Effekte von Habitatzerstörung - Fragmentierung - Isolation
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Hintergrund<br />
Erhaltung der Gefleckten Schnarrschrecke (Bryodema tuberculata)<br />
Ein Beispiel <strong>von</strong> Naturdynamik-Schutz im Zusammenspiel mit einer Metapopulation<br />
Die gefleckte Schnarrschrecke (Bryodema tuberculata, Abb. 1) tritt in Mitteleuropa entlang <strong>von</strong><br />
Bächen und Flüssen der Nordalpen auf. Sie besiedelt als ausgesprochen xerothermophile Art<br />
ausschliesslich vegetationsarme Kiesbänke. Diese sind ständigen Veränderungen unterworfen:<br />
Fortschreitende Sukzession verringert auf den einzelnen Kiesbänken den Lebensraum für B.<br />
tuberculata, was letztlich zu lokalem Aussterben führen kann. Andererseits entstehen infolge<br />
extremer Hochwasser immer wieder<br />
neue Kiesbänke oder bestehende Kiesbänke werden<br />
umgelagert. B. tuberculata kann als Metapopulation<br />
überleben, wenn sich die Aussterbe- und<br />
Neubesiedlungsprozesse ihrer Subpopulationen<br />
ausgleichen (Reich 1991a). Die natürliche<br />
Flussdynamik in den alpinen Flusslandschaften war<br />
in der Vergangenheit offensichtlich so beschaffen,<br />
dass B. tuberculata hunderte, wahrscheinlich sogar<br />
tausende <strong>von</strong> Jahren überleben konnte.<br />
Abb. 1: Bryodema tuberculata. Rötliche<br />
Hinterflügel. Seitenkiele fehlen. Mittelkiele<br />
nur vorn deutlich, Scheibe des Halsschildes<br />
sehr flach, hinten recht- oder stumpfwinklig.<br />
Oberfläche rau.<br />
Heute kommt B. tuberculata im Alpenraum nur<br />
noch in wenigen Refugien vor, denn fast überall ist<br />
mit den Wildflusslandschaften auch diese<br />
Heuschreckenart verschwunden. Verantwortlich<br />
dafür sind vor allem Eingriffe des Menschen in die<br />
Flussdynamik durch Längs- und Querbauten<br />
(Gewässerkorrekturen). In der Schweiz ist die Art<br />
ausgestorben, in Deutschland ist sie RL-Kategorie 1<br />
(vom Aussterben bedroht), in Europa gilt sie als<br />
selten.<br />
Abb. 2: Räumliche Verteilung<br />
der Sub-populationen der Heuschreckenart<br />
B. tuberculata auf<br />
Kiesbänken und Kiesbankbereichen<br />
in einem<br />
Vorkommen an der Oberen Isar<br />
(nach Reich 1991b).<br />
Um die letzten existierenden Populationen langfristig zu schützen, müssen deren<br />
Überlebenschancen unter den jetzigen Verhältnissen und auch nach möglichen zukünftigen<br />
Veränderungen der Flussdynamik beurteilt werden. Dazu ist ein Simulationsmodell entwickelt