

Spannung der Wursthaut,<br />

dann wird diese reißen!<br />

Und nun schauen wir uns auf der linken Seite an, wie die Kräfte<br />

und Spannungen in Längsrichtung auf ein Wurstrad wirken, und<br />

rechts daneben, wie sie in Querrichtung auf ein Wurstrad wirken.<br />

„Spannungstechnisch“ gesehen<br />

sieht unsere Wurst nun so aus:<br />

Aus den vorigen Ableitungen<br />

haben wir nun folgende Ergebnisse:<br />

Durch nochmaliges „Umformeln“<br />

ergibt sich Folgendes:<br />

Conclusio: Die Spannung in der Wursthaut ist in der Querrichtung<br />

immer doppelt so hoch wie in der Längsrichtung. Daher<br />

reißt die Wurst immer der Länge nach, d.h. in Querrichtung!<br />

Eigentlich ganz einfach. Wer die Formeln ernsthaft in<br />

klar erkennbarer Form nachlesen und prüfen möchte:<br />

www.wurstakademie.com<br />

F21 © 3/12<br />

51


Kunstfälscher<br />

Jede Epoche<br />

hat ihre Fälscher<br />

Kunstfälscher und jene, die gefälschte Kunst<br />

wissentlich auf den Markt bringen, gibt es schon,<br />

so lange es Kunst gibt. Selbst Michelangelo soll zu<br />

Beginn seiner Karriere eine seiner Mamorstatuen<br />

<strong>als</strong> antikes Kunstwerk ausgegeben haben.<br />

Die Täuschung flog auf und wurde in der<br />

Renaissance zum ersten Skandal dieser<br />

zweifelhaften Branche. Michelangelo<br />

schadete sie nicht.<br />

Manche Fälscher wurden sogar über die<br />

Jahre wegen ihrer Arbeiten berühmt, wie<br />

der Holländer Han van Meegeren, der in<br />

den dreißiger Jahren Vermeer nachahmte,<br />

oder Konrad Kujau, der Fälscher der<br />

angeblichen Hitler-Tagebücher.<br />

Beltracchi - muss man sich merken<br />

Noch nie wurde so viel kopiert wie in<br />

unserer Zeit. Allein in den 60er Jahren<br />

sollen, so listen es amerikanische Zollfahnder<br />

auf, 9.428 f<strong>als</strong>che Rembrandts,<br />

103.227 f<strong>als</strong>che Corots und 113.254<br />

f<strong>als</strong>che Watteaus in die USA gebracht<br />

worden sein. Heute lässt sich mit f<strong>als</strong>cher<br />

Kunst viel Geld verdienen und das Thema<br />

ist aktueller denn je, wie der deutschlandweit<br />

spektakulärste Fall der Jetztzeit<br />

zeigt, der im vergangenen Jahr aufgedeckt<br />

und gerade erst im Januar vor<br />

Gericht geklärt wurde. Eine vierköpfige<br />

Fälscherbande hatte mindestens 14 Gemälde,<br />

die sie Künstlern der Klassischen<br />

Moderne wie Max Ernst, Max Pechstein<br />

oder Fernand Léger zuschrieben, selbst<br />

gemalt, auf dem internationalen Kunstmarkt<br />

verkauft und damit fast 16 Millionen<br />

Euro kassiert. Die beiden Frauen der<br />

Bande machten den Käufern vor, dass die<br />

Bilder aus der Sammlung ihres verstorbenen<br />

Großvaters stammen würden.<br />

Namhafte Kunstexperten ließen sich<br />

problemlos täuschen, wie eine der<br />

Schwestern vor Gericht aussagte, und<br />

stellten bereitwillig ihre Expertisen aus:<br />

„Es war alles so einfach!“<br />

Bekannte Auktionshäuser verkauften die<br />

Stücke und stehen wegen ihrer Leichtfertigkeit<br />

seitdem massiv in der Kritik. Der<br />

Fälscher Wolfgang Beltracchi, Kopf der<br />

<strong>als</strong> Beltracchi-Bande ganz bestimmt in die<br />

Annalen eingehenden Kunstfälscher-<br />

Clique, legte übrigens sofort am ersten<br />

Verhandlungstag ein umfassendes Geständnis<br />

ab. Der groß gewachsene, grauhaarige<br />

Bartträger strahlte dabei souverän<br />

und weltmännisch Sympathie aus und<br />

wurde von manchem <strong>als</strong> der eigentliche<br />

Held gesehen.<br />

Der ursprünglich bis März 2012 angesetzte<br />

Prozess wurde daraufhin zu einem<br />

„kurzen“ - doch anders, <strong>als</strong> man gemeinhin<br />

annehmen mag: forderte die Staatsanwaltschaft<br />

anfänglich noch Haftstrafen<br />

von bis zu sechs Jahren, verglich man<br />

sich mit dem Gericht anlässlich der<br />

„Kooperation der Fälscherbande“ auf eine<br />

Bewährungsstrafe.<br />

Ob es dabei bleibt, hängt nun von möglichen<br />

Berufungsverfahren Dritter ab.<br />

Einige Meldungen besagen, dass das<br />

Urteil wohl doch keine Bewährungsstrafform<br />

beinhalte, man die Verurteilten<br />

jedoch im Freigang beließe. Wie dem<br />

auch tatsächlich sei: die Beltracchi-Bande<br />

gab ihre Zustimmung zum – wie auch<br />

immer – bestehenden Vergleich bekannt.<br />

Wen wundert’s?<br />

Insgesamt stehen derzeit weit mehr <strong>als</strong><br />

fünfzig Gemälde mit einem Gesamtwert<br />

von über hundert Millionen Euro unter<br />

Fälschungsverdacht. Einige Experten<br />

gehen sogar davon aus, dass Beltracchi<br />

zwischen 150 und 200 Fälschungen<br />

produzierte und auf dem Kunstmarkt<br />

platzierte.<br />

52<br />

F21 © 3/12


dialog® media<br />

IMPRESSUM<br />

F21 ©<br />

2. Jahrgang, Ausgabe 003 (24.02.2012)<br />

Verlag: dialog ® media<br />

dialog ® hotel gmbh<br />

Fahrgasse 21, 60311 Frankfur am /Main<br />

Telefon: 0 69 / 977 687 91<br />

Telefax: 0 69 / 977 687 94<br />

e-Mail: verlag@F21.ag<br />

Internet: www.F21.ag<br />

USt-ID: DE 264565049<br />

Auflagen dieser Ausgabe:<br />

Druck 5.500 Exemplare<br />

Verbreitet 5.404 Exemplare<br />

Herausgeber und Chefredakteur:<br />

Heinz-Frank zu Franken (verantw.)<br />

e-Mail: heinz@F21.ag<br />

Redaktion:<br />

Heinz-Frank zu Franken, Nancy Nölting, Sabine Börchers<br />

Graphik:<br />

master of masters ® advertising-support<br />

Anzeigen-Verkauf:<br />

Harald Dechert<br />

Danziger Platz 1-3, 60314 Frankfurt am Main<br />

Mobil 0 176 / 78 638 990<br />

Telefon 0 69 / 26 40 25 33<br />

e-Mail harald@F21.ag<br />

Anzeigen-Preise:<br />

Laut Anzeigen-Tarif Nr. 1 vom 01.08.2011<br />

Abonnement- & Leser-Service:<br />

Nancy Nölting Tel.: 0 69 / 977 687 92<br />

e-Mail<br />

nancy@F21.ag<br />

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Deutschland, Österreich, Schweiz: Jahres-Vorzugspreis € 48,-<br />

inkl. Versandkosten und 7% MwSt. (in Österreich bei Nennung<br />

der UStID-Nr. und in der Schweiz ohne MwSt.). Übriges EU-<br />

Ausland: Jahres-Vorzugspreis € 50,- inkl. Versandkosten und<br />

7% MwSt. (bei Nennung der UStID-Nr. ohne MwSt.). Übriges<br />

Ausland: Jahres-Vorzugspreis € 52,- inkl. Versandkosten.<br />

Luftpost auf Anfrage. Jeweils für 6 Ausgaben per anno.<br />

Patenschafts-Abonnements:<br />

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Abo-Gebühren sind im voraus fällig. Abos verlängern sich automatisch<br />

um ein Jahr, wenn sie nicht drei Monate vor Ablauf des<br />

jeweiligen Bezugszeitraumes schriftlich beim Verlag gekündigt<br />

werden.<br />

Bankverbindung:<br />

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Kto. 6200 487 999 (BLZ 501 900 00)<br />

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in Folge einer Störung des Arbeitsfriedens bestehen keine<br />

Ansprüche gegen den Verlag.<br />

Druck:<br />

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Alle veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Ohne Genehmigung des Verlges ist eine Verwertung strafbar.<br />

Dies gilt auch für die Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme<br />

in elektronische Datenbanken und für die Vervielfältigung auf<br />

CD-ROM und/oder heute noch unbekannte künftige Medien und<br />

Kommunikationstechniken. Für unverlangt eingesandte Beiträge<br />

wird keine Gewähr übernommen. Beiträge, die mit dem Namen<br />

des Verfassers gekennzeichnet sind, stellen nicht in jedem Fall<br />

die Meinung der Redaktion dar.<br />

ISSN 2193-1909<br />

artig galerie und Volkstheater Frankfurt laden ein<br />

zum Fachvortrag am 28. Februar um 14 Uhr zum Thema<br />

Kunstfälschungen<br />

High-Tech im Dialog<br />

mit dem Kunstrecht<br />

Die Bildkraft der zerstörungsfreien Prüfung<br />

Die artig galerie heinz-frank zu franken und das Volkstheater<br />

Frankfurt-Liesel Christ laden am Dienstag, den 28. Februar 2012 um<br />

14 Uhr zu einem exklusiven Fachvortrag zum Thema Kunstfälschung<br />

in das Mundarttheater im Großen Hirschgraben.<br />

Karin U. Berg von der B<strong>MB</strong> Gesellschaft für Materialprüfung mbH<br />

(Heilbronn) und der Kunstrechts-Anwalt und 1. Vorsitzende des<br />

Instituts für Kunst und Recht IFKUR e.V., Dr. Nicolai B. Kemle<br />

(Heidelberg / Stuttgart) berichten über rechtliche Unterscheidungen<br />

zwischen Kunstkopie, -fälschung & Co. und die neuesten materialtechnischen<br />

Möglichkeiten, solche zu entlarven.<br />

Der Dialog zwischen der High-Tech-Materialforscherin und dem<br />

Kunstrechtler dauert gut eine Stunde. Für Erfrischungen und<br />

Snacks ist gesorgt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung unter<br />

einladung@artig.co jedoch obligatorisch. Infos unter www.artig.co<br />

Im Volkstheater Frankfurt-Liesel Christ dreht sich derzeit auf der<br />

Bühne alles um einen vermeintlich echten Rubens, der sich – nach<br />

allerhand Turbulenzen – dann doch lediglich <strong>als</strong> eine Fäl-schung<br />

erweist. Noch bis zum 5. April steht das Lustspiel von Er-win Kreker<br />

„Frau Sperlings Raritätenladen“ auf dem Programm<br />

(www.volkstheater-frankfurt.de). In vollster Begeisterung und<br />

bestem Glauben an die Kompetenz eines vermeintlichen Kunstexpertens<br />

hatte die von Erika Skrotzki brillant dargestellte Trödlerin<br />

Klara Sperling schon einen Teil der erhofften Millionen verplant,<br />

Hochzeitspläne für die Tochter geschmiedet und Investitionen<br />

für den Geschäftsausbau getätigt, noch bevor eine wirkliche<br />

Expertise vorlag. Die Komödie in hessischer Mundart findet über<br />

Umwege letztlich noch zu einem guten Ende. Außerhalb der nicht<br />

nur bei der Premiere mit langem Anfangsapplaus bedach-ten (von<br />

Rainer Schöne realisierten) Bühne muss sich ein glück-liches Ende<br />

bei ähnlichen Vorfällen jedoch nicht automatisch ein-stellen. Die<br />

Realität ist oft brutaler – und teuer.<br />

Neue Möglichkeiten der Untersuchungsmethoden<br />

Dr. Nicolai B. Kemle ist international tätiger Kunstrechts-Anwalt, 1.<br />

Vorsitzender des Instituts für Kunst und Recht IFKUR e.V. und<br />

Betreiber der Informationswebsite kunst-recht.de, hat sich auf die<br />

F21 © F21 3/12 © 3/12<br />

53


Fotos: B<strong>MB</strong><br />

Schwerpunkte Kunst &<br />

Recht, Messe- & Auktionsrecht,<br />

Urheberrecht und<br />

das Recht der neuen Medien<br />

spezialisiert. Eine<br />

ideale Mischung, die ihn<br />

<strong>als</strong> Dialogpartner für die<br />

Materialforscherin Karin U.<br />

Berg von der B<strong>MB</strong> Gesellschaft<br />

für Materialforschung<br />

prädestiniert. Beide<br />

geben am 28. Februar<br />

einen aktuellen Überblick<br />

über rechtliche Zuordnungen<br />

und Abgrenzungen<br />

sowie neueste Untersuchungsmethoden.<br />

„Weil in einem wahren<br />

Prozess um die Echtheit<br />

eines Rembrandt-Gemäldes<br />

Ende des 19. Jahrhunderts<br />

die Experten noch<br />

die so genannte morellische<br />

Methode ansetzten,<br />

wurde das Gemälde von<br />

unterschiedlichen Experten<br />

einmal zu- und ein anderes Mal wieder abgeschrieben. In der<br />

heutigen Zeit können moderne Fälschungen durch neue Untersuchungsmethoden<br />

in jedem Falle ausgeschlossen werden“, beginnt<br />

Berg ihren beispielreichen Beitrag. „Der berühmte Fall der Sammlung<br />

Jägers zeigte auf, dass eine materialwissenschaftliche Untersuchung<br />

einen Schaden von knapp einhunderttausend Euro nicht<br />

nur verhindert, sondern auch den immateriellen Schaden des unbezweifelt<br />

sehr guten Experten minimiert hätte,“ ist Dr. Kemle sicher.<br />

Zwei wesentliche Themen stehen in dem gemeinsamen Fachvortrag<br />

aus kunstrechtlicher Sicht im Vordergrund. Zum einen<br />

handelt es sich um die Frage der Wirksamkeit eines Gewährleistungsausschlusses<br />

für fehlerhafte bzw. gefälschte Kunstwerke,<br />

zum anderen um die Problematik der Haftung auf Grund<br />

mangelnder Untersuchung. Aktuell wird dies verdeutlicht durch ein<br />

Gerichtsverfahren, in welchem ein Auktionshaus einen Teppich mit<br />

eintausend Euro einschätzte, der nach einem Zwischenverkauf auf<br />

einer Versteigerung 7,2 Millionen Euro erzielte.<br />

Echt oder ein Original?<br />

Die Geheimnisse von Kunstgegenständen sind oft wie in einer Art<br />

„Zeitkapsel“ in der heute sichtbaren Oberfläche verborgen. Mit der<br />

zerstörungsfreien Prüfung können die für unser Auge unsichtbaren<br />

Details wie Restaurierungszustände und Fälschun-gen<br />

entschlüsselt werden. Im Laufe der Zeit wandelt sich z.B. aufgrund<br />

des Besitzerwechsels der Zustand von Kunstwerken. Der Zahn<br />

der Zeit nagt an Farbe und Bildträger. „Am Ende stellt sich die<br />

Frage nach dem Original und späteren Zufügungen, nach<br />

Veränderungen und Schäden, die im Kunstrecht eine we-sentliche<br />

Rolle spielen und über Echtheit und Sammlerwert entscheiden<br />

können“, so Kemle.<br />

Kunsthändler und Auktionatoren müssten aus Haftungs- und Gewährleistungsfragen<br />

immer häufiger die zerstörungsfreien Untersuchungsmethoden<br />

andenken, um später eine Haftung abwenden<br />

zu können. Doch auch Experten und Werkverzeichnisse sollten<br />

sich längst nicht mehr nur auf den geschulten Blick verlassen, denn<br />

die Fälschungen werden immer ausgefeilter. Berg und Kemle zeigen<br />

an einer Reihe realer Beispiele auf, dass die Frage der Untersuchung<br />

eine immer größere Bedeutung und dabei eine überraschend<br />

hohe Aufklärungsquote erlangt hat.<br />

Karin U. Berg stellt nachvollziehbar heute gängige Methoden der<br />

instrumentellen Analytik vor, die die Kunstuntersuchung des klassischen<br />

Bereiches von Lupe und Lichtmikroskop für einen Authentizitätsnachweis<br />

in der Kunst längst ablösten. Ein gefälschtes<br />

Gemälde aus der berüchtigten „Sammlung Jägers“ konnte beispielsweise<br />

durch den Nachweis der Verwendung von modernem<br />

Titanweiß (TiO2) einwandfrei überführt werden, denn dieses Pigment<br />

gab es vor 1914 noch gar nicht.<br />

Der Blick in das Darunter<br />

Der Vorteil von bildgebenden Verfahren im zerstörungsfreien Bereich<br />

wie UVA, Bluelight-Spektrometrie, digitale Röntgenmesstechnik<br />

(CT, Mikrofokus), Infrarotreflektographie und digitale Mikroskopie<br />

liegt im Blick in das „Darunter“ eines Kunstwerkes. Am<br />

Beispiel von kunsttechnologisch untersuchten Kunstwerken werden<br />

die vier essentiellen Elemente der Untersuchung auf Fälschung<br />

gezeigt: der Untergrund, die Untermalung, die verwendeten<br />

Pigmente und die Bindemittel.<br />

Am 28. Februar im Volkstheater<br />

Die artig galerie ermöglicht diesen<br />

Fachvortrag am 28. Februar 2012<br />

um 14 Uhr im Volkstheater Frankfurt<br />

(Großer Hirschgraben 21 in 60311<br />

Frankfurt) direkt im Set des aktuellen Stückes „Frau Sperlings<br />

Raritätenladen“. Galerist zu Franken begründet das so: „Einerseits<br />

steht das Thema nach Jäger und Beltracchi ganz oben auf der<br />

Kunstthemenliste, zudem wird mit Frank Wackerbarth in der artig<br />

galerie gerade ein Meister der Op-Art ausgestellt. Einige Vertreter<br />

der Optical Art lehnten den Begriff des Origin<strong>als</strong> ja für Ihre Werke<br />

ab, weil sie unter Einbezug der ‚vierten Dimension Zeit’ andere<br />

Maßstäbe ansetzen“. Nicht zuletzt haben zu Franken und das Volkstheater<br />

so ihren kommunikativen Schabernack bei der Ankündigung<br />

des aktuellen Stückes „Frau Sperlings Raritätenladen“ getrieben.<br />

„Für uns ist das ein schöner Anlass, Kunstinteressierte in das<br />

Volkstheater zu einem wissenschaftlich hochwertigen Fachvortrag<br />

einzuladen und so unser Haus vorzustellen“, ergänzt Intendantin<br />

Gisela Dahlem-Christ, die sich mit ihrem Team besonders der<br />

Wahrung der Originalität hessischer Mundart verschrieben hat.<br />

Statt Business-Lunch zum Kunstvortrag<br />

Das Volkstheater Frankfurt hat am 28.02. kleine Erfrischungen und<br />

Snacks vorbereitet. Der Vortrag dauert gut eine Stunde. Der Eintritt<br />

ist frei, eine Anmeldung über das Volkstheater Frankfurt (Tel. 069/<br />

288598) oder die artig galerie (einladung@artig.co) ist jedoch<br />

obligatorisch. Infos: www.artig.co<br />

54<br />

F21 © 3/12


art ig galerie<br />

heinz-frank zu franken<br />

die aktuellen termine<br />

24. febr. vernissage – 18-22 uhr<br />

frank wackerbarth<br />

op-art ausstellung bis zum 18. april<br />

28. febr. kunstfälschungen – 14 uhr<br />

„high-tech und kunstrecht im dialog“,<br />

dr. nicolai b. kemle und karin u. berg,<br />

fachvortrag im volkstheater frankfurt<br />

07. märz vollmond-soirée – 19 uhr<br />

mit sibylle nicolai<br />

charmante gesprächsrunde<br />

am vollmondabend<br />

in der artig galerie<br />

15. märz artig after-work – 18-21 uhr<br />

29. märz artig after-work – 18-21 uhr<br />

04. april vollmond-soirée – 19 uhr<br />

18. april finissage – 16-22 uhr<br />

20.+21. april v-kunst-installationen in der fahrgasse<br />

21. april artig at midnight – 22-2 uhr<br />

nightlights zur nacht der museen<br />

25. april vernissage – 18-22 uhr<br />

die sieger des<br />

1. fankfurter künstler-castings<br />

sonder-ausstellung bis 23. juni<br />

04. mai vollmond-soirée – 19 uhr<br />

10. mai artig after-work – 18-21 uhr<br />

22.-24. mai artig MICE-event<br />

@ messe frankfurt & artig galerie<br />

anlässlich der imex-frankfurt<br />

F21 © 3/12<br />

fahrgasse 21 • 60311 frankfurt am main<br />

geöffnet: di.-fr. 16-19 und sa. 15-18 uhr<br />

tel. 069.366 024 33 • fax 069.366 024 32<br />

w w w . a r t i g . c o


ISSN 2193-1909<br />

F21 © 3/12

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