Biennale der Lichtkultur Luminale 2012 Seit zwölf Jahren begleitet die Luminale alle zwei Jahre die Messe Light+Building. Sie hat sich längst auch international <strong>als</strong> die Biennale der Lichtkultur etablieren können. Die Luminale bildet das Abend- Programm für die rund 183.000 Messebesucher der Light+Building ebenso, wie <strong>als</strong> Flanier- und Stadterkundungserlebnis für die Frankfurter. Die Luminale findet parallel zur Light+Building vom 15. bis 20. April 2012 an rund 150 Standorten in Frankfurt am Main statt. www.luminapolis.com Foto: Mese Frankfurt – Jochen Günther 38 F21 © 3/12
Die Luminale gilt <strong>als</strong> nicht erst mit der diesjährigen sechsten Auflage <strong>als</strong> international anerkanntes Lichtkultur-Festival, das alle zwei Jahre in Frankfurt Rhein-Main stattfindet. Neben Frankfurt am Main sind Offenbach, Darmstadt, Mainz und Wiesbaden weitere Spielorte des Festiv<strong>als</strong>. Das Konzept wurde im Jahr 2000 von Helmut M. Bien (Westermann Kommunikation) entwickelt und erstm<strong>als</strong> 2002 realisiert. Rund 200 Licht-Projekte und 150 Veranstaltungen gibt es in Museen und Galerien, an Hochhausfassaden und in Lagerhallen, auf Straßen und Plätzen, in Kirchen und Parks, an Flussufern und Brücken zu sehen.Seit 2010 konzentriert sich die Luminale wieder auf ihren Nukleus Frankfurt-Offenbach. Vor allem die internationalen Designer und Künstler suchen die Nähe zur parallel stattfindenden Messe Light+Building (15.-20. April). Die Energie- und Klima-Debatte hat das Thema Licht an die Spitze der Agenda gesetzt. Elektrizität, ihre Produktion, Verteilung und Anwendung ist ein gesellschaftliches Schlüsselthema, an dem sich die Zukunft der Zivilisation entscheiden könnte. Die rasante technologische Entwicklung der Beleuchtungssysteme und ihrer Steuerung haben neue Möglichkeiten eröffnet, die Lichtverhältnisse nachhaltig zu verändern. Deshalb ist es so wichtig, über die „greenovations“, die grünen Innovationen, ihre Einsparpotenziale aber auch über die ästhetischen Auswirkungen auf die Lebensqualität informiert zu sein. Licht geht alle an Das Lichtdesign wird von vielen Faktoren beeinflusst, bei denen ebensoviele mitreden. Licht ist keine Sache, die ausschließlich die Experten angeht. Es braucht ein breit fundiertes Wissen und Verständnis für Möglichkeiten, Effekte und Risiken.Deshalb ist in den letzten zehn Jahren das Interesse am Licht rapide gewachsen. Die Luminale leistet dazu ihren Beitrag. Das Verbot herkömmlicher Glühbirnen leitete das Post-Edison-Zeitalter ein. Die Dynamisierung und Digitalisierung des Lichtes, die mit der LED-Technik einen gewaltigen Schub erlebte, bringt Design- Disziplinen zusammen, die bisher eher selten miteinander zu tun hatten. Licht wird zu einem Gestaltungsmittel nicht nur der Architekten sondern auch für Graphikdesigner, Mediengestalter und elektronische Kunst am Bau. Licht ist darüber hinaus zur vierten Dimension des Bauens geworden: Licht ist ein Baumaterial des 21.Jahrhunderts. Lichtdesign dient nicht der nachträglichen Dekoration von Gebäuden, sondern die Lichtplanung wird zum integralen Bestandteil der Bauplanung. Sie hat keine kosmetische Dimension eines „Aufhübschens“ von Immobilien nach Einbruch der Dunkelheit – und sie ist auch aus ökologischen Gründen kein verzichtbarer Luxus. Lichtfestiv<strong>als</strong> wie die Luminale – die Biennale der Lichtkultur – sind besondere Herausforderungen für das Lichtdesign. Hier geht es um temporäre Installationen für Orte, Gebäude und öffentliche Plätze, die von einem großen Publikum besucht werden. Die Faszination dieser Installationen lebt von den jeweils neuesten technischen Möglichkeiten. Licht wird <strong>als</strong> Medium eingesetzt, eine alternative Welt jenseits des Alltagslebens sichtbar zu machen. Bei solchen Inszenierungen steht nicht die Alltagstauglichkeit auf dem Programm. Ganz im Gegenteil. Lichtfestiv<strong>als</strong> stehen in der Nachfolge der Romantik, deren Programm Novalis formuliert hat: Banalem und Alltäglichem einen höheren Sinn zu verleihen und für einen kurzen utopischen Moment lang die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen. Lichtfestiv<strong>als</strong> sind repräsentative Ereignisse, in denen eine Gesellschaft Bilder von sich selbst entwickelt und die Bürger dazu einlädt, sie zu teilen. Faszination des Dialogs aus Licht Seit uralten Zeiten gehören dabei Opulenz und Extravaganz zur inneren Logik solcher Ereignisse. Die Kritik an der „Verschwendung“ hat dabei notorisch keine Chance, <strong>als</strong> Spielverderber gegen die gute Laune durchzudringen, die sich mit solchen Ereignissen verbindet. Der öffentliche Raum verwandelt sich in einen narrativen Raum, in dem im besten Falle eine Geschichte dadurch erzählt wird, dass Architekturen zueinander mit Lichtinszenierungen in Dialog gesetzt werden. Das ist der eigentliche Grund dafür, dass Licht-Festiv<strong>als</strong> immer populärer werden, weil sie ein Instrument darstellen, Image und Identität auszuformen. Die Luminale konnte eine eigene Tradition <strong>als</strong> Lichtkultur-Festival begründen. Das Konzept ist vom ältesten Lichtfest, der über 150 Jahre alten „Fête des Lumières“ in Lyon inspiriert. Eine Vielfalt von Licht-Installationen, Lichtkunst, Performances, Lichtklang-Installationen inszeniert die Möglichkeiten im Umgang mit Licht. Die Luminale ist eine Präsentationsplattform für Architekten, Designer, Stadtplaner und Künstler, neue Arbeiten und Produkideen im Rahmen des Festiv<strong>als</strong> der Öffentlichkeit vorzustellen. Regelmäßig erhalten Luminale-Projekte Design- und Architekturpreise. Die Luminale hat im Unterschied zu anderen Festiv<strong>als</strong> eine internationale Ausstrahlung. Sie findet zeitgleich zur Weltmesse des Lichtes statt: der Light+Building auf dem Frankfurter Messegelände (15.-20. April 2012). Zu dieser Messe kommen aus der ganzen Welt die Fachleute für Lichtgestaltung. Unter den über 183.000 internationalen Gästen (2010) befanden sich Zehntausende von Architekten, die neben der Messe wie selbstverständlich auch die Luminale besuchten. Shuttlebusse sorgen dafür, dass die Messebesucher wie auch das Publikum aus der Region die einzelnen Licht-Installationen leicht aufsuchen, erleben und miteinander vergleichen können. Öffentlich zugängliches Lichtlabor Die Luminale wendet sich mit dem Programm somit sowohl an ein internationales Fachpublikum <strong>als</strong> auch an die Öffentlichkeit vor Ort. Das unterscheidet die Luminale von anderen Lichtereignissen, bei denen eindeutig kommerzielle und touristische Ziele dominieren. Die Luminale ist stattdessen ein öffentlich zugängliches Lichtlabor. Innovation und Experiment stehen im Vordergrund, weit weniger die vielfach erprobten Schauspiele der Illumination für ein Massenpublikum. In vieler Hinsicht ist die Luminale ein Art Meta-Festival. Wer bei der Luminale Anerkennung der Fachwelt findet, wird auch auf andere Licht-Festiv<strong>als</strong> eingeladen. Die Bedeutung des Lichtes nimmt mit der Verstädterung der Welt zu. 2006 lebten weltweit erstm<strong>als</strong> mehr Menschen in Städten <strong>als</strong> auf dem Lande. Licht und Elektrizität sind die wichtigsten Medien des Urbanen. In dieser Hinsicht ist die Luminale auch ein Urban Age Festival, das die Entwicklung des Urbanen reflektiert. Die Luminale hat sich bei verschiedenen Foto-Communities <strong>als</strong> fester Termin etabliert. Profi- wie Hobby- Fotografen nutzen die Luminale zum Foto- F21 © 3/12 39