facts 01/05
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Österreichisches Institut für Jugendforschung<br />
<strong>facts</strong><br />
<strong>01</strong><strong>05</strong><br />
Spezialausgabe<br />
zum 1. Österreichischen Jugendsymposium<br />
„Die Jugend ist die Zukunft Europas – aber bitte noch nicht jetzt!“ 2<br />
Möglichkeiten der Integration und Partizipation von Jugendlichen in Europa<br />
Die Bedeutung von Jugendforschung für Jugendarbeit<br />
und Jugendpolitik in Europa 3–5<br />
Lynne Chisholm<br />
Jugend und Politik 6–8<br />
Die gesellschaftliche Bedeutung von politischer Partizipation<br />
Anton Pelinka<br />
Jugend und europäische Identität 9–10<br />
Claire Wallace<br />
Frauenforschung, Männlichkeitskritik und Gewaltprävention 11– 13<br />
Anita Heiliger<br />
Jugend und Arbeit in Europa 14– 16<br />
Gudrun Biffl<br />
Politische Partizipation und Engagement von Jugendlichen 17<br />
Wolfgang Gaiser<br />
Trends in der europäischen Jugendarbeit 18– 19<br />
Christian Reutlinger
2<br />
Vorwort<br />
Symposium „Die Jugend ist die Zukunft Europas – aber bitte noch nicht jetzt!“<br />
Möglichkeiten der Integration und Partizipation von Jugendlichen in Europa<br />
Am 03.12.2004 referierten im Rahmen<br />
des 1. Österreichischen Jugendsymposiums<br />
– veranstaltet durch das Österreichische<br />
Institut für Jugendforschung – namhafte<br />
internationale ExpertInnen zu den<br />
Themenbereichen politische Partizipation<br />
und europäische Identität; Jugendforschung;<br />
Jugendarbeit; Jugendpolitik;<br />
Frauenforschung-Männlichkeitskritik-<br />
Gewaltprävention. Das Symposium fand<br />
in der Wirtschaftskammer in Wien statt.<br />
Mehr als 100 TeilnehmerInnen aus Wissenschaft,<br />
Politik und Jugendarbeit folgten<br />
mit Interesse den Referaten und<br />
anschließenden Diskussionen.<br />
Im Folgenden sind die Aufzeichnungen<br />
der Vorträge der ReferentInnen zusammenfassend<br />
dargestellt. Zusätzlich sind<br />
in den einzelnen Beiträgen auch die<br />
wichtigsten Diskussionspunkte und die<br />
Statements der DiskussionsteilnehmerInnen<br />
sowie der ReferentInnen angeführt.<br />
In Planung besteht auch eine umfangreichere<br />
wissenschaftliche Publikation, in<br />
welcher die ReferentInnen ihre Symposiumsbeiträge<br />
als ausführliche Artikel<br />
beisteuern.<br />
Die Aufzeichnung und die Bearbeitung<br />
der folgenden Beiträge wurde durchgeführt<br />
von Veronika Glatzner, Notburga<br />
Oberhollenzer, Natalia Wächter und<br />
Reinhard Zuba. <<br />
<strong>facts</strong> <strong>01</strong><strong>05</strong> öij
3<br />
Die Bedeutung von Jugendforschung<br />
für Jugendarbeit und Politik in Europa<br />
Lynne Chisholm<br />
(Universität Innsbruck,<br />
Institut für Erziehungswissenschaften)<br />
1 Wissenschaft und Jugendarbeit:<br />
Förderung von Partizipation und<br />
Integration Jugendlicher<br />
Der Inhalt des Vortrages soll nicht Partizipation<br />
und Integration sein; es soll thematisiert<br />
werden, in welchem Rahmen<br />
JugendforscherInnen agieren und wie<br />
die Verbindung zur Politik aussieht. Partizipation<br />
und Integration haben zur Zeit<br />
politische Konjunktur in Europa. In der<br />
Jugendarbeit haben diese Themen<br />
immer Konjunktur. Jugendarbeit ist Erziehungs-<br />
und Bildungsarbeit und stellt die<br />
Themen Partizipation und Integration in<br />
den Mittelpunkt. Dies geschieht vor allem<br />
durch nicht-institutionelle Bildungsprozesse.<br />
Politische Bildung im nicht-formellen<br />
Rahmen bildet die Brücke zwischen<br />
Forschung und Praxis, zwischen Wissenschaft<br />
und Jugendarbeit. Dabei wollen<br />
beide Bereiche die Partizipation und<br />
Integration unter Jugendlichen fördern.<br />
Im neuen Europa verblassen die Strukturen<br />
des alten Europas nicht. Es stellt sich<br />
die Frage, wie der Anspruch auf ein offenes,<br />
pluralistisches und multikulturelles<br />
Europa eingelöst werden kann und wie<br />
sich die Jugend dazu positioniert. Dazu<br />
werden zwei Hauptpunkte angeführt:<br />
• Der Freisetzungsprozess der 2. Moderne<br />
verstärkt Individualisierung und<br />
Subjektivität. Den Jugendlichen muss<br />
Reflexivität und Eigenkompetenz gelernt<br />
werden; dabei stehen ihnen allerdings<br />
nur unzureichende Lernmöglichkeiten<br />
zur Verfügung und die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass sie tatsächlich mitagieren,<br />
ist gering. Die Jugend ist zwar<br />
politisch gesinnt, jedoch distanziert. In<br />
der Zivilgesellschaft will zwar mitgewirkt<br />
werden, doch nur wenige setzen<br />
dies tatsächlich in die Praxis um.<br />
• Die 1. Moderne bestimmt die Kindheit<br />
und Jugend als Altersabschnitte, die<br />
durch institutionalisierte Übergänge<br />
(Schuleintritt…) festgelegt werden.<br />
Die 2. Moderne schwächt dies durch<br />
Selbstreflexivität ab. Selbstreflexivität<br />
wird dabei als Kompetenz und Wille<br />
verstanden, selbst zu begreifen und<br />
selbst zu handeln.<br />
Hier stellt sich die Frage: Stellen solche<br />
Entwicklungen Risiken für die Jugendlichen<br />
in der heutigen Gesellschaft dar?<br />
Sind solche Entwicklungen Chancen?<br />
Sind sie Vorboten einer neuen Wirtschaftsordnung?<br />
Kompetenzen, die eine hochtechnisierte<br />
Gesellschaft fordert, sind gefragt; dies<br />
bedeutet, dass der Lernprozess für<br />
Jugendliche offener und zugleich chancenreicher<br />
ist. Gleichzeitig steigt allerdings<br />
auch die Konkurrenz zwischen den<br />
Jugendlichen. Es entwickelt sich das<br />
Paradox, dass die Förderung von Partizipation<br />
und Integration von der Wissenschaft<br />
aufgegriffen wird, die Umsetzung<br />
jedoch durch PraktikerInnen erfolgt.<br />
Die zwei Bereiche können sich komplementär<br />
ergänzen; die Jugendforschung<br />
hat dann Bedeutung für die Jugendarbeit,<br />
wenn die Forschungsergebnisse ><br />
öij <strong>01</strong><strong>05</strong> <strong>facts</strong>
4<br />
eine Dienstleistungsaufgabe erfüllen. Die<br />
Forschungsergebnisse sollen konkrete<br />
Informationen zu Fragen liefern und verschiedene<br />
Interpretationsmöglichkeiten<br />
anbieten. Dabei sollen verschiedene<br />
Sichtweisen dargestellt werden.<br />
In der Praxis ist diese Zusammenarbeit<br />
allerdings nicht so einfach, da Politik und<br />
Wissenschaft eine unterschiedliche<br />
Handlungspraxis haben. Während die<br />
Politik nach einem Handlungsweg und<br />
nach Konsens sucht, müssen WissenschafterInnen<br />
Undenkbares denken und<br />
dafür plädieren können. Die politische<br />
Exekutive muss innerhalb von Rahmenbedingungen<br />
so vernünftig und sinnvoll<br />
wie möglich agieren. Dabei soll so viel<br />
wie möglich ermöglicht werden, ohne<br />
den Rahmen zu sprengen. Aus der Forschung<br />
kommen oft keine eindeutigen<br />
Ergebnisse und es ist sehr schwierig,<br />
dies in politische Praxis umzusetzen.<br />
Das Ziel der Jugendforschung sollte es<br />
deshalb sein, eine wissensinformierte<br />
Politik und nicht eine wissensbasierte<br />
Politik zu ermöglichen. Das Verhältnis von<br />
Forschungspolitik und Forschungspraxis<br />
ist spannungsreich. Die Jugendpraxis<br />
muss ohne zu zögern handeln und kann<br />
nicht auf Basis von wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen handeln. Sie beruht auf<br />
impliziten Prinzipien, die nicht sichtbare<br />
Prozesse in pädagogisches Handeln<br />
umsetzen.<br />
Unterschiede zwischen Wissenschaft<br />
und Praxis:<br />
•Bewohnen unterschiedliche<br />
Kulturräume<br />
• Sprechen eine andere Sprache<br />
•Verwenden unterschiedliche<br />
Kulturtechniken<br />
ForscherInnen haben einen höheren Status<br />
in der Gesellschaft als PraktikerInnen.<br />
Diese Spannungsverhältnisse sind konstitutiv;<br />
die Beziehungen können nur als<br />
konkrete Verhandlungsprozesse verstanden<br />
werden, wobei in den letzten Jahren<br />
viel an Boden gewonnen wurde.<br />
2 Die Jugendpolitik der Europäischen<br />
Union: Weißbuch 20<strong>01</strong><br />
Die Methode der offenen Koordinierung<br />
im Jugendbereich, d.h. die Zielsetzung<br />
von Leitlinien steht im Fordergrund.<br />
Dabei gibt es Unterstützung durch die<br />
Staaten der Europäischen Union, die in<br />
den Prozess eingebunden sind. Dies hat<br />
zur Folge, dass die Maßnahmen auch<br />
umgesetzt werden müssen und darüber<br />
auch berichtet wird. Davon kann auch<br />
die Jugendforschung profitieren, wenn<br />
sie im Gegenzug etwas leistet. Es sollte<br />
eine gezielte Festlegung der Themen, die<br />
als relevant erachtet wurden, erfolgen.<br />
Dabei kommt es wieder zu einem Spannungsverhältnis,<br />
weil die Ergebnisse<br />
durch das Nadelöhr der offiziellen Politik<br />
müssen und ein konsensfähiges Dokument<br />
erstellt werden muss (dabei wird<br />
von der EU-Kommission ein Mittelweg<br />
gewählt). Das Dokument muss nach zwei<br />
Gesichtspunkten betrachtet werden:<br />
• Bietet es Chancen für die Jugendforschung<br />
oder<br />
•Gibt es eine Verengung der<br />
Jugendforschung<br />
Die Antwort auf diese Fragen kann erst in<br />
ein paar Jahren gegeben werden.<br />
Der Jugendbereich wird in der EU von<br />
den Mitgliedsstaaten bestimmt; eine<br />
gemeinsame Politik und gemeinsame<br />
Leitlinien können nur schwer formuliert<br />
werden. Erst durch das Weißbuch ist hier<br />
überhaupt etwas in Bewegung gekommen.<br />
Und dies vielleicht auch nur, um<br />
eine Legitimation zu erhalten.<br />
Beim Diskussionsprozess im Rahmen des<br />
Weißbuches wurde ein Problem sichtbar,<br />
das auch für das Symposium relevant ist:<br />
Die Erwartungen der Interessensgruppen<br />
konnten nicht politisch konsensfähig werden<br />
und waren es auch nicht. Die<br />
JugendforscherInnen hatten hier zum<br />
ersten Mal die Möglichkeit mitzuwirken<br />
und wurden nach ihren Prioritäten gefragt.<br />
Deren Prioritäten waren aber nicht die der<br />
Jugendverbände oder Jugendlichen<br />
selbst, d.h. hier besteht eine Kluft. Mangelnde<br />
Partizipationsmöglichkeiten durch<br />
die betroffenen Jugendlichen spielt dabei<br />
eine große Rolle. Forschungssubjekte<br />
werden oft als Objekte behandelt. Eine<br />
selbstverständliche Herangehensweise für<br />
die Wissenschaft wird von den Praktike-<br />
<strong>facts</strong> <strong>01</strong><strong>05</strong> öij
5<br />
rInnen der Jugendarbeit oft als Geringschätzung<br />
und Herabwürdigung erlebt.<br />
Die Jugendforschung forscht über etwas<br />
und nicht für oder mit etwas. Dabei werden<br />
Erkenntnisse gewonnen, nicht aber in<br />
der Praxis angewandt.<br />
Die Themen des Weißbuches Jugend<br />
sind Partizipation, Globalisierung von<br />
Jugendstilen, sowie wirtschaftliche Globalisierung.<br />
Es soll auch die europäische<br />
Identität gestärkt werden, wobei die<br />
demografische Entwicklung zu berücksichtigen<br />
ist. Bei der europäischen Integration<br />
ist das Interesse für demografische<br />
Entwicklungen stark ausgeprägt.<br />
Die Mehrzahl der JugendforscherInnen<br />
ist nicht europäisch ausgerichtet, sondern<br />
national orientiert. Deshalb hat für<br />
sie auch die europäische Integration<br />
nicht die höchste Priorität.<br />
Zwei Themen werden zu wenig berücksichtigt:<br />
• Genese und Verlauf von sozialer<br />
Polarisierung und Bildung<br />
• Neugestaltung der Jugendphase in der<br />
2. Moderne<br />
Der Jugendbereich ist nicht auf Anhieb<br />
für diese zwei Themen zu gewinnen, da<br />
er darauf bedacht ist, sich vom Bildungsbereich<br />
abzugrenzen. Doch auf Bildung<br />
kann nicht verzichtet werden. Außerdem<br />
gibt es Ängste, dass dadurch der fokussierte<br />
Blick auf die Jugend abgelenkt<br />
wird.<br />
3 Zusammenfassung: Bedeutung der<br />
Jugendforschung für Jugendpolitik<br />
und Praxis<br />
•Prozesse auf europäischer Ebene sind in<br />
nationale Initiativen umzusetzen:<br />
dadurch hat die Jugendforschung eine<br />
reelle Chance zu größerer Bedeutung zu<br />
gelangen. Bei der Umsetzung geht es<br />
aber nicht in erster Linie um die Unterstützung<br />
von Jugendforschung. Vielmehr<br />
geht es um Unterstützung der Forschung,<br />
die direkt für die Politik relevant<br />
ist – also nicht Grundlagenforschung.<br />
• Die Jugendforschung trägt zum Verständnis<br />
der Jugend Europas wesentlich<br />
bei und bittet um Unterstützung.<br />
• Maßnahmen sollen nicht gesetzt werden,<br />
um die Gemeinde der JugendforscherInnen<br />
in den Prozess der wissensinformierten<br />
Politikgestaltung zu<br />
integrieren. Vielmehr geht es um die<br />
Integration von Wissen, wobei dies<br />
aber nicht in den Händen der WissenschafterInnen<br />
alleine liegt. Alle Akteure<br />
sind potenzielle Wissensträger, wobei<br />
Praxiswissen nicht weniger wertvoll ist<br />
als wissenschaftliches Wissen.<br />
JugendarbeiterInnen fühlen sich aber<br />
oft gering geschätzt. Auch JugendforscherInnen<br />
kommen sich als gering<br />
geschätzt und herabgewürdigt vor, weil<br />
sie nicht als die einzigen WissensträgerInnen<br />
gelten.<br />
Fazit: Es muss mehr Zeit damit verbracht<br />
werden, das Spannungsverhältnis zu verstehen<br />
und produktiv damit umzugehen.<br />
4 Diskussion<br />
Franz Josef Krafeld (Hochschule<br />
Bremen):<br />
Es ist ein Spezifikum der 2. Moderne,<br />
dass klare Strukturen fehlen. Damit verbunden<br />
ist die Notwendigkeit, Handlungsfähigkeit<br />
zu erlangen. Hier sind<br />
Lösungsstrategien notwendig, wobei<br />
dieser Begriff vorsichtig zu behandeln ist.<br />
Es erscheint wichtig, Handlungsstrategien<br />
zu erarbeiten.<br />
Gudrun Biffl (WIFO Wien):<br />
Bildung ist ein auslösender und mittragender<br />
Faktor bei der sozialen Segmentierung<br />
von Jugendlichen. Das Bildungssystem<br />
und das Arbeitsmarktsystem sind<br />
eng miteinander verflochten, was wegbricht<br />
sind die mittleren Qualifikationen.<br />
Wie dem entgegengewirkt werden kann,<br />
hängt mit der Bildung zusammen. <<br />
öij <strong>01</strong><strong>05</strong> <strong>facts</strong>
6<br />
Jugend und Politik<br />
Die gesellschaftliche Bedeutung von politischer Partizipation<br />
Anton Pelinka<br />
(Universität Innsbruck,<br />
Institut für Politikwissenschaft)<br />
Konfliktlinien zwischen Generationen<br />
Ausgangspunkt der Ausführungen ist die<br />
Cleavage-Theorie, der zufolge die Konfliktlinie<br />
(„cleavage“) zwischen den Generationen<br />
eine wichtige Determinante politischen<br />
Verhaltens und gesellschaftlicher<br />
Entwicklungen ist. Die Konfliktlinien können<br />
latent verharren oder aktiviert werden.<br />
In der Anwendung der Theorie auf<br />
die Generation vor 1939 bemerkt Pelinka,<br />
dass die Jugend von den Älteren gesellschaftlich<br />
unterscheidbar war. Das spezifische<br />
Jugendverhalten spielte sich an den<br />
Rändern des Politischen ab. Nach 1945<br />
waren in Westeuropa die Konfliktlinien<br />
zwischen den Generationen eher latent<br />
vorhanden. Im Wahlverhalten beispielsweise<br />
ist keine Unterscheidung zwischen<br />
jung und alt festzumachen. Die primär<br />
erkennbare Orientierung fokussierte sich<br />
auf die Themen Stabilität und Sicherheit.<br />
Erst 1968 wurden die Konfliktlinien wieder<br />
aktiviert, als mit einer jungen kritischen<br />
Generation traditionelle Wertemuster aufgekündigt<br />
und gesellschaftliche Tabuzonen<br />
gebrochen wurden (Entstehung<br />
neuer sozialer Bewegungen).<br />
Distanz zwischen Jugend und<br />
traditioneller Politik<br />
Die Entwicklung in Österreich ist von<br />
einer wachsenden Distanz zwischen<br />
Jugend und traditioneller Politik gekennzeichnet.<br />
Skepsis gegenüber der Politik<br />
und der Verlust von Utopien sind kennzeichnend<br />
für die „distanzierte Generation“<br />
in Ost und West.<br />
Die Konfliktlinie zwischen den Generationen<br />
ist heute deaktiviert – es wäre aber<br />
eine Täuschung, dies als Politikverdrossenheit<br />
zu interpretieren: Die Jugend ist<br />
nur verdrossen mit bestimmten Formen<br />
von Politik, was sich in einem Auszug<br />
aus den Ersatzkirchen, den Gewerkschaften<br />
und der organisierten Politik<br />
manifestiert. Das Engagement der<br />
Jugendlichen ist themenbezogen, hat<br />
eine mobilisierende Kraft und wird von<br />
den NGO’s ausgelöst (wie z.B. Umweltorganisationen).<br />
Es handelt sich dabei<br />
um ein Single-Issue Engagement (wie<br />
z.B. die Verhinderung einer Autobahnabfahrt)<br />
und weniger um Abstraktes.<br />
Unterschiede zwischen „altem“<br />
und „neuem“ Europa<br />
Die Säkularisierungswelle in Europa<br />
erfasst nun auch andere Länder (wie z.B.<br />
Polen, Irland). Gibt es verschiedene Subkulturen<br />
einer Gesellschaft? Dies zeichnet<br />
sich besonders an den Differenzen zwischen<br />
„old“ und „new“ Europe ab. Die<br />
erste Differenz ist die Skepsis: In post-<br />
<strong>facts</strong> <strong>01</strong><strong>05</strong> öij
7<br />
kommunistischen Ländern ist die Distanz<br />
zur Politik und die Skepsis gegenüber sich<br />
politisch nennendem Engagement<br />
besonders groß. Im „alten“ Europa überwiegt<br />
eher die Distanz zu verschiedenen<br />
Formen der Politik. Die Distanz zu Großorganisationen<br />
ist groß, aber nicht zu jeder<br />
Form des Engagements.<br />
Die zweite Differenz ist die der sozialen<br />
Differenzierung: Ungleicher Bildungsstatus<br />
schafft Ungleichheiten und es kommt<br />
zu einer Spaltung in Gewinner und Verlierer<br />
der Modernisierung. Dies drückt sich<br />
auch im Wahlverhalten bzw. im Auszug<br />
aus den Großparteien aus, was in Österreich<br />
zu einem Wachstum der dritten und<br />
vierten Partei führte. Wobei sich diese<br />
Parteien unterschiedlicher Subkulturen<br />
bedienten: die FPÖ der Gruppe der<br />
Modernisierungsverlierer und die Grünen<br />
jener der Modernisierungsgewinner.<br />
Die dritte Differenz betrifft Gender: In<br />
West-, Ost- und Mitteleuropa verhalten<br />
sich junge Frauen anders als junge Männer.<br />
Im Wahlverhalten sind die Frauen,<br />
besonders in den skandinavischen Ländern,<br />
signifikant skeptischer. Damit handelt<br />
es sich um einen weiteren Aspekt,<br />
der gegen eine politische Subkultur der<br />
Jugend spricht.<br />
Die vierte Differenz ist der demografische<br />
Paradigmenwechsel und die Frage, ob<br />
die Zukunft Europas nicht die Jugend,<br />
sondern das Alter ist: Die demografische<br />
Pyramide ist auf den Kopf gestellt. Die<br />
Jugend wird deshalb immer mehr<br />
gebraucht und mehr gefördert als zuvor.<br />
Die Unfinanzierung der Pyramide schafft<br />
jedoch ein positives Gemenge.<br />
Konfliktlinie um den sozioökonomischen<br />
Prozess<br />
Vor 1939 handelte es sich um einen kulturellen<br />
Prozess, der Protest der Jugend<br />
richtete sich gegen Hochkultur und Urbanisierung.1968<br />
und danach handelte es<br />
sich um einen politischen Protest. Beide<br />
Prozesse waren integriert. In Zukunft<br />
könnte sich die Konfliktlinie um den<br />
sozioökonomischen Prozess drehen, da<br />
wir mit einer Verschlechterung der materiellen<br />
Lebenschancen rechnen müssen.<br />
Kann die Integration dieses Protestes wie<br />
vor 1939 und nach 1968 gelingen? Oder<br />
kann die Konfliktlinie dieses Mal außer<br />
Kontrolle geraten? In der Vergangenheit<br />
sind die Konflikte durch die Integration in<br />
Organisationen gebändigt worden (durch<br />
Kirche etc.). Heute aber sind diese Integrationsmechanismen<br />
dabei sich aufzulösen.<br />
In Zukunft wird der Protest die<br />
Kampfansage um die Verteilung der<br />
materiellen Güter sein.<br />
Lösungsmöglichkeiten<br />
Es gibt zwei Möglichkeiten der Milderung:<br />
Erstens die Immigration und Integration<br />
von MigrantInnen und zweitens<br />
die Ausweitung des Wirtschaftswachstums.<br />
Wenn diese Milderungen nicht<br />
greifen sollten, könnte das Cleavage-<br />
Konflikte auslösen, die nicht mehr integriert<br />
werden können.<br />
Es besteht also die Möglichkeit, dass ein<br />
Konflikt von politischer Relevanz zwischen<br />
den Generationen ausbricht, doch<br />
ist er möglicherweise steuerbar. Dazu<br />
muss die soziale Segmentierung stärker<br />
ins Auge gefasst werden. Als Instrument<br />
wäre es dienlich an der Reduktion des<br />
Konflikts zwischen Modernisierungsgewinnern<br />
und -verlierern zu arbeiten. Die<br />
Differenzen innerhalb der Jugend müssen<br />
gestärkt werden, damit es weniger zu<br />
Brüchen innerhalb der Jugendkultur<br />
kommt. Jedoch kann es keine einheitliche<br />
Jugendkultur geben.<br />
Die Lösungsmöglichkeiten liegen in der<br />
Demografie-Politik: Das gilt für alle<br />
Gesellschaften mit Wohlstandsentwicklung,<br />
sowohl in Europa als auch im asiatischen<br />
Raum, wie man am Beispiel<br />
Japans sehen kann. Die Prioritätensetzung<br />
der europäischen Politik ist irrational:<br />
Die europäische Identität wird durch<br />
Einwanderung gefährdet gesehen, dabei<br />
handelt es sich in Wirklichkeit um die<br />
Rettung der EU. Gefragt ist fälschlicherweise<br />
eine an Eigeninteressen definierte<br />
Politik, die „tüchtige und junge Einwanderer<br />
in die EU hineinlässt“. ><br />
öij <strong>01</strong><strong>05</strong> <strong>facts</strong>
8<br />
Diskussion<br />
In der Diskussion antwortete Pelinka<br />
u.a. auf Gudrun Biffls Fragen nach der<br />
Einschätzung der Gefahren, die sich aus<br />
den Fundamentalismen in moslemischen<br />
Ländern und säkularisierten Ländern ergeben<br />
und nach der politischen Dimension<br />
der Türkei für Europa Folgendes: Großflächig<br />
ist der Trend zur Säkularisierung auszumachen.<br />
Dieser Trend schlägt sich in<br />
abnehmender Geburtenhäufigkeit und<br />
Kirchengang nieder (z.B. Irland, Polen).<br />
Die Basis eines christlichen Fundamentalismus<br />
in Europa ist gering, sie kann sogar<br />
als Minderheitenphänomen oder<br />
Schrumpfphänomen bezeichnet werden,<br />
was ein großer Unterschied zu den USA<br />
ist. Islamischer Fundamentalismus ist in<br />
Europa auch ein Migrationsphänomen<br />
(z.B. Niederlande). Die Frage ist, ob die<br />
Integration der EU ausreicht um moslemische<br />
Fundamentalismen in der Türkei zu<br />
bändigen. Die Türkei ist eine von säkularem<br />
Islam geprägte Gesellschaft. Die<br />
Unterscheidung zwischen säkularem türkischen<br />
Islam vom Islam der arabischen<br />
Länder zeigt sich auch in Europa, wo in<br />
Frankreich, Belgien und Holland die Auseinandersetzungen<br />
zwischen moslemischen<br />
und christlichen EuropäerInnen<br />
größer sind als in Deutschland und Österreich,<br />
die Länder mit dem größten Anteil<br />
an moslemischen TürkInnen. Die Landesgröße<br />
und ökonomische Größe des<br />
Landes sowie die geopolitische Lage sind<br />
für Pelinka zentrale Fragestellungen im<br />
Bezug auf die Beitrittsverhandlungen der<br />
Türkei. Die Diskussion allerdings auf den<br />
Islam zu reduzieren, bedeute eine<br />
Emotionalisierung der Debatte. <<br />
<strong>facts</strong> <strong>01</strong><strong>05</strong> öij
9<br />
Jugend und europäische Identität<br />
Claire Wallace<br />
(Institut für Höhere Studien, Wien)<br />
Die Europäisierung wird in Europa<br />
immer wichtiger und zwar in den Bereichen<br />
Politik und Wirtschaft; eine europäische<br />
Identität fehlt jedoch. Es stellt sich<br />
die Frage, wie sich Jugendliche fühlen<br />
und welche Faktoren die europäische<br />
Identität beeinflussen.<br />
Im vorgestellten Forschungsprojekt wurden<br />
in 10 Städten Jugendliche zwischen<br />
18 und 24 Jahren befragt. Pro Stadt<br />
wurden 400 Jugendliche interviewt; des<br />
weiteren wurden in Wien qualitative Interviews<br />
mit zwei Fokusgruppen durchgeführt.<br />
Dabei hat sich herausgestellt, dass in<br />
Österreich die Jugendlichen eine starke<br />
Verbundenheit mit Europa fühlen, genauso<br />
die Jugendlichen in Prag, Bratislava,<br />
Chemnitz und Bielefeld. In den zentraleuropäischen<br />
Staaten ist die europäische<br />
Identität stark ausgeprägt. In den Staaten,<br />
die am Rande Europas sind, ist die<br />
europäische Identität gering: Spanien,<br />
Großbritannien.<br />
Einflussfaktoren für die Entwicklung<br />
einer europäischen Identität<br />
Drei Faktoren beeinflussen die Entwicklung<br />
einer europäischen Identität:<br />
•Mobilität: Erhoben wurde dabei, wie<br />
viele Länder von den Jugendlichen<br />
bereits besucht wurden. Österreichische<br />
Jugendliche sind bereits viel<br />
gereist; ebenso Jugendliche aus Prag,<br />
Bratislava und Deutschland. Österreich<br />
liegt an erster Stelle. In Großbritannien<br />
und Spanien sind die Jugendlichen nur<br />
wenig gereist: Ganz wenige haben hier<br />
mehr als drei Länder besucht. Diese<br />
Jugendlichen haben wenig europäische<br />
Identität.<br />
• Sprachkenntnisse: Jugendliche in<br />
Deutschland, Österreich und Bratislava<br />
haben ausgeprägte Fremdsprachenkenntnisse.<br />
In den zentraleuropäischen<br />
Ländern sind mehr Sprachkenntnisse<br />
festzustellen, diese Jugendlichen reisen<br />
auch mehr und können sich mehr mit<br />
einer europäischen Identität identifizieren.<br />
In Großbritannien und Spanien ist<br />
die sprachliche Kompetenz der<br />
Jugendlichen am geringsten.<br />
•Migrationserfahrung/Migrationshintergrund:<br />
Migrationserfahrung meint, dass<br />
die Jugendlichen selbst aus dem Ausland<br />
ins entsprechende Land gekommen<br />
sind. Migrationshintergrund meint,<br />
dass die Eltern der Jugendlichen eingewandert<br />
sind. In Wien und Bregenz<br />
gibt es viele Jugendliche mit Migrationserfahrung<br />
und Migrationshintergrund,<br />
ebenso in Deutschland. Auch in<br />
Manchester sind viele Jugendliche, die<br />
Migrationserfahrung oder –hintergrund<br />
mitbringen, allerdings sind diese oder<br />
deren Eltern aus anderen Ländern<br />
nach Großbritannien eingewandert<br />
(Bangladesch, Karibik). In Spanien,<br />
Bratislava und Prag gibt es nur wenige<br />
Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />
oder -erfahrung. ><br />
öij <strong>01</strong><strong>05</strong> <strong>facts</strong>
10<br />
Österreichische Jugendliche<br />
im Vergleich: stark ausgeprägte<br />
europäische Identität<br />
Implikationen für Österreich: Die europäische<br />
Identität ist bei den österreichischen<br />
Jugendlichen stark ausgeprägt, da sie<br />
gute Sprachkenntnisse haben, reisefreudig<br />
sind und vielfach Migrationserfahrung<br />
bzw. –hintergrund mitbringen. Die Ergebnisse<br />
der Fokusgruppen in Wien weisen<br />
darauf hin, dass die Jugendlichen Europa<br />
positiv und kritisch gegenüber stehen.<br />
Sie haben hohe Erwartungen an Europa<br />
und die EU und sind oft von den europäischen<br />
Strukturen enttäuscht: EU-Staaten<br />
sollten besser zusammenarbeiten, es<br />
sollte zu einer Umverteilung des Reichtums<br />
kommen; zudem üben sie Kritik an<br />
der „Festung Europa“ – die Jugendlichen<br />
wären für Integration und Migration. Die<br />
Ergebnisse der Fokusgruppen sind<br />
jedoch nicht repräsentativ. Es waren<br />
Jugendliche mit Sprachkenntnissen aus<br />
einer privilegierten sozialen Klasse. Unterprivilegierte<br />
Jugendliche sind in Gefahr,<br />
durch den europäischen Prozess an den<br />
Rand/in den Hintergrund gedrängt zu<br />
werden. Dies könnte zu einer Polarisierung<br />
junger Leute führen.<br />
Diskussion<br />
Im Rahmen der Diskussion wurde von<br />
einem Studenten die Frage aufgeworfen,<br />
dass es in Edinburgh und Bilbao starke<br />
regionale Identitäten gibt und welche<br />
Auswirkungen diese Tatsache auf die<br />
europäische Identität hat.<br />
Wallace: Die Länder/Städte wurden auch<br />
deshalb so ausgewählt: In diesen Regionen<br />
gibt es eine große regionale Identität.<br />
Die stärkste europäische Identität findet<br />
sich immer in den Hauptstädten.<br />
Eine weitere Fragestellerin beschäftigt<br />
sich mit der Überlegung, was europäische<br />
Identität ist. Sie selbst hat Forschung<br />
dazu betrieben und „Was bedeutet<br />
Europa für dich?“ gefragt. Das Ergebnis<br />
war, dass Europa nichts bedeutet. Sie<br />
führt an, dass, wenn wir über Europa<br />
reden, wir darüber reden müssen, inwieweit<br />
wir neue Strukturen bilden. Sie<br />
meint, dass für sie die angeführten Faktoren<br />
nicht genug sind. Sprachkenntnisse<br />
sagen zu wenig aus, weil damit oft nur<br />
Englisch-Kenntnisse gemeint sind.<br />
Wallace: Nur wenige fühlen sich als EuropäerInnen,<br />
wenn sie in Europa sind; wenn<br />
sie aber in Amerika sind, dann fühlen sie<br />
sich als EuropäerInnen. Europäisch fühlen<br />
sich die Jugendlichen nur außerhalb<br />
Europas, innerhalb Europas fühlen sie<br />
sich als Deutsche, als ÖsterreicherInnen,<br />
als WienerInnen. Es kommt darauf an, in<br />
welchem Raum gefragt wird. Es wurde<br />
die Frage gestellt: „Wie stark fühlen Sie<br />
sich mit Europa verbunden?“ Dabei<br />
wurde analysiert, welches die einzelnen<br />
Einflussfaktoren sind und dann sind die<br />
oben genannten herausgekommen.<br />
Gudrun Biffl (WIFO): Ca. 36% der<br />
Jugendlichen in Wien haben Migrationserfahrung.<br />
Die Frage ist, gibt es einen<br />
Unterschied zwischen WienerInnen und<br />
MigrantInnen? Ist eine Unterscheidung<br />
nach Staatsbürgerschaft gemacht worden?<br />
Die MigrantInnen sind meist aus<br />
Ländern außerhalb der EU: Ex-Jugoslawien,<br />
Türkei und mittel- und osteuropäische<br />
Länder. Hier wäre es interessant zu<br />
wissen, ob diese sich europäischer fühlen<br />
als die ÖsterreicherInnen.<br />
Wallace: Die Auswertung für Österreich<br />
ist noch nicht gemacht worden. In Großbritannien<br />
hat die Auswertung von<br />
MigrantInnen aus muslimischen Ländern<br />
ergeben, dass diese genauso europäisch<br />
sind, wie die anderen auch, und manchmal<br />
sogar mehr.<br />
Natalia Wächter (ÖIJ): Territoriale Identität<br />
von Jugendlichen – damit beschäftigt<br />
sich eine laufende Studie am ÖIJ. Befragt<br />
wurden 18- bis 24-Jährige in Wien und in<br />
der Grenzregion zur Slowakei. Es zeichnet<br />
sich ab, dass eine europäische Identität<br />
lange nach der österreichischen<br />
Identität und lange nach der regionalen<br />
Identität (Heimatort) kommt. Die europäische<br />
Identität kommt an letzter Stelle.<br />
Die Auswertung ist allerdings noch nicht<br />
abgeschlossen. <<br />
<strong>facts</strong> <strong>01</strong><strong>05</strong> öij
11<br />
Frauenforschung:<br />
Männlichkeitskritik und Gewaltprävention<br />
Anita Heiliger<br />
(DJI – Deutsches Jugendinstitut,<br />
München)<br />
Zentrales Thema des Vortrags sind<br />
Jugend- und Mädchenarbeit in Bezug<br />
auf Männlichkeit. Heiliger fragt, welche<br />
Zukunft für junge Frauen und Männer in<br />
Anbetracht einer Eskalation von sozialen<br />
Problemen – wie der Gewalt im<br />
Geschlechterverhältnis – besteht.<br />
Frauenforschung und<br />
Männlichkeitskritik<br />
Gewaltprävention ist seit den Achtziger<br />
Jahren Teil der Frauenforschung. Nach<br />
Forschungsergebnissen, welche die<br />
geringe Beteiligung des Mannes an der<br />
Reproduktion feststellten sowie die häusliche<br />
Gewalt thematisierten, stellt sich die<br />
Frage: Brauchen wir die Männer oder<br />
sind sie als Diskussionspartner obsolet<br />
geworden? In der Feministischen Frauenbewegung<br />
herrscht die Meinung, dass es<br />
sich dabei um Männerprobleme handelt,<br />
die sie selbst zu lösen hätten. Die profeministische<br />
Männerforschung, die<br />
hauptsächlich in den USA aktiv ist, gab<br />
es Ende der 70er auch in Deutschland.<br />
Dabei richtet sich die zentrale Forderung<br />
an die Männer selbst, sie sollten sich<br />
mehr mit ihren eigenen Gefühlen befassen<br />
und Gefühle zulassen. Das Thema<br />
wird in der Forschung allerdings nur<br />
zögerlich angenommen. Europäische<br />
wissenschaftliche Aufarbeitung des<br />
Themas erfolgte bisher z.B. in folgenden<br />
Werken: „Männlichkeit und Gewalt“,<br />
„Machos, Feinde der Männer“ usw.<br />
Gewaltprävention – Stand der Dinge<br />
Im Zusammenhang Männlichkeit und<br />
Gewaltformen wird das Männlichkeitsverständnis<br />
auf den Prüfstand gestellt.<br />
Jugendarbeit muss hier gewaltpräventiv<br />
ansetzen. Gewalttaten werden zu 80 bis<br />
90% von Männern verübt. Der Frauenbewegung<br />
gelang es Männer als Täter zu<br />
identifizieren. Es bedarf aber Sozialarbeit<br />
und runder Tische um (geschlechtsunspezifische)<br />
Interventions- und Präventionsprojekte<br />
durchzuführen, die das<br />
Gewaltverhalten der Männer mindert. Die<br />
wissenschaftliche Reflexion des Themas<br />
ist dürftig: noch gibt es keinen verbesserten<br />
Opferschutz und keine vergleichende<br />
Studie zu den Tätern. Therapiemaßnahmen<br />
für Opfer sind umstritten.<br />
Chancen einer neuen Männlichkeit<br />
für Männer<br />
Es bedarf einer geschlechtsneutralen<br />
Sichtweise in der Gesellschaft. Bestrebungen<br />
wie die nach Gender Mainstreaming<br />
und Gleichberechtigungsstrategien<br />
sind dringend erforderlich, um eine Auflösung<br />
der hierarchischen Zuordnungen<br />
einzuleiten. Es hat zwar eine Veränderung<br />
des weiblichen, nicht aber des<br />
männlichen Rollenbildes stattgefunden.<br />
Männer orientieren sich in der Sozialisation<br />
an Gewalt. Sinnvoll wäre eine<br />
systematische Entpatriarchisierung des<br />
Männlichkeitsbildes. ><br />
öij <strong>01</strong><strong>05</strong> <strong>facts</strong>
12<br />
Den Männern fehlt aber die Einsicht der<br />
„patriarchalischen Dividende“ – der allgemeine<br />
Vorteil, der den Männern aus der<br />
Unterdrückung der Frauen entwächst.<br />
Den Nutzen, den die Männer aus dem<br />
Mann-Sein ziehen, wird in seiner alltäglichen<br />
Normalität kaum wahrgenommen.<br />
Ein gesellschaftliches Umdenken beinhaltet<br />
den Ausstieg aus dem System der<br />
patriarchalen Männlichkeit, die den Männern<br />
Privilegien und Anerkennung per se<br />
einräumt. Die Angst, kein richtiger Mann<br />
zu sein beziehungsweise die Angst vor<br />
Diskriminierung, wenn Mann sich nicht<br />
„männlich“ verhält, verdeckt Unsicherheiten.<br />
Gewaltpräventives Handeln setzt beim<br />
Bewusstsein der Männer ein. Auch muss<br />
ein Druck ausgeübt werden, damit ein<br />
Interesse an der Thematisierung dieser<br />
Ungleichheiten entsteht, denn Männer<br />
werden kaum so einfach Reformen<br />
unterstützen, die ihnen ihre Vorherrschaft<br />
streitig machen. Den Gewinn, den Jungen<br />
und Männer aus einer neuen Männlichkeitsauffassung<br />
beziehen können,<br />
sind Emotionalität, Selbstversorgung,<br />
neue Stärkung, Wahrung körperlicher<br />
Unversehrtheit, usw.<br />
Forschungsergebnisse<br />
Die umfangreichen Befragungsergebnisse<br />
in Dieter Ottens Werk „Männerversagen“<br />
ergaben, dass kriminelle Strukturen<br />
nicht auf Zufall beruhen, sondern<br />
dass eine Bereitschaft aller Männer zu<br />
Gewalt und zum Töten besteht. Otten<br />
attestiert den Männern einen geringen<br />
Gehalt an Moralvermögen: „Bis zu einem<br />
Drittel der Männer halten es für in Ordnung,<br />
sich kriminell zu verhalten.“<br />
Biologischen Erklärungen der Geschlechterdifferenz<br />
wird innerhalb der Institutionen<br />
ein großer Raum eingeräumt. Das<br />
ging schon soweit, dass Parner/Thorner,<br />
zwei Sozialbiologen, Vergewaltigung für<br />
natürlich erklärten. Ihrer Meinung nach<br />
beruhe sie auf natürlicher Fortpflanzung.<br />
Zu bemerken ist hier, dass die Forschung<br />
an einer Skorpionsfliege durchgeführt<br />
wurde. Dass dieser „Befund“ überhaupt<br />
in den Medien diskutiert wurde, zeigt die<br />
Bereitschaft und gesellschaftliche Akzeptanz<br />
für biologische Erklärungen für<br />
männliche Gewalt.<br />
Jugendarbeit und Gewaltprävention<br />
Ein Forschungsergebnis zeigt auch, dass<br />
ein größerer Teil der jungen Männer ein<br />
aggressives Verhalten von sich selbst aus<br />
abgelehnt. Jugendarbeit bietet die Möglichkeit<br />
Jungen direkt zu erreichen; in<br />
Projekten zur Gewaltprävention wird<br />
ihnen die Möglichkeit gegeben, sich fernab<br />
von aggressiven Vorbildern zu orientieren<br />
und eine eigenständige Männlichkeit<br />
zu entwickeln. Es müssen Wege<br />
gefunden werden, ein verändertes Männlichkeitsbild<br />
als Vorbildfunktion anzubieten,<br />
damit aggressives Verhalten gegenüber<br />
Frauen abgebaut werden kann und<br />
Macht- und Stärkedemonstrationen ohne<br />
Scham und Diskriminierung aufgegeben<br />
werden können. Der Knackpunkt sind die<br />
Erwachsenen, die dem vorherrschenden<br />
Männlichkeitskonzept eine Alternative<br />
entgegen halten könnten.<br />
Erst wenn die Geschlechterrollen verändert<br />
und aufgelöst werden können, wird<br />
eine Gewaltprävention und ein neuer Umgang<br />
der Kinder untereinander möglich.<br />
Gesamtgesellschaftlich fehlt eine kritische<br />
Auseinandersetzung mit dem Begriff der<br />
Männlichkeit. Ansatzpunkte wären Täterprävention<br />
und die Entwicklung einer<br />
eigenen Position zur Männerrolle unabhängig<br />
vom medial transportierten Männerbild.<br />
Es bräuchte „Männer, die sich<br />
ihrer Gefühle nicht schämen“ und Männer,<br />
die Frauenrollen ausüben.<br />
<strong>facts</strong> <strong>01</strong><strong>05</strong> öij
13<br />
Ergebnisse von Projekten zur Gewaltprävention<br />
an Schulen in München zeigen,<br />
dass Mädchen unmittelbar nach den<br />
Projekten von den Burschen, die sie üblicherweise<br />
belästigen, in Ruhe gelassen<br />
wurden. Die Erfolge hielten aber nicht<br />
längerfristig an, weil das Thema nur einmal<br />
behandelt und nicht weiter thematisiert<br />
wurde. Notwendig ist ein direkter<br />
Zugang zu Jugendlichen unabhängig von<br />
Erwachsenen und deren Institutionen.<br />
Eine Chance wäre z.B. das Internet:<br />
Junge Männer zeigen in der Regel großes<br />
Interesse an Computern – das Internet<br />
bietet also einen Ort, an dem die<br />
Auseinandersetzung mit dem Männlichkeitsbild<br />
stattfinden könnte.<br />
Diskussion<br />
In der Diskussion antwortete Anita Heiliger<br />
noch auf viele Fragen und Statements, die<br />
hier auszugsweise angeführt sind:<br />
Weibliche Gewalt = nach innen gerichtet?<br />
• Selbstverletzung von Frauen interpretiert<br />
Heiliger als erfahrene Gewalt von<br />
Frauen, die in Selbstverletzung mündet.<br />
Die Aggressivität bei Frauen ist zwar in<br />
den letzten Jahren etwas stärker<br />
geworden, aber nicht die Gewalttaten.<br />
Männer als Opfer?<br />
•Es ist richtig, dass Männer Opfer von<br />
Männern sind, doch ist Gewalt gegen<br />
Frauen immer latent vorhanden. Es handelt<br />
sich hierbei um ein übergeordnetes<br />
System. Gewalt gegen Frauen hat<br />
nichts mit Unterprivilegierung von Männern<br />
zu tun. Die Unterprivilegierung von<br />
Männern ist ein bekanntes Muster, es<br />
dient der Entlastung und der Entschuldigung<br />
für männliches Verhalten. Hier<br />
muss es eine radikale Änderung geben.<br />
In der Kleinkinderbetreuung sind vor<br />
allem Frauen tätig, die den „jungen Männern“<br />
Grenzen setzen. Die Buben erkennen<br />
aber weibliche Autorität weniger<br />
an. Welche Chancen gibt es Männer in<br />
dem Bereich stärker hinein zu ziehen,<br />
damit die Buben lernen, Grenzen zu<br />
akzeptieren?<br />
• Frauen im Kinderbereich: Frauen dominieren<br />
im Kleinkinderbereich. Diese Tatsache<br />
wird mit einer Schuldzuweisung<br />
an die Frauen verbunden. Jungen<br />
akzeptieren auch weibliche Autorität.<br />
Die Annahme, dass Jungen noch<br />
aggressiver werden, wenn sie von<br />
Frauen erzogen werden, sieht Heiliger<br />
in keiner Weise bestätigt. Heiliger<br />
spricht sich gegen die Abwertung der<br />
Autorität der Frauen aus.<br />
Einbezug der Eltern und LehrerInnenschaft<br />
bei gewaltpräventiven Projekten?<br />
•Der Anspruch, die Eltern und die LehrerInnenschaft<br />
mit einzubeziehen, ist<br />
richtig, aber schwer machbar. Kinder<br />
tragen ihre Erfahrungen in der Schule<br />
in die Elternhäuser zurück. Über die<br />
Arbeit mit den Kindern ändert sich<br />
auch etwas bei den Eltern. Die Arbeit<br />
mit Kindern ist effektiver als in der<br />
Zusammenarbeit mit der überlasteten<br />
LehrerInnenschaft.<br />
Es soll keine Verhältnisse wie in der<br />
amerikanischen Gesellschaft geben, dass<br />
junge Männer die Frauen zögerlich fragen,<br />
ob sie „vielleicht die Hand auf ihre<br />
Schulter legen dürfen“.<br />
• Das amerikanische Modell, bei dem die<br />
Jungen und Männer die Frauen fragen,<br />
bevor sie sie berühren etc., wäre als<br />
fundamentale Methode wichtig und<br />
richtig im Sinne eines veränderten<br />
Geschlechterverhältnisses. <<br />
öij <strong>01</strong><strong>05</strong> <strong>facts</strong>
14<br />
Jugend und Arbeit in Europa<br />
Gudrun Biffl<br />
(WIFO Wien)<br />
Die Referentin bedankt sich für die<br />
Einladung und die Möglichkeit, zu einem<br />
Thema, das ihr ein großes Anliegen ist, zu<br />
sprechen. Es stellt sich die Frage, wo die<br />
Zukunft ist: In der Jugend oder im Alter<br />
Europas? Im Vergleich zur Position älterer<br />
Arbeitskräfte in Österreich ist die Situation<br />
der Jugendlichen am Arbeitsmarkt<br />
schlechter.<br />
1 Jugendliche: Überdurchschnittlich<br />
hohe Arbeitslosenquote in Europa<br />
Jugendliche haben eine überdurchschnittlich<br />
hohe Arbeitslosenquote überall<br />
in Europa und überall auf der Welt. Kofi<br />
Annan hat das Thema der Jugendarbeitslosigkeit<br />
und der mangelnden Integration<br />
zum Thema der Vereinten Nationen<br />
gemacht. Die UNO entwickelte<br />
nationale Aktionspläne nach dem Muster<br />
der EU für alle Länder, wobei sogar die<br />
gleichen Überschriften wie in der EU verwendet<br />
wurden. Die EU animiert dazu, in<br />
diesem Zusammenhang zusammenzuarbeiten.<br />
Die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
für Jugendliche wurde allerdings nicht<br />
angesprochen. Es wird nur eine Nachfragepolitik,<br />
jedoch keine Angebotspolitik<br />
betrieben. Die EU versucht die Jugendagenda<br />
in eine Agenda hinein zunehmen,<br />
die die Integration der Geschlechter und<br />
der drei Altersgruppen schaffen will: bis<br />
30-Jährige = Jugend; 30- bis 40-Jährige<br />
= Mitte; über 40-Jährige = Ältere.<br />
Die Jugendagenda ist neben der Altersintegrationsagenda<br />
gleichwertig. Die Älteren<br />
nehmen nicht den Jugendlichen den<br />
Job weg, sondern die Älteren vermitteln<br />
Wissen an die Jungen. Wenn aber die<br />
Älteren aus dem Arbeitsmarkt hinausgedrängt<br />
werden, dann steht die Jugend<br />
schlecht da. Die Jugendlichen stehen im<br />
Wettbewerb mit den Menschen in mittleren<br />
Jahren, nicht mit den Alten.<br />
Die 90er Jahre waren in den westlichen<br />
EU-Ländern durch den wirtschaftlichen<br />
Strukturwandel, durch die Öffnung der<br />
Märkte in Osteuropa und durch den<br />
technologischen Wandel charakterisiert.<br />
Davon war niemand abgekoppelt. Dies<br />
führte zu einer schlechten wirtschaftlichen<br />
Lage in der ersten Hälfte der 90er<br />
Jahre. In der Folge haben sich neue<br />
Strukturen herausgebildet. Die extremen<br />
Anpassungsbedingungen schlagen sich<br />
auf die Jugendarbeitslosigkeit nieder.<br />
Jugendliche haben stärkere Konjunkturausschläge:<br />
Sie verlieren als erste den<br />
Job und bei einem Aufschwung bekommen<br />
jene als erste eine Arbeit, die gerade<br />
von der Schule kommen. Daraus folgt<br />
eine systematische Ausgrenzung jener<br />
Jugendlichen, die bei einer Rezession auf<br />
den Arbeitsmarkt kommen.<br />
2003 hat es eine signifikante Verbesserung<br />
auf dem Arbeitsmarkt gegeben;<br />
auch bei Jugendlichen. Die Jugendarbeitslosigkeit<br />
ist von 20,8% auf 15,8%<br />
gesunken; trotzdem ist die Arbeitslosigkeit<br />
bei den Jugendlichen doppelt so<br />
hoch wie jene der Gesamtbevölkerung,<br />
was übrigens in jedem EU Land so ist. In<br />
den neuen EU Ländern ist die Situation<br />
noch schlechter. Italien, Griechenland<br />
und Spanien haben besonders strenge<br />
Senioritätsregeln, d.h. die älteren ArbeitnehmerInnen<br />
werden vor dem Verlust<br />
des Arbeitsplatzes geschützt, was zur<br />
Folge hat, dass die Jugendarbeitslosigkeit<br />
noch höher ist.<br />
<strong>facts</strong> <strong>01</strong><strong>05</strong> öij
15<br />
2 Jugendarbeitslosigkeit in den neuen<br />
Ländern der Europäischen Union<br />
Die Arbeitslosigkeit der Jugendlichen ist<br />
höher als die der Gesamtbevölkerung.<br />
Große Unterschiede gibt es in Polen. Die<br />
Arbeitslosigkeit entsteht aber nicht nur<br />
durch starre Regeln auf dem Arbeitsmarkt;<br />
sie hängt auch mit dem Bildungssystem<br />
zusammen. Es geht dabei<br />
darum, ob das Bildungssystem mit dem<br />
Arbeitsmarkt verwoben ist. In Ländern, in<br />
denen die Ausbildung eher allgemein ist,<br />
ist der Übergang in den Arbeitsmarkt für<br />
Jugendliche schwierig (Frankreich). Die<br />
Betriebe müssen die Ausbildung übernehmen,<br />
was sie nicht machen. In der<br />
Folge gibt es eine hohe Jugendarbeitslosigkeit.<br />
In Polen ist die Schulausbildung sehr<br />
kurz; zudem ist Polen agrarisch strukturiert.<br />
Es ist sehr schwierig, sich von einer<br />
agrarisch organisierten Gesellschaft in<br />
eine Dienstleistungsgesellschaft zu<br />
bewegen. Wenn das Schulsystem Veränderungen<br />
der Anforderungsprofile nicht<br />
rasch verfolgt, dann folgt eine Verschärfung<br />
der Jugendarbeitslosigkeit. England<br />
hat z.B. rasch reagiert – Veränderung der<br />
Massenproduktion auf spezialisierte<br />
Dienstleistungsgesellschaft. Viele Länder<br />
haben jedoch nicht reagiert und haben<br />
veränderte berufliche Anforderungen<br />
nicht an den Schulen umgesetzt. Die<br />
Jugendlichen müssen sich nach der<br />
Schule erst qualifizieren und spezialisieren.<br />
Die Schule müsste Zusatzqualifikationen<br />
weitergeben, anstatt die LehrerInnen<br />
in Frühpension zu schicken. Die<br />
Erstausbildung sollte bereits Zertifikate<br />
vergeben können, nicht erst weitere Ausbildungsinstitutionen.<br />
Eine Validierung<br />
wäre dabei wichtig, so wie in Spanien<br />
und Großbritannien.<br />
Slowenien hat zusätzlich das Problem<br />
arbeitsloser Roma (70%). Dabei sind<br />
auch die Jugendlichen davon stärker<br />
betroffen als ältere Personen.<br />
3 wichtige Punkte werden in diesem<br />
Zusammenhang erwähnt:<br />
•Wechselwirkung zwischen Bildungspolitik<br />
und Arbeitsmarktsystem:<br />
Der Übergang von der Schule in den<br />
Arbeitsmarkt muss in den deutschsprachigen<br />
Ländern institutionalisiert<br />
werden.<br />
•Wandel durch Zeit: Der Strukturwandel<br />
ist in den nordischen Ländern besser<br />
erfolgt als in den deutschsprachigen<br />
Ländern.<br />
•ArbeitnehmerInnenschutz: last in, first<br />
out (LIFO); Insider – Outsider Debatte;<br />
Lohnpolitik und Kündigungsschutz.<br />
3 Reorganisation des Überganges von<br />
Jugend zum Alter<br />
Der Übergang zwischen Jugend und<br />
Alter muss organisiert werden, ohne die<br />
einen oder die anderen zu benachteiligen.<br />
Die mittleren Altersgruppen sind Träger<br />
des Systems. Dies muss durch die<br />
Älteren übernommen werden. Die Produktivität<br />
steigt mit dem Alter. Mit 40 ist<br />
allerdings das Burn Out bei den körperlichen<br />
und psychisch belastenden Jobs<br />
erreicht. Es stellt sich die Frage, wie die<br />
Beschäftigung dieser Berufsgruppen verlängert<br />
werden kann. Sie müssen bezahlt<br />
werden, obwohl die Produktivität sinkt.<br />
Wie organisiert man, dass Ältere länger<br />
im Arbeitsprozess bleiben können, Junge<br />
herein kommen und gegenseitiger Respekt<br />
gegeben ist. Das Hauptaugenmerk<br />
liegt dabei auf den mittleren Altersgruppen.<br />
Es braucht eine neue Orientierung in<br />
den Arbeitsprozessen.<br />
Flexibilisierung am Arbeitsmarkt: Hier ist<br />
Spezialisierung und Zusammenarbeit wichtig.<br />
Eine differenzierte Berufspalette muss<br />
bei der Ausbildung der Lehrlinge abgebildet<br />
werden. Ein Überleben ist nur möglich,<br />
wenn hoch qualifizierte Produkte hergestellt<br />
werden bzw. wenn ein Produktionswachstum<br />
in Nachbarländern ausgenutzt<br />
wird. Qualitativ hochwertige Produkte müssen<br />
billiger werden, um sie verkaufen zu<br />
können. Wirtschaftswachstum mit gleichzeitigem<br />
Produktionswachstum bedeutet,<br />
dass die Beschäftigung nicht steigt –<br />
Jugendarbeitslosigkeit ist die Folge. ><br />
öij <strong>01</strong><strong>05</strong> <strong>facts</strong>
16<br />
In Europa gibt es im Gegensatz zu den<br />
USA eine hohe Arbeitslosenquote; geringe<br />
Mobilität der Arbeitskräfte (da die<br />
Lohnunterschiede Mobilitätskosten nicht<br />
abdecken können); Bewegung nur in niedrigen<br />
und hohen Qualifikationen; sowie<br />
eine Aushöhlung der mittleren ArbeiterInnenschicht.<br />
Der Großteil der Einkommensschaffung<br />
läuft über den informellen<br />
Sektor. Dort gibt es die stärkste Beschäftigungssteigerung.<br />
Ein großer Teil des<br />
BIP kommt aus dem informellen Sektor.<br />
Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen<br />
steigen auf dem informellen Sektor ein,<br />
d.h. dass diese Jugendlichen auf dem<br />
formellen Sektor nicht weiter qualifiziert<br />
werden und in der Folge ganz aus dem<br />
formellen Sektor herausfallen. Nachhaltigkeit<br />
ist nicht gegeben.<br />
4 Diskussion:<br />
In der Folge wurden einige Fragen der<br />
DiskutantInnen gesammelt, die von der<br />
Referentin im Anschluss beantwortet<br />
wurden:<br />
•Gibt es einen Zusammenhang zwischen<br />
15- bis 24-Jährigen und sind<br />
jene, die in dieser Zeit arbeitslos sind,<br />
dann auch mit 25 arbeitslos?<br />
• Die Anzahl der 15-Jährigen steigt bis<br />
2<strong>01</strong>0, die Lehrstellen sinken. Wie<br />
schnell müssten Maßnahmen greifen,<br />
um die Jugendlichen vor fehlender Einbindung<br />
in den Arbeitsmarkt zu<br />
bewahren?<br />
• Jugendarbeit ist nicht auf Beschäftigung<br />
zu reduzieren. Jugendarbeit leistet<br />
auch einen guten Beitrag zur nonformellen<br />
Bildung. Warum war dies<br />
kein Thema?<br />
Biffl:<br />
Die größte Konkurrenz für die Jugendlichen<br />
ist die eigene Alterkohorte. Wenn<br />
man auf den Arbeitsmarkt kommt,<br />
dann sind mehrere Mechanismen zu<br />
akzeptieren:<br />
• Schlechte Einstiegslöhne<br />
• Zunahme arbeitsloser Jugendlicher<br />
•Einstieg in den Arbeitsmarkt beeinträchtigt<br />
die Lebenserwerbsperspektive, da<br />
starke Alterkohorte vorhanden ist. In<br />
nordischen Ländern ist das nicht so.<br />
• In alten Kulturländern wie Österreich,<br />
Frankreich und England ist zu erwarten,<br />
dass man eine gebrochene<br />
Erwerbskarriere hat, wenn man als<br />
Arbeitslose/r auf den Arbeitsmarkt einsteigt.<br />
Hier kann von den nordischen<br />
Ländern gelernt werden, wie man dies<br />
verhindert.<br />
Bei knappen Jugendjahrgängen verengen<br />
sich die Zugangsmöglichkeiten. Es<br />
muss strukturell gelöst werden, wie<br />
Zugangsporten weit offen bleiben. Was<br />
ist mit den ausgegrenzten Jugendlichen?<br />
Wie unterrichtet man Jugendliche, die<br />
Drop Out sind? Wie bringt man Randgruppen<br />
ins Regelinstrumentarium hinein<br />
und wie stellt man sicher, dass diese<br />
Informationen bekommen?<br />
Hier muss bei der Bildung angesetzt werden.<br />
Österreich schneidet bei EQUAL-<br />
Projekten sehr schlecht ab, was die<br />
Akzeptanz von neuen Governance-Strukturen<br />
angeht. Ausgeprägte Geschlechtersegmentation<br />
und systematische Ausgrenzung<br />
sind im deutschsprachigen<br />
Raum vorprogrammiert, wenn Frauen<br />
nicht in den naturwissenschaftlichen und<br />
technischen Bereich integriert werden.<br />
Welche Lehrmethoden müssen z.B. in<br />
Mathematik für Frauen geschaffen werden?<br />
Eine verschärfte Lernmethodenforschung<br />
kann ein Mittel gegen Ausgrenzung<br />
sein. Ziel des Beitrages war es, die<br />
ökonomischen Rahmenbedingungen der<br />
Partizipation Jugendlicher am Arbeitsmarkt<br />
zu skizzieren. <<br />
<strong>facts</strong> <strong>01</strong><strong>05</strong> öij
17<br />
Politische Partizipation und Engagement<br />
von Jugendlichen<br />
Wolfgang Gaiser<br />
(DJI – Deutsches Jugendinstitut,<br />
München)<br />
Die Partizipationsfrage hat drei Ebenen:<br />
Partizipation<br />
1.zur Sinnerfüllung<br />
2.zur institutionellen Beeinflussung<br />
3.um Konfliktstrukturen zwischen<br />
Generationen zu lösen<br />
Politik bedeutet für Jugendliche, sich an<br />
politischen Prozessen zu beteiligen. Politik<br />
steht jedoch nicht im Mittelpunkt des<br />
Interesses für Jugendliche, sondern ihre<br />
FreundInnen, die Schule und die Berufsbildung.<br />
Beruf und Arbeit werden dabei<br />
von den jungen Männern höher bewertet<br />
als von den jungen Frauen. Das Interesse<br />
an Kunst hat bei Frauen einen zentraleren<br />
Stellenwert. Politisches Interesse ist<br />
eine Hauptvoraussetzung für politisches<br />
Handeln und Partizipationsbereitschaft.<br />
Außerdem spielt der Bildungseffekt eine<br />
wichtige Rolle. Frauen identifizieren sich<br />
stärker mit speziellen Politikfeldern, bei<br />
jungen Männern ist das allgemeine Interesse<br />
an Politik stärker.<br />
Die jungen Menschen wissen, dass Politik<br />
ihren Lebensalltag bestimmt und sie formulieren<br />
Forderungen an die Politik, da<br />
sie erkennen, dass sie selbst nicht handlungsfähig<br />
sind. An erster Stelle steht hier<br />
die Beschaffung von Lehrstellen. Weitere<br />
Wünsche der Jugendlichen sind Frieden<br />
betreiben und AusländerInnen besser<br />
integrieren. Die Vereinigung Europas<br />
voran zu treiben ist den jungen Menschen<br />
weniger wichtig, nimmt aber etwas zu.<br />
In welchen Organisationen beteiligen sich<br />
junge Menschen? Allen anderen Vereinen<br />
voran, beteiligen sich junge Menschen in<br />
Sportvereinen. Hier ist die einzige Zunahme<br />
zu verzeichnen. Die politischen Parteien<br />
stehen ganz am unteren Ende. Die<br />
Ergebnisse stammen aus einer Längsschnittstudie<br />
von 1992 bis 2002.<br />
Politische Partizipation außerhalb der<br />
Organisationen sehen die Jugendlichen in<br />
• der Wahlbeteiligung<br />
• Unterschriftensammlungen<br />
• der Gewerkschaft<br />
Bei der Mitgliedschaft oder dem Engagement<br />
bei Gewerkschaften tritt allerdings<br />
eine große Diskrepanz zwischen der<br />
Bereitschaft und der tatsächlichen Ausübung<br />
auf. Während die Bereitschaft hoch<br />
ist, sind die Erfahrungswerte sehr gering.<br />
Unter den 12- bis 15-Jährigen ist die<br />
Bereitschafts- und Handlungsebene<br />
groß. Bei der schulischen Beteiligung<br />
sind die Mädchen stärker als Jungen. Die<br />
Mädchen scheinen den schulischen<br />
Raum mehr zu nutzen, und die Jungen<br />
treten aktiver in der Öffentlichkeit auf.<br />
Unterschiede nach Geschlecht und<br />
Region sowie nach Migrationshintergrund<br />
sind im Allgemeinen jedoch klein. Für<br />
eine Partizipation von Jugendlichen ist es<br />
nicht Ziel führend auf Motivationslagen zu<br />
schauen, stattdessen müssen Beteiligungsstrukturen<br />
angeboten werden.<br />
In der Diskussion betont Gaiser, dass<br />
Kinder bei der Freiraumgestaltung und<br />
lokalen politischen Prozessen zwar einbezogen<br />
werden, dass sie jedoch auch<br />
bis zum Ende Informationen vermittelt<br />
bekommen müssen. Dazu ist ein staatlich<br />
gefördertes, professionelles Handling<br />
notwendig. <<br />
öij <strong>01</strong><strong>05</strong> <strong>facts</strong>
18<br />
Trends in der europäischen Jugendarbeit<br />
Christian Reutlinger<br />
(TU Dresden)<br />
Der Vortragende stellt in seinem Referat<br />
„unsichtbare“ Jugend und deren verdeckte<br />
Engagementstrukturen dar.<br />
Warum geraten klassische Orte und<br />
Räume der Beteiligung (Stadtteilhaus,<br />
Bürgerhaus) zunehmend in die Krise?<br />
Theorie der sozialen Räume: Unklare<br />
Trennung von Machtstrukturen, nicht<br />
adäquate Raumforschung führt zu<br />
Abschottung. Ein politischer Raum für<br />
Jugendliche, wo sie sich engagieren sollten,<br />
ist nicht existent.<br />
Vier Punkte werden behandelt:<br />
• Aktueller Partizipationsdiskurs Heranwachsender<br />
zur Öffnung sozialer Institutionen<br />
• Partizipation und Raum<br />
• Sozialdemografischer Ansatz<br />
• Fazit<br />
1 Partizipationsdiskurs: Integration<br />
über physische Räume<br />
Die Debatte um Beteiligung von Kindern<br />
und Jugendlichen hat neue Konjunktur.<br />
Zur Diskussion über die Öffnung sozialer<br />
Institutionen gibt es zwei Überlegungen:<br />
•Demokratie: Herrschaftsverhältnis<br />
• Dienstleistungstheoretische Überlegungen:<br />
Partizipation führt zur Nutzung der<br />
Möglichkeiten von Kindern und<br />
Jugendlichen.<br />
Der Einbezug von Heranwachsenden in<br />
lokale Politik ist wichtig. Die Partizipation<br />
ist bei der Um- und Ausgestaltung wichtig.<br />
Gemeinsamer Kern: Es ist möglich,<br />
einen konkreten Raum einzurichten, über<br />
welchen Kinder und Jugendliche partizipieren.<br />
Heranwachsende sollen über physische<br />
Räume integriert werden. Es wird<br />
aber nicht hinterfragt, ob die Räume für<br />
die Jugendlichen passen. Es geht nicht<br />
um die Öffnung sozialer Institutionen,<br />
sondern das dahinter stehende Problem<br />
unterschiedlicher Raumkonzeptionen.<br />
Physischer Raum wird dem sozialen<br />
Raum in der Partizipationsdiskussion<br />
gleichgesetzt. Soziale Phänomene werden<br />
verräumlicht. Junge Leute gelten als<br />
integriert, wenn sie sich ihren sozialen<br />
Raum selbst aneignen. In konkreten<br />
Maßnahmen sollen Kinder und Jugendliche<br />
befähigt werden, ihre Quartiere mitzugestalten.<br />
Dadurch werden Kinder und<br />
Jugendliche gestärkt und Brennpunkte<br />
werden entschärft.<br />
Finanzielle Fördermaßnahmen müssen<br />
hinterfragt werden, damit das Geld möglichst<br />
effektiv zu den Benachteiligten<br />
kommt. Es gibt das Problem, dass der<br />
Sozialraum verdinglicht wird. Der Raum<br />
wird als Synonym für Erdboden, Ort, und<br />
nicht als Folge menschlichen Handelns<br />
verstanden. Gesellschaftliches Merkmal<br />
wird so personalisiert und lokalisiert.<br />
Gesellschaftliche Probleme: Arbeitslosigkeit,<br />
Generationen usw. werden auf<br />
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bestimmte Menschen festgeschrieben.<br />
Dort wo Probleme auftauchen, sollten sie<br />
gelöst werden. So werden Partizipationsmöglichkeiten<br />
verloren, die der Gesellschaft<br />
eine Integration ermöglichen sollen.<br />
Zwischen Mikro- und Makrobeteiligung<br />
gibt es jenen Unterschied, dass erstere<br />
über Stadtteilpartizipation möglich ist.<br />
2 Bewältigungskarten von<br />
Jugendlichen<br />
Plädoyer für Perspektivenwechsel: traditionelle<br />
Raumvorstellungen müssen<br />
abgelegt werden. Eine interdisziplinäre<br />
Raumdebatte ist zu führen: Abkehrung<br />
vom Raum und Hinwendung zu Mensch<br />
und Tätigkeiten. Nicht Raum soll<br />
erforscht werden, sondern menschliche<br />
Tätigkeiten. Kinder und Jugendliche<br />
machen altersspezifisch ihre eigene Geographie.<br />
Dies fällt nicht mit den Stadtteilen<br />
zusammen.<br />
Engagementstrukturen von Kindern und<br />
Jugendlichen scheinen zu versinken. Es<br />
braucht neue Ansätze; Unsichtbare<br />
Bewältigungskarten: Kinder und Jugendliche<br />
bewältigen den Alltag außerhalb von<br />
systemrelevanten Bereichen. Bedeutung<br />
von Alltag ist wesentlich. Jugendliche<br />
schreiben Landkarten in der Stadt -><br />
Bewältigungskarten.<br />
Fazit: Es gibt eine neue Herausforderung<br />
für Kinder- und Jugendarbeit: Räume<br />
müssen so geteilt werden, dass Kinder<br />
und Jugendliche auf Sichtbarkeit hin<br />
unterstützt werden. Es muss an den<br />
Bewältigungsformen angesetzt werden.<br />
Beteiligungsmaßnahmen müssen überprüft<br />
und an Räume angepasst werden.<br />
Es braucht neue politische Räume, die in<br />
Sichtbarkeit und Auseinandersetzung<br />
leben. Sozialräumliche Jugendarbeit:<br />
Engagementstrukturen müssen erneut in<br />
die gesellschaftliche Auseinandersetzung<br />
gebracht werden.<br />
3 Diskussion:<br />
In der anschließenden Diskussion wurden<br />
folgende Fragen thematisiert:<br />
•Raumbegriff geographisch und pädagogisch<br />
zu eng gezogen. Wo bleiben<br />
die Naturräume? Diese sind auch zur<br />
Aneignung von Kompetenz und Bewältigung<br />
von Problemen in sozialen Räumen<br />
geeignet.<br />
• Engagementstrukturen sollen sichtbar<br />
gemacht werden. Was passiert, wenn<br />
es knallt: Beispiel Graffiti, die den meisten<br />
Erwachsenen nicht angenehm<br />
sind, wobei aber Räume angeeignet<br />
werden und Architektur verändert wird.<br />
Es wird die Frage gestellt, ob dies<br />
auch hier impliziert ist und wie soll das<br />
in die Jugendarbeit eingebracht werden,<br />
die vor hat, „brave“ Jugendliche<br />
zu unterstützen. Wird das dann nicht<br />
wieder unsichtbar?<br />
•Warum wird sozialräumlicher Begriff<br />
verwendet und nicht der Begriff der<br />
Lebenswelt? Dieser würde mehr das<br />
betonen, was inhaltlich thematisiert<br />
wird. Wie versuchen sich Kinder und<br />
Jugendliche in Lebenswelten zu beteiligen?<br />
Lebenswelten sind von außen<br />
beschrieben und entwickeln sich an<br />
verschiedenen Orten. Hier wäre der<br />
Lebensweltbegriff einzuführen.<br />
•Wenn Randgruppen alle jene sind, die<br />
Poly/Hauptschule besuchen, dann gibt<br />
es nur Randgruppen. In Wien wird mit<br />
Benachteiligten gearbeitet. Es kommen<br />
aber auch andere Jugendliche auf die<br />
Jugendarbeit zu.<br />
• Hinweis, dass es notwendig ist,<br />
geschlechtsspezifisch zu differenzieren,<br />
weil dann verschiedene Ergebnisse<br />
herauskommen.<br />
Reutlinger:<br />
Die Jugend hat sich im Slum von La<br />
Corunia (Spanien) organisiert und hat<br />
außerhalb der Erwachsenenwelt funktioniert.<br />
Sie haben auch Ausflüge in die<br />
Natur gemacht. Die Gruppe hat sich im<br />
Jugendhaus einen Raum erkämpft und<br />
ist mit den Öffnungszeiten angeeckt.<br />
Diese Jugendlichen sind dann rausgeschmissen<br />
worden. Dann haben sie<br />
sich in einer Slumhütte eingerichtet.<br />
Dies warf die Frage auf, wie sich mit<br />
dem Raum auch die Stadt verändert.<br />
Die Räume werden vor den Angriffen<br />
Jugendlicher geschützt. Wenn Jugendliche<br />
provozieren wollen, wo können sie<br />
das machen? Der Druck auf Jugendliche<br />
durch den Strukturwandel ist zu<br />
berücksichtigen. <<br />
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Impressum:<br />
Medieninhaber und Herausgeber:<br />
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Redaktion: Natalia Wächter<br />
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<strong>facts</strong> erscheint monatlich, Einzelheft € 4,–; Halbjahresabo (6 Hefte) € 22,–<br />
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