07.11.2013 Aufrufe

Zum Spanischen Bürgerkrieg - Arbeiterstimme

Zum Spanischen Bürgerkrieg - Arbeiterstimme

Zum Spanischen Bürgerkrieg - Arbeiterstimme

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Herbst 2006<br />

<strong>Arbeiterstimme</strong><br />

<strong>Zum</strong> <strong>Spanischen</strong> <strong>Bürgerkrieg</strong><br />

(1936 - 1939)<br />

„Wir haben gesehen, wie das Festhalten an der Ministerschaft Millerands die<br />

Sozialisten gezwungen hat, die Allianz mit dem Radikalismus (damalige<br />

bürgerlich-republikanische Partei, Anmerkung des Verfassers) zur festen Basis ihrer<br />

ganzen Taktik zu machen und deshalb den revolutionären Klassenkampf immer<br />

mehr einzuengen und zu verleugnen.<br />

Erst fielen die sozialistische Kritik an der Regierung und die politische<br />

Aufklärungsarbeit im Lande fort, und der politische Kampf wurde auf das<br />

Parlament konzentriert. Dann wurde im Parlament selbst die Opposition<br />

preisgegeben.“<br />

Rosa Luxemburg, 1899<br />

21<br />

Die Republik<br />

Nachdem die Kommunalwahlen<br />

im April 1931 antimonarchistische<br />

Mehrheiten erbracht hatten, verlor<br />

König Alfonso XIII die Lust an seinem<br />

Königreich und setzte sich ins Ausland<br />

ab – ohne Abdankung oder sonstige<br />

Verfügungen. Nun war sie da, die<br />

Republik, ohne Revolution, Aufstände<br />

oder Volksentscheide.<br />

Die Republik – von großen Teilen<br />

des Bürgertums und auch der<br />

Unterschichten ersehnt als Beginn<br />

politischer und sozialer Fortschritte;<br />

von der Kirche und ihren Gläubigen,<br />

den Großgrundbesitzern und anderen<br />

Reaktionären wie den Karlisten<br />

verteufelt als Untergang des christlichen<br />

Spanien und seiner (idealisierten)<br />

großen Geschichte. Beide Vorstellungen<br />

waren weit von den realen<br />

Möglichkeiten entfernt.<br />

Die soziale Situation<br />

Nicht nur in den politischen<br />

Erwartungen und Ängsten war<br />

Spanien ein gespaltenes Land. 70%<br />

der Erwerbstätigen waren in der<br />

Landwirtschaft beschäftigt. Davon<br />

die Mehrzahl als besitzlose Landarbeiter<br />

oder Kleinpächter. Nur im<br />

Norden (Navarra) und im mittleren<br />

Spanien gab es Bauern. Im Süden<br />

war Großgrundbesitz vorherrschend.<br />

In Andalusien beherrschten<br />

rd. 50.000 meist adlige Großgrundbesitzer<br />

rd. 2 Millionen<br />

Landarbeiter.<br />

Industrielle Großbetriebe gab<br />

es im Baskenland und Katalonien<br />

(Schiffbau). In Asturien fand Bergbau<br />

in großem Umfang statt. Die<br />

Mehrzahl der größeren Betriebe<br />

war in ausländischem (vor allem<br />

englischem und französischem) Besitz.<br />

Ansonsten überwog in den Städten<br />

Handwerk, Manufaktur und kleine<br />

Industrie.<br />

Von der erwerbsfähigen Bevölkerung<br />

werden 4-5 Millionen armen<br />

Landarbeitern und Kleinpächtern, 3-<br />

4 Millionen den Arbeitern, Kleingewerbetreibenden,<br />

Handwerkern zugerechnet.<br />

Diesen rd. 8 Millionen<br />

standen etwa 2 Millionen Mittelständler<br />

(Bauern, Kaufleute und<br />

Kleinkapitalisten) und rd. 1 Million<br />

der Oberschicht (Großgrundbesitzer,<br />

einheimische Kapitalisten, höhere<br />

Geistliche, Beamte und Offiziere) gegenüber.<br />

Katholische Schulen spielten<br />

eine große Rolle. Die staatlichen<br />

Grundschulen waren schlecht ausgestattet.<br />

Deshalb war ungefähr die<br />

Hälfte der Spanier Analphabeten -<br />

natürlich mit Schwerpunkt in den<br />

Unterschichten. Höhere Schul- bzw.<br />

Universitätsbildung stand fast ausschließlich<br />

Kindern (meist Söhnen)<br />

aus der Mittel- und Oberschicht offen.<br />

Kirche<br />

In der spanischen Geschichte<br />

spielte die katholische Kirche eine<br />

noch größere Rolle als im übrigen<br />

Europa. Sie unterstützte immer die<br />

jeweils reaktionärsten Kräfte der Gesellschaft.<br />

Über die konfessionellen<br />

Schulen, über die ca. 5.000 Klöster<br />

und über deren beträchtlichen<br />

Grundbesitz nahm sie Einfluß auf<br />

Gesellschaft und Politik. Im <strong>Bürgerkrieg</strong><br />

unterstützte der hohe Klerus<br />

bedingungslos die Putschisten.<br />

Schon im Oktober 1936 erkannten<br />

die Bischöfe die nationale Junta in<br />

Burgos unter dem Generalissimus<br />

Franco als rechtmäßige Regierung<br />

an. Mehrere Autoren (Reventlow,<br />

Thomas) bestätigen aber auch,<br />

daß manche Pfarrer analphabetische<br />

Arbeiter bei Schriftwechsel<br />

mit Behörden usw. unterstützten<br />

und auch sonst soziales Engagement<br />

zeigten. Naturgemäß kann<br />

es keine zahlenmäßigen Angaben<br />

über den Anteil dieser Geistlichen<br />

am gesamten Klerus geben. In höheren<br />

Rängen tauchen fortschrittliche<br />

Priester jedenfalls nicht auf.<br />

Die erste Koalition 1931-<br />

1933<br />

Antiklerikale liberale Gruppen<br />

und die Sozialistische Partei<br />

bildeten die erste republikanische<br />

Regierung unter dem Ministerpräsidenten<br />

Azaña. Die kleine kommunistische<br />

Partei, bis 1935 noch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!