Unsigned Sounds - Underground Music Magazine, Ausgabe 06
https://www.facebook.com/unsignedsoundsmagazine
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ON YOUR MARX 11<br />
„Dass ihr<br />
euch noch<br />
traut,<br />
solche<br />
Musik zu<br />
machen!“<br />
Es ist Ende Juni, Festivalzeit.<br />
Heute befinde ich mich auf dem<br />
Umsonst und Draußen-Festival im<br />
beschaulichen Kurort Bad Kissingen.<br />
Hier will ich mich mit dem<br />
Co-Headliner des Abends treffen:<br />
ON YOUR MARX aus<br />
Würzburg.<br />
Die fünf Jungs finde ich gut gelaunt<br />
um eine Bierbankgarnitur<br />
versammelt. Uwä, Andi, Dominik,<br />
Martin und Chris heißen sie.<br />
Ihre Musikrichtung bezeichnen<br />
sie als Melodic Hardcore. „Vor<br />
längerer Zeit hat uns ein Mann<br />
nach einem unserer Gigs folgenden<br />
Satz an den Kopf geworfen:<br />
'Dass ihr euch noch traut, solche<br />
Musik zu machen!' – Melodic<br />
Hardcore ist vielleicht gerade im<br />
Moment nicht die 'angesagteste'<br />
Musikrichtung, aber wir sind<br />
damit aufgewachsen. Die Musik<br />
gefällt uns einfach so gut, dass wir<br />
sie auch selber spielen wollen.<br />
Außerdem kann der Uwä gar<br />
nicht langsam spielen!“<br />
Und das kommt an: Seit ihrer<br />
Gründung 2007 haben sie schon<br />
unzählige Konzerte in ganz<br />
Deutschland hinter sich. Ob sie<br />
nach sechs Jahren Bandgeschichte<br />
nie an einen Schritt in die Professionalität<br />
gedacht haben? „Ein<br />
Plattenvertrag war nie das konkrete<br />
Ziel. Wir vermarkten uns lieber<br />
selbst. Viel kommt dabei vielleicht<br />
nicht rum, aber darum geht es uns<br />
auch nicht.“ Ihre neue EP „Patches“<br />
haben sie in den Leipziger<br />
Lala-Studios und bei Schlagzeuger<br />
Uwä selbst produziert. Bezahlt<br />
ist sie aus der Bandkasse. Auch<br />
das Merch ist selbst entworfen<br />
und wird sogar fair trade hergestellt.<br />
„Wir finden es nicht okay,<br />
wenn Bands billig T-Shirts für<br />
zwei Euro pro Stück einkaufen<br />
und dann teuer weiterverhökern.<br />
Bei Bio kann man ein gutes Gewissen<br />
haben. Zu viel für unser<br />
Merch wollen wir auch nicht<br />
verlangen. Ich denke mir immer:<br />
'Shit, als Teenager hatte ich auch<br />
nie genug Taschengeld, um mir<br />
die CDs auf den Konzerten zu<br />
kaufen!'“<br />
Auf die Frage nach dem Bandnamen<br />
antworten sie: „ON YOUR<br />
MARX ist beim Sport die Ansage,<br />
sich bereit zu machen und<br />
loszulegen. Deswegen haben wir<br />
auch den Beinamen: 'Get set, go!'<br />
Wir spielen schnelle Uffta-Musik.<br />
Zu ihrer EP erzählen sie mir auch<br />
einiges. „Auf 'Patches' gibt es viele<br />
unterschiedliche, zum Teil auch<br />
politische Lieder. Zwei rote Fäden<br />
sozusagen. Es geht um Doppelmoral<br />
und Pseudogesten. Zum<br />
Beispiel spenden Leute Geld, um<br />
ihr Gewissen zu beruhigen, machen<br />
dadurch aber alles nur noch<br />
schlimmer. Und deshalb auch der<br />
Titel 'Patches'. Das bedeutet<br />
übersetzt 'Pflaster' und wird benutzt,<br />
um Sachen auszubessern.<br />
Die andere Seite handelt vom<br />
Thema Ruhelosigkeit, von Fragen<br />
wie: 'Wohin will ich?'“<br />
Aber ON YOUR MARX beschäftigen<br />
sich nicht nur mit ihren<br />
eigenen Bandangelegenheiten. Sie<br />
unterstützen auch vehement<br />
Nachwuchsbands. „Uwä beispielsweise<br />
nimmt bei sich für<br />
wenig Geld junge Bands auf, die<br />
Demos für Wettbewerbe und<br />
Ähnliches brauchen. Wir sind<br />
auch immer sehr geflasht, wenn<br />
wir Teenager auf der Bühne sehen,<br />
die technisch total versiert<br />
sind. Die Qualität der jungen<br />
Bands nimmt wirklich stetig zu,<br />
und wir wollen, dass das so<br />
bleibt.“<br />
Die Mitglieder von ON YOUR<br />
MARX sind neben der Musik alle<br />
berufstätig oder studieren. „Wegen<br />
der Arbeit oder des Studiums<br />
sind wir alle in verschiedene Richtungen<br />
verstreut. Da fällt es oft<br />
schwer, einen Termin für die<br />
Probe zu finden, an dem wir alle<br />
können. Das war auch ein Problem<br />
bei der EP. Wir haben jetzt<br />
ein Jahr für die Aufnahmen und