Sensationsfund in Sperlings Raritätenladen Echter Rubens in Frankfurt entdeckt Der Kunstkenner Prof. Dr. Weilersheimer hat in Klara Sperlings Raritätenladen in Frankfurt- Sachsenhausen ein Gemälde des flämischen Malers Peter Paul Rubens entdeckt. Das Wertgutachten steht noch aus, doch es deutet alles auf einen Sensationsfund hin. Foto: Gerhard Pauly - STU GRA PHO 46 F21 © 3/12
Wenn die Expertise den ersten Eindruck des Kunstsammlers Prof. Dr. Weilersheimer bestätigt, lag über Jahrzente ein echter Rubens in einem kleinen Trödellädchen in Frankfurt-Sachsenhausen unerkannt zwischen allerhand Krimskram herum. Der Wert des auf 1603 geschätzten frühen Meisterwerkes dürfte sich in zweistelliger Millionenhöhe bewegen. Weilersheimer: „Im Jahr 1600 siedelte Rubens <strong>als</strong> freier Maler nach Italien über und wurde noch im gleichen Jahr vom Herzog von Mantua, Vincenco Gonzaga, zum Hofmaler ernannt. Das mir vorliegende Gemälde entspricht einer Schaffensperiode, die sich zweifesohne direkt in diese Zeit kurz vor Rubens Abreise nach Spanien im Jahr 1603 zuordnen lässt“. Ein frühes Werk, das der dam<strong>als</strong> erst 26- Jährige noch vor seinen Baukunst-Studien und Illustrationen geschaffen haben soll. Rubens, der in Köln, Rom, Paris, Madrid und London, vornehmlich jedoch in Antwerpen lebte, zog sein Malatelier in großem Umfang wie einen klassischen Handwerksbetrieb auf. Etliche Mitarbeiter produzierten in einer straffen Arbeitsorganisation „seine“ Kunstwerke; darunter Anthonis van Dyck, Frans Snyders oder Jan Brügel der Ältere. Insgesamt entstanden so über 2.000 Bilder, davon gerade einmal 600 eigenhändig. Rubens Werke wurden nicht selten in Kupfer gestochen, um so einen dam<strong>als</strong> schon europaweiten Kunstmarkt zu befriedigen. Bei Auftragsarbeiten lieferte der Sohn eines Antwerpener Juristens lediglich die Entwürfe und ließ diese dann von seinen Mitarbeitern fertigstellen. Stimmt die Expertise, ist vielleicht einfach nur der Experte f<strong>als</strong>ch... Klara Sperling, Inhaberin des Raritätenladens, ist hocherfreut über diesen Fund: „Einen Rubens erkennt man immer am Licht und einer unvergleichlichen Farbenglut. Die von ihm in seinen Bildern geschaffene Leuchtkraft der Fleischfarbe gilt <strong>als</strong> unübertroffen“. Und üppig Fleischfarbenes zeigten Rubens-Bilder allemal, ergänzt Ehemann Alexander Sperling spöttelnd. Der gelernte Tischler will nicht recht an die Echtheit des umjubelten Werkes glauben. Ergebnis der Prüfung offen Das Ergebnis einer von Frau Sperling kurzerhand an Prof. Dr. Weilersheimer beauftragten Expertise wird noch bis zum 5. April im Volkstheater Frankfurt vorgestellt. Hintergrund ist die in das Hessische übertragene Inszenierung des Lustspiels von Erwin Kreker mit dem Titel „Frau Sperlings Raritätenladen“. Die 50er- Jahre-Komödie passt nach dem gerade erst abgeurteilten Beltracchi-Kunstfälscherskandal und noch aktuelleren Teppich-Verstrickungen perfekt in die Zeit. „Gerade jetzt, wo allenthalben Verlustängste geschürt werden, sind die Menschen auf der Suche nach großen Werten und finanziellen Vorteilen daraus“, sagt Volkstheater-Chefin Gisela Dahlem- Christ und beglückwünscht ihre künstlerische Leiterin Sylvia Hoffman zur Auswahl und Umsetzung dieses zeitlosen Klassikers. „Damit unser ‚Raritätenladen’ nicht in einer etwas angestaubten Ecke landet, habe ich Natascha Retschy mit ihrer Bearbeitung des Stückes tüchtig aufräumen lassen. Dazu haben wir uns entschieden, die bekannte Theater- und Filmschauspielerin Erika Skrotzki nach ihrem großen Erfolg mit ‚Die heilige Johanna der Einbauküche’ erneut <strong>als</strong> Hauptdarstellerin zu verpflichten. Die Hessin aus Berlin und ihre dynamische Regisseurin, ebenfalls aus Berlin, scheinen mir die Richtigen zu sein, um mit dem nötigen Pep das 50er-Jahre- Stück ins Hier und Heute zu katapultieren“, erläutert Hoffman. Auch die übrige Besetzung ist auf diese Weise gedacht und zusammengestellt. So stehen neben vertrauten Volkstheater- Schauspielern ganz neue Kollegen auf der Bühne, und es entsteht ein lebendiges Miteinander. Einer darf sogar nicht Hessisch sprechen, trotz der strengen Mundarttreue, der sich das vor über 40 Jahren von Liesel Christ gegründete Volkstheater Frankfurt verpflichtet fühlt. Also doch alles Theater! Unter der Regie von Peggy Lukac entstand ein aktuelles, mitreißendes und bewegendes Lustspiel in erfrischender Volkstheater-Tradition. Klara Sperling (dargestellt von Erika Skrotzki) ist natürlich geschäftstüchtig, wenngleich zwischen Ehe- und Familienpflicht, den kleinen und großen Alltagssorgen und der Suche nach Vorteil und Glück hin- und hergerissen. Da argumentiert sie schon einmal ein einfaches Bett zu einem historischen Lustlager Ludwig XIV. Da greift sie natürlich sofort nach dem sich bietenden Strohhalm, den vermeintlichen Kunstkenner Prof. Dr. Weilersheimer (Thomas Hessdörfer) in seinem allerdings leider nur vorgespielten Glauben an einen echtens Rubens zu unterstützen, und weiß das geschickt für alle möglichen Belange ihrer Geschäfts- und sogar Familienplanung zu nutzen. Schauspieler Heinz Harth (spielt den Ehemann Alexander) sieht das gelassen: „Für mich ist ein echter Rubens kein Wunschtraum. Ich würde ihn mir höchstens aufhängen, wenn er mir gefiele“. Echte Sorgen und f<strong>als</strong>che Kunst Mit „Frau Sperlings Raritätenladen“ schuf Erwin Kreker eine turbulente Komödie über echte Sorgen und f<strong>als</strong>che Kunst, doch vor allem über das menschliche und zwischenmenschliche Glück. Kreker schrieb selbst dazu: „Selbstverständlich bin ich dieser Frau Sperling tatsächlich begegnet, die mir trotz aller Geschäftsgewandtheit mit ihrem gesunden Optimismus und Humor imponiert hat. Auf dieser Frau lastete Geschäft und Familie, und unermüdlich war sie tätig und bestand den Lebenskampf, weil sie das Herz auf dem rechten Fleck hatte.“ Was es mit dem angeblichen „echten Rubens“ genau auf sich hat, zeigt das Volkstheater Frankfurt noch bis zum 5. April jeweils um 20 Uhr; an Sonntagen bereits um 16.30 Uhr. Karten zu 20, 24 und 28 Euro gibt es direkt im Volkstheater Frankfurt (Großer Hirschgraben 21, neben dem Goethehaus, 60311 Frankfurt am Main, Telefon 069/288598, eMail verkauf@volkstheater-frankfurt.de), bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und direkt online unter www.volkstheaterfrankfurt.de F21 © 3/12 47