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25 Jahre Freiwilligendienst in Monte Azul

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<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> Freiwillige <strong>in</strong> <strong>Monte</strong> <strong>Azul</strong> 16<br />

Rap-Text:<br />

Impressionen – Sao Paulo – Peripherie<br />

Ich schließ me<strong>in</strong>e Tür, mit nem Quietschen geht sie zu, / Dreh den Schlüssel im Schloss und geb<br />

mir nen Stoss; los! / E<strong>in</strong> leichter Nebel <strong>in</strong> der Luft, <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Hals steckt e<strong>in</strong> Klos / bloß e<strong>in</strong> paar<br />

Meter weiter bis zum Ziegelhüttenchaos.<br />

Irgendwo da oben rattert e<strong>in</strong> Heli, sucht die Gegend ab / Br<strong>in</strong>gt Licht <strong>in</strong>s Dächerdickicht, wie jeden<br />

Tag / Bis auf das unbestimmte Rauschen, dem Puls der Stadt, / Das e<strong>in</strong>zige Geräusch – es ist heiß<br />

und feucht. / Doch noch zu beiden Seiten nette Häuschen sich ausbreiten, / H<strong>in</strong>ter Mauern Gekläff<br />

– Hunde zeigen Präsenz.<br />

Der Daumen zeigt nach oben, da geht’s bergauf – me<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong>s Tal / Fahl spiegelt sich das<br />

Morgenlicht, die Wunde sche<strong>in</strong>t schmal, doch ist da / klar und sichtbar, rot und unausradierbar,<br />

prägt sich e<strong>in</strong>, immer tiefer, / bei jedem, der mal hier war.<br />

Die L<strong>in</strong>ie ist klar def<strong>in</strong>ierbar / schon auf der andern Straßenseite kle<strong>in</strong>e Würfel / den Hang entlang<br />

verteilt: Irgendwie, irgendwo, übere<strong>in</strong>ander getapelt, / gequetscht, Wände an Wände, / w<strong>in</strong>dschief,<br />

Wellblech über den Köpfen / bröckelnder Backste<strong>in</strong>, steile Betontreppen, lange Leitungen /<br />

Wäschele<strong>in</strong>en, K<strong>in</strong>der schre<strong>in</strong>, Bars mit P<strong>in</strong>ga, We<strong>in</strong> / Arbeitslosen, kurzen Hosen, bloßen Füssen<br />

süßlicher Geruch, Hunde, Müllsäcke markierend – ihr Fressen / währendessen Fraun; braun<br />

gebranntmarkt am Waschtank.<br />

Hab Forro <strong>in</strong> den Ohren, Armut vor den Augen / doch auch Liebe im Herzen! / - Favela!<br />

Refra<strong>in</strong>:<br />

Verdammt gut, mal so etwas zu Gesicht zu bekommen<br />

- verstehn und wissen, was es wirklich heißt,<br />

aus der ersten, technisierten Welt zu kommen,<br />

aus dem Zentrum, nicht der Periferie;<br />

hier wohnt e<strong>in</strong> andrer<br />

Zeitgeist!<br />

Komm <strong>in</strong> Gegenden, die haben schon von Beg<strong>in</strong>n an verloren / Die Menschen dort schon <strong>in</strong> die<br />

Scheisse re<strong>in</strong>geboren / Misere – sie hängt über der Szenerie wie Smog, / Tag für Tag e<strong>in</strong> neuer<br />

Schock, Tag für Tag Kampf um Brot / Rot – die Farbe von Ziegelhäusern, Mauern unverputzt /<br />

grau – die Wege, Staub und Strassen, Schmutz, /<br />

benutzt von Massen kunterbunter Blechkarossen-Karawnen / und nebendran, Menschen, die ihr<br />

Leben lang zugesehn haben, wie andere sich den Weg bahnen / zu Arbeit und Geld / darüber stellt<br />

der Himmel se<strong>in</strong> schönes Blau zur Schau<br />

- übrigens genau das selbe Blau, wie <strong>in</strong> Deutschland auch!<br />

Sebastian Knust,<br />

Voluntário 2002

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