Filmtage auch in Homburg - In-4mation
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Sie benutzen Hammer, Meißel<br />
und Säge, um rostige Schiffsbäuche<br />
aufzureißen, die scharfkantigen<br />
Stahlreste schleppen<br />
sie von Hand davon: Männer <strong>in</strong><br />
Flip-Flops r<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Bangladesch<br />
mit stählernen Ozeandampfern.<br />
Unter extrem harten Bed<strong>in</strong>gungen<br />
wracken Arbeiter dort<br />
Schiffe ab – im so genannten<br />
„Ship Break<strong>in</strong>g Yard“.<br />
Im „Ship Break<strong>in</strong>g Yard“ s<strong>in</strong>d das Tagelöhner<br />
aus dem Norden Bangladeschs,<br />
die zum Überleben an die Küsten kommen.<br />
Sie werden von Kontaktpersonen<br />
der Abwrack-<strong>In</strong>dustrie angeworben und<br />
fliehen so vor der Armut zu Hause, wo<br />
sie <strong>in</strong> der Landwirtschaft arbeiten. E<strong>in</strong>ige<br />
Monate im Jahr leben sie geme<strong>in</strong>sam<br />
<strong>in</strong> Hütten aus Schrott und Holz, schuften<br />
den Tag über und verdienen weniger als<br />
zwei Euro am Tag.<br />
Das ist <strong>auch</strong> <strong>in</strong> Bangladesch wenig,<br />
wenn Miete und Essen bezahlt s<strong>in</strong>d –<br />
falls es überhaupt e<strong>in</strong>e Mahlzeit gibt –<br />
bleibt fast nichts übrig. Es ist e<strong>in</strong>e<br />
Foto-Ausstellung<br />
So ist es billiger, so stimmen die Gew<strong>in</strong>ne<br />
für die ehemaligen Besitzer der<br />
Schiffe <strong>in</strong> der Ersten Welt, die verschiedenen<br />
Zwischenhändler und die Unternehmer<br />
an der Küste Bangladeschs:<br />
Statt schwerer Masch<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d es verarmte<br />
Arbeiter, die ausrangierte Schiffe<br />
zerlegen. Die Verluste werden von den<br />
Profiteuren akzeptiert oder ausgeblendet:<br />
Es s<strong>in</strong>d die Arbeiter, die ihre Gesundheit,<br />
ihre Arbeitskraft und ihr Leben<br />
im täglichen Schlamm zerstören,<br />
deren Familien und die Umwelt, die e<strong>in</strong>er<br />
Katastrophe aus Öl, Benz<strong>in</strong>, Blei und<br />
Asbest entgegensieht.<br />
Saiful Huq hat das Leben dieser Arbeiter<br />
mit se<strong>in</strong>er Fotokamera festgehalten. Es<br />
s<strong>in</strong>d fasz<strong>in</strong>ierende Aufnahmen körperlicher<br />
Schwerstarbeit unter brutalen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
– trotzdem lächelt mancher<br />
Arbeiter, sie leben. Er zeigt die Ausgebeuteten<br />
mit ihren Falten, ihrem<br />
Schweiß und ihren Blicken. Er will die<br />
unmenschliche Realität abbilden, die oft<br />
ignoriert wird oder denen unbekannt<br />
ist, die e<strong>in</strong>st auf den Luxusl<strong>in</strong>ern Urlaub<br />
machten oder denen Bananen <strong>in</strong> die Küche<br />
gebracht wurden. So versteht Saiful<br />
Huq se<strong>in</strong>e Arbeit, denn er sieht sich als<br />
„Foto-Aktivist“ und will mit se<strong>in</strong>en Bildern<br />
dazu beitragen, e<strong>in</strong>e bessere Welt<br />
zu schaffen. Er kommt selbst aus<br />
Bangladesch, wurde dort 1980 geboren<br />
und arbeitet seit 2005 als Fotograf. Se<strong>in</strong>e<br />
Fotos dokumentieren und erzählen<br />
Geschichten, sie rücken die <strong>in</strong>s Bild, die<br />
sonst schweigen.<br />
erfolglose Flucht, aber es gibt für sie<br />
ke<strong>in</strong>e Alternative. Mit e<strong>in</strong>igen <strong>In</strong>vestitionen<br />
der Unternehmen ließen sich zum<strong>in</strong>dest<br />
die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen deutlich<br />
verbessern.<br />
Drei Millionen Menschen leben <strong>in</strong><br />
Bangladesch heute von dieser Arbeit.<br />
Wenn es sich für die Unternehmen<br />
lohnt, werden es nicht weniger und die<br />
Situation der Arbeiter bleibt gleich, außer:<br />
Die Menschen f<strong>in</strong>den andere Möglichkeiten,<br />
ihr Überleben zu sichern.<br />
Vielleicht ändert sich etwas an der Situation<br />
im „Ship Break<strong>in</strong>g Yard“ auf Druck<br />
von außen? Filme wie „Eisenfresser“ des<br />
Regisseurs Shaheen Dill-Riaz oder Kampagnen<br />
von Greenpeace und anderen<br />
Nicht-Regierungsorganisationen wollen<br />
hierzu beitragen. Genauso wie die Fotos<br />
Saiful Huqs – bis sich etwas tut, bleiben<br />
sie erschreckend aktuell.<br />
E<strong>in</strong>e Ausstellung der Fotos Saiful Huqs<br />
mit dem Titel „Life <strong>in</strong> the Ship Break<strong>in</strong>g<br />
Yard“ zeigt die Arbeitskammer parallel<br />
zu den AK-<strong>Filmtage</strong>n (siehe Seite 2)<br />
vom 21. bis 25. September <strong>in</strong> der<br />
„Nauwieser 19“ <strong>in</strong> Saarbrücken; anschließend,<br />
vom 29. September bis<br />
30. Oktober, im „Haus der Beratung“<br />
der Arbeitskammer, Trierer Str. 22 <strong>in</strong><br />
Saarbrücken. Die Schirmherrschaft<br />
haben die Oberbürgermeister<strong>in</strong> der<br />
Stadt Saarbrücken, Charlotte Britz, und<br />
Berthold Huber, der 1. Vorsitzende der<br />
IG Metall – der E<strong>in</strong>tritt ist frei.<br />
<strong>In</strong>fos zum „Ship Break<strong>in</strong>g Yard“:<br />
www.saifulhuq.com,<br />
www.eisenfresser-film.de,<br />
www.shipbreak<strong>in</strong>gplatform.com<br />
Text: Stefan Kerber<br />
8 Fotos: Saiful Huq<br />
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