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Wie werden die Varianten nun in den<br />
verschiedenen Ländern bezeichnet? In<br />
Österreich und den USA Wiener, in<br />
Deutschland, USA und Kanada auch<br />
Frankfurter. Bei den Schweizern heißen<br />
sie Wienerle, im Schwäbischen Saitenwurst<br />
oder kurz Saiten. In den Touristenregionen<br />
Italiens, Spaniens, Frankreichs<br />
und Griechenlands hat sich der seltsam<br />
anmutende Name „Wurstel“ mit einfachem<br />
„u“ eingebürgert.<br />
Alle, die zu Frankfurtern Wiener sagen,<br />
sollten in Österreich genau hinschauen.<br />
Denn wer in der Alpenregion eine Wiener<br />
bestellt, bekommt mit Sicherheit keine<br />
Wurst, die man in den Händen halten und<br />
in Senf tunken kann, sondern eine Aufschnittwurst.<br />
Keine Frage, man könnte<br />
sie dann immer noch zusammenrollen<br />
und mit Senf genießen und so tun, <strong>als</strong><br />
hätte man eine Frankfurter. Aber man<br />
outet sich damit eindeutig <strong>als</strong> Wurstdilettant!<br />
Und dann gibt es da noch eine weitere<br />
österreichische Abwandlung der Frankfurter,<br />
das Sacherwürstel. Diese Wurst<br />
wurde nun wirklich von einem Wiener<br />
Wursthersteller, dem Herrn Trünkel<br />
erfunden und ist etwas länger <strong>als</strong> die<br />
Original- Frankfurter und hat angeblich<br />
einen feineren Geschmack. Na ja, ich<br />
muss das ja sagen.<br />
So, jetzt sollte alles klar sein! Von nun an<br />
braucht niemand mehr Angst zu haben, in<br />
einem anderen Land nach der Wurstbestellung<br />
entweder die f<strong>als</strong>che Wurst in der<br />
Hand zu halten oder überhaupt nur mit<br />
großen Augen angesehen zu werden.“<br />
Soweit unser Gastprofessor. Doch<br />
schauen wir uns sicherheitshalber (es<br />
geht ja immerhin um ein Original von<br />
großer kultureller und nicht minderer<br />
kulinarischer Bedeutung!) auch die heimischen<br />
Quellen genauer an. Wann<br />
genau das erste Frankfurter Würstchen<br />
hergestellt wurde, ist nicht exakt überliefert.<br />
Geschichtsbüchern weisen aus,<br />
dass bei der Krönung von Kaiser Maximilian<br />
II im Jahre 1562 in Frankfurt am<br />
Main die Frankfurter Würstchen <strong>als</strong> Füllsel<br />
der gebratenen Ochsen dienten, die<br />
vor dem Römer am Spieß gebraten<br />
wurden. Lange Zeit nannten die Frankfurter<br />
ihre Würstchen deshalb stolz<br />
„Krönungswürste“.<br />
Frankfurter Bratwerscht?<br />
Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden<br />
die Frankfurter Würstchen in der Bevölkerung<br />
allerdings schlicht „Bratwerscht“,<br />
<strong>als</strong>o Bratwurst genannt. Diese wurde im<br />
„Worschtquartier“ in Frankfurt hergestellt,<br />
dem Metzger-Viertel westlich des Doms.<br />
Diese Bratwürste hatten ihren Namen<br />
allerdings nicht von der Art der Zubereitung<br />
und wurden auch nicht gebraten,<br />
sondern sie hatten ihren Namen aufgrund<br />
ihrer Füllung, dem „Brat“ oder „Brät“, was<br />
nichts anderes ist <strong>als</strong> klein gehacktes<br />
Fleisch.<br />
Der Name Frankfurter Würstchen entstand<br />
erst, <strong>als</strong> Besucher der Stadt<br />
Frankfurt die köstlichen Würstchen mit in<br />
alle Welt nahmen und sie <strong>als</strong> typisches<br />
„Frankfurter Würstchen“ in ihrer eigenen<br />
Heimat vorstellten. 1860 wurden die<br />
Frankfurter Würste dann erstm<strong>als</strong> industriell<br />
gefertigt. Und das dann noch nicht<br />
einmal nicht in Frankfurt selbst, sondern<br />
in Neu-Isenburg, das zwar bei Frankfurt<br />
liegt, jedoch zur Stadt Offenbach gehört.<br />
Ach: irgendwie gehört ja doch alles zusammen...<br />
Daraus bestehen<br />
Frankfurter Würstchen<br />
In der goldbraunen Haut versteckt sich<br />
eine Füllung aus bestem mageren Schinkenfleisch.<br />
Das Aroma erhält die Wurst<br />
durch ein spezielles Räucherverfahren im<br />
Feuchtbuchenrauch, das die Hersteller<br />
gerne <strong>als</strong> ihr großes Geheimnis preisen<br />
und <strong>als</strong> Traditionswissen hüten. Das Räuchern<br />
bestimmt auch die Knackigkeit der<br />
Haut - worüber Professor Wurst gleich<br />
noch tiefschürfende Theorien aufstellen<br />
wird.<br />
Und damit ist auch schon angedeutet,<br />
was wirklich wichtig ist: Frankfurter<br />
Würstchen dürfen auf gar keinen Fall<br />
gekocht werden! Stattdessen werden sie<br />
zehn Minuten in heißem Wasser erhitzt.<br />
Danach kommen sie auf vorgewärmte<br />
Teller und werden mit Brot, Senf und/oder<br />
Meerrettich serviert. Gerne wird auch<br />
Sauerkraut dazu gereicht. Die Frankfurter<br />
Würstchen dürfen natürlich mit der Hand<br />
verspeist werden.<br />
Die Frage nach der perfekten Siedetemperatur<br />
taucht immer wieder auf. Die<br />
Antworten sind oft sehr unterschiedlich.<br />
Um es kurz zu machen:<br />
Die perfekte Temperatur<br />
für das Sieden von Würstchen<br />
sind 89°C!<br />
Das Wichtigste ist, und damit stimmen<br />
alle Metzger und sonstigen Wurstfachleute<br />
überein, dass Würste nicht in kochendem<br />
Wasser zubereitet werden<br />
dürfen! Der Druck im Wurstinneren wird<br />
zu groß; das Resultat: sie platzen ausnahmslos<br />
der Länge nach. Doch warum<br />
ist das so?<br />
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