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Zum Spanischen Bürgerkrieg - Arbeiterstimme

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10 <strong>Arbeiterstimme</strong><br />

Herbst 2006<br />

Arbeitslose und offene Stellen im<br />

Vergleich Juni-Juli 2006<br />

Grafik 3<br />

Die Massenkaufkraft nimmt<br />

durch „moderate“ Lohnerhöhungen<br />

bzw. sogar Absenkungen (Teile des<br />

öffentlichen Dienstes), die Teuerung,<br />

die Ausweitung des Niedriglohnbereichs<br />

unverändert ab.<br />

Folge: Die Arbeitslosigkeit bleibt<br />

auf hohem Niveau. Zwar ist per Ende<br />

Juli eine leichte Abnahme in der Statistik<br />

zu verzeichnen (vgl. Grafik 3).<br />

Doch die Vergleichbarkeit mit den<br />

Vorjahren ist nur sehr bedingt gegeben:<br />

So werden die 1-Euro-Jobber (rd.<br />

250.000) nicht mehr als Arbeitslose gezählt,<br />

so fallen durch bessere Aktualität<br />

der Software mehr Kranke aus der<br />

Statistik, da sie ja dem Arbeitsmarkt<br />

nicht zur Verfügung stehen, so erscheinen<br />

ca. 170.000 Langzeitarbeitslose<br />

nicht mehr in den Zahlen der Bundesagentur,<br />

weil sie (noch) keinen Anspruch<br />

auf Arbeitslosengeld 2 haben<br />

(z. B. wenn ihre Ersparnisse noch über<br />

den Grenzen von Hartz IV liegen u.<br />

a.). Das alles macht sich sehr hübsch<br />

in der Statistik – es ändert aber nichts<br />

an der hohen Erwerbslosigkeit, an der<br />

zunehmenden Verarmung großer Teile<br />

der Bevölkerung (wenn auch auf<br />

höherem Niveau als in den 1920er und<br />

1930er Jahren), und es ändert nichts<br />

an den langfristig sinkenden Einnahmen<br />

des Staats und der Sozialkassen.<br />

Die meisten Wirtschaftsinstitute<br />

versuchen dem Kapital und seiner Regierung<br />

beizuspringen, indem – streng<br />

wissenschaftlich natürlich – ständig der<br />

Aufschwung und sinkende Arbeitslosenzahlen<br />

prognostiziert werden. Doch<br />

auch das nutzt sich ab (vgl. Grafik 4).<br />

Im folgenden wird auf die<br />

bereits beschlossenen, teilweise am 1.<br />

7. 2006 in Kraft getretenen Umverteilungsmaßnahmen<br />

eingegangen.<br />

Haushaltsergänzungsgesetz<br />

„Die Lage der Haushalte von<br />

Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen<br />

hat sich seit Mitte<br />

der neunziger Jahre ständig verschlechtert.“<br />

Das stellt der Koalitionsvertrag<br />

zwischen CDU, CSU und SPD<br />

zutreffend fest (S. 75). Nicht nur absolut<br />

sondern auch im Verhältnis zum<br />

BIP steigt die Staatsverschuldung<br />

kontinuierlich an (vgl. Grafik 5).<br />

Mehrwertsteuer<br />

Arbeitslose Quote Offene Stellen*<br />

Juni 4 397158 10,5 % 580 683<br />

Juli 4 386 143 10,5 % 627 343<br />

*bei der Bundesargentur für Arbeit gemeldete Stellen<br />

Der Haushaltssanierung für<br />

Bund und Länder soll in erster Linie<br />

die Erhöhung des Umsatzsteuersatzes<br />

von 16 auf 19 % (Regelsatz) zum<br />

1. 1. 2007 dienen. Daß die Mehreinnahmen<br />

teilweise zur Senkung von Sozialbeiträgen<br />

verwendet werden sollen,<br />

ist in letzter Zeit nur noch zur Arbeitslosenversicherung<br />

aber<br />

sonst nicht mehr zu hören.<br />

Diese indirekte<br />

Steuer trifft besonders<br />

die Bezieher niedriger<br />

Einkommen, die den<br />

größten Teil ihres Geldes<br />

für den Konsum<br />

ausgeben müssen; sie<br />

trifft am wenigsten diejenigen,<br />

die große Teile<br />

ihrer hohen Einnahmen „sparen“,<br />

d. h. ohne Mehrwertsteuer in Immobilien,<br />

Finanzanlagen u. a. anlegen<br />

können.<br />

Grafik 4<br />

Wirtschaftswachstum in<br />

Deutschland in Prozent<br />

2,7<br />

0,8<br />

prognostiziertes Wachstum;<br />

jeweils im Herbstgutachten<br />

des Vorjahres<br />

tatsächliches Wachstum (für<br />

2005 Schätzung des Ifo-<br />

Instituts Dez. 2005)<br />

1,3 1,4<br />

0,1<br />

-0,2<br />

korrigierte Prognosen:<br />

1,7<br />

0,6<br />

1,4<br />

bis<br />

1,7<br />

1,5<br />

0,9 1,2<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Die Mehrwertsteuererhöhung<br />

verteuert die Preise (Ausnahme: Waren<br />

die dem ermäßigten Steuersatz<br />

unterliegen, z. B. die meisten Lebensmittel)<br />

und heizt damit die allgemeine<br />

Teuerung zusätzlich an. Auch mit<br />

vorgezogenen Preiserhöhungen ist<br />

zu rechnen, wenn Unternehmen<br />

glauben, diese durchsetzen zu können.<br />

Die Erhöhung verringert die<br />

Massenkaufkraft und wirkt steigendem<br />

Konsum, der Realisierungsmöglichkeit<br />

für zusätzlich erzeugte<br />

Waren im Inland und damit der Bereitschaft<br />

der Unternehmer zu Erweiterungsinvestitionen,<br />

bei denen<br />

auch zusätzliche Arbeitsplätze entstehen<br />

können, entgegen (vgl. auch<br />

<strong>Arbeiterstimme</strong> Nr. 152, S. 5, „Die angekündigte<br />

Mehrwertsteuererhöhung“).<br />

Sie ist ein wesentlicher Teil<br />

weiterer Umverteilungspolitik von<br />

unten nach oben. Sie trägt dazu bei,<br />

die Reichen reicher und die Armen<br />

ärmer zu machen.<br />

„Steuervereinfachung“<br />

Gleichzeitig werden „Privilegien“<br />

abgebaut. Die Pendlerpauschale<br />

wird nur noch bei Entfernungen<br />

zum Arbeitsplatz von mehr als 20 km<br />

steuermindernd anerkannt. Nun<br />

müssen die Fahrtkosten zur Arbeitsstätte<br />

unter 20 km einzeln nachgewiesen<br />

werden. In vielen Fällen wird<br />

das zu höherer Lohnsteuer, also zur<br />

Verringerung des Nettolohns führen.<br />

Die so oft beschworene Mobilität und<br />

Flexibilität der Lohnabhängigen<br />

wird wieder mal bestraft.<br />

Lohnzuschläge für Sonn- Feiertags-<br />

und Nachtarbeit waren bisher<br />

von Sozialversicherungsbeiträgen<br />

befreit. Ab 1. 7. gilt dies nur noch bis<br />

zu 25,– Euro/Stunde.<br />

Verschlechterungen beim<br />

Arbeitslosengeld (Alg) 2<br />

Unverheiratete Arbeitslose unter<br />

25 Jahren werden in die Bedarfsgemeinschaft<br />

ihrer Eltern gezwungen.<br />

Einkommen (einschließlich Kindergeld)<br />

und eventuelle Ersparnisse<br />

der Eltern werden häufig die Verweigerung<br />

des Alg 2 an die jungen Arbeitslosen<br />

bedeuten. Außerdem gibt<br />

es nur noch 80 % des Regelsatzes für<br />

diese jungen Arbeitslosen.<br />

Zwar sind Eltern ihren Kindern<br />

gegenüber nach dem Bürgerlichen

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