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die PDF - Ulmer Echo

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SCHWERPUNKT<br />

Besuchserfahrung III<br />

Schwierige<br />

Terminvereinbarung<br />

Offenbar musste meine Frau Äußerungen<br />

an der Grenze zur Beleidigung über<br />

sich ergehen lassen, bis sie einen Termin<br />

erhielt, der auch ihrem Terminplan Rechnung<br />

trug. Androhungen wie »Entweder<br />

sie kommen dann und dann oder gar<br />

nicht.«, oder <strong>die</strong> Äußerung: »Sie möchten<br />

doch den Kontakt zu einem Strafgefangenen<br />

aufrechterhalten und nicht ich.«<br />

Meine Frau hat es schwer genug nach<br />

dem Wegfall meiner finanziellen Unterstützung,<br />

für sich und <strong>die</strong> Kinder alles auf<br />

<strong>die</strong> Reihe zu bringen. Dass sie sich dann<br />

auch noch kränkende Sprüche anhören<br />

muss, geht zu weit. Ich habe meine Frau<br />

angehalten, sich zukünftig bei jedem Anruf<br />

in der Anstalt den Namen des Gesprächspartners<br />

zu notieren, damit wir bei<br />

ähnlichen Äußerungen rechtliche Schritte<br />

einleiten können.<br />

[vb]<br />

Besuchserfahrung IV<br />

Mal mit, mal ohne<br />

Leibesvisitation<br />

Eine sicherheitsüberprüfte Besucherin,<br />

sie kam von einem Amt der Stadt Düsseldorf,<br />

berichtete folgendermaßen. »Obwohl<br />

ich sicherheitsüberprüft bin und schon in<br />

der alten Anstalt regelmäßig mit Inhaftierten<br />

Sprechstunden abhielt – ich hatte da<br />

sogar einen Schlüssel! –, musste ich für <strong>die</strong><br />

neue Anstalt erneut eine Sicherheitsüberprüfung<br />

über mich ergehen lassen. Dennoch<br />

durfte ich bei meinem ersten Besuch<br />

nur nach einer Leibesvisitation <strong>die</strong> Anstalt<br />

betreten.<br />

Ich bat danach bei der Anstaltsleitung<br />

um Aufklärung. Bei meinem nächsten Besuch<br />

klappte es fast reibungslos, aber ich<br />

sollte meine Tasche nicht mitnehmen dürfen.<br />

Erst nach langem Hin und Her und<br />

der Erklärung dass ich darin befindliche<br />

lebensnotwendige Medikamente nicht <strong>die</strong><br />

ganze Zeit in der Hand halten könne, wurde<br />

mir <strong>die</strong> Mitnahme erlaubt. Beim dritten<br />

Besuch klappte es gut. Beim vierten Besuch<br />

sollte ich wieder eine Leibesvisitation<br />

über mich ergehen lassen. Erst nachdem<br />

ich <strong>die</strong> bereits absolvierte Sicherheitsüberprüfung<br />

mehrmals erwähnte, konnte ich<br />

<strong>die</strong> Schleuse passieren. Mit dem Hinweis,<br />

ich könne mir oben im Besuchsbereich ein<br />

Wasser kaufen, sollte ich aber meine Flasche<br />

Wasser in einem der Schließfächer<br />

verwahren.«<br />

[vb]<br />

Besuchserfahrung V<br />

möglich, alle zuvor vereinbarten Besuchstermine<br />

mit den Klienten wahrzunehmen,<br />

Warten auf <strong>die</strong><br />

Bewährungshilfe sodass ein Klient vergeblich auf den vereinbarten<br />

Gesprächstermin wartete.<br />

Im Oktober 2012 wollten zwei Bewährungshelfer<br />

vier Inhaftierte sprechen<br />

[vb]<br />

und hatten sich<br />

vorher entsprechend<br />

der Bestimmungen<br />

angemeldet.<br />

Auf<br />

den ersten Inhaftierten<br />

mussten<br />

sie dennoch<br />

eine halbe Stunde<br />

warten und<br />

auch <strong>die</strong> Zuführung<br />

der anderen<br />

dauerte jeweils<br />

ca. zwanzig Minuten.<br />

Durch <strong>die</strong><br />

Besuchmodalitäten<br />

war es nicht<br />

Langzeitbesuchsraum: wie eine Ferienwohnung hinter Gittern<br />

Endlich: Langzeitbesuch in der Ulm<br />

Die ersten Erfahrungen sind nur positiv<br />

Nun gibt es sie: Langzeitbesuchsräume.<br />

Auf der »alten Ulm« in Derendorf<br />

vermissten vor allem <strong>die</strong> Längerstrafigen<br />

<strong>die</strong>se wichtige Möglichkeit für sich und<br />

ihre Familien. Im Ratinger Neubau hat<br />

<strong>die</strong> JVA Düsseldorf eine immer noch weiter<br />

steigende Zahl von Gefangenen, <strong>die</strong> bis<br />

zu vier Jahre Strafe absitzen müssen.<br />

Erste Langzeitbesuche ...<br />

Ein Langzeitbesuch dauert drei Stunden.<br />

Die drei Besuchsräume sind abgeschlossene<br />

Einzimmer-Appartements mit<br />

Einbauküche und Nasszelle. Zu jedem<br />

Besuch dürfen bis zu vier Personen (einschließlich<br />

Kindern) kommen. Bis Ende<br />

November 2012 wurden <strong>die</strong> ersten zehn<br />

<strong>die</strong>ser Besuche abgewickelt, in Zukunft<br />

werden es mehr sein.<br />

... für Inhaftierte<br />

ohne Sicherungsmaßnahmen<br />

Für <strong>die</strong> Genehmigung dürfen zum einen<br />

keine Sicherungsmaßnahmen angeordnet<br />

sein, sodann Besuche in Stufe I (2<br />

Monate) und Stufe II (nochmals 2 Monate)<br />

ohne Beanstandung über <strong>die</strong> Bühne<br />

gegangen sein Jetzt kann der Inhaftierte<br />

einen Antrag auf Langzeitbesuch stellen,<br />

der durch <strong>die</strong> Abteilungskonferenz positiv<br />

beschieden werden muss. Danach geht<br />

es noch eine Zwischenrunde: »Stufe III«<br />

ist nur für <strong>die</strong> Erprobung vor dem ersten<br />

Langzeitbesuch vorgesehen. 2 Monate finden<br />

Besuche im freundlich-wohnlich gestalteten<br />

Flur der Besuchsabteilung statt,<br />

in dem es eine Kinderspielecke gibt. Läuft<br />

alles regelgemäß ab, muss der Inhaftierte<br />

erneut den Langzeitbesuch beantragen.<br />

Ablauf<br />

Eine Stunde vor dem Langzeitbesuch<br />

wird der Inhaftierte auf Kammer umgekleidet.<br />

Vor- und nachher werden <strong>die</strong><br />

Räume mit den Be<strong>die</strong>nsteten abgenommen,<br />

<strong>die</strong> stolz feststellen: »Bisher ist noch<br />

nichts kaputt gegangen.« Zur Einweisung<br />

gehören <strong>die</strong> Funktionen von Küche, Sanitärbereich<br />

und Notrufanlage, über <strong>die</strong> im<br />

Notfall rasch Be<strong>die</strong>nstete zu Hilfe gerufen<br />

werden können. Anschließend wird der<br />

Inhaftierte mit seinem Besuch für drei unbeaufsichtigte<br />

Stunden eingeschlossen.<br />

Der Besuch darf nichts mitbringen,<br />

nur im üblichen Rahmen kann an den<br />

Automaten eingekauft werden. Der Inhaftierte<br />

darf aber über den Einkauf bezogene<br />

Waren für gemeinsames Kochen mitbringen.<br />

Auf <strong>die</strong> Zelle zurück dürfen aber nur<br />

verschlossene Packungen, alles Angebrochene<br />

muss der Besuch mit raus nehmen.<br />

Einmal monatlich kann solch ein Besuch<br />

stattfinden; alle weiteren Besuche finden<br />

dann wieder in Stufe II statt.<br />

Zukünftig werden es mehr Langzeitbesuche:<br />

maximal kann <strong>die</strong> Besuchsabteilung<br />

in jeder Woche 24 Langzeitbesuche durchführen.<br />

[ws]<br />

10 ULMER ECHO 2-2012

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