Seltsamer als Fiktion - Missionswerk Mitternachtsruf

TITEL
Endzeit in Hollywood
Amerikas «Traumfabrik» produziert immer
häufiger, so scheint es, Filme, die sich mit der
Apokalypse befassen. Warum?
Es war Anfang 2010, als der Filmkritiker
James Berardinelli rückblickend
schrieb: «Die internationale
Faszination für die Apokalypse war wohl
nie grösser, als sie es heute ist, und
sie resultierte in Filmen wie Knowing,
The Road, 2012 und The Book of Eli,
die innerhalb von 12 Monaten in den
Kinos liefen» (reelviews.net, «Book of
Eli, The»).
Knowing handelt davon, wie die Erde
in einem riesigen Feuerball untergeht.
Doch vorher werden die Auserwählten
(unschuldige Kinder) von engelsähnlichen
Ausserirdischen von der Erde
genommen, um auf einem anderen Planeten
eine neue Existenz zu beginnen.
Der Film endet bezeichnenderweise mit
einem Jungen und einem Mädchen, die
durch ein Ährenfeld auf einen grossen,
blühenden Baum zugehen. The Road
zeigt, wie ein Vater und sein Sohn durch
eine apokalyptische Landschaft streifen,
auf der Suche nach Nahrung. 2012 greift
den angeblich von den Mayas prophezeiten
Weltuntergang auf. In diesem Film
geht die Welt durch Naturkatastrophen
(wie Plattenverschiebungen, Vulkanausbrüche,
Orkane, Sintflut etc.) unter. Ein
kleiner Teil der Menschheit kann sich
durch selbstgebaute Archen retten. Und
The Book of Eli zeigt einen einsamen
Wanderer in einer zerstörten Welt, der
eine mächtige Waffe mit sich trägt: die
letzte verfügbare Bibel.
Seit 2009/2010 sind einige Jahre
vergangen. Die Welt ist 2012 natürlich
nicht untergegangen. Aber die weltliche
Faszination für den Weltuntergang bleibt
ungebrochen. Einer der erfolgreichsten
Filme 2012 war eine Comicverfilmung:
Marvel’s The Avengers. Darin geht es um
Superhelden; aber natürlich, was denn
sonst, auch um die Rettung der Welt vor
einer kommenden Apokalypse, genauer
genommen vor einer ausserirdischen
Invasion.
Viele moderne Filme und TV-Serien
greifen dieses Thema auf: Die Welt wird
von einer mysteriösen Macht bedroht
und die unterlegene Menschheit muss
sich zusammenraufen und zurückschlagen.
In der von Steven Spielberg produzierten
TV-Serie Falling Skies muss sich
die Menschheit gegen übermächtige,
dämonenähnliche Ausserirdische zur
Wehr setzen. In Fringe droht die Apokalypse
durch einen Krieg mit einem
Paralleluniversum; später kommt sie
dann tatsächlich durch die sogenannten
Beobachter. In der Superheldenserie
Heroes geht es auch darum, die Welt
zu retten; mehrfach. Inzwischen wird
sogar eine weltliche Fernsehserie über
die Entrückung geplant.
Das ist nur das Fernsehen. Im Kino
wird die Welt auch weiterhin regelmässig
bedroht. 2013 stehen unter anderem
folgende Filme auf dem Plan: In The
Host übernimmt ein ausserirdischer
Parasit den Körper eines Mädchens, um
die Erde zu erobern. Doch der Parasit
verbündet sich mit dem Mädchen. Oblivion
schildert die Welt nach einem apokalyptischen
Kampf mit ausserirdischen
Wesen. This Is the End nimmt sich der
Apokalypse als Komödie an. In World
War Z wird die Menschheit durch eine
Zombie-Apokalypse bedroht. In Pacific
Rim sind es mal wieder übermächtige
Aliens, die die Existenz der Erde bedrohen.
Elysium hat die Zeit nach der
Zerstörung der Erde zum Thema. The
World’s End ist eine weitere Komödie
über den Weltuntergang. Dies ist nur
eine kleine Auswahl.
Man braucht weder viel Fantasie noch
einen Doktortitel für biblische Prophetie,
um zumindest ganz vorsichtig zu schlussfolgern,
dass sich Hollywood daran
beteiligt, die Menschheit auf die Endzeit
vorzubereiten. Der Gedanke, dass eine
Zeit voller überirdischer Katastrophen
kommt, ist der Welt nicht fremd. Und
die Idee, dass sich der letzte Rest der
Menschheit gegen eine übermächtige,
unbesiegbar erscheinende, ausserirdische
Kraft zur Wehr setzen muss, wird
fleissig in Film und Fernsehen verbreitet.
Natürlich nimmt der Mensch diese Filme
nicht ernst. Er will sie als Unterhaltung
verstanden wissen. Aber ...
... eine übernatürliche, übermäch-
10 Mitternachtsruf Mai 2013