Zum Spanischen Bürgerkrieg - Arbeiterstimme
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Herbst 2006<br />
Bildung als Ware<br />
<strong>Arbeiterstimme</strong><br />
Die aktuellen bildungspolitischen Entwicklungen im<br />
Hochschulbereich lassen Bildung zur Ware verkommen und<br />
ermöglichen dem Kapital enorme Profite.<br />
17<br />
Die Umstrukturierungsprozesse<br />
der<br />
letzten Jahrzehnte<br />
im Hochschulbereich haben die<br />
Strukturen an den Hochschulen<br />
und das Studium grundlegend<br />
verändert. In der Tendenz findet<br />
die Privatisierung des bislang<br />
weitgehend staatlichen Hochschulenwesens<br />
statt. Nicht nur, dass in<br />
der BRD bereits ehemals staatliche<br />
Hochschulen in Stiftungen überführt<br />
wurden, wird seit einigen<br />
Jahren intensiv daran gearbeitet die<br />
Hochschulen betriebswirtschaftlich<br />
zu führen. Die Organisation<br />
und Verwaltung des umstrukturierten<br />
Studienbetriebes übernehmen<br />
im zukünftigen ‘Unternehmen<br />
Hochschule´ die Studienleitungen<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
dem Kapital.<br />
Die Einführung von kostenpflichtigen<br />
Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
ist ein Teil dieses<br />
Prozesses, der Kinder aus sozial<br />
schlechter gestellten Familien noch<br />
weiter als bisher von höherer Bildung<br />
ausschließt und Teilen des Mittelstands<br />
die Aufnahme eines Studiums<br />
enorm erschwert. Der Regelabschluss<br />
wird für die Studierenden, aufgrund<br />
hoher Zugangsvoraussetzungen für<br />
den Masterstudiengang (u.a. deutlich<br />
höhere Gebühren), der Bachelor. Die<br />
Mehrheit der Studierenden wird damit<br />
im Vergleich zum Diplomstudium<br />
eine verkürzte Studienzeit haben.<br />
Dadurch ist nicht nur der Verlust an<br />
München, Oktober 2003, Jubel-Demo<br />
„Sozialabbau ist Geil“<br />
Ausbildungsqualität zu befürchten,<br />
sondern aufgrund sinkender Reproduktionskosten<br />
ebenso eine weitere<br />
Lohnsenkung zu erwarten. Die Beschäftigten<br />
an den Hochschulen haben<br />
im Zusammenhang mit den Privatisierungsprozessen<br />
ebenfalls wenig<br />
Positives zu erwarten. Wie schon<br />
aus anderen Bereichen, z.B. der Privatisierung<br />
von Post und Bahn bekannt,<br />
verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen<br />
zunehmend. Die<br />
Bachelor- und Masterstudiengänge<br />
führen außerdem zu einer weiteren<br />
Verschulung des Studiums. Sie<br />
sind modular aufgebaut, was bedeutet,<br />
dass das Studium in einzelne<br />
jeweils für sich abgeschlossene,<br />
thematisch und zeitlich festgelegte<br />
Lehr- und Lerneinheiten<br />
gegliedert ist. Die Lehrinhalte sind<br />
stärker als bisher auf den Bedarf<br />
des Arbeitsmarkts zugeschnitten<br />
und der Lehr- und Lernaufwand<br />
zeitlich knapp gefasst. Im Falle der<br />
kostengünstigeren Bachelorstudiengänge<br />
kommt hinzu, dass der<br />
Unterricht mangels Ressourcen<br />
(Personal, Räume etc.) in größeren<br />
Gruppen stattfindet.<br />
Die veränderte Lage wird<br />
kritisches Denken an den Hochschulen<br />
weiter erschweren. Denn<br />
für die Gewährleistung einer freien<br />
Forschung und Lehre zum Nutzen<br />
aller Menschen und für ein demokratisches<br />
Bildungssystem, das<br />
die Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung<br />
befriedigt, muss jedem<br />
Menschen der Zugang zu höherer<br />
Bildung möglich sein und das Geschehen<br />
an den Hochschulen von<br />
Delegierten aller Mitglieder der<br />
Hochschule in paritätisch besetzten<br />
und gewählten Gremien bestimmt<br />
werden.<br />
Obwohl weder das eine noch<br />
das andere verwirklicht wurde, geschweige<br />
denn eine Realisierung dieser<br />
Forderungen geplant ist, sind sich<br />
sämtliche ideologischen Kräfte darin<br />
einig, dass angeblich die Befriedigung<br />
gesellschaftlicher Bedürfnisse<br />
im Vordergrund steht. Um dies zu<br />
erreichen, soll unter anderem das<br />
höhere Bildungswesen unter gesellschaftliche<br />
Kontrolle gestellt werden.<br />
Als Beispiel dafür, wie gesellschaftlicher<br />
Einfluss an Hochschulen zu ermöglichen<br />
ist, werden Kuratorien genannt,<br />
in denen die gesellschaftlich<br />
relevanten Interessensgruppen vertreten<br />
sein sollen. Von gewerkschaftlicher<br />
Seite ist dazu mitunter zu lesen:<br />
„Zu diesem Zweck sind auf<br />
Hochschul-, Landes- und Bundesebe-