facts 01/05
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Jugend und Arbeit in Europa<br />
Gudrun Biffl<br />
(WIFO Wien)<br />
Die Referentin bedankt sich für die<br />
Einladung und die Möglichkeit, zu einem<br />
Thema, das ihr ein großes Anliegen ist, zu<br />
sprechen. Es stellt sich die Frage, wo die<br />
Zukunft ist: In der Jugend oder im Alter<br />
Europas? Im Vergleich zur Position älterer<br />
Arbeitskräfte in Österreich ist die Situation<br />
der Jugendlichen am Arbeitsmarkt<br />
schlechter.<br />
1 Jugendliche: Überdurchschnittlich<br />
hohe Arbeitslosenquote in Europa<br />
Jugendliche haben eine überdurchschnittlich<br />
hohe Arbeitslosenquote überall<br />
in Europa und überall auf der Welt. Kofi<br />
Annan hat das Thema der Jugendarbeitslosigkeit<br />
und der mangelnden Integration<br />
zum Thema der Vereinten Nationen<br />
gemacht. Die UNO entwickelte<br />
nationale Aktionspläne nach dem Muster<br />
der EU für alle Länder, wobei sogar die<br />
gleichen Überschriften wie in der EU verwendet<br />
wurden. Die EU animiert dazu, in<br />
diesem Zusammenhang zusammenzuarbeiten.<br />
Die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
für Jugendliche wurde allerdings nicht<br />
angesprochen. Es wird nur eine Nachfragepolitik,<br />
jedoch keine Angebotspolitik<br />
betrieben. Die EU versucht die Jugendagenda<br />
in eine Agenda hinein zunehmen,<br />
die die Integration der Geschlechter und<br />
der drei Altersgruppen schaffen will: bis<br />
30-Jährige = Jugend; 30- bis 40-Jährige<br />
= Mitte; über 40-Jährige = Ältere.<br />
Die Jugendagenda ist neben der Altersintegrationsagenda<br />
gleichwertig. Die Älteren<br />
nehmen nicht den Jugendlichen den<br />
Job weg, sondern die Älteren vermitteln<br />
Wissen an die Jungen. Wenn aber die<br />
Älteren aus dem Arbeitsmarkt hinausgedrängt<br />
werden, dann steht die Jugend<br />
schlecht da. Die Jugendlichen stehen im<br />
Wettbewerb mit den Menschen in mittleren<br />
Jahren, nicht mit den Alten.<br />
Die 90er Jahre waren in den westlichen<br />
EU-Ländern durch den wirtschaftlichen<br />
Strukturwandel, durch die Öffnung der<br />
Märkte in Osteuropa und durch den<br />
technologischen Wandel charakterisiert.<br />
Davon war niemand abgekoppelt. Dies<br />
führte zu einer schlechten wirtschaftlichen<br />
Lage in der ersten Hälfte der 90er<br />
Jahre. In der Folge haben sich neue<br />
Strukturen herausgebildet. Die extremen<br />
Anpassungsbedingungen schlagen sich<br />
auf die Jugendarbeitslosigkeit nieder.<br />
Jugendliche haben stärkere Konjunkturausschläge:<br />
Sie verlieren als erste den<br />
Job und bei einem Aufschwung bekommen<br />
jene als erste eine Arbeit, die gerade<br />
von der Schule kommen. Daraus folgt<br />
eine systematische Ausgrenzung jener<br />
Jugendlichen, die bei einer Rezession auf<br />
den Arbeitsmarkt kommen.<br />
2003 hat es eine signifikante Verbesserung<br />
auf dem Arbeitsmarkt gegeben;<br />
auch bei Jugendlichen. Die Jugendarbeitslosigkeit<br />
ist von 20,8% auf 15,8%<br />
gesunken; trotzdem ist die Arbeitslosigkeit<br />
bei den Jugendlichen doppelt so<br />
hoch wie jene der Gesamtbevölkerung,<br />
was übrigens in jedem EU Land so ist. In<br />
den neuen EU Ländern ist die Situation<br />
noch schlechter. Italien, Griechenland<br />
und Spanien haben besonders strenge<br />
Senioritätsregeln, d.h. die älteren ArbeitnehmerInnen<br />
werden vor dem Verlust<br />
des Arbeitsplatzes geschützt, was zur<br />
Folge hat, dass die Jugendarbeitslosigkeit<br />
noch höher ist.<br />
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