facts 01/05
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Frauenforschung:<br />
Männlichkeitskritik und Gewaltprävention<br />
Anita Heiliger<br />
(DJI – Deutsches Jugendinstitut,<br />
München)<br />
Zentrales Thema des Vortrags sind<br />
Jugend- und Mädchenarbeit in Bezug<br />
auf Männlichkeit. Heiliger fragt, welche<br />
Zukunft für junge Frauen und Männer in<br />
Anbetracht einer Eskalation von sozialen<br />
Problemen – wie der Gewalt im<br />
Geschlechterverhältnis – besteht.<br />
Frauenforschung und<br />
Männlichkeitskritik<br />
Gewaltprävention ist seit den Achtziger<br />
Jahren Teil der Frauenforschung. Nach<br />
Forschungsergebnissen, welche die<br />
geringe Beteiligung des Mannes an der<br />
Reproduktion feststellten sowie die häusliche<br />
Gewalt thematisierten, stellt sich die<br />
Frage: Brauchen wir die Männer oder<br />
sind sie als Diskussionspartner obsolet<br />
geworden? In der Feministischen Frauenbewegung<br />
herrscht die Meinung, dass es<br />
sich dabei um Männerprobleme handelt,<br />
die sie selbst zu lösen hätten. Die profeministische<br />
Männerforschung, die<br />
hauptsächlich in den USA aktiv ist, gab<br />
es Ende der 70er auch in Deutschland.<br />
Dabei richtet sich die zentrale Forderung<br />
an die Männer selbst, sie sollten sich<br />
mehr mit ihren eigenen Gefühlen befassen<br />
und Gefühle zulassen. Das Thema<br />
wird in der Forschung allerdings nur<br />
zögerlich angenommen. Europäische<br />
wissenschaftliche Aufarbeitung des<br />
Themas erfolgte bisher z.B. in folgenden<br />
Werken: „Männlichkeit und Gewalt“,<br />
„Machos, Feinde der Männer“ usw.<br />
Gewaltprävention – Stand der Dinge<br />
Im Zusammenhang Männlichkeit und<br />
Gewaltformen wird das Männlichkeitsverständnis<br />
auf den Prüfstand gestellt.<br />
Jugendarbeit muss hier gewaltpräventiv<br />
ansetzen. Gewalttaten werden zu 80 bis<br />
90% von Männern verübt. Der Frauenbewegung<br />
gelang es Männer als Täter zu<br />
identifizieren. Es bedarf aber Sozialarbeit<br />
und runder Tische um (geschlechtsunspezifische)<br />
Interventions- und Präventionsprojekte<br />
durchzuführen, die das<br />
Gewaltverhalten der Männer mindert. Die<br />
wissenschaftliche Reflexion des Themas<br />
ist dürftig: noch gibt es keinen verbesserten<br />
Opferschutz und keine vergleichende<br />
Studie zu den Tätern. Therapiemaßnahmen<br />
für Opfer sind umstritten.<br />
Chancen einer neuen Männlichkeit<br />
für Männer<br />
Es bedarf einer geschlechtsneutralen<br />
Sichtweise in der Gesellschaft. Bestrebungen<br />
wie die nach Gender Mainstreaming<br />
und Gleichberechtigungsstrategien<br />
sind dringend erforderlich, um eine Auflösung<br />
der hierarchischen Zuordnungen<br />
einzuleiten. Es hat zwar eine Veränderung<br />
des weiblichen, nicht aber des<br />
männlichen Rollenbildes stattgefunden.<br />
Männer orientieren sich in der Sozialisation<br />
an Gewalt. Sinnvoll wäre eine<br />
systematische Entpatriarchisierung des<br />
Männlichkeitsbildes. ><br />
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