Erfolgreiche Auditierung - Folag AG Folienwerke
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12 Vietnam «Flash» Nr. 56<br />
«Flash» Nr. 56 Vietnam 13<br />
<strong>Folag</strong> Vietnam unter neuer Führung<br />
Abenteuer Vietnam<br />
Dem neuen Generaldirektor der <strong>Folag</strong> Vietnam Co. Ltd. ist<br />
Vietnam bereits bestens bekannt. Wie der gebürtige Schweizer<br />
mit ungarischen Wurzeln zu dem asiatischen Zweig der<br />
<strong>Folag</strong>-Gruppe gekommen ist, beschreibt er hier in einem interessanten<br />
Bericht gleich selber.<br />
Matthias Szappanos Es begann in meiner<br />
frühen Jugend, wo ich nächtelang Bücher<br />
über die grossen Eisenbahnen der Welt mit<br />
der Taschenlampe unter der Bettdecke verschlang.<br />
Die Transsibirische, Le Train Bleu,<br />
offiziell Calais-Mediterranée Express, der<br />
Blue Train, ein Luxuszug in Südafrika oder<br />
eben jener zwischen Hà Nôi und Sài Gòn,<br />
das heutige Hô Chí Minh und noch viele<br />
mehr. Doch der in Vietnam hat es mir am<br />
meisten angetan. So nahm ich mir damals<br />
vor: Einmal in meinem Leben werde ich in<br />
dem Zug von Nord nach Süd fahren.<br />
Geweckte Erinnerungen<br />
Ausbildung, Militär und berufliche Karriere,<br />
sowie die Schliessung des Landes nach<br />
dem Krieg hatten mein Vorhaben nicht nur<br />
verhindert, sondern auch etwas in Vergessenheit<br />
geraten lassen. Vor etwa sieben Jahren<br />
erzählte mir meine beste Freundin von<br />
ihrem neuesten Vorhaben, einer Reise von<br />
Südchina nach Nordvietnam. Meine Erinnerungen<br />
an mein Vorhaben wurden geweckt<br />
und wir beschlossen, zusammen mit ihrem<br />
Mann die geplante Reise zu unternehmen.<br />
Sie kehrten dann von Hanoi wieder nach<br />
Hause zurück und ich reiste noch bis in den<br />
Süden des Landes weiter, aus Zeitgründen<br />
nicht mit dem Zug, das sollte später folgen.<br />
Dabei hat es mich gepackt. Das Land, die<br />
Menschen, die Kultur, das Essen. Alles hat<br />
mich derart fasziniert, dass ich entschied,<br />
das Land noch einmal zu besuchen um<br />
noch tiefer hinein zu tauchen.<br />
Sprachstudent in Vietnam<br />
Nach der zweiten Reise durch das Mekong<br />
Delta zwei Jahre später, beschloss ich, Vietnamesisch<br />
zu lernen. Dann habe ich auch<br />
die Möglichkeit, mal mit den Leuten zu reden,<br />
die kein Englisch sprechen. Nach einem<br />
fehlgeschlagenen Versuch in der Schweiz,<br />
suchte ich nach Möglichkeiten, dies im Land<br />
selber zu tun. Nach langen und reiflichen<br />
Überlegungen und Abklärungen in Saigon<br />
selber, setzte ich das Vorhaben in die Tat<br />
um. Ich brach alle Zelte in der Schweiz ab<br />
und begann ein Leben als Sprachstudent<br />
in der Universität für Sozialwissenschaften<br />
und Kultur. So in zwei bis vier Monaten<br />
maximal sollte ich die Sprache sicherlich<br />
soweit erlernt haben, dass ich dann noch<br />
zwei bis drei Monate etwas rumreisen kann,<br />
bevor ich wieder in die Schweiz zurückkehre<br />
− dachte ich mir. Ich bezog ein Zimmer<br />
in einem Haus bei einer vietnamesischen<br />
Familie, die ausser Vietnamesisch keine<br />
weitere Sprache verstand als die mit Hand<br />
und Fuss. Schlussendlich wohnte ich ganze<br />
zwei Jahre dort. Nach etwa sechs Monaten<br />
hartem Büffeln und vielen Lachern über<br />
Missverständnisse und fehlgeschlagene<br />
Sprechversuche, konnten wir in der Familie<br />
so langsam einzelne Ausdrücke und leichte<br />
Sätze auch mal mündlich austauschen und<br />
brauchten kein Papier und Schreiber mehr<br />
dazu. Das Wörterbuch durfte aber dennoch<br />
nie fehlen.<br />
Entdeckungstour<br />
Neben der Schule reiste ich auch ab und zu<br />
durchs Land. Dies mit meinem Motorroller,<br />
den ich mir gleich am zweiten Tag meiner<br />
Ankunft gekauft hatte. So erlebte ich manche<br />
Abenteuer weit ab von den Touristenrouten.<br />
Sei es im zentralen Hochgebirge der<br />
kambodschanisch-vietnamesischen Grenze<br />
entlang, dem Südosten des Mekong Deltas,<br />
der Ostküste entlang zum östlichsten<br />
Punkt des Landes oder gar von den Städten<br />
Hô Chí Minh nach Hà Nôi und dann<br />
(endlich) mit dem Zug wieder nach Saigon.<br />
Dabei kam ich vielfach mit Menschen in<br />
Kontakt, welche in ihrem Leben noch nie<br />
einen «Tây», wie die Westler hier genannt<br />
werden, leibhaftig vor sich stehen sahen,<br />
geschweige denn ein paar Worte mit ihm<br />
gesprochen haben. Es gab viele ungeplante<br />
und unerhoffte Episoden, welche mir immer<br />
in Erinnerung bleiben werden.<br />
Beruflich Fuss fassen<br />
Nicht nur auf meinen Reisen lernte ich viele<br />
interessante Menschen kennen, sondern<br />
auch in meiner täglichen Umgebung. Einige<br />
davon wurden meine Freunde. Nur<br />
sehr selten kam ich mit Menschen meines<br />
Heimatkontinents zusammen. So lernte ich<br />
viel über die Kultur, Gewohnheiten, Sitten<br />
und Gebräuche des Landes kennen. Erst im<br />
zweiten Jahr besuchte ich ab und zu mal<br />
den Swiss-Club der Swiss Business Association.<br />
Man traf sich zu einem gemütlichen<br />
Höck in einem Restaurant. Dabei lernte ich<br />
auch Adrian Dietz kennen, welcher seit drei<br />
Jahren die <strong>Folag</strong> Vietnam leitete. Damals<br />
ahnte ich noch nicht, dass ich ein Jahr später<br />
in seine Fussstapfen treten sollte. Ich<br />
hatte ja schon eine 50%-Stelle in einem<br />
Schweizer Software-Offshore-Unternehmen<br />
und nebenbei half ich einem Schweizer, aus<br />
Deutschland importiertes Bier zu verkaufen.<br />
Doch dies tat ich mehr, um mich finanziell<br />
über Wasser halten zu können und meine<br />
Sprachkenntnisse zu vertiefen.<br />
Der grosse Unterschied<br />
Was ich hier lernen musste war, sich auf<br />
Unverhofftes und Ungeplantes einlassen<br />
zu können. Das hat mir manche schöne,<br />
unvergessliche Erlebnisse, aber auch viele<br />
lehrreiche Momente beschert. Auch Pünktlichkeit<br />
und Zuverlässigkeit sind hier relativ.<br />
In einem Land, wo Menschen nur selten<br />
eine Uhr besitzen, ist das Zuspätkommen<br />
vorprogrammiert. Abgesehen davon, lassen<br />
die Verkehrsverhältnisse hier in der Stadt<br />
Pünktlichkeit zu einem Spiessrutenlauf werden.<br />
Auf die Toleranz untereinander und<br />
zueinander und den Respekt voreinander<br />
über gesellschaftliche und soziale Schranken<br />
hinweg wird sehr grossen Wert gelegt.<br />
So stehen herrschaftliche Villen unmittelbar<br />
neben Wellblechhütten und ihre Bewohner<br />
sitzen gemeinsam im Strassencafé vis-à-vis<br />
und schauen sich ein Fussballspiel im Fernsehen<br />
an.<br />
Schlitzohr bleibt Schlitzohr<br />
Das erste was einem als Ausländer auffällt<br />
ist, dass viele Vietnamesen geldgierige<br />
Schlitzohren sind. Sie wollen einem nach<br />
Strich und Faden betrügen, damit sie möglichst<br />
schnell zu Geld und Reichtum kommen.<br />
Dies mag auf den ersten Blick, insbesondere<br />
in den Grossstädten, durchaus<br />
zutreffen. Schaut man aber etwas hinter die<br />
Fassaden und bewegt sich etwas abseits der<br />
von Touristen abgetrampelten Pfade, lernt<br />
man ihre andere Seite kennen. Schlitzohren<br />
bleiben sie nach wie vor. Doch wenn man<br />
sie etwas kennengelernt hat, erkennt man,<br />
dass in einem korrupten Staat eine gewisse<br />
Schlitzohrigkeit einfach dazu gehört, wenn<br />
man überleben will. Sie ist wichtiger als das<br />
Wissen, was Gesetz und Recht ist. Das kann<br />
ab und an auch mal vorteilhaft sein.<br />
Geschäftlich in die Schweiz<br />
Was als drei- bis siebenmonatiger Sprachund<br />
Reiseurlaub in Südostasien geplant war,<br />
fand seine vorläufige Zwischenstation als<br />
Leiter der <strong>Folag</strong> VN. Mein Start hier scheint<br />
gelungen zu sein und ich freue mich, täglich<br />
neue Herausforderungen anzugehen. Die<br />
Andersartigkeit der Kultur und Umstände<br />
hier haben ihre Vor- aber auch ihre Nachteile.<br />
Beides wiegt sich letztlich auf. Dass<br />
ich aber nach über zweijährigem Aufenthalt<br />
hier in Vietnam zum ersten Mal geschäftlich<br />
zurück in die Schweiz reise, hätte ich damals<br />
vor meinem Abflug in Zürich nie gedacht...<br />
Das Abenteuer Vietnam erhält so seine Fortsetzung<br />
auf eine andere, schöne Weise.<br />
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