facts 01/05
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Politische Partizipation und Engagement<br />
von Jugendlichen<br />
Wolfgang Gaiser<br />
(DJI – Deutsches Jugendinstitut,<br />
München)<br />
Die Partizipationsfrage hat drei Ebenen:<br />
Partizipation<br />
1.zur Sinnerfüllung<br />
2.zur institutionellen Beeinflussung<br />
3.um Konfliktstrukturen zwischen<br />
Generationen zu lösen<br />
Politik bedeutet für Jugendliche, sich an<br />
politischen Prozessen zu beteiligen. Politik<br />
steht jedoch nicht im Mittelpunkt des<br />
Interesses für Jugendliche, sondern ihre<br />
FreundInnen, die Schule und die Berufsbildung.<br />
Beruf und Arbeit werden dabei<br />
von den jungen Männern höher bewertet<br />
als von den jungen Frauen. Das Interesse<br />
an Kunst hat bei Frauen einen zentraleren<br />
Stellenwert. Politisches Interesse ist<br />
eine Hauptvoraussetzung für politisches<br />
Handeln und Partizipationsbereitschaft.<br />
Außerdem spielt der Bildungseffekt eine<br />
wichtige Rolle. Frauen identifizieren sich<br />
stärker mit speziellen Politikfeldern, bei<br />
jungen Männern ist das allgemeine Interesse<br />
an Politik stärker.<br />
Die jungen Menschen wissen, dass Politik<br />
ihren Lebensalltag bestimmt und sie formulieren<br />
Forderungen an die Politik, da<br />
sie erkennen, dass sie selbst nicht handlungsfähig<br />
sind. An erster Stelle steht hier<br />
die Beschaffung von Lehrstellen. Weitere<br />
Wünsche der Jugendlichen sind Frieden<br />
betreiben und AusländerInnen besser<br />
integrieren. Die Vereinigung Europas<br />
voran zu treiben ist den jungen Menschen<br />
weniger wichtig, nimmt aber etwas zu.<br />
In welchen Organisationen beteiligen sich<br />
junge Menschen? Allen anderen Vereinen<br />
voran, beteiligen sich junge Menschen in<br />
Sportvereinen. Hier ist die einzige Zunahme<br />
zu verzeichnen. Die politischen Parteien<br />
stehen ganz am unteren Ende. Die<br />
Ergebnisse stammen aus einer Längsschnittstudie<br />
von 1992 bis 2002.<br />
Politische Partizipation außerhalb der<br />
Organisationen sehen die Jugendlichen in<br />
• der Wahlbeteiligung<br />
• Unterschriftensammlungen<br />
• der Gewerkschaft<br />
Bei der Mitgliedschaft oder dem Engagement<br />
bei Gewerkschaften tritt allerdings<br />
eine große Diskrepanz zwischen der<br />
Bereitschaft und der tatsächlichen Ausübung<br />
auf. Während die Bereitschaft hoch<br />
ist, sind die Erfahrungswerte sehr gering.<br />
Unter den 12- bis 15-Jährigen ist die<br />
Bereitschafts- und Handlungsebene<br />
groß. Bei der schulischen Beteiligung<br />
sind die Mädchen stärker als Jungen. Die<br />
Mädchen scheinen den schulischen<br />
Raum mehr zu nutzen, und die Jungen<br />
treten aktiver in der Öffentlichkeit auf.<br />
Unterschiede nach Geschlecht und<br />
Region sowie nach Migrationshintergrund<br />
sind im Allgemeinen jedoch klein. Für<br />
eine Partizipation von Jugendlichen ist es<br />
nicht Ziel führend auf Motivationslagen zu<br />
schauen, stattdessen müssen Beteiligungsstrukturen<br />
angeboten werden.<br />
In der Diskussion betont Gaiser, dass<br />
Kinder bei der Freiraumgestaltung und<br />
lokalen politischen Prozessen zwar einbezogen<br />
werden, dass sie jedoch auch<br />
bis zum Ende Informationen vermittelt<br />
bekommen müssen. Dazu ist ein staatlich<br />
gefördertes, professionelles Handling<br />
notwendig. <<br />
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