Kapitel 10 - Ist Collins Spiritist? - Seine eigene Antwort - Dr. Johnson - Two Destinies - The Fallen Leaves - Soziale Tendenz - Die Christlich-Sozialen - Gang der Handlung - Goldenhearts politische Rede - Treffliche Charakteristik - Jezebels Daughter - Inhalt - Die Figur des Wahnsinnigen - Vorzüge und Mängel - The Black Robe - Die aktenmäßige Darstellung schadet wieder dem Interesse - Jesuitenintrigue - Psychologische Bedenken - Collins kein spekulativer Geist - Treffliche Figur des Jesuiten Kapitel 11 - The Queen Of Hearts - John Jagos Ghost - After Dark - Große Meisterschaft in der Novelle - Heart And Science - <strong>Ein</strong> neues Genre! - Inhalt - Die zeitgemäße Tendenz - Die Charaktere - Das Recht der Übertreibung Kapitel 12 - Das neueste Werk: I Say No - Dramatische <strong>Versuch</strong>e - Stellung Collins in der Literatur der Gegenwart - Vergleich mit Spielhagen - Schlußwort
I. Als die Aufgabe an mich herantrat, Charakterbilder aus der gegenwärtigen englischen Literatur zu schreiben, war ich keinen Augenblick darüber im Zweifel, welcher Autor nach den drei großen Toten des letzten Jahrzentes, Dickens, Thackeray, George Eliot, am meisten Anspruch darauf habe, für einen wirklichen Charakterkopf zu gelten. Und dennoch wurde ich mißtrauisch angesehen, wo immer ich als solchen Wilkie Collins nannte. Der Sensationsromancier, dessen zahlreiche Mord- und Gespenstergeschichten zu den abgegriffensten Bänden unserer Leihbibliotheken gehören, mit welchem unsere vornehmen Revuen und Literaturblätter sich wenig oder gar nicht beschäftigen, der sollte würdig sein, in eine Reihe mit so gewichtigen Namen, wie den eben genannten, gestellt zu werden? Meiner unbescheidenen Meinung nach – ja! Es gibt wohl kaum einen Romanleser, welcher nicht Wilkie Collins manche in erregtester Spannung rasch verflossene Stunde verdankte; aber gerade diejenigen, welche sich auf ihren wählerischen Geschmack etwas zugute tun, werden am wenigsten geneigt sein, diesen Autor, der sie so prächtig unterhalten hat, für einen bedeutenden Künstler zu erklären. Die Ansicht, daß die unterhaltendste Lektüre gewiß eine nicht kritisch ernst zu nehmende sei, sitzt dem gebildeten Deutschen im Blut und <strong>von</strong> der Schule her schleppt er die Vorstellung in seine spätesten Jahre hinüber, daß zur höheren Literatur eine gewisse Langeweile absolut gehöre, gleich wie ein bißchen Nacktheit zur höheren Malerei. Freilich ist Langeweile etwas Subjektives: den einen interessiert, was den anderen zum Gähnen bringt. Aber gerade derjenige ehrliche Mann, welcher sich gesteht, daß der Grund der Langweiligkeit so vieler hochgepriesener Bücher mangelndes Interesse und Verständnis seinerseits sei – gerade der wird den höchsten Respekt vor der vornehmen Langeweile haben und das schlechthin Unterhaltsame am ehesten geringschätzen. Und selbst, wenn er seinen Zeitvertreiber im Grunde gerade dieser Fähigkeiten halber liebt und bewundert, wird er meinen, es müsse doch diese Fähigkeit nichts Besonderes sein, da die Leute, welche so etwas verstehen müssen, so wenig Aufhebens da<strong>von</strong> machen. Diese wiederum, also die Kritiker vom Fach, lesen entweder die verbreitetsten Unterhaltungsbücher gar nicht, weil sie anderes zu tun haben und die Gattung unbesehen für unter ihrer Würde erklären zu dürfen glauben, oder wenn sie sie lesen, so sagen sie nichts darüber und behalten ihre Meinung für sich, weil es doch am Ende einem Teil ihres Publikums ihren kritischen <strong>Ernst</strong> verdächtigen könnte, wenn sie sich mit solchen Allotriis aufhielten. Die Franzosen besitzen das Vorrecht, die Leute bewundern zu dürfen, über welche sie sich amüsieren – und umgekehrt; und sie tun dies trotz ihrer Akademie, welche Prämien für die Langweiligkeit verteilt. Wir Deutsche amüsieren uns mit möglichst saurer Miene, d.h. wir gebildeten, kritischen Deutschen. Wie könnte es auch anders sein, da wir ja, wenn wir am fröhlichsten sind, zu singen pflegen: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so traurig bin.“ Der Engländer, welcher im Allgemeinen nicht so unter seiner Bildung leidet, wie wir, weiß daher auch die Gabe der Unterhaltung mehr zu schätzen, als wir, besonders da er schon durch seinen religiösen Anstand (religious propriety würde ich es englisch nennen) genötigt wird, sich mindestens einmal wöchentlich gründlich zu langweilen. Der Grund nun, warum die Verfasser <strong>von</strong> Unterhaltungslektüre und speziell, um unserem Thema näherzukommen, <strong>von</strong> Sensationsromanen bei uns so leicht der kritischen Nichtachtung anheim fallen, ist <strong>von</strong> Haus aus wohl die ganz richtige Erkenntnis, daß es in der wahren Kunst zumeist auf das Wie, und erst in zweiter Linie auf das Was ankomme. Da aber die Unterhaltung, welche der Sensationsroman erstrebt, zumeist lediglich auf einer durch unvorhersehbare Lösungen verwickelte Intrigen fortwährend nachzuhaltenden Spannung des
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Das Mädchen führte mich über den
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Gesellschaft unversöhnlich ist. In
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„Ariel!“ seufzte Miserrimus Dex
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hier wieder über die ganz einzige
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wirklichem Behagen lesen kann, als
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Mißbrauch, die Verderbnis des Chri
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