Berliner Zustände 2006 | Ein Schattenbericht über ... - Mbr
Berliner Zustände 2006 | Ein Schattenbericht über ... - Mbr
Berliner Zustände 2006 | Ein Schattenbericht über ... - Mbr
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Ein</strong>richtungen, die ihnen Unterstützung<br />
und Sicherheit geben<br />
könnten, sind die Handlungsspielräume<br />
gering und die psychische<br />
Belastung enorm groß.<br />
Aufgrund dieser Situation können<br />
die Folgen eines Angriffes<br />
Ohnmacht, Angst, Unsicherheit,<br />
Misstrauen, Rückzug, Isolation<br />
bis hin zu posttraumatischen Belastungsstörungen<br />
und schließlich<br />
mangelnden Möglichkeiten<br />
zur Integration sein. Häufig werden<br />
vor allem männliche Opfer<br />
von Angriffen für das, was ihnen<br />
angetan wurde, selbst verantwortlich<br />
gemacht.<br />
So berichten uns Klienten immer<br />
wieder, dass sie nach einem Angriff<br />
in ihrem Umfeld aber auch<br />
von Seiten der Polizei mit Fragen<br />
konfrontiert werden: Warum sie<br />
<strong>über</strong>haupt diesen Ort aufgesucht<br />
hätten, warum sie sich provokativ<br />
kleiden würden (dies ist vor<br />
allem bei jungen Punks der Fall)<br />
oder warum sie den verbalen Äußerungen<br />
der TäterInnen Beachtung<br />
geschenkt hätten etc..<br />
Durch diese Form des Umgangs<br />
mit den Opfern, kommt es häufig<br />
zu einer sekundären Traumatisierung.<br />
<strong>Ein</strong>e Hierarchisierung der Opfer?<br />
In der Unterstützung der Opfer<br />
und vor allem in der medialen<br />
Berichterstattung fällt ein Aspekt<br />
in den letzten Jahren auf. Wir beobachten,<br />
dass ein Angriff häufig<br />
dann auf öffentliches und politisches<br />
Interesse stößt, wenn die<br />
Opfer eingebunden sind in<br />
Strukturen, die gesellschaftlich<br />
und politisch eine hohe Anerkennung<br />
und Akzeptanz erfahren.<br />
<strong>Ein</strong> sehr gutes Beispiel hierfür ist<br />
der Angriff auf die Wahlkampfhelfer<br />
der SPD in Hellersdorf. Zu<br />
recht zeigten sich sowohl der Regierende<br />
Bürgermeister, als auch<br />
andere politische AkteurInnen<br />
betroffen und empört <strong>über</strong> den<br />
perfiden Angriff, sprachen öffentliche<br />
Verurteilungen aus und<br />
sicherten den Opfern ihr Mitgefühl<br />
und Unterstützung zu. Dementsprechend<br />
häufig und ausführlich<br />
haben die Medien <strong>über</strong><br />
den Angriff und die Folgen berichtet.<br />
Das bezeichnen wir als vorbildliche<br />
Vorgehensweise und eine angemessene<br />
Aufmerksamkeit für<br />
die Opfer. Gleichzeitig wurde<br />
den Tätern und ihren AnhängerInnen<br />
klar signalisiert, dass deren<br />
brutales Vorgehen in keiner<br />
Weise toleriert wird. Als Beratungseinrichtung<br />
würden wir uns<br />
wünschen, dass Opfer, die nicht<br />
per se <strong>über</strong> eine ähnliche Lobby<br />
verfügen – beispielsweise junge<br />
PunkerInnen oder Flüchtlinge –<br />
die gleiche Aufmerksamkeit, die<br />
gleiche Empathie erfahren und<br />
die gleiche Empörung gegen<strong>über</strong><br />
den TäterInnen bekundet wird.<br />
So wären sicher unsere Bemühungen,<br />
Unbeteiligte während eines<br />
Angriffes zum Helfen und<br />
<strong>Ein</strong>greifen zu motivieren und die<br />
Opfer besser zu schützen weitaus<br />
Erfolg versprechender.