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Die Luminale gilt <strong>als</strong> nicht erst mit der<br />
diesjährigen sechsten Auflage <strong>als</strong> international<br />
anerkanntes Lichtkultur-Festival, das<br />
alle zwei Jahre in Frankfurt Rhein-Main<br />
stattfindet. Neben Frankfurt am Main sind<br />
Offenbach, Darmstadt, Mainz und Wiesbaden<br />
weitere Spielorte des Festiv<strong>als</strong>. Das<br />
Konzept wurde im Jahr 2000 von Helmut<br />
M. Bien (Westermann Kommunikation) entwickelt<br />
und erstm<strong>als</strong> 2002 realisiert. Rund<br />
200 Licht-Projekte und 150 Veranstaltungen<br />
gibt es in Museen und Galerien, an Hochhausfassaden<br />
und in Lagerhallen, auf Straßen<br />
und Plätzen, in Kirchen und Parks, an<br />
Flussufern und Brücken zu sehen.Seit 2010<br />
konzentriert sich die Luminale wieder auf<br />
ihren Nukleus Frankfurt-Offenbach. Vor<br />
allem die internationalen Designer und<br />
Künstler suchen die Nähe zur parallel stattfindenden<br />
Messe Light+Building (15.-20.<br />
April).<br />
Die Energie- und Klima-Debatte hat das<br />
Thema Licht an die Spitze der Agenda gesetzt.<br />
Elektrizität, ihre Produktion, Verteilung<br />
und Anwendung ist ein gesellschaftliches<br />
Schlüsselthema, an dem sich die<br />
Zukunft der Zivilisation entscheiden könnte.<br />
Die rasante technologische Entwicklung der<br />
Beleuchtungssysteme und ihrer Steuerung<br />
haben neue Möglichkeiten eröffnet, die<br />
Lichtverhältnisse nachhaltig zu verändern.<br />
Deshalb ist es so wichtig, über die „greenovations“,<br />
die grünen Innovationen, ihre Einsparpotenziale<br />
aber auch über die ästhetischen<br />
Auswirkungen auf die Lebensqualität<br />
informiert zu sein.<br />
Licht geht alle an<br />
Das Lichtdesign wird von vielen Faktoren<br />
beeinflusst, bei denen ebensoviele mitreden.<br />
Licht ist keine Sache, die ausschließlich<br />
die Experten angeht. Es braucht ein<br />
breit fundiertes Wissen und Verständnis für<br />
Möglichkeiten, Effekte und Risiken.Deshalb<br />
ist in den letzten zehn Jahren das Interesse<br />
am Licht rapide gewachsen. Die Luminale<br />
leistet dazu ihren Beitrag.<br />
Das Verbot herkömmlicher Glühbirnen<br />
leitete das Post-Edison-Zeitalter ein. Die<br />
Dynamisierung und Digitalisierung des<br />
Lichtes, die mit der LED-Technik einen<br />
gewaltigen Schub erlebte, bringt Design-<br />
Disziplinen zusammen, die bisher eher selten<br />
miteinander zu tun hatten. Licht wird zu<br />
einem Gestaltungsmittel nicht nur der Architekten<br />
sondern auch für Graphikdesigner,<br />
Mediengestalter und elektronische Kunst<br />
am Bau. Licht ist darüber hinaus zur vierten<br />
Dimension des Bauens geworden: Licht ist<br />
ein Baumaterial des 21.Jahrhunderts.<br />
Lichtdesign dient nicht der nachträglichen<br />
Dekoration von Gebäuden, sondern die<br />
Lichtplanung wird zum integralen Bestandteil<br />
der Bauplanung. Sie hat keine kosmetische<br />
Dimension eines „Aufhübschens“ von<br />
Immobilien nach Einbruch der Dunkelheit<br />
– und sie ist auch aus ökologischen Gründen<br />
kein verzichtbarer Luxus.<br />
Lichtfestiv<strong>als</strong> wie die Luminale – die Biennale<br />
der Lichtkultur – sind besondere Herausforderungen<br />
für das Lichtdesign. Hier<br />
geht es um temporäre Installationen für<br />
Orte, Gebäude und öffentliche Plätze, die<br />
von einem großen Publikum besucht werden.<br />
Die Faszination dieser Installationen<br />
lebt von den jeweils neuesten technischen<br />
Möglichkeiten. Licht wird <strong>als</strong> Medium eingesetzt,<br />
eine alternative Welt jenseits des<br />
Alltagslebens sichtbar zu machen. Bei<br />
solchen Inszenierungen steht nicht die<br />
Alltagstauglichkeit auf dem Programm.<br />
Ganz im Gegenteil. Lichtfestiv<strong>als</strong> stehen in<br />
der Nachfolge der Romantik, deren Programm<br />
Novalis formuliert hat: Banalem und<br />
Alltäglichem einen höheren Sinn zu verleihen<br />
und für einen kurzen utopischen Moment<br />
lang die Verhältnisse zum Tanzen zu<br />
bringen. Lichtfestiv<strong>als</strong> sind repräsentative<br />
Ereignisse, in denen eine Gesellschaft<br />
Bilder von sich selbst entwickelt und die<br />
Bürger dazu einlädt, sie zu teilen.<br />
Faszination des Dialogs aus Licht<br />
Seit uralten Zeiten gehören dabei Opulenz<br />
und Extravaganz zur inneren Logik solcher<br />
Ereignisse. Die Kritik an der „Verschwendung“<br />
hat dabei notorisch keine Chance,<br />
<strong>als</strong> Spielverderber gegen die gute Laune<br />
durchzudringen, die sich mit solchen Ereignissen<br />
verbindet. Der öffentliche Raum<br />
verwandelt sich in einen narrativen Raum,<br />
in dem im besten Falle eine Geschichte dadurch<br />
erzählt wird, dass Architekturen zueinander<br />
mit Lichtinszenierungen in Dialog<br />
gesetzt werden. Das ist der eigentliche<br />
Grund dafür, dass Licht-Festiv<strong>als</strong> immer<br />
populärer werden, weil sie ein Instrument<br />
darstellen, Image und Identität auszuformen.<br />
Die Luminale konnte eine eigene Tradition<br />
<strong>als</strong> Lichtkultur-Festival begründen. Das<br />
Konzept ist vom ältesten Lichtfest, der über<br />
150 Jahre alten „Fête des Lumières“ in Lyon<br />
inspiriert. Eine Vielfalt von Licht-Installationen,<br />
Lichtkunst, Performances, Lichtklang-Installationen<br />
inszeniert die Möglichkeiten<br />
im Umgang mit Licht. Die Luminale<br />
ist eine Präsentationsplattform für Architekten,<br />
Designer, Stadtplaner und Künstler,<br />
neue Arbeiten und Produkideen im Rahmen<br />
des Festiv<strong>als</strong> der Öffentlichkeit vorzustellen.<br />
Regelmäßig erhalten Luminale-Projekte<br />
Design- und Architekturpreise.<br />
Die Luminale hat im Unterschied zu anderen<br />
Festiv<strong>als</strong> eine internationale Ausstrahlung.<br />
Sie findet zeitgleich zur Weltmesse<br />
des Lichtes statt: der Light+Building auf<br />
dem Frankfurter Messegelände (15.-20.<br />
April 2012). Zu dieser Messe kommen aus<br />
der ganzen Welt die Fachleute für Lichtgestaltung.<br />
Unter den über 183.000 internationalen<br />
Gästen (2010) befanden sich<br />
Zehntausende von Architekten, die neben<br />
der Messe wie selbstverständlich auch die<br />
Luminale besuchten. Shuttlebusse sorgen<br />
dafür, dass die Messebesucher wie auch<br />
das Publikum aus der Region die einzelnen<br />
Licht-Installationen leicht aufsuchen, erleben<br />
und miteinander vergleichen können.<br />
Öffentlich zugängliches Lichtlabor<br />
Die Luminale wendet sich mit dem Programm<br />
somit sowohl an ein internationales<br />
Fachpublikum <strong>als</strong> auch an die Öffentlichkeit<br />
vor Ort. Das unterscheidet die Luminale von<br />
anderen Lichtereignissen, bei denen eindeutig<br />
kommerzielle und touristische Ziele<br />
dominieren. Die Luminale ist stattdessen<br />
ein öffentlich zugängliches Lichtlabor.<br />
Innovation und Experiment stehen im Vordergrund,<br />
weit weniger die vielfach erprobten<br />
Schauspiele der Illumination für ein<br />
Massenpublikum. In vieler Hinsicht ist die<br />
Luminale ein Art Meta-Festival. Wer bei der<br />
Luminale Anerkennung der Fachwelt findet,<br />
wird auch auf andere Licht-Festiv<strong>als</strong> eingeladen.<br />
Die Bedeutung des Lichtes nimmt mit der<br />
Verstädterung der Welt zu. 2006 lebten<br />
weltweit erstm<strong>als</strong> mehr Menschen in Städten<br />
<strong>als</strong> auf dem Lande. Licht und Elektrizität<br />
sind die wichtigsten Medien des Urbanen.<br />
In dieser Hinsicht ist die Luminale auch ein<br />
Urban Age Festival, das die Entwicklung<br />
des Urbanen reflektiert. Die Luminale hat<br />
sich bei verschiedenen Foto-Communities<br />
<strong>als</strong> fester Termin etabliert. Profi- wie Hobby-<br />
Fotografen nutzen die Luminale zum Foto-<br />
F21 © 3/12<br />
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