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Johler und Rädler - Gmv-lindenberg.de

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Alt-Goßholz erzählt Käsegeschichte 4/2013<br />

Die Lin<strong>de</strong>nberger Käsehändler <strong>Johler</strong> <strong>und</strong> <strong>Rädler</strong> in Nördlingen<br />

Von Georg Grübel<br />

Der Goßholzer Franz Xaver Stadler (1748 – 1815) hat 1799 1 seine seit 1781 2 bekannte Käse-Han<strong>de</strong>lscompagnie<br />

in Ulm auf die Reichsstadt Nördlingen ausgeweitet. Nördlingen, auf halbem Weg zwischen Ulm<br />

<strong>und</strong> Nürnberg gelegen, war damals ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lszentrum im Schnittpunkt <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsstraßen<br />

von Frankfurt <strong>und</strong> Würzburg nach Augsburg, <strong>und</strong> von Nürnberg zum Bo<strong>de</strong>nsee. Stadlers Compagnon in <strong>de</strong>r<br />

Firma war jetzt nicht mehr <strong>de</strong>ssen Schwager Anton <strong>Rädler</strong>, <strong>de</strong>r 1786 verstorben war,<br />

son<strong>de</strong>rn sein Schwiegersohn Joh. Georg Anton <strong>Rädler</strong>, Sohn von Anton <strong>Rädler</strong>, geb. 1772, verheiratet mit<br />

Stadlers Tochter Karoline, geb. 1776, bei<strong>de</strong> in Goßholz.<br />

Zu dieser Käsecompagnie gehörte auch ein Käsehan<strong>de</strong>l vor Ort in Nördlingen. Diese Käsehandlung<br />

wur<strong>de</strong> von Joh. Martin <strong>Johler</strong> aus Goßholz geführt, <strong>de</strong>r seit 1787 mit Anna Maria <strong>Rädler</strong>, <strong>de</strong>r Schwester von<br />

Joh. Georg Anton <strong>Rädler</strong> verheiratet war, <strong>de</strong>m Teilhaber <strong>de</strong>r Stadlerschen Käsecompagnie von 1799. Martin<br />

<strong>Johler</strong> (1760 – 1828) erwarb 1821 das Haus Baldingergasse 1 in Nördlingen. Nach <strong>de</strong>ssen Tod, heiratete Joh.<br />

Georg Alois <strong>Rädler</strong> aus Goßholz, Sohn von Joh. Georg Anton <strong>Rädler</strong> (<strong>und</strong> Enkel von F.X. Stadler), seine<br />

gleichaltrige Cousine Gertraud <strong>Johler</strong> in Nördlingen <strong>und</strong> übernahm 1828 mit einer Ablöse von 1.800 Gul<strong>de</strong>n<br />

das Haus in <strong>de</strong>r Baldingergasse <strong>und</strong> <strong>de</strong>n <strong>Johler</strong>schen Käsehan<strong>de</strong>l.<br />

Joh. Georg Alois <strong>Rädler</strong>, geb. 21. Juni 1803 in Goßholz, gest. 15. April 1873 in Nördlingen kam als<br />

Käsehändler <strong>und</strong> politischer Kopf in Nördlingen zu hohem Ansehen. Er war dort eine <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />

Persönlichkeiten zwischen 1848 <strong>und</strong> 1873. So war er u.a. von 1848 bis 1857 Mitglied im Kollegium <strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong>bevollmächtigten. Zitate 3 : „Seit August 1848 Mitglied <strong>und</strong> bald erster Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s damals neu<br />

gegrün<strong>de</strong>ten freisinnig-nationalen Nördlinger Volksvereins, <strong>de</strong>s Sammelbeckens aller <strong>de</strong>r neuen Bewegung<br />

zugewandten Kräfte in <strong>de</strong>r Stadt, … Wortführer in <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit einer reaktionären Gruppe in<br />

<strong>de</strong>r Stadt. Offizier <strong>de</strong>r Landwehr <strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>r in mehreren Vereinen. Mit Vollbart <strong>und</strong> Schlapphut <strong>de</strong>r<br />

Typus <strong>de</strong>s „Volksmannes“ dieser Zeit.“<br />

Zeittafel <strong>Johler</strong> / <strong>Rädler</strong> in Nördlingen, nachgewiesen 4<br />

1821 Martin <strong>Johler</strong> Käsehändler, kauft „ein dreistöckiges Wohnhaus samt Traufrecht“<br />

um 1.500 fl [Nov. 28] (heute: Baldingerstraße 1).<br />

1828 Anna Maria <strong>Johler</strong>, geb. <strong>Rädler</strong>, Witwe <strong>de</strong>s Käshändlers <strong>Johler</strong> übergibt um 1.800 fl an Alois <strong>Rädler</strong>,<br />

Kaufmann, Wohnhaus nebst Traufrecht [Dez. 5].<br />

Deren Tochter Gertraud heiratet Alois <strong>Rädler</strong>.<br />

1839 Alois <strong>Rädler</strong> verkauft „aus freier Hand“ das Wohnhaus mit Traufrecht<br />

an Gebele (Göbelen) Josef, Glaser, um 2.200 fl.<br />

Baldingergasse 1: Sog. Haus „Der Stock“: dreigeschossiger<br />

giebelständiger Fachwerkbau mit vorkragen<strong>de</strong>n Obergeschossen,<br />

teilweise verputzt, im Kern spätes 15. Jh.,<br />

1666 überarbeitet. 1466 taucht erstmals <strong>de</strong>r Hausname<br />

„Stock“ auf.<br />

Haus „Der Stock“, rechts im Bild:<br />

1839 Alois <strong>Rädler</strong>, Kaufmann [Käsehändler], Gemein<strong>de</strong>bevollmächtigter, kauft von <strong>de</strong>n Erben <strong>de</strong>s<br />

Stadtkämmerers Friedrich Klein um 3.600 fl das Wohnhaus „Hohes Haus“ (heute: Marktplatz 17)<br />

nebst Zubehör <strong>und</strong> Hofraum, die Hälfte <strong>de</strong>s Nebenwohn- o<strong>de</strong>r Hinterhauses <strong>und</strong> Garten [Jan. 5].<br />

1873 Alois <strong>Rädler</strong> stirbt im Alter von 70 Jahren. Seine Witwe Christiane aus zweiter Ehe <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Sohn<br />

August, führen das Geschäft „Alois <strong>Rädler</strong>“ bis 1910 weiter.<br />

1910 August <strong>Rädler</strong> stirbt im Alter von 47 Jahren.<br />

1930 Das Anwesen bleibt bis 1930 im Besitz <strong>de</strong>r Familie <strong>Rädler</strong>; letzte Besitzerin ist<br />

Thekla <strong>Rädler</strong>, Privatiere, keine Nachkommen.<br />

1 Carl Wachter in: Geschichte <strong>de</strong>r Allgäuer Milchwirtschaft, Kempten 1955, S. 29.<br />

Auch: Brief Carl Wachter an L. Kleinle 28.5.1944, Stadtarchiv Lin<strong>de</strong>nberg.<br />

2 Speditionsfrachtbrief, Stadtarchiv Lin<strong>de</strong>nberg.<br />

3 aus einer Würdigung von Alois <strong>Rädler</strong> durch <strong>de</strong>n ehemaligen Nördlinger Oberbürgermeister<br />

Dr. Hermann Keßler in: „Rieser Biographien“, 1993.<br />

4 nach Informationen aus <strong>de</strong>m Stadtarchiv Nördlingen (Dr. Wilfried Sponsel)


Die Bezeichnung 'Hohes Haus' wird von <strong>de</strong>r turmartigen<br />

Form <strong>de</strong>s Baus mit seinen 35 Metern Höhe <strong>und</strong> 9<br />

Stockwerken abgeleitet. Es steht in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>r hochmittelalterlichen<br />

Wohntürme <strong>und</strong> trägt auch <strong>de</strong>n Namen<br />

'<strong>Rädler</strong>haus' - nach Alois <strong>Rädler</strong>, einem Käsehändler <strong>und</strong><br />

Bankagenten, <strong>de</strong>r als freisinniger Politiker im Jahr 1848<br />

eine wichtige Rolle in Nördlingen spielte.<br />

Das „Hohe Haus“ heute:

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