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Windenergie-Newsletter für Kunden und Geschäftsfreunde Ausgabe 1/2008<br />

Serienfertigung<br />

<strong>Auf</strong> <strong>höchstem</strong><br />

<strong>Niveau</strong><br />

EWEC 2008<br />

31. März – 03. April 2008<br />

Stand EWEC 7A504<br />

www.ewec2008.info<br />

Brüssel, Belgien<br />

Inhalt<br />

Neuer Fundamenttyp 3<br />

BARD „Wind Lift I” 5<br />

Interview Hélimax 12<br />

Weltklimarat bei WINDTEST 14<br />

News 16<br />

Direkt am Emder Freihafen hat die<br />

BARD Engineering GmbH ihren Sitz.<br />

Für das Unternehmen der ideale<br />

Standort für die Verschiffung von<br />

Rotorblättern, die nicht mehr auf der<br />

Straße transportiert werden können.<br />

Ungewöhnlich, gigantisch, könnte es<br />

auch eine Requisite aus einem Sciencefictionfilm<br />

sein. „29,5 Tonnen wiegt<br />

so ein Rotorblatt“, sagt Peter Ermer, Leiter<br />

der Rotorblattfertigung der BARD Emden<br />

Energy GmbH & Co. KG, und zeigt mit der<br />

rechten Hand auf ein gewaltiges Rotorblatt,<br />

fast 60 Meter lang (exakt 59,4 Meter),<br />

am Blattanschluss sehr bauchig, die größte<br />

Blatttiefe fast sechs Meter.<br />

„Unsere Rotorblätter sind explizit für die<br />

Verschiffung auf einem Ponton konstruiert“,<br />

erklärt Ermer, der sich seit zehn Jahren<br />

intensiv mit der Materie beschäftigt.<br />

Fünf Wochen hat man für diesen Prototyp<br />

benötigt, Ende 2008 soll ein Blatt pro Tag<br />

die Halle verlassen. Nicht das einzige ehrgeizige<br />

Ziel der BARD Engineering GmbH:<br />

2010 soll der Windpark „BARD Offshore 1“<br />

100 Kilometer nordwestlich von Borkum<br />

mit 80 Anlagen in Betrieb gehen, zwei<br />

weitere Projekte durchlaufen derzeit das<br />

Genehmigungsverfahren: Ein Park soll in<br />

der niederländischen Nordsee errichtet<br />

werden, ein weiterer im so genannten Austerngrund<br />

nordwestlich von Borkum.<br />

An diesem Vormittag sind Arbeiter dabei,<br />

die beiden anderen Rotorblätter für<br />

die „BARD VM“, eine speziell für den ▶<br />

beaufort 6 1/2008


auen Offshore-Einsatz entwickelte Windenergieanlage<br />

der 5-MW-Klasse, zu verkleben.<br />

Aus drei Teilstücken setzt sich das<br />

Blatt zusammen: Hinterkantensegment,<br />

Mittelsegment und die so genannte Nase<br />

beziehungsweise Vorderkante. In der Formenbauhalle<br />

stehen mehrere Segmente<br />

des Urmodells, aus dem jene Formen entstanden<br />

sind, mit deren Hilfe die einzelnen<br />

Bauteile gefertigt werden. Die Formen<br />

wurden ebenfalls von den Mitarbeitern<br />

der Rotorblattfertigung gebaut. „Es ist“, erklärt<br />

Ermer schmunzelnd, „hier wie beim<br />

Kuchenbacken. Es gibt eine Form, aus<br />

der der Kuchen bzw. die Rotorblätter entstehen.<br />

Diese Form wird stets wiederverwendet.<br />

Bis zu 600 Mal.“ Konkret besteht<br />

der Kuchen aus jenem glasfaserverstärkten<br />

Kunststoff, der nun seit 25 Jahren beim Bau<br />

von Rotorblättern verwendet wird.<br />

<strong>Auf</strong> die Besonderheit des Rotorblattes angesprochen,<br />

deutet Ermer zum wiederholten<br />

Male auf die geschwungene Hinterkante.<br />

Andere Blätter seien etwas länger, zumeist<br />

über 60 Meter, dafür aber schmaler. Das<br />

Rotorblatt „BARD 61“ wurde unter dem<br />

Gesichtspunkt der Leistungsoptimierung<br />

konstruiert. Die spezielle Aerodynamik des<br />

Blattes verringert die Schnelllaufzahl, also<br />

das Verhältnis der Blattspitzengeschwindigkeit<br />

zur Windgeschwindigkeit, auf einen<br />

Wert zwischen 7,5 und 8. Normalerweise<br />

liegt dieser Wert zwischen 9 und 9,5. Aber<br />

diese langsamer drehenden Blätter haben<br />

den Vorteil, den Verschleiß an den Flügelspitzen<br />

überproportional zu senken.<br />

Eine weitere Herausforderung, die es zu<br />

meistern gilt, ist die Schnelligkeit, mit<br />

der man diese Rotorblätter bauen kann.<br />

Ein Rotorblatt wiegt 29,5 Tonnen und ist fast 60 Meter lang.<br />

Vom Prinzip ist die Produktion eines Rotorblattes<br />

stets gleich – es müssen Teile<br />

(Schalen) gefertigt und dann miteinander<br />

verklebt werden. Ziel der Fertigung ist es,<br />

ein Rotorblatt pro Tag zu fertigen – daran<br />

wird derzeit gefeilt.<br />

Neben der Typenzertifizierung der „BARD VM” führt der <strong>GL</strong> auch die Projektzertifizierung des kompletten Windparks durch.<br />

Installation des 90 Meter hohen Stahlrohrturms der „BARD VM”.<br />

Die Zeit ist auch ein wichtiges Thema in der<br />

zweiten Emder Produktionsstätte, einer<br />

direkt neben der Rotorblattfertigung gelegenen<br />

Montagehalle, in der Ingo Harms<br />

arbeitet. Als Fertigungsleiter der Windenergieanlagenmontage<br />

bei BARD Emden<br />

Energy GmbH & Co. KG ist er für die<br />

Montage der Nabe, der Gondel mit dem<br />

Maschinenträger als Herzstück sowie der<br />

elektrischen Leistungsteile zuständig: „Sie<br />

benötigen für einen Prototyp fünfmal mehr<br />

Zeit als für das Serienfertigungsprodukt.<br />

Das ist eine Regel, gleichgültig ob jemand<br />

Nudelsuppen oder Windenergieanlagen<br />

produziert.“<br />

Harms zeigt auf diverse Gussteile, die über<br />

die Halle verteilt sind: Die Nabe im Rohzustand,<br />

die Nabe mit dem Motor zum Drehen<br />

der Blätter, irgendwo steht ein Getriebe<br />

mit einem Preisschild zwischen einer halben<br />

und einer Million Euro herum, ein<br />

Großlager und natürlich ein Generator.<br />

Ähnlich wie in der Automobilindustrie<br />

kommen Zulieferteile und werden nach<br />

und nach zusammengebaut. <strong>Auf</strong> die Frage,<br />

ob dies eine herkömmliche Montage<br />

sei, antwortet Harms: „Von herkömmlich<br />

kann bei einer 5-MW-Anlage nicht mehr<br />

die Rede sein. Wir planen, eine Anlage pro<br />

Woche fertig zu stellen.“<br />

Fotos: © Jan Oelker<br />

Vor einem riesigen Gussteil, dem Maschinenträger<br />

der Anlage, bleibt Harms stehen.<br />

„75 Tonnen“, sagt er und fügt hinzu:<br />

„Dies ist das vom Volumen her größte in<br />

Kugelgraphitgrauguss hergestellte Gussteil<br />

Deutschlands.“ Das Stück ist gerade<br />

noch transportabel. Die Luft unter den<br />

Autobahnbrücken beträgt dabei fünf<br />

beaufort 6 1/2008


Interview<br />

Neuer Fundamenttyp für<br />

Offshore-Windanlagen<br />

Werden die ehrgeizigen Pläne der BARD Engineering GmbH Realität, wird<br />

die deutsche Offshore-Windenergie in den Jahren 2009 und 2010 einen riesigen<br />

Sprung nach vorn machen. 80 Anlagen sollen dann in der Nordsee,<br />

100 Kilometer von Borkum entfernt, Strom erzeugen. Über ihre Ideen sprachen<br />

wir mit Anton Baraev, Geschäftsführer der BARD Engineering GmbH,<br />

und Manfred Bruhn, Geschäftsführer der Cuxhaven Steel Construction<br />

GmbH, die für die Herstellung der kompletten Gründungsstrukturen der<br />

Offshore-Anlagen verantwortlich ist.<br />

beaufort 6: BARD scheint für eine neue Konzeption zu stehen – Windenergie von A bis Z?<br />

Baraev: Natürlich kaufen wir auch Komponenten hinzu, aber wir sind in der Tat Anlagenhersteller,<br />

wir bauen Rotorblätter, produzieren die Fundamente und haben den<br />

Bau eines Errichterschiffes in <strong>Auf</strong>trag gegeben. Wir werden die Offshore-Installationen<br />

selbst durchführen und die Windparks, die wir aufbauen, selbst betreiben. Von<br />

A bis Z, ja, so kann man es nennen.<br />

Zentimeter, aber auch nur nachts. Vor<br />

kurzem hat es eine Abnahme durch die<br />

Ingenieure des Germanischen Lloyd gegeben.<br />

<strong>GL</strong> Wind ist sowohl für die Typenzertifizierung<br />

der „BARD VM” als auch für<br />

die Projektzertifizierung des kompletten<br />

Windparks zuständig. Außerdem prüft der<br />

Germanische Lloyd die Umspannstation,<br />

von der aus ein Kabel den Strom an Land<br />

transportiert. Harms betritt die Gondel, in<br />

der noch der letzte Feinschliff vorgenommen<br />

wird. Einmal in Betrieb, wird es hier<br />

zu Temperaturen von über 50 Grad Celsius<br />

kommen. „Wie in einer Biosauna“, sagt<br />

er. „Für die Getriebeoberfläche ist das eine<br />

kritische Angelegenheit.“<br />

Inzwischen ist die Gondel samt Nabe und<br />

den Rotorblättern auf dem zehn Kilometer<br />

entfernten Rysumer Nacken zum BARD-<br />

Forschungsstandort in Emden transportiert<br />

und dort auch aufgebaut worden. Eine<br />

zweite Testanlage folgte Ende November.<br />

„Rechnerisch“, so Harms, „sind alle Bauteile<br />

für 20 Jahre ausgelegt.“ Die Technik<br />

muss funktionieren, denn die finanziellen<br />

Dimensionen des geplanten Offshore-<br />

Windparks sind enorm: BARD-Gesellschafter<br />

Dr. Arngolt Bekker nannte auf<br />

einer Pressekonferenz eine Investitionssumme<br />

von 2,5–3,5 Millionen Euro pro<br />

Megawatt. Dabei zeigt er sich optimistisch<br />

und fügte hinzu, dass dieses Geld gut angelegt<br />

sei.<br />

■<br />

beaufort 6: Sie haben vor allem einen völlig neuen Fundamenttyp entwickelt – den Tripile.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Baraev: Wir haben mittels einer detaillierten Studie für einen ausgewählten Standort<br />

fünf Fundamenttypen verglichen. Das Ergebnis: Unser Tripile ist für Wassertiefen zwischen<br />

25 und 50 Metern konkurrenzfähig, ja, die beste Lösung. Bei niedrigeren Tiefen<br />

würde ich auch auf den Monopile zurückgreifen. Aber bei der Wassertiefe unserer<br />

Parks wäre der Monopile ein Rohr von mehr als acht Metern Durchmesser geworden,<br />

es existiert überhaupt kein Hammer, einen solchen Pile in den Meeresboden zu<br />

rammen.<br />

beaufort 6: Und was ist das Besondere an Ihrer Konstruktion?<br />

Baraev: Bei unserer Konstruktion gibt es ein Zwischenstück, wir nennen es Stützkreuz,<br />

das konstruktiv unverändert bleibt und somit eine wesentliche Voraussetzung für die<br />

Serienfertigung darstellt. An sich verändernde Parameter wie Wassertiefe, Boden- und<br />

Strömungsverhältnisse werden nur die Piles angepasst.<br />

Bruhn: Beim Vergleich<br />

der Fundamenttypen<br />

war eine der entscheidenden<br />

Fragen, inwieweit<br />

diese serienfertigungstauglich<br />

sind.<br />

Wir müssen schließlich<br />

die Kosten so niedrig<br />

wie möglich halten.<br />

Die Offshore-Öl- und<br />

-Gasplattformen sind<br />

ja immer einmalig, daher<br />

ist auch niemals die<br />

Notwendigkeit eruiert<br />

worden, ob die Hersteller<br />

aufgrund von<br />

Einsparungspotenzialen<br />

zur Serienfertigung<br />

übergehen sollten. ▶<br />

Der „Tripile“ ist kompakter, leichter und kostengünstiger als bisherige<br />

Offshore-Gründungssysteme.<br />

beaufort 6 1/2008


an Serienfertigungstauglichkeit wie ein Tripile.<br />

Die Ergebnisse unserer ganzheitlichen<br />

Analysen zeigen, dass ein Jacket in Wassertiefen<br />

von 30 Meter bis 50 Metern nicht die<br />

kostengünstigste Lösung ist. Zum Beispiel<br />

ist das Übergangsstück beim Jacket eine<br />

anspruchsvolle und kostenintensive Komponente.<br />

Darüber hinaus beansprucht ein<br />

Jacket für seine Fertigung und Montage an<br />

Land etwa das Vier- bis Fünffache an Hallenfläche<br />

im Vergleich zum Tripile. Um<br />

den gleichen Faktor größer ist auch der<br />

Bedarf an Zwischenlager- und Verkehrsflächen.<br />

Auch in Bezug auf den seeseitigen<br />

Transport und die Errichtung schneidet<br />

der Tripile günstiger ab. Um ihn zu befestigen,<br />

benötigen wir ausschließlich Standard-Pontons<br />

und drei Rammrohre. Beim<br />

Jacket werden in der Regel mindestens vier<br />

Rammrohre verwendet. In der Summe aller<br />

Kostenfaktoren sind wir somit deutlich<br />

wettbewerbsfähiger.<br />

Der Tripile mit seinen drei Rammrohren ist für Wassertiefen von 25–30 Meter konzipiert, wobei das Mittelrohr des Stützkreuzes<br />

sich stets zehn Meter über der Meeresoberfläche befindet.<br />

beaufort 6: Wenn Sie jetzt einmal den Tripile<br />

mit dem Tripod vergleichen würden – wo sind<br />

die signifikanten Unterschiede?<br />

Bruhn: Nehmen Sie das Fundament des Tripods:<br />

Der Tripod verfügt wie unser Tripile<br />

über drei Rammrohre, und die Funktionen,<br />

die beim Tripile drei Kastenträger erfüllen,<br />

werden beim Tripod je nach Ausführung<br />

von drei bis sechs konischen Rohren abgedeckt.<br />

Entscheidender Nachteil beim<br />

klassischen Tripod ist seine Positionierung<br />

direkt auf dem Meeresboden. Damit<br />

hat er deutlich größere Kräfte als das über<br />

der Meeresoberfläche angeordnete Tripile<br />

auszuhalten, vorausgesetzt es kommen<br />

bei beiden Fundamenttypen die gleichen<br />

Turbinen zum Einsatz. Verändert sich nun<br />

beispielsweise die Wassertiefe, dann ändern<br />

sich auch die Kräfte, die auf den Tripod<br />

wirken und somit auch seine Dimensionierung.<br />

Ändert sich die Wassertiefe um<br />

plus oder minus fünf Meter, wirken völlig<br />

andere Kräfte auf den Tripod. Es verändert<br />

sich die Materialdicke ebenso wie die Abstände<br />

zwischen den Rammrohren. Dies<br />

ist bei unserer Konstruktion nicht der Fall.<br />

Stets ist das Mittelrohr des Stützkreuzes<br />

knapp zehn Meter über dem Wasserspiegel<br />

verankert, und dort wird ein Turm von jeweils<br />

gleicher Höhe installiert. Mit anderen<br />

Worten: Installiere ich die gleiche Turbine,<br />

wirken stets auch die gleichen Kräfte auf<br />

das Stützkreuz.<br />

beaufort 6: Ihre Idee war also das konstante<br />

Stützkreuz?<br />

Baraev: Ja, inzwischen konnten wir auch ein<br />

Patent auf dieses Produkt anmelden. Bevor<br />

es so weit war, gab es natürlich einen intensiven<br />

Austausch zwischen allen Beteiligten<br />

im Unternehmen.<br />

Bruhn: Unsere Idee ist nur deshalb Realität<br />

geworden, weil wir uns bei BARD eine<br />

ganzheitliche Betrachtungsweise zu eigen<br />

gemacht haben. Es gibt also nicht nur einen<br />

Hersteller der Fundamente oder einen<br />

Produzenten von Turbinen, sondern<br />

von Anfang an werden die verschiedenen<br />

Schlüsselkomponenten einschließlich der<br />

Fertigungs-, Montage- und Errichtungsprozesse<br />

analysiert. Der Markt fordert<br />

ein serienfertigungstaugliches und damit<br />

kostengünstiges Fundament, aber auch<br />

eines, das sich preiswert auf See transportieren<br />

und errichten lässt. Mit dem Tripile<br />

bieten wir eine äußerst wettbewerbsfähige<br />

Lösung an.<br />

beaufort 6: Viele halten Jacketstrukturen für die<br />

ideale Offshore-Lösung. Wie sehen Sie das?<br />

Bruhn: Eine Jacketstruktur ist ohne Frage<br />

leistungsfähig, bietet aber nicht den Grad<br />

beaufort 6: Wie schnell soll der <strong>Auf</strong>bau dieses<br />

Fundaments auf hoher See vonstattengehen?<br />

Baraev: Ich möchte betonen, dass wir hier<br />

nur von einem theoretischen Wert sprechen.<br />

Über praktische Erfahrungen verfügen<br />

wir ja noch nicht. Theoretisch sollte es<br />

möglich sein, ein Fundament in 24 Stunden<br />

und eine Anlage in 24 Stunden zu errichten.<br />

Dann bräuchten wir bei entsprechend<br />

gutem Wetter für den <strong>Auf</strong>bau einer kompletten<br />

Windenergieanlage nur zwei Tage.<br />

beaufort 6: Der Offshore-Windenergie gehört<br />

also die Zukunft?<br />

Baraev: Da bin ich mir sicher.<br />

Bruhn: Wir peilen eine große Nutzung der<br />

Windenergie an. Diese lässt sich nur offshore<br />

oder in der Wüste verwirklichen. Aber<br />

in die Wüste passen auch Solarstromanlagen.<br />

Wir hoffen, im Jahr 2010 mit unseren<br />

80 Windenergieanlagen eine Leistung von<br />

400 MW zu erzielen. Aber diese 80 Anlagen<br />

stellen nur eine erste Ausbaustufe dar.<br />

Schon nach zwei weiteren Ausbaustufen<br />

überschreiten wir 1 GW. Und damit werden<br />

wir für die Industrie und die großen Energieerzeuger<br />

sehr interessant werden.<br />

beaufort 6: Trotzdem stehen viele Menschen<br />

in unserem Land der Windenergie immer noch<br />

skeptisch gegenüber.<br />

Baraev: Lesen Sie doch einmal 100 Jahre<br />

alte Zeitungen und schauen sich an, was<br />

damals die Menschen über Autos gesagt<br />

haben. Heute kann sich niemand ein Leben<br />

ohne Autos vorstellen, sie sind überall.<br />

BARD Engineering startete mit zwölf Ingenieuren.<br />

Inzwischen sind es fast 200 Mitarbeiter,<br />

davon 70 Ingenieure. Aber wir wollen<br />

und werden wachsen, bis Ende 2009, so<br />

denke ich, auf 600 bis 700 Mitarbeiter. ■<br />

beaufort 6 1/2008


Foto: © BARD<br />

BARD „Wind Lift I”<br />

Revolution in der Offshore-Installation<br />

Die logistischen Anforderungen an die Installation von Windenergieanlagen der Multimegaklasse auf hoher See sind<br />

enorm: Eine 5-MW-Anlage hat einen Rotordurchmesser von 110 Metern und eine Turmhöhe von 90 Metern.<br />

Allein die Fundamentstruktur wiegt 450<br />

Tonnen, die Gondeln 280 Tonnen, das<br />

Gesamtgewicht pro Anlage liegt in der Größenordnung<br />

von 1.000 bis 1.500 Tonnen.<br />

Bei einem geplanten Windpark wie dem<br />

BARD Offshore 1 mit 80 Anlagen bedeutet<br />

dies einen Materialstrom von 100.000 Tonnen<br />

Gesamtvolumen.<br />

Bei der Errichtung bisheriger Offshore-<br />

Anlagen griff man im Allgemeinen auf<br />

spezielle Hubplattformen zurück, die in<br />

der Ölindustrie zum Einsatz kommen. Von<br />

diesen existieren nicht viele, und die wenigen<br />

vorhandenen Anlagen sind in den<br />

Sommermonaten, wenn das Wetter Offshore-Kranarbeiten<br />

zulässt, entsprechend<br />

ausgelastet und teuer. Außerdem müssten<br />

diese Arbeitsplattformen angesichts der<br />

Größe moderner 5-MW-Anlagen aufwendig<br />

umgerüstet werden.<br />

Innovation: Die „Wind Lift I” soll bald mühelos komplette Offshore-Anlagen mit Turm, Gondel und Rotor installieren können.<br />

Nun lässt die BARD Engineering GmbH<br />

erstmalig ein Spezialkranschiff bauen, das<br />

ökonomisch und flexibel auf die Bedingungen<br />

der Offshore-Windenergie zugeschnitten<br />

ist. „Wind Lift I“, so der Name,<br />

soll mühelos ein Fundament sowie eine<br />

komplette Anlage samt Turm, Gondel und<br />

Rotor installieren können. <strong>Auf</strong> die Idee zu<br />

diesem Spezialschiff ist man dank einer<br />

neuen Betrachtungsweise gekommen: Kostengünstige,<br />

aber technisch anspruchsvolle<br />

Serienproduktion lautet einer der<br />

Leitgedanken der BARD-Ingenieure. So<br />

weit, so gut, aber was nützt die effizienteste<br />

Produktion, etwa eines Rotorblattes, wenn<br />

es eines teuren Schiffes bedarf, das mehrere<br />

Tage auf hoher See unterwegs ist, um eine<br />

Anlage zu ihrem Standort zu bringen?<br />

Die einfache, aber logistisch brillante<br />

BARD-Idee: Die für den Windpark benötigten<br />

Komponenten werden auf von<br />

Schleppern gezogenen Pontons zu ihrem<br />

Ziel transportiert. Daraufhin tritt die BARD<br />

„Windlift 1“ in Aktion. „Unser Schiff kann<br />

dann mühelos das Fundament und den<br />

Turm installieren“, erklärt Anton Baraev,<br />

Geschäftsführer der BARD Engineering<br />

GmbH.<br />

▶<br />

Das Projektgebiet für den Windpark „BARD Offshore 1“ liegt rund 100 Kilometer nördlich von Borkum.<br />

beaufort 6 1/2008


Im Test: der kleine Prototyp und das Errichterschiff im Wellenkanal.<br />

Angetrieben wird die „Wind Lift I“ durch<br />

vier schwenkbare Ruderpropeller, die über<br />

jeweils 1.520 kW Leistung verfügen. Ausgelegt<br />

ist das Schiff, so Baraev, für eine Wassertiefe<br />

von 45 Metern; außerdem verfügt es<br />

über vier Füße oder Hubbeine: Hat es seine<br />

exakte Position erreicht, werden diese vier<br />

Beine auf den Meeresboden abgesenkt.<br />

Dann ist die „Wind Lift I“ kein Schiff mehr,<br />

sondern eine gut verankerte Arbeitsplattform,<br />

unabhängig vom Wellengang. „Dies<br />

ist“, so der Ingenieur, „eine der wichtigsten<br />

Ideen bei der Konstruktion gewesen.“ Das<br />

Deck der Plattform befindet sich dann mehr<br />

als zehn Meter über dem Wasserspiegel.<br />

Ist die „Wind Lift I“ feststehend, kann mit<br />

der Arbeit sofort begonnen werden. Der<br />

Hauptkran der Plattform – bei einer Auslegung<br />

von 31 Metern – hebt maximal 500<br />

Tonnen auf eine Höhe von 125 Metern. Neben<br />

einem zweiten, kleineren Kran befindet<br />

sich auch eine schwere Ramme zum Setzen<br />

der Fundamentpfähle an Bord. Alles in<br />

allem soll die Plattform rund 102 Meter lang<br />

und 36 Meter breit sein. Sie verfügt über ein<br />

Helikopterdeck für den Personentransfer<br />

sowie Unterkünfte für bis zu 50 Personen.<br />

Ihr Gesamtgewicht beträgt ungefähr 8.000<br />

Tonnen.<br />

„Wind Lift I“ wird nach den Bauvorschriften<br />

und Richtlinien des Germanischen Lloyd<br />

klassifiziert. „Eine der besonderen Schwierigkeiten<br />

bei der Lastenberechnung betrifft“,<br />

so Jochen Künzel vom Germanischen<br />

Lloyd, „die Vorbelastung der Beine, auch<br />

preload genannt: Nehmen wir den Fall, der<br />

Kran hätte ein 500 Tonnen schweres Teil<br />

am Haken, gleichzeitig drücken Wind und<br />

Wellen von einer ungünstigen Seite auf die<br />

Anlage. Die Plattform bekäme ein Kippmoment,<br />

die Beine der einen Seite würden<br />

mehr belastet als die auf der anderen Seite.“<br />

Daher ist es entscheidend, die maximale<br />

Last, die ein einzelnes Bein möglicher-<br />

weise einmal aushalten<br />

muss, zu berechnen<br />

und zu kennen.<br />

Diese Vorbelastung<br />

der Beine spielt auch<br />

in der Praxis eine<br />

wichtige Rolle: Jedes<br />

Mal, wenn die „Wind Lift I“ an einem neuen<br />

Installationsplatz aufgestellt wird und noch<br />

bevor sie ihre endgültige Höhe erreicht hat,<br />

wird ein preload durchgeführt. Dabei wird<br />

mit Hilfe der Hydrauliksysteme ein Bein<br />

nach dem anderen so fest wie möglich in<br />

den Meeresboden gedrückt. So wird die<br />

maximale Last evaluiert. „Diese Berechnungen<br />

der Vorbelastung“, sagt Künzel,<br />

„sind erforderlich, da niemand die exakte<br />

Tragfähigkeit des Meeresbodens an dem<br />

jeweiligen <strong>Auf</strong>stellungsort kennt. Mit dem<br />

preload wird die erforderliche Tragfähigkeit<br />

quasi durch einen Test bestätigt.“<br />

Im Bau: die Wohneinheit der „Wind Lift I”<br />

Die Installation der Windenergieanlagen<br />

soll nach den Visionen der Bard-Ingenieure<br />

in zwei Phasen erfolgen: Da der <strong>Auf</strong>bau<br />

der Fundamente wenig anfällig für Sturm<br />

und Wellengang ist, ist er praktisch zu jeder<br />

Jahreszeit möglich. Ein Ponton bringt die<br />

drei Fundamentpfähle und das Stützkreuz<br />

an den <strong>Auf</strong>stellungsort und die Segmente<br />

werden mit Hilfe des Hauptkrans auf die<br />

Plattform gehievt. An dieser Stelle taucht<br />

eine weitere technische Herausforderung<br />

auf: Würde man die Pfähle kurzerhand in<br />

den Meeresboden rammen, träfe man wegen<br />

des Wellenschlags und der Strömungsbedingungen<br />

nie die vorgesehenen Installationspunkte.<br />

Daher ist auf dem Schiff ein<br />

Führungsrahmen mit so genannten Grippern,<br />

also Halterungen, angebracht: In Verbindung<br />

mit einem GPS-System ermöglicht<br />

dieser Rahmen eine exakte Positionierung<br />

der Gründungspfähle zueinander. Der Kran<br />

nimmt die Rohre auf und lässt sie langsam<br />

bis zum Grund der Nordsee hinab. Per Hydraulik<br />

werden die Pfähle durch die Gripper<br />

auf Position gehalten, etwaige Schrägstellungen<br />

werden so auf wenige, tolerable<br />

Zentimeter minimiert. Allein durch ihr<br />

Eigengewicht drücken sich die Pfähle zunächst<br />

mehr als zwei Meter tief in den Sand.<br />

Dann setzt der Kran die 275 Tonnen schwere<br />

Ramme auf und treibt die Pfähle bis etwa<br />

30 Meter tief in den Boden.<br />

„Sind die Pfähle installiert, wird das Stützkreuz<br />

angebracht“, erklärt Baraev. „Das<br />

Konzept ist sehr gut<br />

durchdacht und<br />

unsere Konstruktion<br />

ist sehr einfach.“<br />

Die Tür-me, Gondeln<br />

und Rotoren<br />

können jedoch nur<br />

in den windstillen<br />

Sommermonaten<br />

montiert werden.<br />

„Alles in allem“,<br />

sagt Baraev, „ist es<br />

ein entscheidender<br />

Vorteil der ‚Wind<br />

Lift I‘, dass sie auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen<br />

einsetzbar ist.“ Selbst<br />

bei Wellen von fünf Metern Höhe und einer<br />

Windgeschwindigkeit von 14 Metern pro<br />

Sekunde stellt die Plattform eine sichere<br />

und effiziente Arbeitsbühne dar.<br />

Gebaut wird das Kranschiff derzeit auf der<br />

zur estnischen BLRT-Gruppe gehörenden<br />

Werft PC Western Shipbuilding Yard im litauischen<br />

Klaipeda. Zum Einsatz kommen<br />

soll es erstmals 2009, wenn mit den <strong>Auf</strong>bauarbeiten<br />

an „BARD Offshore 1“ begonnen<br />

wird. Aber auch nach der Inbetriebnahme<br />

des ersten Windparks übernimmt das Schiff<br />

wichtige Funktionen, da es wegen eines geringen<br />

Tiefgangs (maximal 3,6 Meter) bei<br />

der Schwerlastverladung im Hafen eingesetzt<br />

werden kann oder bei der Instandhaltung<br />

und auch bei Störfällen. Zukünftig<br />

wird BARD Engineering sein Know-how<br />

auch anderen, im Offshore-Bereich tätigenden<br />

Firmen anbieten: „Wir sind ein<br />

Windenergieanlagenhersteller mit einem<br />

eigenen Servicekonzept”, erklärt Baraev.<br />

Auch dieses Servicekonzept ist verblüffend<br />

simpel: Steht eine größere Instandhaltungsmaßnahme<br />

bei einer Windenergieanlage<br />

an, wird kurzerhand die komplette Gondel<br />

ausgewechselt. Dies spart die Kosten für<br />

teure Offshore-Reparaturarbeiten. ■<br />

Weitere Informationen<br />

Jochen Künzel<br />

Vertrieb und Projekte<br />

Telefon: +49 40 36149-7424<br />

jochen.kuenzel@gl-group.com<br />

Foto: © public emotions<br />

beaufort 6 1/2008


Jubiläum<br />

20 Jahre Windenergie<br />

unter einem Dach<br />

Von den Anfängen bis zum Blick nach vorn: <strong>Auf</strong> der Jubiläumsagenda der 20.<br />

Sitzung des Fachausschusses Windenergie (FA) spiegelt sich das Engagement<br />

dieses Beratungsgremiums wider. Peter Bollmann, Leiter des FA, und Christian<br />

Nath, Global Business Manager Wind Energy, eröffneten die Sitzung zum<br />

Jahrestag.<br />

Neue Felder, neue Akteure: <strong>Auf</strong> der Jubiläumssitzung im Oktober 2007 stand der Ausbau<br />

des Geschäftsbereiches Windenergie auf dem Programm. Mit der Zertifizierung<br />

der Offshore-Plattform FINO 3 konnte ein weiterer <strong>Auf</strong>trag generiert werden. Auch die<br />

schriftliche Verabschiedung zur Erstellung eines D-Design Assessments wurde vorgenommen.<br />

Der <strong>GL</strong> zertifiziert auf der Grundlage der im FA abgestimmten aktualisierten<br />

Richtlinie die Funktionsweise von Condition Monitoring Systemen (CMS). Neu ist u. a. die<br />

Zustandsüberwachung und -erkennung von Anlagenkomponenten wie Rotorblättern.<br />

Weitere Themen waren die Extrapolation von Lasten und der neue <strong>GL</strong> Wind-Leitfaden<br />

für Brandschutzsysteme, der inklusive der Kommentare des FA überarbeitet worden ist.<br />

Der FA ist ein unabhängiges Beratungsgremium für <strong>GL</strong> Wind, in dem alle wichtigen Gruppen<br />

im Bereich der Windenergie vertreten sind. Die Mitglieder setzen sich aus Vertretern<br />

von Behörden, Herstellern von Windenergieanlagen und Komponenten, Energieerzeugern,<br />

Ingenieurbüros, Instituten, Universitäten, Verbänden und Versicherungsgesellschaften<br />

zusammen. Durch die Gremienarbeit konnten bisher wichtige Ziele erreicht<br />

werden: Der FA berät beispielsweise bei der Erstellung von Richtlinien und ist eingebunden<br />

bei Veränderungen des Zertifizierungsprozesses.<br />

Derzeit diskutiert der FA einen Leitfaden<br />

zum Brandschutz, der mit dem Gesamtverband<br />

der deutschen Versicherungswirtschaft<br />

abgestimmt wurde. Die<br />

nächsten Jahre werden für den FA Windenergie<br />

also nicht weniger spannend als<br />

die vergangenen.<br />

■<br />

Weitere Informationen<br />

Mike Wöbbeking<br />

Leiter Abteilung<br />

Maschinenbau & Sicherheitstechnik<br />

Telefon: +49 40 36149-3307<br />

mike.woebbeking@gl-group.com<br />

Der Fachausschuss Windenergie berät bei der Erstellung von Richtlinien und ist bei Veränderungen<br />

des Zertifizierungsprozesses eingebunden.<br />

Offshore-Windenergie<br />

Massive<br />

Ausweitung der<br />

Windenergie<br />

Der Vorschlag der Europäischen<br />

Kommission von 20 Prozent Energie<br />

aus erneuerbaren Quellen bis 2020<br />

bereitet den Weg für eine massive Ausweitung<br />

der Windenergie in den 27 Mitgliedsstaaten<br />

und eine neue Energiezukunft<br />

für Europa. Es wird ein stabiler,<br />

flexibler EU-Rahmen vorgeschlagen,<br />

innerhalb dessen die Mitgliedsstaaten<br />

die Kontrolle über ihre Politik für erneuerbare<br />

Energien durch erfolgreiche<br />

nationale Fördersysteme behalten. Außerdem<br />

sind grenzübergreifende Herkunftsgarantien<br />

nur möglich, wenn die<br />

Mitgliedsstaaten ihre Zwischenziele<br />

mindestens erreicht haben. Im vorgeschlagenen<br />

Gesetzgebungspaket wird<br />

der freiwillige grenzübergreifende Handelsmechanismus<br />

von Maßnahmen<br />

begleitet, mit denen die gegenwärtigen<br />

Hindernisse für die Windenergie angegangen<br />

werden. Um das EU-Ziel von<br />

20 Prozent erneuerbarer Energie zu erreichen,<br />

müssen Hindernisse wie die<br />

niedrigen Einspeisetarife für Offshore-<br />

Energie, der beschränkte und kostspielige<br />

Netzzugang und komplizierte Genehmigungsverfahren<br />

werden.<br />

überwunden<br />

Startschuss für gemeinsame Forschung<br />

Deutschland, Dänemark und Schweden<br />

wollen künftig bei der Windenergienutzung<br />

in der Nord- und Ostsee<br />

stärker zusammenarbeiten. Die Kooperation<br />

erstreckt sich auf die Bereiche<br />

begleitende Umwelt- und Technologieforschung<br />

und ermöglicht einen verstärkten<br />

Informationsaustausch zu den<br />

Umweltauswirkungen von Offshore-<br />

Windparks. „Wir wollen eine nachhaltige<br />

Nutzung der Offshore-Windenergie<br />

sicherstellen und dafür sorgen, dass der<br />

Ausbau nicht auf Kosten der Natur vor<br />

unseren Küsten geschieht“, sagt Michael<br />

Müller, parlamentarischer Staatssekretär<br />

im Bundesumweltministerium.<br />

Der Anteil der erneuerbaren Energien<br />

an der Stromerzeugung wird mit den<br />

Windparks auf See deutlich steigen. Bis<br />

2025/2030 sind bis zu 25.000 MW installierter<br />

Leistung an Offshore-Windenergie<br />

in deutschen Meeresgebieten<br />

möglich.<br />

■<br />

beaufort 6 1/2008


Wissenschaft Spezial<br />

Das Getriebe für Windenergieanlagen im<br />

Fokus der nationalen und internationalen Normung<br />

Dipl.-Ing. R. Grzybowski, Dr.-Ing. K. Steingröver, Germanischer Lloyd, Hamburg<br />

Zusammenfassung<br />

Zur Gewährleistung der Betriebssicherheit<br />

von Getrieben für Windenergieanlagen<br />

(WEA) sind in den letzten Jahren nationale<br />

und internationale Normen und Richtlinien<br />

entstanden. Diese Normen und<br />

Richtlinien sind aber nicht als Ersatz für anerkannte<br />

Normen wie die ISO 6336 (Tragfähigkeitsberechnung<br />

von Stirnrädern) oder<br />

die ISO 281 (Lebensdauerberechnung von<br />

Lagern) gedacht. Vielmehr enthalten sie<br />

feste Regeln (z. B. zur Bestimmung der<br />

Breitenlastverteilung bei Stirnrädern) und<br />

Vorgaben (z. B. Mindestsicherheiten) zur<br />

Anwendung dieser Normen, um diese an<br />

die Verhältnisse von Getrieben für WEA anzupassen.<br />

Für die Tragfähigkeitsnachweise<br />

von Bauteilen, für die keine genormten Regeln<br />

existieren (z.B. Strukturkomponenten),<br />

wird hingegen die Vorgehensweise<br />

(z. B. mittels der FEM) einschließlich der<br />

Randbedingungen (Lasten, Kerbwirkung,<br />

Werkstoffkennwerte, Vergleichsspannungshypothesen,<br />

partielle Sicherheitsfaktoren<br />

etc.) genau vorgegeben.<br />

Zukünftig wird das Getriebe nicht mehr<br />

isoliert, sondern als Teil des gesamten Antriebsstrangs<br />

betrachtet werden, dessen<br />

Betriebssicherheit nicht mehr nur allein<br />

mit den Tragfähigkeitsnachweisen der<br />

einzelnen Bauteile beschrieben werden<br />

kann. Die Betriebssicherheit wird deshalb<br />

verstärkt zusätzlich anhand der Ergebnisse<br />

der dynamischen Simulationen des gesamten<br />

Antriebsstrangs beurteilt werden.<br />

Die Vorgehensweise bei derartigen Simulationen<br />

ist somit ein wichtiger Punkt bei<br />

der Weiterentwicklung der Normen und<br />

Richtlinien im Bereich der Windenergieanlagen.<br />

1. Einleitung – Anforderungen an<br />

Getriebe für WEA<br />

Windenergieanlagen (WEA) sind Kraftwerke,<br />

die bestimmten Sicherheitsansprüchen<br />

genügen müssen. Die Hauptunterschiede<br />

von Getrieben für WEA im<br />

Vergleich zu Industriegetrieben sind die<br />

Übersetzung ins Schnelle sowie das Fehlen<br />

eines soliden Fundaments. Getriebe für<br />

WEA müssen dabei höchste Verfügbarkeit<br />

während des Betriebs (im Normalfall 20<br />

Jahre) gewährleisten. Dabei sind sie hohen<br />

dynamischen Beanspruchungen ausgesetzt.<br />

Kostengünstige und leichte Bauweise<br />

sind weitere Anforderungen an derartige<br />

Getriebe.<br />

Die Anforderungen an Getriebe für WEA<br />

sind durch ihre Randbedingungen gekennzeichnet.<br />

Sie lassen sich in äußere und innere<br />

Randbedingungen unterteilen.<br />

Die äußeren Randbedingungen sind:<br />

· unterschiedliche Klimabedingungen<br />

(Temperatur, Feuchtigkeit ...)<br />

· wechselnde Windgeschwindigkeiten und<br />

Windrichtungen<br />

· Windturbulenzen<br />

· häufiges Starten und Abschalten<br />

(Bremsen)<br />

· Stillstand<br />

Die inneren Randbedingungen sind:<br />

· hohes Übersetzungsverhältnis ins<br />

Schnelle<br />

· vorgegebener Bauraum<br />

· hohe Belastungen der einzelnen<br />

Komponenten<br />

· hohe Anforderungen an Konstruktion,<br />

Werkstoffe und Qualität<br />

· geringe Geräuschemissionen<br />

2. Bauteilanforderungen<br />

Die in der ISO/IEC81400-4 (AGMA 6006)<br />

beschriebenen Anforderungen basieren<br />

auf einem regen Erfahrungsaustausch<br />

zwischen allen Beteiligten. Schon im Vorwort<br />

zu dieser Norm heißt es, dass sich der<br />

Betrieb und die Beanspruchung des Getriebes<br />

für Windenergieanlagen nicht mit<br />

anderen industriellen Anwendungen vergleichen<br />

lassen. Der Zweck dieser Norm ist<br />

es, die Unterschiede zu beschreiben.<br />

In dieser Norm werden zum einen die<br />

Anforderungen an das Getriebe als Ganzes<br />

dargestellt, zum anderen die Anforderungen<br />

an die einzelnen Bestandteile<br />

wie z. B. Verzahnungen, Lager, Wellen, etc.<br />

beschrieben. Für die Festigkeits- und Lebensdauernachweise<br />

wird dabei, soweit<br />

möglich, auf bewährte internationale und<br />

nationale Normen (z. B. ISO 6336:2006 für<br />

Stirnräder, ISO 281:2007 für Lager und DIN<br />

743 für Wellen etc.) zurückgegriffen, wobei<br />

die jeweiligen Rechenverfahren durch feste<br />

Vorgabe der Randbedingungen auf die<br />

Verhältnisse von Getrieben für WEA angepasst<br />

wurden.<br />

2.1. Anforderungen an Stirnräder<br />

In Bild 1 sind die Tragfähigkeitsgrenzen<br />

für vergütete bzw. einsatzgehärtete Stirnräder<br />

dargestellt. Neben den klassischen<br />

Tragfähigkeitsgrenzen Grübchen und<br />

Zahnbruch, für die international genormte<br />

Berechnungsverfahren zur Verfügung stehen<br />

(siehe [8]), können andere Grenzen<br />

wie z. B. Graufleckigkeit, Fressen oder<br />

Verschleiß maßgebend sein, für die bisher<br />

jedoch keine international genormten Berechnungsverfahren<br />

existieren.<br />

Bild 1: Tragfähigkeitsgrenzen für Stirnräder aus Vergütungsstahl<br />

bzw. Einsatzstahl (nach [7])<br />

Die Tragfähigkeit von Stirnrädern wird<br />

allgemein anhand der ISO 6336 [8] nachgewiesen.<br />

Die insbesondere in der Anfangszeit<br />

der WEA vermehrt aufgetretenen<br />

Verzahnungsschäden haben jedoch gezeigt,<br />

dass bei der Anwendung der ISO<br />

6336 bzw. der Vorgängerversionen bei<br />

vielen Faktoren für Getriebe in WEA zu<br />

viel Interpretationsspielraum vorhanden<br />

ist. Aus diesem Grund wurden in die<br />

Windkraftnormen gezielt Vorschriften zur<br />

Anwendung der ISO 6336 aufgenommen,<br />

die diesen Interpretationsspielraum einengen.<br />

Die Ausfallrate von Verzahnungen,<br />

die die Randbedingungen z. B. der AGMA<br />

6006 erfüllen, ist deutlich niedriger als die<br />

von Getrieben, die gemäß ISO 6336 unter<br />

Ausnutzung des Interpretationsspielraums<br />

ausgelegt wurden. Das Zusammenwirken<br />

zwischen den Windkraftnormen und der<br />

Tragfähigkeitsnorm ISO 6336 ist in Bild 2<br />

dargestellt.<br />

Bild 2: Zusammenwirken der Windkraftnormen mit der ISO<br />

6336 (hier IEC 61400-4)<br />

beaufort 6 1/2008


Wissenschaft Spezial<br />

Tabelle 1: Randbedingungen für die Anwendung der ISO 6336<br />

(dynamischer Festigkeitsnachweis)<br />

Bild 3: Tragfähigkeitsgrenzen<br />

für Wälzlager<br />

AGMA 6006 / ISO/IEC 81400-4 IEC 61400-4 <strong>GL</strong>-Richtlinie<br />

≥ 1,15<br />

K A Lastkollektiv oder K A aus T 1) eq Lastkoll. oder K A aus T eq<br />

K v ≥ 1,05<br />

K Hß ≥ 1,15<br />

≥ 1,15<br />

2 2<br />

f ma = (f ∑Υ + f Hß,1 + f Hß,22 ) 0,5 f ma = ((f ∑β b/l) 2 2<br />

+ f Hß,1 + f Hß,22 ) 0,5 –<br />

K γ – 1,1 (3 Planeten)<br />

1,25 (4 Planeten)<br />

Y N, Z N 0,85 bei 10 10 Lastspielen<br />

S Hmin 1,25 1,25 (1,20) 2) 1,2<br />

S Fmin 1,56 1,56 (1,45) 2) 1,5<br />

S Bmin — 1,50 (1,30) 2) 1,5<br />

… … … …<br />

1)<br />

K A aus T eq nur für Entwurf<br />

2)<br />

Werte in Klammern aus IEC 61400-1 [9]<br />

1,0 (3 Planeten)<br />

1,25 (4 Planeten)<br />

Bild 4: Zusammenspiel der Windkraftnormen mit der ISO 281<br />

(hier IEC 61400-4)<br />

Tabelle 2: Randbedingungen für die Anwendung der ISO 281 (Lebensdauerberechnung)<br />

AGMA 6006 / ISO/IEC 81400-4 IEC 61400-4 <strong>GL</strong>-Richtlinie<br />

Vereinfachter und erweiterter Ansatz nach ISO 281:<br />

L h10 ≥ 30,000 h (HSS)<br />

≥ 40,000…100,000 h (IMS) – –<br />

≥ 100,000 h (Planet, LSS)<br />

L h10m – – ≥ 130,000 h 1)<br />

Erweiterte Kontaktanalyse der Lagerhersteller:<br />

L adv > Lebensdauer der WEA > Lebensdauer der WEA > 175,000 h oder > L WEA<br />

p line < 1300 N/mm² (HSS)<br />

< 1300 N/mm² (HSS)<br />

–<br />

< 1650 N/mm² (LSIS)<br />

< 1650 N/mm² (LSIS)<br />

f s > 2 > 3 > 2<br />

… … … …<br />

1)<br />

mit a 23<br />

bzw. a DIN<br />

< 3,8<br />

Aus diesem Bild ist ersichtlich, dass in den<br />

Windkraftnormen gezielte Vorgaben zur<br />

Bestimmung einzelner Faktoren der ISO<br />

6336 enthalten sind. Zudem werden aber<br />

weitere Nachweise gefordert (z. B. die erweiterte<br />

Kontaktanalyse), die nicht Bestandteil<br />

der ISO 6336 sind.<br />

Eine Auswahl der in den Windkraftnormen<br />

dargestellten, maßgeblichen Randbedingungen<br />

zur Anwendung der ISO 6336 ist in<br />

Tabelle 1 angeführt.<br />

Die in Tabelle 1 dargestellten Mindestwerte<br />

für die einzelnen Faktoren beruhen auf Erfahrungen<br />

mit WEA bis zu 2 MW Leistung.<br />

Die Absolutwerte für die Faktoren in den<br />

einzelnen Normen und Richtlinien zeigen<br />

dabei in der Regel eine gute Übereinstimmung,<br />

so dass eine Verzahnung, die die<br />

Anforderungen der Norm „X” erfüllt, in der<br />

Regel auch die Anforderungen der Norm<br />

„Y” erfüllen wird.<br />

2.2 Anforderungen an Lager<br />

In Bild 3 sind die Tragfähigkeitsgrenzen<br />

für Wälzlager dargestellt. Neben der klassischen<br />

Tragfähigkeitsgrenze Ermüdung,<br />

für das international genormte Berechnungsverfahren<br />

zur Verfügung stehen<br />

(siehe [10]), können andere Grenzen wie<br />

z. B. Verschleiß maßgebend sein, für die<br />

bisher jedoch noch keine genormten Berechnungsverfahren<br />

existieren.<br />

Die Tragfähigkeit von Lagern wird allgemein<br />

mittels der in ISO 281 [10] beschriebenen<br />

Ansätze „Basic dynamic load rating”<br />

bzw. „Modified rating life” nachgewiesen.<br />

Die insbesondere in den letzten Jahren vermehrt<br />

aufgetretenen Lagerschäden haben<br />

auch hier gezeigt, dass diese Verfahren allein<br />

keinesfalls als Lebensdauernachweis<br />

geeignet sind, sondern sinnvoll nur noch<br />

für die Vorauslegung verwendet werden<br />

können. In den neueren Windkraftnormen<br />

ist deshalb die „erweiterte Kontaktanalyse”<br />

nach ISO 281 Annex B bzw. gemäß den Verfahren<br />

der Lagerhersteller als Lebensdauernachweis<br />

unter Berücksichtigung der<br />

max. Pressung vorgesehen. Des Weiteren<br />

Bild 5: Ausschnitt aus einer Lagerauswahltabelle (nach [2])<br />

enthalten die Windkraftnormen Tabellen<br />

zur Lagerauswahl, da viele der oben angeführten<br />

Lagerschäden auf eine falsche<br />

Lagerwahl zurückzuführen waren.<br />

Das Zusammenwirken zwischen den<br />

Windkraftnormen und der Tragfähigkeitsnorm<br />

ISO 281 ist in Bild 4 dargestellt, ein<br />

Beispiel für eine Lagerauswahltabelle zeigt<br />

Bild 5.<br />

Aus Bild 4 ist ersichtlich, dass in den Windkraftnormen<br />

zum einen gezielte Vorgaben<br />

zur Anwendung der ISO 281 enthalten<br />

sind, zum anderen aber auch zusätzliche<br />

Nachweise gefordert werden, wie z. B. die<br />

erweiterte Kontaktanalyse, die nicht normativer<br />

Bestandteil der ISO 281 ist. Eine<br />

Auswahl der in den Windkraftnormen<br />

dargestellten, maßgeblichen Randbedingungen<br />

zur Anwendung der ISO 281 ist in<br />

Tabelle 2 angeführt.<br />

Die in dieser Tabelle dargestellten Werte<br />

für die einzelnen Lebensdauern und Pressungen<br />

beruhen auf Erfahrungen mit WEA<br />

bis zu 2 MW Leistung.<br />

2.3 Zusätzliche Anforderungen in<br />

der IEC 61400-4<br />

2.3.1 Lastannahmen<br />

In der IEC 61400-1 werden die Mindestanforderungen<br />

an die Lastannahmen für ▶<br />

beaufort 6 1/2008


Wissenschaft Spezial<br />

WEA definiert. Zusätzliche Anforderungen<br />

für Getriebe werden in der IEC 61400-4<br />

beschrieben. Die Betriebsfestigkeitslasten<br />

werden im Produktionsbetrieb überlagert<br />

mit<br />

· Start- und Stoppvorgängen bei Einschalt-,<br />

Nenn- und Abschaltwindgeschwindigkeit<br />

in Abhängigkeit vom Betriebsführungskonzept,<br />

· Notbremsungen nach Ansprechen des<br />

Sicherheitssystems (z. B. Überdrehzahl),<br />

· Netzausfällen.<br />

Weiterhin sollen Zusatzbelastungen aus<br />

dem Triebstrang der WEA berücksichtigt<br />

werden:<br />

· reversierende Lasten<br />

· Kupplungsrückstellkräfte aus der<br />

Verlagerung des Generators<br />

· Bremskräfte (resultierende Kräfte aus<br />

den Bremszangen an der Bremsscheibe)<br />

· Rückstellkräfte der Getriebeaufhängung<br />

aus den Verformungen von Rotorlager<br />

und Maschinenträger<br />

Für die Bestimmung der Lastkollektive<br />

für das Getriebe (Verzahnungen und Lager)<br />

wird ein Verweildauerkollektiv nach<br />

DIN 45667 des Antriebsmoments benötigt.<br />

Über die Drehzahl von Rad und Ritzel<br />

können die Verweildauern in Lastspiele<br />

umgerechnet werden.<br />

Das Verweildauerkollektiv wird von der<br />

Belastungs-Zeit-Funktion (BZF) des Antriebsmoments<br />

durch Momentanwertzählung<br />

ermittelt (Bild 6). In gleichen Zeitabständen<br />

wird die Belastung abgefragt, der<br />

jeweiligen Klasse zugeordnet und gezählt.<br />

Die Häufigkeit der Zählung pro Klasse ist<br />

ein Maß für die Verweildauer in dieser<br />

Klasse.<br />

Die Lastklassen können entweder in Abhängigkeit<br />

von ihrer jeweiligen Verweildauer<br />

oder ihrer akkumulierten Verweildauer<br />

dargestellt werden (Bild 7). Im Beispiel<br />

wird die akkumulierte Darstellung des Verweildauerkollektivs<br />

verwendet. Hier sind<br />

typische Verweildauerkollektive für verschiedene<br />

mittlere Jahreswindgeschwindigkeiten<br />

dargestellt. Die Lastannahmen<br />

sollen alle Auslegungslasten (Betrieb und<br />

Extremlast) sowie sonstige Lasten (z. B.<br />

aus der Regelung resultierende Lasten)<br />

enthalten. Mit diesen Lastannahmen wird<br />

Bild 6: Momentanwertzählung<br />

Zeitreihe Rotordrehmoment<br />

Bild 7: Verweildauerkollektiv<br />

Verweildauerkollektiv (schematisch)<br />

das Getriebe konstruiert und dann als Prototyp<br />

getestet.<br />

2.3.2 Strukturkomponenten<br />

Zu den Strukturkomponenten im Getriebe<br />

zählen die Drehmomentstütze und der<br />

Planetenträger sowie weitere Last übertragende<br />

Bauteile (Gehäuse).<br />

Als Belastungen werden äußere Lasten gemäß<br />

den Anforderungen der IEC 61400-4<br />

und den gegebenen Anschluss- und Umgebungsbedingungen<br />

berücksichtigt. Die<br />

Verformungen der Strukturkomponenten<br />

sowie zusätzliche Kräfte aus dem Eigengewicht<br />

müssen bei der Auslegung berücksichtigt<br />

werden.<br />

Deshalb werden in der IEC 61400-4 Angaben<br />

zum Festigkeitsnachweis mit der<br />

Methode der Finiten Elemente (FEM)<br />

gemacht. Dadurch sollen Fehler bei der<br />

Wahl der Verfahren, bei der Modellierung<br />

und Durchführung der Analyse sowie der<br />

Interpretation der Ergebnisse vermieden<br />

werden.<br />

Die Festigkeitsanalyse besteht aus folgenden<br />

Teilschritten:<br />

· Modellierung der Strukturkomponente<br />

und der Randbedingungen<br />

· Belastung der Komponente im Betrieb<br />

und unter Extremlast<br />

· Durchführung des Nachweises der<br />

Betriebfestigkeit und der Bruchfestigkeit<br />

· Auswertung und Bewertung der<br />

Ergebnisse<br />

FE-Modelle für Getriebe von WEA werden<br />

in der Regel komponentenweise erstellt<br />

(siehe Beispiele in den Bildern 8 und 9).<br />

Bei diesen Modellen ist darauf zu achten,<br />

dass sinnvolle Randbedingungen eingeführt<br />

werden, die die Interaktion mit den<br />

benachbarten Strukturbereichen in geeigneter<br />

Weise repräsentieren.<br />

Bei der Berechnung der Betriebsfestigkeit<br />

und Bruchfestigkeit müssen die partiellen<br />

Sicherheitsfaktoren für die Lasten und das<br />

Material entsprechend IEC 61400-1 einbezogen<br />

werden. Die Dimensionierung einer<br />

Struktur richtet sich nach der Art des Versagens.<br />

Der Tragfähigkeitsnachweis ist in<br />

Abhängigkeit von Werkstoff und Belastung<br />

durchzuführen. Weiterhin werden Vorgaben<br />

hinsichtlich der Berechnungsmethoden<br />

für spröde und duktile Werkstoffe<br />

getätigt. In der Regel werden Betriebsfestigkeitsnachweise<br />

als Schädigungsrechnung<br />

mit den Zeitreihen der Belastungen<br />

(Kräfte und Momente) durchgeführt. Bei<br />

der Auswertung sind die Ergebnisse auf<br />

ihre Plausibilität zu prüfen. Die Berechnungsergebnisse<br />

sind in einer von den<br />

Programmen aufbereiteten grafischen<br />

Form (Gesamt- und Teildarstellung) zu<br />

dokumentieren.<br />

Bild 8: FE-Modell einer Drehmomentstütze (Ausschnitt)<br />

Bild 9: FE-Modell eines<br />

Planetenträgers<br />

2.3.3 Getriebetests<br />

Neben dem rechnerischen Nachweis der<br />

Tragfähigkeiten und Lebensdauern der<br />

einzelnen Bauteile eines Getriebes ist in<br />

den neueren Normen auch der Funktionsnachweis<br />

in Tests vorgeschrieben. Dabei<br />

wird zwischen Prototypentests, Feldtests<br />

und Serientests unterschieden. Im Prototypentest<br />

soll überprüft werden, ob die in<br />

der Auslegungsphase getroffenen Annahmen<br />

und Randbedingungen zutreffend<br />

sind. Im Feldtest auf der WEA sollen insbesondere<br />

die Lastannahmen überprüft sowie<br />

das Systemverhalten getestet werden.<br />

In den Serientests soll schließlich gezeigt<br />

werden, dass die Seriengetriebe dem Leistungsstand<br />

des (erfolgreich) getesteten<br />

Prototyps entsprechen. Weitere Bauteiltests<br />

sowie Funktionstests (Dichtigkeit,<br />

Kühl- und Schmiersystem etc.) können<br />

nach Vorgabe in der Testspezifikation vorgesehen<br />

werden.<br />

Zeit<br />

Rotordrehzahl<br />

Rotordrehmoment<br />

Verweildauer<br />

Verweildauer separiert<br />

Verweildauer akkumuliert<br />

2,5 E + 0,6<br />

2,0 E + 0,6<br />

1,5 E + 0,6<br />

1,0 E + 0,6<br />

3,0 E + 0,3<br />

0,0 E + 0,0<br />

1,0 E + 0,0 1,0 E + 0,2 1,0 E + 0,4 1,0 E + 0,6<br />

akkumulierte Verweildauer / Std<br />

8,5 m/s<br />

10 m/s<br />

15 m/s<br />

2.3.3.1 Testplan<br />

Vor jedem Test sollte ein Testplan mit<br />

folgendem Inhalt erstellt werden:<br />

· Ziel des Tests einschließlich der zu untersuchenden<br />

Größen<br />

· Beschreibung des vorgesehenen<br />

Testablaufs (Laststufen, Dauer etc.)<br />

10 beaufort 6 1/2008


Wissenschaft Spezial<br />

· Umgebungsbedingungen sowie die zu<br />

testende Systemkonfiguration<br />

· Liste mit den einzelnen Messstellen einschließlich<br />

Genauigkeit und<br />

Kalibrierung<br />

· Art der Datenaufzeichnung für<br />

Drehmoment, Drehzahl, Temperaturen,<br />

Schwingungen und Tragbilder<br />

· Umfang der Dokumentation<br />

2.3.3.2 Prototypentests<br />

Der Prototypentest kann auf einem Getriebeprüfstand<br />

(elektrische oder mechanische<br />

Verspannung) durchgeführt werden. Anhand<br />

des Prototypentests sollen die in der<br />

Auslegungsphase getroffenen Annahmen<br />

und Randbedingungen überprüft werden.<br />

Bei diesem Test wird das Drehmoment in<br />

mindestens vier Stufen auf Nennmoment<br />

gesteigert. Bei Nennmoment wird das Getriebe<br />

so lange betrieben, bis sich Beharrungstemperaturen<br />

(Ölsumpf und Lagerstellen)<br />

eingestellt haben. Des Weiteren<br />

wird ein Überlasttest empfohlen. Die zu<br />

untersuchenden Größen sind:<br />

· Messung der Breitenlastverteilung<br />

mittels Dehnungsmessstreifen<br />

· Messung der Lastverteilung bei Planetenstufen<br />

(Produkt K v · Kg) mittels Dehnungsmessstreifen<br />

bei jeder Laststufe<br />

· Temperaturen, Schwingungen und Geräusch<br />

bei jeder Laststufe<br />

Nach dem Prototypentest ist das Getriebe<br />

zu demontieren und der Zustand der einzelnen<br />

Bauteile zu beurteilen.<br />

2.3.3.3 Feldtest<br />

Der Feldtest wird auf der WEA durchgeführt.<br />

Dieser Test sollte folgende Betriebsbedingungen<br />

enthalten:<br />

• Durchlauf des gesamten Drehzahl- und<br />

Drehmomentspektrums zur Überprüfung<br />

des Systemverhaltens<br />

• Start bei Ein- und Abschaltwindgeschwindigkeit<br />

• Abschalten bei Ein- und Abschaltwindgeschwindigkeit<br />

• Bremsvorgang (reversierende Last)<br />

• Notabschaltung<br />

2.3.3.4 Serientest<br />

Alle Getriebe einer Serie sollten eine Abnahmeprüfung<br />

durchlaufen. Diese Abnahmeprüfung<br />

wird zweckmäßigerweise auf<br />

einem Serienprüfstand durchgeführt. Für<br />

diesen Test darf nur die Original-Ölanlage<br />

verwendet werden. Die geforderte Ölreinheit<br />

muss dabei sichergestellt werden.<br />

Neben den üblichen Messungen spielen<br />

bei diesem Test die Geräusch- und Schwingungsmessungen<br />

eine besondere Rolle, da<br />

aus diesen Messungen etwaige Unzulänglichkeiten<br />

abgeleitet werden können.<br />

2.3.3.5 Dokumentation<br />

Alle Tests müssen dokumentiert werden.<br />

Die einzelnen Dokumentationen sollten<br />

folgende Teile enthalten:<br />

· Montageprotokoll<br />

· Versuchsprotokoll<br />

· gemessene Daten<br />

· Tragbilddokumentation zu den einzelnen<br />

Laststufen (nur Prototypentest)<br />

· Ölanalysen<br />

· Inspektionsprotokoll<br />

3. Ausblick<br />

Der Antriebsstrang von WEA ist als komplexes<br />

Gebilde anzusehen, dessen Betriebssicherheit<br />

nur mit dem Nachweis der<br />

Festigkeiten der einzelnen Bauteile allein<br />

nicht mehr beurteilt werden kann. Hier<br />

sind vermehrt dynamische Simulationen<br />

des Antriebsstrangs notwendig. Diese Simulationen<br />

werden zukünftig einen zentralen<br />

Punkt bei der Weiterentwicklung der<br />

Normen und Richtlinien im Bereich der<br />

Windenergieanlagen darstellen.<br />

Bei diesen Simulationen wird der komplexe<br />

Triebstrang auf ein Feder-Masse-System<br />

reduziert. Zur Reduktion des Triebstrangs<br />

für die globale Lastsimulation ist das Erstellen<br />

eines detaillierten Simulationsmodells<br />

z. B. mit Hilfe von Mehrkörper- oder<br />

hybriden Systemen notwendig. Kennwerte<br />

wie Trägheitsmomente und Steifigkeiten<br />

der einzelnen Komponenten werden anhand<br />

von FE-Modellen oder Formeln aus<br />

der Mechanik ermittelt. In Bild 10 ist ein<br />

derartiges Modell dargestellt.<br />

Die Darstellung des Triebstrangs erfolgt<br />

durch starre Körper (Rotorblätter, Nabe,<br />

Hauptwelle, Schrumpfscheibe, Planetenträger,<br />

Zahnräder, Getriebewellen, Generator,<br />

Getriebegehäuse) und Feder-Dämpfer-Elemente<br />

(Steifigkeiten der Wellen,<br />

Verzahnungssteifigkeiten, Getriebelagerung).<br />

Mit Hilfe dieses Modells wird das<br />

Resonanzverhalten des Antriebstranges<br />

untersucht. Dieses kann im Frequenzbereich<br />

geschehen (Modalanalyse) oder<br />

durch Simulation im Zeitbereich. Als sehr<br />

anschaulich hat sich die Analyse im Zeitbereich<br />

erwiesen. Hierbei werden Betriebsszenarien<br />

wie zum Beispiel ein Hochlaufvorgang<br />

vom Stillstand der Anlage bis zur<br />

Bild 10: Modell für die Simulation eines WEA-Antriebsstrangs<br />

Auslösedrehzahl simuliert. Aus den Zeitschrieben<br />

lassen sich etwaige Lastüberhöhungen<br />

an den einzelnen Komponenten<br />

erkennen und es können Rückschlüsse<br />

auf potenzielle Resonanzstellen getroffen<br />

werden. Ein Abgleich mit der Analyse im<br />

Frequenzbereich ist ebenfalls möglich. Als<br />

Beispiel für eine derartige Simulation sind<br />

in Bild 11 die Verläufe der dynamischen<br />

Tangentialkraft, bezogen auf die nominelle<br />

Tangentialkraft (Dynamikfaktor) einer<br />

mittelschnelllaufenden Welle eines WEA-<br />

Getriebes, sowie der zugehörige Drehzahlverlauf<br />

des Rotors dargestellt. Aus diesem<br />

Bild ist ersichtlich, dass z. B. beim Hochlauf<br />

Resonanzstellen durchfahren werden,<br />

die in den herkömmlichen Tragfähigkeitsnachweisen<br />

nicht erfasst werden. Derartige<br />

Simulationen stellen somit eine weitere<br />

Annäherung an die Realität dar. So ist<br />

es absehbar, dass ein Schwerpunkt bei der<br />

zukünftigen Erweiterung der Windkraftnormen<br />

sicherlich die Beschreibung von<br />

Simulationsrechnungen und deren Randbedingungen<br />

sein wird.<br />

■<br />

Bild 11: Simulationsergebnisse<br />

4. Literatur<br />

[1] AGMA/AWEA 921-A97: Recommended Practices for<br />

Design and Specification of Gearboxes for Wind Turbine<br />

Generator Systems (1997)<br />

[2] ANSI/AGMA/AWEA 6006-A03: Standard for Design and<br />

Specification of Gearboxes for Wind turbines (2004)<br />

[3] ISO/IEC 81400-4: Wind turbines – Design and specification<br />

for gearboxes (2005)<br />

[4] DIN EN ISO/IEC 81400-4: Windenergieanlagen – Teil 4:<br />

Getriebe für Turbinen von 40 kW bis 2 MW und größer (in<br />

Vorbereitung)<br />

[5] IEC 61400-4: Wind turbines – Design and specification for<br />

gearboxes (in preparation)<br />

[6] Richtlinie für die Zertifizierung von Windenergieanlagen<br />

(Ausgabe 2003 mit Ergänzung 2004), Germanischer Lloyd<br />

[7] Niemann, G.; Winter, H.: Maschinenelemente II. 2. <strong>Auf</strong>lage,<br />

Springer (1989)<br />

[8] ISO 6336: Calculation of load capacity of spur and helical<br />

gears (2006)<br />

[9] IEC 61400-1, Edition 3: Wind turbines – Design requirements<br />

(2007)<br />

[10] ISO 281, Second edition: Rolling bearings – Dynamic load<br />

ratings and rating life (2007)<br />

beaufort 6 1/2008 11


Interview<br />

„Nr. 1 werden: Es liegt an uns“<br />

Windenergieprojekte mit einem Gesamtvolumen von 20.000 MW im Planungsstadium, meteorologische Studien für weitere<br />

Projekte im Umfang von mehr als 5.000 MW, Projekte von 1.200 MW im Konstruktionsstadium und Erfahrung in mehr<br />

als 20 Ländern – Daten, die für sich sprechen. Und für das kanadische Unternehmen Hélimax Energy Inc., den neuen<br />

Partner der <strong>GL</strong> Industriedienste.<br />

Die beiden Unternehmen haben sich<br />

zusammengetan, um weltweit einen<br />

lückenlosen Komplettservice für die<br />

Windenergiebranche anbieten zu können.<br />

Die in Montreal ansässige Hélimax<br />

stellt Beratungs- und Ingenieurdienstleistungen<br />

bereit. beaufort 6 sprach mit<br />

Hélimax-Präsident Richard Legault über<br />

den globalen Windenergiemarkt und seine<br />

Perspektiven.<br />

beaufort 6: Herr Legault, können Sie sich daran<br />

erinnern, wann Ihr Interesse für die Windenergie<br />

erwachte?<br />

Richard Legault: In den späten 80er-Jahren.<br />

Ich lebte damals in Kalifornien und arbeitete<br />

an einem Biomasseprojekte, ein paar<br />

Autostunden von San Francisco entfernt.<br />

<strong>Auf</strong> meinem Arbeitsweg fuhr ich an Hunderten<br />

von Windrädern vorbei. Das hat<br />

mein Interesse geweckt, und das Potenzial<br />

dieser Technologie wurde mir allmählich<br />

klar. Mitte der 90er-Jahre begann ich, in<br />

der Windenergiebranche zu arbeiten. In<br />

den USA gab noch keinen richtigen Markt<br />

dafür. Es waren nur ein paar Einzelkämpfer,<br />

die an die Windenergie glaubten. In den<br />

darauf folgenden Jahren hat sich die Branche<br />

allmählich gewandelt. Heute ist sie in<br />

einem deutlichen <strong>Auf</strong>schwung begriffen,<br />

aber sie wächst noch nicht so schnell, wie<br />

sie eigentlich sollte.<br />

beaufort 6: Wie schätzen Sie die Position von<br />

Hélimax ein?<br />

Legault: Wir sind einer der größten unabhängigen<br />

Windenergieberater Kanadas.<br />

Wir verfügen über eine sehr starke regionale<br />

Präsenz und Marktstellung. Unsere<br />

Kunden sind Anlagenbauer und -betreiber,<br />

Anleger, Finanzierungsinstitute und<br />

Versorgungsbetriebe der Windenergieindustrie.<br />

Wir bieten ihnen eine breites Spektrum<br />

an Dienstleistungen an. Die meisten<br />

<strong>Auf</strong>träge erhalten wir aus den USA und 18<br />

weiteren Ländern, meist aus Afrika, Osteuropa<br />

und China.<br />

Melancthon in Ontario – Melancthon-Grey Wind Farm, Kanada, 67,5 MW. Hélimax war in das Windressourcen-<br />

Assessment-Programm, die Energieertragsanalyse und Geräuschmessungen involviert.<br />

beaufort 6: Welches sind die Hélimax-Kerndienstleistungen?<br />

Legault: Unsere Kompetenzen kann man<br />

in fünf Segmente unterteilen: meteorologische<br />

Windgutachten, Windenergie-<br />

Ingenieurdienstleistungen, Umweltverträglichkeitsstudien,<br />

das Geografische<br />

Informationssystem (GIS) und Due-Diligence-Dienstleistungen<br />

zur Überprüfung<br />

geplanter Investitionen auf ihre Solidität.<br />

Die meteorologische Beurteilung der<br />

Windverhältnisse beinhaltet die Entwicklung,<br />

und Durchführung eines Windbeobachtungsprogramms<br />

zur Einschätzung<br />

des Windenergiepotenzials eines Standortes<br />

oder einer Region.<br />

Die Ingenieurdienstleistungen umfassen<br />

die Ermittlung der bestgeeigneten Anlagen<br />

für einen Standort, die Abschätzung der<br />

Energieausbeute und die Konfiguration<br />

des Projekts durch Bestimmung der Mikrobedingungen.<br />

Das Ziel besteht letztlich<br />

darin, die Konfiguration des Projekts so zu<br />

optimieren, dass der Investor mit seiner<br />

Kapitalanlage die höchstmögliche Rendite<br />

erzielt.<br />

12 beaufort 6 1/2008


Hélimax-President: Richard Legault<br />

Die dritte Kompetenz sind Umweltverträglichkeitsstudien.<br />

Windenergie ist an und<br />

für sich sauber, aber Windturbinen und<br />

Windparks beeinflussen ihre Umgebung<br />

durchaus. Unsere Experten berechnen Geräuschemissionen,<br />

mögliche elektromagnetische<br />

Beeinflussung von Telekommunikations-<br />

und Radareinrichtungen sowie<br />

Funkelrauschen. Bisweilen treten wir auch<br />

als Mittler zwischen unseren Kunden und<br />

der Öffentlichkeit in Erscheinung.<br />

Unsere vierte Kompetenz ist das Geografische<br />

Informationssystem GIS. Es stellt<br />

anhand von Computermodellen über 100<br />

bei der Planung eines Windparks zu berücksichtigende<br />

Umgebungsfaktoren dar,<br />

etwa Vogelflugmuster oder die Entfernung<br />

zu Wohngebieten. Das GIS ist eine ergänzende<br />

Dienstleistung, die die drei bereits<br />

beschriebenen Kompetenzen miteinander<br />

verknüpft. Heute ist Hélimax weltweit<br />

das einzige Unternehmen, das alle diese<br />

Dienstleistungen unter einem Dach vereint.<br />

Dadurch ist unser Angebot effizienter<br />

und leistungsfähiger, und es senkt die Kosten<br />

und erhöht den Nutzen der Investition.<br />

Unsere fünfte Kompetenz ist unser Due-<br />

Diligence-Service für Anleger und Kreditinstitute.<br />

Mit unserem Due-Diligence-<br />

Service helfen wir unseren Kunden, die<br />

Qualität ihrer geplanten Investition richtig<br />

einzuschätzen.<br />

beaufort 6: Wo sehen Sie Synergien zwischen<br />

Hélimax und <strong>GL</strong>?<br />

Legault: Ich sehe vor allem zwei Felder: zum<br />

einen im Hinblick auf unser Dienstleistungsangebot.<br />

Der <strong>GL</strong> genießt hohes Ansehen<br />

als Zertifizierungsstelle für Windenergieanlagen<br />

und Komponenten. Das <strong>GL</strong>-Tochterunternehmen<br />

WINDTEST ist sehr kompetent<br />

in der Anlagenprüfung und bekannt<br />

für sein messtechnisches Know-how. Hélimax<br />

wiederum bietet ingenieurtechnische<br />

Beratung an. Unser gemeinsames Wissen<br />

und unsere Dienstleistungen geben uns<br />

auf dem weltweiten Windenergiemarkt<br />

eine einzigartige Stellung. Wir bieten in<br />

„Europa ist nach wie vor ein großer Markt. Der nordamerikanische<br />

Markt wächst rapide. Der dritte Markt mit großem<br />

Potenzial ist Asien, vor allem China und Indien. Die Windenergie<br />

wird in allen Teilen der Welt wachsen. In den genannten Gebieten<br />

aber müssen wir unbedingt präsent sein.”<br />

„Unsere Kompetenzen kann man in fünf Segmente unterteilen:<br />

meteorologische Windgutachten, Windenergie-Ingenieursdienstleistungen,<br />

Umweltverträglichkeitsstudien, das<br />

Geografische Informationssystem (GIS) und Due-Diligence-<br />

Dienstleistungen zur Überprüfung geplanter Investitionen auf<br />

ihre Solidität.”<br />

vielen Bereichen Dienste an, die einander<br />

ergänzen.<br />

beaufort 6: Wo sehen Sie das größte Potenzial?<br />

Legault: Europa ist nach wie vor ein großer<br />

Markt. Der nordamerikanische Markt<br />

wächst rapide. Der dritte Markt mit großem<br />

Potenzial ist Asien, vor allem China<br />

und Indien. Die Windenergie wird in allen<br />

Teilen der Welt wachsen. In den genannten<br />

Gebieten aber müssen wir unbedingt präsent<br />

sein.<br />

beaufort 6: Wie sind Ihre Erfahrungen mit Offshore-Windenergie?<br />

Legault: Nordamerika ist ein großer Kontinent<br />

mit viel Platz, Windenergie ist hier<br />

noch eine ziemlich neue Industrie. Für uns<br />

ist der Markt vor allem ein Onshore-Markt.<br />

Wir haben aber auch schon Offshore-Projekte<br />

betreut. Wir haben für Kunden eine<br />

Bestandsaufnahme der besten möglichen<br />

Standorte im Hinblick auf Umwelt und<br />

Wassertiefe erstellt und einige Studien für<br />

die Großen Seen erarbeitet. Der <strong>GL</strong> ist in jedem<br />

Fall der stärkere Partner für Offshore-<br />

Anlagen. Ich glaube, unsere Kooperation<br />

bietet da neue Chancen.<br />

beaufort 6: Welche Pläne hat Hélimax?<br />

Legault: Es ist unser Ziel, unsere Position als<br />

globales Kompetenzzentrum weiter auszubauen.<br />

Das sollten wir auf drei Wegen tun:<br />

Erstens durch Weiterentwicklung unserer<br />

Kernkompetenzen und unserer personellen<br />

Basis, damit wir immer über dem<br />

Branchenstandard sind. Zweitens wollen<br />

wir der weltweit bevorzugte Anbieter von<br />

Ingenieur- und Beratungsdienstleistungen<br />

werden. Drittens wollen wir diese Kompetenzen<br />

mit denen des <strong>GL</strong> in Einklang bringen<br />

und gemeinsam mit einem ganzheitlichen<br />

Dienstleistungskonzept am Markt<br />

auftreten. Es liegt an uns, ob wir die Nummer<br />

1 in der Welt werden. Die Voraussetzungen<br />

sind da: Leistungsfähigkeit, weltweite<br />

Präsenz und kompetente, motivierte<br />

Experten.<br />

■<br />

Laufende Projekte<br />

1. Cartier Windenergy in Quebec:<br />

Hélimax bringt sein gesamtes Dienstleistungsspektrum<br />

in einen 730-MW-<br />

Onshore-Windpark ein, der bis 2012 an<br />

sechs verschiedenen Standorten gebaut<br />

wird.<br />

2. „AIM“ in Ontario:<br />

Das Projekt umfasst 15 Teilprojekte, die<br />

Hélimax zu Clustern zusammengefasst<br />

hat, um die Beurteilung der Umweltbeeinflussung<br />

und der visuellen Wirkung<br />

zu vereinfachen, die Kosten zu senken<br />

und die Bereitstellung zu beschleunigen.<br />

Hélimax konnte hier die Spezialdienstleistung<br />

„Elektromagnetische Beeinflussung“<br />

anwenden. Bislang ist Hélimax<br />

das einzige Unternehmen in Nordamerika,<br />

das diesen Service anbietet. Die<br />

Beurteilung der visuellen Wirkung ist<br />

ebenfalls ein wichtiger Beitrag von<br />

Hélimax zu diesem Projekt.<br />

3. Finanzinstitut in Toronto:<br />

Hélimax bringt sein Know-how im Due-<br />

Diligence-Bereich sowie seine technischen<br />

Dienstleistungen wie Beurteilung<br />

der Windverhältnisse, Technologie, Betrieb,<br />

Wartung und Baubudgetierung ein.<br />

Neues Büro für Hélimax<br />

Seit Mitte März hat Hélimax ein neues<br />

Büro im Westen Kanadas in der Nähe<br />

von Vancouver. Büroleiter Richard<br />

Brown wird für einen reibungslosen<br />

Beginn des Betriebs sorgen und außerdem<br />

neues Personal einstellen.<br />

Kontakt:<br />

Hélimax<br />

7455 132nd Street<br />

Suite 222, Surrey, BC<br />

Office manager – Mr. Richard Brown<br />

brownr@helimax.com<br />

Telefon: + 1 604-313-6867<br />

Weitere Informationen<br />

Richard Legault<br />

Président Hélimax<br />

Telefon: +1 514 272-2175<br />

legaultr@helimax.com<br />

beaufort 6 1/2008 13


Der IPCC (Intergovernmental Panel on<br />

Climate Change) soll Entscheidungsträgern<br />

objektive Informationen zum Thema Klimawandel<br />

zur Verfügung stellen. Die Organisation<br />

hat die <strong>Auf</strong>gabe, neueste wissenschaftliche<br />

Veröffentlichungen aus aller Welt, die<br />

für die Einschätzung des Risikos eines von<br />

Menschen verursachten Klimawandels von<br />

Belang sind, auszuwerten und Optionen zur<br />

Anpassung und Eindämmung zu analysieren.<br />

IPCC-Berichte sind politisch neutral,<br />

berücksichtigen aber wissenschaftliche,<br />

technische und sozioökonomische Faktoren<br />

und politische Implikationen. Der IPCC<br />

wurde 1988 von der Weltorganisation für<br />

Meteorologie (WMO) und dem Umweltprogramm<br />

der Vereinten Nationen (UNEP) als<br />

zwischenstaatliche wissenschaftliche Institution<br />

ins Leben gerufen und erhielt 2007<br />

den Friedensnobelpreis.<br />

IPCC<br />

Weltklimarat zwischen<br />

Schafen und Windrädern<br />

Internationale Experten diskutierten über Chancen, den Klimawandel<br />

einzudämmen. Eine davon, den stärkeren Ausbau der Windenergie,<br />

konnten sie hautnah erleben.<br />

Grau und stürmisch, regnerisch und<br />

trüb. Wahrlich kein Sonntagswetter,<br />

das sich Mitte Januar präsentierte, als über<br />

30 Delegierte des Intergovernmental Panel<br />

on Climate Change (IPCC) bei WINDTEST<br />

Kaiser-Wilhelm-Koog empfangen wurden.<br />

Doch zumindest der Wind passte zum Thema.<br />

Um ausgewählte Vorzeigeobjekte aus<br />

dem Bereich erneuerbarer Energien zu<br />

besuchen, nutzten die Wissenschaftler des<br />

IPCC den Tag vor Beginn ihrer Konferenz,<br />

zu der sie der stellvertretende Arbeitsgruppenvorsitzende<br />

Prof. Dr. Olav Hohmeyer<br />

von der Universität Flensburg nach Lübeck<br />

eingeladen hatte. Eine Option, die viele<br />

der bereits angereisten Delegierten gerne<br />

annahmen, ehe die Diskussionen und Beratungen<br />

über mögliche Schritte zur Verminderung<br />

der Erderwärmung starteten<br />

und die Arbeiten an einem neuen UN-Sonderbericht<br />

begannen. In Lübeck trafen sich<br />

120 Wissenschaftler aus über 50 Ländern,<br />

um über den Einsatz erneuerbarer Energien<br />

zu sprechen.<br />

Unter Leitung von Prof. Dr. Olav Hohmeyer<br />

besuchte eine Delegation im Vorfeld auch<br />

WINDTEST Kaiser-Wilhelm-Koog, wo sie<br />

sich über die Entwicklungen der Windenergienutzung<br />

in Deutschland informierten.<br />

Schließlich zählt der deutsche<br />

Markt zu den Pionieren in der Windenergie.<br />

Das zeigt auch ein Blick auf die installierte<br />

Windenergieleistung im Vergleich zu anderen<br />

Staaten: Deutschland verfügt über 22,3<br />

GW installierter Leistung, gefolgt von den<br />

USA mit 16,8 GW, Spanien mit 15,1 GW sowie<br />

Indien mit 8 GW und China mit 6,1 GW.<br />

Die Windenergie startete in Deutschland<br />

mit einem Paukenschlag: mit dem<br />

Bau und der Errichtung der GROWIAN<br />

(Große Windkraftanlage), die ihren ersten<br />

Probelauf 1983 hatte. Im August 1987 ging<br />

dann der erste kommerzielle Onshore-<br />

Windpark ans Netz.<br />

WINDTEST bot sich als ideales Ausflugsziel<br />

an, da die Experten für ihre messtechnischen<br />

Untersuchungen an Windenergieanlagen<br />

und die Erstellung durch<br />

Gutachten über Windverhältnisse, Energieerträge<br />

und mögliche Beeinträchtigungen<br />

von Windenergieanlagen, wie Schattenwurf<br />

und Schallausbreitung, international<br />

anerkannt sind. In der Diskussion mit den<br />

IPCC-Wissenschaftlern kamen so auch Herausforderungen<br />

bei Offshore-Windparks,<br />

wie mögliche Störungen oder Beeinträchtigungen<br />

der Meereswelt und Netzanschlüsse,<br />

zur Sprache.<br />

Gastredner Marten Jensen, Geschäftsführer<br />

der Gesellschaft für Energie & Ökologie<br />

(GEO), informierte die Wissenschaftler<br />

zunächst über prognostizierte Offshore-<br />

Windenergiekapazitäten in der Nord- und<br />

14 beaufort 6 1/2008


WINDTEST<br />

Hundertprozentig <strong>GL</strong><br />

Aus aller Welt: Delegierte besuchten im Rahmen des IPCC WINDTEST Kaiser-Wilhelm-Koog.<br />

Ostsee. Er zeigte Perspektiven und Planungen<br />

auf und gab Auskunft über mögliche<br />

Repowering-Maßnahmen von Onshore-<br />

Anlagen, die deren Energieausbeute weiter<br />

verbessern können. Lebhaft diskutierten<br />

die IPCC-Experten im Anschluss über<br />

die derzeitigen Einspeisevergütungen und<br />

Subventionen von erneuerbaren Energien.<br />

Dabei wurde klar, dass die Unterschiede im<br />

internationalen Vergleich sehr hoch sind.<br />

Nicht überall gibt es Einspeisevergütungen<br />

für erneuerbare Energien, was dazu führt,<br />

dass die breite Öffentlichkeit nur geringes<br />

Interesse an Wind- oder Solarenergie zeigt.<br />

Eine Ausnahme stellt auch hier Deutschland<br />

dar, das seit dem Jahr 2000 mit dem<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ein<br />

effizientes Instrument zum Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien vorweisen kann, das<br />

eine nachhaltige Entwicklung und die Erhöhung<br />

des Anteils erneuerbarer Energien<br />

an der Stromversorgung sicherstellen soll.<br />

Zertifizierung<br />

Für die Wissenschaftler ging es dann doch<br />

noch einmal nach draußen in den Nieselregen<br />

und Wind. Sie besichtigten die sich am<br />

Boden befindende Gondel einer WKA 60 II<br />

auf dem WINDTEST-Gelände. Im Inneren<br />

der Gondel erklärte Christoph Thiel, Business<br />

Development Manager bei WINDTEST<br />

Kaiser-Wilhelm-Koog GmbH, den Experten<br />

dann, aus welchen Komponenten eine<br />

Windenergieanlage besteht und welche<br />

Funktionen diese erfüllen. Die Gondel, die<br />

Teil des EXPO-Projektes „Windenergiepark<br />

Westküste“ ist, war noch vor einigen Jahren<br />

in 50 Metern Höhe in Betrieb und erzeugte<br />

1.200 kW Leistung. ■<br />

Weitere Informationen<br />

WINDTEST Kaiser-Wilhelm-Koog GmbH<br />

Telefon: +49 4856 901-0<br />

info@wtk.windtest.com<br />

Einen Schritt voraus bei der<br />

Prüfung von Windenergieanlagen<br />

Weitere Informationen<br />

Mike Wöbbeking<br />

Leiter Abteilung<br />

Maschinenbau & Sicherheitstechnik<br />

Telefon: +49 40 36149-3307<br />

mike.woebbeking@gl-group.com<br />

Das so genannte D-Design Assessment ist ein Verfahren zur Dokumentation einer ersten<br />

Anlagenprüfung. Es basiert auf einer Plausibilitätskontrolle der Lastannahmen, Rotorblätter,<br />

Maschinenbauteile sowie des Turmes. Bei jedem Windenergieanlagentyp kann<br />

ein D-Design Assessment durchgeführt werden, das für zwei Jahre gültig ist. Die aktuellen<br />

<strong>GL</strong> Wind-Richtlinien „Guideline for the Certification of Wind Turbines“ und „Guideline<br />

for the Certification of Offshore Wind Turbines“ beschreiben das Prüfverfahren für Windenergieanlagen-Prototypen.<br />

Dieses so genannte C-Design Assessment bzw. die Prüfung<br />

von Prototypen dient dem <strong>Auf</strong>bau eines Windenergieanlagen-Prototyps für Testzwecke.<br />

Der Bedarf wächst, diese ersten Prüfverfahren<br />

(C- oder D-Design Assessment)<br />

vor einer kompletten Designprüfung<br />

(A- oder B-Design Assessment) auch für<br />

andere Zwecke als Prototypentests zu<br />

nutzen.<br />

■<br />

▶ www.gl-group.com<br />

Die Industriedienste des <strong>GL</strong> wachsen. Seit<br />

Ende 2007 gehört nun auch WINDTEST<br />

Kaiser-Wilhelm-Koog zu 100 Prozent zum<br />

Germanischen Lloyd. Das Leistungsportfolio<br />

der <strong>GL</strong> Wind-Gruppe ist dadurch noch<br />

umfangreicher. <strong>GL</strong> Wind bietet in Kooperation<br />

mit Hélimax nun das komplette „Project<br />

Life Cycle Management“ aus einer Hand<br />

an. Dazu zählen: Typenzertifizierungen einschließlich<br />

Prototypentests, wiederkehrende<br />

Prüfungen, Projektzertifizierungen,<br />

Forschung und umfassende Bewertung<br />

von potenziellen Standorten, Messung von<br />

Belastungen, Leistungskurven, Schallemissionen<br />

und -immissionen, elektrische Eigenschaften<br />

sowie Windpotenziale. Außerdem<br />

die Beratung von Betreibern und Gutachten<br />

über Windverhältnisse, Energieerträge,<br />

Schallausbreitung und Schattenwurf. Bei<br />

Windtest arbeiten mehr als 50 Mitarbeiter,<br />

die weltweit Windmessungen vornehmen.<br />

Die WINDTEST Ibérica S.L. (WTI) mit Sitz<br />

in Madrid ist eine gemeinsame Tochter mit<br />

zehn Mitarbeitern. Die <strong>GL</strong> Wind-Gruppe beschäftigt<br />

insgesamt über 180 Mitarbeiter.<br />

EEG-Erfahrungsbericht<br />

Drei auf<br />

einen Streich<br />

„Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)<br />

ist eine Erfolgsstory für Klimaschutz, Energieversorgung<br />

und Arbeitsplätze“, erklärte<br />

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel.<br />

Das Prinzip des EEG ist einfach: Der aus<br />

erneuerbaren Energien erzeugte Strom<br />

muss vom Netzbetreiber vergütet werden.<br />

Dabei richtet sich die Höhe der Vergütung<br />

nach den Herstellungskosten des Stroms.<br />

Der „EEG-Erfahrungsbericht 2007“ des<br />

Bundeskabinetts dokumentiert, dass durch<br />

keine andere Maßnahme mehr CO 2 eingespart<br />

wird. Der Bericht empfiehlt, den Anteil<br />

der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch<br />

von heute gut 13 Prozent<br />

bis zum Jahr 2020 auf 25 bis 30 Prozent zu<br />

steigern und weiter auszubauen. Dabei<br />

sind ständige Anpassungen nötig, so sollen<br />

die Vergütungen für Strom aus den einzelnen<br />

Sparten − Biomasse, Geothermie, Solarstrahlung<br />

sowie Wasser- und Windkraft<br />

− an die aktuelle Entwicklung angeglichen<br />

werden.<br />

■<br />

▶ www.bmu.de<br />

▶ www.erneuerbare-energien.de<br />

beaufort 6 1/2008 15


Windenergiezirkel Hanse<br />

Förderpreis für<br />

Windenergieprojekte<br />

Frischer Wind für innovative Ideen − mit der Auslobung des Förderpreises Wind<br />

2008 unterstützt der Windenergiezirkel Hanse (WEZ) junge Nachwuchskräfte,<br />

die Projekte in der Windenergie realisiert haben. Die Branche müsse mit ihrem<br />

Wachstum in rasantem Tempo neue Denker und Macher für sich gewinnen<br />

und begeistern. „Darauf wollen wir mit diesem Preis aufmerksam machen“, sagt<br />

Matthias Schubert, Chief Technology Officer REpower und 2. Vorsitzender des<br />

WEZ. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert. Zum ersten Mal wurde der Preis<br />

2007 verliehen. Ausgezeichnet werden am 19. Mai 2008 in Hamburg Leistungen,<br />

z.B. in Form von Studien- oder Doktorarbeiten.<br />

■<br />

<strong>GL</strong> erweitert Vorstand<br />

Neues Vorstandsmitglied für die Industriedienste<br />

der Germanischer Lloyd<br />

AG ist seit Mitte Februar Pekka Paasivaara.<br />

Der 46-jährige Finne übernimmt damit<br />

die Verantwortung für ein stark wachsendes<br />

Geschäftsfeld, das Prüfungen, Zertifizierungen<br />

und Beratungsdienste mit den<br />

Schwerpunkten Öl und Gas, Windenergie,<br />

Managementsysteme, Werkstoffprüfungen<br />

und Schadensanalysen beinhaltet. Durch<br />

Unternehmenszukäufe und -kooperationen<br />

konnte das technische Leistungsangebot<br />

der Industriedienste stark erweitert<br />

Mitsubishi<br />

Erfolgreiche<br />

Beurteilung<br />

Die Prototypenprüfung der Windturbine<br />

Mitsubishi MWT 92/2.4 (60 Hz)<br />

wurde durch Windtest Kaiser-Wilhelm-<br />

Koog in Nagasaki in Japan im August 2007<br />

abgeschlossen. Nach der Beurteilung der<br />

Umsetzung von Konstruktionsanforderungen<br />

in Produktion und Montage (IPE)<br />

wird das Typenzertifikat in diesem Jahr<br />

ausgestellt, wenn die Serienproduktion für<br />

viele Projekte in den USA läuft.<br />

Der Germanische Lloyd übergab die Konformitätsbescheinigung<br />

zum A-Design Assessment<br />

für die Windturbine Mitsubishi<br />

MWT 92/2.4 (60 Hz). Die Bestätigung<br />

basiert auf der „Richtlinie für die Zertifizierung<br />

von Windenergieanlagen“, Ausgabe<br />

2003 mit Ergänzung 2004. Sie umfasst<br />

die Beurteilung von Lastannahmen,<br />

Sicherheitssystem und Handbüchern,<br />

Rotorblättern, Maschinenkomponenten,<br />

Stahlrohrturm, elektrischer Ausrüstung,<br />

Gondelverkleidung und Spinner sowie die<br />

Inbetriebnahmeüberwachung. Das Zertifikat<br />

für die 50-Hz-Version der MWT 92/2.4<br />

wird in Kürze folgen.<br />

■<br />

Termine<br />

28.–30. April 2008<br />

Dillinger Offshore Colloquium<br />

Dillingen/Saar, Germany<br />

„Steel for offshore installations“<br />

Vortrag zur Entwicklung des<br />

Offshore-Windmarktes. Peter Dalhoff<br />

1.–4. Juni 2008<br />

Houston Windpower<br />

Houston, USA, Stand 2213<br />

www.windpowerexpo.org<br />

9.–13. September 2008<br />

Husum WindEnergy, Husum, Germany<br />

Stand 1C18, www.husumwind.de<br />

23.–24. September 2008<br />

Hamburg Offshore Wind Konferenz 2008<br />

werden. „Ich freue mich sehr auf meine<br />

<strong>Auf</strong>gabe, einen nachhaltigen Beitrag zum<br />

dynamischen Ausbau der Industriedienste<br />

zu leisten“, sagt Pekka Paasivaara. Der <strong>GL</strong>-<br />

Vorstand besteht nun aus Dr. Hermann<br />

J. Klein, der weiterhin für die Maritimen<br />

Dienste zuständig ist, Dr. Joachim Segatz,<br />

Leiter des kaufmännischen Bereichs, und<br />

Pekka Paasivaara. Bislang war Paasivaara<br />

Vorstandsmitglied für Vertrieb, Service<br />

und Marketing bei der Lenze AG, einem<br />

Hersteller von Antriebs- und Automatisierungstechnik<br />

in Hameln. Zuvor arbeitete<br />

der Wirtschaftswissenschaftler bei Bosch<br />

Rexroth, wo er den Bereich Antriebs- und<br />

Steuerungstechnik führte, sowie bei ABB.■<br />

Zertifikatsübergabe (v. l. n. r.): Axel Dombrowski (<strong>GL</strong>),<br />

Keita Ishimitsu (Engineering Manager für Mitsubishi in Hamburg),<br />

Mike Wöbbeking (<strong>GL</strong>), Jens-Dieter Schneider (<strong>GL</strong>).<br />

IMPRESSUM<br />

OD700 · 2008-31-03<br />

beaufort 6, Ausgabe Nr. 1/2008, März 2008 Erscheinungsweise Vier Ausgaben pro Jahr in deutscher und englischer Sprache von Germanischer Lloyd Aktiengesellschaft, Hamburg<br />

Chefredaktion Dr. Olaf Mager, Presse und Information Textchefin Steffi Gößling Autor Christian Göldenboog, Alice Hossain, Anja Naumann Gestaltung und Produktion grafyx: visuelle<br />

kommunikation gmbh, Donnerstraße 20, 22763 Hamburg Nachdruck © Germanischer Lloyd Aktiengesellschaft 2007. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung – Belegexemplar erbeten.<br />

Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Beiträge externer Autoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Germanischen Lloyd wieder.<br />

Anfragen an: Germanischer Lloyd AG, Presse und Information, Vorsetzen 35, D-20459 Hamburg, Telefon: +49 40 36149-7959, Fax: +49 40 36149-250, E-Mail: pr@gl-group.com<br />

ABONNENTEN-SERVICE beaufort 6 kann unter publications@gl-group.com bestellt oder im Internet heruntergeladen werden: www.gl-group.com > Client Support > Download Center<br />

16 beaufort 6 1/2008

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